Euphemismus: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:SumoAkebono.jpg|thumb|300px|[[Liste fetter Männer, die die Weltherrschaft an sich reißen wollen|''Kräftig gebaut'']]; nur ein Beispiel von vielen.]]
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[[Datei:SumoAkebono.jpg|thumb|300px|''Kräftig gebaut''; ein Beispiel von vielen.]]
Der '''Euphemismus''' ([[Situs vi late in isset avernet|latinisierte Form]] von irgendeinem [[Gyros|griechischen Wort]] und irgendeinem [[Tzatziki|anderen griechischen Wort]]) ist eine [[Stoiber-Rhetorik|rhetorische Figur]], die das [[Gefasel|sprachliche Herummanövrieren]] um [[Unwort|böse Wörter]] bezeichnet (bzw. das Ersetzen dieser durch andere [[10 Blähwörter des 201. Jahrzehnts|Begriffe, die zwar weniger aussagen]], aber dafür viel [[VIVA|schöner, bunter und knuddeliger klingen]]). Je nach [[Oettinger-Englisch|Sprachgebrauch]] werden Euphemismen auch [[Plastische Chirurgie|'''Beschönigung''']], [[Burka|'''Verhüllwort''']], '''[[FSK|Freiwillige Selbstzensur]]''' oder '''[[Propaganda]]''' genannt.
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Der '''Euphemismus''' ([[Situs vi late in isset avernet|latinisierte Form]] von irgendeinem [[Griechenlandhilfe|griechischen Wort]] und irgendeinem [[Aristoteles|anderen griechischen Wort]]) ist eine [[Stoiber-Rhetorik|rhetorische Figur]], die das [[Gefasel|sprachliche Herummanövrieren]] um [[Unwort|böse Wörter]] bezeichnet (bzw. das Ersetzen dieser durch andere [[10 Blähwörter des 201. Jahrzehnts|Begriffe, die zwar weniger aussagen]], aber dafür viel [[Reden, ohne etwas zu sagen|schöner, bunter und knuddeliger klingen]]). Je nach [[Oettinger-Englisch|Sprachgebrauch]] werden Euphemismen auch [[Plastische Chirurgie|'''Beschönigung''']], [[Burka|'''Verhüllwort''']], '''[[FSK|Freiwillige Selbstzensur]]''' oder '''[[Propaganda]]''' genannt.
 
<br />Das [[Seemann|semantische]] Gegenstück zum Euphemismus ist der [[Dissmaster|''Dysphemimus'']], dessen Zweck es ist, [[Thilo Sarrazin|das von ihm Bezeichnete abzuwerten]].
 
<br />Das [[Seemann|semantische]] Gegenstück zum Euphemismus ist der [[Dissmaster|''Dysphemimus'']], dessen Zweck es ist, [[Thilo Sarrazin|das von ihm Bezeichnete abzuwerten]].
  
== Themengebiete ==
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== Sprachgebrauch ==
Euphemismen werden häufig gebraucht, um [[Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar|tabuisierte Inhalte]] zu vertuschen bzw. zu umschreiben, sodass man nicht in die Verlegenheit kommt, sich mit diesen ernsthaft auseinandersetzen zu müssen.  
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Euphemismen werden häufig gebraucht, um [[Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar|tabuisierte Inhalte]] zu vertuschen bzw. zu umschreiben, sodass man nicht in die Verlegenheit kommt, sich mit diesen ernsthaft auseinandersetzen zu müssen.
  
===Ausscheidungen===
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=== Ausscheidungen ===
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*''Hauptartikel: [[Scheiße]]''
 
[[Datei:Fff.jpg|thumb|left|200px|Diverse Leute sprechen sich einen [[Dummer Fäkalartikel|offeneren Umgang mit den Begriffen für Ausscheidungen]] aus. ]]
 
