Diverses:Wort zum Sonntag/KW 22 2016

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Liebe Gemeinde,

Ja, was war denn das für eine Woche? Unwetter auf Unwetter auf Unwetter auf Unwetter. Teile von Bayern und NRW sind einfach abgesoffen, weil Bäche, die normalerweise flacher als die Witze von Enissa Amani sind, plötzlich dem Rhein Konkurrenz machen wollten. Eine braune Flut bahnte sich ihren Weg über die Dorfstraßen des Ortes Simbach an der Grenze zu Österreich. Man konnte fast meinen, es wäre wieder Landtagswahl und Simbach wäre Sachsen-Anhalt.

Auf der anderen Seite der Republik fiel Rock am Ring ins Wasser, beziehungsweise in den Schlamm. Okay, man kann jetzt sagen, jeder, der die Eifel um diese Jahreszeit kennt, kann die Uhr nach den Unwettern stellen. Wer als Veranstalter ein dreitägiges Festival vor Juli in die Eifel platziert, der plant auch ein Creed-Konzert im Islamischen Staat oder eine Eisskulpturenschau in der Sahara. Kann klappen, wird es aber nicht.

Und trotzdem bleibt dem geneigten Musikfreund am Ende die enttäuschte Frage: Wo waren diese dämlichen Unwetter eigentlich während der letzten Helene Fischer-Tour?

Der deutsche EM-Kad(/t)er

Denkt jetzt intensiv über seinen Sommerurlaub nach - Marco Reus

Wo wir schon bei Enttäuschungen sind – Nächste Woche beginnt die Fußball-Europameisterschaft. Für die deutsche Nationalmannschaft eine willkommene Gelegenheit, ihre Überlegenheit über Europa durch schnelle Siege in Frankreich zu demonstrieren. Klassisch. Aber die Freude im deutschen Lager ist bereits vorzeitig getrübt. Nicht unbedingt wegen der grottenschlechten Testspiele im Vorfeld – Die gibt es ja vor jedem Turnier, sondern wegen der Verletzung von Marco Reus, die dessen Teilnahme am Turnier verhindert. Obwohl.... Die gibt’s ja auch vor jedem Turnier.

Was hat dieser Marco Reus eigentlich für eine Seuche? Es gibt zentralafrikanische Staaten, die sind stabiler als die Extremitäten dieses Mannes. Eigentlich völlig unmöglich. Zum dritten Mal nach 2010 und 2014 ist Reus kurzfristig verhindert. Nur bei der EM 2012 schaffte er es versehentlich, im Turnierverlauf auf dem Platz zu stehen, um seinen Stammplatz letztendlich an Lukas Podolski zu verlieren. Und auch das klingt aus heutiger Sicht nicht unbedingt nach einem Ruhmesblatt.

Nun gut. Was macht Marco Reus eigentlich diesen Sommer dann so? Fährt er mit Arjen Robben auf eine Fortbildung in ein Vogelschutzgebiet, um Schwalben zu beobachten? Passt er auf Jerome Boatengs Haus auf, damit dessen Nachbarn endlich mal einen arischen Deutschen beobachten dürfen? Oder fährt Marco Reus jetzt den ganzen Sommer quer durch die Republik, um sein Bild aus jedem Panini-Album rauszunehmen und gegen eines von Julian Weigl zu ersetzen? Kann man ja auch mal machen.

Ja, der deutsche Kader. Er regt ohnehin wieder zu Diskussionen an. Schließlich wurden aus unerfindlichen Gründen weder Carsten Ramelow, noch Clemens Fritz und nicht einmal Lars Ricken nominiert, sondern stattdessen irgendwelche Ausländer wie Sami Khedira, Mesut Özil und Mario Gomez. Skandalös, wenn man den Geistesgrößen der AfD und deren Anhängerschaft glaubt, die ja letzte Woche bereits Probleme mit den Kinderfotos gewisser Spieler auf der urdeutschen Kinder Schokolade hatten (wir berichteten). Diese Woche haute Frauke Petry mal einen raus, nachdem sie sich erst kürzlich von den eher semiklugen Aussagen ihres brandenburgischen Fraktionsvorwelkenden Alexander Gauland bezüglich Jerome Boateng und dessen potenziellen Nachbarschaftsverhältnissen distanzierte.

Petrys Ärgernis: Mesut Özil. Der Spielmacher veröffentlichte letztens Fotos von seiner Pilgerreise nach Mekka. Laut Petry sei es „fragwürdig, ob man sowas wirklich der Öffentlichkeit präsentieren solle.“ Die AfD-Vorsitzende mokierte sich über Özils Urlaubsfotos, als hätte dieser Bilder von seinem Penis in der Bravo veröffentlicht. Und da Frauke Perty gerade eh dabei war, fand sie auch noch ein paar andere Dinge, die sie an Özil so stören. „Man könnte Özil fragen, ob er mit diesem Bekenntnis auch eine politische Aussage treffen wollte. So gläubig kann er ja nicht sein. Nach den Regeln der Sharia lebt er jedenfalls nicht. Seine Freundinnen tragen ja kein Kopftuch.“. Wir haben lange überlegt, wie wir diese Aussage satirisch aufarbeiten können. Aber die Aussage selber ist leider so strunzdämlich, dass das einfach nicht möglich ist. Schade drum.

