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Gebäude: Unterschied zwischen den Versionen

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(Strategiespiel Steuergeldverbrennung)
(Architektonische Meisterleistungen)
 
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[[Datei:Triumph-Palace.jpg|200px|right|thumb|Europas höchster Wohnblock: hier versagt die Bauhaus-Kategorisierung]]
[[Datei:Triumph-Palace.jpg|200px|right|thumb|Nach Siemens nicht eindeutig kategorisierbar: Europas höchstes Wohnhaus]]
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Unter einem '''Gebäude''' versteht man die Art der Behausung, die jedem Menschen anhand seines [[Status]] zugeordnet ist. Es gibt keinen allgemeingültigen Zuordnungsschlüssel, doch in der [[Wissenschaft|Fachwelt]] herrscht allgemeiner Konsens, dass sich mit der ''[[Bauhaus]]-Buildingmap'' (engl. für „Bauhaus-Gebäudezuordnungstabelle“) gut arbeiten lässt:  
Unter einem '''Gebäude''' versteht man die Art der Behausung, die jedem Menschen anhand seines [[Status]] zugeordnet ist. Es gibt keine allgemeingültigen [[Gebäudekomplex|Gebäude-Zuordnungstabellen]], doch in der [[Wissenschaft|Fachwelt]] herrscht allgemeiner Konsens, dass sich mit der [[Siemens]]-Buildingmap (engl. für ''Siemens-Gebäudezuordnungstabelle'') gut arbeiten lässt:  
 
  
 
* [[König]] -> Schloss
 
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* [[Penner]] -> Karton
 
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''(Auszug aus der Siemens-Buildingmap, Version 3.5, Januar 2006)''
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''(Auszug aus der Bauhaus-Buildingmap, Version 3.5, Januar 2006)''
  
Neben den Gebäuden, die in erster Linie dazu dienen, [[Wohnung|Wohnraum]] bereitzustellen, gibt es eine ganze Reihe von Bauten, deren vorrangiger Zweck ein anderer ist: Sie sollen ''repräsentieren'' – entweder den [[Status]] und das [[Vermögen]] des [[Besitzer]]s oder, bei öffentlichen Gebäuden, den Status und das Vermögen des [[Staat]]es (des Landes, der Stadt), [[Steuern]] einzuziehen.
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Neben den Gebäuden, die in erster Linie dazu dienen, [[Wohnung|Wohnraum]] bereitzustellen, gibt es eine ganze Reihe von Bauten, deren vorrangiger Zweck ein anderer ist: Sie sollen ''repräsentieren'' – entweder den [[Status]] und das [[Vermögen]] des [[Besitzer]]s oder, bei öffentlichen Gebäuden, den Status [[und]] das Vermögen des [[Staat]]es (des Landes, der Stadt), [[Steuern]] einzuziehen.
  
 
== Architektonische Meisterleistungen ==
 
== Architektonische Meisterleistungen ==
Gebäude gib es Milliarden auf der Welt, doch nur wenige von ihnen können in Anspruch nehmen, als architektonische [[Meisterwerk|Meisterleistung]] bezeichnet zu werden. Insbesondere unter den [[Wohnblock]]s und [[Karton]]s sind derlei Bauten seltener zu finden, doch es gibt sie auch dort. Heutzutage versucht jedes [[Land]] (wenn nicht gar jedes [[Kaff]]) mit mindestens einem Gebäude aufzuwarten, dessen [[Diverses:Bauzeichnerlied|Entwurf]] einem arg verpeilten [[Architekt]]en aus der [[Feder]] geflutscht sein muss.
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Nur wenige der unzähligen Gebäude auf der [[Welt]] können in Anspruch nehmen, als architektonische [[Meisterwerk|Meisterleistung]] bezeichnet zu werden. Insbesondere unter den [[Wohnblock]]s und [[Karton]]s sind derlei Bauten seltener zu finden, doch es gibt sie vereinzelt auch dort. Heutzutage versucht nicht nur jedes [[Land]], sondern auch jedes [[Kaff]], mit mindestens einem Gebäude aufzuwarten, dessen [[Diverses:Bauzeichnerlied|Entwurf]] einem arg verpeilten [[Architekt]]en aus der [[Feder]] geflutscht sein muss.
  
 
[[Datei:Londonskyline.jpg|thumb|200px|Was für’n Arsch?]]
 
[[Datei:Londonskyline.jpg|thumb|200px|Was für’n Arsch?]]
 
'''Sydney Opera House''', ''Sydney/[[Australien]], fertiggestellt 1973 <br />
 
'''Sydney Opera House''', ''Sydney/[[Australien]], fertiggestellt 1973 <br />
Wer das [[Sydney Opera House]] gebaut hat, hat definitiv nie einen [[Drachen]] steigen lassen. So oft, wie der ständig wehende Westwind dieses prestigeträchtige Gebäude bereits aufs [[Meer]] hinausgehweht hat, muss man sich fragen, ob Jørn Utzon wirklich ein gutes Verhältnis zu dieser Stadt hatte, als er ihr Opernhaus buchstäblich entwarf. Dagegen spricht, dass er seine [[Baustelle]] mitten in der heißen Bauphase verließ und danach [[Verpisstenmeldung|nie wieder einen Fuß auf australischen Boden gesetzt hat]].
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Wer das [[Sydney Opera House]] gebaut hat, hat definitiv nie einen [[Drachen]] steigen lassen. So oft, wie der ständig wehende Westwind dieses prestigeträchtige Gebäude bereits aufs [[Meer]] hinausgeweht hat, muss man sich fragen, ob [[Däne|Jørn Utzon]] wirklich ein gutes Verhältnis zu dieser Stadt hatte, als er ihr Opernhaus buchstäblich entwarf. Dagegen spricht, dass er seine [[Baustelle]] mitten in der heißen Bauphase verließ und danach nie wieder einen Fuß auf australischen Boden gesetzt hat.
  