[[Datei:Fff.jpg|thumb|left|200px|Diverse Leute sprechen sich einen [[Dummer Fäkalartikel|offeneren Umgang mit den Begriffen für Ausscheidungen]] aus. ]]
Seit der [[Mensch]] sich der Tatsache bewusst ist, dass [[Diverses:Menü mit zehn Gängen|das, was reinkommt]], [[Kotungsvorgang|auch wieder rausmuss]] ([[Klingt komisch, ist aber so|was übrigens ebenfalls ein Euphemismus ist]]), existieren für ebendiesen Vorgang unzählige schamhafte [[Aversion kontra pathologischem Usus von Synonymen|Pseudo-Synonyme]], welche die [[Kacken|eigentlich ausgeführte Aktion]] verschleiern sollen. Wenngleich das frühsteinzeitliche "[[Kauderwelsch|''Grunzhmpfga-bonga'']]" hierfür noch wenig repräsentativ ist, entstanden mit der [[Deutsch für Coole|Verbreitung der Sprache]] bereits die ersten Ausdrücke wie "[[Bear Grylls|''der Ruf der Natur'']]", "[[Darm of the Dead|''mal auf die Toilette müssen'']]" oder das noch unpräzisere "[[Arschtritt|''mal austreten'']]".<br />Auch der [[Klo|Ort des Geschehens]] unterlag im Laufe der Jahrhunderte einer starken Euphemisierung: So kam zunächst das Wort ''Toilette'' auf, welches, im damals als vornehm geltenden [[Frz|''française'']] gehalten, die unangenehme und buchstäblich [[beschissen]]e Thematik des bezeichneten Objekts relativieren sollte. <br />Da sich jedoch während des [[Kaiser]]reichs allmählich die Ansicht verbreitete, dass der [[Sich einen leckeren Frosch schmecken lassen|amphibienkonsumierende]] Erbfeind so etwas wie "[[Eau de Klo|''la toilette'']]" überhaupt nicht besaß, sondern [[Hund|ungeniert auf den Boden schiss]], musste einen andere Bezeichnung her: Der [[Donnerbalken]] enststand, vermutlich benannt nach dem [[Arschexplosion|Geräusch, das man bei der Benutzung verursachte, wenn man falsch gegessen hatte]]. <br />Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] kamen schließlich noch [[Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt|nichtssagendere Ausdrücke]] wie [[Nullundnullzig|''00'']] oder ''WC'' ([[nicht zu verwechseln mit]] [[WTC]]) auf und trieben die [[Wortverwirrung]] um die ''Bedürfnisanstalt'' endgültig auf die Spitze. Mittlerweile ist die [[Energiespardeutsch|sprachliche Vernebelung]] derart weit fortgeschritten, dass sämtliche nicht euphemisierenden Worte wie das präzise und grundehrliche ''[[Scheißhaus]]'' als Dysphemismen gelten.  
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Seit der [[Mensch]] sich der Tatsache bewusst ist, dass [[Diverses:Menü mit zehn Gängen|das, was reinkommt]], [[Kotungsvorgang|auch wieder rausmuss]] ([[Klingt komisch, ist aber so|was übrigens ebenfalls ein Euphemismus ist]]), existieren für ebendiesen Vorgang unzählige schamhafte [[Aversion kontra pathologischem Usus von Synonymen|Pseudo-Synonyme]], welche die [[Kacken|eigentlich ausgeführte Aktion]] verschleiern sollen. Wenngleich das frühsteinzeitliche "[[Kauderwelsch|''Grunzhmpfga-bonga'']]" hierfür noch wenig repräsentativ ist, entstanden mit der [[Deutsch für Coole|Verbreitung der Sprache]] bereits die ersten Ausdrücke wie "[[Bear Grylls|''der Ruf der Natur'']]", "[[Diarrhea of the Dead|''mal groß müssen'']]" (analog zu "''[[Urinbombe|mal klein müssen]]''") oder das noch unpräzisere "[[Arschtritt|''mal austreten'']]".<br />Auch der [[Klo|Ort des Geschehens]] unterlag im Laufe der Jahrhunderte einer starken Euphemisierung: So kam zunächst das Wort [[Diverses:Der perfekte Gang zur Toilette|''Toilette'']] auf, welches, im damals als vornehm geltenden [[Frz|''française'']] gehalten, die unangenehme und buchstäblich [[Wettscheißen|beschissen]]e Thematik des bezeichneten Objekts relativieren sollte. <br />Da sich jedoch während des [[Kaiser]]reichs allmählich die Ansicht verbreitete, dass der [[Sich einen leckeren Frosch schmecken lassen|amphibienkonsumierende]] [[Hygiene auf Französisch|Erbfeind so etwas wie "''la toilette''" überhaupt nicht besaß]], sondern [[In die Hose scheißen|sich ungerührt an Ort und Stelle erleichterte]], musste einen andere Bezeichnung her: Der [[Donnerbalken]] enststand, vermutlich benannt nach dem [[Arschexplosion|Geräusch, das man bei der Benutzung verursachte, wenn man falsch gegessen hatte]]. <br />Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] kamen schließlich noch [[Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt|nichtssagendere Ausdrücke]] wie [[Nullundnullzig|''00'']] oder ''WC'' ([[nicht zu verwechseln mit]] [[WTC]]) auf und trieben die [[Diverses:Der Stammtisch der Menschheitsgeschichte diskutiert: "Wo wäre die Welt ohne Fäkalien?"|Wortverwirrung um die ''Bedürfnisanstalt'']] endgültig auf die Spitze. Mittlerweile ist die [[Energiespardeutsch|sprachliche Vernebelung]] derart weit fortgeschritten, dass sämtliche nicht euphemisierenden Worte wie das präzise und grundehrliche ''[[Diverses:Operette auf der Toilette|Scheißhaus]]'' als Dysphemismen gelten.
  