Petry schloss ihre Tirade mit der immer wieder gern genommenen Kritik, "Es ist schade, dass Mesut Özil als Identifikationsfigur für so viele Kinder und Jugendliche die Nationalhymne nicht mitsingt". Ja, Frauke - Da gibt’s nur ein Problem: Das tun viele der anderen, auch der christlichen Nationalspieler, ebenfalls nicht. Und schauen wir uns jetzt die Aufnahmen des WM-Finalspiels von 1974 an, dann stellen wir fest, dass die Elf um Beckenbauer, Müller, Maier und Vogts die Hymne geschlossen....... NICHT singt. Tja. Die hatten offensichtlich auch alle keinen Nationalstolz, was?

Abschließend sei gesagt: Wenn Mesut Özil in seiner Freizeit nach Mekka fährt, dann soll er das halt machen. Wenn er von dort Fotos sendet, wie es jeder Depp auf der ganzen Welt auch tun würde, dann soll er halt auch dies machen. Und wenn Frauke Petry es nicht sehen will, dann soll sie das halt lassen und sich stattdessen die schönsten Tortenrezepte von Sahra Wagenknecht und Beatrix von Storch ansehen. Und was Pilgerreisen nach Mekka betrifft... Marco Reus hätte ja jetzt auch dafür Zeit. Wobei.... Da wäre das Verletzungsrisiko wohl zu hoch.

Völkermord ist, was man draus macht!

1915 - Armenier werden von freundlichen, osmanischen Soldaten auf einen netten Sonntagsspaziergang begleitet. Nichts anderes!!!

Warum müssen wir in diesem Format hier eigentlich alle zwei Wochen etwas über die Türkei sagen? Weil die Steilvorlagen einfach zu schön sind!

Der aktuelle Gag aus Ankara ist ein Klassiker - Die Türkei ruft ihren Botschafter aus Berlin zurück. Der Vertreter der deutschen Botschaft in Ankara wurde außerdem zum Gespräch einbestellt. Grund dafür: Der deutsche Bundestag hat eine Resolution verabschiedet, nach der die Ermordungen an Armeniern durch das Osmanische Reich in den Jahren 1915-1917 als Völkermord bezeichnet und verurteilt wird. Aus Sicht der heutigen Türkei, ihres Zeichens Nachfolger und Erdogans Zeichen nach auch Vorgänger des Osmanischen Reichs ein Sakrileg! Diesen Völkermord hat es a) nie gegeben, die Armenier sind einfach spontan an Hodenarschkrebs oder was ähnlichem gestorben. B) den Begriff des Völkermords gibt es erst seit 1948, also war alles, was vorher stattfand, kein Völkermord. Und schließlich: C) Es war Weltkrieg. Da sterben halt Menschen.

Dazu muss mal ganz klar gesagt werden: Wenn die Deutschen sagen, dass etwas ein Völkermord war, dann war es auch einer, denn keiner kennt sich mit Völkermorden besser aus, als die Deutschen. Obwohl... Wenn man jetzt die Argumente B) und C) heranzieht..... Nein, lassen wir das.

Man kann sich jetzt fragen, warum die Türkei so darauf bedacht ist, etwas zu leugnen und zu relativieren, was vor 100 Jahren nun einmal passiert ist. Man hätte einfach sagen können „Ja. Das ist so gewesen. Und wir werden dafür sorgen, dass sowas hier nie wieder passiert.“ und die Volksgemeinschaft wäre beruhigt gewesen. Stattdessen hüpft man aber um den Pudding wie ein empörter Vierjähriger, dem jemand seine Förmchen auf den Schrank geworfen hat.

Man könnte jetzt dezent behaupten, dass die Türkei ein wenig dünnhäutig auf alles reagiert, was sie, einzelne Mitmenschen, Teile ihrer Geschichte oder Fragmente ihrer Landschaft in irgendeiner Form kritisiert. Oder einfach auch nicht lobt. Nicht durchgängig. Oder auch nur erwähnt. Oder gar ignoriert. Man möchte sich nicht ausmalen, was passiert, wenn demnächst bei der EM ein Schiedsrichter einen falschen Elfmeter gegen die Türkei pfeift. Wird Erdogan seine Auslieferung beantragen? Lässt Angela Merkel die Türkei Europameister werden, um Erdogan bloß nicht zu verärgern? Werden die diplomatischen Beziehungen zu den Vorrundengegnern Kroaten, Spanien und Tschechien nach dem ersten Foul abgebrochen? Wir wissen es nicht. Aber wir rechnen damit.

