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Zahlenrassismus

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Früher gab es nur "Die Zahlen". Die 0 und die 1 und die 2 und all die anderen. Alle zehn waren gleich und glücklich und zufrieden. Jede Zahl hatte für sich zwar eine individuelle Bedeutung, jedoch wenn man von ihr - oder einer ihrer zahlischen Kollegen - sprach, fiel stets das simple Wort "Zahl". In friedlicher Eintracht formte man zusammen mehrstellige Zahlen und sogar Zahlenkolonnen. Lediglich Mathematiker unterschieden die Zahlen nach einigen sinntragenden Unterscheidungen: "natürliche Zahlen", "Dezimalzahlen", "Primzahlen" usw.
Dies änderte sich Anfang des 21. Jahrhunderts mit dem Aufkommen des sogenannten Zahlenrassismus (oder auch Numerische Apartheid). Die numerische Apartheid teilt die Welt der Zahlen in drei unvereinbare Gruppen auf:

  1. die geraden Zahlen (ugs.: Rechtsgradikale Zahlen)
  2. die ungeraden Zahlen (ugs.: Kommungradistische Zahlen)
  3. die neutralen Zahlen.

Wie kam es dazu?

Der "Karl-Marx-Stadt-Vorfall"

Die Drei ist ungerader als die Sieben, die aus drei geraden und klaren Linien besteht

Am 21. Oktober 1993 morgens in der ersten Unterrichtsstunde an der Ernst-Thälmann-Grundschule in Karl-Marx-Stadt versuchte der Grundschullehrer Emil F. Lasch seinen Schülern die zehn Zahlen null bis neun beizubringen. Dazu zeichnete er ein Koordinatensystem an die Tafel (s.Abb.), in das er Punkte einfügte. Er versuchte mithilfe dieser Punkte den Schülern die klare Form der Zahlen näher zu bringen. Dabei bemerkte er jedoch, dass es Zahlen gibt, die unendlich viele Punkte benötigen. Er konnte lediglich drei Zahlen mit geraden Linien korrekt in einem Koordinatensystem zeichnen. Nach einer Besprechung mit dem damaligen Schuldirektor beschloss er, die einstelligen Zahlen in drei rassische Gruppen einzuteilen:

Reinrassige Zahlen

  • Gerade Zahlen: 1, 4, 7
  • ungerade Zahlen: 0, 3, 6, 8, 9

Gerade Zahlen bestehen ausschließlich aus geraden Linien, ungerade Zahlen aus gebogener Linienführung.

Mischlinge

  • neutrale Zahlen: 2, 5

Neutrale Zahlen werden sowohl mit Kurvenbögen verschiedener Art als auch mit Geraden gezeichnet. Sie sind daher keiner reinen Rasse eindeutig zuzuordnen und gelten als neutral, beziehungsweise als dritte Rasse. Als zwischengeordnete Mischrasse bezeichnet E. F. Lasch sie als unschön, minderwertig, degeneriert und makelbehaftet.

Diese geistige Grundhaltung, die die Unterscheidung begründet, wird im Allgemeinen als Würdigung ihres grundlegenden Theoretikers als "Flaschismus" bezeichnet.

Probleme

Das Institut für Mathematik an der Universität in Klagenfurt, über dem Eintritt die Fahne des Flaschismus

Da die geraden Zahlen in der Minderheit sind, fühlten sie sich benachteiligt. Jedoch bestand stets ein gewisses Maß an Respekt der geraden vor den ungeraden Zahlen und umgekehrt. Denn beide reinrassigen Gruppen hatten ihre Vor- und ihre Nachteile. Wirklich verpönt waren die Mischlinge. Fischstäbchen wurden sie genannt (nicht Fisch, nicht Fleisch…). Der oberste Stellvertreter der österreichischen geraden Zahlen Haider entwickelte z.B. drei verschiedene Pläne, um endlich den neutralen Zahlen ein für alle mal den Lebensraum zu nehmen:

Plan 1: Madagaskar

Neutrale Zahlen sind nur noch auf Madagaskar erlaubt. Die neutralen Zahlen könnten sich dort einen eigenen Lebensraum erschaffen und hätten keinen Kontakt mehr mit außenstehenden Zahlen aus einer der anderen zwei Rassen.
Der Plan erwies sich logistisch als undurchführbar.

