Fußballübertragung
Fußballübertragungen sind ein begehrtes Workout-Programm für junge und alte Menschen, wenn sie mal wieder sonst nichts zu tun haben.
Kommen diese von ihrem Arbeitsplatz, ihrer Schule oder Universität (oder auch nachdem sie gerade aus dem örtlichen Gefängnis ausgebrochen sind) genervt heim, wollen sie nichts lieber als sich eine kühle Flasche Bier auf den Bauch stellen und den Kommentator mit Beleidigungen gegen den Schiedsrichter niederzubrüllen.
Doch nicht nur für zuhause gibt es dieses völlig überteuerte Fitnessprogramm. Auch Bars, Fanzonen und Studentenheime dienen als willkommene Alternative, wenn man wieder einmal vergessen hat die eigene GEZ-Rechnung zu begleichen.
Auswahl der Spielbetrachtung
Wo die Leute sich so eine Übertragung reinzieht hängt natürlich von mehreren Umständen ab. Will man das alleine oder mit Freunden tun? Kennen einen die Freunde, die man nun versucht anzurufen überhaupt noch? Oder hat man zum Teil überhaupt noch eine aktuelle Nummer von ihnen? Je nachdem, können die verschiedensten Zweckgemeinschaften entstehen. Um diese zu bilden sind natürlich auch Social Networks sehr gern gesehene Partner zur Organisation. So deuten die verwendeten Pseudonyme der Benutzer oft auf die Hauptaufgabe desjenigen an diesem Abend hin. Ein Maxi Cheq Dollarking hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Spendierhosen an.
Hat der Gastgeber sein kleines, aber nicht unbedingt feines Grüppchen zusammen muss man sich Gedanken über den Ort der Spielbetrachtung machen.
- Ein Pub kann sehr gemütlich sein, wenn das Spiel eigentlich nur als Vorwand für ein richtiges Besäufnis herhalten muss.
- Zuhause ist natürlich immer schön, weil man die heimische Toilette natürlich am besten. Der Besuch dieser liegt nahe, wenn man angesichts der mangelnden Schiedsrichterleistung kübeln muss.
- Sucht man während seines Trainingsprogramms eine englische Faust im Gesicht oder französische Baguettebrösel im Haar, eignet sich die örtliche Fanmeile hervorragend als Ort für das Workout.
Die Berichterstattung
Wie bei jemandem guten Sportprogramm braucht der Anwender natürlich einen Coach, der ihn durch das Programm führt. Als dieser funktioniert in diesem Fall der Spielkommentator. Dieser fordert den Benutzer am Beginn jeder Einheit zum Aufstehen beim Gehörtest (Hymne) auf. Macht man hier nur widerwillig mit, kommen markige Sprüche wie: "Heute fehlt hier die Stimmung." oder "Da ist es ja bei mir zuhause ausgelassener!" Danach kann der begeisterte Anwender gleich einmal seine Muskeln spielen lassen. Das Öffnen der Chipstüten steht wie vom Kommentator gefordert an und könnte sich für untrainierte Gesellen erheblich schwerer als erwartet gestalten. Während der Partie kommen dann die üblichen Aufforderungen:
- Spanien spielt auf das rechte Tor. Nach rechts schauen, sofort!
- TOR! TOR! TOOOOOR! Heben Sie Ihre Arme! Und jetzt tanzen, tanzen. Drama, Baby, Drama!
- Sofort aufstehen, zum Fernseher laufen, auf den Schiri zeigen und laut Du Flasche! rufen.
- Jetzt noch schnell das Bier austrinken. Sicher auf Ex!
Die Halbzeitpause wird dann auch als Trainingspause genutzt, je nach dem wie viel Elektrolytbier man schon intus hat sucht man für gewöhnlich dann das stille Örtchen auf. Vielleicht muss sogar das Sportgewand gewechselt werden, wenn man schon zu viel von dem Energybier beim Training vergossen hat.
Nach der Pause geht in der selben Art und Weise weiter, auch wenn das eigene Brüllen und das Schreien des Kommentators gegen Ende hin ob der vermeintlichen Unfähigkeit des Trainers, Torwarts oder sonst wen immer lauter wird. So wird am Ende wild gestikuliert und trainiert wie nie zu vor. Auch eine obligatorische Schlägerei mit einem gegnerischen Teilnehmer des Trainings kann nicht ausgeschloßen werden.
Das Danach
Nach so einem Trainingsprogramm sollte immer zu erst eine Regenerationszeit von mindestens 72 Stunden eingeplant werden. Insofern können Weltmeisterschaften und Europameisterschaften für einen passionierten Sportler ein ernsthaftes Problem darstellen, denn hier gilt es bis zu drei (!) Trainigseinheiten täglich abzuhalten. Zu wenig Sportkleidung zum Wechseln, mangelnder Energybierhaushalt und andauernde Fettfinger vom Chips vernichten sind die häufigen Folgen.
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