Event-Fan: Unterschied zwischen den Versionen

Version vom 10. Juni 2014, 14:27 Uhr

Keine Ahnung? Kein Problem! Einfach nach jedem Vorrundenspiel das Deppenfähnchen ans Auto und SCHLAND, SCHLAND, SCHLAND! rufen

Ein Event-Fan, Pseudo-Fußballfan, Eventspacko oder Mitläufer-Fan ist ein vermeintlicher Fußballfan, der exakt alle zwei Jahre zur Europa- und Weltmeisterschaft aktiv wird. Er kriecht seit 2006 immer pünktlich zum ersten Spiel mit deutscher Beteiligung aus seinem Loch. Dann gräbt er seine Vuvuzela aus und mutiert schließlich zum allergrößten Fußballfan,-experten und -kritiker, als hätte er seit jüngster Kindheit jede freie Minute mit Fußball verbracht und jedes mal verschwindet er nach spätestens vier Wochen wieder spurlos.

Üblicherweise ist er innerhalb der zwei Jahre (Nicht-WM/EM-Zeit, also während der Bundesligasaison) ein richtiger Fußballhasser. Er ist so gut wie nie in einem Stadion anzutreffen, interessiert sich einen Scheißdreck für Fußball und verabscheut Fans sämtlicher Bundesligavereine zutiefst. Wenn der Event-Fan von den Medien oft genug darauf aufmerksam gemacht wird, schaut er sich vielleicht sogar ausnahmsweise ein DFB-Spiel der Qualifikationsphase an. Da kann der DFB-Tross immerhin wieder zwei Jahre lang gegen Mannschaften wie die Färöer-Inseln und Irland glänzen und Béla Réthy kann mal wieder die Spiele akustisch verhunzen.

Ein Eventfan ist in der Regel ein Fußball-Analphabet, er kennt zu Beginn einer Europa- und Weltmeisterschaft kaum die Namen der Nationalspieler. Offenbar ist er unfähig, das Wort Deutschland zu sprechen oder zu schreiben und verkürzt daher andauernd den Namen seiner Nation. Der Fan trifft sich überwiegend mit anderen Vuvuzela-Trötern und Schland!-Grölern auf Public Viewings und Fanmeilen, wo er die Sportfreunde Stiller nachsingt. Typisches Motto: „Wen juckt das Spiel, man geht dahin, um Spaß zu haben!“ Vergeblich hofft er nebenbei, schnellen Sex mit sturzbetrunkenen Teenies oder Wohnwagen-Schlampen zu bekommen - scheitert aber oft daran, dass er unter seinem AXE-Fan-Trikot nicht einmal das dazugehörige Deodorant an seine Haut gelassen hat.

Er weiß auch bis kurz vor Anpfiff nicht so recht, welches Trikot die deutsche Nationalmannschaft trägt und auf welcher Seite die Tore fallen sollen. Er schaut die Spiele, „weil ja die Stimmung so toll ist“, weil es gerade „in“ ist oder „die Spieler so schön aussehn“. Das ist eigentlich nichts schlimmes, solange er beim Public Viewing seine Fresse halten würde: Entweder kommentiert er aber ständig Randerscheinungen, wie das Outfit der Bundeskanzlerin, oder kennt sich als selbst ernannter Fußballexperte dank der BILD-Zeitung plötzlich besser mit Aufstellungen und Taktiken aus, als der Bundestrainer selbst, obwohl er in Wirklichkeit einen Fußballplatz nur aus dem Fernsehen kennt.

Sein Auto ist liebevoll mit vier Deutschland-Flaggen von der örtlichen Tankstelle versehen. Schließlich möchte man ja auch im Straßenverkehr zeigen, dass man besonders viel Ahnung von Fußball hat. Die Verkleidung des Event-Fans kann dann schon einmal aufwendiger gestaltet sein als zu Karnevalszeiten. Er sitzt auch mit schwarz-rot-geilen Fanfarben, mit schwarz-rot-goldenen Hawaii-Ketten (1 Stück für 1,95 Euro) und einem Nivea-Fanshirt (Jogi Löw-Edition) im Biergarten unter Ballermann-Atmosphäre, ignoriert dabei das aktuelle Spiel und jubelt bei abgepfiffenen Abseitstoren am längsten. Um ja nichts vom Spiel mitzubekommen, trägt er unter seinem lustigen Hut manchmal eine Atzenbrille und schwenkt dauernd seine Fahne. Wenn alle jubeln, jubelt er halt mit. Wichtig ist nur, dass hinterher das Ergebnis stimmt. Des Weiteren fährt der Event-Fan auch zur Autoball-EM und findet DSDS super, ist Mitglied einer Kirmesjugend oder eines Karnevalvereins.

Besonders Frauen werden oft zu Event-Fans, auch bekannt als “Anja und Tanja”-Fans, wahrscheinlich, um damit anziehender auf Männer zu wirken. Sie bewerten übrigens Spieler nicht nach Kriterien wie "Fehlpässe", "Einsatz" oder "Tore", sondern ausschließlich nach "Körperbau" und "Frisur". Um sie zu erkennen, kann man die Mädels mit der nervigen Kreischstimme, der dicken Flagge im Gesicht und Becks Gold in der Fresse einfach mal fragen, was eigentlich Abseits ist.