Plan 2: Schaffung zweier Lager

Diese Überlegung zielt darauf, neutrale Zahlen als gerade zu definieren. Um dies zu schaffen, gab es viel Propaganda der geraden Zahlen mit Aktionssprüchen wie "Lasst Fünfe doch mal gerade sein!". Ein Gelingen dieses Plans würde endlich einen quantitativen Ausgleich in der Rassenfrage schaffen. Keine der beiden Rassen wäre länger beminderheitet.

Da 100% der neutralen Zahlen blind und taub sind, konnten sie keine der Informationen über ihre gewollte Aufnahme in die Rasse der geraden beziehungsweise ungeraden Zahlen erhalten. Selbst wenn alle gewollt hätten, sie konnten nicht wechseln.

Plan 3: Ausrottung der Minderheit

Der dritte Plan läuft unter dem Titel "Plan C" und veranlasst die geraden und die ungeraden, also die reinrassigen Zahlen zum gemeinsamen Terrorismus gegen die neutralen Zahlen. Ziel dabei ist es, möglichst viele unreine Zahlen der Mischrasse zu vernichten und somit die minderwertigen Zahlen endgültig zu dezimieren. Um dies zu schaffen, werden

  1. Bombenanschläge auf neutrale Zahlen,
  2. Flugzeugentführungen neutraler Flugnummern und
  3. Taschendiebstähle von Bargeldsummen in neutraler Betragshöhe

durchgeführt. Dieser Plan erwies sich als Einziger als praktikabel, da er mit niedrigeren Verlusten und gertingen Kosten verbunden war.

Durchführung von Plan 3

Eine Welle von Terroranschlägen überzog Österreich und den benachbarten Kulturraum. Der Bestand der neutralen Zahlen sank mit den Jahren mehr und mehr, was die folgende Statistik veranschaulicht:

Bestand der neutralen Zahlen 1995-2005 in Quadrillionen
Zahl 1995 2000 2005 Gesamtverlust
2 26,27 26,26 26,18 0,09
5 33,57 33,57 33,56 0,01

Quelle: Deutsches Statistikamt für mathematischen Quatsch; Jahrbuch 2006

11. Dezember 2001

Am 11. Dezember 2001 wurde der größte Anschlag auf neutralen Zahlen verübt. 1 rechtsgradikale Zahl zündete 1 Adventskerze an, an der sie sich erst 1mal verbrannte und die 1 Kerze dadurch reflexartig aus 1 Fenster warf. Der 1 Gärtner des des 1 obersten Stellvertreters der neutralen Zahlen war gerade dabei, den 1 Hund des 1 obersten Stellvertreters auszuführen. Der 1 Hund wurde von der 1 brennenden Kerze getroffen und konnte sein 1 Geschäft nicht vollenden.
Zuhause angekommen hatte der 1 Hund sein 1 Geschäft immer noch nicht erledigt. Er pinkelte in 1 offen liegende Steckdose. Das gesamte Stromnetz wurde dadurch zerstört, 1471 Elektrogeräte explodierten. 5525 neutrale Zahlen, aber auch 17 gerade und 3660 ungerade Zahlen kamen bei diesem "versehentlichen" Anschlag ums Leben.

Das österreichische GEZ (die Verstaatlichung des Terrors)

Viermal die Zahl "Sieben", angeordnet im 90° Winkel als Symbol für den Zahlenrassismus

Das GEZ ist ein österreichisches Gesetz von 2003 ("Gesetz zur Einheitlichkeit von Zahlen"). Es ist eine Reaktion des Staates, um dem Terror gegen die neutralen Zahlen Herr zu werden. Die Zahlenrassen werden strikt voneinander getrennt und die komplette Mathematik wird durch dieses Gesetz von Grund auf verändert, da die Zahlen der jeweiligen Rassen in Österreich (vor allem in Kärnten) nicht mehr kombiniert werden dürfen. Eine Rechnung darf nur noch Zahlen einer Gruppe beinhalten. Die neutralen Zahlen können jedoch jederzeit ohne Rücksicht auf die rassische Umgebung eingesetzt werden.

