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Diverses:Tote Clowns riechen komisch

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WICHTIGER HINWEIS!
Weder die Stupidedia noch der Autor dieses Artikels wollen Gewalt gegen Leben in irgendeiner Form verherrlichen! Der folgende Text ist lediglich eine skurrile Art von Humor und kein Aufruf zu Tierquälerei, Mord, Totschlag oder zur Zerstörung der abendländischen Zivilisation! Ja, es wird brutal und eklig. Lesen Sie aus diesem Grunde am besten gar nicht erst weiter, wenn Sie in dieser Hinsicht empfindlich sind! Wenn Sie es nicht sind, wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Lesen, Sie Barbar!
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Hinweis
Diese Erzählung ist in österreichischem Deutsch verfasst, da alle Protagonisten Österreicher sind und diese Sonderform der deutschen Sprache sprechen. Alle Begriffe und Ausdrücke, die sich vom Standarddeutsch unterscheiden, werden aber für den deutschen und schweizer Leser noch einmal mit adäquaten Standarddeutschem Synonym im Glossar übersetzt.
Bitte beachten Sie auch die Musikempfehlung

Eine tiefe, leicht kratzige Stimme: Mein Name ist Michael Hemmer, doch das ist unwichtig. Alle nennen mich einfach Dirty Mike. Ich verdiene mein Geld als Privatdetektiv und bin richtig gut darin. Ich mache nämlich keine halben Sachen. Stirb langsam, gibt es bei mir nicht und nicht nur weil ich ein verdammt guter Schütze bin, sondern weil ich ein Konzept habe. Mein Konzept ist, erst schlagen, dann fragen. Und dieses Konzept ist unglaublich effektiv. Man könnte sagen, es hat durchschlagenden Erfolg.

Ein neuer Job

Kunde: "Finden Sie nicht, dass Sie zu viele Jacken anhaben? So kalt ist es nicht."
Ich: "Sie sprechen mit dem Kleiderständer"
Ich sitze in meinem Büro und rauche eine Zigarre. Der Regen trommelt gegen die Fensterscheibe. Schon seit Tagen regnet es fast ohne Unterbrechungen. Die Dattelpalme lässt sogar schon die Blätter hängen. Was für ein Weichei. Das nächste Mal kaufe ich mir einen Kaktus. Ich lege meine Füße auf den Schreibtisch. Aus der Stereoanlage tönt Six Blade Knife von Dire Straits. [[Headbangen|Ich wippe mit dem Kopf]]. Es ist eine ruhige Woche. Wenn es nass ist, traut sich das Gesindel nicht auf die Straße. Aber wenn der Regen aufhört, ist die Hölle lös. Aber so lange es regnet, wird nicht einmal ein Sack Reis gestohlen. Und eigentlich bin ich diesen Arschlöchern dankbar. Ich hasse Regen nämlich auch.

Die Tür geht auf. Eine junge Frau tritt ein. Sie trägt einen ausladenden schwarzen Hut, dessen Schatten ihr Gesicht bedeckt, Ich ziehe an meiner Zigarre und nehme die Füße vom Tisch. Die Dame setzt sich. Ihr schwarzer Mantel ist nass. Sie hat ein schönen Gesicht, blondes Haar. Ich lache, ziehe an meiner Zigarre, als sie fragt: „Sind Sie Privatdetektiv Dirty Mike?“ „Genau das ist mein Name“ „Man sagt, Sie seinen gut in Ihrem Geschäft“ „Ich bin einer der besten.“

„Wirklich? Dann sind Sie genau der Richtige für mich.“ „Na los, packen Sie aus. Ziehen Sie blank.“ „Ich möchte, dass Sie eine Tasche für mich suchen, die ich verloren habe.“ „Wollen Sie mich verarschen? Ich bin Dirty Mike und kein verdammtes Fundbüro. Taschen finden sogar die Idioten von der Polizei und die machen das gratis.“ „Es ist nicht irgendeine Tasche“ „Nein, es ist die Zaubertasche von Oz! Was kommt als nächstes? Soll ich verlorene Katzen wieder einfangen und Omas über die Straßen bringen? Ist vor meine Tür ein verdammtes Schild, auf dem verfickter Samariter oben steht? Nein und das hat auch einen Grund. Weil ich nämlich kein verfickter Samariter bin.“

Ich hasse es, wenn man mich verarscht. Ich hasse es fast so sehr wie Regen. Ich ziehe an meiner Zigarre und beuge mich nach vor. Etwas Asche fällt auf mein Sakko. Ich kratze mich an der Wange, atme den blauen Dunst aus und sage: „Sie haben jetzt noch eine Chance mich davon zu überzeugen, dass ich diese verdammte Tasche suchen soll.“ „Ich habe die Tasche nicht verloren. Sie wurde mir gestohlen.“ „Warum sollte ich Ihnen das glauben?“ „Weil in der Tasche eine Halskette im Wert von 125 000 Euro war.“

Ich pfeife, betrachte mein Gegenüber. 125 000 Euro sind nicht wenig. Mir fällt auf, dass meine Gesprächspartnerin blaue Augen hat und ein Blick in ihr Dekolleté verrät mir, dass die Halskette sicherlich einen großen Klunker beherbergt. Eigentlich suche ich nicht nach gestohlenen Taschen. Es ist Zeitverschwendung und bringt kaum Geld. Das Problem ist, eigentlich gehören die meisten gestohlenen Taschen keinen blonden Schönheiten und haben außerdem keinen Inhalt, der mehrer zehntausend Euro schwer ist. Des Weiteren habe ich den Eindruck, dass an der Sache etwas faul ist und zwar gewaltig. Und das macht mich neugierig.

Ich lege die Zigarre in den Aschenbecher, lehne mich zurück und erkläre: „Einverstanden, ich suche nach der Tasche. Ich verlange fünfhundert Euro pro Tag. Sollten Reisekosten anfallen, müssen Sie diese übernehmen.“ „Einverstanden.“ „Dann erzählen Sie mir mal, wo man Ihnen die Tasche abgeknöpft hat.

„In der Essiggasse. Es war später Abend, als ein Mann an mir vorbeilief und mir die Tasche stahl. Natürlich habe ich versucht dem Täter zu folgen, aber ich bin mit dem Absatz meines Stöckelschuhs zwischen den Pflastersteinen der Straße hängen geblieben und in eine Pfütze gefallen. Mein Schuh war selbstverständlich hinüber. Meinen Mantel konnte ich nachher auch wegschmeißen. Über den Täter kann ich nur sagen, dass er männlich und zwischen 1,70 und 1,80 groß war.“ Ich notiere alle Informationen auf einem kleinen Block und in mir wird der Verdacht, dass etwas nicht stimmt, immer stärker.

Ich frage: „Gibt es sonst noch etwas, dass Sie mir sagen müssten? Nicht, dass ich dann an den Eiern aufgehängt in einem Lagerhaus voller Mafiosi lande.“ „Nein, es war nur ein einfacher Taschendieb.“ „Das hoffe ich für Sie. Wie sah, die Halskette den aus? Nicht, dass der falsche Spinner die Radieschien von unten sieht.“ „Wollen Sie ihn umbringen?“ „Nein, aber gelegentlich kommt es zu Komplikationen. In meinem Beruf ist es unmöglich Kollateralschaden zu vermeiden. Gelegentlich heißt es, er oder ich. Und dann entscheide ich mich in der Regel für mich. Also wie sieht die Halskette aus?“ „Die Kette selbst besteht aus Gold. Der Stein vorne ist schwarz.“

Jede zweite verdammte Kette auf der Welt sieht so aus. Soll ich etwa im Internet googlen? Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich es hasse, wenn man mich verarscht? Die Frau schüttelt den Kopf. Ihr blondes Haar folgt träge der Bewegung. Einige Sekunden später sagt sie: „Es tut mir Leid, aber genauer kann ich sie nicht beschreiben. Und ein Photo habe ich auch nicht.“ „Wie soll ich das verdammte Ding dann finden?“

„Deswegen bin ich zu Ihnen gekommen. Es heißt Sie wären der beste und daher werden Sie es wohl schaffen.“ Verdammt, jetzt versucht sie mich auch noch bei meinem Stolz zu packen. Gerade, dass sie sich nicht auszieht. Aber ich bin neugierig. Verflucht noch mal, ich bin neugierig. Irgendetwas stimmt nicht und ich will wissen was, deshalb antworte ich: „Ich nehme den Fall an.“ „Danke“ „Ich muss Ihren Namen wissen.“ „Nennen Sie mich Sophie.“ „Und wie soll ich Sie dann erreichen, wenn ich Tasche gefunden habe?“ „Schreiben Sie mir einfach eine SMS.“

Dirty Mike schreibt keine SMS.“ „Dann komme ich in einer Woche wieder. Sie haben also eine Woche um die Tasche zu finden,“ erklärt Sophie und steht auf. Ohne ein Wort zieht sie ihren Mantel an und will das Büro verlassen, doch ich frage noch rechtzeitig: „Was ist, wenn ich nur die Tasche oder die Halskette finde?“ „Bringen Sie mir die Tasche,“ antwortet sie und verlässt mein Büro. Ich starre meine Dattelpalme an und frage mich, warum sie freiwillig auf die Halskette verzichtet, obwohl diese 125 000 Euro wert ist. Irgendetwas ist faul. So faul wie eine vier Wochen alte Banane. Zuerst erzählt Sophie mir, sie hätte die Tasche verloren, um später zu erzählen, sie wäre gestohlen worden. Das passt einfach nicht zusammen. Das würde sogar ein Polizist bemerken. Sophie weiß eindeutig mehr, als sie zugibt. Aber ich werde es sowie so herausfinden. Unlösbar existiert in Dirty Mikes Wortschatz nicht. Ich werde den Fall lösen. Meine erste Station ist die Essiggasse im ersten Wiener Gemeindebezirk. Ich blicke aus dem Fenster. Es regnet immer noch. Ich hasse Regen. Ich hasse ihn abgrundtief.

Finger oder Information

Mein Maserati 3500 GT. Genauso schnell wie K.I.T.T., dafür um einiges schöner und einem Handschufach passend für eine Flasche Whisky
Wien ist eigentlich eine schöne Stadt. Es gibt gute Restaurants und die Leute sind nicht anbiedernd freundlich. Aber eines an Wien stört mich gewaltig. Obwohl mein Maserati 3500 GT nicht sonderlich groß ist, ist es fast unmöglich einen Parkplatz zu finden.

Einerseits weil es haufenweise unfähige Zeitgenossen gibt, die mindestens zwei Lücken verstellen, andererseits weil die Stadtgemeine Wien die Hälfte der Einkünfte für verfickte Halteverbotschilder ausgibt. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als in einer überteuerten Parkgarage zu parken und zu hoffen, dass ich schnell an meine Information komme. Dass ich es schaffen werde, ist klar. Ich steige die Treppen hinauf, verlasse die Parkgarage und trete in den Regen hinaus. Wobei Regen untertrieben ist.

Es gießt wie aus Kübeln[1] und ich habe den Eindruck, dass Gott wieder einmal die Toilettenspülung betätigt hat. Das Wasser perlt von meinem Trenchcoat ab, welcher noch schwerer wird. Binnen kürzester Zeit ist der Filz meines Hutes feucht. Ich hasse Regen. Wenn ich den verdammten Wichser in die Finger bekomme, der mich zwingt bei Regen das Haus zu verlassen, werde ich ihm zeigen, warum man mich Dirty Mike nennt. Ich gehe die Essiggasse entlang. Kein Mensch ist zu sehen. Selbst die Katzen haben sich in ihren Verstecken verkrochen. Einzig ich schlendere wie ein Trottel durch den Regen und warte auf einen Hinweis, auf ein verdächtiges Gesicht. Ich habe zwar wenig Anhaltspunkte, aber das ist kein Problem. Irgendwann komme ich an mein Ziel. Auch wenn es einige Stunden dauert. Mein Konzept versagt nie. Zuerst schlagen, dann fragen.

Ein junger Mann kommt mir entgegen. Er trägt einen billigen, gelben Plastikregenschutz. Seine Haare sind zersaust, seine Finger gerötet. Nervös blickt er um sich, schaut ob ihn jemand verfolgt. Es braucht nur einen kurzen Blick und mein geschultes Auges erkennt, dass es sich um einen potentiellen Verdächtigen handelt. In meinem Mantel habe ich eine Beretta mit Hohlspitzgeschossen, zwei Glocks, eine Smith & Wesson, sowie eine Machete. Ich habe nur das nötigste mitgenommen, denn sobald sich mein Trenchcoat mit Wasser vollgesogen hat, wiegt jede Waffe doppelt soviel. Außerdem schränkt eine Uzi in meinem Mantel meine Bewegungsfreiheit ein.

Als der Verdächtige neben mir ist, hole ich meine Glock aus dem Mantel, drücke ihn gegen die Hauswand und halte ihm die Waffe unters Kinn. Er fleht: „Mister-[2]“ „Mister am Arsch. Sag mir, wo ist die Tasche?“ „I don’t understand. Please, let-[3]“ „Mir geht das vollkommen am Arsch vorbei. Wo ist die verdammte Tasche oder muss ich dir erst einen dritten Gehörgang schießen, damit du mich versteht?“ „Please take all my money, but let me go. I can’t speak german.[4]“ „Willst du mich verarschen? Ich hasse es nämlich, wenn man mich verarscht. Weißt du, was mit Leuten passiert die Dirty Mike verarschen? Sie können nur durch ihr Gebiss identifiziert werden.“ „Mister, please let me go.[5]

Während ich den Druck auf sein Kinn verstärke, kommt mir in den Sinn, dass dieser Wichser vielleicht wirklich kein Deutsch kann. Man liest ja immer wieder in der Zeitung von Ostbanden, die über die Grenzen kommen, stehlen und wieder verschwinden. Doch nicht mit mir. Niemand bestielt Dirty Mike.

Kaum regnet es, geht meine Laune den Bach runter

Ich erkläre: „Listen friendchen. You say me, where the Tasche ist or I shoot your Eier off. Is this klar?[6]” “What do want Mister?[7]” “Last chance, you say me, where the Tasche ist or you will durchs Leben gehen with one Hoden. Is this-[8]“ Aus den Augenwinkel sehe ich, wie ein Mann circa 1,70 groß, dunkel gekleidet die Straße betritt und in mir keimt der Verdacht, dass der Kerl, dem ich meine Glock unters Kinn halte, wirklich unschuldig ist. Ich spüre wie die Wut in mir aufsteigt.

Eigentlich liebe ich die Ermittlungsarbeit. Es macht mir Spaß Leute zu befragen und Fälle zu lösen. Aber bei so einem Wetter, würde ich nicht einmal jemanden vor die Tür setzten, der mich verarscht hat. Nicht, dass ich ein Problem damit habe, mit dem Falschen gesprochen zu haben – Irrtümer gehören dazu – aber jede beschissene Sekunde, die ich bei diesem strömenden Regen auf der Straße verbringen muss, zehrt an meinen Nerven und Dirty Mike ist nicht für seine große Geduld bekannt. Blitzschnell lasse ich den Touristen los, drehe mich um und fixiere den Mann, der circa 1,70 groß und schwarz gekleidet ist.

