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Die Jungfrau von New Orleans

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Wo gehts'n jetzt lang? Dieser Artikel behandelt die berüchtigte Hure und Astrologin von New Orleans, wer jedoch die französische Nationalheldin und Märtyrerin Johanna von Orléans gesucht hat, wird hier fündig
Auf dem Mississippi trieben sich zu dieser Zeit zwielichtige Gestalten jeder Art herum, von denen Joan manchen Kartentrick und auch üblere Gemeinheiten lernen konnte.

Joan Dark, * 31. August 1812 in St. Louis, † 30. Mai 1831 in New Orleans, bekannt als Die Jungfrau von New Orleans, war eine berühmte Astrologin und Prostituierte.

Anfänge

Joan Dark litt bereits als Kind unter Visionen. Wie man heute weiß, sollte man zum Arzt gehen, wenn man von Visionen heimgesucht wird, aber diese Tatsache war im 19. Jahrhundert noch weitgehend unbekannt, außerdem stammte Joan vermutlich aus ärmlichen Verhältnissen und hätte sich keine gründliche Psychotherapie leisten können. Im Jahr 1828 ist ihr erstes Auftreten in der Stadt New Orleans urkundlich belegt. Sie verdiente sich zu dieser Zeit ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Horoskopen, mit Handlesen, Kartenlegen und Wahrsagerei. Meist fuhr sie als blinde Passagierin auf Mississippidampfern mit, brachte leichtgläubige Reisende um ihr Kleingeld und sprang irgendwann wieder über Bord, wenn ihr die Planken unter den Füßen zu heiß wurden.

In ihrem Tagebuch schrieb Joan später: Zu dieser Zeit gab es im Osten von New Orleans ein Haus, das poetisch als "Haus der aufgehenden Sonne" bezeichnet wurde, tatsächlich aber schon manchem armem Mädchen zum Verhängnis geworden war, und so auch mir. Hätte ich auf meine Mutter gehört, wäre ich zu Hause in Sicherheit geblieben und hätte mich nicht, jung und naiv wie ich war, vom rechten Wege abbringen lassen. Sagt meiner kleinen Schwester, sie soll sich vom Haus der aufgehenden Sonne fernhalten. Meine Mutter war eine Schneiderin und fertigte die damals neuartigen Blue Jeans an. Mein erster fester Freund war ein Spieler und Säufer aus New Orleans. Alles, was ein Säufer damals brauchte, waren ein oder zwei Koffer, denn er fand ohnehin nur durch das Saufen zu einer gewissen Form von Zufriedenheit. Er füllte seine Gläser bis zum Rand und reichte sie herum. Nur dadurch, und durch rastloses Trampen von einer Stadt zur nächsten, fand er Freude am Leben. Immer einen Fuß auf dem Bahnsteig und den anderen auf einem Zug. Da ging ich doch lieber nach New Orleans zurück und lebte wie eine Gefangene im Haus der aufgehenden Sonne. Mein Rennen war sowieso fast gelaufen. Ich würde den Rest meines Lebens unter der aufgehenden Sonne verbringen.

Spätestens ab 1829 war Joan nur noch im Haus der aufgehenden Sonne als Prostituierte tätig. Am 1. Januar 1829 wurde dort, wie damals üblich, ihre Jungfräulichkeit meistbietend versteigert. Später erklärte sie, man könne ihr die Jungfräulichkeit gar nicht nehmen, da sie im Sternbild Jungfrau geboren sei. Die Bordellbesitzer griffen diesen Gedanken schnell auf und versteigerten ihre Jungfräulichkeit danach noch mindestens elfmal.

Das Haus der aufgehenden Sonne steht heute noch. Es beherbergt ein Museum für Kinderprostitution, Mädchen- und Baumwollhandel.