Zahlenkombinationen in Form von mehrstelligen Zahlen oder auch Dezimalbrüchen sind nur dann erlaubt, wenn sie reinrassig sind. Eine 13 ist beispielsweise verboten, da sie aus einer geraden und einer ungeraden Zahl besteht. Stellt man die heutige Folge von Kombinationsmöglichkeiten im mehrstelligen Bereich 10-50 auf, sieht es nach der neuen Reform so aus: 11, 12, 14, 15, 17, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 32, 33, 35, 36, 38, 39, 41, 44, 47, 50. Die dazwischen liegenden Zahlen sind als gewaltverherrlichend durch das GEZ aufs strengste untersagt.

Mit dem Symbol werden Geschäfte gekennzeichnet
Auszüge:

"§11: Wer Zahlen verschiedener Rassen miteinander vermischt oder in Geschäften einkauft, in denen die Kassenzettel vermischte Zahlen aufweisen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu 17 Monaten bestraft."

"§ 17, Absatz 4: Geschäfte, in denen rassisch unterschiedliche Zahlen verwendet werden, werden an der Vorderfront mit einem Symbol aus sechs ineinander verschachtelten Einsern markiert. Wer in diesen Geschäften kauft, wird nach Paragraph 17 bestraft."

"§ 30: In der Gastronomie sind nur noch reinrassige Zahlen und -kombinationen erlaubt. Bestellmengen, Tischnummern und Rechnungsbeträge sind reinrassig zu gestalten. Restaurants, die Mischzahlen verwenden, werden an der Eingangstür mit einem Symbol von sechs ineinander geschlungenen Einsern gekennzeichnet."

Beispiel für die Anwendung:
Bis zum Karl-Marx-Stadt-Vorfall sah eine Gleichung folgendermaßen aus: [math]14+17=31[/math]. Das Ergebnis ist allerdings nicht reinrassig. Alle Zahlen, die in der Gleichung verwendet werden müssen lt. GEZ aus einer Rasse stammen. Das Ergebnis muss nun aufgerundet werden, bis die Gleichung reinrassig ist. [math]14+17=41[/math]. Besonders ärgerlich wirkt sich die Aufrundung an der Kasse im Supermarkt aus, da - wenn man nicht gerade ein As im Kopfrechnen ist - man meistens sehr viel mehr bezahlen muss, als der Wert der einzelnen Waren. Auf Preisschildern wird ebenfalls um Reinrassigkeit gerungen, was übrigens auch der Grund ist, dass Waren oft 9,99 Euro kosten.

Folgen

Die Verwendung der unreinen, minderwertigen Zahlenrasse nahm schlagartig ab. Der Terror war verstaatlicht und es fanden sich immer mehr Mischzahlennutzer und Nutzer minderwertiger Zahlen spontanen Hausdurchsuchungen und Verhaftungen ausgesetzt. Nur war das GEZ in einer Hinsicht kontraproduktiv: Die Kluft zwischen geraden und ungeraden Zahlen wurde auch wieder vergrößert.

Rassenkampf

Die geraden und die ungeraden Zahlen im gemeinsamen Rassenkampf gegen die Mischrasse

Die österreichischen rechtsgradikalen Zahlen liefern sich nun heftige Straßenschlachten mit den kommungradistischen Zahlen um die Vorherrschaft auf den Kassenzetteln der Republik. Aufgrund ihrer überwältigen Überzahl, errangen die ungeraden Zahlen innerhalb kürzester Zeit die Macht. Die neutralen Zahlen waren ja bereits nahezu vollständig aus dem täglichen Straßenbild verschwunden.

Das GEZ wirkte im Endeffekt also nur kontraproduktiv. Als es noch zahlreiche 2er und 5er gab, hatte man einen gemeinsamen Feind, als nun jedoch nur noch die beiden reinrassigen Rassen übrig geblieben waren, richtete man den Hass auf die jeweilig andere Rasse.

Es wurden sogar schon erste Entwürfe für Symbole gesehen (analog zu dem Symbol mit den sechs verschlungenen Einsern, mit denen die Verwender von unreinem Zahlengut gekennzeichnet wurden). Hiermit sollte nun von außen schon unterschieden werden können, welche Geschäfte und Restaurant für gerade und für ungerade Zahlen offen stehen.