===Sexualität===
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=== Körper und Sexualität ===
Ebenfalls beliebt sind Euphemismen in der [[Puff|faszinierenden Welt der südlicher gelegenen Körperöffnungen]] (sowie teilweise auch der [[Arschgesicht|Regionen, die ebendiese umgeben]]). Während sich noch so manch [[Christlicher Fundamentalismus|superreligiöse Knallcharge]] weigert, [[Israel|deren Existenz überhaupt anzuerkennen]], ist das resignierende Eingeständnis, dass derartige Körperteile nunmal zum Leben dazugehören (bzw. zur [[Schimmel|Entstehung von diesem]]), zumindest ein Schritt in die richtige Richtung - da hört es dann allerdings auch wieder auf. <br />Bei der Bezeichnung von primären Geschlechtsorganen vor die Wahl zwischen [[Gallopierende Arschlappenfäulnis|hochtrabenden Medizin-Fachwörtern]] und [[New Kids|vulgärer Sprachvergewaltigung Marke Unterschicht]] gestellt, rettet man sich zumeist auf die Notlösung, betont vage von "[[Kellerkind|''dem da unten'']]" zu sprechen; jedoch hat die Popularität der Verbindung von "da unten" mit [[Sexualität]] seit dem Bekanntwerden einiger [[Josef Fritzl|unrühmlicher Vorfälle in Österreich]] stark nachgelassen. <br />Auch das ''rückseitige Ende'' ('''''[[Arsch|Der Arsch]]''''', um dem Rumgeeuphemisme zumindest etwas entgegenzuwirken), wird von der [[Phrasen in der Wirtschaft|Begriffsjongliererei]] nicht verschont (auch wenn es in diesem Fall zumindest [[Neudeutsch|teilweise verständlich]] ist, da man beim versehentlichen Rollen des Rs in [[Arrrtikel|''Arrrsch'']] schnell mal [[Piratenpartei|etwas korsarischer wirkt, als man eigentlich ist]]). Gängige Bezeichnungen sind ''Gesäß'' (wobei hier die Verwechslungsgefahr mit einem [[Säufer-Deutsch|besoffen ausgesprochenen]] ''Gesetz'' besteht), ''Hintern'' (auch dies kann etwa mit einem besoffenen "''I [[gema]] kuaz hintern Baum!''" verwechselt werden) sowie ''Popo'' (der bislang [[Aggressionsaufbauprogramm|aggressivste]] Angriff der Euphemistiker in dem Versuch, die Alltagssprache endgültig auf [[Kindergarten]]niveau [[Kreuzigung|festzunageln]]).  
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Ebenfalls beliebt sind Euphemismen in der [[Puff|faszinierenden Welt der südlicher gelegenen Körperöffnungen]] (sowie teilweise auch der [[Arschgesicht|Regionen, die ebendiese umgeben]]). Während sich noch [[Israel|so manch superreligiöse Knallcharge weigert, deren Existenz überhaupt anzuerkennen]], ist das resignierende Eingeständnis, dass derartige Körperteile nunmal zum Leben dazugehören (bzw. zur [[Schimmel|Entstehung von diesem]]), zumindest ein Schritt in die richtige Richtung - da hört es dann allerdings auch wieder auf. <br />Bei der Bezeichnung von primären Geschlechtsorganen vor die Wahl zwischen [[Gallopierende Arschlappenfäulnis|hochtrabenden Medizin-Fachwörtern]] und [[New Kids|vulgärer Sprachvergewaltigung Marke Unterschicht]] gestellt, rettet man sich zumeist auf die Notlösung, betont vage von "[[Kellerkind|''dem da unten'']]" zu sprechen; jedoch hat die Popularität der Verbindung von "da unten" mit [[Sexualität]] seit dem Bekanntwerden einiger [[Josef Fritzl|unrühmlicher Vorfälle in Österreich]] stark nachgelassen.
