Beamter
Beamter (tuus nixae) | ||||||||||||
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Der Beamte (lat.: tuus nixae) entspringt – obwohl vieles darauf hindeutet – nicht einfach einer schlechten Laune der Natur. Wer geneigt ist, Beamte als Irrweg der Evolution zu betrachten, vergisst, dass es sich um eine gezielte Züchtung handelt, bei der Opportunisten, paranoide Sicherheitsfanatiker und Märchenerzähler mit Hinterwäldlern gekreuzt wurden. Durch eine klitzekleine Unachtsamkeit gerieten einige Schnecken und mindestens ein Hornochse mit in den Gen-Pool.
Somit hat der gemeine Beamte (lat.: tuus nixae brutalis) kaum noch etwas mit der Gattung homo zu tun und wird folgerichtig in die Unterordnung der Fünf-Finger-Faultiere und die Unordnung der Siebenschläfer eingeordnet. Beamte sind hauptsächlich in Behörden (von vorbabylonisch Behöhlung) anzutreffen und bilden dort selbstständig hierarchische Strukturen, vergleichbar mit einem Haufen toter Ameisen.
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Inhaltsverzeichnis
Wortherkunft
Der etymologische Ursprung des zusammengesetzten Hauptwortes Beamter, geht auf die Wörter „Be“lastung und „Amt“ zurück. Hiernach ist ein Beamter ein „mit seinem Amt Belasteter“. Beamte werden umgangssprachlich auch als Büttel der Politik bezeichnet, sie selbst nennen das Loyalität. Die Selbstwahrnehmung des Beamten mutet insgesamt etwas verzerrt an: Immer wieder vernimmt man Begriffe wie Überlastung und Unterbezahlung.
Zudem ist das Wort „Beamte“ nicht nur nicht die weibliche Form von „Beamter“ sondern ein weiblicher Vorname mit einem m zu viel und die Vergangenheitsform von Beamen, wobei durch einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum dem Erfinder des Beamens ein Backstein auf den Kopf fiel und er kurzeitig der Fähigkeit zur Kleinschreibung beraubt wurde.
Geschichte
Die Züchtung des Beamten begann im Alten Ägypten, wurde im Alten Rom weiterentwickelt, im Alten Griechenland perfektioniert und im Mittelalter verlernt. So kam es, dass die bis dahin gezüchteten Exemplare verwilderten und in Vergessenheit gerieten.
Nach ihrer Wiederentdeckung durch preußische Wissenschaftler im Jahre 1881 und der darauf folgenden entomologischen Fehleinstufung als Nützlinge begann man sofort mit dem Versuch, Beamte zu domestizieren und gewinnbringend für die Volkswirtschaft einzusetzen. Im Lauf des folgenden Jahrhunderts wurde jedoch erschreckend deutlich, dass keins dieser Projekte erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Die Forschungen wurden durch die ausgedehnten Schlafzyklen der Spezies und die Dominanz einiger schneckentypischer Gene extrem verzögert, so dass die meisten Ergebnisse bis heute auf sich warten lassen.
Im Jahre 1994 versuchten Wissenschaftler und Politiker in einem Wiederauswilderungsverfahren, die noch in den Domestizierungsprojekten festsitzenden ca. 1,7 Mrd. Beamten in Deutschland in die freie Natur auszusiedeln. Leider waren zu diesem Zeitpunkt bereits der Beitritt zur EU und die Deutsche Einheit vollzogen, so dass die von der ostdeutschen Chemieindustrie schwer geschädigte Bitterfelder Bürgerinitiative „Rettet den gemeinen Beamten“ Zugang zum Europäischen Gerichtshof bekam. In einem Eilverfahren mit skandalträchtigem Urteil stoppte das Gericht die Auswilderung der Beamten und verdonnerte Deutschland zum wirtschaftlichen Bankrott.