Mein Trenchcoat wiegt schwer. Ich spüre wie etwas Wasser meinen Nacken hinab fließt. Auf meiner Hutkrempe steht vermutlich schon das Wasser. Ohne zu zögern, setze ich mich in Bewegung. Meine Füße rutschen aber mehr über den glitschigen Kopfsteinbelag, als dass sie laufen. Mein linker Fuß versinkt in einer Pfütze. Wasser spritzt auf und benetzt mein Hosenbein. Verdammt, die Hose kann ich wegschmeißen. Schnell stecke ich die Glock in den Mantel und hole meine Machete heraus. Scheiße noch mal, wegen dieses Wichsers ist meine Hose kaputt und dafür wird er büßen müssen. Und für verfickte hosenzerstörende Wichser ist die Glock eindeutig zu human.

Leider hat mich der Typ gesehen und nimmt die Beine in die Hand. Anscheinend hat im schon mein Gesichtsausdruck mitgeteilt, dass er – sollte ich ihn erwischen - ein gewaltiges und vor allem ein gewalttätiges Problem hat.

Der Regen spritzt mir ins Gesicht. Ich beschleunige meinen Schritt. Die Machete in meiner Hand wackelt. Während ich langsam den Abstand zu meinem Interviewpartner verkleinere, wird mir klar, dass er arm dran ist. Erstens, es regnet, dafür kann er zwar nichts, aber trotzdem bin ich deswegen schlecht gelaunt und irgendeiner bekommt es halt eben ab, heute ist es er, morgen ist es vermutlich die unfähige Kassiererin von McDonalds. Zweitens hasse ich es jemanden zu verfolgen. Würde er sich das Weglaufen sparen, würde er sich mögliche Schläge sparen. Drittens habe ich etwas gegen Kriminelle. Das hat keinen wirklichen Grund. Es ist einfach so. Und viertens, nun ja. Es regnet.

Ich stoße den armen Kerl gegen die Wand und halte ihm die Machete unters Kinn. Ich schreie ihn an: „Wo ist die Tasche?“ „Welche Tasche?“ „Willst du mich verarschen? Glaubst du ich steh auf Spielchen?“ „Woher soll ich das wissen. Vielleicht magst du ja Witze.“ „Ich liebe Witze. Kennst du schon? Kriegt ein Wappler[9] eine aufs Maul, weil er versucht hat, Dirty Mike zu verarschen.“ „Schon gut, schon gut. Welche Tasche suchst du?“ Ich hole aus, schlage ihm ins Gesicht. Er geht in die Knie und schreit mich an: „Was ist dein Problem, Mann.“ „Du bist mein Problem. Ich habe gesagt, dass ich keine Märchen hören will. Wo ist die verdammte Tasche?“ „Welche Tasche meinst du, oder glaubst du ich stehle nur eine Tasche pro Jahr.“ „Du stiehlst Taschen?“

Hier zeigt sich wieder einmal mein detektivisches Geschick. Schon die zweite Person, die ich befrage, weiß von der Sache. Leider habe ich vergessen zu fragen, wie die Tasche aussieht und ob es irgendwelche Erkennungsmerkmale gibt. Aber es wird nach so schwer sein, eine verdammte Tasche zu beschreiben. Die sehen so wieso alle gleich aus. Ich hole aus, schlage ihm in den Bauch.

Er geht wieder in die Knie und schreit mich an: „Weshalb? was habe ich jetzt schon wieder gemacht.“ „Seien wir ehrlich. Irgendwann wäre das Gespräch zu dem Punkt gekommen, an dem ich dir eine verpasst hätte. Also wo ist die Tasche?“ „Verdammt noch mal, du musst mir sagen wie die verfickte Tasche aussieht. Bin ich ein verfluchter Hellseher oder so was?“ „Die Tasche sieht so aus wie jede andere. Sie ist vermutlich schwarz und man kann etwas hineintun.“ „Jede zweite Tasche, die ich klaue, sieht so aus. Hast du nichts besseres zu bieten?

„Ich muss keinen Zahnarzt aufsuchen, wenn du mir nicht weiterhelfen kannst. Lass dir was einfallen.“ „Was, verdammt was?“ „Ist nicht mein Problem. Finger oder Information.“ „Du hast echt ein Problem. Ich verkaufe alle Taschen nach Zell am See.“ „Nach Zell am See?“ „Ja. Glaubst du ich kann Taschen, die ich hier klaue, hier verkaufen? Innerhalb einer Woche hätte mich die Polizei hochgenommen.“ „Wie heißt der Typ, dem du die Taschen verkaufst?“ „Mephistopheles“ „Was für ein bescheuerter Name.“ „Stimmt. Kommt glaube ich von einem finnischen Maler.“ „Du verkaufst deine Taschen an einen gewissen Mephistopheles aus Zell am See.“

„Genau“ „Wo finde ich ihn?“ „In einer Bar, die sich Pussy Collection nennt. Wenn du dort bist, musst du nur die richtigen Leute fragen“ „Verarscht du mich?“ „Nein“ „Und komme nicht auf die schwachsinnige Idee zu flüchten, denn-“ „Ich weiß, du hast sechs kleine Freunde, die alle schnelle laufen können als ich.“ „Was? Nein, wenn du flüchtest, war es das Letzte, was du mit deinen Füßen gemacht hast.“ Ich lasse ihn los. Er sieht mich kurz an.

Dann läuft er weg, die Straße hinab. Der Himmel hat sich schon verdunkelt. Nicht mehr lange und die Nacht würde hereinbrechen. Ich stecke die Machete zurück und zünde meine Zigarre an. Während ich paffe, plane ich meine nächsten Schritte. Es geht also nach Zell am See. Ich werde meine Koffer packen und abreisen. Gemütlich schlendere ich die Straße hinunter und paffe meine Zigarre. Meine Laune ist gut. So gut, dass mir der Regen fast nichts ausmacht. Ich habe eine Spur. Ich habe sie gefunden und mir dabei noch nicht einmal die Finger schmutzig machen müssen, sondern nur ein paar Leute befragt. Man könnte sagen, dass sich Dirty Mike erst aufgewärmt hat.

Von der Abenddämmerung bis zum Morgengrauen

Nun ja, eine Fahrt in meinem Maserati hat meinen Blick auf die Dinge geschärft. Erstens, dass Raststättentoiletten nur etwas für Masochisten und Phlegmatiker sind. Zweitens, dass ich doch nicht so weit bin, wie gedacht. Um genau zu sein, habe ich nichts und auch nur, weil ich den Taschendieb ausgequetscht habe wie eine überreife Orange.

Ich suche eine Tasche, deren Aussehen ich nicht kenne, frage einen Taschendieb, wie es sie viele gibt in Wien und fahre zu einem kleinkriminellen Unternehmer, der sich Mephistopheles nennt. Ich jage ein Gerücht. Ich suche die Nadel im Heuhaufen. Ich habe nichts als eine handvoll Sand in meiner Hand. Irgendetwas ist faul an der Sache. Sie stinkt mehr als ein neapolitanischer Mistkübel. Doch ich gebe nicht auf. Dirty Mike gibt nie auf, denn Dirty Mike ist der Beste. Ich werde den Fall lösen und zwar noch vor Ende der Woche. Es ist dunkel. Ich fahre die Straße nach oben. Der Himmel ist wolkenverhangen.

Ich parke mich ein, steige aus und betrachte das verfallene Steingebäude am anderen Ende des Parkplatzes. Über dem Eingang hängt ein Neonschriftzug, der die besten Tage hinter sich hat. Trotzdem leuchtet er immer noch die Worte Pussy Collection in die Welt hinaus. Das ist ein Hort des Gesindels. Hier treffen sie alle zusammen. Die Taschendiebe, genauso wie die Kartellchefs. Ich krame in meinem Mantel und finde eine Zigarre, die ich zwischen meine Lippen klemme und anzünde. Ich schließe den Maserati ab und setze mich in Bewegung. Gemächlich schlendere ich über den Schotterplatz auf den Eingang zu. Schon von weitem kann ich Musik hören. Es handelt sich um Angry Cockroaches von Tito & Tarantula.

Eine Frauenstimme verkündet: „Tretet näher, tretet ein. Wir haben alles was das Herz begehrt. Reife Frauen mit drallen Brüsten. Junge Gespielinnen mit jugendlichen Elan. Egal ob aus Thailand,
"Warum muss ich eigentlich immer das Schlagobers[10] von deinem Körper lecken?" "Weil du im Gegensatz zu mir keine Laktoseintoleranz hast."
Südamerika oder Osteuropa. Wir haben sie und sie wollen euch. Tretet näher, Tretet ein und genießt die Show. Offen von der Abenddämmerung bis zum Morgengrauen

Ich glaube der Laden gefällt mir. Der Türsteher ist eine gutaussehende Frau mit schwarzen Haaren, roten Lippen und einem hübschen Gesicht. Ich will an ihr vorbeigehen, als sie mit ihrer flachen Hand gegen meine Brust stößt und mich zwingt stehen zu bleiben. „Irgendwelche Waffen?“ fragt sie. Ich lächle sie lüstern an und erkläre: „Nur einen Hammer in der Hose, aber sonst nichts.“

„Man hört, dass es sich damit gut nageln lässt,“ erwidert sie und lächelt mich nun lasziv an. Sie senkt ihre Hand und ich trete durch den Eingang. Ich glaube, ich könnte hier Stammgast werden. Und nicht nur, auf Grund der netten Türsteherin. Der Innenraum der Pussy Collection ist schlicht gehalten. Schlicht, aber genial. So genial, dass es schwer ist ihm mit Worten gerecht zu werden. Frauen tanzen auf Holztischen. Männer sitzen in Stühlen. Ein Barmann bedient die Gäste. Eine Band spielt. Es wird Bier und Rum in rauen Mengen getrunken.

Mineralwasser steht nicht einmal auf der Getränkeliste. Ich steige die Treppen hinunter, ziehe an meiner Zigarre und genieße den Moment. Ich ergötze mich an Unmengen unbedeckter Weiblichkeit. Aber ich bin nicht zum Vergnügen hier; zumindest nicht nur. Ich muss Mephistopheles finden, ihm klar machen, dass man keine Taschen stiehlt. Das einzige Problem ist, ich weiß weder wie Mephistopheles aussieht, noch wie ich ihn finde. Ich weiß nur, dass es ihn gibt und selbst das ist nicht sicher.

Aber sollte mich dieser gemeine Taschendieb angelogen haben, hat er ein Problem, wenn ich gut gelaunt bin. Wenn ich nicht gut gelaunt bin, hat er ein Problem und keine Füße. Frage den Richtigen, bloß: Wer ist der Richtige? Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass man meistens den Falschen fragt. Leider gibt es zwei Arten von Falschen. Erster Typ ist einfach nur unnütz und nicht hilfreich. Der zweite Typ neigt dazu Probleme zu machen. Zwar gilt: Niemand macht Dirty Mike Probleme. Aber trotzdem ist es ärgerlich die Kosten für die Putzerei[11] zahlen zu müssen und der Polizei zu erklären, dass es nichts ernstes war und man dem Typen unabsichtlich ins Bein geschossen hat.

Ich ziehe an meiner Zigarre und gehe zur Bar. Der Holzboden ächzt unter meinen Schritten. Ich stütze mich auf den Tresen. Der Barmann ist ein älterer Mann, mit narbenzerfurchten Gesicht. Er sieht mich an und fragt: „Was darf’s sein.“ „Einen Whisky,“ antworte ich und spüre wie sich mein Magen zu Wort meldet. Der Barmann bringt mir eine Flasche Whisky und ein Glas. Ich frage: „Gibt es was zu essen?“ „Das Beste in ganz Zell am See,“ erwidert er und zeigt auf eine Vitrine, wo drei Schweinestelzen[12] liegen, die so aussehen als hätten sie ihre besten Tage hinter sich und würden demnächst in den Fokus diverser Museen geraten.

Ich beuge mich vor und sage flüsternd: „Irgendwie habe ich meine Zweifel.“ Ich mache eine stimmungsvolle Pause, beuge mich noch weiter vor, dann fahre ich fort: „Kennst du einen Mephistopheles?“ „Was? Was ist ein Mephtipolis?“ „Nicht was. Wer ist Mephistopheles?“ „Der Typ heißt Mephistopheles?“ „Ja, er heißt so, ohne Schmäh[13].“ „Ohne was?“ „Vergiss es. Kennst du ihn?“ „Kommt drauf an“ „Was heißt das?“ „Ich glaube ich müsste mich anstrengen, aber ich habe keine Lust.“ „Ich verstehe,“ erkläre ich, krame ihn meinem Mantel und lege eine Ein-Euro-Münze auf den Tisch.

Der Barmann starrt mich irritiert an und fragt: „Willst du mich verarschen? Ich bin kein verdammter Getränkeautomat. Du musst dich schon mehr bemühen, um meine Motivation anzukurbeln.“ Ich seufze, krame nochmals in meinem Mantel und lege einen Fünf-Euro-Schein auf den Tresen. Der Barmann schüttelt den Kopf und fragt: „Bist du mit Dagobert Duck verwandt, oder weswegen bist du so geizig? Unter fünfzig Euro läuft gar nichts. Ist das klar?“ „Ich will dir mal was sagen, Freundchen. Sei froh, dass ich dir sechs Euro gezahlt habe. Im Normalfall ziehe ich meine Glock und überzeuge die Leute so, mir zu erzählen, was ich wissen will. Du hast die Wahl. Entweder du nimmst die sechs Euro oder du gehst mit nur einem Hoden durchs Leben.“ „Komm runter Mann. Ich habe dich schon verstanden. Ich kenne ihn auch nicht wirklich. Aber man erzählt sich, dass Mephistopheles immer wieder hier vorbeischaut. Das hast du aber nicht von mir. Verstanden?“

„Willst du mich verarschen? Glaubst du, dass wenn ich nicht wüsste, dass Mephistopheles etwas mit diesem Schuppen am Hut hat, wäre ich dann hier? Gib mir mein Geld zurück. Ist ja Wucher, was du für vollkommen unnütze Information verlangst“ „Fick dich, Pisser,“ erklärt der Barmann kurz angebunden. Ich werfe einen kurzen Blick auf die Whiskyflasche am Tresen und stellte mir in Gedanken vor, wie ich ihm damit eins über den Schädel ziehe. Aber irgendwie ist mir die Whiskyflasche zu wertvoll, sodass ich sie in die Hand nehme, ihm zulächle und erkläre: „Schick mir dazu eine Dame an meinen Tisch.“ Dann gehe ich weg. Der Barmann war eindeutig nicht der Richtige. Aber wenigstens hat er mir keine Probleme gemacht.

Trotzdem bin ich nicht wirklich weiter gekommen, seit ich Wien verlassen habe. Ich weiß nur, dass ich Mephistopheles suche und etwas an der Sache faul ist.
Auch für Freunde des Klassischen wird gesorgt.
Ich setze mich hin und nippe an der Whiskyflasche. Der Whisky wird mir sicherlich helfen, auf neue Ideen zu kommen; Fortschritte zu machen. Ich lege die Zigarre in den Aschenbecher und lehne mich zurück, als das Licht gedämpft wird. Verwundert blicke ich mich um und regestiere, dass der Barmann seinen Platz an der Bar verlassen hat und auf die Bühne klettert. Die Band hört auf zu spielen.

