Gelungener Artikel1 x 1 Goldauszeichnung von Ali-kr1 x 1 Silberauszeichnung von Blumenfee

Weihnachtsduft

Aus Stupidedia, der sinnfreien Enzyklopädie!
Wechseln zu: Navigation, Suche

Der moderne Weihnachts- oder Winterduft ist eine von Baumärkten und Möbelhäusern kreierte aromatisierte Verkaufsstrategie.

Das Möbelhaus, hier mit integrierten Weihnachtsbaum. Erfinder und Hort des modernen Weihnachtsdufts

Historische Betrachtungen

Geburt des Jesulein (nachgestellte Szene). Der Hauptakteur (nicht im Bild) flüchtete bald aufgrund des vorstellbaren penetranten Weihnachtsdufts
Man spürt förmlich die anheimelnde vorfestliche Stimmung, die durch den Weihnachtsduft des Scheiterhaufens verströmt wird
Erzeugung eines historischen Weihnachtsdufts

Ursprung des Weihnachtsdufts

Das erste Kind, welches den Weihnachtsduft wahrnehmen durfte, war das neugeborene Jesulein. Damals hatte der Duft allerdings völlig andere Qualitäten als heute.
In der hygienisch desolaten Umgebung des Stalles musste der Knabe beispielsweise die wenig lieblichen Düfte von Ochsenschweiß und Eselurin ertragen. Später kamen die kaum vorteilhafteren Ausdünstungen von Schafbauern und deren Getier hinzu. Erst der Duft von Myrrhe schmeichelte etwas und gerade die Verbrennungsgase des Weihrauchs ließen den Säugling wenigstens im betäubten Zustand zurück. So wird er auch den Kamelgestank und den Muff der über Wochen ohne sich zu waschen reisenden Heiligen 3 Könige kaum bemerkt haben.
Doch die Geschichte lehrt es: Selbst solche schon in den ersten Lebenstagen geruchlich malträtierten Kinder taugen als Erwachsene immer noch zu Messiasse. Deshalb kann dieser frühe Weihnachtsduft trotz allem als wenig schädlich betrachtet werden.

Die weitere historische Entwicklung des Weihnachtsdufts

Im Mittelalter gesellte sich eine neue Duftkomponente zu den üblichen natürlichen Gerüchen: verbranntes Menschenfleisch. Als Dochte von Scheiterhaufen erglühende Hexen und andere Ketzer wärmten gerade in der kalten Adventszeit die umstehenden Rechtgläubigen und verbreiteten eine erste wohlige und gemütliche Weihnachtsstimmung.
Anfang des 18. Jahrhunderts hingegen startete man in Sendling bei München den Versuch in einer sogenannten Mordweihnacht Pulverdampf und Blutgeruch als neue Duftkreation einzuführen. Leider waren die dazu verwendeten österreichischen Vorderlader und die Oberländer Bauern aromatisch ungeeignet, so dass dieser Duft bald wieder gefallen gelassen wurde.

Die Weihnachtsduftrevolution

Mitte des 19. Jahrhunderts begannen religiös motivierte protestantische Kreise den Weihnachtsduft radikal zu verändern. Scharenweise fielen nun in der Adventszeit die Gläubigen in die Wälder ein und rodeten Fichten oder Tannen, um die stinkigen und keimverseuchten Wohnzimmer geruchlich zu verfeinern und die Verdorrtheit ihres Glaubens mit der grünenden Frische von Nadelhölzern zu konfrontieren. Der Duft der Armut und des Elends wich in der Adventszeit quasi dem Duft des Waldes. Für die Küche oder den noch ärmeren, deshalb meist kinderreicheren katholischen, Bevölkerungsschichten wurde die Miniausführung des Weihnachtsbaums erfunden: der Adventskranz. Erst jetzt konnte man den angenehmen Geruch liquidierter Ketzer entbehren.
Einige Jahrzehnte später, das Elend im Heim wurde durch das Elend der Sklavenarbeit am Fließband ergänzt, erfasste die Frauen eine Sehnsucht neue Weihnachtsdüfte zu etablieren. In Mutter- und Omaform standen sie deshalb bald in den Küchen, kneteten in Teige Rosinen ein, hantierten mit Gewürzen wie Vanille und Zimt und ließen wohlfeile Backgerüche von Plätzchen oder Christstollen durch die Wohnräume wehen. Die Männer beteiligten sich gerne am hinzufügen neuer Aromen, befüllten Rumtassen mit etwas heißem Wasser zum Grog-Trinken oder verwendeten die Gewürze kurzerhand als Zusatz für angeglühten Wein.