Alle Beamten mussten weiter auf Staatskosten in ihren Behörden untergebracht und angemessen versorgt werden. Zudem wurde ein Beamtenschutzgesetz erlassen, das ausgedehnte Ruhezeiten, weitgehende Autonomie vor dem Gesetz und diverse Übergriffsmöglichkeiten auf den Normalbürger garantiert. Durch diese Maßnahmen wurde die Staatskasse etwas belastet, so dass bereits Mitte 1994 die in den Jahren zuvor durch Ausbeutung der Ossis erwirtschafteten Gewinne aufgebraucht waren. Im Zuge der daraufhin eingeleiteten Sparmaßnahmen musste eine für 2008 geplante dreifache Diätenerhöhung des Bundestages auf eine zweifache herabgestuft werden. Weiterhin, so urteilte das Gericht, sind Beamte im Zuge der artgerechten Haltung ausschließlich mit leichten Verwaltungsaufgaben zu betrauen. Ihnen ist jedoch glaubhaft zu vermitteln, dass es sich dabei um die wichtigsten Arbeiten der Welt handelt.
Vorkommen
Beamte sind in nahezu jeder derzeit existierenden Gesellschaftsform aktiv, wobei der Begriff aktiv hier im weiteren Sinne und stets unter Einhaltung des Dienstweges zu verstehen ist. Man könnte meinen, deren weltweite Verbreitung sei ein Indiz für den Erfolg dieser Spezies – wenn nicht die Begriffe „Beamter“ und „Erfolg“ in einem Satz verdächtig nach Paradoxon klängen. Oder heißt es in diesem Fall klüngelten?
Je nach Staatssystem werden bei Beamten unterschiedliche Eigenschaften bevorzugt. So wird in militaristisch-diktatorischen Systemen unbedingt ein gewisser Grad an Brutalität und Kaltschnäuzigkeit erwartet, während in westlich orientierten Gesellschaften der Opportunismus neben der Ignoranz oberste Priorität hat.
Deutschland
Der deutsche Beamte ist ein rundum vorbildlicher Vertreter seiner Gattung: Er hat sich – gesetzlich festgeschrieben – „mit voller Hingabe bzw. vollem persönlichen Einsatz seinem Beruf zu widmen“. Pflichtgemäß gibt er sich allen ihm anvertrauten Aufgaben mit absoluter Perfektion hin. (Ob er sie auch erledigt, steht hier nicht zu Diskussion.)
Der deutsche Staatsdiener kann im Gegensatz zu anderen auf eine lange, erfahrungsreiche Tradition zurückblicken: Er hat in allen bisherigen Staatsformen, vom Kaiserreich bis zum Real-Sozialismus, seinem Ruf alle Ehre gemacht und wurde nur allzu gerne mitsamt seinem Amt von der einen Gesellschaftsform in die jeweils folgende übernommen. Wie kein anderer bewahrte er die jeweils Machthabenden davor, sich selbst die Hände zu beschmutzen.
Bisweilen tritt selbst bei deutschen Beamten ein gewisser Hang zu Amtsmissbrauch und Korruption zu Tage. Als Rechtfertigung wird üblicherweise „Unterbezahlung“ angeführt. Dabei ist zu beachten, dass tatsächlich nahezu alle Überführten auf Stellen mit Entscheidungsbefugnis sitzen und nun wirklich nicht davon auszugehen ist, dass diese Stellen über die Maßen dotiert sind.
Deutsche Beamte gibt es so viele, dass es sinnvoll ist, sie irgendwie einzuteilen, um den Überblick zu behalten. Die Meister im Klassifizieren, die Biologen, unterscheiden je nach Dienstherr zwischen dem Bundesbeamten (tuus nixae multicolori), dem Landesbeamten (tuus nixae terriblilae) und dem Kommunalbeamenten (tuus nixae communalis).
