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Pilsner Urknall: Unterschied zwischen den Versionen

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| [[Charakter|Charakteristik]] || hell-urinfarben, stärker gehopft <br /><small>(der [[Laie]] und die [[Frau]]en sagen „bitter“)</small><br />bitter-feinsahniger Schaum <br /><small>(taugt zum schmucken Oberlippenbart)</small>
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| [[Pflege|Bierpflege]] || In 2 Zügen in höchstens 3 Minuten einschenken,<br /> in 3 Zügen in höchstens 2 Minuten austrinken. <br />Die optimale Trinktemperatur liegt bei rund 24 °C <br />im [[Schatten]], das Bier sollte ca. 16 °C kälter sein.
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'''''Das'' Pilsner Urknall''' ist ein [[Tschechien|tschechisches]] [[Bier]], das in [[Deutschland]] sehr beliebt ist, obwohl es von einem [[Bayer|bayerischen]] Braumeister im [[Österreich|österreichischen]] Böhmen erfunden wurde. Es gilt als das erste nach [[Pils|Pilsner Brauart]] hergestellte Bier - was nicht weiter verwunderlich ist, wenn man die Brauart nach dem [[Dorf]] benennt, in dem man gerade braut.
 
'''''Das'' Pilsner Urknall''' ist ein [[Tschechien|tschechisches]] [[Bier]], das in [[Deutschland]] sehr beliebt ist, obwohl es von einem [[Bayer|bayerischen]] Braumeister im [[Österreich|österreichischen]] Böhmen erfunden wurde. Es gilt als das erste nach [[Pils|Pilsner Brauart]] hergestellte Bier - was nicht weiter verwunderlich ist, wenn man die Brauart nach dem [[Dorf]] benennt, in dem man gerade braut.
  
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=== Geschichte ===
 
=== Geschichte ===
Die böhmische Stadt Plzeň wurde 1295 im Auftrag von König Václav II. gegründet.  Václav galt als neurotischer Herrscher, der nicht zählen konnte; regierte er doch wenige Jahre später neben Böhmen auch Polen – als  Václav I.  Nichtsdestotrotz haben ihm die Pilsener Bürger nicht nur die Gründung ihrer Stadt, sondern sehr viel mehr zu verdanken: die Erlaubnis zum Bierbrauen.
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Die böhmische Stadt Plzeň wurde 1295 im Auftrag von [[König]] Václav II. gegründet.  Václav galt als [[Neurose|neurotischer]] Herrscher, der weder lesen, schreiben, noch zählen konnte; regierte er doch wenige Jahre später auch Polen – als  Václav I.  Nichtsdestotrotz haben ihm die Pilsner [[Bürger]] nicht nur die Gründung ihrer [[Stadt]] zu verdanken, sondern sehr viel mehr: die [[Erlaubnis]] zum Bierbrauen.
  