Die Eidgenossen haben gebuddelt

Gut und günstig: Echte, schweizer Buddelwertarbeit

Von Menschen mit nationalistischem Tunnelblick zu Menschen, die Tunnel bauen können. Die Schweizer haben es geschafft, einen 57 Kilometer langen Tunnel durch das Gotthard-Massiv zu bohren. Dafür brauchten die Eidgenossen inklusive Planung knapp 20 Jahre. Das klingt jetzt viel. Aber wenn man bedenkt, dass die Berliner seit 10 Jahren an einem Flughafen mit 3 Kilometer langen, oberirdischen Landebahnen bauen, der vermutlich auch in 20 Jahren nicht fertig wird, klingt die Bauzeit des Gotthard-Basistunnels gar nicht mal so übel, zumal dort der Brandschutz scheinbar kein Problem darstellt.

Ja, liebe Schweizer. Herzlichen Glückwunsch zu so viel Tiefgründigkeit. Und Sinn hat das Projekt auch. Immerhin verkürzt es die Zugfahrten zwischen Zürich und Mailand um eine volle Stunde. Da kann man ja schonmal 12 Milliarden Franken für raushauen. Zum Verständnis: Das sind etwa 10,8 Milliarden Euro. Für eine Stunde weniger Fahrzeit nach Mailand. Ja, man merkt, in welchem Land die präzistesten Uhren gebaut werden. Und wieso.

Aber okay. Die Schweiz hat es ja. Die 12 Milliarden Franken Baukosten konnten ausschließlich aus den unversteuerten Anlagen ausländischer Prominenter im Austausch gegen ein Nicht-Auftauchen auf der nächsten Steuer-CD in Richtung Norden ausgelagert werden. Der Rest ließ sich aus Geldern finanzieren, die nicht in einen EU-Beitragstopf für die übernächsten drölf Krisen wanderten. Ja, die Schweiz ist ein glückliches Land. Man munkelt, Christoph Blocher würde nur es nur regieren, um dem Ausland wenigstens ein bisschen den Neid zu nehmen. Ja, das halten wir für fair.

Ausgegauckelt oder nicht?

Zum Schluss ein bisschen Spekulation: Hängt Joachim Gauck eine zweite Amtszeit dran oder nicht? Die BILD-Zeitung will diese Woche exklusiv erfahren haben, dass der Bundespräsident darauf verzichten möchte. Ob das stimmt, weiß – Immerhin ist es die BILD-Zeitung – niemand. Nicht einmal die BILD selber, denn man recherchiert dort für gewöhnlich nicht einmal die eigenen Recherchen nach – Also man sieht nicht nach, welche Ziffer der Redaktionswürfel anzeigt.

Bald Vergangenheit?

Aber unabhängig vom Wahrheitsgehalt sorgt die Meldung über einen Rückzug Gaucks für ein fröhliches Geschachere um die Nachfolge. Wer bietet sich an? Angela Merkel hätte schon eine Idee im Köcher: Gerda Hasselfeldt. Die Älteren werden sie noch kennen. Sie war mal Gesundheitsministerin, damals, kurz nach Entdeckung der Beulenpest. Und auch nur kurz. Hasselfeldts Reputation: Sie ist CSU-Politikerin – Ihre Nominierung könnte den derzeitig in einen Kindergartenkleinkrieg gegen die Kanzlerin verstrickten CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer rechtzeitig zum Beginn des Bundeswahlkamfs besänftigen und vielleicht von seiner Bierlaunenidee, die CSU in einen eigenständigen Wahlkampf zu schicken abhalten.

Auch bei der SPD hat man sich schon Gedanken gemacht. Die Lieblingsidee der Sozialdemokraten wäre ein Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, damit die SPD wenigstens irgendwo etwas zu sagen hat. Für Steinmeier selbst hätte dies einen unschätzbaren Vorteil: Er könnte sich so aus der unsäglichen Diskussion um den möglichen Kanzlerkandidaten raushalten.

Es geistern aber auch wieder Namen durch die Gerüchteküche, die parteipolitisch weniger eindeutig zuzuordnen sind. Besonders interessant dabei ein Name: Der des deutsch-iranischen Schriftstellers Navid Kermani. Ein muslimischer Bundespräsident? Das wäre ja was. Was würde Frauke Petry dann über seine Urlaubsfotos sagen? Würde die AfD da viellicht komplett geistig implodieren? Aber ist Deutschland eigentlich bereit dafür? Fragen über Fragen, die es in den nächsten Wochen zu klären gilt. Das einzige, was wir wissen: Marco Reus jedenfalls wird die Nachfolge Joachim Gaucks definitiv nicht antreten. Er würde sich kurz vor der Nominierung verletzten.

Das wäre dann alles für heute. Wir wünschen euch eine schöne Woche. Und an unsere Freunde in Simbach: Schwimmt bitte nicht zu weit raus! Ciao!


Schnee von gestern? Siehe hier

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...also schießen wir!

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