Bund
Bundesbeamte zeichnen sich durch eine unerklärliche Arroganz aus, die sonst nur bei Anwälten und Medizinern zu beobachten ist. Sie erhalten bei gleicher Eingruppierung deutlich weniger Geld als ihre Vettern bei den Ländern und Kommunen. Dafür haben sie oft aber auch etwas weniger Zeit zum Schlafen und für das berühmte Beamtenmikado. Besondere Erwähnung finden sollte die kürzlich vom Bundesverfassungsgericht gewürdigte Festsetzung der Hartz-IV-Kinderregelsätze durch Ministerialbeamte, die mangels gesicherter Daten zum Verbrauchsverhalten von Kindern kurzerhand die Körpergröße einiger Ministerialbeamtenkinder bestimmten und so zu den bekannten Prozentzahlen gelangten.
Länder
Neben den unbedeutenderen Ministerialbeamten finden sich hier die Polizeibeamten. Sie sind eine sehr spezielle Untergattung, die mangelnde Lese- und Schreibkenntnisse durch vorbildlichen körperlichen Einsatz wettmacht. Aktuellen Dokumentationen im deutschen Primatfernsehen zufolge sprechen Polizeibeamte vorzugsweise sächsisch und bestechen durch ihre ausgesprochene Praxisorientierung. Ersteres scheint sich vom südlichen Osten der Republik unaufhaltsam zu verbreiten; Letzteres war schon immer und überall so. Trotzdem bedarf diese Spezies unserer besonderen Aufmerksamkeit und Fürsorge.
Kommunen
Die Kommunalbeamten sind definitiv die Schlauesten aus den drei genannten Gruppen: Zwar dürfen sie sich die Ohrfeigen von den Bürgern am unmittelbarsten abholen, können sich dafür aber auch auf dem schnellsten und direktesten Wege rächen. Unter den grimmig dreinblickenden Kommunalbeamten soll es vereinzelt auch freundliche Exemplare geben; diese sind im Kollegenkreis jedoch selten beliebt, werden regelmäßig gemobbt und, als letzte erzieherische Maßnahme, in Einzelbüros gesperrt.
Deutsche Artenvielfalt
In Deutschland sind derart viele Arten und Un(ter)arten heimisch, dass es völlig verantwortungslos wäre, sie hier alle aufzulisten. Daher sollen an dieser Stelle nur wenige Vertreter exemplarisch aufgeführt werden:
- Der Bauverhinderungsbeamter – muss sich ein dickes Fell zulegen, um nicht nachzugeben.
- Der Umweltbeamte – beschäftigt sich mit der zweckmäßigen Zählung und Katalogisierung von Greifvogelnestern, Hamsterbauten, Blattläusen und weiterem Ungeziefer.
- Der Finanzbeamte – finanziert vor allem sich selber und andere Steuerschmarotzer. Eine ausschließlich in der Schweiz beheimatete Unterart ist der Gebührensack.
- Der Steuerstasibeamte der sogenannten „Steuerfahndung“ – seine Lieblingstätigkeit ist es, heimlich das Geld anderer Leute nachzuzählen.
- Der Vollstreckungsbeamte – ist eine Rückfallposition, falls der Finanzbeamte und der Steuerstasibeamte die Kohle nicht eintreiben können.
- Der Grünflächenamtsbeamte – lässt Parkflächen betonieren und grün anstreichen.
- Der Verwaltungsbeamte – verwaltet die Beamten und wenn dann noch Zeit ist, verbeamtet er die Verwaltungen. Zwischendurch reicht er aber auch ein wenig Gebäck.
- Der Gründer – zieht durch intensive Grundlagenuntersuchungen Verwaltungsvorgänge in die Länge. Er ist Vorgesetzter der Verhinderungsbeamten.
Die mit Abstand am häufigsten vorkommende Unterart ist jedoch die des 0815-Beamten; die Bezeichnung ist selbsterklärend:
- null Ahnung
- acht Stunden Büroschlaf pro Arbeitstag
- Besoldungsgruppe A15 mit Leistungszuschlag
Ausland
Frankreich
Der französische Beamte ist ein durch und durch durchschnittlicher Vertreter seiner Art. Auch er unterstützt seinen Herren wo er nur kann – nur manchmal erkennt er eben nicht, wem er dienen soll. Ansonsten ist er sehr formbar und nach etwas Einarbeitung auch in anderen Staaten und/oder Gesellschaftsformen einsetzbar. Daneben gelingt es ihm noch besser als seinen mitteleuropäischen Kollegen, viel Zeit für wenig Arbeit zu benötigen. Auch sein Hang zur Korruption könnte als vorbildlich gelten, wenn er nicht vom Italiener übertroffen würde.