 
'''Triumph-Palace''', ''[[Moskau]]/[[Russland]], erbaut 2005'' <br />
 
'''Triumph-Palace''', ''[[Moskau]]/[[Russland]], erbaut 2005'' <br />
Der Triumph-Palace ist der mit [[Abstand]] hässlichste und mit weniger Abstand höchste Wohnblock Europas. Das im Monumentalstil gehaltene Bauwerk erinnert an eine [[Kathedrale]] mit zu vielen und zu kleinen [[Fenster]]n und wirkte – nach guter alter Zuckerbäckertradition – direkt nach seiner Fertigstellung bereits etwas angegammelt. Als architektonische Meisterleistung gilt es vor allem aufgrund seiner billigen [[Metall]]spitze, die das Gebäude höher macht als den Commerzbank Tower in [[Frankfurt am Main]].
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Der Triumph-Palace ist der mit [[Abstand]] hässlichste und mit weniger Abstand höchste Wohnblock Europas. Das im Monumentalstil gehaltene Bauwerk erinnert an eine [[Kathedrale]] mit zu vielen und zu kleinen [[Fenster]]n und wirkte – nach guter alter Zuckerbäckertradition – direkt nach seiner Fertigstellung bereits etwas angegammelt. Als architektonische Meisterleistung gilt es vor allem aufgrund seiner billigen [[Metall]]spitze, die das Gebäude höher macht als den Commerzbank Tower in [[Frankfurt am Main]], was nicht nur die [[Hessen]] ärgert.
  
 
'''Dildo von London''', ''[[London]]/[[England]], erbaut als Aprilscherz 2004''<br />
 
'''Dildo von London''', ''[[London]]/[[England]], erbaut als Aprilscherz 2004''<br />
Beim Anblick des Wolkenkratzers '''30 St Mary Axe''', von den Londonern auch liebevoll ''Die Gurke'' genannt, stellt sich unweigerlich die Frage, welche [[Fantasie]]n den Architekten beim Entwurf dieses Gebäudes heimsuchten. Ursprünglich für eine Versicherungsgesellschaft errichtet, stellt man sich heute gemeinhin die Frage, ob der Entwurf nicht doch eher was für den [[Arsch]] ist.
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Beim Anblick des Wolkenkratzers ''30 St Mary Axe'', von den Londonern auch liebevoll [[Gurke|''Die Gurke'']] genannt, stellt sich unweigerlich die Frage, welche [[Fantasie]]n den Architekten beim Entwurf dieses Gebäudes heimsuchten. Ursprünglich für eine [[Versicherung|Versicherungsgesellschaft]] errichtet, stellt man sich heute gemeinhin die [[Frage]], ob der Entwurf nicht doch eher was für den [[Arsch]] ist.
  
 
[[Datei:Gebaude.jpg|right|200px|thumb|Dann doch lieber den Dildo ...]]
 
[[Datei:Gebaude.jpg|right|200px|thumb|Dann doch lieber den Dildo ...]]
 
'''World Trade Center''', ''[[New York]]/[[Amerikanien]], erbaut 1972, abgebaut 2001''<br />
 
'''World Trade Center''', ''[[New York]]/[[Amerikanien]], erbaut 1972, abgebaut 2001''<br />
Die Zwillingstürme des World Trade Center gehörten einmal zu den höchsten Gebäuden der Welt und prägten lange Jahre die [[Skyline]] einer [[Manhattan|unbedeutenden amerikanischen Halbinsel]], bevor man schmerzlich feststellen musste, dass die [[Konstruktion]] nicht dafür ausgelegt war, vollbesetzte [[Flugzeug|Passagierflugzeuge]] oberhalb der 77. Etage zu parken.  
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Die Zwillingstürme des World Trade Center gehörten einmal zu den höchsten Gebäuden der Welt und prägten lange Jahre die [[Skyline]] einer [[Manhattan|unbedeutenden amerikanischen Insel]], bevor man schmerzlich feststellen musste, dass die [[Konstruktion]] nicht dafür ausgelegt war, vollbesetzte [[Flugzeug|Passagierflugzeuge]] oberhalb der 77. Etage zu parken.  
  
 
'''Bundeskanzleramt''', ''[[Berlin]]/[[Deutschland]], erbaut 1997–2001''<br />
 
'''Bundeskanzleramt''', ''[[Berlin]]/[[Deutschland]], erbaut 1997–2001''<br />
Der Sitz der gleichnamigen deutschen [[Behörde|Bundesbehörde]] erinnert eher an eine [[Waschmaschine]] aus Beton als an ein Gebäude. Doch ist sein Äußeres geradezu ein ästhetischer Blickfang, vergleicht man es mit seinem [[Merkel|Inhalt]].
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Der Sitz der gleichnamigen deutschen [[Behörde|Bundesbehörde]] erinnert eher an eine [[Waschmaschine]] aus Beton als an ein Gebäude. Doch ist sein Äußeres geradezu ein [[Ästhetik|ästhetischer Blickfang]], vergleicht man es mit seinem [[Merkel|Inhalt]].
  
'''Swastika University, Naval Amphibious Base''', ''Coronado/[[USA]], erbaut: ist doch egal''<br />
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'''Swastika University, Naval Amphibious Base''', ''Coronado/[[USA]], erbaut: ja, tatsächlich''<br />
Das Gebäude der Swastika University könnte schön sein, darf es aber nicht – zumindest nicht aus deutscher Sicht. Ein unangenehmer Beigeschmack entsteht vor allem dadurch, dass die [[Universität]] zur ''zentralen Ausbildungseinrichtung für spezielle Kriegführung der US Navy'' gehört – aber wahrscheinlich nur aus deutscher Sicht.  
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Das Gebäude der Swastika University könnte schön sein, darf es aber nicht – zumindest nicht aus deutscher Sicht. Ein unangenehmer Beigeschmack entsteht vor allem dadurch, dass die [[Universität]] zur ''zentralen [[Diverses:Kriegsführung leicht gemacht|Ausbildungseinrichtung für spezielle Kriegführung]] der US Navy'' gehört – aber wahrscheinlich nur aus deutscher Sicht.
  
