Event-Fan: Unterschied zwischen den Versionen

Version vom 7. Juni 2014, 17:43 Uhr

Keine Ahnung? Kein Problem! Einfach nach jedem Vorrundenspiel das Deppenfähnchen ans Auto und SCHLAND, SCHLAND, SCHLAND! rufen

Ein Event-Fan, Pseudo-Fußballfan, Eventspako oder Mitläufer-Fan ist ein vermeintlicher Fußballfan, der exakt alle zwei Jahre zur Europa- und Weltmeisterschaft aktiv wird. Er kriecht vor allem seit 2006 immer pünktlich zum ersten Spiel mit deutscher Beteiligung aus seinem Loch. Er gräbt dann seine Vuvuzela aus und mutiert schließlich zu dem allergrößten Fußballfan, Experten & Kritiker, als hätte er seit jüngster Kindheit jede freie Minute mit Fußball verbracht und verschwindet jedes mal nach spätestens vier Wochen wieder spurlos.

Üblicherweise ist er innerhalb der zwei Jahre (Nicht-WM/EM-Zeit, also während der Bundesliga-Saison) ein richtiger Fußballhasser. Er ist so gut wie nie in einem Stadion anzutreffen, interessiert sich einen Scheißdreck für Fußball und verabscheut Fans sämtlicher Bundesligavereine zutiefst. Wenn der Event-Fan von den Medien oft genug darauf aufmerksam gemacht wurde, schaut er sich vielleicht sogar ausnahmsweise ein DFB-Spiel der Qualifikationsphase an. Da kann der DFB-Tross immerhin wieder zwei Jahre lang gegen Mannschaften wie die Färöer-Inseln und Irland glänzen und Béla Réthy kann mal wieder die Spiele akkustisch verhunzen.

Ein Eventfan ist in der Regel ein Fußball-Analphabet, er kennt üblicherweise zu Beginn einer Europa- und Weltmeisterschaft kaum die Namen der Nationalspieler. Er ist offenbar unfähig, das Wort Deutschland zu sagen oder zu schreiben und verkürzt daher andauernd den Namen seiner Nation. Er weiß bis kurz vor Anpfiff nicht so recht, welches Trikot die dt. Nationalmannschaft trägt und auf welcher Seite die Tore fallen sollten. Er schaut die Spiele, „weil ja die Stimmung so toll ist“, weil es gerade „in“ ist oder „die Spieler so schön aussehn“. Das ist eigentlich nichts Schlimmes, solange er beim Public Viewing seine Fresse halten würde: Entweder kommentiert er ständig Randerscheinungen wie das Outfit der Bundeskanzlerin oder der selbst ernannte Fußballexperte kennt sich mit Aufstellungen und Taktiken dank der Bild-Zeitung besser aus als der Bundestrainer selbst, obwohl er in Wirklichkeit einen Fußballplatz nur aus dem Fernsehgerät kennt. Er trifft sich überwiegend mit anderen Vuvuzela-Trötern und Schland!-Grölern auf sogenannten Public Viewings und Fanmeilen, wo er Sportfreunde Stiller nachsingt. Typisches Motto: „Wen juckt das Spiel, man geht dahin um Spaß zu haben!“ Vergeblich hofft er nebenbei, schnellen Sex mit sturzbetrunkenen Teenies oder Wohnwagen-Schlampen zu bekommen - Scheitert aber oft daran, dass er unter seinem AXE-Fan-Trikot nicht mal das dazugehörige Deodorant an seine Haut gelassen hat.

Sein Auto ist liebevoll mit vier Deutschland-Flaggen aus der örtlichen Tankstelle versehen. Schließlich möchte man ja auch im Straßenverkehr zeigen, dass man besonders viel Ahnung von Fußball hat. Seine Verkleidung ist aufwendiger gestaltet als zu Karnevalszeiten, er sitzt mit schwarz-rot-geilen Fanfarben, mit schwarz-rot-goldenen Hawaii-Ketten (1 Stück für 1,95 Euro) und einem Nivea-Fanshirt (Jogi Löw-Edition) im Biergarten unter Ballermann-Atmospäre, ignoriert dabei das aktuelle Spiel und jubelt bei abgepfiffenen Abseitstoren am längsten. Um ja nichts vom Spiel mitzubekommen, trägt er unter seinem lustigen Hut manchmal eine Atzenbrille und schwenkt dauernd seine Fahne. Wenn alle jubeln, jubelt man halt mit. Wichtig ist nur, dass hinterher das Ergebnis stimmt. Weitere Merkmale: Er fährt auch zur Autoball-EM und findet DSDS super, er ist Mitglied einer Kirmesjugend oder eines Karnevalvereins.

Besonders Frauen werden oft zu Eventfans, auch bekannt als “Anja und Tanja”-Fans, wahrscheinlich um somit anziehender auf Männer zu wirken. Sie bewerten übrigens Spieler nicht nach Kriterien wie "Fehlpässe", "Einsatz" oder "Tore", sondern ausschließlich nach den Kriterien "Körperbau" und "Frisur". Um sie zu erkennen, kann man die Mädels mit der nervigen Kreischstimme, der dicken Flagge im Gesicht und Becks Gold in der Fresse einfach mal fragen, was eigentlich Abseits ist.