Großbritannien
Der britische Beamte ist wie der Franzose ein gemäßigter Vertreter seiner Gattung, der durch optimal umgesetzte Willenlosigkeit glänzt. Zudem gilt der britische Beamte als besonders weitsichtig: In letzter Zeit wurden etliche Exemplare bei der Befestigung von Kameras in öffentlichen Bereichen beobachtet.
USA
Dem amerikanischen Beamten als Diener der Weltmacht ist der deutsche Ursprung deutlich anzumerken. So konnte er sich insbesondere als Kommunistenverfolger und Phantast (pöhze Achse) beweisen. Es bleibt anzumerken, dass amerikanische Beamte an sich recht rar gesät sind, was sicher aus der fehlenden Notwendigkeit im Hinblick auf die überaus patriotische Bevölkerung resultiert.
Griechenland
Griechische Beamte sind besonders zahlreich, denn der mit Abstand größte Arbeitgeber in Griechenland ist der Staat. Schon im Kindesalter haben die Griechen feste Vorstellungen von ihrer Zukunft: Sie wollen später entweder Otto Rehhagel oder Beamter werden (wobei der Beruf des Feuerwehrbeamten aufgrund der hohen Belastung durch alljährliche Brandkatastrophen eher unbeliebt ist). Griechische Beamte sind äußerst streitbar; wer sich mit ihnen anlegt, sollte gut gepanzert sein. Da sie das Streikrecht besitzen, ist ihre Macht nicht zu unterschätzen. Bestimmte Reizwörter wie „Gehaltskürzungen“, „Einschnitte“, „Sparmaßnahmen“ und dergleichen sind in ihrer Hörweite unbedingt zu vermeiden; sie führen unweigerlich zu Anschlägen auf Banken, öffentliche Gebäude und das griechische Bruttosozialprodukt.
Allgemeine Merkmale
Äußerlich erkennt man den Beamten auf Anhieb an seiner Kleidung, die einen sehr eigenen Geschmack und einen leichten Hang zum Konservativen verrät. Deutschsprachige Exemplare warten zuweilen mit Lederblouson, Vokuhila und speiseberesteten Pornobalken sowie garantiert unpassender, meist auffällig bunter Brille auf. Der französische Vertreter ist am schlecht sitzenden Anzug und am ewig schlechtlaunigen Gesicht zu erkennen, während der englische Beamte schon von weitem an seinem kleinkarierten Äußeren (nicht nur, sondern auch) auszumachen ist. Unter den gemeinen Beamten gilt zudem ein unübersehbarer Bauchansatz als zeitlos modern.
Von Zeit zu Zeit werden in dschungelartiger Umgebung noch grau behaarte, sogenannte Alt-68er gesichtet, die sich mit politisch fragwürdigen Palästinenser-Tüchern schmücken, während sie unschuldige Menschlein zu Spitzenplätzen in der Pisa-Statistik antreiben. Diese Unterart ist immer seltener in freier Natur zu bewundern, da sie es vorzieht, in ihren nun nicht mehr steuerlich absetzbaren, von Zigarettenqualm geschwängerten „Arbeitszimmern“ hinter linksphilosophischen Büchern dahinzuvegetieren und von den guten, alten revolutionären Zeiten im Kreise der Genossen zu träumen.
Die charakterlichen Merkmale des Beamten werden durch seinen eingangs beschriebenen genetischen Ursprung bestimmt, wobei durchaus der eine oder andere Schwerpunkt überwiegen kann. Auch eine nahezu vollständige Gesichtslosigkeit kann auftreten, was als Ausdruck vollkommener Entwicklung gilt. Zudem bietet es den unabweislichen Vorteil der uneingeschränkten Austauschbarkeit – selbst gegen einen Betonklotz.