 
== Innovative Materialien ==
 
== Innovative Materialien ==
 
Sind weder der [[Stil]] noch die [[Statik]] tollkühn genug, irgendjemanden vom Hocker zu reißen, so greifen Architekten gerne auf außergewöhnliche [[Baustoffhandel|Baumaterialien]] zurück.  
 
Sind weder der [[Stil]] noch die [[Statik]] tollkühn genug, irgendjemanden vom Hocker zu reißen, so greifen Architekten gerne auf außergewöhnliche [[Baustoffhandel|Baumaterialien]] zurück.  
  
[[Datei:18gross.jpg|thumb|110px|Es gammelt halt.]]
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[[Datei:18gross.jpg|thumb|110px|Es gammelt halt...]]
 
'''Palast der Republik''', ''[[Berlin]]/[[DDR]], erbaut 1976''<br />
 
'''Palast der Republik''', ''[[Berlin]]/[[DDR]], erbaut 1976''<br />
Der Palast der Republik war eine beton- und glasummantelte Stahlkonstruktion, die mit 5000 Tonnen Spritzasbest gegen [[Feuer]] geschützt war. Damit widerstand sie sowohl den [[Propaganda|flammenden Reden]], die bis 1990 in der [[Parlamentarische Monarchie|DDR-Volkskammer]] gehalten wurden, als auch der [[Gefahr]], die von der Nutzung des Palastes als Kultstätte für ein kleinbürgerliches Dauervolksfest ausging. Die generöse Ausstattung mit [[Freestyle-Bowling|Bowlingbahn]], [[Restaurant]]s, Jugendtreff, Wein- und Bierstuben, [[Theater]], Ausstellungen, [[Post]]amt und [[Lampe]]nladen ließen den Palast der Bevölkerung ans Herz wachsen.
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Der Palast der Republik war eine beton- und glasummantelte, mit 5000 Tonnen [[Asbest|Spritzasbest]] verzierte Stahlkonstruktion. Damit widerstand sie sowohl den [[Propaganda|flammenden Reden]] der [[Parlamentarische Monarchie|DDR-Volkskammer]] als auch der [[Feuerteufel|Feuergefahr]], die von der Nutzung des Palastes als [[Lampe]]nladen und Kultstätte für ein kleinbürgerliches Dauervolksfest ausging. In einem unüberlegten Moment wurde hier die [[Deutsche Einheit|Einheit Deutschlands]] beschlossen und damit der Grundstein für die heutige Bundesrepublik gelegt, oder besser: ''verlegt''. Offenbar war es nicht so einfach, ihn wiederzufinden, so dass man sich – allen [[Protest]]en aus [[Ostdeutschland|Ost]] ''und'' [[Westdeutschland|West]] zum Trotz – zum vollständigen [[Abrissbirne|Abriss]] des geschichtsträchtigen Gebäudes entschloss. Asbest kam den [[Politiker]]n gerade gelegen, lieferte er doch ein hieb-, stich- und feuerfestes [[Argument]] dafür, den [[Ballaststoff|Ballast]] der Republik endgültig zu entsorgen.  
 
 
In einem unüberlegten Moment wurde hier die [[Deutsche Einheit|Einheit Deutschlands]] beschlossen und somit der Grundstein für die heutige Bundesrepublik gelegt, oder besser: ''verlegt''. Offenbar war es nicht so einfach, ihn wiederzufinden, so dass man sich – allen [[Protest]]en aus [[Ostdeutschland|Ost]] ''und'' [[Westdeutschland|West]] zum Trotz – zum vollständigen [[Abrissbirne|Abriss]] der Berliner Kultstätte entschloss. [[Asbest]] kam den [[Politiker]]n gerade gelegen, lieferte er doch ein hieb-, stich- und feuerfestes Argument für die rigorose Entsorgung des Gebäudes. Doch wieviele Gebäude gibt es noch heute, die voller Asbest stecken? Hat man hier einen Unterschied zwischen "AsbWEST" und AsbOST" gemacht? Offensichtlich vergaß man bei der Entscheidung, dass der Asbest im Palast aus britischer (und damit westlicher) [[Produktion]] stammte.
 
  
 
'''Freiheitsstatue''', ''New York/Amerikanien, erbaut 1811''<br />
 
'''Freiheitsstatue''', ''New York/Amerikanien, erbaut 1811''<br />
Die Freiheitsstatue ist kein Gebäude im eigentlichen Sinne, doch kommt sie gerade für einen zusätlichen Absatz gelegen, ohne den dieser Abschnitt zu palastlastig wäre. Außerdem ist sie ein sehr anschauliches Beispiel für die Verwendung besonderer Baumaterialien, entpuppte sie sich doch als Mogelpackung, genauer: als elegante getarnte [[Müll]]entsorgungsaktion der [[Franzosé|Franzosen]]. Die [[Ami]]s, die das [[Geschenk]] 1886 dankend entgegengenommen hatten, merkten zu spät, dass sie betrogen worden waren, als die goldene [[Statue]] zu schimmeln anfing.
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Die [[Freiheitsstatue]] ist kein Gebäude im eigentlichen Sinne, doch kommt sie gerade für einen zusätlichen Absatz gelegen, ohne den dieser Abschnitt zu palastlastig wäre. Außerdem ist sie ein sehr anschauliches [[Beispiel]] für die [[Baupfusch|Verwendung spezieller Baumaterialien]], entpuppte sie sich doch als [[Mogelpackung]]. Die [[Ami]]s, die sich 1886 noch artig für das großzügige [[Geschenk]] bedankt hatten, bemerkten erst Jahre später, dass es sich um eine elegant getarnte [[Müll]]entsorgungsaktion der [[Franzosé|Franzosen]] handelte – nämlich als die [[Gold|goldene]] [[Statue]] zu schimmeln anfing.
  