Doch zeigte sich wie andernorts auch hier, dass es einer Sache nicht unbedingt zuträglich ist, wenn man sie darf, aber nicht beherrscht. Zwar gehörte Plzeň Mitte des [[19. Jahrhundert|vorvergangenen Jahrhunderts]] zum [[Österreich#Geschichte|königlichen Kaiserösterreich monarchischen Charakters]], doch konnte  von kaiserlicher Herrlichkeit bei dem Gesöff, das in der Stadt gebraut wurde, nicht die Rede sein. Die [[Kölsch|Qualität war dermaßen miserabel]], dass der Pilsener Magistrat in regelmäßigen Abständen verfügte, die Plörre vor dem Rathaus öffentlich auslaufen zu lassen. Um diesem unhaltbaren Zustand ein Ende zu bereiten, ergriff der Gastwirt Václav (klar!) Mischwald im Jahr 1839 die Initiative: Zusammen mit einigen Gleichgesinnten überzeugte er zunächst den Bürgermeister, indem er ihn mehrere Humpen der Pilsener Plörre  vor dem Rathaus öffentlich austrinken ließ, bestach dann die übrigen brauberechtigten Bürger mit dem [[Aktie|Angebot einer gemeinsamen Teilhaberschaft]] und setzte so den gemeinschaftlichen Bau eines modernen Brauhauses durch. Am 15. September 1839 erfolgte der erste Spitzhackenstich in malerischer Landschaft, genau dort, wo 200 Jahre zuvor der Anführer des Hodenaufstandes gegen die Obrigkeit durch den Strang hingerichtet worden war.
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Doch zeigte sich wie andernorts auch hier, dass es einer Sache nicht unbedingt zuträglich ist, wenn man sie ''darf'', aber nicht ''beherrscht''. Zwar gehörte Pilsen Mitte des [[19. Jahrhundert|vorvergangenen Jahrhunderts]] zum [[Österreich#Geschichte|königlichen Kaiserösterreich monarchischen Charakters]], doch konnte  von [[Kaiser|kaiserlicher Herrlichkeit]] bei dem Gesöff, das in der Stadt gebraut wurde, nicht die Rede sein. Die [[Kölsch|Qualität war dermaßen miserabel]], dass der Pilsener [[Magistrate|Magistrat]] in regelmäßigen Abständen verfügte, die Plörre vor dem [[Rathaus]] öffentlich auslaufen zu lassen. Um diesem unhaltbaren Zustand ein Ende zu bereiten, ergriff der [[Gastwirt]] Václav (klar!) [[Mischwald]] im Jahr 1839 die Initiative: Zusammen mit einigen Gleichgesinnten überzeugte er zunächst den [[Bürgermeister]], indem er ihn mehrere Humpen der Pilsener Plörre  vor dem Rathaus öffentlich austrinken ließ, bestach dann die übrigen brauberechtigten Bürger mit dem [[Aktie|Angebot einer gemeinsamen Teilhaberschaft]] und setzte so den gemeinschaftlichen Bau eines modernen [[Brauerei|Brauhauses]] durch. Am 15. September 1839 erfolgte der erste Spitzhackenstich in malerischer Landschaft genau dort, wo 200 Jahre zuvor der Anführer des Hodenaufstandes gehenkt worden war.
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Doch auch ein modernes Brauhaus hilft wenig, wenn man sich [[Steinzeit|uralter]] Gebräuche und [[Mittelalter|mittelalterlicher]] Methoden bedient. In Pilsen wurde bis dato obergäriges Bier gebraut – das war zwar einfach, galt aber schon damals als geschmacklos. Zu jener Zeit war [[Bayern]] zwar schon bayerisch, aber trotzdem noch hip, und so verpflichtete man kurzerhand einen bayerischen Braumeister, der wusste, wie man anständiges, sprich: ''untergäriges'' Bier braut. Der 29-jährige  <s> Václav</s> Josef Groll aus Vilshofen braute am 5. Oktober 1842 den ersten Sud nach Pilsner Brauart. Um seine „preußische Kreation“ vom bayerischen Sumpf optisch abzuheben, verwendete er statt des damals gebräuchlichen dunklen Malzes ein sehr helles, das dem Pilsener Urknall bis heute seine typische ur<s>in</s>ige Farbe verleiht. Um [[Unterhopfung]] vorzubeugen, gab er dem Sud eine reichliche Portion des heimischen [[Hanf|Hanfgewächses]] zu.
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Am 11. November 1842 wurde das erste Pilsner Urknall öffentlich ausgeschenkt. Zu Ruhm und Ehre kam das Pilsener Bier in Deutschland zuerst in Preußen. Erst viele Jahrzehnte später zogen die Bayern zögernd nach.
  
 
=== Eigenheiten ===
 
=== Eigenheiten ===
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== Pilsner Urknall, ''der'' ==
 
== Pilsner Urknall, ''der'' ==
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[[Datei:Urknallglas.jpg|thumb|left|200px|Achtung Tschechien-Reisende: Impfung gegen Knalltrauma dringend empfohlen!]]
 
'''''Der'' Pilsner Urknall''' lässt sich auf vielerlei verschiedene Weise herbeiführen. Die einfachste und beliebteste Methode besteht darin, oben beschriebenes [[Getränk]] kubikliterweise zu verabreichen - entweder sich selbst oder seinem Gegenüber - und die [[Wirkung]] abzuwarten. Diese tritt spätestens nach der drölften Flasche, dem 37. [[Glas]] oder dem einzweidrittelten [[Fass]] ein. Aus der klaren Sache wird so eine trübe Wahrnehmung, begleitet von mitleiderrregenden Zungenspastiken und offensichtlicher Bewegungslegasthenie. Diesen eher harmlosen [[Symptom]]en folgt mit einiger Verzögerung, aber umso stärkerer [[Wucht]] der eigentliche Pilsner Urknall: ein grelldumpfer, nachhaltiger [[Schmerz]] in der Region, wo sich zuvor noch das [[Hirn]] befand. In schweren Fällen wird das Ganze zum [[Trauma|traumatischen Erlebnis]] – daher der Begriff  ''[[Kammermusik|Knalltrauma]]''.
 