Die Menge im Saal verstummt und der Barmann brüllt in ein Mikrophon: „Und nun als Bonbon für eure Augen, als Kokain für eure Träume die Baroness des Lasziven, die Königin der Erotik-“ „Leck mich und hör auf zu reden“ schreit eine Stimme aus dem Publikum.

Der Barmann kontert: „Fick dich, Pisser. Senket eure Blicke, kniet nieder vor Demut und lechzet zu Füßen von Era Noctis.“ Der Vorhang geht zur Seite. Die Band beginnt zu spielen. Era Noctis tritt auf die Bühne. Ihr Haupt ist von einer schmuckvollen Federkrone verziert. Rote Unterwäsche bedeckt ihren Körper. Langsam bewegt sich Era Noctis mit der Musik. Ihre Schritte verschmelzen mit dem Rhythmus. Ihre Hände streichen über ihren Körper und lösen den roten Umhang, der langsam zu Boden gleitet.

Era Noctis bewegt sich nach vorne. Ihre Hüfte wackelt im Rhythmus. Ihr schwarzes Haar wippt leicht auf und ab. Sie verlässt die Bühne und steigt auf den nächsten Tisch. Ohne ein Zeichen von Unsicherheit zu zeigen, wandeln ihre wundervollen Beine über die Tische. Ihr Körper bewegt sich zur Musik. Ihre Hüften scheinen der Mittelpunkt der Welt zu sein. Era Noctis bleibt auf meinem Tisch stehen, nimmt meine Whiskyflasche und trinkt.

Die goldfarbene Flüssigkeit benetzt ihre prallen Lippen, ergießt sich über das süße Kinn, bahnt sich einen Weg den glatten Hals hinab zu den Brüsten, die von Gott selbst geformt zu sein scheinen. Der Gitarist schlägt eine Saite an. Das Instrument gibt ein spannungsgeladenes Surren von sich. Voller Glück betrachte ich Era Noctis, die ihren Fuß hebt und zwischen meine Lippen schiebt. Langsam nimmt sie die Whiskyflasche und gießt den Inhalt über ihr Bein. Ihre Hüfte bewegt sich zur Musik. Ihre Bewegungen scheinen mit dem Rhythmus zu verschmelzen.

Die goldfarbene Flüssigkeit fließt über ihren Fuß und tropft in meinen Mund. Plötzlich stößt mich Era Noctis sanft mit ihrem Fuß weg. Ich werde gegen die Stuhllehne gedrückt. Die Tänzerin führt die Flasche zu den Lippen. Whisky rinnt über ihren Körper. Sie stellt die Flasche zu Boden, nimmt die Federkrone ab und wippt mit ihren Kopf zur Musik. Das schwarze Haar wirbelt durch die Luft. Ihre dunkelbraunen Augen fixieren mich. Die Band hört auf zu spielen. Era Noctis hält inne und betrachtet mich lächelnd. Ich klatsche in meine Hände und schreie: „Verdammt, das nenne ich eine geile Show.“

Die Menge tobt. Männer stehen auf, jubeln und klatschen wie Kleinkinder vor einem Spielzeugladen. Ich klatsche ebenfalls in die Hände wie ein Irrer und lächle Era Noctis verträumt an. Einen Gesichtsausdruck, den ich vermutlich seit der vierten Klasse Gymnasium nicht mehr hatte. Plötzlich spüre ich etwas hartes, kaltes am Kopf. Wie aus dem Nichts fällt mir eine der Detektivegrundregeln ein: Lasse dich niemals ablenken. Sei immer wachsam. Der Druck auf meinen Kopf wird stärker . „Verdammt,“ entfleucht es mir, dann sagt eine Frauenstimme hinter mir: „Keine ruckartigen Bewegungen sonst hast du ein Loch im Kopf.“

Das ist blöd, weil ich nämlich an meinem Kopf hänge. Am besten ich bleibe einfach sitzen und trinke meinen Whisky aus,“ erkläre ich ruhig und führe meine Whiskyflaschen an die Lippen. Zugegeben es sah schon mal besser aus für mich, aber noch ist nicht aller Tage Abend. Ich muss einfach an meine Beretta, an meine Glocks, an meine Smith & Wesson oder an meine Machete kommen. Ein kurzer Griff in den Mantel und schon hat meine Meinung gleich viel mehr Gewicht. Mit einer Beretta in der Hand lässt es sich viel leichter argumentieren. Ich stelle die Whiskyflasche auf den Tisch. Langsam gleitet meine Hand zum Mantel. Es sind nur noch wenige Zentimeter bis zum gelben Stoff des Kleidungsstück, als ich einen Schlag auf den Hinterkopf verspüre und die Frauenstimme erklärt: „Solltest du auf die dämliche Idee kommen in deinen Mantel greifen zu wollen, kannst du dein Hirn vom Boden aufsammeln. Ist das klar?“

„Ja, es ist klar.“ „Und nun die Hände auf den Tisch.“ „Geht nicht, ich habe keine Hände,“ antworte ich etwas entnervt und frage mich, wie lange diese Farce noch dauert. Ich hasse es nämlich zu warten. Entweder man schenkt mir sofort reinen Wein ein, oder lässt es bleiben. Ich spüren wie etwas meine Haare packt. Die Tischkante nähert sich rasant. Plötzlich schmerzt meine Nase. Ich schreie: „Scheiße, dass tut weh.“ Blut tropft aus meiner Nase. So etwas nehme ich persönlich.

Niemand schlägt ungestraft Dirty Mike. Denn wer Dirty Mike schlägt, schlägt die Gerechtigkeit. Wieder meldet sich die Frauenstimme zu Wort: „Machst du noch einmal Mucken, hast du eine Kugel im Bein. Ist das klar?“ „Ja, trotzdem war es nicht notwendig meine Nase zu zertrümmern.“ „Jetzt heul nicht rum wie ein Kleinkind. Das ist nur ein Kratzer. Zieh deinen Mantel aus und folge mir.“ Ich mache, wie befohlen und hänge meinen Mantel über meinen Sessel.

Ein Duschraum voller Wahnsinnigen

Ich finde mich in einem Duschraum wieder und Duschräume verheißen nichts Gutes. Es ist ein leichtes die Fliesen vom Blut zu reinigen. Es bleiben keine Spuren am Tatort. Im Duschraum gibt es keinen kleinen Spalt oder keine unübersichtliche Ecke, in der der eine oder andere Beweis überleben könnte. Wenn man diesen Raum betritt und wieder verlässt, kann niemand beweisen, dass man ihn betreten hat. Nicht einmal Gott kann es. Und wenn man in einem Duschraum erschossen wird, kann dies niemand beweisen. Es ist das perfekte Verbrechen. Doch ich bin nicht allein in der Dusche.

Eine Frau mittleren Alters mit braunen Augen ist ebenfalls im Raum und kaut auf eine Zigarre herum. Die ganze Sache wird immer skurriler. Aber es passt zum Fall. Der stank schon von Anfang an wie ein Fisch von Verleihnix. Und nun werde ich in einer Dusche erschossen. Plötzlich spricht mich die Frau mit den braunen Augen an: „Wer sind Sie?“ Angesichts der Tatsache, dass ich immer noch den Lauf einer Waffe in meinem Rücken spüre, antworte ich
Mephistopheles:Bin ein Teil von jener Kraft die stets das Böse will und stets das Gute schafft.
ehrlich: „Ich bin Dirty Mike.“

„Und warum wollten Sie mit mir reden, Dirty Mike?“ Meine Kinnlade klappt nach unten und ich frage verdattert: „Sind Sie Mephistopheles?“ Die Frau mit den braunen Haaren nickt und ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich dachte Mephistopheles sei ein Mann und keine attraktive Frau, die auf einer Zigarre herumkaut und dadurch gewisse Bilder in meinem Kopf hervorruft.

In Ermangelung einer besseren Idee sage ich, was mir durch den Kopf geht: „Ich dachte, Sie wären ein Mann. Ich habe einen Typen in Wien befragt und der sagte mir, dass Mephistos ein Kerl sei.“ „Mein Name ist Mephistopheles. Bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Wissen Sie, ich kaufe nicht nur gestohlene Taschen. Ich betreibe diesen Nachtclub und habe noch einige weitere Geschäfte am Laufen. Vermutlich hat der Taschendieb an einen meiner Angestellten verkauft. Als Sie nach mir gefragt haben, hat mich der Barmann informiert. Deswegen sind Sie hier. Bitte entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten.“

Ich bin einfach nur sprachlos. Gestern gegen Mittag nahm ich einen Auftrag an, der so leicht und harmlos erschien, dass ich mich verarscht gefühlt habe. Aber ich habe schon damals vermutet, dass etwas faul ist, dass die Sache bis zum Himmel stinkt. Und nun stehe ich in einem Duschraum und spreche mit einer Dame, die anscheinend die Fäden der Zeller Unterwelt in der Hand hält. Was gestern nur eine Vermutung war, ist heute Gewissheit. Etwas stimmt mit der verdammten Tasche nicht. Was als langweiliger Scheiß begonnen hat, entwickelt sich immer mehr zu gefährlichem, surrealem Scheiß. Aber immerhin bleibt mir die Gewissheit, dass es kein verdammter Traum ist. Wäre es ein Traum, würde ich nicht in einer Dusche mit Mephistopheles, sondern in meinem Wohnzimmer mit Penélope Cruz oder Salma Hayek reden.

„Du hast Glück, dass ich jetzt eine Wandlung durchmache, sonst hätte ich dir längst das Hirn aus dem Schädel geblasen,“ erklärt die Frauenstimme hinter mir und ich spüre den Lauf der Handfeuerwaffe in meinem Rücken. Es ist nicht so, dass mir mein Leben egal wäre, aber irgendwann komme ich zu dem Punkt, an dem ich mir nicht mehr alles gefallen lasse und dieser Punkt wurde jetzt erreicht. Dirty Mike lässt sich nicht verarschen. Lieber tot als ohne Rückgrat.

Ich erwidere: „Hat man etwa das Testosteron bei dir abgesetzt, oder weswegen dieser Wandel?“ „Meine Therapeutin hat gesagt, dass ich durch meine Gewalt versuche eine innere Leere aufzufüllen und irgendwie kommt mir diese ganze Gewalt sinnlos vor. Früher hätte ich dir einfach in die Eier getreten und dich an deinen Haaren hinuntergeschliffen. Aber ich habe mich verändert. Es gibt da eine Bibelstelle, die ich früher gern zitiert habe. 5. Buch Mose Kapitel 32 Vers 35: Die Rache ist mein; ich will vergelten. Zu seiner Zeit soll ihr Fuß gleiten; denn die Zeit ihres Unglücks ist nahe, und was über sie kommen soll, eilt herzu. Früher habe diese Bibelstelle einfach nur zitiert. Aber jetzt habe ich erkannt, dass nicht ich, sondern der Herr richtet.

„Du hast ein Problem. Du drehst gewaltig am Rad. Ich war auch einmal bei diesen Psychoquacksalbern und die wollten mir verklickern, dass ich ein zu großes Gewaltpotenzial hätte. Da habe ich das einzig Vernünftige gemacht und damit aufgehört. Man kriegt das Kotzen, wenn man von deiner kitschigen und kindlichen Erweckungsgeschichte hört. Was willst du jetzt machen? Willst du die Leute mit Gottes Macht gefügig machen? Willst du die Leute tot reden? Willst du, dass ich rede?“ „Nein, ich will, dass du schreist. Niemand spottet über den Herrn,“ erklärt die Frauenstimme. Ich spüre einen Stoß von hinten. Ich falle nach vorne, lande mit meinen Knien auf den Fließen. Ich habe wohl die wichtigste Regel ihm Umgang mit fanatischen Verrückten vergessen. Sie sind verrückt und daher unberechenbar.

Plötzlich schaltet sich Mephistopheles ein: „Seid ihr dann endlich fertig? Umbringen könnt ihr euch noch nachher.“ Nach einer kurzen Pause fügt sie hinzu: „Anna, bring bitte etwas Rum für mich und Dirty Mike und nimm bitte auch ein Feuerzeug mit.“ Ich höre Schritte. Als ich mich umdrehe, hat die Wahnsinnige den Raum schon verlassen. Scheiße, ich glaube ich sollte wenige trinken. Ich richte mich wieder ganz auf und lehne mich gegen die Wand des Duschraums. Mephistopheles sagt: „Bitte entschuldigen Sie die Unannehmlichkeit. Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Warum wollen Sie eigentlich mit mir reden?“

„Warum sollte ich es Ihnen sagen.“ „Weil Sie keine andere Wahl haben. Lassen Sie sich nicht von meiner Höflichkeit irritieren. Es würde mir nicht einmal ein schlechtes Gewissen bereiten, Sie umbringen und entsorgen zu lassen. Sie wissen, welche Folgen es hat in einer Dusche umgebracht zu werden. Keine für den Mörder. Sie leben nur, weil ich im Gegensatz zu den Meisten in diesem Geschäft keinen nervösen Finger habe, im metaphorischen Sinne. Sie haben also die Wahl. Entweder sagen Sie mir, weshalb Sie hier sind und wir beide können einen Vorteil daraus ziehen oder sie werden bei den Fischen im Zeller See schlafen. Wenn ein Detektive in die Pussy Collection kommt, muss er damit rechnen.“

„Ich bin kein Detektiv.“ „Die Zeiten, in denen ein langer beiger Trenchcoat, ein brauner Hut und eine dünne schwarze Krawatte unauffällig waren, sind schon lange vorbei. Weshalb sind Sie hier? Ich rate Ihnen zu antworten. Meine Geduld ist nicht unerschöpflich.“ Einige Augenblicke betrachte ich Mephistopheles und bin mir sicher, dass mir diese braunen Augen ohne mit der Wimper zu zucken beim Sterben zuschauen.

