Kursk

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Die Kursk vor ihrem letzten Tauchgang

Die Kursk bezeichnet einen aus feinstem russischem Stahl gefertigten Quader mit abgerundeten Ecken. Manche Militärfanatiker bezeichneten sie auch als U-Boot, darüber debattieren die Experten aller Herren Länder aber immer noch. Heute ist er ein einziges Paradies für Fische und Oxidationsreaktionen aller Art. Es erwies sich bis jetzt als äußerst profitabel, Schulklassen per U-Boot herunterzuschicken, um den Hintergrund des Versinkens und vor allem den Artenreichtum an Fischen zu erforschen.

War die Kursk ein U-Boot?

Dies ist eine Frage, die fast so kontrovers diskutiert wird, wie die über Huhn und Ei. Im Gegensatz zur theoretischen Wichtigkeit des zweiten Diskussionsanlasses ist dieser wirklich relevant, schon für den richtigen Umgang mit Skeptikern im eigenen Militär. Dieses Detail ist eminent wichtig, geht es doch darum, ob der Kreml in seinem Staatsmedien behaupten kann, seit der Wende noch nie ein U-Boot geschrottet zu haben

Zumindest ist man sich relativ sicher, dass das Ding mittlerweile kein U-Boot mehr sein kann. Dieser zusammengefallene Rosthaufen ist mehr ein Biotop denn ein militärisches Fahrzeug. Wirklich wichtig ist aber die Bezeichnung der Kursk. Die Antwort auf diese Frage dürfte eventuell in der Definition zu finden sein, was ein U-Boot ist.

Erstens muss ein solches auf jeden Fall kontakt mit der Unterseite des Meeres haben, dann könnte es sich bei ihm auch um Schlick handeln. Weiterhin sollte ein Boot in der Lage sein, Menschen sicher von A nach B zu transportierten, innen hohl sein, fünf Buchstaben sowie einen Bindestrich haben und einigermaßen sicher sein. Es befindet sich zweifelsohne unter der Wasseroberfläche, auch die Punkte 3 und 4 befolgt das Schiff (bzw. dessen Konstrukteure), die Punkte 2 und 5 sind allerdings höher zu gewichten. Der russischen Regierung soll es recht sein...

Die Symbolwirkung der Kursk

Kommunismus ist tödlich - dieses Symbol prangte an der Eingangtür der Kursk

Die Kursk wurde 1991 fertiggestellt, war also eines der letzten Artefakte des Sozialismus. Ohne hin passt es sich in seiner Symbolik sehr diesem untergegangenen System an. Die Kursk ist hart, von übertriebenen Hoffnungen getrieben, grau und langweilig, alles Adjektive, die den Kommunismus treffend beschreiben. Ach ja, untergangen ist das Ding auch noch, allerdings – wie für Verkehrsmittel generell üblich – mit deutlicher Verspätung.

Der Untergang

Das „U-Boot“ bewies mal wieder, dass ein Sensenmann viel zu wenig ist, um diese Welt angemessen zu reinigen. Wie sonst hätte dieser Block Metal neun Jahre lang die ein um andere Seefahrt überleben sollen. Die Christen haben wie immer eine etwas andere Sicht der Dinge, sie behaupteten, dass nur Gott allein so lange die Gesetze der Physik hätte außer Kraft setzen können. Die Frage, wo Gott dann im Jahre 2000 war, können sie allerdings nicht beantworten. Wieder zeigt sich, dass Glauben tödlich ist.

Mit hundertzehn Mann ließ die Kursk mal wieder die Schwerkraft auf sich wirken, es gelang ihr aber nicht mehr, diesen Vorgang rückgängig zu machen. Was genau an Bord des Stahlquaders passiert, darüber gibt es verschiedene Theorien.

Die erste besagt, dass es sich um einen besonders epochalen und medienträchtigen Selbstmordversuch eines Matrosen handelte. Ein überzeugter Sozialist, der mit dem Suizid seines Gleichmacher-Systems einfach nicht zurechtkam. Man vermutet, dass er sich zur Mitternachtsstunde in den Torpedoraum schlicht, sein rotes Feuerzeug nahm und Gorbatschow, seinen Todfeind, entzündete; aus Flaschen natürlich. Sollte sich diese Vermutung bewahrheiten, müssten die letzten Augenblicke der Crew ein Szenario gewesen sein, das es sogar Battlefield 1942 würdig gewesen wäre.

Eine weitere Theorie ist, dass die Crew einfach zu viel Wodka an Bord mitgenommen hatte, um die Jahrtausendwende zu feiern. Das U-Boot sank einfach zu schnell und knallte dann auch noch auf einen Stein, der die Unterseite des Bootes aufschlitzte und den unglücklichen, der an diesem Ort stand, noch einmal hoch beförderte. Ihr bestes, eiskaltes Wässerchen bekam die Besatzung dann sogar gratis. (für Nichtrussen: Wässerchen heißt Wodka).

