Zellen-Pentathlon
Wie der Name schon sagt, geht diese Sportart auf die griechische Antike zurück, in der man mit immer noch allzu gegenwärtigen Problemen zu kämpfen hatte:
Inhaltsverzeichnis
Das Griechenland, das nicht so klasse war
- Müllberge in den Straßen wie heutzutage in vielen Regionen Italiens, die sich immer noch nicht damit arrangiert haben, dies wie beispielsweise in Mexiko-Stadt erfolgreich als Einnahme- oder Auskommensquelle zu nutzen
- Probleme mit der Wasserversorgung wie im heutigen Mexiko-City, wo man mittlerweile schon Bergquellen anzapft, um nicht zu verdursten, anstatt einfach ein paar Meerwasserentsalzungsanlagen bauen zu lassen - wie die Italiener
und - übervolle Gefängnisse mit Gesetzesbrechern, Störern der gesitteten Unordnung und -moral, Mördern, Totschlägern, Schändern schützenswerter Güter und Leuten, die viel später Ketzer genannt wurden, aber heutzutage einfach nur die Partei wechseln oder zu einer anderen Religion konvertieren, wenn man sie nicht - als ein probates Mittel - zu Terroristen bzw. Freiwild erklärt. Man lernt halt immer dazu.
Auch damals schon sparte man von Bürgerseite nicht mit Kritik an allzu rigiden Bestrafungen. Geboren waren dies alles aus einer pragmatischen Sicht der Dinge: Grundsätzlich kannte man nur Geld- bzw. Vermögensstrafen, wie etwa Enteignung oder die Todesstrafe, was einerseits kostengünstig war und andererseits ein klares Rechts- bzw. Unrechtsbewusstsein geschaffen hatte.
So schlau wie die aquäduktbauenden Römer oder die müllrecyclenden Mexikaner war man auch hier nicht und war zunächst ratlos ob der Kritik, die Gefangenen hinzurichten, was ja unmenschlich und überhaupt unmöglich sei. So sah man sich gezwungen, eine Art "Mittelding" zu schaffen und die so genannte Haftstrafe einzuführen, obgleich hierzu oft die räumlichen und die finanziellen Voraussetzungen fehlten. Obwohl Griechenland damals schon über eine Menge an Inseln verfügte, wollte man nicht gleich alle als Gefängnisinseln deklarieren, zumal der Support mit Lebensmitteln sich dorthin auch als logistisch schwierig gestaltete und militärisches Potential trotz der Einsatzmöglichkeit der Gefangenen in Galeeren einschränkte und das Staatssäckel belastete. Damals wie heute dachten die Politiker nicht wie das Volk und konnten ihre Argumente, dass zu enge Zellengemäuer/zu kleine Inseln die Gefangenen psychisch wesentlich schlimmer belasten als ein schneller Tod, nicht an den Mann oder die Frau bringen, um frei jeglicher zugesprochener Schuld umbringen zu können. Da das Argument „Gottesurteil“ auch nicht mehr so recht in der Öffentlichkeit zog, gedachte man, nicht nur das eigentliche Konfliktpotential, sondern auch die -lösung dem Gefangenen selbst aufzuerlegen: eben mit Selbstmord - und so cool außen vor zu bleiben. |
So verteilte man an die armen und manchmal auch reichen Sünder zunächst Schierlingsbecher und riet ihnen, das zu beenden, was auf Erden (für sie zu-)geschlossen worden war, appellierte an ihren guten Kern und zwang sie auch manchmal, nachdem sie ihre Rechte vorgelesen bekommen hatten, mit einer guten Tat im Himmel bzw. auf dem Olymp auf sich aufmerksam zu machen. Wer hätte das denn auch außerhalb der Mauern weitererzählen können, bis auf ein paar Chronisten, die aber erst Jahrhunderte später durch ihre Werke auf sich aufmerksam machen würden?
Das war zwar der nächste Fehler, aber so wie man aus jeder Not eine Tugend oder eine Sportart zu machen pflegt, geschah es auch hier, dass die Basis für eine der ersten Extremsportarten der Geschichte gesetzt wurde: den Zellen-Pentathlon.
So wurde zunächst über Generationen hinweg zwar fleißig geselbstmordet und die Gesellschaft lobte die durch eine teilweise Rückführung der ersparten Gelder verbesserten Bedingungen der drastisch verkürzten Haftaufenthalte und die Einhaltung der Menschenrechte.