<br />Nicht zuletzt der [[Ficken|Vorgang des Kinderzeugens]] ist in erheblichem Maß von der Euphemisierung betroffen: Der ''Koitus'' (natürlich mit dem [[Schwanzus Longus]]), der ''Beischlaf'' (ein Begriff der, ebenso wie "Miteinander ''[[schlafen]]''", die Vermutung nahelegt, von Personen geprägt zu sein, die [[Erstes Mal|im Bett einige Defizite aufweisen]]), sie alle bezeichnen den gleichen Sachverhalt wie der wohl geschwollenste Euphemismus dafür, [[nämlich]] den der ''Kopulation'' - welcher allen Ernstes den Anspruch erhebt, in der Umgangssprache verwendbar zu sein. Im Einflussbereich dieses Begriffes, wo sich die [[Vernunft]] längst, als politischer Flüchtling deklariert, [[Schöpfungsgeschichte|aus dem Staub gemacht]] hat, bleibt lediglich die Hoffnung, dass die ''Kopulation'' auch weiterhin das [[Atomroflbombe|Letzte Mittel]] der Radikalen Euphemisatoren bleibt - und man auch in Zukunft nicht Gefahr läuft, beim Passieren des [[Hauptschule|Hauptschulhofs]] "''Ey Alter, isch hab mit deine Mutter kopuliert!''" hinterhergeworfen zu bekommen.  
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<br />[[Datei:Teletubbie.jpg|thumb|300px|''Po'' von den Teletubbies: Die These, die [[Primatfernsehen|Sendung sei für den Arsch]], ist zwar nicht neu, hält sich aber hartnäckig.]]
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Auch das [[Aftershowparty|''rückseitige Ende'']] ('''''[[Arsch|Der Arsch]]''''', um dem Rumgeeuphemisme zumindest etwas entgegenzuwirken), wird von der [[Phrasen in der Wirtschaft|Begriffsjongliererei]] nicht verschont (auch wenn es in diesem Fall zumindest [[Neudeutsch|teilweise verständlich]] ist, da man beim versehentlichen Rollen des Rs in [[Arrrtikel|''Arrrsch'']] schnell mal [[Piratenpartei|etwas korsarischer wirkt, als man eigentlich ist]]). Gängige Bezeichnungen sind ''Gesäß'' (wobei hier die Verwechslungsgefahr mit einem [[Säufer-Deutsch|besoffen ausgesprochenen]] ''Gesetz'' besteht), ''Hintern'' (auch dies kann etwa mit einem besoffenen "''I [[gema]] kuaz hintern Baum!''" verwechselt werden) sowie ''Popo'' (der bislang [[Aggressionsaufbauprogramm|aggressivste Angriff]] der Euphemistiker in dem Versuch, die Alltagssprache endgültig auf [[Kindergarten]]niveau [[Kreuzigung|festzunageln]]).
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<br />Nicht zuletzt der [[Ficken|Vorgang des Kinderzeugens]] ist in erheblichem Maß von der Euphemisierung betroffen: Der ''Koitus'' (natürlich mit dem [[Schwanzus Longus]]), der ''Beischlaf'' (ein Begriff der, ebenso wie "Miteinander ''[[schlafen]]''", die Vermutung nahelegt, von Personen geprägt zu sein, die [[Erstes Mal|im Bett einige Defizite aufweisen]]), sie alle bezeichnen den gleichen Sachverhalt wie der wohl geschwollenste Euphemismus dafür, [[nähmlich|nämlich]] den der ''Kopulation'' - welcher allen Ernstes den Anspruch erhebt, in der Umgangssprache verwendbar zu sein. Im Einflussbereich dieses Begriffes, wo sich die [[Vernunft]] längst [[Schöpfungsgeschichte|aus dem Staub gemacht]] hat, bleibt lediglich die Hoffnung, dass die ''Kopulation'' auch weiterhin das [[Atomroflbombe|Letzte Mittel]] der Radikalen Euphemisatoren bleibt - und man auch in Zukunft nicht Gefahr läuft, beim Passieren des [[Hauptschule|Hauptschulhofs]] "''Ey Alter, isch hab mit deine Mutter kopuliert!''" hinterhergeworfen zu bekommen.
  
