Allgemeine Laber-Zeitung
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Inhaltsverzeichnis
Herausgeber
Die allgemeine Laberzeitung erscheint bei der Mediengruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung, ein Name, der so kompromisslos und knallhart klingt wie die Titelmusik von Maybrit Illner. Straubing liegt übrigens bei Landshut und alles liegt in Bayern, einem Nachbarland der Bundesrepublik. Der Verlagsort scheint nach einem flüchtigen Blick auf das Logo der Mediengruppe Iowa zu sein.
Die Allgemeine Laber-Zeitung existiert bereits seit dem Kaiserreich, damals hieß sie allerdings Illustrierte Blätter für Laberer und Straubinger Allgemeinheit und erschien in der Morgen- und Abendausgabe mit vielen Kolumnen und Briefen, den SMSen des Analogzeitalters. Berühmtester Beitrag war ein Aufsatz des Kaisers Wilhelm II. mit dem Titel Wir wollen unser Waffenglück in Europa nicht heraufbeschwören, aber... vom 05. Juli 1914, der für einen ganz schönen Trubel in den Nachbarstaaten und ein paar ziemlich heftige diplomatische Wirren sorgte. Nach vier Jahren entpuppte er sich aber als Ente.
Inhalt
Apropos Enten. Schon häufig hat die Allgemeine Laber-Zeitung über Führungen zum Drachensee bei Furth im Wald berichtet, die unter dem Motto Im Lebensraum von Tauchern, Enten, Schwänen und anderen Wasservögeln stehen. Hätten Sie das gewusst? Nein? Aha! Taucher gehören zu den Wasservögeln, nicht zu den Fischen. Wer das nicht glaubt, kann ja die Enten fragen, auf dem ersten Regensburger Ententreffen. Die Laber-Zeitung berichtet.
Rubriken
Aber von Vögeln mal abgesehen stellt sich die Allgemeine Laber-Zeitung mit einer Fülle von Themen auf, auf die das Feuilleton der faz nur neidisch sein kann. Wer würde schon jemals Rubriken wie Polizei oder Freistunde in einer deutschen Tageszeitung vermuten und welcher Schwätzer wäre irre genug, darüber noch einen eigenen Artikel zu verfassen, in dem diese Rubriken vorgestellt werden? Einer der ständig rhetorische Fragen stellt, um den Text unnötig in die Länge zu ziehen?
So geht es z.B. in der Rubrik Polizei der Allgemeinen Laber-Zeitung um Ankündigungen von Blitzermarathons, Liveticker von Blitzermarathons und Bilanzen von Blitzermarathons mit einer Aufstellung aller geblitzten Marathonfahrer mit Geschwindigkeitsüberschreitungsdifferenz, Foto, Hausnummer und Bußgeldbescheidnummer. Unter den drei schnellsten verlost die Laber-Zeitung jährlich einen Golf Variant. Doch das reicht natürlich nicht. Beeindruckende Fahrkünstler sorgen regelmäßig dafür, dass neue Artikel über immer größere Ungeheuerlichkeit auf Straubinger Straßen entstehen. Im Abstand von 3 Wochen berichteten die Redakteure z.B. von einer Höchstmessung von über 40 kmh, dann 63 kmh und schließlich 80 kmh über 100 und jedesmal war es derselbe Fahrer!
Doch auch andere Rubriken sind höchst spannend und immer nah am Puls der Zeit. Unvergesslich bleiben Schocker in der Flüchtlingsfrage wie Asylnotunterkunft in der Turnhalle Schwaig aufgelöst oder Spurensuche: Wo ist das Kümmerer-Team aus der Flüchtlings-Erstaufnahme am Hagen? (Vermutung: in Wohlwollen aufgelöst) und nur eine wirklich geile Zeitung hätte die Eier, das Bild eines Grenzzauns im griechischen Idomenie unter die Rubrik Panorama zu stellen. Satire können die Laberer also auch.
Sensationen
Die Godspots sind im Rückgang. Ja, kein Scherz. Freies W-Lan auf evangelischen Kirchen wird kritisch, aber wohlwollend beobachtet und konnte sich dennoch nicht überall durchsetzen. Die derzeitige EKD-Vorsitzende Irmgard Schwaetzer, das ist der deutsche protestantische Papst, äußerte sich kritisch dazu, dass beichthaus.com immer noch nicht überall für jeden zu erreichbar ist. In Landshut brillierten zwar die Jesuiten schon und twitterten über den Rückgang des Fortschritts in Straubing, doch die Laberer arbeiten derzeit an einem Intranet, auf dem u.a. Holybook auch ohne direkte Anbindung an das Netz läuft. Die Daten sollen von Gottes "Cloud" auf die Erde gebracht werden.