In den Zellenschaften wurde man jedoch immer stärker aufgrund der – freilich nicht für den Einzelnen – immer gleichen Vorgänge im sowieso schon tristen Alltag müde, bis der Sportgeist erwachte. So summierten besonders ambitionierte Häftlinge fünf "Stationen" des unsteten Haftablebens zu einem Fünfkampf auf und formulierten hierfür natürlich besonders schwierige Anforderungen für einen Erfolg, was staatlicherseits gern mit dem Sponsern von Sportgeräten und weitläufigen Arealen unterstützt wurde.
Der klassische Pentathlon
Zugrunde lag hier immer eine Kostenrechnung, die einen "Break-Even-Point" bestimmte, ab dem weitere Inhaftierungen trotz der dagegen gerechneten einkassierten Geldstrafen der Vermögenden unrentabel zu werden drohten.
Spielberechtigte
Die nach "hinten wegfallenden" Inhaftierten waren somit grundsätzlich spielberechtigt, wenn
- ihnen keinerlei Sponsorgelder zur Verfügung standen oder
- keinerlei Verwandtschaftsverhältnisse mit nicht inhaftierten Mitgliedern der politischen Führungsschicht bestanden oder
- sie im früheren Broterwerb keine Geheimnisträger waren.
Disziplinen
Der Spieler hatte sich in fünf Sportarten zu messen. Grundgedanke war hier der wohl sehnlichste Wunsch des Gefangenen, aus der Haft zu enteilen, was symbolisch, eigentlich fast spielerisch nachempfunden wurde und im Ziel der Veranstaltung tatsächlich eine Art Flucht - wenngleich unter religiösen Aspekten - aber auch nicht nur unphysisch zur Folge hatte.
Laufen
Die Form des Spielfeldes war meist kreisförmig und wurde von einer treppenförmigen Konstruktion umringt und schwankte größenmäßig je nach gegebener (Insel-)Örtlichkeit sehr stark. Es durfte sich auch nur kreismäßig bewegt werden.
Der Läufer hatte sich an einer Linie einzufinden und nach einem Startsignal möglichst schnell wegzubewegen. Dabei wurde er von einem Bewaffneten als Hasen bzw. Tempomacher, der vom Start weg zunächst eine Runde Rückstand hatte, zu Höchstleistungen angestachelt. Der Läufer, der vor dem Reiter die meisten Runden zu Ende laufen konnte, ging als Interimssieger in den nächsten Wettbewerb. Dabei gingen oft Gerüchte, dass sich auch Hasen weiterqualifiziert hatten, die sich vor der nächsten Disziplin allerdings aus dem Kampf frei kauften.
Springen
Hier wurden entweder künstliche oder natürliche Erhebungen genutzt, eine Idee, die die Römer später mit ihrem "Tarpejischen Felsen" fortführten, bis sie eine andere Idee hatten. Ziel war es, durch ein Hinabstürzen in den Abgrund, der durch eine treppenartige Aufschichtung von Baumaterialien von Durchgang zu Durchgang immer tiefer gemacht wurde und geschicktes Abrollen noch aus eigener Kraft in den nächsten Wettbewerb zu kommen bzw. gehen zu können. Die medizinische Versorgung der im wahrsten Sinne des Wortes liegen gebliebenen Spieler soll sehr schlecht gewesen sein.
Ringen
Die dritte Disziplin schien zunächst den Reigen in der Fluchttemathik zu schließen. Man hatte gelaufen, man war gesprungen, nun hatte man sich einem offiziellen Zwischengegner an der "Gefängnistür" zu stellen, was im Ringkampf nachempfunden wurde. Dabei wurde der zu Ringende am ganzen Körper mit Öl eingeschmiert und der Ringer wegen der besseren Griffigkeit mit Kreide eingepudert. Sollte man nach den beiden ersten schweren Prüfungen noch genug Atem und Standhaftigkeit besitzen, war man nicht ohne Chance, den sich in der Grundausbildung befindlichen Soldaten niederzuringen. Im Gegensatz zur vorherigen Disziplin war hier Schubsen nicht erlaubt.
Diskutieren
Hier wurde erstmals mit der "scharfen Waffe" gekämpft, was somit Ausdruck des eher unwahrscheinlichen Gedankenspiels wurde, dass der Fliehende eine Waffe findet, mit der er den Ordnungshüter aussticht. Ein Wortspiel wie die Überschrift.