'''''Der'' Pilsner Urknall''' lässt sich auf vielerlei verschiedene Weise herbeiführen. Die einfachste und beliebteste Methode besteht darin, oben beschriebenes [[Getränk]] kubikliterweise zu verabreichen - entweder sich selbst oder seinem Gegenüber - und die [[Wirkung]] abzuwarten. Diese tritt spätestens nach der drölften Flasche, dem 37. [[Glas]] oder dem einzweidrittelten [[Fass]] ein. Aus der klaren Sache wird so eine trübe Wahrnehmung, begleitet von mitleiderrregenden Zungenspastiken und offensichtlicher Bewegungslegasthenie. Diesen eher harmlosen [[Symptom]]en folgt mit einiger Verzögerung, aber umso stärkerer [[Wucht]] der eigentliche Pilsner Urknall: ein grelldumpfer, nachhaltiger [[Schmerz]] in der Region, wo sich zuvor noch das [[Hirn]] befand. In schweren Fällen wird das Ganze zum [[Trauma|traumatischen Erlebnis]] – daher der Begriff  ''[[Kammermusik|Knalltrauma]]''.
[[Datei:Urknallglas.jpg|thumb|left|200px|Achtung Tschechien-Reisende: Impfung gegen Knalltrauma dringend empfohlen!]]
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Die zweite – oft praktizierte, doch weniger effektvolle – [[Technik]] setzt eine verkronkorkte Flasche, einen [[Penis|festen Gegenstand]] und die Kenntnis des [[Hebelgesetz]]es voraus. Das Resultat ist je nach [[Trottel|Geschick]] des Hebelnden ein Pilsner Urknällchen, ein appetitanregendes „Plopp“ oder ein ausdruckschwaches „Pffft“.
 
Die zweite – oft praktizierte, doch weniger effektvolle – [[Technik]] setzt eine verkronkorkte Flasche, einen [[Penis|festen Gegenstand]] und die Kenntnis des [[Hebelgesetz]]es voraus. Das Resultat ist je nach [[Trottel|Geschick]] des Hebelnden ein Pilsner Urknällchen, ein appetitanregendes „Plopp“ oder ein ausdruckschwaches „Pffft“.
  
 
Eine weitere [[Möglichkeit]], einen Pilsner Urknall herbeizuführen, erfordert eine Flasche, einen festen Gegenstand, ''keine'' Kenntnis des Hebelgesetztes, dafür aber [[Schwung]]. Je nach Wahl des festen Gegen<s>übers</s>stands sind bei Anwendung dieser Methode eine schnelle [[Reaktion]] sowie eine gewisse [[Rennkamel|Sprintstärke]] von [[Vorteil]].
 
Eine weitere [[Möglichkeit]], einen Pilsner Urknall herbeizuführen, erfordert eine Flasche, einen festen Gegenstand, ''keine'' Kenntnis des Hebelgesetztes, dafür aber [[Schwung]]. Je nach Wahl des festen Gegen<s>übers</s>stands sind bei Anwendung dieser Methode eine schnelle [[Reaktion]] sowie eine gewisse [[Rennkamel|Sprintstärke]] von [[Vorteil]].
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== Trivia ==
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* Aufgrund eines seltsamen Abkommens mit der [[Tschechien#Österreich-Ungarische Eroberung|Tschechoslowakei]] (sic!) dürfen die [[Schweizer]] ein Bier nicht „Pilsner“ nennen. Einfallsreich, wie das Bergvolk nun mal ist, kreierte es stattdessen die werbewirksame Bezeichnung „Spezialbier“.  Im Gegenzug nennen die Tschechen ihren Emmentaler nicht „Emmentaler“, sondern „Käse“.
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*  Die korrekt Aussprache des tschechischen Städtenamens „Plzeň“ klingt so ähnlich wie der Laut, der beim antiperistaltischen Entweichen überschüssigen CO<sub>2</sub>s aus dem Magen entsteht.
  
 
[[Kategorie:Alkohol]]
 
[[Kategorie:Alkohol]]

Version vom 13. Februar 2013, 00:15 Uhr

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Pilsner Urknall, das oder wahlweise der, je nachdem, ob die Ursache des letzteren oder die Wirkung des ersteren gemeint ist.