== Sinnlose Gebäude ==
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== Besonders bescheidene Bauten ==
Bei Auftraggebern auf der ganzen Welt erfreut sich ein altbekanntes [[Spiel]], das kürzlich in der 1213.&#x202f;Auflage erschien, zunehmender Beliebtheit. Bei diesem anspruchsvollen [[Strategiespiel]] geht es darum, durch geschickte Fehlplanung, die Auswahl inkompetenter Verantwortlicher, ungeeignete Materialien und gekonnte Maßnahmen zur Verlängerung der Bauzeit möglichst viele Steuergelder zu verbrennen. Merkwürdig ist dabei, dass sich unter all jenen Großprojekten weder ein [[Krematorium]] noch eine [[Kraftwerk|Anlage zur Brennstoffverwertung]] findet.
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Bei Bauherren auf der ganzen Welt erfreut sich ein altbekanntes [[Spiel]], das kürzlich in Neuauflage mit der 1213.&#x202f;Erweiterung erschien, zunehmender Beliebtheit. Bei dem anspruchsvollen [[Strategiespiel]] ''Bescheidene Bauten'' geht es darum, durch geschicktes [[Taktik|Taktieren]] möglichst viel [[Geld]] zu verbrennen, ohne den [[Plan]] zur Fertigstellung des Gebäudes zu gefährden. Neben den bekannten [[Manöver]]n „Verwendung ungeeigneter [[Material]]ien“, „nachträgliche Änderungen unter Vernachlässigung der Statik“ oder „komplette Fehlplanung“ stehen nun auch neue Taktiken wie „Ernennung inkompetenter Verantwortlicher“, „Grundstücksauswahl unter Ignoranz der [[Sand|Bodenbeschaffenheit]] und des [[Umweltschutz]]es“ und „Einbindung konkursnaher Bauunternehmer“ zur Verfügung. Verwunderlich ist, dass sich unter den besten Großprojekten zur Geldverbrennung weder ein [[Krematorium]] noch eine [[Kraftwerk|Anlage zur Brennstoffverwertung]] findet.
  
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[[Datei:Baustelle_Reichstag.jpg|thumb|200px|Der Reichstag im typischen Zustand. Wird bald wieder Zeit ...]]
 
'''Reichstag''', ''Berlin/[[Deutschland]], er-, wiederauf und umgebaut 1884–1894, 1961–1973, 1991–1999''<br />
 
'''Reichstag''', ''Berlin/[[Deutschland]], er-, wiederauf und umgebaut 1884–1894, 1961–1973, 1991–1999''<br />
Das Reichstagtagsgebäude in Berlin ist ein vorbildliches Beispiel dafür, wie es gelingen kann, das Spiel „Steuergeldverbrennung“ über mehrere [[Generation]]en hinweg am Laufen zu halten. Allein die [[Planung]]sphase zog sich über mehr als ein [[Jahrzehnt]] hin, weil man völlig ignoriert hatte, dass auf dem vorgesehen Grundstück bereits ein Gebäude stand, dessen [[Besitzer]] sich anmaßte, dort zu wohnen. Als Bauplatz und Entwurf endlich feststanden, wechselten die Verantwortlichen die Strategie und überhäuften den Architekten mit Änderungswünschen, so dass ein weiteres Jahrzehnt verging, bevor der Schlussstein geleget werden konnte. Mit Baukosten von 24 Millionen [[Mark]] hielten sich die Ausgaben bisher dennoch in überschaubaren Grenzen (auch wenn inflationsbereinigte 157 Millionen Euro nach viel mehr klingen).
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Das [[Reichstag]]sgebäude in Berlin ist ein vorbildliches Beispiel dafür, wie es gelingen kann, das Geldverbrennspiel über mehrere [[Generation]]en hinweg am Laufen zu halten. Allein die Planungsphase zog sich über mehr als ein [[Jahrzehnt]] hin, weil man völlig ignoriert hatte, dass auf dem vorgesehen [[Grundstück]] bereits ein Gebäude stand, dessen [[Besitzer]] sich anmaßte, dort zu wohnen. Als Bauplatz und Entwurf endlich feststanden, wechselten die Verantwortlichen die [[Strategie]] und überhäuften den Architekten mit Änderungswünschen, so dass ein weiteres Jahrzehnt verging, bevor der Schlussstein geleget werden konnte. Mit [[Kosten|Baukosten]] von 24 Millionen [[Mark]] hielten sich die Ausgaben bis dato dennoch in überschaubaren Grenzen (auch wenn inflationsbereinigte 157 Millionen [[Euro]] nach viel mehr klingen).
  
50 Jahre lang wurden mehrere Generationen von Architekten damit beschäftigt, Umbauten und Erweiterungen zu planen, die aber nie umgesetzt wurden. Um die in dieser Zeit stagnierende Geldverbrennung wieder anzufeuern, benutzte man 1933 den Plenarsaal und die Kuppel des Reichstages. Doch der anstehende Wiederaufbau wurde vertagt, da sich plötzlich weitaus [[2. Weltkrieg|lukrativere Methoden zum Geldverbrennen]] auftaten. Um das Spiel endlich wiederzubeleben, wurde am Ende 1954 die Kuppel gesprengt und Anfang 1955 die völlige Wiederherstellung des Gebäudes für weitere 100 Millionen Mark beschlossen.  
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50 Jahre lang wurden Generationen von Architekten dafür bezahlt, Umbauten und Erweiterungen zu planen, die nie umgesetzt wurden. Um die auf erschreckend niedrigem [[Niveau]] stagnierende Geldverbrennung wieder anzufeuern, benutzte man 1933 kurzerhand den Plenarsaal und die Kuppel. Doch der anstehende [[Baulärmmaschine|Wiederaufbau]] wurde vertagt, da sich plötzlich weitaus [[2. Weltkrieg|lukrativere Methoden zum Geldverbrennen]] auftaten. Um das Spiel endlich [[Wiederbeliebung|wiederzubeleben]], sprengte man Ende 1954 die Kuppel und beschloss Anfang 1955 den völligen Wiederaufbau – für weitere 100 [[Millionen]] Mark.  
  
