Diverses:Gamburg

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Verlassen wir für einen Augenblick die Zivilisation und begeben uns in eine Welt, in der einen die Rinder noch anglotzen – bevor sie verzehrfertig auf dem Teller liegen.
In die Idylle des Taubertals: nach Gamburg.

Durch ein einspuriges Brückchen von der Außenwelt abgetrennt (Hochwasser kommt ja höchstens zweimal im Jahr), bietet Gamburg Aussicht auf Erholung.
Meteorologisches Hoch garantiert, selbst wenn fünf Kilometer weiter hurrikanähnliche Unwetter toben. Sanfte Brise, während ins Land herum die Sahara gezogen scheint. („In Gamburg isses ja auch kühler…“).
Man muss ja nicht gleich einziehen. Völlig ausreichend ein Wochenendtrip aus dem entfernten Frankfurt. („Ich dacht' hier geht die Welt zu Ende!“).
Mit fließend Wasser ist man ausgestattet, auch Strom ist hinreichend bekannt.
Weniger der Bedarf diverser Lebensmittelmärkte. Schließlich wird hier der Begriff „Selbstversorgung“ groß geschrieben. Wer keine zwei kleinen Gärten hat, besitzt eben fünf große. Oder 'n Acker. Trecker inklusive. Welcher auch genutzt werden will.

Es geht schließlich nichts über konstant von morgens bis abends – lediglich in der Lautstärke variierendes – Treckermotorengeknatter. Wer will schon im Sommer die Vögel zwitschern hören? Arbeit hat Priorität. Außer Sonntags. Wehe, ein Schräubchen fällt klirrend zu Boden! Der Beichtstuhl kann sofort reserviert werden.
Samstags hingegen still vereinbarte gleitende Arbeitszeit: wer früh um sieben seinem Acker einen Guten Morgen wünschen will, der tut das; selbstredend mit Trecker. Und kompletter Verwandtschaft. Ein rhythmisierter Tagesablauf schafft Sicherheit und Geborgenheit. Ein Wecker ist völlig unnötig: ein rennendes Kind und es ist fünf vor halb acht. Führt der Bauer seine beiden Haflinger (natürlich behuft…!) die Straße entlang zur Koppel, zeigt die Uhr bereits zehn vor acht.

Jegliche Abweichung gewohnter Ereignisse und Aktivitäten wird sorgfältig auskundschaftet. Dafür baut der Gamburger das Esszimmer an die Straßenkreuzung und nimmt Anspruch auf den Platz mit Blick nach draußen. Ein an der Außenwand befestigtes Aufnahmegerät würde zur Informationsbereicherung beitragen, ist allerdings noch nicht in Planung. Noch bevorzugt man den Gang auf die Straße und den direkten Kontakt der Mitmenschen. Letzteren, die ihr Privatleben ungern durch die Ortsrufanlage verkünden lassen, sei geraten, ihren Heimweg mit Abstecher zur Burg auszuweiten, um von entgegen gesetzter Richtung die Wohnung anzusteuern.
Schnell, leise und vorzugsweise nicht um die Mittags- bzw. Kaffeezeit – der Balkon hört (sieht) mit. Für die Verbreitung aller sich nicht vor Balkon und Esszimmer abspielenden Ereignisse gibt es den Stammtisch: Antworten auf die Treue des Ehepartners sowie auf die ersten Annäherungsversuche des Nachwuchses an das andere Geschlecht erhält der Gamburger am Freitag Abend in rhetorischem Wettstreit mit Gleichgesinnten.
Sporadisch wiederkehrende und auch zufällig durchreisende Besucher treten den Heimweg an mit den Worten: „Als Gemälde an der Wand wär's hübsch…“


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