Deshalb antworte ich: „Ich suche eine Tasche. Gestern kam eine Klientin mit dem Wunsch ihre gestohlene Tasche wieder zu finden in mein Büro und der Taschendieb sagte, dass er die Taschen an Sie verkaufen würde.“ „Deshalb sind Sie hier. Sie suchen eine Tasche. Wie sieht die Tasche aus? Vielleicht können wir ja etwas arrangieren.“ „Nun ja, die Tasche ist nicht sonderlich groß und nicht sonderlich klein. Ah ja, man kann Dinge in sie hineintun.“ „Für einen Detektive ist die Beschreibung ganz schön schlecht, oder verheimlichen Sie mir etwas?“ „Taschen sehen nun einmal so aus. Die Dinger sind sowieso alle gleich. Dafür kann ich nichts und es hat nichts mit meinem fehlenden Talent zu tun. Wenn ich wollte, könnte ich die Farbe eines Autos an seinem Klang erkennen.“

Wie soll ich Ihnen helfen, wenn Sie mir keine genaueren Beschreibungen liefern. Wissen Sie, wie viele Taschen von mir Tag ein Tag aus vertrieben werden? Für mich klingt Ihre Geschichte erfunden. Und es ist ein schlechtes Märchen. Fast so schlecht, dass es von Disney verfilmt werden könnte. Sie haben also die Möglichkeit mir reinen Wein einzuschenken oder mich von der Wahrheit ihrer Geschichte zu überzeugen. Geben Sie sich Mühe. Es könnte das Letzte sein, das Sie versuchen.“

Ich schlucke und denke fieberhaft nach, wie ich Mephistopheles von meiner Geschichte überzeugen könnte, als Anna wieder den Duschraum betritt. Sie geht zu Mephistopheles. In ihrer Hand hält sie eine Flasche Rum, zwei Gläser und ein Feuerzeug. Mephistopheles nimmt das Feuerzeug und zündet ihre Zigarre an. Sie inhaliert den blauen Dunst und greift nach der Rumflasche, doch als sie diese berührt, entfährt es
Mephistopheles macht mir klar, dass mein Leben den Wert einer Pistolenkugel hat.
ihr entsetzt: „Der Rum ist ja eiskalt. Man trinkt nie einen 25 Jahre alten Rum, der frisch aus dem Kühlschrank kommt. Das ist genauso, als würde man Elton John ohne Ohrenschützer zu hören.“

Soll ich ihn wegbringen,“ fragt die Verrückte. Die Schusswaffe klemmt zwischen ihrem Hosenbund und ihrer Hüfte. „Nein, bleib hier. Es könnte sein, dass ich dich brauche,“ erklärt Mephistopheles. Anna stellt den Rum und die Gläser auf den Boden. Dann zieht sie die Schusswaffe und richtet sie auf mich. Ich schlucke und begreife, dass ich mich in einer Situation befinde, die für mich tödlich ausgehen kann.

Und das, obwohl ich nie vorhatte in einem Duschraum zu sterben. Vielmehr wollte ich die letzten Stunden meines Lebens in einem Liegestuhl am Meer verbringen. Ich blicke in den Lauf der Waffe und versuche mir die passenden Worte zu recht zu legen. Doch nach kurzem Versuchen lasse ich es bleiben. Rhetorisch brillante Reden waren nie meine Stärke. Ich bin eher jemand, der die Wahrheit in einfache, unverblümte Sätze packt. Coole Einzeiler kommen einfach besser an. Ich bin ja kein Pseudointellektueller Kulturschmarotzer, der nichts für seine Umwelt tut und noch stolz darauf ist.

Ich öffne den Mund und beginne um mein Leben zu reden: „Gestern Mittag kam eine junge, attraktive Blondine namens Sophie in mein Büro und wollte, dass ich eine Tasche wiederfinde, die ihr gestohlen wurde. An sich sind gestohlene Taschen ein Fall für die Versager von der Polizei, sodass ich ablehnen wollte, bis ich erfahren habe, dass auch eine Halskette im Wert von 125 000 Euro entwendet wurde und sich diese in der Handtasche befand. Außerdem habe ich das Gefühl, das an der Sache etwas faul ist. Die Tatsache, dass ich mich in einen Duschraum befinde und mit einer Waffe bedroht werde, bestätigt meine Annahme. Die Kette hat eine goldene Kette und einen schwarzen Stein.“ „Für einen Detektiv sind Ihre Erklärung verdammt mies. Nur kann ich Sie beruhigen. Es gab wirklich eine Tasche, in der eine Kette gefunden wurde, die auf ihre Beschreibungen passt,“ erklärt Mephistopheles und zieht an ihrer Zigarre.

Sie macht eine kurze Pause, atmet den blauen Dunst aus und fährt dann fort: „Ich mache Ihnen ein Angebot, dass Sie nicht ablehnen können. Ich sage Ihnen, wer die Tasche und die Halskette besitzt und Sie tun mir dafür einen Gefallen.“ „Welchen Gefallen?“ „Sie haben keine Wahl. Entweder sagen Sie ja und verlassen diesen Club lebend oder Sie sagen nein und verlassen diesen Club mit einer Kugel im Kopf.

„Welcher Gefallen? Ich wiederhole mich ungern.“ „Bereit für seine Prinzipien zu sterben. Einerseits löblich, andererseits töricht. Mir soll es egal sein. Ich habe die Tasche an einen gewissen Mr. Sam verkauft. Er ist ein aufgeblasener Möchtegern-Mafioso aus Deutschland, der in letzter Zeit im Pinzgau präsent ist und immer aggressiver wird. Er war ganz wild auf die Tasche und bezahlte mir für die Tasche und die Halskette 300 000 Euro. Vor allem sein Interesse an der Tasche war im höchsten Maße merkwürdig. Ich möchte, dass Sie herausfinden, was es mit der Tasche auf sich hat und Mr. Sam ein paar Probleme bereiten, damit er mir keine Probleme bereiten kann. Einverstanden?“

„Was ist, wenn ich es nicht schaffe? Wenn ich nicht in Erfahrung bringen kann, weshalb er so interessiert an der Tasche ist?“ „Sollten Sie scheitern, stehen Sie weiterhin in meiner Schuld. Ich möchte nicht, dass Sie glauben ich hätte Respekt vor Ihrem Leben. Irgendwann, vielleicht auch nie werde ich Sie um einen Gefallen bitten, sollten Sie scheitern.“

„Einverstanden,“ erkläre ich und atme durch. Einerseits, weil ich doch nicht mit einem Loch in der Stirn diesen Club verlassen muss. Andererseits, weil ich nun weiß, dass ich auf der richtigen Spur bin. Des Weiteren habe ich jetzt die Bestätigung, dass etwas faul ist an der Tasche. Entweder das, oder Mr. Sam hat einen schlimmen Handtaschenfetisch. Trotzdem hat die Sache einen faden Beigeschmack. Ich fühle mich, als hätte ich mit dem Teufel einen Packt geschlossen. Ich frage: „Woran erkenne ich Mr. Sam, wenn ich ihn sehe.“ „Das ist einfach. Mr. Sam trägt immer weiß. Sei es ein weißer Anzug, ein weißes Hemd und weißes Schuhe. Er trägt immer weiß und eine deplaziert wirkende Pilotenbrille. Die Pilotenbrille trägt er, selbst wenn es regnet oder dunkel ist. Noch heute werde ich mich mit Mr. Sam in Verbindung setzen und ihm sagen, dass jemand Interesse an der Tasche hätte. Er wird sich mit Ihnen zu Mittag am Köhlergrabenweg treffen.“

Das geht so einfach? Sie rufen Ihn an und er springt?“ „Es geht um die Tasche. So interessiert wie er an ihr war, würde er vermutlich sogar ins Ausland reisen. Ich rate Ihnen zur Vorsichtig,“ erklärt Mephistopheles und zieht an ihrer Zigarre. Mit ihrem Schweigen gibt sie mir zu verstehen, dass das Gespräch beendet ist. Ich stelle meinen Oberkörper gerade und wende mich zur Tür, als mir eine Frage einfällt.

Ich drehe mich noch einmal um und frage: „Weshalb heißen Sie Mephistopheles? Ist es nicht schwachsinnig, sich nach einem finnischen Maler zu benennen?“ „Haben Sie jemals Goethes Faust gelesen?“ „Warum sollte ich Fäuste lesen und wie verdammt noch mal macht man das?“ frage ich und nach einigen Augenblicken erwidere ich: „Sie sind nicht wirklich Mephistopheles, oder?“

Sind wir nicht alle etwas Mephistopheles,“ antwortet Mephistopheles, lacht und zieht an ihrer Zigarre. Ich drehe mich um und verlasse den Duschraum. In meinem Rücken spüre ich Annas Schusswaffe. Sie und ihre Besitzerin begleiten mich zum Gastraum, wo ich meinen Mantel anziehe. Alle Waffen sind, wo sie hingehören. Ich zünde mir eine Zigarre an und verlasse die Pussy Colletion. „Verdammter Regen, verfluch noch mal,“ fluche ich. Große Tropfen fallen auf meinen Hut und meinen Mantel. Ich blicke nach links als ich plötzlich bemerke wie Monica Bellucci - oder, was viel wahrscheinlicher ist, eine andere gutaussehende schwarzhaarige Frau - in einen schwarzen Maserati Quatroporte steigt. Ich sollte wenige Whisky trinken.

Gemächlich gehe ich zu meinem Maserati, öffne die Tür und steige ein. Der Motor surrt. Ich trete aufs Gaspedal. Die Reifen drehen kurz durch. Ich fahre nach Zell am See und bleibe auf dem Parkplatz des Grand Hotel Zell am See stehen. Ich checke im Grand Hotel ein und beschließe noch einen Abendspaziergang zu machen. Wer weiß? Vielleicht läuft mir ja Mr. Sam in die Arme.

Melinda Schwarzenberg
Wäre Pech für ihn und Glück für mich. Ich gehe die Seestraße entlang, biege in die Salzmannstraße, um dann auf der Kreuzgasse meinen Weg fortzusetzen. Plötzlich werde ich von der Seite angesprochen. Eine Frau lehnt vor einem Hauseingang an einer Hauswand und fragt mich: „Was suchen Sie?“

„Ich suche nichts. Ich mache nur einen Spaziergang.“ „Kommen Sie. Die Zeiten, in denen ein langer beiger Trenchcoat, ein brauner Hut und eine dünne schwarze Krawatte unauffällig waren, sind schon lange vorbei. Auffälliger geht es nur, wenn auf ihrem Mantel Detektiv oben stehen würde.“ „Sie tragen auch einen Trenchcoat. Sind Sie jetzt auch eine Detektivin?“

Ich bin Journalistin und brauche Information. Ich würde sogar dafür zahlen.“ „Wirklich? Im Normalfall arbeite ich gratis und ohne Aufwandsentschädigung.“ „Wirklich?“ „Nein, dass war sarkastisch.“

Die junge Dame starrt mich verwirrt an und mir kommt der Gedanke, dass ich vielleicht meine Kleidung wechseln sollte. Diese Überlegung hat nichts damit zu tun, dass ein riesiger Whiskyfleck mein Hemd ziert, sondern damit, dass mich jeder auf Grund meiner Kleidung als Detektiv erkennt. Zugegeben, ich gehe diesem Beruf schon einige Zeit nach und als ich begonnen habe, war diese Arbeitskleidung modern. Doch so alt bin ich wiederum auch nicht. Vielleicht werde ich mir einen neuen Hut kaufen. Dann ist der Wiedererkennungswert nicht so hoch.

Da fällt mir ein Columbo trug gar keinen Hut. Ich will schon weiter gehen, als die Dame erwidert: „Ich bin an einer Sache dran. An einer großen Sache. Aber ich brauche noch ein paar Dinge, bevor ich an die Öffentlichkeit gehen kann. Noch ein paar Stücke, damit das Puzzle komplett ist. Kennen Sie einen Mr. Sam?“ Ich starre Sie ungläubig an. Was kann Sie über Mr. Sam wissen. Eine einfache Journalistin aus Zell am See. Während ich noch mein Hirn mit dieser Frage zermatere, habe ich einen Geistesblitz. Ich frage sie: „Können Sie mit einer Schusswaffe umgehen?“

„Ja, weshalb?“ „Erzählen Sie mir alles, was Sie über Mr. Sam wissen und ich werde Ihnen helfen, die letzten Puzzlestücke zu finden.“ „Warum sollte ich Ihnen glauben? Vielleicht haben Sie ja nur Interesse an der Geschichte.“ „Wie ist Ihr Name?“ „Schwarzenberg, Melinda Schwarzenberg.“ „Melinda, ich habe morgen zu Mittag ein Treffen mit Mr. Sam. Thema des Treffens ist eine Handtasche und deren Inhalt. Beides ersteigerte Mr. Sam für 300 000 Euro. Wenn Sie dabei sein wollen, müssen Sie mir sagen, was Sie wissen. Einer meiner Auftraggeber ist sehr an Mr. Sam interessiert.“

„Und Ihre Gegenleistung ist ein Treffen mit Mr. Sam. Das aber erst morgen stattfinden wird. Halten Sie mich für blöd?“ „Nein, Sie sind keine Blondine. Sie haben Informationen, die ich brauche. Ich kann Sie zu dem Mann bringen, der Sie interessiert. Das ist eine coole ich-scheiß-dich-nicht-an-du-scheißt-mich-nicht-an-Vereinbarung.“ „Ich weiß nicht so recht.“ „Verdammt, ich bin kein verfickter Kommunist. Mir kann man vertrauen im Gegensatz zu diesen Sozialisten.“ „Ich wähle die SPÖ.“ „Ich habe auch nichts gegen die Sozialdemokratie gesagt, sondern nur gegen die verdammten Kommunisten. Der Marxismus ist die schlimmste Krankheit, an der die Menschheit leidet. Noch schlimmer als HipHop“ „Denken Sie ernsthaft Ihre Abneigung gegen HipHop und Kommunismus würde mich davon überzeugen, Ihnen alles zu sagen?“

„Sie haben mich angesprochen und ich habe es satt mich wie eine Prostituierte anpreisen zu müssen. Entweder Sie sagen es mir, oder ich gehe jetzt in die Apotheke und hole mir ein Schmerzmittel und esse danach etwas. Ich wurde heute geschlagen, mit einer Waffe bedroht, mit Whisky bekleckert und von einer Tänzerin angemacht. Ich habe nicht mehr die Geduld mich auf ein argut-, argumem-, argutme, auf einen argumentativen Diskus, äh Diskurs einzulassen.“ Melinda betrachtet mich, mustert mich. Es ist ihr anzusehen, dass sie sich den Kopf darüber zerbricht, ob ich vertrauenswürdig bin oder nicht. Leider macht mich die Blutkruste auf meiner Nase nicht gerade seriöser. Nach einer Weile, sagt Melinda: „Ich glaube Ihnen. Es ist so, ich glaube Mr. Sam macht in Drogen. Aller Wahrscheinlichkeit handelt er mit Kokain.“ Melinda macht eine kurze Pause, wartet meine Reaktion ab und fährt dann fort.

Es liegt Blei in der Luft

Ich will nur spielen...
Dirty Mike, ist Ihnen nicht kalt?“ fragt Melinda. Sie hat ihre linke Hand in der Tasche ihres Mantels vergraben. Die rechte hält eine Glock 18. Ich linse kurz nach rechts, betrachte Melinda, dann blicke ich wieder auf die Straße. Ich antworte: „Nein, nicht wirklich. Dirty Mike ist so cool, dass ihm die Kälte nichts ausmacht. Noch ein bisschen cooler und hinter Dirty Mike würde es schneien.

Melinda lacht. Ich lächle auch. Aber nicht auf Grund des Witzes. Nicht mehr lange und ich habe den Fall gelöst. Gestern wurde für meinen Geschmack einfach zu viel gesprochen. Dirty Mike ist kein Freund großer Worte. Vor allem wurde viel gesprochen, bei dem ich nichts mitzureden hatte. Meine Nase schmerzt immer noch. Aber bei weitem nicht so wie die Kugel, die Mr. Sam einsacken wird. Ich grinse. Es steht Arbeit bevor. Arbeit zum Anpacken. Dirty Mike ist ein Mann der Aktion. Dirty Mike ist ein Mann der Action.