Der Weihnachtsduft heute

Allgemeines

Natürlich musste es in einer rationalen Gesellschaft des beginnenden 21. Jahrhunderts bald auffallen, dass die Erstellung eines Weihnachtsdufts in herkömmlicher Form viel zu arbeitsaufwändig und gewinnverhindernd ist. Wo von der Natur umsonst hergestellte Düfte verwendet werden, ist eine Vermarktung derselben schwierig bis unmöglich. Deshalb galt es nun für die Unternehmen die bereits vorhandene geruchliche Konditionierung der Menschen zur Adventszeit zu benützen und ihnen eine reinere und authentischere Form des Weihnachtsdufts in von ihnen künstlich hergestellten Produkten zu suggerieren und anschließend gewinnbringend zu verkaufen.
Der Clou gelang mithilfe von ebenfalls davon profitierenden Baumärkten und Möbelhäusern, die auch die umsatzsteigernde optische und akustische (Stichwort: Weihnachtsliedgedudele) Umgebung für die duftenden Produkte lieferten.

Moderne Weihnachtsdüfte

Der weihnachtliche Stau. Eine Weihnachtsduftneuschaffung des späten 20. Jahrhunderts
  • In hinterhältiger Ausnützung der pyromanischen Veranlagung der Frau dienen vor allen Duftkerzen und Räuchermännchen zur Verbreitung künstlich aromatisierter Weihnachtsstimmung in den Wohnungen. Betrachtet man allerdings die Bestandteile auf den Verpackungen dieser Produkte, entdeckt man Aldehydhydrate, Pheromone oder künstliche Zimtdyowerweisssonstnochalleshyde, die für sich allein schon gesundheitsschädlich sind. Bei gemeinsamer Verbrennung verbinden sie sich zu noch gefährlicheren Gasen, so dass dieser Weihnachtsduft eigentlich nach Krebs riecht.
  • Die Verunreinigung der Wohnzimmer und Küchen durch Tannennadeln verhindert der Weihnachtsbaum oder Adventskranz aus Plastik. Dessen höchstens unangenehmer Eigengeruch wird durch Tannenduftspray überlagert. Sofort macht sich festliche Stimmung breit und ein Asthmaanfall bei der Großmutter.
  • Auch in den Toiletten darf der Weihnachtsduft nicht fehlen und erinnert notwendigerweise jeden bei der Verrichtung von Geschäften an die stille Adventszeit. Diese Düfte nennen sich meist WinterDream, X-masSpice oder ähnlich, Hauptsache sie besitzen keinen deutschsprachigen Namensbestandteil, und verursachen Hautausschlag bei Kleinkindern, weil weihnachtliches Toilettenpapier ebenfalls damit imprägniert ist.
  • Um eine unnötige Verschmutzung der 50000-Euro-Designer-Küche zum Vorzeigen zu verhindern, gibt es nun auch Fertigprodukte von Backwaren und Glühwein. Natürlich duften und schmecken diese dank technisch hergestellter Aromastoffe weit mehr nach Weihnacht, als der einst mühsam von der Oma gefertigte und bereits aus der Erinnerung getilgte Bröselbampf.
  • Doch auch völlige Neukreationen von Weihnachtsdüften entstanden in den letzten Jahrzehnten. So fügt sich nun nahtlos der Geruch von Erbrochenen nach alkoholisch eskalierten Weihnachtsmärkten und Weihnachtsfeiern in die Adventszeit mit ein. Auch die weihnachtlichen Abgasdüfte der Fahrzeuge, die sich im Stau auf den Zufahrtstraßen zu den Wintersportorten befinden, sind hier zu erwähnen.
  • Bis auf die Neukreationen verschwinden die Weihnachtsdüfte urplötzlich nach dem Fest und vor dem Geschenkeumtausch wieder. Angeimmerwiedert wendet man sich von dem Gestank ab und wird von den Möbel- und Baumärkten mittels entsprechenden optischen und aromatischen Reizen für die nächste Konsumwelle vorbereitet, Silvester oder Karneval.

Bekannte Weihnachtsdüfte und deren Assoziationen

Tannenduft

Er vermittelt Naturverbundenheit, aber auch Abenteuer, deshalb genauso ganzjährig als Duftnote des Wunderbaums am Rückspiegel im geländegängigen Auto hängend verwendbar. Erschnüffelt man den Duft, hört man praktisch den Schnee knirschen auf dem Weg zum zukünftigen Weihnachtsbaum. Dazwischen läuft Bambi umher.