===Soziale Normen===
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=== Politische Korrektheit ===
[[Datei:Pruegelnazi.jpg|thumb|300px|"''Sanft <s>erschlagen</s> entschlafen"''.]]
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Als man damit begann, die bislang nur hobbymäßig praktizierte Selbst- und Fremdverarschung professionell zu betreiben, wurde der Euphemismus zum [[Darth Vader|stolzen Vater]] der [[Politische Korrektheit|Politischen Korrektheit]]. Die quälende Gewissheit, nur in Begriffen sprechen zu können, die irgendetwas aussagen (und damit peinlicherweise deutlich machten, dass man dies selbst ''nicht'' konnte), [[Politiker-Warnhinweise|zwang Politiker]], [[Moderator]]en und sonstige [[Laberlachs|Vielredner]] dazu, eine Sprache zu entwickeln, die es ermöglichte, selbst [[Weil Baum|einfachste Sachverhalte]] in nicht weniger als [[Edmund Stoiber|10 Minuten]] zu schildern. <br />So wurde zunächst der Zigeuner zum ''Sinti und Roma'' (ja, beides - immer) umdeklariert, der [[Jude]] ([[Das wird man doch wohl noch sagen dürfen|was man ja sowieso nicht sagen darf]], wegen [[Autobahn]] oder so) wandelte sich zum ''Vorhautmäßig Benachteiligten'' und aus dem [[Nazigationssystem|guten alten Nazi]] wurde der [[Holger Apfel|''geistig geringerbefähigte Mitmensch nationalsozialistischer Gesinnung'']].
Auch im Bereich der sozialen Normen ist die Sprachverschwurbelei verbreitet, denn schließlich gebieteten es die guten Sitten, dass man, wenn man schamlos über Leute hinter deren Rücken lästert, dies wenigstens ''höflich'' tut (gern geschieht dies auch hinter vorgehaltener Hand, was aber abgesehen davon, [[Bairisch|dass man nichts versteht]], keinerlei Effekt hat). In diesem Rahmen fallen dann Begriffe wie ''[[Penner|sozial schwache Person]]'' oder ''trinken'' für [[Spiegelwelten:Ruplackisch Russland|Leute, die sich jeden Tag mindestens 3 Pullen Wodka in die Rübe löten]].<br />Ebenfalls gern umschrieben werden Begriffe aus dem Themenfeld ''[[Tod]]'': So wird beispielsweise nicht gesagt, dass [[Der da|Hastenichgesehen]] gestorben sei (vermutlich wegen der drei Flaschen Wodka), sondern "''eingeschlafen''"; dass der ''Eingeschlafene'' irgendwann anfängt zu müffeln, lässt sich wahrscheinlich damit erklären, dass er ''sozial schwach'' war.  
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<br />Ein interessantes Detail dabei ist, dass mit der heutzutage ebenfalls verbindlich vorgeschriebenen Bezeichnung ''Afroamerikaner/-deutscher/-etc'' elegant die Tatsache ausgeblendet wird, dass es auch [[Schwarze]] gibt, welche nicht aus Afrika stammen - von solchen, die nicht einmal einen [[Afro]] tragen, ganz zu schweigen.
  