In meiner linken Hand halte ich eine Smith & Wesson Modell 500. Noch auf über 200 Meter genau. Das derzeit stärkste Kaliber für Schusswaffen. Ins Trommelmagazin passen zwar nur fünf Schuss, aber fünf Schuss einer Smith & Wesson Modell 500 reichen sicherlich aus, um Mr. Sam das Leben auszupusten. Ich grinse. Es regnet, doch das macht mir nichts aus. Nachdem der gestrige Tag nicht so nach Wunsch verlaufen ist, habe ich nun alle Möglichkeiten in der Hand. Melinda blickt mich unschlüssig an und fragt: „Warum grinsen Sie?“

Die Rache ist mein; ich will vergelten,“ antworte ich. Am Weg tut sich nichts. Der Regen fällt unablässig. Das Trommeln der Tropfen halt durch den Wald. Ich blicke auf meine Uhr. Es ist zwölf Uhr und zwei Minuten. Mr. Sam wird doch nicht Verspätung haben? Wieder fragt mich Melinda: „Warum müssen wir im Wald warten?“ „Ich habe es Ihnen schon einmal erklärt. Wir warten hier, damit wir nicht sofort gesehen werden. Mr. Sam ist ein Mann, der zuerst schießt und dann fragt.“ „Wie Sie?“ „Ja, so in etwa. Wir schleichen aus dem Wald, nutzen den Überraschungseffekt und kommen so ans Ziel,“ erkläre ich. Plötzlich kommt ein Clown in mein Blickfeld.

Er bleibt stehen und blickt auf seine Uhr. Ratlos betrachte ich die witzige Gestalt, die sich rastlos umsieht. Erst langsam dämmert es mir, dass es sich bei dieser Witzfigur um den Kontaktmann handelt. Eigentlich trägt Mr. Sam nur weiß und nicht bunt. Langsam setze ich einen Schritt nach vor. Melinda fragt: „Glauben Sie, dass ist Mr. Sam?“ „Ich habe keine Ahnung, aber scheint auf uns zu warten. Schleichen wir uns an, Anschleicher“; antworte ich und schwebe fast durch das Unterholz. Melinda folgt mir leider nicht so leise und als wir schon am Rand des Waldes sind und uns nur noch ein schmaler Grasstreifen vom Weg trennt, tritt sie auf einen größeren Ast, der knackend zerbricht.

Der Clown zuckt zusammen, zieht eine Beretta aus seinem quietschbunten Kostüm und dreht sich um. Geistesgegenwärtig reise ich Melinda zu Boden. Der Clown schießt. Die Kugel trifft einen Baum. Eher schlecht als recht rutsche ich auf dem rutschigen, regennassen Gras herum. Melinda geht es keinen Deut besser. Ich hasse Regen. Der Clown schießt noch mal. Die Kugel schlägt neben mir ins Gras ein. Endlich komme ich auf die Beine. Blind schieße ich nach hinten und hoffe, dass ich den Clown treffe und bin dankbar dafür, dass die riesigen roten Schuhe ihn beim gehen behindern. Ich laufe zum Baum, gehe dahinter in Deckung. Ich spüre wie das Adrenalin durch meinen Körper schießt.

Endlich gibt es etwas handfestes und nicht nur lahme Wörter. Endlich kann ich wieder der Aktion frönen. Leider trübt die Tatsache, dass ich momentan von einem schießwütigen Clown in die Mangel genommen werde, etwas meine Freude. Ich sehe mich um. Melinda hat hinter einem großen NadelbaumFichte glaube ich. Aber die Dinger sehen sowieso alle gleich aus – Deckung gefunden. Ich drehe meinen Kopf nach links und kann aus den Augenwinkel erkennen, wie der Clown blind um sich schießt und seine Munition verbraucht.

Der Regen lässt seine Schminke zerrinnen. Seine quietschbunte Kleidung saugt sich voll mit Wasser. Seine übergroßen, roten Schuhe könnten mittlerweile als Übergangsquartier für Zierfische dienen. Mittlerweile gießt es wie aus Kübeln. Ein Blitz zuckt über den Himmel, gefolgt von Donnergrollen. Das Knallen der Schüsse verstummt. Der Clown lädt nach. Ich verlasse mein Versteck und schieße drei mal. Die Luft ist erfüllt vom Schwarzpulvergeruch. Ich spüre wie der Rückstoß versucht mir die Waffe aus der Hand zu reißen.

Der erste Schuss trifft den Clown im Bereich seiner linken Niere. Die Witzfigur krümmt sich. Der zweite Schuss dringt auf Höhe des Schulterblattes ein. Der dritte zerfetzt den Magen. Der Clown röchelt und wippt bedenklich nach vorne. Seine an sich bunte Kleidung nimmt einen starken Rotstich an.

Eine Smith & Wesson 500. Vorsicht, es wird scharf geschossen
Die Waffe fällt auf den Boden. Dann kippt endlich auch der Clown nach hinten. Seine riesigen, unförmigen, roten Schuhe ragen grotesk nach oben und erinnern mich etwas an Grabsteine.

Ich verlasse mein Versteck und trete auf den Weg hinaus. Die Witzfigur liegt am Boden. Der Blick ist gen Himmel gerichtet. Sie schreit. Ihre Beine zucken leicht. Ich hebe meine Waffe und gebe einen Schuss ab. Der Clown verstummt. Seine Beine hören auf zu zucken. Melinda verlässt ihr Versteck, betrachtet die Leiche mit einer Mischung aus Interesse und Abscheu.

Nach einigen Augenblick fragt mich meine Begleiterin: „Warum haben Sie ihn umgebracht? Wir hätten ihm noch einige Frage stellen können.“ „Glaub mir, aus einem Angeschossenen kriegst du kein Wort heraus. Die schreien nur herum oder flehen um ihr Leben. Wenn du Glück hast, bitten sie dich noch, ihren Müttern zu erzählen, dass sie sie lieben. Der Clown hatte drei Kugel im Körper, der hätte nichts mehr gesagt, sondern einfach nur geschrien und geschrien. Weißt du, wie nervig so ein verdammtes Geschrei sein kann? Das hört gar nicht mehr auf. Eigentlich schon, irgendwann sterben sie, aber bis dahin.

„Seien Sie nicht so herzlos. Der Clown war auch nur ein Mensch. Ein böser, hinterlistiger, gemeiner Mensch, aber ein Mensch.“ „Mein Mitleid hört spätestens dann auf, wenn mich jemand versucht umzubringen. Aber eigentlich hört es noch viel früher auf. Die Toten sind tot. Unsere Worte scheren sie nicht,“ erkläre ich und betrachte den Clown, der tot am Boden liegt. Seine Füße ragen grotesk in die Höhe. Seine Augen starren gegen Himmel. Seine buntes, zu groß geratenes Kostüm weist drei große, rote Flecken auf und hat sich so stark mit Wasser vollgesogen, dass es aussieht wie ein Küchenlappen. Ich beuge mich über die Leiche und ziehe lautstark die Luft ein.

Melinda schaut mich an. Noch einmal ziehe ich geräuschvoll die Luft ein. Melinda fragt: „Was ist denn?“ „Riechst du das auch?“ „Was denn?“ „Es riecht komisch,“ erkläre ich. Melinda starrt mich an und erwidert: „Also ich rieche nichts.“ „Ich glaube es ist der Clown. Der tote Clown riecht komisch.“ „Also ich rieche wirklich nichts.“ „Das war ein Witz. Komisch und Clowns. Clowns sind komisch oder sollten es zumindest sein,“ erkläre ich. Melinda betrachtet mich skeptisch und lächelt verlegen. Anscheinend findet sie meinen Witz pietätlos oder hat einen anderen Sinn für Humor. Oder sie ist Autistin und versteht ihn nicht. Schade, dass sie nicht gelacht hat. Man kann nicht oft solche Witze erzählen. Man erschießt nicht täglich einen Clown. Zumindest ich mache das nicht. Ich wende mich von der Leiche ab und will weggehen, als Melinda sagt: „Warten Sie!“

Ein Clownausbildungslager in Afghanistan. Ob der Clownattentäter hier ausgebildet wurde?
„Worauf? Dass er von den Toten aufersteht? Die Witzfigur ist ein Clown und nicht Jesus trotz der Gemeinsamkeiten.“ „Trotzdem sollten wir nach Hinweisen suchen. Zum Beispiel, woher der Clown kommt.“ „Willst du ihn zu seinem Circus zurück bringen?“ frage ich und lache.

Es ist unglaublich wie witzig tote Clowns sein können. Viel witziger als ihre lebenden Kollegen. Melinda wirft mir einen bösen Blick zu und erwidert: „Normalerweise beschäftigt ein Circus keinen schießwütigen Clown und da es sich augenscheinlich bei der Leiche nicht um Mr. Sam handelt, lässt dieser Umstand zwei Schlüsse zu. Erstens, die blutrünstige Witzfigur wurde von Mr. Sam geschickt oder ein kranker Spinner, der eigentümlicher Weise eine Handfeuerwaffe mit Munition besitzt, geht eines schönen Tages spazieren und läuft uns zufällig über den Weg. Ist Ihnen jetzt klar, warum nach Hinweisen suchen sollten?“

„Wie lange muss ich dich noch duzen, bis dir klar wird, dass du mich nicht siezen sollst?“ „Lenken Sie nicht ab!“ „Duze mich. Was denn Clown betrifft, klingt deine Erklärung einleuchtend. Mr. Sam hat von meinem Interesse an der Tasche erfahren und deshalb den schießwütigen Clown geschickt. Damit legt er uns auf.“ „Um.“ „Um?“ „Man legt Menschen um, nicht auf.“ „Das ist mir schon klar, aber Mr. Sam legt uns auf. Er legt uns den Ball auf und wir müssen nur noch einlochen.“ „Ich hasse Sportmetaphern.“

„Der Clown wird uns zu Mr. Sam führen,“ erkläre ich und hocke mich hin. Immer noch schüttet es wie aus Kübeln. Vorsichtig beginne ich die Leiche abzusuchen, was sich auf Grund des wallenden Gewandes als recht kompliziert darstellt. Einerseits möchte man nicht mit dem Blut in Berührung kommen, weil es ein Vermögen kostet die Flecken entfernen zu lassen. Andererseits muss man gründlich suchen, um nicht etwas wichtiges zu übersehen. Nach kurzer Suche werde ich fündig. Vorsichtig ziehe ich eine Brieftasche und ein Mobiltelefon aus der Hosentasche.

Ich durchsuche die Brieftasche, während Melinda das Mobiltelefon übernimmt. Schon kurz nachdem ich die Brieftasche geöffnet habe, wird meine Vermutung bestätigt. Clowns sind ehre arme Zeitgenossen. Mit roten Nasen lässt sich kein Geld verdienen. In der Geldbörse sind gerade einmal drei zerknittere Fünf-Euro-Scheine. „Ich habe etwas gefunden,“ schreit Melinda erfreut und ich frage: „Was hast du gefunden?“ „Eine SMS. Mr. Sam möchte sich mit unserem toten Clown treffen.“ „Wann?“ „Um 19:00 Uhr am Postplatz.“ „Am Postplatz. Da du aus Zell am See oder der Umgebung stammst, wirst du mir sicherlich gleich sagen, wo der Postplatz liegt.“

„Also wenn wir den Köhlerweg wieder zurück gehen, die erste rechts und dann die Straße hinunter bis zum Zentrum.“ „Dann würde ich sagen, dass wir Mr. Sam einen Besuch abstatten. Dirty Mike macht gerne Hausbesuche,“ erkläre ich, krame in meinem Mantel, hole eine Zigarre hervor und zünde diese an. Während ich den blauen Dunst der Zigarre inhaliere, gehe ich los. Es gießt immer noch wie aus Kübeln. Melinda schreitet an meiner Seite. Ich blicke noch einmal zurück, bleibe stehen und betrachte den Clown. Dann gehe ich zurück, bleibe vor der Leiche stehen, ziehe meine Smith & Wesson und gebe einen Schuss ab. Melinda betrachtet mich irritiert und ich erkläre: „Es waren anstrengende Tage. Ich wurde mit einer Waffe bedroht, geschlagen und noch dazu regnet es. Wie ich regen hasse.“ „Fühlst du dich jetzt besser?“ „Ja, etwas,“ sage ich, nehme die Brieftasche in die Hand und gehe zurück zum Auto. Als wir die Brücke überqueren, schmeiße ich die Brieftasche und das Mobiltelefon in den Hochwasser führenden Schmittenbach.

Kratzer im Lack

Melinda:"Als modernen Maserati betrachte ich einen Maserati, dessen Armaturenbrett nicht so aussieht wie das Cockpit eines Flugzeuges."
Die Nacht ist über Zell am See hereingebrochen. Das Licht der Straßenbeleuchtung spiegelt sich am Asphalt. Menschen wuseln über den Postplatz, drängen ins Zentrum der Stadt. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sich Melinda nähert. Ich begrüße sie. Es hat aufgehört zu Regnen, trotzdem hat sich meine Laune nicht wirklich gebessert.

Ich habe die Tasche immer noch nicht. Ich muss unentgeltlich für eine Person der Zeller Unterwelt arbeiten – Zugegeben sie hat mir das Leben geschenkt, aber davon kann ich mir keinen Cheeseburger kaufen- und noch dazu hat man versucht mich umzubringen. Nicht, dass mich das stören würde. Ich arbeite in einem gefährlichen Geschäft. Dirty Mike liebt die Gefahr. Aber ich hasse es mich im Dreck wälzen zu müssen. Mein Trenchcoat ist ein Fall für die Putzerei. Die Anzughose konnte ich wegschmeißen. Schon die zweite seit ich den Fall angenommen habe.

Aber mehr schmerzt mich mein Trenchcoat, der jetzt in der Putzerei des Grand Hotels Zell am See liegt und darauf wartet gewaschen zu werden. Jetzt muss ich daher meinen schwarzen Wintermantel tragen, der schwerer ist und weniger Platz bietet, sodass ich nur meine Smith & Wesson, die Glock und die Berette bei mir habe. Die zweite Glock trägt Melinda bei sich. Ich ziehe an meiner Zigarre. Es ist fast neunzehn Uhr. Die Luft ist kalt und ungewöhnlich trocken.

Der Himmel ist wolkenverhangen. Sterne sind keine zu erkennen. Ich stehe vor der Goldschmiede Mösslacher und betrachte das Postgebäude, dessen Türen verschlossen, dessen Lichter erloschen sind. Ich ziehe wieder an meiner Zigarre, als sich ein silberner Aston Martin DB 5 sich neben meinem Maserati einparkt. Ich versuche anerkennend zu pfeifen, was dank meiner Zigarre misslingt. Als ein vollkommen in weiß gekleideter Mann aus dem Aston Martin aussteigt, klappt meine Kinnlade nach unten. Die Zigarre fällt zu Boden.

Sicherlich habe ich damit gerechnet, dass Mr. Sam um 19:00 Uhr auf dem Postplatz erscheinen würde, aber dass er einen Aston Martin fährt – eigentlich lässt er sich fahren. Der Chauffeur sitzt immer noch im Wagen – überrascht mich etwas. Während ich meine Smith & Wesson aus dem Mantel hole und den Abzug drücke, stelle ich mir die Frage, ob es wirklich sinnvoll in aller Öffentlichkeit auf Mr. Sam zu schießen. Aber was soll’s, ich denke eigentlich nie wirklich über das nach, was ich mache. Vorausdenken ist was für Weicheier.

