Dreifaltigkeitsinsel

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Die Dreifaltigkeitsinsel ist eine große Insel in Ozeanien, die um 1700 entdeckt und von europäischen und US-Amerikanischen Einwanderern im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts besiedelt wurde.

Allgemeines

Obwohl die meisten Einwohner Christen sind, geht die Bedeutung des Namens der Insel nicht auf die von den meisten Christen verehrte "heilige Dreifaltigkeit", sondern auf die einzigartig rigorose politische Dreiteilung der Insel zurück.

Die Dreifaltigkeitsinsel war zunächst eine Strafkolonie und die Menschen, die dorthin geschickt wurden hatten zumeist keine Bildung. Auch wussten die alten Kolonisten mit den erst im 20. Jahrhundert wirklich bedeutend gewordenen Bodenschätzen der Insel nicht viel anzufangen. Also entwickelte sich hier eine rein landwirtschaftlich geprägte Gesellschaft, welche von der Aussenwelt wenig beachtet wurde und auch im 19. Jahrhundert keine Industrie, keine moderne Infrastruktur und auch keine Verwaltung entwickelte. Die lange Zeit vorherrschende Familiensippenstruktur führte immer wieder zu Clankriegen, die durch das fortschreitende Bevölkerungswachstum 1880 zu einem großen Bürgerkrieg eskalierten. Dieser Bürgerkrieg wurde von einzelnen Clans in wechselnden Koalitionen ausgetragen, bis schließlich in einigen Teilen der Insel auch politisch-ideologische Elemente hinzukamen und immer domnanter wurden.

Der Krieg endete im Jahr 1900 und hinterlies drei politische Gebilde, im Nordosten ein kommunistischer, im Nordwesten ein kapitalistischer und im Süden ein feudaler Teil, die sich einander mit Zäunen oder Stacheldraht, später teilweise mit Minen und manchmal auch mit Geschützstellungen abgrenzten, während der kommunistische Teil sich mit dem eisernen Vorhang am konsequentesten isolierte. Im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelten sich die drei Teile äusserst unterschiedlich.

Westland - der kapitalistische Teil

Geschichte

Hier übernahmen amerikanische Ideologen zusammen mit einheimischen Wirtschaftsliberalen die Macht und führten das Land nach dem Motto "Less gouverment in business and more business in gouverment". Im Klartext bedeutete das: Steuern runter, Zölle Abschaffen, möglichst alles privatisieren und deregulieren. Dabei gingen die Politiker hier schon ganz am Anfang noch viel weiter, als in den USA und legalisierten Glücksspiel, Prostitution, den Stripp, die Homosexualität und sogar immer mehr Drogen. Während der Prohibitionszeit in Amerika floss das Alkohol in Westland nur so in Strömen. Kein Wunder also, dass Touristen schon sehr bald in Massen herbeiströmten und zahlreiche, anderswo verfolgte, mafiose Organisationen in Westland investierten. Auch als Steuerparadies genoß das Land bald hohes Ansehen. Die Finanzpolitik der Regierung war klug genug, keine Schulden zu machen und statt dessen Guthaben und Anlagen aus aller Welt anzulocken. Das führte zu einem Boom im Finanzwesen, was durch den ersten Weltkrieg noch einmal stark gefördert wurde und die USA hier billige Kredite nahmen. Sogar von der Weltwirtschaftskrise, die 1929 ausbrach, hatte Westland nur Vorteile, da sich das Bankensystem in diesem Land als das einzig stabile erwies und nur noch mehr Gelder anzog und die internationale Krise von 1973 brachte Westland nur noch größere Einnahmen aus seinem Ölexport ein. Das Land weigerte sich der OPEC beizutreten, konnte Öl wesentlich billiger verkaufen und so viele Kunden weltweit anlocken, dass es die Gewinne in einmaligen Maßstäben anwachsen lies. Auch das ursprüngliche Bildungsdefizit wurde nun durch einen Einwanderungsstrom der Reichen aus den USA und ab 1933 auch aus Deutschland ausgeglichen. Jüdische Fachleute bildeten in Westland bald eine neue Elite, deren sprudelnde Umsätze dem Staat Haushaltsüberschüsse bescherten und dieser somit nationale Reserven bilden aber auch in die Bildung und Infrastruktur und Sicherheit investieren konnte.

Wirtschaft

Heute ist Westland eines der reichsten Länder der ganzen Welt und liegt nach dem BIP pro Kopf noch erheblich vor den USA. Die Wirtschaft hat sich inzwischen noch zusätzlich auf den Export einer breiten Palette von Fertigwahren eingerichtet und die Wissenschaft ist weltweit führend, weil es keine gesetzlichen Einschränkungen für Nukleartechnologie oder für die Gentechnik gibt. Auch die weltweit verhassten Tierversuche sind in diesem Land völlig normal. Medikamente können sofort nach ihrer Entdeckung auch ohne lästige Tests auf den Markt geworfen werden, die ohne Rezeptpflicht auch im Supermarkt oder auf jedem beliebigen Marktplatz verkauft werden können. Das Gleiche betrifft die Lebensmittelindustrie, die jeden Frass auf dem Markt ohne staatliche Kontrolle verkaufen darf. Hier gibt es keine ethischen oder gesetzlichen Schranken, die den Pioniergeist der Wissenschaftler und Unternehmer bremsen würden.

