Spiegelwelten:Jungfernfahrt: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 12. Mai 2011, 00:04 Uhr

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Prolog

Banatavia - Bananen zu Spottpeisen und gratis AIDS im Puff Ihrer Wahl, jetzt zugreifen!


Der palmengesäumte Hafen von Banatavia, Port Julland, lag still in der Mittagssonne. Wäre nicht das gelegentliche Schreien der Möwen gewesen – man hätte annehmen können, es handele sich um das Standbild eines Films, dessen Regisseur das gesamte Budget für Kulissen ausgegeben und nun keine Mittel mehr für Schauspieler hatte. Selbst die wenigen trägen Wellen, die Schiffe und Boote schwach gegen die Kaimauer drückten, wirkten eher wie ein halbherziger Versuch, der Szenerie wenigstens ein bisschen Lebendigkeit zu verleihen.
Am Rande des Stilllebens hatten zwei Herren auf einer Parkbank Platz genommen und betrachteten das vor ihnen ausgebreitete Panorama. Beide trugen Tweedanzüge, die nicht so recht ins Bild des tropischen Hafens passen wollten, und sie legten auch ansonsten ein Verhalten an den Tag, dass der allgemeinen Zeitlupe nicht entsprach. Zwar saßen sie still, doch betrachtete der größere und bei weitem schlankere der beiden mit wachem Blick das Nichtgeschehen und streichelte dabei gedankenverloren ein Einmachglas, dass er in den seinem Schoß abgestellt hatte. Sein Begleiter hingegen, ein kleiner dicker Mann mit mächtiger Brille, kritzelte eifrig in einer zur umfangreichen Zettelsammlung angewachsenen Kladde. Nach einer Weile schließlich ließ der Größere von seinen Betrachtungen ab, warf einen Blick auf das Blatt, dass sein Begleiter so eifrig beschrieb ,und las folgendes:

Im April des Jahres 2011 ereignete sich bei einer von Julland König Hilbert inszenierten Werbesendung ein peinliches Missverständnis, in dessen Folge der König ohne sein Wissen dem ostfriesischen Präsidenten Lightening eine Nacht mit einer seiner Enkelinnen zusicherte. Die genauen Gründe hierfür mag der geneigte Leser selbst dem Dunkel entreißen, denn zu der Verbindung der beiden kam es nicht. Während der König noch fieberhaft überlegte, wie er dem von ihm heraufeschworenen Geschick entkommen könne, verschwanden sowohl die Enkelin, die wir der Eindeutigkeit halber zukünftig Prinzessin Pandora nennen wollen, als auch ein mit dieser Sache nicht in Verbindung zu bringender Staatsmann und Gelehrter, ein gewisser Itzach Uforst aus Itz, Hinterwald, seines Zeichens Generalgouverneur des Literarischen Dominions Apark. Zur Klärung des mysteriösen Verschwindens entsandten die besorgten Literaturstaatler einen erprobten Detektiv namens Bert Ø und seinen Expositionsgehilfen Dee Licius, die beide…

„Ausgezeichnet“, bemerkte Bert Ø mit einem schmalen Lächeln. „Sie arbeiten bereits am Prolog, damit wir möglichst bald mit der Handlung beginnen können. Bitte denken Sie daran, dass mir nach dem neuen Tarifabschluss mindestens zehn Zeilen Personenbeschreibung zustehen.“
Licius sah von seiner Kladde auf. „Meinen Sie, das ist angemessen?“
Ø wirkte irritiert. „Warum denn nicht? Die Gewerkschaft der Protagonisten zweiter Ordnung hat einen regulären Vertrag ausgehandelt. Ich wüsste nicht, warum ich auf die Provision…“
„Nein, ich meine“, fiel ihm Licius ins Wort, „wir sind doch hier nur zur Aufklärung da, nicht als Hauptfiguren.“
Ø verzog das Gesicht, als habe er gerade in eine Zitrone gebissen. „Mag sein“, gestand er indigniert zu. „Vielleicht ist dies nicht unsere Handlung, aber ich bestehe auf einer angemessenen Entlohnung. Ich habe den Verdacht, dass Sie sich ein bisschen zu sehr in der Rolle des beschränkten und dumme Fragen stellenden Gehilfen gefallen; vielleicht sind wir nicht als Hauptfiguren vorgesehen, aber ich gedenke nicht, es bei diesem Zustand zu belassen. Und nun fangen Sie bitte an zu schreiben. Zehn Zeilen. Ich bestehe darauf.“
Für einen Moment schien es, als bereite Licius eine Erwiderung vor, doch schließlich seufzte er nur, setzte den Stift wieder auf das. Die Blicke des Detektivs folgten wachsam den Worten, die auf dem Papier erschienen.