'''Petersdom''', ''Vatikanstadt/[[Vatikan]], erbaut 15 v. Chr.'' <br />
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Die zweite [[Pause|Spielpause]] war deutlich kürzer als die erste: Die deutsche Wiedervereinigung, gekrönt von der Entscheidung, den Regierungssitz von [[Bonn]] nach Berlin zu verlegen, eröffnete ungeahnte [[Möglichkeit]]en. Zunächst konnte man unauffällig kleinere Summen verheizen, indem man ausgiebig planen, verwerfen und neu planen ließ. Dann wurde beschlossen, zunächst die Umbauten aus den 1960er Jahren rückgängig zu machen, um anschließend einen [[Neubau des Freimaurertempels Ennepetal der Loge “Priapismus zur stolzen Eiche”|Neubau]] im [[Alt]]bau hochzuziehen. So konnten [[Geheimnis|unauffällig]] weitere 600 Millionen Mark an Steuergeldern versenkt werden.
Der Petersdom ist eigentlich nur ein großer [[Lager]]raum für abgestandene [[Luft]], alte Steine, [[Gold]] und angestaubte [[Papst|Päpste]]. Wird heute durch Kirchensteuern bezahlt, die die armen gläubigen [[Katholik]]en abdrücken müssen. Das Gebäude mit dem bisschen Drumherum besitzt alle Verwaltungsorgane eines Staates und gilt dementsprechend auch als eigener [[Staat]]. Der Petersdom gilt als das teuerste Lagergebäude der Welt.
 
  
'''Kölner Dom''', ''[[Köln]]/[[Gayland]], erbaut 12 v. Chr.'' <br />
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'''Petersdom''', ''Vatikanstadt/[[Vatikan]], erbaut 324 und 1506–1633'' <br />
Der Kölner Dom erfüllt eine ähnliche Funktion wie der Petersdom; er dient als Steuergeldsenke, Lagerraum und [[Taube]]nklo. Früher hieß er [[Kondom|Kon-Dom]], allerdings wurde im Lauf der Zeit aus ''Kon'' ''Köln'', und der Einfachkeit halber nannte man die unbedeutende Ansiedlung drum herum auch [[Köln]].
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Der [[Petersdom]] ist das Herzstück eines Staates, der im Wesentlichen aus dem [[Diverses:Bau des Petersdoms|Petersdom]] besteht. Er wurde genau zwei Mal aus genau vier Gründen errichtet:
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# Es regnete [[Petrus]] ins [[Grab]].
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# Die [[Katholische Kirsche]] musste ihren armen [[Katholik|Anhängern]] etwas Konkretes vorsetzen, das plausibel erklärt, wofür sie drigend einen [[Abzocke|kleinen Obolus]] benötigt.
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# Man benötigte dringend einen [[Lager]]raum für abgestandene [[Luft]], alte Steine, [[Gold]] und angestaubte [[Papst|Päpste]].
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# Papst Julius II. fand Gefallen an der 666. Erweiterung des Spiels „Bescheidene Bauten“.
  
== Krüppelgebäude ==
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Der Petersdom wurde nicht nur zweimal gebaut, sondern auch mindestens 200 Mal umgebaut und erweitert. [[Milliarde]]n von [[Steuerzahler|Kirchensteuerzahlern]] finanzieren also nicht nur [[Krankenhaus|Krankenhäuser]], [[Kindergarten|Kindergärten]] und [[Pädophilie|Pädophilenheime]], sondern auch das teuerste Lagergebäude der Welt.
Sieht sehr hässlich aus und ist meist [[bau]]lich sowie statisch unzureichend gefertigt. Das [[Dach]] ist schief oder die [[Balkon]]e weisen eine starke Neigung nach unten auf. Solche Häuser findet man vor allem in [[Stadt]]vierteln, die noch nie Bau[[arbeit]]er gesehen haben. Nicht nur alte Gebäude können ver[[krüppel]]t sein, nein auch neue Häuser. In [[NRW]] gibt es ein Gebäude, das absichtlich krumm und schief gebaut ist, die Fenster hängen so schräg aus der Mauer heraus. Diese Gebäude werden auch"Gerry Bauten" genannt. Sie sind eine Abwechslung zu den anderen hässlichen [[Beton]]klötzen.
 