Diskusse waren frühere auch zur verpönten Exekution sehr gut geeignete, gefährliche Wurfwaffen. Kreisrund, einer Scheibe gleich und messerscharf geschliffen, wurde sie auf die verbliebenen Spieler von verbliebenen Spielern aus einer Distanz von etwa fünf Metern geworfen. Dabei entschied das Los, wer zuerst werfen durfte. Spieler, die nicht mehr werfen konnten, wurden disqualifiziert.
Speerwurf
Die letzte Disziplin des klassischen Pentathlons symbolisierte die Anerkennung der waffenstarrenden, staatlichen Übermacht, gegen die nur ein Freigeist auf freilich äußerst theatralische Art und Weise obsiegen kann: mit dem Freitod.
Sportgerät war hier ein klassischer Speer, mit dem die zwei ersten Disziplinen der klassischen Fluchtthematik noch einmal symbolisch aufgearbeitet wurden. Man hatte, den Speer mit der Spitze gegen den eigenen Körper gerichtet, eine Strecke von etwa 100 damaligen Metern zu laufen, um danach fünf Mal möglichst weit zu springen und sich dann in den Speer zu werfen. Der schnellste Laufspringer mit den weitesten Sätzen gewann - posthum und die anderen verteilten sich auf die anderen Plätze - zum ewigen Andenken.
Das Mittelalter
Nachdem man nach dem unpopulären "Felsenschubsen" im Rom Gladiatorenkämpfe veranstaltet hatte, um endlich des Zielkonfliktes „Innere Sicherheit vs. kostengünstige Exekutive“ Herr zu werden und so auch einen kostengünstige Unterhaltung des Volkes mit der von der oberen Bevölkerungsschicht eigentlich zum Spaß gehaltenen Raubtiere verband, traten im Mittelalter Tierschützer auf den Plan und ließen nur noch die zeremonielle Tötung von schwarzen Katzen und Geißböcken zu.
Diese waren aber äußerst ungeeignet für solche Kämpfe und damit für den eigentlichen Zweck. Auch Versuche mit Wasserproben und Scheiterhaufen standen nach anfänglicher religiöser Euphorie arg oft in den satirischen Rubriken der Zeitungen und wurden von einem Herrn namens Luther und der so genannten Aufklärung schließlich ganz zum Abrauchen gebracht. Weil auch diverse Kriege und das Shanghaien von Häftlingen für die Front nur unzureichend Lücken in die Bresche schlugen, darben die Häftlinge in den Gefängnissen bis in die heutige Zeit kostenträchtig vor sich hin.
Verschiedene neue Varianten taten sich auf. Als Beispiel sei die Französische Revolution genannt, in deren Wirren die Kandidaten, die vorher meist hohe gesellschaftliche und politische Ämter bekleideten, eine Art frühe Formel Eins des Selbstmordes spielten. Hier ging es nur noch um Geschwindigkeit. Die so genannten Richtplätze waren noch blutbeschmiert, die Masse johlte noch ob der letzten Bestzeit, schon eilte der nächste aufs Schafott, verzieh dem Schiedsrichter noch all seine Sünden, falls er nachhelfen musste, legte sich unter das abgeschrägte Messer und betätigte die in greifbarer Nähe befindliche Vorrichtung und konnte wohl noch für Sekunden den Jubel im hochgehaltenen Kopf nachempfinden und genießen.
Die Neuzeit
Der klassische Zellen-Pentathlon schien spätestens zu diesen Zeiten vergessen, aber wie sich manche Probleme eben nie ändern, höchstens örtlich, änderte sich auch der Kostendruck und die Langeweile der sportlichen Möchtegern-Delinquenten nicht. Hingegen wurde die Notwendigkeit, diese Sportart wiederzubeleben, allein schon durch die Tatsache notwendig geworden, dass Soziologen als Abbild der realen Gesellschaft auch in den Gefängnissen ab der Hälfte des letzten Jahrhunderts eine sich umkehrende Alterspyramide prognostizierten.
Natürlich aber wäre die freche publikumswirksame Beseitigung unter einem auch geschickt gewebten Deckmäntelchen der Sportlichkeit nicht mehr in dieser Form möglich gewesen. So kristallisierte sich eine moderne Abform heraus, deren offizielle Wettkampfregeln im folgenden auseinandergelegt werden.