Dirty Mike dagegen ist ein Mann der Aktion. Sicherlich ist es etwas problematisch, wenn ich Mr. Sam jetzt anschieße. Ich kann ihn schwerlich am Postplatz mitten in Zell am See befragen, aber mir wird schon was einfallen, wenn es soweit ist. Die Kugel verlässt den Lauf, verfehlt Mr. Sam und trifft eine Auslage. Der Alarm geht los. Melinda zuckt zusammen. Ich fluche. Mr. Sam nimmt die Beine in die Hand – natürlich nur metaphorisch nicht bildlich – und läuft zum Aston Martin. Ich hebe die Smith & Wesson ein zweites Mal, drücke den Abzug, doch nichts passiert. Magazin leer. Ich habe verflucht noch mal vergessen nachzuladen.

Mr. Bond Sam fährt einen Aston Martin DB5
Ich fluche nochmals, stecke die verdammte Waffe weg und nehme nun meine Beine in die Hand. Eine sichtlich verwirrte Melinda folgt mir. Eilig schiebt der Aston Martin zurück und zerkratzt die rechte Seite meines Maseratis. Man kann mich anschießen, betrügen, verarschen und ich werde wütend. Aber rasend wütend werde ich nur, wenn jemand meinen Wagen beschädigt.

Wenn man mich aber versucht hat umzubringen, mich betrügt, verarscht und meinen Wagen beschädigt, dann steckt man bis zum Hals in Scheiße. Ich öffne dir Tür meines Maseratis und steige ein. Kurz nachdem ich den Motor gestartet habe, gesellt sich auch Melinda zu mir. Ich schiebe zurück. Sie teilt mir mit: „Als du gesagt hast, dass du einen Maserati fährst, dachte ich an einen modernen Maserati.“ „Weshalb, Maserati wurde schon 1914 gegründet. Von diesem Standpunkt betrachtet, sitzt du in einem modernen Maserati.“

„Als modernen Maserati betrachte ich einen Maserati, dessen Armaturenbrett nicht so aussieht wie das Cockpit eines Flugzeuges. Der Wagen hat vermutlich nicht einmal Airbags.“ „Jammer nicht rum. Die Seitentüren habe ich verstärken lassen.“ „Das hilft mir sehr, wenn wir einen Unfall bauen.“ „Du weißt gar nicht wie viele Männer dich beneiden würden, wenn du in einem alten Maserati stirbst,“ erkläre ich und konzentriere mich auf die Straße.

Melinda murmelt etwas und verschränkt die Arme. Als würde ihr das bei einem Autounfall das Leben retten. Ich verstärke den Druck auf Gaspedal. Das Surren des Motors wird schriller. Der Abstand zum silbernen Aston Martin wird geringer. Dieser biegt plötzlich nach links auf den Bahnhofplatz ab. Ich steige auf die Bremse und lenke nach links ein. Ich spüre wie das Heck unruhig wird, doch ich habe nicht genügend Zeit mich darum zu kümmern. Wieder verstärke ich den Druck auf das Gaspedal. Es ist eine Freude zu sehen, wie sich die Tachonadel kontinuierlich nach oben arbeitet. Plötzlich sehe ich etwas schwarzes, dass näher kommt und auf meiner Windschutzscheibe aufschlägt.

Gefolgt von dem nächsten schwarzen Ding. Während ich mit dem Gedanken spiele meinen Scheibenwischer zu benutzen, fragt mich Melinda: „Ist es normal das Kriminelle mit Stoffmurmeltieren werfen? Im Normalfall schießen sie mit Schusswaffen.“ „Wären dir Schusswaffen lieber?“ frage ich sarkastisch. Ein dumpfes Geräusch ertönt als das nächste Stoffmurmeltier auf der Windschutzscheibe aufschlägt. Ich weiche einem parkenden Auto aus. Der Aston Martin fährt eine Pappfigur um. Ich fahre drüber. Auf einmal kommt mir eine zündende Idee. Ich sage zu Melinda: „Kurble das Fenster runter, nimm die Glock und schieße.“ Melinda blickt mich unsicher an, nickt aber. Langsam kurbelt sie das Fenster hinunter. Ich spüre den kühlen Fahrtwind in meinem Gesicht, vernehme das Getöse des Fahrtwindes, als ich plötzlich höre: „Ups!“ „Was heißt Ups, Melinda?“

„Ich habe die Glock fallen gelassen.“ „Dann heb Sie auf.“ „Geht nicht!“ „Wie geht nicht?“ „Die Glock liegt auf der Straße und ich glaube nicht, dass wir umdrehen können,“ erklärt Melinda. Ich fluche, schlage mit der linken Faust auf Lenkrad. Der Wagen gerät ins Schlingern. Meine Beifahrerin krallt sich in den Sitz. Wie kann man eine verfickte Schusswaffe verlieren? Hat Melinda eine Ahnung wie schwer und teuer es ist eine Glock auf sagen wir halblegalen Wege zu bekommen? Ich bitte: „Dann mach wenigstens das Fenster zu, bevor mir noch das Gesicht abfriert.“ „Ich dachte Dirty Mike ist so cool, dass ihm die Kälte nichts ausmacht.“

Dirty Mike ist etwas zornig, weil du seine Waffe aus dem Fenster geschmissen hast. Kurbel einfach das Fenster hoch, lege eine CD ein und hör auf zu nerven, bevor Dirty Mike dich aus dem Fenster wirft.“ „Musik?“ „Highway to Hell von AC/DC,“ erkläre ich bündig. Melinda sieht mich schräg an, sagt aber nichts. Ich fahre über eine Bodenschwelle. Melinda legt die CD ein.

Das Bild dient nicht dem besseren Verständnis des Textes. Ich will nur etwas mit meinem Maserati 3500 GT angeben.
Sobald die Gitarrenriffs aus den Boxen tönen, verstärke ich den Druck aufs Gaspedal. Der Motor wird lauter. Sein Surren gleicht einem orgastischem Stöhnen.

Ich verkürze den Abstand zum Aston Martin, als dieser plötzlich nach rechts abbiegt. Um nicht in einer Hausmauer meine letzte Ruhestätte zu finden, muss ich auf die Bremse steigen. Nur aus den Augenwinkel sehe ich, wie ein kleiner Obsttransporter versucht dem Aston Martin auszuweichen. Ich drücke aufs Gaspedal. Der Motor stöhnt auf. Das Heck schwänzelt unruhig herum. Ich will am Obsttransporter vorbeifahren, als sich dieser gefährlich neigt und einen Teil seiner Ladung auf meinen Maserati kippt.

Ein dumpfes Rumpeln ist zu hören und Unmengen an rohem Gemüse wandern über meine Windschutzscheibe. Während Brokkoli und Karotten zwar die Sicht einschränkten, sind die Tomaten das wirkliche Problem. Nachdem sie beim Aufprall zerplatzt sind, verteilen sie sich dank Scheibenwischer und Fahrtwind über die ganze Scheibe. Aber es braucht mehr als ein paar Tomaten um Dirty Mike aufzuhalten. Der Wagen fährt am Ortschild Zell am See vorbei. Der Aston Martin hat durch meine durch die Tomaten ausgelösten Sichtprobleme etwas an Boden gewonnen, doch am Freiland sollte es ein leichtes sein, denn Vorsprung zu verkleinern.

Ich drücke das Gaspedal durch. Der Motor stöhnt auf. Die Tachonadel bewegt sich unaufhörlich nach rechts und überschreitet die 120 km/h Marke. Ich drehe am Lenkrad. Der Wagen schert nach links aus, überholt einen Renault und reiht sich wieder ein. Der Abstand zum Aston Martin wird immer geringer. Der Tomatensaft auf meiner Windschutzscheibe wird auch immer weniger. Leider ist ein Teil davon durch den Fahrtwind und die kühlen Temperaturen gefroren, sodass ich mich vermutlich noch länger mit etwas Tomatenkram herumschlagen muss. Wenigstens war es nur ein Obst- und kein Rindertransporter. Zu allem Übel beginnt es noch zu schneien.

Die Tachonadel verharrt auf der 150 Km/h Markierung. Ich schalte das Fernlicht ein, um den Chauffeur des Aston Martins zu blenden. Der Abstand ist auf 25 Meter geschmolzen. Die Straße ist abgesehen von den beiden Autos menschenleer. Theoretisch könnte ich den Aston Martin jetzt überholen, doch wie sinnvoll das wäre, ist fraglich. Mir bleibt momentan nichts anders übrig als hinter dem Aston Martin herzufahren und zu hoffen, dass ich keine enge Kurve übersehe. Mittlerweile befinde ich mich im Glemmtal.

Melinda fragt mich: „Warum rast du so?“ „Falls dir noch nicht aufgefallen ist, wir verfolgen jemanden und damit dieser nicht entkommt, fahren wir etwas schneller als erlaubt.“ „Du weißt schon, dass das Glemmtal eine Sackgasse ist.“ „Was bedeutet das für mich?“ „Es gibt nur eine Straße die raus führt. An sich hat sich Mr. Sam damit in eine Falle begeben. Es sei denn, es gibt einen Grund, warum er ins Glemmtal gefahren ist.“ „Ich verstehe,“ antworte ich, drossle die Geschwindigkeit, lasse den Abstand größer werden und schalte das Fernlicht aus. Mit gewissem Abstand folge ich dem Aston Martin, der fast bis zum Ende des Tales fährt, dann die Hauptstraße verlässt und ihn einer Hauseinfahrt stehen bleibt. Mit gebührendem Abstand parke ich auch den Maserati und zünde eine Zigarre an. Noch ist es zu früh um Zuzuschlagen.

Der Feind ist noch aufgescheucht, noch in Alarmbereitschaft. Ich ziehe an meiner Zigarre und blicke in den Rückspiegel. Zwei junge, gutaussehende Damen nähern sich dem Auto. Langsam atme ich den Rauch der Zigarre aus. Die jungen Damen kommen näher und bleiben vor der Tür meines Maseratis stehen. Melinda sagt zu mir: „Öffne nicht die Tür und kurble nicht das Fenster hinunter.“ „Melinda, die jungen, gutaussehenden Damen haben sich sicherlich nur verirrt. Kein Grund zur Panik,“ erwidere ich und kurble das Fenster hinunter. Ich drehe mich zu Melinda und sage: „Sieht du“. Als ich mich umdrehe, blicke ich in den Lauf einer Waffe.

Dirty Mike schlägt zurück

Melinda: "Statt Maserati steht Meserati auf dem Bild."
Ich: "Nein, das wäre mir-, verdammt du hast recht."
Ich betrachte das Bild an der Wand. Eigentlich ist es eine Photomontage, die Penélope Cruz und einen Maserati GranTurismo zeigt. Aber irgendetwas stimmt an dieser Photomontage nicht. Vielleicht hat Penélope falsche Wimpern. Vielleicht sind es die Lichter des Maseratis.

Irgendetwas stimmt nicht. Ich neige meinen Kopf zur Seite, trete einen Schritt heran und betrachte die Photomontage noch genauer. Melinda geht hinter mir auf und ab. Ihre Schuhe klacken auf dem Steinboden. Sie fragt: „Was ist an dieser Photomontage so interessant?“ „Irgendetwas stimmt nicht. Glaubst du Penélope hat falsche Brüste?“

„Nein, so viel ich weiß, sind sie echt, aber ich interessiere mich eher für ihre schauspielerischen Qualitäten, so dass mein Urteil nicht absolute Gültigkeit haben muss. Übrigens sieht man ihre Brüste nicht auf dem Bild.“ „Stimmt, ob das vielleicht der Fehler ist? Irgendetwas muss falsch sein.“ „Maserati ist falsch geschrieben. Statt Maserati steht Meserati auf dem Bild.

„Nein, das wäre mir-, verdammt du hast recht. Maserati ist falsch geschrieben. Habe ich wohl übersehen.“ „Dirty Mike, wie schafft es ein Mann mit so geringer Auffassungsgabe Detektiv zu werden?“ „Ich habe eine ausgezeichnete Auffassungsaufgabe.“

„Weißt du überhaupt, was Auffassungsgabe heißt? Es heißt, keine potentiellen Informationsquellen zu töten. Es heißt, nicht in aller Öffentlichkeit auf unsere Zielperson zu schießen. Und vor allem heißt es nicht, mitten im nirgendwo zwei gutaussehenden, verdächtigen Frauen das Fenster zu öffnen.“ „Du kannst immer nur meckern, meckern, meckern.“ „Wenigstens kann ich etwas im Gegensatz zu dir, Dirty Mike,“ erklärt Melinda. Normalerweise würde ich jetzt den Raum verlassen und die Tür hinter mir zu schlagen, sodass allgemein erkenntlich ist, dass ich angepisst bin. Tatsache ist aber, dass ich in einer kleinen Kammer eingeschlossen bin, in der sich neben der Photomontage, Melinda und mir nur noch ein Regal voller Putzmittel und ein Besen befinden.

Aber das ist noch kein Grund aufzugeben. Dirty Mike gibt nicht auf. Ich komme aus dieser verdammten Kammer raus und wenn ich mich durchgraben muss. Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt die Tür aufzutreten, aber bis ich die offen habe, sind vermutlich schon ein paar von Mr. Sams Wachen hier und werden uns fesseln. Also mache ich das in dieser Situation einzig sinnvolle und diskutiere weite mit Melinda: „Immerhin habe ich geschafft, dir den Autoschlüssel zu geben, sodass du ihn verstecken konntest.“ „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.“ „Ich habe es geschafft dem Aston Martin zu folgen. Du wärst vermutlich nicht einmal aus der Parklücke herausgekommen.“ „Weil ich es nicht gewohnt bin mit museumsreifen Särgen zu fahren.“

Mein Maserati funktioniert einwandfrei.“ „Auch die meisten Traktoren funktionieren einwandfrei. Gleichwohl fahre ich nicht damit. Es spricht nichts gegen ein neues Auto, das Klimaanlage, ABS, ESP und was weiß ich noch alles drinnen hat.“ „Weißt du wie viel ein neues Auto kostet?“ „Sicherlich nur halb soviel wie das Waffenarsenal, das du mit dir herumschleppst. Du bist ja schlimmer als Nordkorea.“ „Vergleiche mich nicht mit den verdammten Kommunisten,“ erkläre ich und schlage gegen die Tür. Sollen die verdammten Wachen kommen und mich umlegen. Alles ist besser als mit dieser Wahnsinnigen in einen Raum zu sein. Kein Wunder, dass Journalisten so unbeliebt sind. Ich hätte jetzt Lust auf eine Zigarre, aber mein verdammter Mantel wurde mir von den verfickten Sicherheitskräften abgenommen. Verflucht noch mal. Wenn ich hier rauskommen, kann Mr. Sam etwas erleben, aber nur kurz. Danach ist die Maus aus. Melinda durchsucht das Regal, in dem die Putzmittel stehen.

Auch die US-Navy benutzt Besen
Der Besen rückt in meinen Fokus. Sicherlich nicht die ideale Waffe. Weder so vielseitig einsetzbar wie eine Machete, noch so gefährlich wie meine Smith & Wesson, aber das Beste das ich momentan habe. Ich nehme ihn in die Hand. Ein einfache Tritt und der Riegel wird sich vom Besenstiel lösen. Falsch gedacht. Da ist man eingesperrt in einer Putzkammer und trifft auf einen Qualitätsbesen.