Seit dem Untergang der Kursk ist dieses Schild an jedem U-Boot angebracht

Eine dritte Theorie wäre der russischen Regierung wohl am liebsten, sie behauptete eine Zeit lang, ein amerikanisches U-Boot wäre mit dem ihren körperlich kollidiert. Dies ist allerdings Quatsch mit Soße; denn jeder Dreijährige weiß, was beim Bummsen von zwei Wesen passiert, ein Kondom in U-Boot-Größe wurde bisher noch nie hergestellt. Außerdem müsste die russische Regierung zugeben, dass ihre Marinefahrung in punkto Härte der amerikanischen meilenweit unterlegen wären, dieser Imageverlust wöge schlimmer als die paar gestorbenen Leute. Sprachwissenschafftler sehen in dieser Theorie auch den Ursprung für Slangbegriff „totficken“.

Zu guter Letzt gibt es da noch die Theorie, die die amerikanische Regierung zu Propagandazwecken immer wieder verbreitet. Sie behauptet steif und fest, dass die Kursk einzig und allein ein Atommüllendlager gewesen sei, der Stahl sei dazu da, dass Material abzuschirmen. Die Russen leugnen das natürlich sofort, sie argumentieren mit der hohen Vielfalt an Vegetation und Fischen. Neutrale Experten vermuten deshalb, dass der Atomüll (von Spinnern auch Reaktor genannt), durch die niedrige Temparatur nicht mehr in der Lage sind, miteinander zu reagieren.

Profiteure und Verlierer des Unterganges

Zu den größten Verlieren neben der roten Armee gehörte natürlich die russische Bestattungsindustrie, die sage und schreibe 110 zukünftige Kunden verlor, dazu auch noch Mitglieder des Militärs. Deren Begräbnisse sind meist feierlicher als die von Otto Normalsterber, so ist natürlich auch mehr daran zu verdienen. Doch dieser Gewinn ist mit abgesoffen.

Die Betreiber der Kernkraftwerke in Russland dürften sich dagegenen gefreut haben, sie haben ein sicheres und weites Feld zur Atommüllentsorgung gefunden. Greenpeace kann mit dem Argument, dass der Müll auf dem Grund des Bodens nicht strahlt, prima vom Leim gehalten werden, und auf dem Meeresgrund ist ja genug Platz...

Aber auch echte U-Boote profitieren von dieser "Katastrophe". Sie waren vollkommen unausgelastet und teilweise zum Museum verkommen, weil Russland die Wartungkosten einfach nichtmehr aufbringen konnte. Sie verdienen sich eine goldene Nase daran, verwöhnten Privatschulen oder Neureicheninternate einen "Biologie-Unterricht der ganz besonderen Sorte" zu bieten. Sie beschauen nun die 340 verschiedenen Muschelarten an der Schiffswand und die 26 Fischarten darum.

Sogar die Stahlindustrie freut sich. Dadurch, dass ein Viertel der weltweiten Ressourcen dieses Rohstoffes flöten gingen; sinkt das Angebot. Wer den Zusammenhang zwischen ebengenannten und Nachfrage kennt, weiß, dass dies die Lizenz zum Preiserhöhen ist. Ohnehin freut sich die Metallinnung, dass Kernkraftwerkbetreiber aus aller Welt nach ähnlichen Endlagerkonstruktionen nachgefragt haben.

Mediales Echo

Obgleich der Vorfall vergleichsweise wenig mediale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen vermochte, tauchte das U-Boot doch noch einige Male in ebengenannten auf, vor allem in Deutschland, was wohl daran lag, dass dort unterirdische deutsch-russische Erdölpipelines in Gefahr waren, zumindest vielleicht. Keine Katastrophe ohne Filmausschlachtung, diese erfolgte in Form des Kriegsdramas „Der Untergang“, in dem zu Steigerung der Dramatik auch Adolf Hitler nicht fehlen durfte. Aber auch einige Künstler widmeten sich dem Thema musikalisch:

  • Reise, Reise, Seemann reise, jeder tut's auf seine Weise...“ – Rammstein
  • Und jede Antwort fällt so schwer, zieht uns tiefer rein ins Meer, ich ertrink' langsam in dir“ – Die Toten Hosen
  • Ist mir scheißegal, denn ich bin Ostfriese“ – Otto Waalkes
  • Komm, wir schwimmen, raus auf's Meer“ – Die Toten Hosen
  • We all live in a broken submarine“ – Die Beatles
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