Spiel- und Schiedsberechtigte
Spielberechtigt sind grundsätzlich alle
- unrentable Häftlinge (durch die "Break-Even-(Out)Point"-Prüfung gefallen oder sich durch seinen Knastberuf nicht selbst tragend)
- Nichtpolitiker
- Leute unter 500.000 € Jahreseinkommen und
- Nichtasylanten.
Jeder Häftling ist des anderen Schiedsrichter und vergibt je Disziplin maximal 100 Punkte; in größeren Sportstätten - ab zwei Insassen - verteilt sich die Punktegewichtung des einzelnen in der wertenden Gruppe entsprechend. Da gerade durch diese Sportart die knasttypische Atmosphäre ("Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied") der Einzelkämpferstatus groß geschrieben wird und durch die Tatsache, dass von den Spielberechtigten zumeist jeder jeden bewertet, sind Zweifel in puncto gerechter Bepunktung unbegründet.
Die US-amerikanische und die Variante des deutschsprachigen Raums
Der Einstieg in die erste Disziplin findet heutzutage bereits punktgenau mit dem Eintritt in das Haftleben statt.
Erste Disziplin: Eintritt
Als erste echte Hürde gilt es für die Pentathleten in den USA, als Schuldiger in die Haft zu gehen. Zahlreiche Sportler zeigen, als Beispiel sei O. J. Simpson genannt, wie schwierig es geworden ist, allein nur diese erste Prüfung zu meistern. Gründe hierfür sind im amerikanischen Recht zu sehen, das selbst den Besitz (halb-)automatischer Waffen legalisiert und es verunmöglicht z.B. wegen eines nach dem ersten Prozess klar nachgewiesenen Delikts erneut angeklagt zu werden. Oftmals schlampen auch amerikanische Polizisten durch einen zu spät eingeholten Durchsuchungsbefehl für die Wohnung des Aspiranten, wodurch selbst der achtzehnfache Vergewaltiger einer fünfköpfigen Baghwan-Truppe straffrei ausginge.
Natürlich gibt es nicht wenige Sportler, die es sich einfach machen und eine Sprache des Nahen Ostens lernen, sich Bärte wachsen lassen und zum Islam konvertieren. Dies wird aber meist mit einem harschen Punktabzug in der Benotung quittiert, der sich nur schwer wieder aufholen lässt.
Die höchste Bewertung bei der deutschen Variante kann der einheimsen, der unschuldig in Haft geht. Ein selten kompliziertes ineinander verwobenes, sich teilweise aber auch widersprechendes System von Gesetzen, das alle Unwägbarkeiten im polizeilichen Alltag, in der Beweisaufnahme, beim Prozess und die spezifischen soziokulturellen Umfelde mit einer psychologisch gewerteten Nachempfindung der zu prüfenden Situationen der Sportler aus allen möglichen Kamerawinkeln mit berücksichtigt und das immer "im Zweifel für den Angeklagten", lassen hier die volle Punktzahl als fast unerreichbar erscheinen.
Abzüge gibt es auch hier bei Hafteintrittserleichterungen durch kosmetische Hilfsmittel: wer glatzköpfig den rechten Winkel übt und alle Strophen der Nationalhymne singt, wird keine Aussicht mehr auf den Turniersieg haben.
Es kann also für Spieler in beiderlei Ländern haarig werden, wenn sie haarig werden bzw. nicht mehr haarig sind.
Punkteschema
Hafteintritt | Punkte USA | Punkte Deutschland |
---|---|---|
schuldig | |
|
unschuldig | ||
Punktabzüge für: | konspiratives Verhalten, dunkle Hautfarbe, Rauchen in der Öffentlichkeit |
Hakenkreuzfetischismus, Steuerhinterziehung unter 100000 €, Rauchen in der Öffentlichkeit |
Zweite Disziplin: Hofgang
Der so genannte Hofgang ist die Disziplin mit dem wohl psychisch anspruchsvollsten Parcours, so sind die Sportflächen bewusst schlicht gehalten, um das Augenmerk auf die psychisch-asoziale Komponente richten zu können. Er stellt sinnbildlich die Verbindung der Häftlinge untereinander und markiert damit idealerweise gleichzeitig die Sollbruchstelle bei ambitionierten Zellensportlern zur Emanzipation als einzelnes bzw. eigentlich einzeln einzuzellendes Individuum und damit zum empathischen Absolutheitsanspruchs eines jeden Einzellers.
