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Griechische Tragödie

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Als Tragödie wird heutzutage mancher harmlose Zwischenfall bezeichnet, etwa wenn ein Kreuzfahrtschiff auf einen Felsen fährt, weil der Kapitän gerade Wasserski laufen wollte, oder wenn ein Atomreaktor hopsgeht, weil er gerade Erdbeben und Tsunami gleichzeitig zu Besuch hat. Über derlei Lappalien hätten die alten Griechen nur gelacht. Damals, bei den alten Griechen, da gab es noch richtige Tragödien, bei denen man wirklich die Ohren anlegen musste. Nur die griechische Tragödie ist eine Original-Qualitätstragödie mit allen Schikanen.

Der Grund dafür ist einfach: Die alten Griechen mussten sich mit einem Haufen von Göttern herumschlagen, die alle möglichen spitzfindigen und widersprüchlichen Regeln aufstellten. Beim kleinsten Regelverstoß nahmen die Götter dann furchtbare Rache. Der Schuldige wurde fortan vom Schicksal gebeutelt und gepiesackt, und nicht nur er, sondern auch seine Nachkommen, Verwandten und Kegelbrüder bekamen den göttlichen Zorn in voller Wattstärke zu spüren. Hatte er aber das Unmögliche geschafft und sich mit der beleidigten Gottheit versöhnt, so stand sofort ein anderer Gott oder eine andere Göttin auf der Matte und erklärten, so ginge es ja nun nicht. Denn die Götter selbst waren eine untereinander zerstrittene Clique von unterbelichteten Größenwahnsinnigen, wie man sie sich heute höchstens in einer Castingshow-Jury vorstellen könnte.

So war es kein Wunder, dass in der Antike der Durchschnittsgrieche zum tragischen Helden werden musste. Besonders tragisch wurde es dann, wenn der Held (oder in diesem Zusammenhang besser das "Opfer") sich einbildete, sein Schicksal noch ändern und dem Unausweichlichen entrinnen zu können. Jeder Versuch in diese Richtung musste natürlich, unter Hohngelächter des zuständigen Gottes, tragisch enden. Nein, wen die Götter auf dem Kieker hatten, der konnte sich eigentlich nur noch die Kugel geben. Aber die Schusswaffen waren auch noch nicht erfunden. Tragisch.

Tantalus

Tantalus war eine solche tragische Gestalt. Dabei durfte er sich eigentlich gut fühlen: er war König eines ansehnlichen Reiches, und reich wie ein König war er auch. Er war so mächtig, reich und wichtig, dass er eines Tages sogar von den Göttern zum Essen eingeladen wurde. Das passierte sonst ziemlich selten, meistens nur jungen süßen Griechinnen, die von Göttervater Zeus persönlich zum Essen eingeladen wurden, um sie nach dem Date zu vernaschen.

Mit so etwas musste Tantalus nicht rechnen, obwohl man es bei den alten Griechen nie ganz so genau wissen konnte. Nein, für Tantalus wurde nur ein ganz normales Bankett gegeben, er saß mit Göttinnen und Göttern zusammen bei Speis und Trank, Musik und fröhlicher Unterhaltung. Die Stimmung war auf den ersten Blick bestens. Bis der Nachtisch aufgetragen wurde.

Zum Nachtisch gab es, wie jeden Tag im Olymp, natürlich Götterspeise. Und obwohl Tantalus gar nicht so auf das glibbrige Zeug stand, haute er sich seine Schüssel damit voll, langte ordentlich zu und fragte seinen Nebengott noch, ob er etwas Vanillesoße dazu bekommen könnte. Das war ein ziemlicher Lapsus, und auch wenn er ein bedeutender Gast war und mit ihren Gebräuchen nicht sonderlich vertraut, verstanden die Götter da keinen Spaß. Später beim Abschied, schon ziemlich beschwipst, verwechselte er dann seinen Hund mit einem anderen Golden Retriever, der ausgerechnet Zeus persönlich gehörte, und nahm ihn mit. Der Ärger war vorprogrammiert.

Trotzdem kam es zu einer Gegeneinladung, die Götter kamen zu ihm in seinen Palast und wurden auf das Üppigste bewirtet. Tantalus wollte es besonders gut machen und ließ seinen göttlichen Gästen die erlesensten Spezialitäten servieren, doch wieder kam es zu einem Eklat. Ausgerechnet Demeter, die Göttin des Biogemüses und eingefleischte Vegetarierin, bekam ein herzhaftes Gulasch vorgesetzt!

Damit hatte Tantalus bei den Göttern endgültig verschissen. Aber während unter zivilisierten Leuten da keine große Sache draus gemacht worden wäre, man hätte sich halt nicht mehr gegenseitig eingeladen und wäre sich aus dem Weg gegangen und hätte sich vielleicht bei anderen gegenseitig schlechtgemacht und das Maul zerrissen, aber das wäre es dann auch gewesen; nein, die Götter tüftelten jetzt einen exorbitanten Vergeltungsplan aus, der etwa zweitausend Seiten hatte und regelmäßig überarbeitet wurde.