In Erscheinung und Verhalten entsprach Bert Ø ganz den Anforderungen seines Berufes: Aus seiner hageren, von einem stets korrekt sitzenden Anzug umhüllten Gestalt sprachen Askese und der Wille, jedes noch so verworrene Knäuel an Informationen zu entwirren, jeder Spur zu folgen, um sie schließlich zu einem sinnvollen Ganzen…

„Ach, ich bin also ein Asket, ja?“ Der Detektiv blickte seinen Gehilfen verärgert an und stellte das Einmachglas auf den Boden, das er die ganze Zeit in den Händen gehalten hatte. „Am besten einer von der Sorte, die Brot und Wasser einmal im Monat bereits für puren Luxus hält, so ein Betbruder im abgewetzten Kaftan, der das Gras wachsen seinen Gott im Hinterkopf rumoren hört. Das hier“, Bert Ø zog Licius das Blatt unter dem Stift weg, „das entspricht weder meinen Fähigkeiten noch meinem Charakter. Ja, ich löse Rätsel aller Art, darin bin ich gut. Sonst hätte ich diesen Fall ja wohl nicht aufklären können, aber…“
„Sie haben den Fall schon gelöst?“ Der Expositionsgehilfe wirkte schockiert, versuchte aber zugleich, das ihm entrissene Blatt zurückzuerlangen.
„Natürlich habe ich den Fall gelöst“, blaffte Ø seinen Gehilfen an. „Warum sonst sollte man mich geschickt haben. Und deshalb bestehe ich auf einer korrekten…oh.“ Licius’ Versuche, wieder in den Besitz der Personenbeschreibung zu gelangen, hatten dazu geführt, dass ihm die Kladde von den Knien gerutscht war. Die leichte Brise erfasste die vielen, teils aus mehreren Richtungen bekritzelten Blätter und wirbelte sie auf, ließ sie tanzen und verteilte sie mit jeder Sekunde weiter auf der Uferpromenade. Licius sprang auf und versuchte, die Blätter zu erhaschen, doch seine dickliche Statur und Ungeschicklichkeit ließen die Versuche unbeholfen wirken und zudem scheitern. Dennoch stolperte der Expositionsgehilfe den Blick nur auf die über ihm wirbelnden Blätter gerichtet hinter den Resten seiner Kladde her, was dazu führte, dass er –
„Vorsicht!“ Øs Ruf kam in eben dem Moment, als Licius über das am Boden stehende Einmachglas stolperte. Ohne es zu wollen kickte der unglückselige Gehilfe das leere Gefäß gegen die gusseisernen Füße der Bank, wo es mit einem Klirren zerbrach.

Plötzlich fielen mehrere Schüsse.
MS Charon - Wir bringen Sie sicher auf die andere Seite!