  
== Exotische Gebäude ==
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'''Elbphilharmonie''', ''[[Hamburg]]/Deutschland, angebaut 2007, Ende offen'' <br />
Häuser, die falsch herum auf dem [[Dach]] stehen, samt Inneneinrichtung, oder welche, die wie verzerrt aussehen und trotzdem richtige Häuser sind. Die [[Möbel]] hängen dann kopfüber am [[Boden]] der aber eigentlich die [[Decke]] ist. Alles da drin [[Kieszitadelle|steht falschrum]].
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Die [[Elbphilharmonie Hamburg|Elbphilharmonie]] in Hamburg ist ein phantastisches Projekt, das durch detaillierte Planung, ausgeklügelte Konzepte und puren [[Wahnsinn]] besticht. Ursprünglich sollte das Konzerthaus mit allem drun und dran für 186 Millionen Euro zu haben sein, von denen der Steuerzahler schlappe 77 Millionen tragen sollte. Noch bevor jemand Hand an den Bau gelegt hatte, erhöhte sich dieser Betrag auf wundersame Weise auf 114 Mio Euro. Nicht, dass das die [[Öffentlichkeit]] geschockt hätte – immerhin gab es ja schon [[Spende]]n in [[Viel|Millionenhöhe]]. Ein [[Jahr]] nach Baubeginn punktete der verantwortliche [[Konzern|Baukonzern]] Hochtief mit Nachtragsforderungen. Kaum hatte die [[Ole von Beust|Beule von Ost]] den verantwortlichen Projektkoordinator gefeuert, stellte die Stadt erstaunt fest, dass auch sie sich etwas [[Mathematik|verrechnet]] hatte. Dementsprechend schnell wurden die Mehrkosten von 209 Millionen Euro gebilligt. Klar, dass nun in regelmäßigen [[Abstand|Abständen]] von irgendeiner Seite Nachforderungen gestellt wurden. In dem sich zunehmend verdichtendem [[Wirr-War|Wirrwarr]] gelang den Herren von [[Klingt komisch, ist aber so|Hochtief]] ein besonders kluger [[Schach]]zug: Sie begründeten einen Teil der [[Kosten|Mehrkosten]] mit der Bauverzögerung und legten, als man ihren Forderungen nicht nachkommen wollte, kurzerhand einen Baustopp ein. Inzwischen verkündete Oles Nachfolger [[Olaf Scholz|Olaf]], dass uns die Elbphilarmonie um [[Schnäppchen|nicht mehr als 789 Millionen Euro]] erleichtern wird – unabhängig davon, ob sie überhaupt einmal fertig wird.
  
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== Skurrile Gebäude ==
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[[Datei:Haus_umgedreht.jpg|thumb|200px|Die rechten Winkel verraten: Herr H. hatte seine Finger hier nicht im Spiel.]]
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Nehmen Architekten die falschen [[Drogen]], enstehen statt architektonischer Meisterwerke häufig etwas „andersartige“ Bauwerke.
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Dem bekannten Malkastensammler [[Künstler|Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser]] gelang es zum Beispiel Zeit seines Lebens nicht, eine einzige gerade [[Linie]] zu zeichnen, geschweige denn, einen [[rechter Winkel|rechten Winkel]] zu konstruieren. Trotzdem ließ man ihn ungestraft als Architekten werkeln – mit [[Katastrophe|verheerenden Folgen]]. Es entstanden völlig [[Krüppel|verkrüppelte]] Häuser mit krummen [[Wand|Wänden]], schiefen [[Dach|Dächern]], unbegehbaren Balkonen und [[Treppe]]n, die ins [[Nichts]] führen. Seltsamerweise zahlen einige [[Mensch]]en anscheinend gerne [[Wucher|horrende Miete]]n dafür, dass sie nirgends einen [[Schrankwand|Kleiderschrank]] aufstellen können.
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== Siehe auch ==
 
== Siehe auch ==
*[[Baulärmmaschine]]
 
*[[Krakatower]]
 
 
*[[Mörbischer Kellerdekret]]
 
*[[Mörbischer Kellerdekret]]
 
*[[Radhaus]]
 
*[[Radhaus]]
 
*[[Taubenknast]]
 
*[[Taubenknast]]
 +
*[[Kieszitadelle]]
  
 
[[Kategorie:Architektur]]
 
[[Kategorie:Architektur]]
[[Kategorie: Gebäude]]
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[[Kategorie:Gebäude]]
  
 
[[kamelo:Gebäude]]
 
[[kamelo:Gebäude]]

Aktuelle Version vom 7. Juli 2016, 11:41 Uhr

Europas höchster Wohnblock: hier versagt die Bauhaus-Kategorisierung

Unter einem Gebäude versteht man die Art der Behausung, die jedem Menschen anhand seines Status zugeordnet ist. Es gibt keinen allgemeingültigen Zuordnungsschlüssel, doch in der Fachwelt herrscht allgemeiner Konsens, dass sich mit der Bauhaus-Buildingmap (engl. für „Bauhaus-Gebäudezuordnungstabelle“) gut arbeiten lässt:

(Auszug aus der Bauhaus-Buildingmap, Version 3.5, Januar 2006)

Neben den Gebäuden, die in erster Linie dazu dienen, Wohnraum bereitzustellen, gibt es eine ganze Reihe von Bauten, deren vorrangiger Zweck ein anderer ist: Sie sollen repräsentieren – entweder den Status und das Vermögen des Besitzers oder, bei öffentlichen Gebäuden, den Status und das Vermögen des Staates (des Landes, der Stadt), Steuern einzuziehen.

Architektonische Meisterleistungen

Nur wenige der unzähligen Gebäude auf der Welt können in Anspruch nehmen, als architektonische Meisterleistung bezeichnet zu werden. Insbesondere unter den Wohnblocks und Kartons sind derlei Bauten seltener zu finden, doch es gibt sie vereinzelt auch dort. Heutzutage versucht nicht nur jedes Land, sondern auch jedes Kaff, mit mindestens einem Gebäude aufzuwarten, dessen Entwurf einem arg verpeilten Architekten aus der Feder geflutscht sein muss.

Was für’n Arsch?

Sydney Opera House, Sydney/Australien, fertiggestellt 1973
Wer das Sydney Opera House gebaut hat, hat definitiv nie einen Drachen steigen lassen. So oft, wie der ständig wehende Westwind dieses prestigeträchtige Gebäude bereits aufs Meer hinausgeweht hat, muss man sich fragen, ob Jørn Utzon wirklich ein gutes Verhältnis zu dieser Stadt hatte, als er ihr Opernhaus buchstäblich entwarf. Dagegen spricht, dass er seine Baustelle mitten in der heißen Bauphase verließ und danach nie wieder einen Fuß auf australischen Boden gesetzt hat.