===Politische Korrektheit===
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=== Anglizismen ===
Nicht zuletzt ist der Euphemismus auch [[Darth Vader|stolzer Vater]] der guten alten [[Politische Korrektheit|Politischen Korrektheit]]
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Einige Menschen haben enormen Spaß daran, unverständliches [[1984|Neusprech]] von sich zu geben, weswegen dies auch auf Sprachbereiche ausgedehnt wird, die eigentlich überhaupt keine Zensur nötig hätten. Eine beliebte Vorgehensweise dabei ist, wirtschaftliche Fachwörterbücher durchzublättern und wahllos Begriffe durch [[Anglizismen]] zu ersetzen. Obwohl diese Methode gewisse Risiken birgt (mit ''Chief Execution Officer'' schießt sich der frischgebackene "[[Hinrichtung|Chef-Exekutionsoffizier]]" eher selbst ins Bein), liefert sie dennoch insofern das gewünschte Resultat, als dass nach der gewissenhaften Umanglizierung garantiert niemand mehr irgendwas kapiert und alle erst den ''Key Account Manager'' (nein, das ist nicht der [[Hausmeister]]) fragen müssen, dessen Position dadurch natürlich ebenfalls eine enorme Aufwertung erfährt.
  
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=== Tod ===
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Damit Traueranzeigen wenigstens auf den ersten Blick so wirken, als hätten sie nicht alle exakt den gleichen Inhalt, begann man damit, ganze Wörterbücher von Euphemismen für "Sterben" einzuführen. Dazu zählen unter anderem "von uns gegangen", "sanft entschlafen", "unerwartet und viel zu früh aus unserer Mitte gerissen", "verblichen", "die Augen für immer geschlossen", "uns für immmer verlassen", "verschieden", "die letzte Ruhe gefunden" und zahllose andere in den verschiedensten Variationen. Nach neuesten Erkenntnissen bestehen Traueranzeigen aber immer noch im Wesentlichen aus der Meldung, dass jemand an einem bestimmten Tag gestorben ist und die Verabschiedung an einem anderen Tag [[Klingt komisch, ist aber so|(meistens hinterher)]] stattfindet, gezeichnet die [[Familie]], die [[Gemein|Gemeinde X]], die [[Firma|Firma Y]], der [[Verein|Verein Z]] etc. Offenbar hat die Maßnahme also nicht gewirkt, allerdings wurde versichert, dass man an weiteren Maßnahmen arbeite, übrigens ein Euphemismus für "Die Sache ist erledigt".
  
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== Die schönsten Euphemismen ==
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[[Datei:Pruegelnazi.jpg|thumb|200px|Nicht tot, nur "''sanft <s>erschlagen</s> entschlafen.''"]]
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*''[[Kollateralschaden]]'' - Zeigt an, dass beim [[Libanonkrieg 2006|Angriff auf den fiesen Feind]] versehentlich auch ein paar Zivilisten mit weggesprengt wurden; praktischerweise vermeidet der Begriff unappetitliche Konnotationen mit [[Zermetzeln|durch die Gegend fliegenden Körperteilen]].
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*''Entsorgungspark'' - [[Müllhalde]]; [[Ein Spaß für die ganze Familie|die Familie, die am Sonntag einen Spaziergang in den Entsorgungspark]] macht, um die Ratten zu füttern, ist allerdings noch ein Wunschtraum von [[Albert Speer|visionären Planern]]. Spätestens mit der Fertigstellung des Spiels ''Entsorgungspark-Tycoon'' soll sich das aber ändern.
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*[[Schlank mit Schland|''Vollschlank'']] - [[Fett]]; verstehe, wer will.
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*''Sozial schwach'' - siehe [[Fetter, arbeitsloser Typ, der verschwitzt und mit zuckenden Augenlidern herumläuft|hier]].
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*''Kernkraft'' - [[Fast das Gleiche, nur anders|Das Gleiche]] wie Atomkraft, nur nicht so gefährlich.
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*[[Alkolismus|''Trinken'']] - [[Saufen|Sich permanent aufs Brutalste zulöten]]. Dieser Begriff kann allerdings aus unbekannten Gründen nur auf Personen über mindestens 25 Jahren angewandt werden; ''Trinken'', welches im [[Sechstklässlerin|jüngerem Alter]] stattfindet, wird nach wie vor als ''[[Jugendlicher|Jugendliches]] [[Komasaufen]]'' bezeichnet.
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*''Du-weißt-schon-wer'' - [[Coldmirror]].
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*[[Reinigungskraft|''Reinigungsfachkraft'']] - Soll suggerieren, Putzfrauen würden in irgendeiner Weise gesellschaftliches Ansehen genießen.
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*[[Arbeit macht frei|''Freisetzung'']] - Bedeutet in wirtschaftlicher Fachsprache eine [[Entlassung|Beförderung, und zwar die per Arschtritt aus dem Unternehmen]].
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[[Kategorie:Dinge, die keine Sau versteht]]
 
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[[Kategorie:Redewendung]]
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[[Kategorie:Politisches Schlagwort]]

Aktuelle Version vom 16. Mai 2016, 11:45 Uhr

Kräftig gebaut; ein Beispiel von vielen.

Der Euphemismus (latinisierte Form von irgendeinem griechischen Wort und irgendeinem anderen griechischen Wort) ist eine rhetorische Figur, die das sprachliche Herummanövrieren um böse Wörter bezeichnet (bzw. das Ersetzen dieser durch andere Begriffe, die zwar weniger aussagen, aber dafür viel schöner, bunter und knuddeliger klingen). Je nach Sprachgebrauch werden Euphemismen auch Beschönigung, Verhüllwort, Freiwillige Selbstzensur oder Propaganda genannt.
Das semantische Gegenstück zum Euphemismus ist der Dysphemimus, dessen Zweck es ist, das von ihm Bezeichnete abzuwerten.