Karriere

Schnell erkannte sie, dass sie nur Erfolg haben konnte, wenn sie ihren männlichen Kundenkreis zu fesseln verstand. So trat sie ihren Freiern zum Beispiel gern im Kettenhemd entgegen, was viele als besonders herausfordernde Symbolisierung ihrer Jungfräulichkeit empfanden. Ihre Freier, zu denen so berühmte Männer wie Heinrich Heine, der junge Abraham Lincoln, James Buchanan oder Charles Darwin gehörten, beschrieben sie als charismatisch und bestimmend. Neben den eigentlichen sexuellen Dienstleistungen ging sie dazu über, den Männern auch Horoskope zu stellen oder ihr weiteres Schicksal zu prophezeien. Zum Beispiel erklärte sie dem verunsicherten Abraham Lincoln, er könne ruhig weiter mit minderjährigen Prostituierten herummachen, aber bei einem Theaterbesuch müsse er sich vorsehen. Darwin gegenüber behauptete sie, der Erzengel Michael sei ihr in einer Vision erschienen und habe verkündet, dass Gott es gar nicht gerne sähe, wenn jemand in alten Knochen herumwühlt. Außerdem möge er sich gefälligst den scheußlichen Backenbart abrasieren. Letzteres sagte sie allerdings zu allen Männern, und eine vorausgehende Vision zu diesem Thema ist nicht verbürgt.

Über eine ihrer Visionen schrieb Joan in ihr Tagebuch: Ich sehe fünfzehn einsame Menschen, die ruhelos in fünfzehn Wagen sitzen. Die Wagen rollen über einen stählernen Weg von Illinois nach Süden, nach New Orleans. Drei Kutscher fahren mit, und fünfundzwanzig Säcke Post. Bei Kanakee rollen die Wagen an Häusern, Höfen und Feldern vorbei, an Städten ohne Namen, an Lagerhallen voller alter schwarzer Männer, an Flächen voller rostigem Metall. Guten Morgen, Amerika, wie geht es dir? Kennst du mich nicht, ich bin dein Kind! Ich bin ein Wagenzug, der so heißt die die Stadt New Orleans, und an einem einzigen Tag werde ich fünfhundert Meilen fahren.

In einem Wagen sitzen alte Männer und spielen Karten, ein Penny pro Punkt, keiner schreibt auf. Eine Flasche, die in einer braunen Papiertüte steckt, geht herum. Der Wagen ist wie ein Zauberteppich, so sanft rollt er dahin, und Mütter wiegen ihre Kinder dabei in den Schlaf. Es wird Nacht, der Wagenzug erreicht Memphis in Tennessee, einige Wagen bleiben hier, andere kommen hinzu. Am Morgen werden wir in New Orleans sein, wir fahren in der Dunkelheit am Mississippi entlang herunter zum Meer. Die Städte, die Menschen bleiben hinter uns zurück wie ein böser Traum. Und während ein Kutscher wieder sein Lied singt, verschwindet der Wagenzug allmählich in Schwermut.

Ich frage mich, wann es wieder richtig Sommer wird.

Ihre Prophezeiungen wurden von den meisten Männern durchaus ernst genommen, was natürlich damit zusammenhängen kann, dass nach reichlich genossenem Bourbon oder Champagner und nach ausführlichen Liebesdiensten ihre Urteilsfähigkeit etwas eingetrübt war. Der Einfluss, den sie dadurch letztlich auf Politik und Wissenschaft des 19. Jahrhunderts ausübte, ist heute gar nicht zu ermessen. Jedenfalls kamen viele von ihnen gerne wieder, um sich einmal mehr ihre Zukunft voraussagen zu lassen, oder um sie erneut zu entjungfern, oder beides.

Einer ihrer Stammfreier war ein französischstämmiger Mann, der nur der Delphin genannt wurde. Um ihn bemühte sie sich sehr und versuchte, den Delphin bei seinem Versuch zu unterstützen, das ganze Bordell selbst zu übernehmen. Das Etablissement war zu diesem Zeitpunkt in der Hand einiger britischer Geschäftsleute, die Joan schnell zu hassen begann. Als "Geschäftsführer" war ein vierschrötiger walisischer Knochenbrecher tätig, der unter dem Namen Big Easy bekannt war, ein freundlicher und stets lächelnder Riese, den man einfach mögen musste, solange er einem nicht gerade die Finger verdrehte, wegen schlechter Zahlungsmoral oder weil er gerade in Gedanken war.