Pilsner Urknall, das

Pilsner Urknall

Urknall-Schriftzug.jpg

Plzeňský Prazdroj, Od Roku 1842
Biergattung Vollbier (im Gegensatz zum Leerbier, das es nicht gibt,
weil das zu frustrierend wäre)
Bierart Untergärig, Pils
Stammwürze 11,99 %
Alkoholgehalt 4,4 Vol.-%
Brauprozess Laaaanngsaaame Gäääruuung bei niedrigen
Temperaturen, vorzugsweise in Höhlen oder Kellern
Charakteristik hell-urinfarben, stärker gehopft
(der Laie und die Frauen sagen „bitter“)
bitter-feinsahniger Schaum
(taugt zum schmucken Oberlippenbart)
Verbreitung In einigen böhmischen Dörfern
und in der gesamten Bundesrepublik
Bierpflege In 2 Zügen in höchstens 3 Minuten einschenken,
in 3 Zügen in höchstens 2 Minuten austrinken.
Die optimale Trinktemperatur liegt bei rund 24 °C
im Schatten, das Bier sollte ca. 16 °C kälter sein.

Das Pilsner Urknall ist ein tschechisches Bier, das in Deutschland sehr beliebt ist, obwohl es von einem bayerischen Braumeister im österreichischen Böhmen erfunden wurde. Es gilt als das erste nach Pilsner Brauart hergestellte Bier - was nicht weiter verwunderlich ist, wenn man die Brauart nach dem Dorf benennt, in dem man gerade braut.

Angeblich basieren fast alle bekannten späteren Lagerbiere auf dem Pilsner Urknall. An der Rezeptur hat sich in den letzten 17 Dekaden nichts geändert: Noch heute bedienen sich die Tschechen zur Vermarktung nordböhmischen Hopfens, erlesener Gerstenkörner, mineralarmen Wassers, grüner Flaschen und des deutschen Reinheitsgebots. (Glücklicherweise wurde das Gebräu nicht in Polen erfunden, sonst müssten die Deutschen unter ähnlich widerlichen Konsequenzen leiden wie die Belgier.)

Geschichte

Die böhmische Stadt Plzeň wurde 1295 im Auftrag von König Václav II. gegründet. Václav galt als neurotischer Herrscher, der weder lesen, schreiben, noch zählen konnte; regierte er doch wenige Jahre später auch Polen – als Václav I. Nichtsdestotrotz haben ihm die Pilsner Bürger nicht nur die Gründung ihrer Stadt zu verdanken, sondern sehr viel mehr: die Erlaubnis zum Bierbrauen.

Doch zeigte sich wie andernorts auch hier, dass es einer Sache nicht unbedingt zuträglich ist, wenn man sie darf, aber nicht beherrscht. Zwar gehörte Pilsen Mitte des vorvergangenen Jahrhunderts zum königlichen Kaiserösterreich monarchischen Charakters, doch konnte von kaiserlicher Herrlichkeit bei dem Gesöff, das in der Stadt gebraut wurde, nicht die Rede sein. Die Qualität war dermaßen miserabel, dass der Pilsener Magistrat in regelmäßigen Abständen verfügte, die Plörre vor dem Rathaus öffentlich auslaufen zu lassen. Um diesem unhaltbaren Zustand ein Ende zu bereiten, ergriff der Gastwirt Václav (klar!) Mischwald im Jahr 1839 die Initiative: Zusammen mit einigen Gleichgesinnten überzeugte er zunächst den Bürgermeister, indem er ihn mehrere Humpen der Pilsener Plörre vor dem Rathaus öffentlich austrinken ließ, bestach dann die übrigen brauberechtigten Bürger mit dem Angebot einer gemeinsamen Teilhaberschaft und setzte so den gemeinschaftlichen Bau eines modernen Brauhauses durch. Am 15. September 1839 erfolgte der erste Spitzhackenstich in malerischer Landschaft – genau dort, wo 200 Jahre zuvor der Anführer des Hodenaufstandes gehenkt worden war.

Doch auch ein modernes Brauhaus hilft wenig, wenn man sich uralter Gebräuche und mittelalterlicher Methoden bedient. In Pilsen wurde bis dato obergäriges Bier gebraut – das war zwar einfach, galt aber schon damals als geschmacklos. Zu jener Zeit war Bayern zwar schon bayerisch, aber trotzdem noch hip, und so verpflichtete man kurzerhand einen bayerischen Braumeister, der wusste, wie man anständiges, sprich: untergäriges Bier braut. Der 29-jährige Václav Josef Groll aus Vilshofen braute am 5. Oktober 1842 den ersten Sud nach Pilsner Brauart. Um seine „preußische Kreation“ vom bayerischen Sumpf optisch abzuheben, verwendete er statt des damals gebräuchlichen dunklen Malzes ein sehr helles, das dem Pilsener Urknall bis heute seine typische urinige Farbe verleiht. Um Unterhopfung vorzubeugen, gab er dem Sud eine reichliche Portion des heimischen Hanfgewächses zu.