Die Rache der Götter bestand zunächst darin, Tantalus in den Tartaros zu schicken, das war eine Art Strafkolonie in der Tiefgarage des Hades, wo er eine Ewigkeit lang Tischmanieren lernen musste, indem man ihm ständig Essen und Trinken zeigte, er aber nichts davon bekam. Das war ziemlich übel, weil die Ewigkeiten damals noch recht lang waren, und es heißt, Tantalus habe in dieser Zeit ziemlich abgenommen. Mit etwas gutem Willen hätte diese Strafe noch als angemessen gelten können, doch weil die Götter in Rachelaune waren, mochten sie es nicht dabei belassen.

Deshalb verfielen sie auf die Sippenhaft. Die gesamte Nachkommenschaft des Tantalus wurde mit bestraft, auch die, die bei den beanstandeten Banketten gar nicht dabei gewesen waren. Von Rechts wegen hatten sie sich also gar nichts zuschulden kommen lassen, aber darauf kam es nicht an. Bereits die Tatsache, dass sie geboren waren, machte sie in den Augen der Götter mitschuldig und strafwürdig. (Und genaugenommen war auch das nicht notwendig, denn auch diejenigen seiner Nachfahren, die zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht geboren waren, kamen später automatisch mit auf die Liste.)

Um mit dieser fiesen Schikane durchzukommen, bedienten sich die Götter eines juristischen Tricks: sie sprachen einen Fluch über die ganze Sippe des Tantalus aus. Jeder seiner Nachfahren, so fluchten sie, sei dazu verdammt, eines seiner Familienmitglieder umzubringen. Durch diese Tat, die fluchbedingt ja nun unvermeidlich war, machte sich jeder Nachfahre automatisch wieder schuldig und durfte dementsprechend auch bestraft werden.

Niobe

Als die älteste Tochter des Tantalus, Niobe, von diesem Fluch erfuhr (der als Tantalidenfluch in die Mythologie einging), kam sie ins Grübeln. Sie hatte gar keine Lust darauf, irgendein Familienmitgied zu meucheln. Niobe hatte selbst vierzehn Kinder, sieben Mädchen und sieben Jungen, sie hätte also reichlich Auswahl gehabt. Aber sie glaubte, es werde ihr Unglück bringen, eines ihrer Kinder zu töten, denn dann wären es ja nur noch ausgerechnet dreizehn gewesen.

Sie beging den Fehler, die Angelegenheit mit einer Göttin zu diskutieren, nämlich mit Leto, der Mutter von Artemis und Apollo. In diesem Gespräch ließ sie ziemlich oft heraushängen, wie stolz sie auf ihre vierzehn Kinder war, und Leto war schnell genervt, weil sie es nur auf zwei gebracht hatte. Göttinnen auf den Nerv zu gehen ist nie eine gute Idee. Leto schickte Artemis und Apollo aus, und diese fackelten nicht lange und metzelten alle vierzehn Kinder der Niobe nieder.

Niobe verwandelte sich daraufhin vor Trauer und Schmerz in einen Stein. Und das, obwohl ihr die Götter noch die tröstliche Mitteilung gemacht hatten, dass sie nunmehr von dem Fluch, selber ein Familienmitglied umbringen zu müssen, befreit war.

Obwohl Niobe nun eigentlich kinderlos war, berichtet die Mythologie von einigen ihrer Nachkommen, zum Beispiel von Nestor, einem trinkfesten Abenteurer, der mit Jason auf der Argo fuhr und später in hohem Alter noch beim Trojanischen Krieg mitmischte. Oder auch von Augias, der sich einst mit Herakles wegen des Putzplans anlegte. Das sind andere Geschichten, aber wenn diesen Helden etwas schiefging, dann musste auch dafür der alte Fluch herhalten.

Pelops

An Tantalus' Sohn Pelops und seiner zahlreichen Nachkommenschaft haben die Götter sich dann so richtig abgearbeitet. Dabei war Pelops anfangs ein vielversprechender schöner Jüngling, den die Götter liebten. Besonders Poseidon liebte ihn oft und gern. Vielleicht wäre es das beste gewesen, wenn die beiden geheiratet hätten, aber die Homo-Ehe gab es damals noch nicht, auch nicht für Gottheiten.

Also suchte sich Pelops dann doch eine Frau. Seine Wahl fiel auf die schöne Hippodameia, die trotz ihres Namens keine Nilpferddame war, sondern Tochter des Königs Oinomaos. Dieser Oinomaos wiederum liebte Wagenrennen, hasste es aber, zu verlieren. Er versprach demjenigen seine Tochter zur Frau, der ihn beim Wagenrennen besiegen könne. Eine Menge Prinzen versuchten es, aber keiner konnte das Rennen gewinnen, weil Oinomaos jedem, der ihn überholte, diskret ein Wurfmesser in den Rücken pfefferte. Das mag heute unfair erscheinen, aber Oinomaos war König, stellte die Schiedsrichter und machte die Regeln. Übrigens stand in den Regeln auch, dass man sterben musste, wenn man das Rennen verlor. Das erfuhren die Verlierer aber oft erst nach dem Rennen.