Sprache
Bei keiner Sprache der Welt wurden so große Diskrepanzen zwischen der Laut- und der Schriftsprache aufgedeckt wie bei der Sprache der Beamten. Mündliche Äußerungen und schriftliche Darlegungen unterscheiden sich so grundsätzlich, dass es schwer fällt, sie ein und derselben Spezies zuzuordnen. Die einzige Gemeinsamkeit besteht darin, dass beide gleichermaßen rätselhaft erschienen.
Lautsprache
Bis ca. 2003 nahm man fälschlicherweise an, dass der Beamte mit Worten der menschlichen Sprache kommuniziert. Eine Analyse von etwa 2.6 Millionen Beamtengesprächen auf einem rumänischen Supercomputer brachte allerdings zutage, dass es sich bei der „Sprache“ der Beamten lediglich um einzelne Wörter und Wortfetzen handelt, die sie wohl bei Menschen aufgeschnappt haben und wahllos aneinanderreihen. Einige Wörter und Wortkombinationen werden dabei gegenüber anderen offenbar stark bevorzugt:
- "Das haben wir schon immer so gemacht"
- "Das haben wir noch nie so gemacht"
- "Das kann ich nicht machen!"
- "Da könnte ja jeder kommen"
- "Wo kämen wir denn hin, wenn das alle so machen würden?..."
- "Dafür bin ich/sind wir nicht zuständig"
- "Da sind Sie bei mir falsch"
- "Mittagspause!"
Am 25. Mai. 2008 überraschte ein Schweizer Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Joseph Bobo mit der Meldung, dass die Schnarchgeräusche einiger deutscher Beamter rhythmische Muster aufwiesen. Ob es sich dabei um eine Art Kommunikation handelt, ist noch nicht sicher. Bobo soll jedoch einige Phrasen wie „Es gibt eine Party!“ oder „Überall ist Liebe!“ herausinterpretiert haben und dokumentierte diese gemeinsam mit seinem Team aus jungen Forschern in englischer Sprache und mit musikalischer Untermalung in diversen mehrminütigen Videos. Dr. Bobo ließ verlauten, dass diese in den nächsten Wochen auf den Forschungssendern VIVA und MTV sowie beim Erotikanbieter youtube veröffentlicht werden.
Schriftsprache
Die Schriftsprache des Beamten ist im Laufe der Jahrtausende seiner Existenz zu unglaublicher Unlesbarkeit perfektioniert worden. Zunächst hielt man die von Beamten angefertigten Schriften – analog zu ihren mündlichen Äußerungen – für eine zufällige Aneinanderreihung von Textpassagen aus diversen Gesetzestexten, die den Beamten nach EU-Richtlinie 0815/1337 zur Verfügung gestellt werden müssen. Damit lag man jedoch grundlegend falsch. Der Orden der DIN 5008 setzt sich zwar mit Leib und Seele für ihre Religion eine Einführung der Normen durch, aber auch diese Beamtengruppe kommt nicht wirklich voran.
Das gemeine Volk gewöhnte sich recht schnell an so einfache Begriffe wie Bundesgesetzgebungsverfahrensbevollmächtigter, Salmonellenausscheider oder Bundesbanknotenausgabealtersbeschränkungsverordnung und erkannte zuweilen auch einen gewissen Sinnzusammenhang aus dem jeweiligen Kontext. Weitaus schwieriger ist es, den Satzbau zu durchschauen und bis zum Ende eines Satzes nicht zu vergessen, wie er angefangen hat. Die wohl talentiertesten Künstler für die Kreation endloser Schachtelsätze finden sich im Finanzbereich der Staatsmaschine. Dort werden Satzkonstrukte angefertigt, die selbst den erfahrensten Linguisten in tiefe Depressionen stürzen. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Jüngsten Vorschlägen aus dem Amt zur Erhaltung der Bürokratiesprache, fachkundige Übersetzer der juristischen und pseudojuristischen Behördensprache auszubilden und in diversen Ämtern einzusetzen, wurde aus Kostengründen rasch eine Absage erteilt.
