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Schopenhauer to go

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Basierend auf Arthur Schopenhauers 38 rhetorischen Kunstgriffen wird im Folgenden die Kunst, Recht zu behalten, für den alltäglichen Gebrauch zusammenfassend beschrieben. Ziel hierbei ist nicht das Auffinden der Wahrheit, sondern das effiziente Durchsetzen des eigenen – möglicherweise auch falschen – Standpunktes. Für alle Techniken, Recht zu behalten, gilt gleichermaßen: Ablenken vom Thema, Erklärungen einfordern, Rechtfertigungsdruck aufbauen. Wenn der Diskussionsgegner (im Folgenden DG) sich zu verteidigen beginnt, hat er verloren.

Gezieltes Missverstehen

Das gezielte Missverstehen nötigt den DG zu erklären, was er eigentlich meint. Wendet man die 3 Techniken des gezielten Missverstehens mehrfach an, so muss der DG immer wieder seine Formulierungen korrigieren. Er wird sich in Details verlieren und am Ende als inkompetenter Labersack dastehen, der sich nicht klar ausdrücken kann und nicht weiß, worüber er eigentlich reden will.
Gezieltes Missverstehen gliedert sich in drei Untergruppen:

1. Alles oder Nichts

Die vom DG aufgestellte Behauptung wird durch Verallgemeinerung ad absurdum geführt und der DG auf diese Weise einer Falschaussage überführt:

  • A: Meinungsfreiheit bedeutet, jeder kann hier seine Meinung vertreten.
  • B: Aha, also auch Nazis? Na prima!
  • A: Nein, wir sind keine Plattform für Nazis.
  • B: Also kann nicht jeder seine Meinung vertreten!

2. Doppelter Boden

Die vom Diskussionsgegner aufgestellte Behauptung wird durch spitzfindiges Wörtlichnehmen bei gleichzeitigem Ignorieren des Sinnzusammenhanges ad absurdum geführt und der DG der Lächerlichkeit preisgegeben. Auf diesem Erfolgsprinzip beruhen legendäre Filmdialoge wie z.B. der Folgende aus der „unglaublichen Reise im verrückten Raumschiff”:

  • „Hier ist Mission-Control. Geben Sie Ihren Namen und Position durch!”
  • „Mein Name ist Striker und ich sitze so da, mit dem Gesicht nach vorn. Aber warum wollen Sie das wissen?”

3. Vexierbild

Duck-Rabbit illusion.jpg

Ein vom DG verwendetes sprachliches Bild, eine Methapher oder Analogie wird missverstanden und der DG somit abqualifiziert:

  • A: Eine Schlange mit 2 Köpfen ist eine Laune der Natur.
  • B: Achso? Hat die Natur jetzt schon Launen?
  • A: Nein, es ist eine Spielart.
  • B: So brauchen wir gar nicht zu diskutieren. Jeder ernstzunehmende Diskussionspartner muss wissen, dass die Natur nicht handelt, also weder spielt noch Launen hat.

Manche DGs lassen sich auf Schlaumeierei ein. Dann ist Beharrlichkeit gefragt:

  • A: Nichts ist nur schwarz-weiß.
  • B: Ein Schachspiel ist nur schwarz und weiß!
  • A: Die Figuren sind schwarz und weiß. Das Brett aber besteht aus hellem und dunklem Holz: beige und dunkelbraun.

Ein weiteres Beispiel muss her:

  • B: Zebras sind schwarz und weiß.
  • A: Die Zunge von Zebras ist rosa.
  • B: Wenn ich einen schwarzen Punkt auf weißes Papier mache, ist es schwarz-weiß!
  • A: Unter dem Mikroskop betrachtet …

So kann man immer kleinere Korinthen kacken bis hin zu Elementarteilchen:

  • A: Photonen sind die kleinsten Elementarteilchen, sie haben gar keine Masse.
  • B: Die Wissenschaftler entdecken doch alle paar Wochen was Neues. Niemand weiß, ob Photonen wirklich die kleinsten sind.

An dieser Stelle hat der DG den Kampf ums Rechthaben verloren. Und nicht nur das: Er hat auch über die ganze Haarspalterei sein Thema vergessen!

Sich seitwärts in die Büsche schlagen

Bei dieser Strategie nimmt man dem DG den Wind aus den Segeln, indem man sich mit einem Detail seiner Aussage in die Büsche schlägt und nicht wieder herauskommt. Der DG wird gezwungen, seine Argumentation zu verlassen und sich mit dem herausgepickten Detail zu befassen. Erliegt er der Hoffnung, nach Klärung der Detailfrage wieder auf das Thema zurückkommen zu können, so ist er im Irrtum: Vom ersten Detail ausgehend kann man wieder ein Detail hernehmen und davon wieder eines usw. So kommt man vom Hölzchen aufs Stöckchen und der DG hat keine Chance, die mäandernde Debatte wieder auf sein eigentliches Anliegen zurück zu führen. Mit jedem neuen Seitenthema finden sich neue Diskutanten ein, die am Thema des DGs kein Interesse haben.
Wer das taktische Missverstehen beherrscht, wird keine Probleme haben, die Strategien zu kombinieren.