In Deutschland werden hier allerdings selbstgefällige Gespräche über die kriminelle Vergangenheit als Drogendealer, als drogendealender Massenmörder oder als drogendealender Mafia-Massenmörder mit dem Hintergedanken, in der Haft eine ruhiges, respektiertes Dasein führen zu können, gerügt. Geschenke in Form von Zigaretten, Drogen oder Kaffee an die Schiedsrichter führt zur Disqualifikation.
In den USA, wie auch in anderen Diktaturen würde hier anders gewertet: nämlich der Status als Massenmörder als besonderer Affront gegen den absoluten Machtanspruch des Staates, der mit brutaler Härte zwar nicht der Häftlingsgenossen, doch aber der Wärter begegnet und mit Sonderpunkten bedacht wird, also von besonderem Mut zeugt.
Beim "Hofgang" spielen auch verpönte Perversionen eine wichtige Rolle; schauspielerisches Können der Sportler ist gefragt, da die Haftgenossen diese gezielt abklopfen werden.
Punkteschema
Bewertung | USA | Deutschland |
---|---|---|
Tapferkeitspunkte für geschauspielerte Berufung: | |
|
Sonderpunkte für: | |
|
Punktabzüge für: | ||
Disqualifikation für: | |
Verschenken von Knastwaren an die Schiedsrichter |
Dritte Disziplin: Austritt
Wie schon beim klassischen Pentathlon folgt im dritten Wettbewerb eine Abrundung der ersten beiden Disziplinen, die hier die eigentliche Haft verkörpern, durch einen schicken Fluchtversuch. Dabei wird einerseits die Wegstrecke, die man schier frei zurücklegen konnte, bewertet und die Art und Weise, wie man sich glaubhaft zur Wehr setzt. Ein gelungener Fluchtversuch führt zur Disqualifikation.
Öffentlichkeitsarbeit, also mit beteiligten Radio- und Fernsehteams bringen bei der amerikanischen Variante keine Zusatzpunkte, weil es dort ganze Rundfunksparten gibt, die ausschließlich von der drastischen Schilderung von Fluchtversuchen leben und so ein kommerzieller Hintergrund bei den Fliehenden nicht ausgeschlossen werden kann und alles unglaubwürdiger macht.
Punkteschema
Bewertung | Fluchtversuch in den USA | Fluchtversuch in Deutschland |
---|---|---|
Zusatzpunkte für: | |
|
Punktabzüge für: |
Vierte Disziplin: Abtritt
Der bei den Wettkämpfen populärste und für den Veranstalter wichtigste Teil ist die Königsdisziplin, die eine unerschütterliche mentale Stärke erfordert, die durch den Hofgang bereits unter Beweis gestellt und idealerweise in den daraus notwendig folgenden informellen Zwischentrainingssitzungen gestählt wurde: der Abtritt.
Bei der deutschen Variante hatte sich gerade mit dem Niedergang des Dritten Reiches eine stark egozentrische Form entwickelt, bei denen die Beteiligten fast schon autistisch in der Regel monatelang ihre Selbstmordattentate im voraus geplant hatten. Doch die Bedingungen waren irregulär: zwar war man (in Bunkern) eingesperrt, jedoch nicht von fremder Hand.
In der heutigen Praxis haben sich PISA-ähnliche Probleme eingestellt, da die Wärter oft "nicht bemerkt" haben, dass die Gefangenen so gar nicht zusammen passen bzw. es versäumten, den Werkzeugkasten in der Tischlerei zu kontrollieren oder übersehen haben, ihnen den Gürtel abzunehmen. In der Vergangenheit war man mit Kritik ob zu einfacher Wettbewerbsbedingungen auch nicht sparsam, was aber wenigstens in einer drögen Standardpunktezahl ihren Ausdruck fand. Deutschland kämpft hier also nur auf international mittelmäßigen Niveau.
In den USA verzichtete man hingegen schon immer gern auf das altmodische Festhalten an klassischen Mustern und hat sich schon vor hundert Jahren auf den Tod durch die zweite, dritte oder ganz viele Hände festgelegt. Entstanden ist dies aus der früheren Ungleichbehandlung zwischen Schwarz bzw. Rot und Weiß. Wütende Mobs, die ob geringer Vergehen der Farbigen viel zu ungeduldig gewesen wären, auf deren Selbstmord zu warten, nahmen die Sache lieber selbst in die Hand, lynchten, massakrierten und meuchelten.
