Spiegelwelten:George Mombasa und Tim Ooten auf dem Neuenburger See

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Heute Abend zeigt das Schweizer Fernsehen in seiner Kultursendung ein ganz besonderes Interview: Der berühmte Moderator und Journalist George Mombasa trifft vor der malerischen Kulisse des Neuenburger Sees auf den Polit-Jungstar Tim Ooten, der vor einem Jahr die Schlagzeilen der Spiegelwelt beherrschte. Nicht nur Afrika-Interessierte werden auf ihre Kosten kommen und die haushohe Überlegenheit der Schweizer Zivilisation erkennen, auch alle Heimatliebhaber können den Ton abstellen und das herrliche Panorama geniessen. Wir wünschen viel Vergnügen!

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Mombasa: Willkommen, meine Damen und Herren! Sie werden nicht glauben, was mir bei meiner Ankunft hier in der Schweiz passiert ist! Als...
Ooten: Wollte man Sie in diesem totalitär-unterdrückerisch-rassistischen System etwa aufgrund Ihrer Hautfarbe festnehmen?
Mombasa: Was? Hä? Wie kommst du denn dadrauf? Ich habe natürlich meinen Touristenausweis um den Hals getragen, da waren alle ganz freundlich zu mir! Nein, ich meine, es gab als Bergüßungsgeschenk einen Riegel Blocherone und ich muss sagen, der Geschmack war wirklich... [Pause, hört auf den Knopf im Ohr]... Oh, die Regie sagt gerade, ich soll mit der Einleitung beginnen...na gut... [zu Ooten] Und du sollst die glorreiche Schweizer Nation nicht mehr beleidigen, sie ist nämlich offenbar die einzige wirkliche...wie war das?... [lauscht] ...wirkliche Demokrachie der Welt!
Ooten: Aber ich dachte, das soll ein Polittalk werden?
Mombasa: Was?! Ich hoffe doch mal nicht, von Politik hab ich nämlich keine Ahnung! [lacht]
Ooten: Typisch! Dem einfachen Arbeiter wird die politische Bildung und Teilhabe...
Mombasa: [sucht das richtige Moderationskärtchen] Ah, hier! Also, wir befinden uns hier auf dem altehrwürdigen Torpedoboot Château Rœsti im Hafen von Murten, neben Biel einer der beiden malerischen Inseln des Neuenburger Sees. [liest zunehmend gelangweilt vor] Sie ist nicht nur landschaftlich wunderschön, sondern auch insofern bemerkenswert, dass sie eine deutschsprachige Enklave im französischsprachigen Kanton der Welschschweiz darstellt. Wir werden heute Abend quer über den See zur Insel Biel fahren, die wiederum eine französischsprachige Enklave im deutschsprachigen Kanton Mittelland...
Ooten: [begeistert] Oooh! Französisch kann ich! Das ist meine Lieblingssprache! Dafür hab ich sogar in der Schule Englisch abgewählt!
Mombasa: Aber Englisch ist doch unsere Amtssprache...
Ooten: Ja, schlechtes Englisch! Und das beherrsche ich perfekt! Niemand spricht ein schlechteres!
Mombasa: Wie dem auch sei...was steht hier noch...Gast vorstellen. Okay...wo ist die Karte? [sucht]...find ich jetzt nicht...wer bist du denn?
Ooten: Was? Ich? Ich bin Tim Ooten, ich...
Mombasa: Wer? Nie gehört.
Ooten: Also, ich bin bekannt geworden durch meine glorreiche Reise zum Ruhme des Kommunismus auf dem stolzen Schlachtschiff M.S. Pédé, wo ich...
Mombasa: Ach, jetzt fällt mir wieder ein, wo die Karte sein muss! Die hab ich doch gestern Abend noch als Bierdeckel benutzt...ich ruf mal gerade meine Frau an! [holt ein Handy hervor, wendet sich an die Kameraleute] Darf ich das eigentlich behalten? Das Herzogtum könnte ein zweites ganz gut gebrauchen...Ah, hallo Schatz! Hast du zufällig noch diese Moderationskarte, wo ich gestern mein Bier drauf hatte? ... Extra aufgehoben ... ja wunderbar, du bist die Beste! Willst du vielleicht gerade mal vorlesen? ... [hört zu, nickt, fängt dann an zu grinsen] ... Aha ... Okay ... Alles klar, Schatz! Vielen Dank, ich muss jetzt mit der Sendung weitermachen ... ja, ich dich auch ... ja, nicht so spät ... ja ... jahaa ... ja, bis dann! Tschüss!
[zu Ooten, lachend] Du bist ja ein ziemlicher Versager, oder? Gründest einen eigenen Staat, der dann nur zehn Tage hält... stürzt Ostfriesland in einen dicken Krieg und wirst dann von deinem politischen Ziehvater verbannt − also da habe ich schon erfolgreichere Revolutionäre gesehen! [grinst]
Ooten: [empört] Bitte was?! Das war bloß ein strategischer Schachzug! Und überhaupt, die Bedeutung für die proletarische Weltrevolution...
Mombasa: Jaja, is klar... Und was machst du jetzt so, nach deiner schändlichen Niederlage?
Ooten: Wie bitte?! Das war keine schändliche Niederlage, das hab ich doch gerade erklärt! [Mombasa verdreht die Augen] Also, ich mache jetzt ein freiwilliges soziales Jahr...