Die Allgemeine Laber-Zeitung wäre nicht investigativ, wenn Schlagzeilen wie die obige einfach zum Leutefang herhalten. In Straubing muss alles etwas menscheln, egal ob Perschener Hausfrauen beunruhigende Preisschafsköpfe stricken oder das frisch zur Ehe gedrängte Pfingstpaar mostalgisch (sic!) auf die letzten 12 Stunden zurückblickt, die Laber-Zeitung verbindet das große mit dem kleinen, das Nahe mit dem Fernen, das Menschliche mit dem Allzumenschlichen. Das ist die Masche. Da muss der Leser sich gar nicht wundern, dass ihm die Agnes-Bernauer-Festspiele beim ersten Hören unbekannt sind, erfährt er doch erst aus der Allgemeinen Laber-Zeitung, dass sie die „heißesten Spiele in diesem Jahrtausend“ sind. Wow! Noch 984 Jahre vor uns (Stand 2016) und kulturtechnisch ist das Jahrtausend praktisch auf seinem Klimax. Vermutlich haben das einige Deutsche immer noch nicht verstanden, wenn sie statt der Allgemeinen Laber-Zeituzng eine ganz andere Regionalzeitung zur Hand nehmen und dort lesen, dass die geniale Neuauflage von Ronja Räubertochter im nahen Stadttheater das „heißeste Spiel des Jahrtausends“ war. Es steht ja ohnehin nur Mist in diesen Regionalzeitungen.
Gastbeiträge
Das Herzstück der Allgemeinen Laber-Zeitung sind die vielen, oftmals langlebigen Gastbeiträge überregional bekannter Journalisten und Bürger. Das Bachmannsche Listenformat z.B. "Woran sind die Ausländer noch schuld?" existiert bereits seit 200 Ausgaben und enthält über 3489 Substantive und mit jedem Buch, das Lutz Bachmanns Wortschatz erweitert, kommen neue hinzu. Jahrelang hatten dort Peter Scholl-Latour und Ulrich Kienzle eine gemeinsame Kolumne über Schneckenfraß im Blattsalat der nordiraker Taliban. Auch die Kompilation von Steffen Seiberts Twitterposts über den aktuellen Halsschmuck und die politische Blazerfarbe der Kanzlerin wird gern gelesen, hauptsache man kann noch irgendwas über Politik lesen. Alle vier Jahre kommen traditionell die Wahlwerbungen der großen deutschen Volksparteien in die Allgemeine Laber-Zeitung, die mittlerweile aber auf zwei Seiten zusammengefasst werden, um keine Redundanzen zu drucken. Egal, ob es um Flexibilisierung der Langzeitarbeitslosigkeit oder deutsche Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Preisdumping geht, solange die Artikel von studierten Leuten stammen, die einen eigenen Abstiegsplatz im Politbarometer haben oder sonst schon mal im Fernseher waren, haben die Schlagzeilen der Laber-Zeitung politisches Ohrenrauschpotential.
Doch nicht nur Politik und Zeitgeschehen werden hier auf Herz und Nieren entkernt. Auch historische Themen erfreuen sich großer Beliebtheit. So schreibt auch nach seiner Pensionierung immer noch der ZDF-Honorarprofessor Guido Knopp eine kleine Geschichtsreihe darüber, was Hitlers Schäferhund wirklich für den Kessel von Stalingrad bedeutet hat (waren Chinesen im Spiel?).
Natürlich dürfen sich auch unbekannte Bürger versuchen. Berüchtigt ist die allgemeine Laber-Zeitung für ihre smarten Todesanzeigen, einem Service, den andere Zeitungen nicht bieten. Immer wieder gern liest man von Verstorbenen im Landshuter Umfeld und interessante Annoncen wie "Sie sucht ihn für gemütliche letzte Stunden" haben schon manchem Laberer ein seeliges Lächeln in den Sarg gezaubert.
Labern: eine Alternative für Journalismus?
Die Allgemeine Laber-Zeitung rühmt sich in einer Welt aus Informationkapitalisierung und politischer Meinungskartelle einer Exklave der unabhängigen Information. Das Labern ist nicht einfach mehr nur Gefasel, Gebabbel, Geseiere, Geschwurbel, es hat die fremdgesteurten Medienmarionetten des Infotainments in der Nachrichtenübertragung hinter sich gelassen. Musste der Wutbürger früher so lange kritisch über eine Meldung nachdenken, bis ihm der Kopf wehtat, kann er sich heute einfach belabern lassen. Die Laber-Zeitung bedeutet wie es geht: Nähe, Kompetenz, Relevanz! Wer will schon einen Sack Reis in China umfallen hören, nein der Sack Reis in Oelsa-Altlöbau interessiert die Leute! Die staatlichen Rundfunkanstalten kapieren überhaupt nicht, dass Floskeln zum politischen Zeitgeschehen auch lokal an Mann und Männin gebracht werden müssen. Dabei müssen wir die Sorgen der Bürger ernst nehmen!
Längst schon macht das Beispiel Laber-Zeitung Schule, wie die Spezielle Sülzer Zeitung allen Informationshungrigen beweist, die es an die kleine Sülze zieht. Schon seit 2014 macht die große Persil-Umschau mit Gewäsch auf sich aufmerksam, wo es vorher nur um Wischiwaschi ging und das Deutsche Seglerblatt titelte erst im Januar 2016 „Humbug voraus!“ Wer es dabei bewenden lassen möchte und sich nicht anders als durch Meckerei auf die Etablierten aus seiner Wohlfühlzone herauswagt, wer seine trägen Bahnen als Trabant im Gravitationsfeld der großen Lügen weiterzieht, der sollte bedenken, dass jedesmal ein Katzenbaby stirbt, wenn bei Markus Lanz mal wieder ein Kelly zu Gast ist. Natürlich könnte man sich auf der anderen Seite auch hinstellen und hochwertige, unabhängige Berichterstattung verlangen, die weit über den lokalen Rahmen eines kleinen Regionalblatts hinausgeht, aber das wäre Labern auf hohem Niveau.
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