Event-Fans bei der EM 2012

Bereits zu Beginn der EM 2012 hasste der typische Event-Fan die italienische Fußballmannschaft, wahrscheinlich wegen der WM 2006. Er mochte aber sinnloserweise die spanische Nationalmannschaft und war enttäuscht darüber, dass Messi wohl nicht mehr Torschützenkönig und Spieler des Turniers werden würde, weil er ständig auf der Bank saß. Er glaubte auch, dass Özil ein Spülmittel gewesen sei und dass Argentinien nicht zu unterschätzen war.

Schon während der ersten Spiele der Gruppenphase veranstaltete er mit zahlreichen anderen Event-Fans ausgiebige Autokorsos mit Laolas und Silvesterknallern (ganz egal, was tatsächlich für ein peinliches Gegurke abgehalten wurde), so als ob die deutsche Mannschaft gegen Brasilien in einem WM-Endspiel 5:0 gewonnen hätte. Am Tag darauf masturbierte er bevorzugt zu „An Tagen wie diesen“ unterlegten TV-Bildern. Schon nach dem Viertelfinale gegen den Fußballriesen Griechenland fühlte er sich bereits als Europameister. Er postete bei Facebook unzählige wahnsinnig komische und kreative Bildwitze über Holländer, Griechen, Italiener etc., die jeder Depp bereits zuvor geschätzte 250 mal im Internet gesehen hatte.

Zu Beginn des Halbfinales gegen Italien schimpfte er über die Aufstellung der Spieler, die er eigentlich bisher so toll gefunden hatte. Noch während der Halbzeit des Halbfinales holte er die Fahnen rein und ging weinend ins Bett, bevor es noch angefangen hätte zu regnen oder die Schminke verlaufen wäre. Nach dem Spiel schrieb er bei Facebook einige Postings wie „Europameister der Herzen <3 <3“, „Ich ess nie wieder beim Italiener *heul*“, qualifizierte Ausreden wie „Der Schiri war doch gekauft, die Franzosen mochten uns sowieso noch nie“ oder „der Rasen war zu nass“, bevor er die Blumenkette wieder für die nächsten zwei Jahre auf dem Dachboden verstaute. So kam es, dass sämtliche Deutschlandfahnen nach dem Halbfinale spurlos verschwanden. Aus „WIR“ wurde nun wieder „die Deutschen“. Fussball blieb für zwei weitere Jahre uninteressant, aber das nächste große Turnier sollte kommen!

Das Finalspiel der EM 2012 schaute sich der typische Event-Fan nicht an, weil er sich sowieso nicht für Fußball interessierte. Der Event-Fan konnte sich nun schon während der EM wieder seinen Fernsehserien widmen, bevor er 2014 wieder aus seinem Loch gekrochen kam.

Event-Fans bei der WM 2014

Der Event-Fan ist im Augenblick sehr enttäuscht darüber, dass aufgrund der Zeitverschiebung einige Spiele um 0:00 Uhr oder gar um 3:00 Uhr beginnen werden; und das, obwohl er sich eigentlich kaum für Fußball interessiert. Er betrauert schon vor dem ersten Gruppenspiel, dass er nun die bunten Schuhe von Reus nicht mehr bewundern kann.

Zitate

• „Wo ist eigentlich der Ballack?“
• „Wer ist Lahm? Hauptsache Party!“
• „Wieso ist da der Özil dabei? Wieso spielt der für Deutschland, der spielt doch bei Madrid?“
• „Hey, was passiert, wenn der Kevin Prince seinen Bruder überredet für Ghana zu spielen, dann haben wir ja einen Verteidiger weniger im Kader!“
• „Boah, hast du gesehen der Gomez, macht der voll die Drehung, bevor der den reinschießen tut?“
• „Der Kahn war vor seiner Tätigkeit als ZDF-Experte auch mal so ein billiger Manuel Neuer-Verschnitt?“
• „Hurra Hurra Deutschland hat gewonnen! WUHUUUUU, wie geil, LEIDER GEIL, Gott, sind WIR endkrass. Erst haben wir die Käseköppe besiegt und jetzt die Dänen plattgemacht! Die Dänen können halt nur mit Lego spielen, WIR spielen Fußball! Und am Freitag gibt es Gyros! NIEMAND kann uns stoppen! Wer ist eigentlich Spanien und Italien? SCHLAAAND!!“ (Vor dem Viertelfinale der EM2012)
• „Würde man kurz vor der WM nicht solche schwachsinnigen Freundschaftsspiele abhalten, wäre das mit Reus nicht passiert und WIR könnten noch locker Weltmeister werden! Und jetzt nimmt dafür der Löw einen mit, der noch nicht einmal die Nationalhymne mitsingt!“

Gelungen Der Artikel Event-Fan ist nach einer erfolgreichen Abstimmung mit dem Prädikat Gelungen ausgezeichnet worden und wird zusammen mit anderen gelungenen Artikeln in unserer Hall of Fame geehrt. Unbedingt weiterempfehlen!