Währenddessen ein verwegenes Schauen unter ein weißes Röckchen z.B. für einen Neger also solche Folgen haben konnte, hatten Weiße bei der Vergewaltigung von schwarzen Hausmädchen, wenn dies nicht im Süden der USA passiert war, hingegen lange Zeit die Möglichkeit, in die Army zu gehen oder den Freitod zu wählen, um als freier Mensch oder spätestens nach Eintritt des Rentenalters sterben zu können.
Es war klar, dass durch solch diskutable Differenzen in der täglichen Begegnung von Menschen die früher nur schwelende Unzufriedenheit immer stärker wurde. Während der Befriedung des Wilden Westens füllten sich als Ausdruck einer blöden Problemverschiebung die Gefängnisse, so dass die Wiederauferstehung des Wettkampf-Pentathlons in den USA bedeutend früher als in Deutschland initiiert wurde.
Schon vor der "Black Power"-Bewegung, die 1968 auf einem Siegestreppchen einer anderen Sportveranstaltung stattfand, begann man, alle Bevölkerungsgruppen mit gleich viel Unrecht zu behandeln und jedes zu sanktionierende Vergehen, das nicht mit Geld oder einen kleinen Haftstrafe vergolten werden konnte, unter Verwendung eines freilich perfiden Rechtssystems konsequenterweise mit gleich mehrfachen lebenslänglichen Strafen und einer [Spiel-]berechtigung zu einer externen Tötung zu bedenken, was bei der Kriminalitätsrate, die in den Gefängnissen schon immer größer war, als außerhalb, eh nicht mehr auffiel und als Gegenantwort zum wachsenden Bevölkerungs- und Kostendruck nützlich war. Auch im Vergleich mit Deutschland kann man eine ausgleichende Gerechtigkeit feststellen, letztlich ist es ja egal, wie man gestorben ist, wenn man tot ist. |
Rein sportlich ist die amerikanische Variante in diesem Bereich allerdings schärfer, da der dort Einsitzende nicht weiß, wann er von Zellengenossen in die fünfte Disziplin gebracht bzw. aus der Todeszelle abgeholt wird und vorher schon seine Leistungen erbracht haben muss
Punkteschema
Bewertung | Abtritt in den USA | Abtritt in Deutschland |
---|---|---|
Zusatzpunkte für: | |
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Punktabzüge für: | ||
Disqualifikation für: |
Fünfte Disziplin: Ausblick
Bei einer Sportart, die über den Tode hinausgeht, denkt man natürlich: "Da muss doch noch etwas danach kommen" oder "Das kann nicht alles gewesen sein" und richtig, der Zellen-Pentathlon erfährt durch eine Art sehr irdischer Hoffnung, deren Wegbereiter man selbst ist, auf einen Sieg "danach" noch zusätzliche Spannung: das Produzieren der eigenen Person in der Öffentlichkeit, das aus dem klassischen Briefe-"nach-draußen"-schreiben entstanden ist.
Hatte man Zeit seines kostenintensiven Lebens hinter Gittern immer wieder durch den Konsum von leichter Unterhaltung in Form von Printmedien oder Funk und Fernsehen Kraft für die nächste Disziplin geholt, so war natürlich immer noch genug Zeit geblieben, literarisch auf sich aufmerksam zu machen.
So wird jeder ausgehende Brief von den Prüfern eingehend auf Qualitätsmerkmale, wie Form (Rechtschreibung, Zeichensetzung, Gliederung) und literarischer Qualität (Ausdruck, Kreativität, thematischer Abwechslungsreichtum) geprüft, wobei die Quantität auch nicht unberücksichtigt bleibt. Als Königsdisziplin gilt in diesem Unterbereich das Memoiren schreiben.
Obwohl die schreiberische Nutzung der größten Haftressource Zeit chronologisch die vierte Disziplin ist, findet ihre Auswertung zuletzt statt und ermöglicht mit dem Feststellen dieses letzten Teilergebnisses nach dem Abtritt erst die Ermittlung der Gesamtpunktezahl.
Das hat seine Gründe in den USA darin, um erstens sicher sein zu können, dass nach dem Tod keine Wettbewerbsverfälschungen durch vermehrt auftretende "wohl allerletzte" Interviews und neue "Geständnisse" auftreten können und um zweitens dieser diffizilen Disziplin die nötige Ernsthaftigkeit und typische amerikanische Dramatik zu geben.