Mr. Sam ist vermutlich der Einzige im Pinzgau, der sich keinen sich kein chinesisches Fabrikat, sondern einen österreichischen Besen gekauft hat. Langsam die Geduld verlierend trete ich auf den Riegel des Besens ein, doch dieser macht keine Anstalten sich zu bewegen. „Warum drehst du den Riegel nicht hinunter?“ fragt Melinda, die immer noch das Regal nach irgendetwas durchsucht. Was für eine bescheuerte Idee, schießt es mir durch den Kopf.

Doch als sich der Riegel trotz weiterer Tritte nicht löst, beginne ich über die Idee nachzudenken und noch einige Tritte später setze ich sie sogar in die Tat um. Und plötzlich halte ich den Riegel in der Hand. Dieser Fall ist einfach nicht mein Fall. Seit ich ihn angenommen habe, befindet sich meine Laune – bis auf kurze Ausnahmen wie den Tanz von Era Noctis (sabber) – auf Talfahrt. Jetzt verarschen mich sogar schon verfickte Besen. Jetzt ist endlich mal an der Zeit, dass ich aus dieser verdammten Besenkammer rauskomme und jedem Wichser, der mir über den Weg läuft, meine Eier – natürlich nur metaphorisch – ins Gesicht halte.

Während ich in Gedanken über diesen verfluchten Besen schimpfe, nimmt Melinda einen Kübel, stellt diesen auf den Boden und nimmt dann einige Putzmittel aus dem Regal. Ich sage: „Es ist nicht der richtige Zeitpunkt zum Putzen, außerdem ist die Kammer schon sauber.“ „Ich will uns hier rausbringen.“ „Wie? Willst du die Tür weich scheuern?“ „Nein, ich will mit den Putzmitteln einen Kampfstoff aus dem ersten Weltkrieg herstellen.“ „Melinda, dir ist schon klar, dass man aus Putzmitteln keine Atombombe herstellen kann.“ „Ein Kampfstoff aus dem ersten Weltkrieg, nicht aus dem zweiten. Ich werde Phosgen herstellen.“

„Kann man damit jemanden erschießen?“ „Nein. Es ist ein farbloses Gas, dass zu starken Reaktionen bis hin zum Tod führt. Du öffnest die Tür, ich mische das chlorhaltige Putzmittel mit dem kohlensäurehaltigen Putzmittel und dann stellen wir den Kübel in den Gang und machen uns aus den Staub.“ „Du willst, dass ich die Tür aufbreche und Wachen anlocke, damit du einen Kübel Putzmittel in den Gang stellen kannst. Ich bin doch nicht wahnsinnig.“ „Ich mische die beiden Putzmittel zusammen, egal, ob du mir hilfst oder nicht. Es ist ja nur unser Leben", erklärt Melinda und schraubt demonstrativ den Verschluss von den Putzmittelflaschen. Von allen Journalisten, die nun wahrlich ein lebensmüder Haufen sind, muss ich gerade die erwischen, die am meisten mit dem Suizid liebäugelt. Melinda hängt so wenig an ihrem Leben, sie wäre die geborene Nahostkorrespondentin. Langsam beginne ich auf die verdammte Tür einzutreten.

Wie erwartet zeigt sich diese wenige beeindruckt. Sie macht nur Lärm. Ich trete stärker gegen die Tür und langsam zeigen meine Bemühung Erfolg. Nach einigen weiteren Tritten geht die verdammte Tür endlich auf und während ich durch den Türrahmen trete, stelle ich mir die Frage, hätte es McGyver auch so gemacht? Vermutlich nicht.

Die Atombombe Phosgen ist ein chemischer Kampfstoff aus dem ersten Weltkrieg
Mc Gyver hätte aus dem Bild, dem Besen und dem Kübel vermutlich eine Laserkanone gebaut und damit die Weltherrschaft an sich gerissen, aber das ist mir zu viel Arbeit. Während ich noch vor mich hingrüble, höre ich Schritte. Eine Wache kommt angelaufen. Melinda nimmt den Kübel und wirft in der Wache vor die Füße.

Diese stolpert sogar, doch die von mir erwartete Reaktion – Blasenbildung auf der Haut und ersticktes Röcheln – tritt nicht ein. Stattdessen beginnt die Wache zu husten und greift sich an den Hals. Beeindruckt von der Wirkung von Melindas Mixtur, der ich immer noch nicht wirklich traue, wende ich mich ab und beginne meine Schritte zu beschleunigen.

Ich habe nämlich Zweifel, dass ein Kübel voll Phosgen ausreicht um eine kleine Privatarmee in Schach zu halten und um meine Zweifel zu bestätigen, kommt ein stärker gebauter Typ um die Ecke. Reaktionsschnell hebe ich meinen Besenstiel und schlage zu. Der Stiel trifft den Brustkorb. Mein Gegner zuckt nicht einmal mit der Wimper und holt seinerseits zum Schlag aus. Ich ducke mich noch rechtzeitig, doch als auch der zweite Schlag gegen den Brustkorb wirkungslos bleibt und ich langsam in Nöte gerate, ändere ich meine Taktik.

Ich gehe in die Knie, weiche einem weiteren Schlag aus und hole dann mit dem Besenstiel aus. Voll in die Nüsse. Dem Wichser entweicht ein heiser Schrei, dann geht er in die Knie und schützt mit seinen Händen die Hoden. Ich denke darüber nach ihm mit meinem Kampfbesenstiel eine deutliche Botschaft zu übermitteln, doch Melinda läuft an mir vorbei und macht Anstalten das Gebäude zu verlassen. Und es ist keine schlechte Idee das Gebäude zu verlassen. Ich laufe die Treppen nach oben, bleibe kurz im Erdgeschoß stehen, warte auf Melinda. Dann verlassen wir das Haus. Mittlerweile tobt draußen ein Schneesturm. Ich spüre das Stechen der Kälte an meiner Wange. Zu sagen, dass die Sicht eingeschränkt ist, wäre eine Untertreibung.

Obwohl Melinda nur wenige Meter neben mir steht, kann ich nur ihre Umrisse erkennen. Sie schreit: „Das Wetter ist grauenhaft. Als hätte jemand Schwefelsäure in ein Glas mit einem Eiweiß-Wasser-Gemisch gekippt“ „Was?“ „Vergiss es,“ bittet Melinda und ich komme dieser Bitte mit Freuden nach. Meine Hände sind gerötet und ich habe besseres zu tun als über Schwefelsäure nachzudenken. Mein schwarzes Sakko ist über und über bedeckt von weißen Schneeflocken. Meine Füße finden keinen Halt auf dem rutschigen Untergrund. Nach einer Ewigkeit – zumindest kommt es mir so vor – erreichen wir den Maserati. Melinda gibt mir die Autoschlüssel und eilt zur Beifahrertür. Als ich keine Anstalten mache die Fahrertür zu öffnen und – noch viel schlimmer – an ihr vorbeigehe, höre ich ein ersticktest Quietschen.

Ich drehe mich um und vermute, dass es von Melinda stammt, aber angesichts der Wetterlage und der zunehmenden Entfernung ist es mir unmöglich ihren Gesichtsausdruck zu erkennen, geschweige denn ihn zu deuten. Nicht, dass ich darum geschert hätte. Ich bleibe beim Kofferraum stehen, hohle den Schlüssel, den mir Melinda gegeben hat, aus meinen Sakko und suche nach dem Kofferraumschloss. Angesichts der Dunkelheit und des Schneetreibens gestaltet sich die Suche mehr als schwierig und artet letztendlich in ein Abtasten des Kofferraumdeckels aus, der schweinekalt ist. Wenigstens hat Melinda endlich den Weg zu mir gefunden, versucht aber nicht mir bei der Suche zu helfen. Sie steht nur neben mir und starrt auf den Kofferraumdeckel.

Nicht, dass mich ihre Observation stören würde, aber es wäre mir viel lieber, wenn sie mir helfen würde, damit ich mit meinen Fingern nicht länger als nötig über das scheiß kalte Metall des Kofferraumdeckels gleiten muss. Endlich finde ich das Schloss. Meine Finger haben schon dir Farben von Tomaten angenommen. Ohne Gefühl kramen meine Tomatengriffeln in meiner Manteltasche und suchen den Schlüssel. Als ich ihn endlich in der Hand halte, grinse ich zufrieden. Es sollte kein Problem darstellen den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Falsch gedacht. Meine Hände zittern wie ein hyperaktiver Vibrator und noch doch dazu ist es dunkler als in einem Kellerverlies. Der Schnee sammelt sich überall, auf meinen Haaren, auf meiner Kleidung, auf meinen Schuhen. Während ich so herum stehe, versuche den verdammten Schlüssel ins Schloss zu bekommen und verfickter Schnee um mich herumweht, kommt einer der seltenen Momente, in denen ich bereue einen Jahrzehnte alten Maserati zu haben.

Ich liebe mein Auto. Ich liebe seinen Klang, seine Armaturen, seine Sitze, sein Lenkrad. Deshalb kann ich es auch verschmerzen, dass ich nicht mit einem Knopfdruck die Türen aufsperren, oder meinen Sitz beheizen kann. Jetzt gibt aber vermutlich nichts, was ich lieber täte, als mit einem verdammten Knopfdruck meinen verfluchten Kofferraum zu öffnen, doch das bleibt mir verwehrt. Mir bleibt also nichts weiteres übrig als es weiter zu versuchen. Plötzlich rutsche ich ab und der Schlüssel fällt in den Schnee. Ich atme tief durch, versuche nicht zu schreien und versuchen nicht mit meinen Fäusten auf den Kofferraumdeckel einzuschlagen.

Auf einmal sagt Melinda: „Die Schlüssel sind dir runter gefallen.“ „Ich weiß.“ „Warum hebst du sie dann nicht auf?“ Ich versuche mich zu beruhigen, was mir nicht wirklich gelingt, weshalb ich Melinda dann auch anschreie: „Piss mich nicht den Rücken runter und sag es regnet. Meine Finger sind so kalt, dass man sie abschneiden und als Eis am Stiel verkaufen könnte. Melinda, heb den Schlüssel auf und schließ den Kofferraum auf.“ Ich stopfe meine Hände in die Hosentaschen und hoffe, dass das nicht zu spät ist. Melinda sieht mich einige Augenblicke verdutzt an, dann kniet sie sich nieder und sucht im Schnee nach dem Schlüssel.

Während sie hektisch den Schnee umwälzt, spüre ich wie die Wärme langsam wieder in meine Finger zurückkehrt. Den stechenden Schmerz, der dabei verursacht wird, ignoriere ich. Nach kurzer Suche findet Melinda den Schlüssel und einige Augenblicke später ist auch der Kofferraum offen. Der Deckel hebt sich. Das charakteristische Quietschen ist nicht zu vernehmen. Einige Augenblicke starren Melinda und ich in den Kofferraum und betrachten die schwarze Plane, die sich in ihm befindet. Melinda fragt: „Weswegen genau sind wir nicht zurück nach Zell am See gefahren, sondern haben uns damit abgeplagt den Kofferraum zu öffnen?“

„Wegen dessen, was unter der Plane ist.“ „Was ist unter der Plane?“ „Drei mal darfst du raten“, erkläre ich und lächle selbstsicher. Melinda wirft mir einen Blick zu und antwortet lakonisch: „Waffen.“ „Genau,“ antworte ich und ziehe voller Stolz die Plane weg. Vier Waffen, Munition und zwei kugelsichere Westen sind zu sehen. Ich erkläre: „In meinem Kofferraum habe ich zwei Uzis, zwei Schrotflinten und zwei kugelsichere Westen, sowie Haufenweise Munition. Mein Plan ist, dass ich die Uzis nehme, du die Schrotflinten und wir uns die kugelsicheren Westen teilen.“ „Warum muss ich schießen?“ „Entweder du schießt oder du wirst erschossen. Ich persönlich bevorzuge es zu schießen.“

Ohne Melindas Antwort abzuwarten, ziehe ich die kugelsichere Weste an, lege mir den Pistolengürtel an und hänge mir den Munitionsgurt um. Dann befestige ich die Uzis am Gürtel. Zögerlich tut Melinda mir gleicht. Sie zieht die kugelsichere Weste an, legt den Pistolengürtel und füllt diesen mit Munition. Danach schnallt sie sich die zweite Schrotflinte auf den Rücken. Melinda schließt den Kofferraum, zieht den Schlüssel ab, überreicht mir diesen und fragt: „Warum hast du deinen Ersatzreifen mit einer Holzplatte vom Rest des Kofferraums getrennt?“ „Ich habe keinen Ersatzreifen. Das Ding brauche ich nicht. Stattdessen habe ich eine Minigun mit Munition in dieser Ausbuchtung versteckt.“ „Ich bitte vielmals um Verzeihung. Wie konnte ich bloß vergessen, dass ein Ersatzreifen vollkommen unnütz ist? Damit kann man sich ja nicht verteidigen, falls ein Trupp von bewaffneten Milizen die Straße sperrt und Leute entführt. Ist dir klar, dass es in Österreich keine bewaffneten Milizen gibt, die grundlos Leute überfallen?“

„Ich bin gespannt, ob du auch noch so selbstsicher bist, wenn du von einer Horde bewaffneter Milizen überfallen wirst. Außerdem bin ich auch gelegentlich in Deutschland.“ „Das ist natürlich ein großer Unterschied Dirty Mike,“ antwortet Melinda sarkastisch. Wir gehen los, doch auf der Höhe der Fahrertür bleibe ich stehen, wende mich der Tür zu und krame den Schlüssel heraus. Meine Begleitung betrachtet mich irritiert und fragt: „Warum bleibst du stehen?“ „Ich hole eine Zigarre aus dem Auto.“ „Eine Zigarre?“ „Ja, eine Zigarre.“ „Wozu in aller Welt brauchst du eine Zigarre?“ „Ich rauche nun mal gerne Zigarren.“

„Dann gib mir wenigstens den verdammten Schlüssel, damit wir nicht länger in der Kälte stehen als notwendig.“ Der Schlüssel wechselt den Besitzer. Die Tür geht auf. Der Deckel des Handschuhfachs wird nach unten geklappt. Die Tür schließt sich. Mir wird eine Zigarre in die Hand gedrückt. Ich stecke sie zwischen meine Lippen und zünde sie an. Langsam und genüsslich inhaliere ich den Zigarrenrauch, dann gehen wir weiter. Wir nähern uns dem Haus. Vor dem Eingang steht ein Mann. Er trägt einen schwarzen Mantel, einen schwarzen Hut und einen schwarzen Schal.

Ich will an ihm vorbeigehen, als er mich aufhält: „Wer bist du?“ „Ein Wendigo.“ „Ein was?“ „Wendigo“ „Was ist das?“ „Ein bewaffneter Überfall, ein Akt der Rache,“ antworte ich, ziehe meine Uzi und schieße. Das Hallen der Schüsse ist zu hören. Der Mann geht zu Boden. Ich betrete das Haus. Melinda folgt mir. Es ist still. Nur gelegentlich sind ein paar Schritte oder Stimmen zu vernehmen. Ich atme langsam, achte darauf nicht zu viel Lärm zu machen, was recht sinnlos ist, da Melinda hinter mir her schlendert und mit ihren Absätzen die ganze Aufmerksamkeit auf uns lenkt. Ich betrete die Küche. Auf dem Tisch steht eine offene Flasche Mineralwasser.