Event-Fans bei der EM 2012

Bereits zu Beginn der EM 2012 hasst der typische Eventfan die italienische Fußballmannschaft, wahrscheinlich wegen der WM 2006. Er mag aber sinnloserweise die spanische Nationalmannschaft und ist enttäuscht darüber, dass Messi wohl nicht mehr Torschützenkönig und Spieler des Turniers werden kann, weil er ständig auf der Bank sitzt. Er glaubt auch, dass Özil ein Spülmittel sei und dass Argentinien nicht zu unterschätzen sei. Schon während der ersten Spiele der Gruppenphase veranstaltet er mit zahlreichen anderen Event-Fans ausgiebige Autokorsos mit Laolas und Silvesterknallern (ganz egal, was tatsächlich für ein peinliches Gegurke abgehalten wurde) als ob die deutsche Mannschaft gegen Brasilien in einem WM-Endspiel 5:0 gewonnen hat. Am Tag darauf masturbiert er bevorzugt zu „An Tagen wie diesen“ unterlegten TV-Bildern. Schon nach dem Viertelfinale gegen den Fußballriesen Griechenland fühlt er sich bereits als Europameister. Er postet bei Facebook unzählige wahnsinnig witzige und kreative Bildwitze über Holländer, Griechen, Italiener etc., die jeder Depp bereits zuvor geschätzte 250 mal im Internet gesehen hat. Zu Beginn des Halbfinale gegen Italien schimpft er über die Aufstellung von Spielern, die er eigentlich bisher so toll fand. Noch während der Halbzeit des Halbfinales holt er die Fahnen rein und geht weinend ins Bett, bevor es anfängt zu regnen und die Schminke verläuft. Nach dem Spiel schreibt er anschließend bei Facebook einige Postings wie beispielsweise „Europameister der Herzen <3 <3“, „Ich ess nie wieder beim Italiener *heul*“ oder qualifizierte Ausreden wie „Der Schiri war doch gekauft, die Franzosen mochten uns sowieso noch nie“ oder „der Rasen war zu nass“, bevor er die Blumenkette wieder für die nächsten zwei Jahre auf dem Dachboden verstaut. So kommt es, dass sämtliche Deutschlandfahnen nach dem Halbfinale spurlos verschwinden. Aus „WIR“ wird nun wieder „die Deutschen“. Fussball bleibt wieder für 2 Jahre uninteressant, aber das nächste große Turnier kommt bestimmt! Das Finalspiel der EM2012 schaute sich der typische Event-Fan nicht an, weil er sich sowieso nicht für Fußball interessiert. Der Event-Fan kann sich nun schon während der EM seinen Fernsehserien widmen, bevor er 2014 wieder aus seinem Loch kriechen wird.

Event-Fans bei der WM 2014

Der Event-Fan ist sehr enttäuscht darüber, dass aufgrund der Zeitverschiebung einige Spiele um 0:00 Uhr oder gar um 3:00 Uhr beginnen werden. Und das obwohl er sich eigentlich kaum für Fußball interessiert. Er trauert schon vor dem ersten Gruppenspiel darüber, dass er nun die bunten Schuhe von Reus nicht mehr bewundern kann.

Zitate

• „Wo ist eigentlich der Ballack?“
• „Wer ist Lahm? Hauptsache Party!“
• „Wieso ist da der Özil dabei? Wieso spielt er für Deutschland, der spielt doch bei Madrid?“
• „Hey, was passiert wenn der Kevin Prince seinen Bruder überredet für Ghana zu spielen, dann haben wir ja einen Verteidiger weniger im Kader!“
• „Boah hast du gesehen der Gomez, macht der voll die Drehung bevor der den reinschießen tut.“
• „Der Kahn war vor seiner Tätigkeit als ZDF-Experte auch mal so ein billiger Manuel Neuer-Verschnitt?“
• „Hurra Hurra Deutschland hat gewonnen WUHUUUUU wie geil LEIDER GEIL Gott sind WIR endkrass. Erst haben wir die Käseköppe besiegt und jetzt die Dänen plattgemacht! Die Dänen können halt eben nur mit Lego spielen, WIR spielen Fußball! Und am Freitag gibt es Gyros! NIEMAND kann uns stoppen! Wer ist eigentlich Spanien und Italien? SCHLAAAND!!“ (Vor dem Viertelfinale der EM2012)
• „Würde man kurz vor der WM nicht solche schwachsinnigen Freundschaftsspiele abhalten, wäre das mit Reus nicht passiert und WIR könnten noch locker Weltmeister werden! Und jetzt nimmt dafür der Löw einen mit, der noch nicht mal die Nationalhymne mitsingt!“

Gelungen Der Artikel Event-Fan ist nach einer erfolgreichen Abstimmung mit dem Prädikat Gelungen ausgezeichnet worden und wird zusammen mit anderen gelungenen Artikeln in unserer Hall of Fame geehrt. Unbedingt weiterempfehlen!