Triumph-Palace, Moskau/Russland, erbaut 2005
Der Triumph-Palace ist der mit Abstand hässlichste und mit weniger Abstand höchste Wohnblock Europas. Das im Monumentalstil gehaltene Bauwerk erinnert an eine Kathedrale mit zu vielen und zu kleinen Fenstern und wirkte – nach guter alter Zuckerbäckertradition – direkt nach seiner Fertigstellung bereits etwas angegammelt. Als architektonische Meisterleistung gilt es vor allem aufgrund seiner billigen Metallspitze, die das Gebäude höher macht als den Commerzbank Tower in Frankfurt am Main, was nicht nur die Hessen ärgert.

Dildo von London, London/England, erbaut als Aprilscherz 2004
Beim Anblick des Wolkenkratzers 30 St Mary Axe, von den Londonern auch liebevoll Die Gurke genannt, stellt sich unweigerlich die Frage, welche Fantasien den Architekten beim Entwurf dieses Gebäudes heimsuchten. Ursprünglich für eine Versicherungsgesellschaft errichtet, stellt man sich heute gemeinhin die Frage, ob der Entwurf nicht doch eher was für den Arsch ist.

Dann doch lieber den Dildo ...

World Trade Center, New York/Amerikanien, erbaut 1972, abgebaut 2001
Die Zwillingstürme des World Trade Center gehörten einmal zu den höchsten Gebäuden der Welt und prägten lange Jahre die Skyline einer unbedeutenden amerikanischen Insel, bevor man schmerzlich feststellen musste, dass die Konstruktion nicht dafür ausgelegt war, vollbesetzte Passagierflugzeuge oberhalb der 77. Etage zu parken.

Bundeskanzleramt, Berlin/Deutschland, erbaut 1997–2001
Der Sitz der gleichnamigen deutschen Bundesbehörde erinnert eher an eine Waschmaschine aus Beton als an ein Gebäude. Doch ist sein Äußeres geradezu ein ästhetischer Blickfang, vergleicht man es mit seinem Inhalt.

Swastika University, Naval Amphibious Base, Coronado/USA, erbaut: ja, tatsächlich
Das Gebäude der Swastika University könnte schön sein, darf es aber nicht – zumindest nicht aus deutscher Sicht. Ein unangenehmer Beigeschmack entsteht vor allem dadurch, dass die Universität zur zentralen Ausbildungseinrichtung für spezielle Kriegführung der US Navy gehört – aber wahrscheinlich nur aus deutscher Sicht.

Innovative Materialien

Sind weder der Stil noch die Statik tollkühn genug, irgendjemanden vom Hocker zu reißen, so greifen Architekten gerne auf außergewöhnliche Baumaterialien zurück.

Es gammelt halt...

Palast der Republik, Berlin/DDR, erbaut 1976
Der Palast der Republik war eine beton- und glasummantelte, mit 5000 Tonnen Spritzasbest verzierte Stahlkonstruktion. Damit widerstand sie sowohl den flammenden Reden der DDR-Volkskammer als auch der Feuergefahr, die von der Nutzung des Palastes als Lampenladen und Kultstätte für ein kleinbürgerliches Dauervolksfest ausging. In einem unüberlegten Moment wurde hier die Einheit Deutschlands beschlossen und damit der Grundstein für die heutige Bundesrepublik gelegt, oder besser: verlegt. Offenbar war es nicht so einfach, ihn wiederzufinden, so dass man sich – allen Protesten aus Ost und West zum Trotz – zum vollständigen Abriss des geschichtsträchtigen Gebäudes entschloss. Asbest kam den Politikern gerade gelegen, lieferte er doch ein hieb-, stich- und feuerfestes Argument dafür, den Ballast der Republik endgültig zu entsorgen.

Freiheitsstatue, New York/Amerikanien, erbaut 1811
Die Freiheitsstatue ist kein Gebäude im eigentlichen Sinne, doch kommt sie gerade für einen zusätlichen Absatz gelegen, ohne den dieser Abschnitt zu palastlastig wäre. Außerdem ist sie ein sehr anschauliches Beispiel für die Verwendung spezieller Baumaterialien, entpuppte sie sich doch als Mogelpackung. Die Amis, die sich 1886 noch artig für das großzügige Geschenk bedankt hatten, bemerkten erst Jahre später, dass es sich um eine elegant getarnte Müllentsorgungsaktion der Franzosen handelte – nämlich als die goldene Statue zu schimmeln anfing.

Besonders bescheidene Bauten

Bei Bauherren auf der ganzen Welt erfreut sich ein altbekanntes Spiel, das kürzlich in Neuauflage mit der 1213. Erweiterung erschien, zunehmender Beliebtheit. Bei dem anspruchsvollen Strategiespiel Bescheidene Bauten geht es darum, durch geschicktes Taktieren möglichst viel Geld zu verbrennen, ohne den Plan zur Fertigstellung des Gebäudes zu gefährden. Neben den bekannten Manövern „Verwendung ungeeigneter Materialien“, „nachträgliche Änderungen unter Vernachlässigung der Statik“ oder „komplette Fehlplanung“ stehen nun auch neue Taktiken wie „Ernennung inkompetenter Verantwortlicher“, „Grundstücksauswahl unter Ignoranz der Bodenbeschaffenheit und des Umweltschutzes“ und „Einbindung konkursnaher Bauunternehmer“ zur Verfügung. Verwunderlich ist, dass sich unter den besten Großprojekten zur Geldverbrennung weder ein Krematorium noch eine Anlage zur Brennstoffverwertung findet.

Der Reichstag im typischen Zustand. Wird bald wieder Zeit ...