Joan erklärte dem Delphin, die heilige Katrina sei ihr erschienen und habe ihr verheißen, dass sie die britischen Besitzer verteiben und den Delphin als neuen Herrn im Haus der aufgehenden Sonne einsetzen werde. Und dies gelang ihr auch, mit Hilfe eines wilden Haufens früherer oder aktueller Freier, die ihr mittlerweile zu Füßen lagen und alles für sie taten. Die Briten wurden vertrieben und der Delphin übernahm das Etablissement. Er setzte seine eigenen Zuhälter ein, alles Franzosen wie er selbst, und fing sogleich damit an, sämtliche anderen Bordelle der aufstrebenden Hafenstadt ebenfalls unter seine Kontrolle zu bringen. Hierbei wurde er von Joan und ihrer Bande von Verehrern tatkräftig unterstützt.

Puff-Impressionen aus einer späteren Verfilmung der Geschichte von Joan Dark.

Abstieg

Nachdem der Delphin die Kontrolle über das gesamte Rotlichtviertel von New Orleans übernommen hatte, verlor er das Interesse an Joan. Einige seiner Unterführer raunten ihm zu, Jungfräulichkeit sei schon länger nicht mehr so der Renner, und von den Geräuschen, die Joan immer mit ihrem schlecht geölten Kettenhemd mache, bekämen die Kunden eine Gänsehaut. Das führte schließlich dazu, dass Joan im Haus der aufgehenden Sonne auf eine Halbtagsstelle heruntergestuft wurde, und ihr kamen Gerüchte zu Ohren, sie würde demnächst an ein anderes Bordell in einer anderen Stadt verkauft werden; noch dazu eines, dass von den verhassten Briten geführt werde.

Bevor es dazu kam, wagte Joan die Flucht. Zusammen mit einer weiteren Prostituierten namens Stella, die möglicherweise ihre Schwester war, tauchte sie am Faschingsdienstag des Jahres 1830 in den Menschenmassen des Mardi Gras unter. Nach einer kleinen Odyssee landeten die beiden bei einer Gruppe von Männern, die sich als Leichte Reiter bezeichneten und Pferde mit ungewöhnlich langen Vorderbeinen ritten. Bei ihnen kam Joan in Kontakt mit Opium und anderen Drogen, wodurch sich ihre Visionen noch verstärkten. Sie zog einige Wochen mit den Reitern von Ort zu Ort und suchten bevorzugt einsame Orte wie Friedhöfe auf, um Opium zu rauchen.

Einer der letzten Einträge aus Joans Tagebuch: Ich habe einen sehr süßen Jungen kennengelernt, oben in den Wäldern bei den immergrünen Bäumen. Er wohnt in einer einfachen Holzhütte, ein richtiges Landei, und Johnny heißt er! Er kann nicht besonders gut lesen oder schreiben, aber er spielt so schön Gitarre, dass bei mir alle Glocken läuten. Oh, sei gut zu mir, Johnny ... Er trägt seine Gitarre in einem Leinensack mit sich herum, oft sitzt er an der Straße unter einem Baum, und wenn die Kutscher vorbeifahren und ihn spielen hören, dann halten sie, und alle Leute sagen nur, meine Güte, was kann der Junge spielen! Ich habe ihm vorhergesagt, eines Tages wirst du ein Mann sein und eine ganze Gruppe von Musikern um dich haben, und die Leute werden von weit her kommen, um dich spielen zu hören, bis die Sonne untergeht. Alle werden deinen Namen kennen. Und er sagte, das habe ihm schon seine Mutter so prophezeit. Oh Johnny, sei heute Nacht gut zu mir!

Ende

Um die Mitte des Jahres 1830 fand man Joan Dark leblos an einer Postkutschenstation im Stadtteil Desire auf. Ein Arzt brachte sie in eine Nervenheilanstalt. Ihre letzten klaren Worte waren "Wer Sie auch sind, ich habe mich immer auf die Freundlichkeit Fremder verlassen", so berichtete der Arzt später. Alles, was sie danach noch sagte, war unzusammenhängend und nebulös. Sie wurde an ein Bett gefesselt und von einigen Nonnen betreut, die ihre Ausbrüche von Visionen und Prophezeiungen für Besessenheit hielten. Eines Tages soll sie einen Schwarzen beschimpft haben, der draußen auf der Veranda Trompete spielte, und ihm angedroht haben, Gott werde die ganze Stadt eines fernen Tages für diese scheußliche Musik strafen und durch Sturm und Flut vernichten.

Zu diesem Artikel gibt es einen Video- und Soundtrack

Am 30. Mai 1831 kam Joan Dark bei einem Feuer, das fast die gesamte Anstalt vernichtete, ums Leben.


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