Privatdetektive und Profikiller - vor allem Profikiller - empfehlen die Schrotflinte
Das Fenster ist gekippt. Im Licht der Wohnzimmerbeleuchtung, kann ich einen Schatten erkennen. Ich deute Melinda stehen zu bleiben und schleiche mich an. Plötzlich springe ich aus meinem Versteck und gebe zwei Schüsse ab.

Ein lebloser Körper fällt zu Boden. Ich ziehe an meiner Zigarre. Mein Körper bebt vor Adrenalin. Ich will wieder an meiner Zigarre ziehen als auf mich geschossen wird. Rasch rolle mich zu Boden und nehme hinter dem Türrahmen Stellung. Vorsichtig bewege ich meinen Kopf nach rechts und linse, von wo die Gefahr kommt.

Im Wohnzimmer stehen vier Männer und diese vier Männer haben vier Faustfeuerwaffen und in diesen vier Faustfeuerwaffen sind ein Haufen Kugeln. Melinda blickt mich verängstigt an. Ich grinse zurück und sage: „Das wollte ich schon immer einmal machen.“

Ich ziehe an meiner Zigarre. Während der blaue Dunst durch meine Bronchien wandert, ziehe ich beide Uzis und hocke mich hin. Ich atme den Zigarrenrauch aus, dann springe ich ins Wohnzimmer, rolle mich ab, stehe auf und schreie: „Sagt hallo zu meinen kleinen Freunden, ihr Wichser.“

Einige Augenblicke herrscht Stille, dann erfüllt das Rattern meiner Uzis den Raum. Leere Patronenhülsen fallen zu Boden. Blut spritzt. Das Rattern verstummt. Die Stille kehrt wieder ein. Ich lade nach, ziehe an meiner Zigarre und wende mich Melinda zu. Die sich aus ihrem Versteck begeben hat und zu mir kommt.

Sie fragt: „Hast du Scarface gesehen?“ „Selbstverständlich. Ich habe auch den Film der Paten und der Paten 2 gesehen. Wenn man mit dem organisierten Verbrechen zu tun hat, muss man sich darüber informieren.“ Melinda starrt an mir vorbei, hebt die Schrottflinte und schießt. Ich drehe meinen Kopf, kann aber nur noch sehen wie eine Frau mittleren Alter zurückgeschleudert wird und am Boden liegen bleibt. „Schwachheit dein Name ist Weib,“ sagt Melinda und senkt den Lauf der Schrotflinte.

Verdattert betrachte ich meine Begleitung und erwidere: „Das ergibt keinen Sinn. Du bist auch eine Frau.“ „Ein besseres Zitat ist mir ad hoc nicht eingefallen.“ „Ahso,“ bemerke ich und gehe weiter. Aus dem ersten Stock ist Geschrei und Gepolter zu vernehmen. Langsam nähere ich mich dem Treppenhaus. Mein Herz rast. Der Schweiß perlt auf meiner Stirn. Vorsichtig verlasse ich das Wohnzimmer. Mein rechter Fuß berührt die Treppe als zwei Männer von oben herabstürmen. Links von mir schlägt eine Kugel ein. Ich feure die Uzi ab. Während der Lauf der Waffe abkühlt, sage ich lakonisch: „Treffer, versenkt.“

Mit dem Rücken zur Wand schleiche ich die Treppe nach oben. Die Uzi ist geladen. Mein Finger ruht auf dem Abzug. Die Geräusche aus dem Obergeschoss sind verstummt. Nur das Heulen des Sturmes ist zu hören. Melinda gibt mir Rückendeckung. Als die Treppe zu Ende ist, suche beim Türrahmen Deckung. Melinda flüstert mir zu: „Enemy spotted.“ Ich drücke meinen Kopf gegen den Türstock und linse in den Raum. Ein Mann im schwarzen Anzug mit einer Glock steht da und betrachtet die Tür. Es ist erkennbar, dass er eine kugelsichere Weste trägt. Ich atme tief durch. Inhaliere den Rauch meiner Zigarre. Ich stehe auf, drehe mich um hundertachtzig Grad und verlasse mein Versteck. Ich drücke den Abzug der Uzi. Eine Kugel verlässt den Lauf und tritt durch das Auge meines Gegners und dringt so in den Schädel ein. „Headshot. Terrorists wins,“ schreit Melinda und verlässt die Deckung.

Ich sage: „Das ist ja leichter als Counter Strike.“ Ich lade nach, richte meine kugelsichere Weste und frage mich, wie viele Leute noch in diesem verdammten Haus sind. Ich habe zwar genügend Munition, aber bin in Sorge, dass der Lauf der Waffe überhitzen könnte. Außerdem werde ich langsam müde, zwar nicht des Tötens, aber ich spüre ein leichtes Ziehen in den Gliedern. Ein Mann stürmt ins Zimmer. Das Geräusch des Schusses der Schrotflinte hallt durch den Raum. Der Mann stürzt zu Boden und bleibt liegen. Melinda schaut mich an. Ich schaue sie an. Sie schaut mich. Ich schaue sie an. Sie schaut mich an.

Ich schaue sie und gebe zu: „Mir fällt auch nicht immer ein guter Spruch ein. Aber wir haben uns genug aufgehalten. Auf geht’s Toaster, toasten wir ein paar Mafiosi.“ Da ich es eilig habe, verzichte ich auf den Deckungsblödsinn und gehe einfach durch die Tür in eine Art Wartezimmer. Drei Männer und zwei Frauen stehen herum, starren mich schockiert an und machen Anstalten zu ihre Waffen zu greife. Ich ziehe meine zweite Uzi und schreie: „Ich habe Geschenke für euch. Jeder bekommt eine Portion Blei.“ Blut spritzt an die Wände. Schreie gellen durch den Raum. Nachdem ich den Finger vom Abzug nehme, kehrt eine Stille ein.

Wobei Stille das falsche Wort ist. Immer noch ist das Heulen des Sturmes zu hören und aus dem Nachbarzimmer kommt grauenhafte Hip-Hop-Musik. Ich lade die Uzis und ziehe an meiner Zigarre. Dann trete ich die Tür auf, und drücke den Abzug.

Die Uzi rattert. Die Kugeln verlassen den Lauf und treffen ihr Opfer. Sofort verstummt die Musik. Die Stereoanlage ist durchlöchert wie ein Sieb. Entschuldigend erkläre ich: „Tut mir Leid, aber ich kann Hip Hop nicht ausstehen.“ Da bin ich nun. In Mr. Sams Arbeitszimmer. Er steht neben der Balkontür hinter seinem Schreibtisch. Er trägt einen weißes Sakko, ein weißes Hemd und eine unförmige Sonnenbrille.

Bei ihm ist einer seiner Bodyguards. Ich ziehe an meiner Zigarre. Melinda steht neben mir. Ich erkläre: „Komm ja nicht auf die Idee zu fliehen, denn ich habe 32 kleine Freunde, die alle schneller laufen können als du. Also wo ist die Tasche?“ „Welche Tasche?“ will Mr. Sam wissen.

Das war das letzte Mal, dass ich eine verfickte Tasche suche. Jeder verdammte Wichser fragt mich dann immer, welche verfluchte Tasche ich meine. Verdammt noch mal, ich bin nicht die Auskunft, eine verfickte Tasche halt. So kommt es zum Unausweichlichen: „Was für eine Tasche wohl, Mr. Sam. Die verfickte Tasche.“

„Welche verfickte Tasche genau?“ „Die verfickte Tasche, die du für über 300 000 Euro von Mephistopheles gekauft hast.“ „Ahso, die verfickte Tasche. Die ist auf dem Schreibtisch.“ Mr. Sam mach Anstallten sich von seiner Position wegzubegeben, weshalb ich erkläre: „Noch ein Schritt weiter und ich verpasse dir eine permanente Bleiweste. Ist das klar?“

„Reg dich ab, Mann. Ich wollte sie dir nur geben.“ „Sehe ich aus, wie ein verfickter Spinner ohne Arme. Ich kann sie mir selbst abholen.“ Plötzlich meldet sich Melinda zu Wort: „Warum hast du 300 000 Euro für die Tasche bezahlt.“

„Warum sollte ich dir das sagen?“ „Weil ich eine Schrotflinte und einen nervösen Finger habe.“ Ich schalte mich wieder ein: „Da fällt mir ein. Die verfickte Tasche gab es auch mit einer Halskette. Wo ist also die verdammte Halskette?“

Mr. Sams Fluchtidee geht in Flammen auf.
„In der verfickten Tasche.“ Melinda übernimmt wieder: „Und weshalb hast du die Tasche gekauft.“ „Fick dich!“ „Du hast noch eine Chance, dann fickt dich meine Schrotflinte. Warum hast du so ein Interesse an der Tasche, und an der Kette?“ „Die Kette ist mir scheißegal. Die Tasche ist von Bedeutung.“ „Weshalb?“ „Lass mich ausreden, verdammt noch mal. Im Innenfutter der Tasche war Kokain. So zu tun, als würde die Tasche gestohlen werden, um sie dann zurückzukaufen, verhindert, dass mir die Polizei auf den Fersen bleibt. Genial, nicht?“

„Nein, denn der Strohmann, eigentlich die Strohfrau, der die Tasche gestohlen wurde, hat mich beauftragt sie zu finden. Deshalb bin ich hier.“ „Das ist mir jetzt zu nervig,“ erklärt Mr. Sam und klatsch in die Hände.

Der Bodyguard zieht eine Glock und schießt zwei Mal. Ich spüre einen Schmerz in der Brust und gehe zu Boden. Dann höre ich wie Melinda schießt und sehe, wie der Bodyguard zurückgeschleudert wird, gegen die Wand prallt und dann zu Boden geht. Auf der Wand bleibt ein roter Fleck. Melinda beugt sich zu mir hinunter. „Ist alles in Ordnung?“

„Ja, die Weste hat die Kugeln aufgehalten. Einzig zwei blaue Flecken werden bleiben,“ erkläre ich und stehe auf. Mein Brust schmerzt etwas. Die Balkontür ist offen. Der Vorhang flattert im Wind. Ich stehe auf und laufe auf den Balkon. Ich sehe wie Mr. Sam zu einem Auto läuft und einsteigt. Ich nehme meinen Munitionsgürtel und lade die Uzi nach. Der Wagen fährt los. Ich lege, an, ziele und beginne zu schießen. Das Rattern der Uzi komplettiert das Heulen des Sturms. Die Luft über dem Lauf flimmert. Der linke Hinterreifen des Autos platzt. Der Wagen gerät ins Schleudern. Ich schieße weiter. Die Heckscheibe zerspringt.

Der Wagen fängt Feuer und explodiert. Ich nehme die Tasche samt Halskette und Melinda und ich verlassen das Haus. Wir treten durch die Tür, als Melinda feststellt: „Wegen einer einzigen Tasche haben jetzt zig Menschen ihr Leben verloren.“ Ein Knall ist zu hören. Eine riesige Feuerwalze züngelt aus dem Küchenfenster. Ich ziehe an meine Zigarre und erwidere: „Ach, das war nicht weiter schlimm.“ „Wie das war nicht weiter schlimm? Du hast Menschen niedergeschossen, als würden wir Counter Strike spielen. Nicht weiter schlimm bedeutet, keine Clowns zu erschießen. Es bedeutet, keine Minigun in seinem Kofferraum zu haben und vor allem bedeutet es, nicht in ein Haus einzubrechen und Leute zu töten.“ Wieder ist ein Knall zu hören. Eine Explosion zerstört die Fenster des Obergeschosses. Eine riesiger Feuerball ist zu sehen. Ich erkläre knapp: „Einwände, am Arsch.“

Auftrag ausgeführt

Ich sitze in meinem Büro und paffe eine Zigarre. Eine Woche ist vergangen seit ich den Auftrag bekommen habe. Die Tasche und die Kette stehen auf meinem Tisch. Zugegeben die Tasche hat ihre besten Tage hinter sich. Das Innenfutter wurde herausgenommen und das Leder hat zwei Risse, aber sie ist da. Auf dem Schreibtisch liegt mein brauner Hut. Mein Mantel hängt am Kleiderständer. Wenn ich aus dem Fenster blicke, sehe ich eine verschneite Landschaft. Der Winter hat Einzug in Wien gehalten. Neben mir steht Melinda.

Sie hält einen Block in der linken und einen Kugelschreiber in der rechten Hand. Ein paar Briefe liegen neben der Schreibtischlampe auf dem Tisch. Die Tür öffnet sich und Sophie betritt den Raum. Sie reicht mir die Hand, doch ich ignoriere die Geste. Ich ziehe an meiner Zigarre und beginne: „Wissen Sie, welche Probleme die verdammte Tasche gemacht hat? Wir mussten uns durch die halber Zeller Unterwelt schießen, um sie zu bekommen. Scheiße noch mal, diese Taschenrückhohlaktion war ein verfickter Kleinkrieg.“ „Dirty Mike, es tut mir Leid, dass ich Sie unterbrech-“ „Und Sie stecken auch in Probleme. Nicht Grundlos, war es ein Himmelfahrtskommando die Tasche zurück zu holen. Verdammt, ich habe mehr Munition verbraucht als die US-Truppen in Afghanistan und mein Maserati hat auch einen Kratzer abbekommen. Die haben meinen Maserati zerkratzt“ „Das tut mir sehr Leid, Dirty Mike, aber das ist nicht meine Tasche.“

„Wie Bitte?“ „Das ist nicht meine Tasche. Meine Tasche wurde schon gefunden. Das ist nämlich eine lustige Geschichte. Ich habe mich geirrt. Meine Tasche wurde gar nicht in der Essiggasse gestohlen, sondern am Brunnenmarkt. Man hat den Dieb vor fünf Tagen gefunden und mir meine Tasche gebracht. Da ich keine Telefonnummer von Ihnen hatte, kam ich hierher, aber Sie waren nicht da. Trotzdem möchte ich Ihnen danken und Sie für Ihre Mühen belohnen.“ Sophie greift in Ihre Handtasche und legt ein Bündel Fünfhundert-Euro-Scheine auf den Tisch. Dann steht sie auf und verlässt mein Büro. Irritiert betrachte ich das Geld. Es sind mindestens zehntausend Euro. Dann stehe ich auf, packe die verdammte Tasche und öffne das Fenster.

Ich will die verfickte Tasche aus dem Fenster schmeißen, als Melinda sagt: „Vielleicht kannst du die Tasche noch gebrauchen. Ich möchte herausfinden, was es mit der Tasche auf sich hat, wem sie gehört und dazu brauchen wir die Tasche.“ Ich starre aus dem Fenster. Die Kälte brennt auf meiner Haut. Ich schließe das Fenster, lege die Tasche wieder auf den Tisch und antworte: „Du hast Recht.“ Ich setze mich hin, nehme die Post in die Had. Auf einem Brief steht: An Dirty Mike von Mephistopheles.

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