Am 11. November 1842 wurde das erste Pilsner Urknall öffentlich ausgeschenkt. Zu Ruhm und Ehre kam das Pilsener Bier in Deutschland zuerst in Preußen. Erst viele Jahrzehnte später zogen die Bayern zögernd nach.

Eigenheiten

Das Pilsner Urknall ist im Gegensatz zu dem Pilsner Urknall eine recht klare Sache - im Grunde. In der Flasche oder um Glas übrigens auch, es sein denn, selbige(s) ist aufgrund guter Kühlung beschlagen und lässt nur einen trüben Blick auf den klaren Inhalt zu. Eine reale Trübung, sowohl des Glas- oder Flascheninhalts als auch der Laune, lässt sich durch Panschen mit Cola, Red Bull, laktosefreier Milch oder ähnlich fiesen Substanzen erzielen.

Um es nicht nur für Belgier, sondern auch für andere Mikroorganismen ungenießbar und somit zu einem guten „Lagerbier“ zu machen, ist das Pilsner Urknall stark gehopft. Der Hopfen ist ein verweichlichter Ersatz für das im Mittelalter verwendete Bilsenkraut. Dessen Zusatz bewirkte neben einem höheren Alkoholgehalt und damit längerer Haltbarkeit lustige Effekte, ähnlich denen, die beim Genuss anderer Pilsze entstehen. Unter anderem führte das Bilsenkraut zu einer exorbitanten Zunahme des gefühlten Kopfumfangs am nächsten Tag. Der Pilsner Urknall (s. u.) ist nichts als ein schwacher Abklatsch des Bilsner Urknalls.

Pilsner Urknall, der

Achtung Tschechien-Reisende: Impfung gegen Knalltrauma dringend empfohlen!

Der Pilsner Urknall lässt sich auf vielerlei verschiedene Weise herbeiführen. Die einfachste und beliebteste Methode besteht darin, oben beschriebenes Getränk kubikliterweise zu verabreichen - entweder sich selbst oder seinem Gegenüber - und die Wirkung abzuwarten. Diese tritt spätestens nach der drölften Flasche, dem 37. Glas oder dem einzweidrittelten Fass ein. Aus der klaren Sache wird so eine trübe Wahrnehmung, begleitet von mitleiderrregenden Zungenspastiken und offensichtlicher Bewegungslegasthenie. Diesen eher harmlosen Symptomen folgt mit einiger Verzögerung, aber umso stärkerer Wucht der eigentliche Pilsner Urknall: ein grelldumpfer, nachhaltiger Schmerz in der Region, wo sich zuvor noch das Hirn befand. In schweren Fällen wird das Ganze zum traumatischen Erlebnis – daher der Begriff Knalltrauma.

Die zweite – oft praktizierte, doch weniger effektvolle – Technik setzt eine verkronkorkte Flasche, einen festen Gegenstand und die Kenntnis des Hebelgesetzes voraus. Das Resultat ist je nach Geschick des Hebelnden ein Pilsner Urknällchen, ein appetitanregendes „Plopp“ oder ein ausdruckschwaches „Pffft“.

Eine weitere Möglichkeit, einen Pilsner Urknall herbeizuführen, erfordert eine Flasche, einen festen Gegenstand, keine Kenntnis des Hebelgesetztes, dafür aber Schwung. Je nach Wahl des festen Gegenübersstands sind bei Anwendung dieser Methode eine schnelle Reaktion sowie eine gewisse Sprintstärke von Vorteil.

Trivia

  • Aufgrund eines seltsamen Abkommens mit der Tschechoslowakei (sic!) dürfen die Schweizer ein Bier nicht „Pilsner“ nennen. Einfallsreich, wie das Bergvolk nun mal ist, kreierte es stattdessen die werbewirksame Bezeichnung „Spezialbier“. Im Gegenzug nennen die Tschechen ihren Emmentaler nicht „Emmentaler“, sondern „Käse“.
  • Die korrekt Aussprache des tschechischen Städtenamens „Plzeň“ klingt so ähnlich wie der Laut, der beim antiperistaltischen Entweichen überschüssigen CO2s aus dem Magen entsteht.

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