Satirische Korrektheit

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Die Satirische Korrektheit stellt sicher, dass die Satire ein fröhlicher Zeitvertreib bleibt. Ohne sie würde das Schwesternpaar Kabarett und Comedy auseinander brechen.

Erstes Axiom

  • Gesellschaftskritik ist so zu formulieren, dass sich kein Mitglied der Gesellschaft kritisiert fühlt.

Dieser Grundsatz ist sehr wichtig. Es braucht niemand zu erfahren, dass Gesellschaftskritik gelegentlich von der Gesellschaft oder gar deren Mitgliedern inspiriert ist und womöglich noch in der Hoffnung geäußert wird, diese würden sich selbst überdenken. Lässt ein Satiriker derartige Tendenzen erahnen, ist er zu weit gegangen, dann ist es kein Spaß mehr und es wird auch nicht mehr gelacht. Gesellschaftskritik, die nicht nur verstanden wird, sondern der man sogar zustimmen kann, könnte außerdem zu Veränderungen führen und wäre somit bereits subversiv – von Missmut und Verstimmung mal ganz abgesehen.

Motivation und praktische Umsetzung

Satirisch korrekt dargestellte Parteienlandschaft

In der praktischen Umsetzung ist es am einfachsten, immer nur genau die Teile der Gesellschaft zu kritisieren, mit denen man gerade nicht spricht. Insbesondere im Live-Kabarett kann dies lebenswichtig sein. Zur Erinnerung: Kabarett ist, wenn ein Mann in den Wald ruft und bierseliges Gelächter zurückschallt. In der rechten Abbildung ist gut zu erkennen, dass Witze über die FDP jederzeit unproblematisch sind. Die FDP ist einerseits gänzlich inakzeptabel und bietet sich als Zielscheibe vortrefflich an, andererseits ist sie noch nicht scheiße genug, um die Stimmung im Saal nachhaltig zu trüben, wie das bei den Nazis der Fall wäre. Die FDP ist nämlich kein ernstes Thema und hat auch kein gefährliches Gedankengut (satirisch korrekt: gar kein Gedankengut – Brüller!).

Unproblematisch sind FDP-Witze auch schon deshalb, weil FDP-Mitglieder, Sympathisanten, Liberale im Allgemeinen und sowieso jeder, der beim Namen Guido Westerwelle nicht sofort anfängt zu gnickern und zu gnackern, im Kabarett längst gar nicht mehr anzutreffen ist. Bei der CDU als so genannter Volkspartei wird es schon schwieriger: die sind theoretisch überall! Vorsicht ist also geboten. CSUler sind außerhalb von Bayern selten, tauchen andererseits aber auch immer da auf, wo es Bier gibt. Da die CSU aber weder Merkel noch Schäuble noch Zensursula hat, bietet sie kaum echtes Humorpotential. Bei der SPD ist Sensibilität gefragt, denn erstens war die mal okay und zweitens ist sie jetzt in der Opposition, wo sie nicht viel verkehrt machen kann. Ähnlich die Grünen, deren Anhänger außerdem zusammen mit den Linken den Großteil des Publikums stellen, also nicht verärgert werden dürfen. Kleinere Scherze sind erlaubt, denn die Klientel hält sich für tolerant und kann über sich selbst lachen, besonders dann, wenn sie den Witz nicht versteht. Sie glaubt außerdem, ein differenziertes Weltbild zu haben und würde es gar nicht erlauben, selbst von der Kritik ganz ausgenommen zu werden. Man beachte auch, dass die mitdenkende Satire den grünen Bereich deshalb leer gelassen hat.

Diese Fähigkeit zum Lachen über sich selbst ist sehr wichtig und zeichnet Menschen mit Charakter aus. Wo Leute reden und dann selber lachen, da lass dich nieder, lass es krachen. Sehr viel seltener ist allerdings die Fähigkeit, sich selbst widerwärtig und abstoßend, garstig, dumm und von vornherein unansehnlich, dabei aber eitel und deshalb insgesamt im höchsten Maße lächerlich zu finden. Gute Satiriker kennen den Unterschied und können damit umgehen.

Hat nun beispielweise ein Kabarettist sein Publikum ein bisschen geärgert, indem er über Gewicht und Vegetarismus gesprochen hat – vielleicht werden schon wutentbrannt die ersten Schnitzel und Maßkrüge auf die Bühne geworfen – dann kann er sich immer noch rehabilitieren, indem er einen Witz über Westerwelles Frisur macht oder einfach mal in die Runde fragt: „Was will eigentlich die FDP?“ Damit sind ihm die Lacher sogar bei Leuten sicher, die von Politik erklärtermaßen nichts wissen wollen, denn was freut so jemanden mehr als die beruhigende Einsicht, dass es da gar nichts zu wissen gibt? Jetzt heißt es nur noch am Ball bleiben. Guido Westerwelle ist schwul? Klasse! Sowas durfte man ja schon lange nicht mehr sagen, aber wenn ein böser Mann schwul ist, dann darf man wieder. Glückwunsch. Die Schwuchtel. Schlechte Haut hat sie übrigens auch. Insiderberichten zufolge ist Guido Westerwelle in den späten Siebzigern aus dem Unsichtbarenheim geflohen und hat sich dann fetzenweise die Haut alter gelifteter Frauen auftransplantieren lassen, um sichtbar zu werden, deswegen sieht er jetzt so scheiße aus. Das hat Klasse, Witz und Stil – und es ist politisch!

Zweites Axiom

  • Satire muss witzig sein.

Stellt er fest, dass seine fertige Satire gar nicht witzig, also Mist ist, so hat der Satiriker so lange Witze einzufügen, bis es insgesamt ausreichend witzig ist. Als besonders lobenswert hervorzuheben ist hier Dieter Nuhr, der die aufkeimende Unlust seiner Zuhörer immer wieder so geduldig verscherzt, dass er inzwischen von allen außer sich selbst gar nicht mehr als Kabarettist, sondern als Komiker verstanden wird, teilweise inzwischen sogar schon als Clown oder Kasper.

Es folgen ein paar Witze.

  • Der Unterschied zwischen Angela Merkel und Guido Westerwelle: Westerwelle trägt gut sitzende Anzüge.
  • Unterhalten sich jede Woche ein Pharmareferent

und weiterhin Robert Huth in einem brennenden Haus. Da sagt der eine: “Da ist Boden!“



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