Zimt- und Nelkenduft

Ebenfalls Abenteuer, ein Hauch von östlicher Exotik und bei Männern Haremsfantasien steigen in die Nase. Wird gerne in künstlicher Form sämtlichen Fertigbackmischungen beigegeben um deren üble Eigengerüche zu überdecken und beziehungstechnisch desillusionierten Männern wenigstens Haremsfantasien zu vermitteln. Deshalb riechen entsprechende befriedigende und noch unbenützte Produkte für den Genitalbereich für beide Geschlechter ähnlich.

Vanilleduft

Kaum mehr in natürlicher Form vorhanden. Er wird heute, ähnlich Erdbeerduft, aus verfaultem Holz, Kakerlakenfäkalien und frisch gepressten Hähnchensaft (bestehend aus geschredderten männlichen Küken von Geflügelzuchtgroßbetrieben) hergestellt. Der Duft erinnert dann an Vanillekipferl, Liebe und Harmonie.

Weihrauchduft

Erweckt religiöse Gefühle und lässt Atheisten weich werden. Erinnert an den unangenehmen Ursprung des Weihnachtsfests: den Glauben an höhere Mächte, trotz des sich und alles regulierenden Kapitalmarktes.

Es duftet nach Weihnachten. Der Coca-Cola-Truck

Orangenscheibenduft

Da die Scheiben meist im gedörrten Zustand verwendet werden, lässt der Duft Frauen an trockene Orangenhaut an Oberschenkeln denken und Männer stören sie beim grenzenlosen Hinabschütten des Glühweins in den Rachen. Darüber hinaus symbolisiert der Duft sonnendurchflutete südliche Länder mit weißen Stränden am azurblauen Mittelmeer, wie Portugal, Griechenland oder Italien und damit Korruption, Staatspleiten oder Schutzschirmschlüpfer.

Apfelduft

Einst wurden ausgehöhlte Äpfel mit Marzipan gefüllt und Zimt gewürzt und verbreiteten einmal im Backrohr durch ihren Bratapfelgeruch im Haus heimelige Adventsgefühle. Heute nur mehr als Aroma einer weihnachtlich limitierten und überteuerten Ritter Sport Schokolade bekannt.

Coca-Cola-Duft

Riesige, grell beleuchtete rote Trucks versperren die Straßen und duften nach Diesel, Gummireifenabrieb und frischem Lack, erstaunlicherweise auch der Geschmack des durch sie repräsentierten Getränks.

Schlussbetrachtungen

Dank der hervorragenden Leistung der Chemiker ist heute der Weihnachtsduft weitaus echter und weihnachtlicher als je zuvor. Kein Eselurin oder Ochsenschweiß verdirbt mehr die vorfestliche Stimmung und Küchen oder Wohnzimmer bleiben naturfrei und klinisch-hygienisch rein. Kleinkinder werden auch in der Vorweihnachtszeit nicht von künstlichen Aromen entwöhnt und Großmütter brauchen nicht mehr stundenlang backend in der Küche verbringen, sondern können entspannt im Schaukelstuhl ihrem Asthmaanfall entgegen harren.
Einzig allein ein zukünftiges Duftfernsehen könnte ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen, wenn Florian Silbereisen die vorweihnachtliche Sendung "Adventsfest der 100000 Lichter" moderiert. Aber auch für den Showmaster werden Chemiker irgendwann ein geeignetes Deodorant entwickeln.
Sollte man also das nächste mal zu Weihnachten ein Möbelhaus betreten, wundere man sich nicht an Bambi, Geländewagen, Harems, geschredderten Hähnchen, Gott, Orangenhaut an Oberschenkeln und Coca-Cola zu denken, es ist die wunderbare, friedliche und hoffnungsfrohe Atmosphäre, die der Weihnachtsduft hervorruft und das Leben lebenswert macht. Es gilt deshalb dieses gleich vor Ort mit offenen Geldbeutel zu feiern.


Jesus' Geburtstag!
Da strahlt der Baum!
Unbedingt weiterempfehlen!
Gelungen

Der Artikel Weihnachtsduft ist nach einer erfolgreichen Abstimmung mit dem Prädikat Gelungen ausgezeichnet worden und wird zusammen mit anderen gelungenen Artikeln in unserer Hall of Fame geehrt.

Unbedingt weiterempfehlen!

Unbedingt weiterempfehlen!

Linktipps: Faditiva und 3DPresso