Einen Kuckuck ankleben

Der Gerichtsvollzieher klebt an pfändbaren Besitz einen sog. Kuckuck – das Pfandsiegel – und beschlagnahmt damit den Gegenstand. Diese Taktik kann man auch im Streitgespräch anwenden, indem man der These des DG einen „Kuckuck” anklebt und sie damit für sich beschlagnahmt: Man erweitert die These z.B. um eine falsche Schlussfolgerung, widerlegt diese Erweiterung und behauptet, die gesamte These sei nunmehr widerlegt. Auf die gleiche Weise kann man mit dem Gegenteil der These verfahren. Eine falsche Prämisse ist ebenso als „Kuckuck” geeignet.
Ein vortreffliches Beispiel ist das Käseparadoxon.

Joseph Goebbels spricht.jpg

Mit Dreck werfen

Wer keine Scheu hat, sich selbst etwas schmutzig zu machen, kann mit diesem Kunstgriff jeden Disput für sich entscheiden. Das geschieht, indem man nicht die vom DG vorgebrachte These angreift, sondern den DG als Person. Am besten eignen sich hier Unterstellungen jeder Art, gern politisch inkorrekt: Inkompetenz, Voreingenommenheit, Eigennutz, charakterliche Defizite, Geisteskrankheit(*), Unterstellungen mit sexuellem Hintergrund etc. Dem auf diese Weise angegriffenen DG bleiben nur zwei Möglichkeiten: Kapitulation oder Verteidigung. Eine erfolgreiche Verteidigung gelingt höchst selten. Ungeübte DGs begehen oft den Fehler, emotionalisiert ihre Ehre verteidigen zu wollen und lassen sich auf den Austausch von Beleidigungen ein. Dann haben sie bereits verloren. Ihr Anliegen versinkt im Sumpf unwürdiger Pöbelei – sie haben sich selbst disqualifiziert. Der Angreifer hat dagegen nichts zu verlieren. Dass er kein Interesse an einer sachlichen Auseinandersetzung hatte, war von Anfang an klar. Er zieht das Rechthaben der Ehre vor.
Auch das Ignorieren der Dreckschleuder führt nicht zum Erfolg. Seine These kann der DG kaum mehr vertreten. Seine Unterstützer werden sich vom Thema ab- und der Verteidigung zuwenden. Die Dreckschleuder hat die Diskussion annektiert und den DG mundtot gemacht.
Die vernünftigste Reaktion ist die Kapitulation. Diese Taktik spiegelt sich in verschiedenen Volksweisheiten wider: „Der Klügere gibt nach.” oder „Don't argue with idiots. They'll drag you down to their level and beat you with experience.”

Von der bekanntesten Dreckschleuder der Geschichte, Joseph Goebbels, ist folgendes Zitat überliefert: „So viel Dreck werfen, wie nur geht. Irgendwas bleibt haften”

Das Dreckschleudern kann einzeln angewendet werden oder wenn der DG sich den anderen Methoden gegenüber als resistent erwiesen hat.
Als ultima ratio des Dreckschleuderns empfiehlt sich der Einsatz der Nazikeule.

(*) Wer sich die Finger nicht schmutzig machen, sondern am Ende sogar als verständnisvoller und einfühlsamer Gesprächspartner gelten möchte, der sollte das Dreckschleudern mit Gummihandschuhen praktizieren und sich als Küchentischpsychologe gerieren. Unabhängig vom Thema stellt der Küchentischspychologe Fragen wie:

  • Was macht Dir denn diese Angst bei dem Thema?
  • Bist du in deiner Kindheit traumatisiert worden, dass Du so abweisend reagierst?
  • Hast Du bei dem Thema immer diese Blockade?

Das übt ganz sanft immensen Rechfertigungsdruck auf den DG aus. Er wird sich verteidigen, statt weiter an seiner Sachargumentation festzuhalten.

Nachtreten

Dem DG wurde erfolgreich ein Bein gestellt. Nun frage man, was er da auf dem Boden sucht. Als besonders effizient erweist sich, sich mit dem Mäntelchen der Fürsorge zu umhüllen und nur dem DG seine wahren herabwürdigenden, hämischen Absichten zu entblößen.

  • Vielleicht sind Sie nächstes Mal in der Lage, Ihr Anliegen etwas klarer zu formulieren, damit wir Sie auch alle verstehen.
  • Nehmen Sie erst mal Urlaub. Danach sind Sie sicher auch mental wieder auf der Höhe.
  • Sie sollten erwachsen werden und lernen, mit Kritik umzugehen.

Diese Technik ist auf perfide Weise unfair. Allerdings ist die Frage, was wichtiger ist, Fairness oder Rechthaben, zum Zeitpunkt des Nachtretens längst entschieden.

Schlussbemerkung

„Nicht mit dem Ersten dem Besten zu disputieren; sondern allein mit solchen, die man kennt und von denen man weiß, dass sie Verstand genug besitzen, nicht gar zu Absurdes vorzubringen und dadurch beschämt werden zu müssen; und um mit Gründen zu disputieren und nicht mit Machtsprüchen, und um auf Gründe zu hören und darauf einzugehen, und endlich, dass sie die Wahrheit schätzen, gute Gründe gern hören, auch aus dem Munde des Gegners, und Billigkeit genug haben, um es ertragen zu können Unrecht zu behalten, wenn die Wahrheit auf der anderen Seite liegt. Daraus folgt, dass unter Hundert kaum Einer ist, der es wert ist, dass man mit ihm disputiert.” (Aristoteles)

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