Sub:Erlebnisse in der Hölle der Pädiatrie1

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Damals war es noch nicht üblich als Kind zum Kinderarzt zu gehen, Ja, man ging zum Hausarzt, man ging zum Hautarzt oder sonstigen Spezialisten, um sich untersuchen zu lassen, aber doch nicht zum Pädophilen, wie Mutter manchmal sagte, denn sie hatte es nicht so mit Fremdworten. Viele Eltern, vor allem in der ländlichen Bevölkerung sahen es nicht ein, da Kind sein damals - wie auch heute - einfach nichts besonderes war und daher auch keine fachärztliche Behandlung als nötig erachtet wurde. Und viele Kinderärzte sahen es nicht ein, durch eine Verlagerung ihrer Praxen aufs Land solch einem Frevel dann in vorderster Front zu trotzen.

So kann es passieren, dass man mit hohem Fieber, sich mitten in der Nacht ans Steuer begibt, mit einigen verpläpperten Flaschen Bier in der Hoffnung auf ein besseres Gefühl sich in die Nacht begibt, um die Rettung einzuleiten und sich in Situationen wiederfindet, mit denen man in seinem Leben nie mehr gerechnet hatte.

Am Handy hatte er verschlafen geklungen, komisch, der hätte kein Krankenhausarzt werden sollen, gut, war er ja auch nicht, dachte ich mir, während ich durch die Dunkelheit fuhr und nach einer Viertelstunde vor seiner Praxis stand. Der Regen wurde vom Sturm über das makellose Pflaster seines Eingangsbereichs gepeitscht, doch fühlte es sich an, dass vor allem ich das Ziel war. Das Schild verriet, dass er Kinderarzt war! Doktor Schneider! Wirklich lächerlich, sollte ich jetzt gehen, aber das kann ich doch dem braven Mann nicht antun, wo er sich die Nacht wegen mir schon halb um die Ohren geschlagen hatte - mein Fieber halb vergessend. Wohl ein Fehler beim Patientennotruf.

O Schreck lass nach, keine Krankenkassenkarte dabei und nicht noch einmal in dieser Nacht wollte ich diese unaufgeräumte dunkelsilberne wellenstabvergewaltigte Königspudelfrisur mit narbiger Edelvisage und dämlicher Hornbrille aus den Siebzigern sehen – er war wohl auch nicht gut dran..... "Sie wünschen!" knurrte seine Stimme sehr leise, im Hintergrund hörte ich irgendeine Fummelmusik von den BeeGees.

"Entschuldigung für die Unterbrechung, aber...." “Sie sind ja noch nie bei mir gewesen!" Ich hätte fast gelacht. "Keine Karte dabei? Ohne Karte behandele ich ohnehin nicht!“ „Ich reiche sie nach!“ „Oder sind Sie Privatpatient?“ „Wie privat hätten Sie es denn gern, (erst anderthalb Sekunden später begriff ich, was ich da gesagt hatte und ein Kloß formte sich in meinem Kehlkopf) ähm, Spaß beiseite, ich reiche die Karte nach?!“ Die Musik war zu Ende. „50 Euro für eine halbe Stunde!“ Ich atmete schwer. „Schauen Sie sich mich doch an! Ich bin fertig!“ „Davon mache ich das nie abhängig - kann außerdem ja jeder sagen! “ „Sie können es ja feststellen!“ „Tschüß!“

Er ließ mich in diesem Scheißwetter stehen und ich traute mich auch nicht mehr, noch einmal auf mein Behandlungsrecht zu pochen, zumal ich keine 50 Euro dabei hatte.

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