König Oinomaos war deshalb so drauf, weil ihm das Orakel von Delphi geweissagt hatte, er werde einst von dem Mann seiner Tochter getötet werden. Solche Prophezeiungen waren damals fast so gut wie Flüche, sie waren unentrinnbar und trafen immer ein, da konnte man sich drehen und wenden wie man wollte. Jedenfalls hatte Oinomaos deshalb kein Interesse daran, einen Schwiegersohn zu bekommen.

Natürlich musste auch Oinomaos lernen, dass der Versuch sinnlos war, seinem Schicksal zu entrinnen. Diese Lektion erhielt er von Pelops. Pelops hatte sich ein paar Rennen angeschaut und sich überlegt, dass es eigentlich nicht darauf ankam, wer besser kutschieren konnte, sondern wer besser im Messerwerfen war. Entsprechend gestaltete er sein Training.

Von Poseidon, seinem alten Lover, erhielt er zudem einen schicken Zweispänner mit geflügelten Rossen für das Rennen. Poseidon war ein passionierter Bastler und fummelte ständig an den Genen vieler Geschöpfe herum, und geflügelte Pferde waren seine Spezialität. Auch den Wagen hatte er natürlich ziemlich aufgemotzt und eine ausgesuchte Crew stand an den Boxen bereit. Die Wetten standen gut und die Sponsoren rieben sich die Hände.

Pelops aber wollte ganz sichergehen und griff auch noch zu unfairen Mitteln, um das Rennen zu gewinnen. Er wandte sich an Myrtilos, den königlichen Mechaniker, und bestach ihn, indem er ihm bei seinem Sieg das halbe Königreich versprach. Myrtilos sabotierte daraufhin ein wenig an Onomaios' Boliden herum und ersetzte ein paar Bauteile durch minderwertige China-Ware, die während des Rennens garantiert zu Bruch gehen würde. Das Rennen konnte beginnen.

Onomaios hatte die besseren Trainingszeiten und durfte dementsprechend die Pole Position einnehmen. Das war Pelops ganz recht, denn solange der König vor ihm war, musste er nicht mit einem Messer im Rücken rechnen. Mit den geflügelten Rossen unter der Haube war es für Pelops kein Problem, an seinem Gegner dranzubleiben. Beide fuhren einen heißen Reifen und bald war klar, dass das bessere Material entscheiden würde. Und in der 35. Runde war es dann soweit: An Onomaios' Wagen löste sich der rechte Frontflügel und geriet ins Differentialventil, wodurch der Anpressdruck schlagartig abriss. So wurde es später jedenfalls von den Technikern rekonstruiert. Der Wagen überschlug sich und Onomaios wurde herausgeschleudert, aber von den Pferden weitergeschleift. Pelops warf sicherheitshalber noch sein Messer, aber ob er traf, wird von den Agenturen unterschiedlich berichtet.

Onomaios wurde zu Tode geschleift, aber während des Geschleiftwerdens hatte er noch genug Zeit darüber nachzudenken, was eigentlich gerade vorgefallen war. Und er kam darauf, dass dieser Unfall nur das Werk seines Mechanikers Myrtilos sein konnte. Er nahm daher seine letzte Kraft zusammen und belegte Myrtilos mit einem Fluch, der besagte, dass Myrtilos durch die Hand des Pelops sterben sollte. Dann starb er, und die Weissagung des Orakels war erfüllt. Check!

Pelops bekam nun die Königstochter und das Königreich. Und bald Besuch von Myrtilos, der seinen rechtmäßigen Anteil verlangte. Doch wenn man einmal etwas hat, gibt man es nicht mehr gerne her, das war schon bei den alten Griechen so. Um die Teilung des Reiches zu besprechen, lud er Myrtilos auf die Insel Euböa ein, wo es ein paar hübsche Steilküsten gibt, und an einer schroffen Klippe gab er Myrtilos einen Schubs, so dass der in den Tod stürzte. Damit erfüllte sich auch der Fluch des Onomaios. Check!

Doch halt! Während Myrtilos so zu Tode stürzte, hatte er auch noch ein bisschen Zeit, und die nutzte er. „Fluch über dich, Pelops, und über dein ganzes Geschlecht!“ rief er aus, bevor er aufschlug. Dieser Fluch war aufgrund der Kürze der Zeit ziemlich ungenau, wurde aber nichtsdestotrotz von den Göttern notiert. Damit waren Pelops und seine Nachkommen jetzt doppelt verflucht, denn der alte Tantalidenfluch galt ja auch noch.

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2. Platz beim 29. Stupid Contest

Griechische Tragödie ist ein Gewinner des 29. Stupid Contests.

Für dieses Werk erhält Relic Nr. Oblatan den silbernen Stupidedia-Stern am Band.

Gezeichnet, die Jury

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Griechische Tragödie

Diesem Artikel wurde die unfassbare Ehre zuteil, zunächst von einer Mehrheit der ehrenwerten Leser zum absoluten Hammer gewählt und anschließend von der Mehrheit der Diktatoren zum Goldpokalartikel erklärt zu werden.

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