Um Bert Ø und Licius herum brach von einem Augenblick zum nächsten völliges Chaos aus. Die beiden wurden zu passiven Passagieren eines Geschehens, dass es ihnen lediglich erlaubte, sich schnell zu Boden zu werfen und hinter die Palmen der Promenade zu kriechen. Schon schlugen die ersten Querschläger in das Holz der Bank ein und rissen große Stücke heraus, die als gefährliche Splitter umherirrten. Allerdings galt das Gewehrfeuer nicht dem Detektiv und seinem Gehilfen, sondern einem alten Mann und einer jungen Frau, die, beide mit einer großen Bananenstaude auf dem Rücken, in Richtung eines am Kai festgemachten Bananenfrachters rannten. Von Bord des heruntergekommenen Schiffes aus wurde das Feuer mit aller Heftigkeit erwidert und zwang die Gegner, eine Gruppe von Julländischen Milizionären, dazu, ebenfalls Deckung zu suchen. Nach nur wenigen Sekunden erreichten der Alte und seine Begleiterin unbeschadet das Schiff, dass ohne Verzögerung die Leinen löste, die es an den Kai banden. Träge driftete der Bananenfrachter hinaus ins Hafenbecken, während einzelne Geschosse harmlos am Rumpf abprallten. Schließlich stellten beide Seiten ihr Feuer ein und die Milizionäre zogen ab, ohne den Versuch zu unternehmen, das Schiff weiter zu verfolgen.
Der Detektiv und sein Gehilfe erhoben sich aus ihren Deckungen hinter den Palmen und klopften siech Staub und trockenes Gras von den Anzügen. Dee Licius zitterte am ganzen Leib. „Was war das?“, fragte er schließlich, halb in Erwartung eines Wutanfalls seines Chefs.
Entgegen aller Erwartung schwieg Ø zunächst und blickte dem Frachter hinterher. „Das war eine plötzliche Wendung. Sie war in dem Glas, dass Sie unvorsichtigerweise umgestoßen und zerbrochen haben. In dem Moment, wo sie frei wurde, fielen die ersten Schüsse. Das ist normal.“ Licius, der sich innerlich auf eine gehörige Standpauke eingestellt hatte schwieg betroffen.
Als Bert Ø dies bemerkte winkte er beinahe freundlich ab. „Sie erwarten einen Anpfiff, stimmt’s?“
„Naja“, stammelte Licius.
„Sie wundern sich, dass ich ihnen nicht die Leviten lese, nicht wahr? Das ist – leider – nicht mehr notwendig. Die Handlung hat begonnen, und zwar ohne uns. Wir hätten da draußen auf dem Schiff sein sollen, als die Schüsse fielen. Ihre Tollpatschigkeit – verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich weiß sehr wohl, dass dies ihr Charakter ist, den sie nebenbei bemerkt durchaus solide zu vertreten wissen – ihre Ungeschicklichkeit also hat dafür gesorgt, dass die Handlung eher begann, als geplant. Und jetzt stecken wir beide, Sie und ich, ziemlich tief in der Scheiße.“
„Und jetzt?“
Der Detektiv schwieg lange, rang sich dann jedoch zu einer Entscheidung durch. Fasziniert verfolgte Licius, wie sich der Gesichtsausdruck des Detektivs abermals zu der leicht herablassenden, aber stets selbstsicheren Miene desjenigen wandelt, der stets jede Möglichkeit bedacht und einen Plan für den Fall der Fälle in der Hinterhand hat.
„Nun, Herr Licius“, die Stimme des Detektivs hatte nun wieder ihren gewohnt spöttischen Tonfall, „ich denke, wir haben da ein Problem, oder besser gesagt, ein weiteres Problem. Die Geschichte hat ohne uns begonnen, und…“
„Ja?“
„Unterbrechen Sie mich gefälligst nicht“, fuhr ihm Ø über den Mund, der nun wieder ganz der Alte war. „Wir müssen natürlich etwas unternehmen.“
„Und was?“
Der Detektiv brachte das Kunststück fertig, stimmlich mit den Augen zu rollen. „Ihre Fragen verwundern mich ein ums andere Mal, Herr Licius. Wir brauchen selbstverständlich ein Schiff – und zwar schnell.“

Nur dabei statt mittendrin

Womit wird die Fahrt geschafft? - Mit Muskelkraft, mit Muskelkraft!