Sprachgebrauch

Euphemismen werden häufig gebraucht, um tabuisierte Inhalte zu vertuschen bzw. zu umschreiben, sodass man nicht in die Verlegenheit kommt, sich mit diesen ernsthaft auseinandersetzen zu müssen.

Ausscheidungen

Diverse Leute sprechen sich einen offeneren Umgang mit den Begriffen für Ausscheidungen aus.

Seit der Mensch sich der Tatsache bewusst ist, dass das, was reinkommt, auch wieder rausmuss (was übrigens ebenfalls ein Euphemismus ist), existieren für ebendiesen Vorgang unzählige schamhafte Pseudo-Synonyme, welche die eigentlich ausgeführte Aktion verschleiern sollen. Wenngleich das frühsteinzeitliche "Grunzhmpfga-bonga" hierfür noch wenig repräsentativ ist, entstanden mit der Verbreitung der Sprache bereits die ersten Ausdrücke wie "der Ruf der Natur", "mal groß müssen" (analog zu "mal klein müssen") oder das noch unpräzisere "mal austreten".
Auch der Ort des Geschehens unterlag im Laufe der Jahrhunderte einer starken Euphemisierung: So kam zunächst das Wort Toilette auf, welches, im damals als vornehm geltenden française gehalten, die unangenehme und buchstäblich beschissene Thematik des bezeichneten Objekts relativieren sollte.
Da sich jedoch während des Kaiserreichs allmählich die Ansicht verbreitete, dass der amphibienkonsumierende Erbfeind so etwas wie "la toilette" überhaupt nicht besaß, sondern sich ungerührt an Ort und Stelle erleichterte, musste einen andere Bezeichnung her: Der Donnerbalken enststand, vermutlich benannt nach dem Geräusch, das man bei der Benutzung verursachte, wenn man falsch gegessen hatte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen schließlich noch nichtssagendere Ausdrücke wie 00 oder WC (nicht zu verwechseln mit WTC) auf und trieben die Wortverwirrung um die Bedürfnisanstalt endgültig auf die Spitze. Mittlerweile ist die sprachliche Vernebelung derart weit fortgeschritten, dass sämtliche nicht euphemisierenden Worte wie das präzise und grundehrliche Scheißhaus als Dysphemismen gelten.

Körper und Sexualität

Ebenfalls beliebt sind Euphemismen in der faszinierenden Welt der südlicher gelegenen Körperöffnungen (sowie teilweise auch der Regionen, die ebendiese umgeben). Während sich noch so manch superreligiöse Knallcharge weigert, deren Existenz überhaupt anzuerkennen, ist das resignierende Eingeständnis, dass derartige Körperteile nunmal zum Leben dazugehören (bzw. zur Entstehung von diesem), zumindest ein Schritt in die richtige Richtung - da hört es dann allerdings auch wieder auf.
Bei der Bezeichnung von primären Geschlechtsorganen vor die Wahl zwischen hochtrabenden Medizin-Fachwörtern und vulgärer Sprachvergewaltigung Marke Unterschicht gestellt, rettet man sich zumeist auf die Notlösung, betont vage von "dem da unten" zu sprechen; jedoch hat die Popularität der Verbindung von "da unten" mit Sexualität seit dem Bekanntwerden einiger unrühmlicher Vorfälle in Österreich stark nachgelassen.


Po von den Teletubbies: Die These, die Sendung sei für den Arsch, ist zwar nicht neu, hält sich aber hartnäckig.

Auch das rückseitige Ende (Der Arsch, um dem Rumgeeuphemisme zumindest etwas entgegenzuwirken), wird von der Begriffsjongliererei nicht verschont (auch wenn es in diesem Fall zumindest teilweise verständlich ist, da man beim versehentlichen Rollen des Rs in Arrrsch schnell mal etwas korsarischer wirkt, als man eigentlich ist). Gängige Bezeichnungen sind Gesäß (wobei hier die Verwechslungsgefahr mit einem besoffen ausgesprochenen Gesetz besteht), Hintern (auch dies kann etwa mit einem besoffenen "I gema kuaz hintern Baum!" verwechselt werden) sowie Popo (der bislang aggressivste Angriff der Euphemistiker in dem Versuch, die Alltagssprache endgültig auf Kindergartenniveau festzunageln).
Nicht zuletzt der Vorgang des Kinderzeugens ist in erheblichem Maß von der Euphemisierung betroffen: Der Koitus (natürlich mit dem Schwanzus Longus), der Beischlaf (ein Begriff der, ebenso wie "Miteinander schlafen", die Vermutung nahelegt, von Personen geprägt zu sein, die im Bett einige Defizite aufweisen), sie alle bezeichnen den gleichen Sachverhalt wie der wohl geschwollenste Euphemismus dafür, nämlich den der Kopulation - welcher allen Ernstes den Anspruch erhebt, in der Umgangssprache verwendbar zu sein. Im Einflussbereich dieses Begriffes, wo sich die Vernunft längst aus dem Staub gemacht hat, bleibt lediglich die Hoffnung, dass die Kopulation auch weiterhin das Letzte Mittel der Radikalen Euphemisatoren bleibt - und man auch in Zukunft nicht Gefahr läuft, beim Passieren des Hauptschulhofs "Ey Alter, isch hab mit deine Mutter kopuliert!" hinterhergeworfen zu bekommen.

