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In der ersten [[Hälfte]] des Textes ist der [[Gespräch]]santeil der namenlosen, und somit als Stellvertreter aller Frauen zu verstehenden, [[Frau]] ungleich höher als der des Schaffners, sodass es den Anschein hat, sie befinde sich in der überlegenen Situation. Mit ihrer retorische[[Frage]] "Sind Sie der Schaffner?" bewegt sie sich auf der Beziehungsebene. Sie spielt darauf an, dass der Schaffner seiner [[Arbeit]] nicht ordnungsgemäß nachgeht und droht implizit damit, sich aus ebendiesem [[Grund]] über ihn zu beschweren, was zu seiner Entlassung führen und ihn seiner finanziellen Lebensgrundlage berauben würde. Es findet also ein Angriff seitens der Frau gegen den Schaffner statt.<br>
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In der ersten [[Hälfte]] des Textes ist der [[Gespräch]]santeil der namenlosen, und somit als Stellvertreter aller Frauen zu verstehenden, [[Frau]] ungleich höher als der des Schaffners, sodass es den Anschein hat, sie befinde sich in der überlegenen Situation. Mit ihrer [[Frage]] "Sind Sie der Schaffner?" bewegt sie sich auf der Beziehungsebene. Sie spielt darauf an, dass der Schaffner seiner [[Arbeit]] nicht ordnungsgemäß nachgeht und droht implizit damit, sich aus ebendiesem [[Grund]] über ihn zu beschweren, was zu seiner Entlassung führen und ihn seiner finanziellen Lebensgrundlage berauben würde. Es findet also ein Angriff seitens der Frau gegen den Schaffner statt.<br>
 
Damit bezieht sich der [[Autor]] auf die Entwicklung von der allgemeinen Unterdrückung der Frau hin zur [[Gleichberechtigung]] der Geschlechter und dem von ihm befürchteten Umschlagen in eine zunehmend matriarchalisch geprägte [[Gesellschaft]]sordnung. Die Entwicklung wird symbolisiert durch den vom Autor bewusst nicht [[Wort|wörtlich]] genannten fahrenden [[Zug]], wobei der Autor durch den Verzicht auf eine Nennung des Fahrtziels durch den [[Erzähler]] deutlich macht, dass er den Ausgang der ineinander verflochtenen Entwicklungen nicht vorherzusagen vermag.
 
Damit bezieht sich der [[Autor]] auf die Entwicklung von der allgemeinen Unterdrückung der Frau hin zur [[Gleichberechtigung]] der Geschlechter und dem von ihm befürchteten Umschlagen in eine zunehmend matriarchalisch geprägte [[Gesellschaft]]sordnung. Die Entwicklung wird symbolisiert durch den vom Autor bewusst nicht [[Wort|wörtlich]] genannten fahrenden [[Zug]], wobei der Autor durch den Verzicht auf eine Nennung des Fahrtziels durch den [[Erzähler]] deutlich macht, dass er den Ausgang der ineinander verflochtenen Entwicklungen nicht vorherzusagen vermag.
  

Version vom 9. Oktober 2008, 16:02 Uhr

Als Interpretation bezeichnet man die Kunst, zwischen den Zeilen, zwischen den Buchstaben und in einzelnen Satzzeichen zu lesen, aber nie im eigentlichen Text.

Beispiel

Ausgangstext

- Sind Sie der Schaffner?, fragte sie.
- So ist es, antwortete der Schaffner.

Interpretation

In der ersten Hälfte des Textes ist der Gesprächsanteil der namenlosen, und somit als Stellvertreter aller Frauen zu verstehenden, Frau ungleich höher als der des Schaffners, sodass es den Anschein hat, sie befinde sich in der überlegenen Situation. Mit ihrer Frage "Sind Sie der Schaffner?" bewegt sie sich auf der Beziehungsebene. Sie spielt darauf an, dass der Schaffner seiner Arbeit nicht ordnungsgemäß nachgeht und droht implizit damit, sich aus ebendiesem Grund über ihn zu beschweren, was zu seiner Entlassung führen und ihn seiner finanziellen Lebensgrundlage berauben würde. Es findet also ein Angriff seitens der Frau gegen den Schaffner statt.
Damit bezieht sich der Autor auf die Entwicklung von der allgemeinen Unterdrückung der Frau hin zur Gleichberechtigung der Geschlechter und dem von ihm befürchteten Umschlagen in eine zunehmend matriarchalisch geprägte Gesellschaftsordnung. Die Entwicklung wird symbolisiert durch den vom Autor bewusst nicht wörtlich genannten fahrenden Zug, wobei der Autor durch den Verzicht auf eine Nennung des Fahrtziels durch den Erzähler deutlich macht, dass er den Ausgang der ineinander verflochtenen Entwicklungen nicht vorherzusagen vermag.

In der zweiten Hälfte des Textes kehrt sich das Verhältnis der Redeanteile um; nun spricht der Schaffner ungleich mehr als die Frau. Die ungeheuer definite Aussage "So ist es" als Reaktion auf den Angriff führt durch ihre trockene Sachlichkeit die Empörung der Frau ad absurdum. Dies ist als Appell des Autors an die Leserschaft bzw. den männlichen Anteil derselben zu verstehen, der Frauenbewegung und ihren Folgeerscheinungen mit kühler Entschlossenheit und somit weder mit offenkundiger Aggression, noch mit gleichgültiger Hinnahme zu begegnen.

Die schmucklose Satzstruktur, die sich durch den gesamten Text zieht, schafft eine trostlose Atmosphäre, die durch Alliterationen wie "Sind Sie Schaffner" unterstützt wird. Der bewusste Verzicht auf Anführungszeichen lässt die Grenze zwischen Epik und Lyrik verschwimmen, so wie der Autor in der Realität die Grenzen zwischen den Geschlechtern verschwimmen sieht. Die Umkehrung des Verhältnisses der Gesprächsanteile von Schaffner und Frau im Verlauf des Dialogs ergeben eine Art inhaltlichen Chiasmus, der wie gekreuzte Schwerter oder die gekreuzten Knochen auf dem Sicherheitshinweis für Gift auf einen Kampf und die damit verbundenen Gefahren verweist, aber auch auf das Christuskreuz und damit die Hoffnung auf Erlösung.


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