Dort ist allerdings die ursprünglich strenge Regel der schriftlichen Niederlage doch sehr aufgeweicht und so lässt man dort mittlerweile fast alle Medien zu, bis auf das Betätigen bei Musiksendern. Im deutschsprachigen Raum soll mit der späten Kür vor allem verhindert werden, dass eine durch hohe Wertungen etwaig erregte Aufmerksamkeit in der literarischen Fachwelt Sportler zum vorzeitigen Abbruch des Pentathlon bewogen werden könnten.
Punkteschema
Bewertung | USA | Deutschland |
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Zusatzpunkte für: | |
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Punktabzüge unabhängig vom Inhalt für: |
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Disqualifikation für: |
Historische Rekorde von (Ex-)Sportlern
Spieler | Punktzahl | Disziplin | Bewertungsgrundlage | Gesamtergebnis |
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Nelson Mandela - Politiker - südafr. Apartheid-(Rassentrennungs-)Gegner |
100 | Eintritt | Er war von 1962 bis 1990 unschuldig inhaftiert, da Urteile im Sinne der Apartheid nach internationalem Verständnis als Verbrechen gegen die Menschlichkeit einzustufen sind | Wettbewerb abgebrochen, um Politiker (Präsident von Südafrika) zu werden |
Mario M - dt. Entführer und Vergewaltiger - arbeitslos |
99 | Hofgang | "Die Frauen an den Wänden hier haben ja Titten!" gegenüber einem Haftgenossen | Disqualifikation wg. tatsächlicher Pädophilie, Flucht vor Zellengenossen und Trollens auf einem Gefängnisdach - (Deutschland musste heißen Tee und warme Decken an den tagelang dort verharrenden Gefangenen international teuer bezahlen) |
Ted Bundy - amerikanischer Serienmörder - geschätzt wird eine Opferzahl zwischen 35 und 60 |
100 | Austritt | Zweifache Flucht in 1977 - einmal aus einer juristischen Bibliothek - einmal aus dem Gefängnis | Nur mäßiges Gesamtergebnis, da er kurz vor seiner Exekution selbige durch immer neue Geständnisse aufschieben wollte |
Hermann Goering - Nationalsozialist - neben Bormann, Himmler und Goebbels treuester Paladin Hitlers, Gründer der Konzentrationsläger und Mitinitiator der "Endlösung der Judenfrage" |
92 | Abtritt | Gleich drei Verstecke der Mordwaffe Zyankali und eines so genial, dass es entdeckt und so kein weiterer offizieller Argwohn mehr erweckt wurde | Während der Zeit der Nürnberger Prozesse boykottierten viele Sportler ihre Teilnahme nachträglich in ihren Memoiren mit dem Teilabschnitt "Siegerjustiz". Aufgrund dessen erfolgte eine Generaldisqualifikation, bis auf Rudolf Heß, den aber niemand bewerten konnte, weil er zuletzt einziger Häftling im Kriegsverbrechergefängnis Spandau war. |
Jack Unterweger - österr. Sexual-Mörder - nach der Entlassung aus der ersten Haft geschahen weitere Morde an jungen Prostituierten, die ihm nachgewiesen werden konnten. |
98 | Ausblick | Sein Buch "Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus" | Heftig umstrittener Rekord, der am "Grünen Tisch" entschieden wurde. Zunächst wurde sein allerdings dröger Selbstmord (Erhängen in der Zelle) durch die Verurteilung zu einer zweiten Wettkampfteilnahme dieser zugerechnet. Da das Urteil nie rechtskräftig wurde, ließ man den Abtritt für die erste Session gelten. |
3. Platz beim 8. Stupid Contest
Zellen-Pentathlon ist ein Gewinner des 8. Stupid Contests.
Für dieses Werk erhält Ali-kr den bronzenen Stupidedia-Stern am Band.
Gezeichnet, die Jury
für Zellen-Pentathlon Diesem Artikel wurde die unfassbare Ehre zuteil, zunächst von einer Mehrheit der ehrenwerten Leser zum absoluten Hammer gewählt und anschließend von der Mehrheit der Diktatoren zum Goldpokalartikel erklärt zu werden. Somit gehört dieser Artikel zur absoluten Elite und ist daher Staatseigentum! |