Politische Korrektheit

Als man damit begann, die bislang nur hobbymäßig praktizierte Selbst- und Fremdverarschung professionell zu betreiben, wurde der Euphemismus zum stolzen Vater der Politischen Korrektheit. Die quälende Gewissheit, nur in Begriffen sprechen zu können, die irgendetwas aussagen (und damit peinlicherweise deutlich machten, dass man dies selbst nicht konnte), zwang Politiker, Moderatoren und sonstige Vielredner dazu, eine Sprache zu entwickeln, die es ermöglichte, selbst einfachste Sachverhalte in nicht weniger als 10 Minuten zu schildern.
So wurde zunächst der Zigeuner zum Sinti und Roma (ja, beides - immer) umdeklariert, der Jude (was man ja sowieso nicht sagen darf, wegen Autobahn oder so) wandelte sich zum Vorhautmäßig Benachteiligten und aus dem guten alten Nazi wurde der geistig geringerbefähigte Mitmensch nationalsozialistischer Gesinnung.
Ein interessantes Detail dabei ist, dass mit der heutzutage ebenfalls verbindlich vorgeschriebenen Bezeichnung Afroamerikaner/-deutscher/-etc elegant die Tatsache ausgeblendet wird, dass es auch Schwarze gibt, welche nicht aus Afrika stammen - von solchen, die nicht einmal einen Afro tragen, ganz zu schweigen.

Anglizismen

Einige Menschen haben enormen Spaß daran, unverständliches Neusprech von sich zu geben, weswegen dies auch auf Sprachbereiche ausgedehnt wird, die eigentlich überhaupt keine Zensur nötig hätten. Eine beliebte Vorgehensweise dabei ist, wirtschaftliche Fachwörterbücher durchzublättern und wahllos Begriffe durch Anglizismen zu ersetzen. Obwohl diese Methode gewisse Risiken birgt (mit Chief Execution Officer schießt sich der frischgebackene "Chef-Exekutionsoffizier" eher selbst ins Bein), liefert sie dennoch insofern das gewünschte Resultat, als dass nach der gewissenhaften Umanglizierung garantiert niemand mehr irgendwas kapiert und alle erst den Key Account Manager (nein, das ist nicht der Hausmeister) fragen müssen, dessen Position dadurch natürlich ebenfalls eine enorme Aufwertung erfährt.

Tod

Damit Traueranzeigen wenigstens auf den ersten Blick so wirken, als hätten sie nicht alle exakt den gleichen Inhalt, begann man damit, ganze Wörterbücher von Euphemismen für "Sterben" einzuführen. Dazu zählen unter anderem "von uns gegangen", "sanft entschlafen", "unerwartet und viel zu früh aus unserer Mitte gerissen", "verblichen", "die Augen für immer geschlossen", "uns für immmer verlassen", "verschieden", "die letzte Ruhe gefunden" und zahllose andere in den verschiedensten Variationen. Nach neuesten Erkenntnissen bestehen Traueranzeigen aber immer noch im Wesentlichen aus der Meldung, dass jemand an einem bestimmten Tag gestorben ist und die Verabschiedung an einem anderen Tag (meistens hinterher) stattfindet, gezeichnet die Familie, die Gemeinde X, die Firma Y, der Verein Z etc. Offenbar hat die Maßnahme also nicht gewirkt, allerdings wurde versichert, dass man an weiteren Maßnahmen arbeite, übrigens ein Euphemismus für "Die Sache ist erledigt".

Die schönsten Euphemismen

Nicht tot, nur "sanft erschlagen entschlafen."
Ismus.jpg
Ismus.jpg

Linktipps: Faditiva und 3DPresso