„Aber Chef, das bringt doch nichts.“ Licius war merklich außer Puste, doch der Detektiv ließ sich dadurch nicht beeindrucken: „Ich bitte um Ruhe. Deine Aufgabe ist es das Treten, nicht das Beurteilen der Situation.“
„Ich kann die Küste ast nicht mehr sehen.“
„Die brauchen wir nicht.“
„Aber wir sitzen in einem Tretboot, Meilen vom festen Land entfernt…“
„Ja. Und?“
„Ach, nur so. Der wievielte Tag ist das schon?“
„Das spielt keine Rolle.“
„Mein Magen sieht das anders.“
„Das bilden Sie sich lediglich ein, verehrter Herr Licius. Um Hunger zu bekommen, müssten wir uns innerhalb der Handlung befinden, und das tun wir leider nicht. Deshalb kann uns hier draußen auch nichts passieren.“
Wie auf Kommando erfasste eine gewaltige Welle das kleine Tretboot und schleuderte es empor. Gischt ging über dem Detektiv und seinem Gehilfen nieder.
„Gut zu wissen“, bemerkte der Gehilfe und trat Schicksalsergeben in die Pedale. „Nur eine Frage: Was wollen wir hier draußen?“
„Wir suchen den Handlungsfaden. Wenn wir ihn haben, kann es weitergehen.“
„Handlungs…“
Der Detektiv seufzte. „Den roten Faden. Die Handlung, die Abfolge der Ereignisse der Geschichte, die so gerade wie ein Korkenzieher zur überraschenden Lösung des Ganzen führt. Wir haben ihn verloren, als die plötzliche Wendung verhinderte, dass wir uns an Bord des Schiffes befanden, als die Handlung begann.“
„Ah, verstehe“, sagte Licius, auch wenn sein Tonfall etwas anderes vermuten ließ. „Dann noch eine Frage: Wie können wir hier sein, wenn die Handlung bereits an einem ganz anderen Ort ist?“

Grabesruh-Bestattungen - Irgendwie geht es immer weiter!

„Das ist mir ehrlich gesagt auch ein Rätsel“, gestand der Detektiv in nun weit milderem Tonfall zu. „Im Grunde ist es so“, erläuterte Ø, während er mit einem zweckentfremdeten Schmetterlingsnetz das Wasser hinter dem Boot durchkämmte. „Das Kapitel in dem wir uns befinden, sollte eigentlich eine Rückschau sein, in der Prinzessin Pandora von Julland und Professor Itzach Uforst aus Hinterwald ihre abenteuerliche Flucht durch die Straßen Banatavias schildern, bei der sie sich aus noch unbekannten Gründen eine Bananenstaude auf den Rücken geschnallt hatten. Das wäre übrigens Uforsts Idee gewesen. Erst auf den letzten Metern kommen ihnen doch Julländische Milizionäre in die Quere, so dass sie zu Uforsts Schiff rennen müssen – das haben wir ja beobachten können. An Bord des Schiffes sind übrigens die Erschaffer Aparks, drei Literaten, die sich als Julländische Generäle verkleidet haben und die auch für das Gegenfeuer von Bord des Schiffes verantwortlich sind. Alle fünf – also die Prinzessin, Uforst und die Literaten – sitzen in diesem Kapitel zusammen und versuchen Pläne zu schmieden, wobei es zu einer Art stiller Post kommt: jeder legt seine Interessen an und versteht das vom Vorredner gesagte vor diesem Hintergrund falsch, so dass das Ergebnis völlige Verwirrung ist. Das ganze steht kurz vor dem Kollaps – wir beide würden das übrigens heimlich belauschen – als das Schiff völlig unvermittelt in einen Sturm gerät und aus dem normalen Realitätszusammenhang herausgerissen wird. So, das sollte normalerweise geschehen, und im Grunde tut es das auch, aber eben nicht hier.“
Licius hatte über dem Zuhören das Treten eingestellt. „Und was passiert, wenn wir den roten Faden finden? Fallen wir dann auch aus dem normalen Realitätszusammenhang heraus?“
Der Detektiv gab keine Antwort, sondern griff nach etwas, dass sich an der Stange seines Schmetterlingsnetzes verheddert hatte. Es handelte sich um einen dünnen roten Wollfaden.
„Nun“, begann er mit gedämpfter Stimme, „wir werden seh – “

Über dem Tretboot und seiner Besatzung schloss sich ein schwarzer Abgrund, der so gar nichts mit Nacht oder ähnlich realen Phänomenen zu tun hatte.

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