Mombasa: [kichert] Wohl zu schlecht für die Uni, was?
Ooten: ...an einer Gesamtschule, wo ich hoffe, die kommunistische Weltanschauung auch unter unserer Jugend zu verbreiten. Gerade unsere Kinder sind wichtig, um die antifaschistische Weltrevolution...
Mombasa: Ich höre gerade von der Regie, es soll nicht so viel von Kommunismus die Rede sein. Das ist eine...wie war das?... [horcht] ...verwerfliche, unschweizerische Ideologie. [nickt]
Ooten: Aber das ist Zensur! Das monopolkapitalistisch-faschistische System...
Mombasa: Stattdessen soll ich mal auf die beeindruckenden Käseplantagen von Fribourg hinweisen, die wir jetzt im Hintergrund erkennen können. Dort werden täglich Tausende Tonnen feinster Käse abgebaut, die weltweit für ihre überragende Qualität und ihren einzigartigen Geschmack berühmt sind. An dieser Stelle sei allen Zuschauern auch die neueste Schweizer Käsespezialität empfohlen: Mondtkäse, original abgebaut vom Schweizer Mondt! Ein astronomisches Geschmackserlebnis! Jetzt nur 199 Käsetaler pro Laib!
Ooten: Ich werde mich hier nicht ablenken lassen! Der Kommunismus ist die allein heilsbringende...
Mombasa: Nächste Frage! Was ist deine Lieblingsbeschäftigung?
Ooten: Ooh, also ich gehe sehr gerne Kegeln! Am meisten Spaß macht es mir, wenn mal jemand mitkommt und ich nicht alleine bin! Ist zwar nicht so oft, aber immerhin...
Mombasa: [blättert in den Moderationskarten und freut sich, als er eine passende Frage findet] Und was wurde aus deinem treudoofen Gefährten, Rochus-Justin, wohl besser bekannt als „der Metallheld“?
Ooten: Der versucht jetzt, durch Praktika doch noch einen Job zu kriegen...ist aber wohl ein hoffnungsloser Fall. Er schafft es ja noch nicht mal, sich endlich umbenennen zu lassen.
Mombasa: Tja, da ist wohl einer zu arm, um ein verünftiges Bestechungsgeld zu zahlen! Opfer! [lacht hämisch]
Ooten: Ist vielleicht besser so. Ich weiß nicht, ob "Henrik Sundklakkstraumen" für einen Nicht-Skandinavier wirklich eine gute Alternative wäre. Aber darüber hinaus finde ich es falsch und verwerflich, Bestechungsgelder zu zahlen. Die Auswirkungen auf eine Gesellschaft sind verheerend, die Kultur der...
Mombasa: Boah, ist das langweilig. Wenn du unbedingt reden willst, ich habe hier noch eine Moderationskarte mit Schleichwerbung. Kannst du gerne vorlesen. [reicht Ooten die Karte]
Ooten: Also gut... Jetzt im Angebot bei Autoteile Blocher: Der neue Hyundai Tell, 100% echte Schweizer Qualität! Fahren Sie selbstbewusst über die glorreichen Schweizer Autobahnen und fegen Sie minderwertige ausländische Fabrikate einfach von der Strasse! Jetzt mit optimierten Tunnelscheinwerfern und eingebauter Vingette für nur 12 000 Käsetaler! Ausländer raus! Sau Türken! Rassismus ja! ...Halt, was ist das denn?!
Mombasa: Ach so, Parteiwerbung für die SVP ist da auch drauf.
Ooten: Und was steht hier? „Warnung: Lassen Sie Ooten niemals Witze erzählen!“ Warum das denn nicht?!
Mombasa: [plötzlich erschrocken, wild gestikulierend] O Gott! Regie, wir müssen sofort aufhören! Sofort aufhören!
Ooten: Ich bin sehr wohl witzig! Wie wäre es hiermit: Was ist hässlich und stinkt? Na? Na? Ein Kapitalist! [lacht laut auf]
Mombasa: [verzieht das Gesicht, springt dann auf] Aaaaah! Ich bin hier raus! Hier ist doch auch eine Bar auf dem Schiff, oder? [verschwindet]
Ooten: Dann erzähl ich jetzt mal eine Satire über den Kapitalismus: Der Kapitalismus ist eine total sinnlose Gesellschaftsordnung. Warum er gegründet wurde, weiß man nicht mehr so genau und das ist ja auch voll egal, fast so egal wie die Menschenrechte von dreckigen Kapitalistenschweinen. Heute haben ganz viele sinnlose und unwichtige Staaten den Kapitalismus eingeführt, wahrscheinlich einfach, weil sie total dumm sind. Dagegen steht die glorreiche Kommunistische Volksrepublik Afrika... [der Ton wird ausgeblendet, es erklingt ein Schweizer Alphornorchester. Der Abspann erscheint. Man sieht noch kurz, wie Ooten von zwei Schweizer Soldaten aus dem Bild geknüppelt wird]

Mit diesen eindeutigen Belegen, dass das Heilige Grossimperium der Schweiz diesen minderbemittelten Ausländern zutiefst überlegen ist, folgt nun nach einer kurzen Werbepause unsere beliebte Rankingshow, heute unter dem Motto „Die 100 würzigsten Käsesorten“! Wir wünschen viel Vergnügen!


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