Reichstag, Berlin/Deutschland, er-, wiederauf und umgebaut 1884–1894, 1961–1973, 1991–1999
Das Reichstagsgebäude in Berlin ist ein vorbildliches Beispiel dafür, wie es gelingen kann, das Geldverbrennspiel über mehrere Generationen hinweg am Laufen zu halten. Allein die Planungsphase zog sich über mehr als ein Jahrzehnt hin, weil man völlig ignoriert hatte, dass auf dem vorgesehen Grundstück bereits ein Gebäude stand, dessen Besitzer sich anmaßte, dort zu wohnen. Als Bauplatz und Entwurf endlich feststanden, wechselten die Verantwortlichen die Strategie und überhäuften den Architekten mit Änderungswünschen, so dass ein weiteres Jahrzehnt verging, bevor der Schlussstein geleget werden konnte. Mit Baukosten von 24 Millionen Mark hielten sich die Ausgaben bis dato dennoch in überschaubaren Grenzen (auch wenn inflationsbereinigte 157 Millionen Euro nach viel mehr klingen).

50 Jahre lang wurden Generationen von Architekten dafür bezahlt, Umbauten und Erweiterungen zu planen, die nie umgesetzt wurden. Um die auf erschreckend niedrigem Niveau stagnierende Geldverbrennung wieder anzufeuern, benutzte man 1933 kurzerhand den Plenarsaal und die Kuppel. Doch der anstehende Wiederaufbau wurde vertagt, da sich plötzlich weitaus lukrativere Methoden zum Geldverbrennen auftaten. Um das Spiel endlich wiederzubeleben, sprengte man Ende 1954 die Kuppel und beschloss Anfang 1955 den völligen Wiederaufbau – für weitere 100 Millionen Mark.

Die zweite Spielpause war deutlich kürzer als die erste: Die deutsche Wiedervereinigung, gekrönt von der Entscheidung, den Regierungssitz von Bonn nach Berlin zu verlegen, eröffnete ungeahnte Möglichkeiten. Zunächst konnte man unauffällig kleinere Summen verheizen, indem man ausgiebig planen, verwerfen und neu planen ließ. Dann wurde beschlossen, zunächst die Umbauten aus den 1960er Jahren rückgängig zu machen, um anschließend einen Neubau im Altbau hochzuziehen. So konnten unauffällig weitere 600 Millionen Mark an Steuergeldern versenkt werden.

Petersdom, Vatikanstadt/Vatikan, erbaut 324 und 1506–1633
Der Petersdom ist das Herzstück eines Staates, der im Wesentlichen aus dem Petersdom besteht. Er wurde genau zwei Mal aus genau vier Gründen errichtet:

  1. Es regnete Petrus ins Grab.
  2. Die Katholische Kirsche musste ihren armen Anhängern etwas Konkretes vorsetzen, das plausibel erklärt, wofür sie drigend einen kleinen Obolus benötigt.
  3. Man benötigte dringend einen Lagerraum für abgestandene Luft, alte Steine, Gold und angestaubte Päpste.
  4. Papst Julius II. fand Gefallen an der 666. Erweiterung des Spiels „Bescheidene Bauten“.

Der Petersdom wurde nicht nur zweimal gebaut, sondern auch mindestens 200 Mal umgebaut und erweitert. Milliarden von Kirchensteuerzahlern finanzieren also nicht nur Krankenhäuser, Kindergärten und Pädophilenheime, sondern auch das teuerste Lagergebäude der Welt.

Elbphilharmonie, Hamburg/Deutschland, angebaut 2007, Ende offen
Die Elbphilharmonie in Hamburg ist ein phantastisches Projekt, das durch detaillierte Planung, ausgeklügelte Konzepte und puren Wahnsinn besticht. Ursprünglich sollte das Konzerthaus mit allem drun und dran für 186 Millionen Euro zu haben sein, von denen der Steuerzahler schlappe 77 Millionen tragen sollte. Noch bevor jemand Hand an den Bau gelegt hatte, erhöhte sich dieser Betrag auf wundersame Weise auf 114 Mio Euro. Nicht, dass das die Öffentlichkeit geschockt hätte – immerhin gab es ja schon Spenden in Millionenhöhe. Ein Jahr nach Baubeginn punktete der verantwortliche Baukonzern Hochtief mit Nachtragsforderungen. Kaum hatte die Beule von Ost den verantwortlichen Projektkoordinator gefeuert, stellte die Stadt erstaunt fest, dass auch sie sich etwas verrechnet hatte. Dementsprechend schnell wurden die Mehrkosten von 209 Millionen Euro gebilligt. Klar, dass nun in regelmäßigen Abständen von irgendeiner Seite Nachforderungen gestellt wurden. In dem sich zunehmend verdichtendem Wirrwarr gelang den Herren von Hochtief ein besonders kluger Schachzug: Sie begründeten einen Teil der Mehrkosten mit der Bauverzögerung und legten, als man ihren Forderungen nicht nachkommen wollte, kurzerhand einen Baustopp ein. Inzwischen verkündete Oles Nachfolger Olaf, dass uns die Elbphilarmonie um nicht mehr als 789 Millionen Euro erleichtern wird – unabhängig davon, ob sie überhaupt einmal fertig wird.

Skurrile Gebäude

Die rechten Winkel verraten: Herr H. hatte seine Finger hier nicht im Spiel.

Nehmen Architekten die falschen Drogen, enstehen statt architektonischer Meisterwerke häufig etwas „andersartige“ Bauwerke. Dem bekannten Malkastensammler Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser gelang es zum Beispiel Zeit seines Lebens nicht, eine einzige gerade Linie zu zeichnen, geschweige denn, einen rechten Winkel zu konstruieren. Trotzdem ließ man ihn ungestraft als Architekten werkeln – mit verheerenden Folgen. Es entstanden völlig verkrüppelte Häuser mit krummen Wänden, schiefen Dächern, unbegehbaren Balkonen und Treppen, die ins Nichts führen. Seltsamerweise zahlen einige Menschen anscheinend gerne horrende Mieten dafür, dass sie nirgends einen Kleiderschrank aufstellen können.

Siehe auch


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