Ernährung
Beamte ernähren sich hauptsächlich von koffeinhaltigen Heißgetränken, einige Exemplare auch durch das Einatmen nikotingesättigten Rauches. Ihre energieeffiziente Lebensweise erlaubt es ihnen, aus den Beimischungen der Heißgetränke (kondensierte Kuhmilch, raffinierter Zucker und Tabakkrümel) ausreichend Energie zum Sitzen zu gewinnen.
Viele Kaffee-Erzeugerländer beschweren sich seit Jahren, dass der Bedarf deutscher Beamter an Koffein nicht mehr zu decken ist. Teilweise sehen sie sich gezwungen, Kinder zur Arbeit auf den Plantagen zwangszuverpflichten, um die enormen Mengen an Kaffeebohnen zu ernten, zu rösten, in Säcke zu füllen und zu verschiffen.
Fortpflanzung
Beamte sind nicht fortpflanzungsfähig, vermehren sich aber trotzdem. Ersteres liegt zum einen an der passiven Lebensweise, zum andern am Fehlen jeglichen Balzverhaltens. Um die Nachkommenschaft zu sichern, werden neue Exemplare aus der arbeitsfähigen Bevölkerung rekrutiert und nach neuesten wissenschaftlichen Methoden genetisch modifiziert. Mindestvoraussetzungen für den Beamtenanwärterstatus sind die Anlage zum Opportunismus, ein überhöhtes Sicherheitsbewusstsein sowie der Nachweis mindestens eines Preußen in der Ahnenkette (Bayern werden Politiker).
Dass bei dieser Praktik die Arbeitsmoral etwas leidet, nimmt man in Kauf. Ein größeres Problem stellt die hohe Verlustquote dar: Bei 51 % der Beamtenanwärter bewirkt die Gentherapie eine totale Sitzunfähigkeit und beraubt sie damit der wichtigsten Voraussetzung für ein qualifiziertes Beamtendasein. Die entstehende Lücke schließt man kurzerhand dadurch, dass man bewährte Beamte klont. An sogenannten Verwaltungsschulen werden sie auf ihre Dienstzeit vorbereitet; Weiterschulungen finden im Beamtenstaat statt.
Wissenswertes
Beamten sind die Träger der Nation, einer träger als der andere!
Wenn man einem Beamten begegnet oder – im äußerst ungünstigen Fall – sogar auf sein Mitwirken angewiesen ist, ist es von Vorteil, gewisse Verhaltensregeln zu befolgen:
- Immer untertänig und verständnisvoll dreinblicken.
- Keinesfalls anmosern.
- Keine abfälligen Bemerkungen fallenlassen; Begriffe wie „Steuerschmarotzer“ oder „Dienstaufsichtsbeschwerde“ unbedingt vermeiden.
- Am besten: Nicht stören!
- Im Begegnungsverkehr dienstlicher Flure fragen Sie höflichst : „Können Sie auch nicht schlafen?“
Hin und wieder kommt es vor, dass Beamte ihre eigene Rente verschlafen. Im Übrigen wurde im Rahmen von langjährigen Untersuchungen festgestellt, dass Beamte nicht tanzen können. Es wurde bisher keine Kapelle gefunden, die so langsam musizieren kann.
Weitgehend unbekannt, weil auch weitgehend uninteressant, ist ein Ereignis, das alle sechs Jahre in Athen stattfindet: die Beamtenolympiade. Ausscheidungskämpfe finden in folgenden Disziplinen statt:
- Eulen in die Stadt tragen
- Moderner Vierkampf: Stempeln, Tackern, Lochen, Abheften
- Origami
- Kaffee-Wetttrinken
- Dauerschlafen mit und ohne Schnarchen
- Beamtenmikado