Friedlicher Widerstand und andere Formen des Protests

Eine protestierende reinrassige Vier legt eine Bahnstrecke lahm
Eine buddhistische Sieben zündet sich aus friedlichen Protest an

Die bestehenden Probleme veranlassten jedoch nicht alle zur Parteilichkeit und zu gewaltsamen Aktionen. Ein paar einzelne Vertreter beider Zahlenrassen warfen sich in verzweifelte Protestaktionen. Lichterketten wurden gebildet, man schrieb Aktionsbriefe an die Mächtigen der Welt und einzelne Zahlen gingen sogar noch weiter. Einzelne Zahlen stürzten sich von Brücken oder ketteten sich an Bahngleisen vielbefahrener Strecken fest - es wird sogar von vereinzelten öffentlichen Selbstverbrennungen buddhistischer Zahlen berichtet.

Rassistisches Sudoku

Ein Beispiel für rassistisches Sudoku. Anmerkung des Autors: Dieses Bild dient rein dokumentarischen Zwecken und der Autor distanziert sich in jeder möglichen Form.

Das rassistische Zahlenrätsel Sudoku wurde von japanischen Wissenschaftlern entwickelt, nachdem sich der Zahlenrassismus auch in Japan ausgebreitet hatte. Es basiert auf der Urform (9x9 Felder) jedoch ohne Anwendung der Mischlingszahlen. Da diese nicht mehr verwendet wurden, reduzierte es sich auf 7x7 Felder. In Europa konnte sich diese Form jedoch nicht ausbreiten. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen.

Die Europäer verhängten das Sudoku-Embargo über Japan aus Protest. Es durften keine rassistischen Sudokurätsel nach Europa exportiert werden.

Die neue Form war für die meisten Europäer viel zu kompliziert oder anspruchsvoll. Dies hätte zur Totalen Verwirrung geführt und damit wäre der Weg für eine japanische Invasion frei geworden. In den USA wäre diese Strategie aber nicht aufgegangen, da dort generell alles abgelehnt wird, was aus Japan kommt (außer Autos).

Erst 2005 wurde in Japan das alte Sudoku-Spiel (9x9 Felder) wieder eingeführt, da die UNO starken Druck auf das Land ausgeübt hatte. Diese neue (alte) Form setzte sich auch rasch in Europa erfolgreich durch und ist heute ein stark verbreitetes Produkt. Die 7x7-Form ist in Deutschland weiterhin streng verboten und das Verbreiten wird strafrechtlich verfolgt (§130 StGB - Volksverhetzung).


Anti-Zahlenrassismus-Reform

Der UN-Sicherheitsrat in New York führte in der Folge im Herbst 2006 eine weltweite Anti-Zahlenrassismus-Reform durch, um endlich die Straßenschlachten und die Morde zwischen den Mitgliedern der unterschiedlichen Rassen zukünftig zu verhindern. Kein Land dieser Welt darf lt. UNO eine Zahlengruppe bevorzugen oder gar eine Gruppe Zahlen verbieten. Sogar im malerischen Kärnten begegnete man im Anschluss wieder mehr und mehr neutralen Zahlen.

Neoflaschismus

Im Zuge der völkerrechtlichen Gegenbewegung gegen den Flaschismus gab es aber - vor allem in Ostdeutschland - die erneute Gegenbewegung, den sogenannten Neoflaschismus. Die Anhänger vermieden konsequenterweise sogar bei der Wahl ihrer Frisur eine neutrale Anzahl an Haaren auf ihrem Kopf und rasierten sich Glatzen um sicherzugehen, reinrassige Haarzahlen auf dem Kopf zu tragen. Auch trugen sie 1 Baseballschläger, 1 Bomberjacke und 1 7er-Kreuz-Tatoo als Erkennungsmermal ihrer Reinrassigkeit. Die Neoflaschistenbewegung verschwamm jedoch schnell, denn die Mitglieder waren meistens derart minderbemittelt, dass sie gerade und ungerade Zahlen gar nicht richtig auseinander halten konnten.

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