Es gibt insgesamt nur zwei Arten von Steuern in Westland, nämlich die Umsatzsteuer und die Einkommenssteuer mit einem einheitlichen Satz von zwei Prozent. Ausserdem bezog der Staat bis in die Neunziger hinein zusätzliches Einkommen aus seinem Vermögen, dessen Zinsen ein Zehntel seiner Einnahmen ausmachten. Während also die meisten anderen Staaten weltweit verschuldet sind und selber Zinsen zahlen müssen, war es in Westland lange Zeit genau umgekehrt und der Staat hatte mehr Geld zur Verfügung.

Doch der traditionelle Grundsatz der westländischen Politik, das staatliche Vermögen nicht anzufassen, sondern nur von seinen Zinsen zu leben, wurde von der neuen PPW-Regierung prompt gebrochen, die diese Vermögen nun für erhöhte Staatsausgaben aufzubrauchen droht. Zwar führten die zusätzlichen Investitionen aus diesem Geld bis heute zu einem hohen Wirtschaftswachstum und spürbar gesteigertem Lebensstandard, doch werden die staatlichen Vermögen in wenigen Jahren vollständig aufgebraucht sein, wenn diese Politik so fortgesetzt wird.

Politik

Das Land verstand sich als halbpräsidiale Republik mit einem einzigartigem Dreikammer-Parlament. Die erste Kammer war alleine für die Regierung gedacht. Die Zweite beinhaltete Gesetzesinitiativen, die Dritte die Vetofunktionen der Opposition. In jeder saßen widerum ein Tausend Abgeordnete. Dieses teure Regierungssystem wurde immer wieder vereinfacht, bis die PPW im Sommer 2000 eine große Reform durchsetzte. Seitdem gibt es nur noch eine Kammer mit ein Hundert Abgeordneten. Das sparte für die Regierenden viel Zeit und Geld.

1900 gab es noch einen Wahlzenus, der den Reichen ein doppeltes Stimmrecht garantierte und erst 1920 entgültig abgeschafft wurde und die Frauen dürfen in Westland erst seit 1950 wählen. Eine weitere Wahlrechtsreform gestattete 1965 auch das Wahlrecht den Asylanten und 1980 wurde das Mindestalter für das aktive und passive Wahlrecht von 25 Jahren auf 18 Jahre gesenkt.

Das Volk untersteht seinem alle vier Jahre gewähltem Präsidenten. Die Wahl erfolgt aber nur indirekt über Wahlmänner, bis die Feministinnen auch eine Quote für Wahlfrauen erreichen konnten.

Die Wahlbezirke sind sehr ungleich verteilt. In der Hauptstadt leben nur etwa ein Zehntel der Gesamtbevölkerung. Dennoch stellt diese ein Drittel aller Wahlmänner/frauen.

Ländliche Gebiete stellen dagegen häufig gar keine Wahlpersonen, wenn sie sich nicht zusammenschließen.

Dieses System wurde ganz bewusst in den Frühjahren der westländischen Republik von den Konservativen konzipiert, um den Pöbel von der Macht fernzuhalten, als der Zenus auf Druck der Liberalen und der demonstrierenden Arbeiter notgedrungen abgeschafft werden musste. Doch spätestens 1997 mussten die Verantwortlichen einsehen, dass sie sich auf diese Weise ein glattes Eigentor geschossen haben, da ihre Hauptgegner, die populistische Partei Westlands (PPW) vor allem in den Städten über Anhänger verfügt, während die konservativen Wähler sich zunehmend auf die ländlichen Regionen konzentrieren.

Parteien

  • Die Rechten: Diese Partei war in den ersten Wahlen 1900 die zweitstärkste Kraft gleich hinter den Konservativen. Anfangs waren sie mit den Konservativen noch verbündet, aber später gingen die Konservativen ihre eigenen Wege, während die Rechten an ihrem uralten Parteiprogramm noch bis heute weitgehend festhalten. Dieses Programm fordert unter anderem eine Wiedereinführung und Verschärfung des (1920 abgeschafften) Wahlzenus, den Ausschluss aller nichtweißen Rassen aus dem Bürger- und Wahlrecht, sowie eine Einschränkung der Rede-, Versammlungs- und Pressefreiheit. Anfangs sprachen sich sogar einige Parteimitglieder für die Versklavung der Afrikaner aus. Bereits kurz nach 1900 waren die Rechten schockiert über die Tatsache, dass in Westland Pornographie, Prostitution, Glücksspiel usw. legalisiert wurden und bezeichneten die konservative Partei (die diese Reformen allerdings vor allem auf Druck der Liberalen durchführte) als Verräter, wobei es sogar zu Schlägereien kam. Seit 1920 sind die Rechten nicht mehr im Parlament vertreten, weil sie kaum noch Stimmen bekommen. 1968 wurde die Partei sogar aufgelöst, jedoch zehn Jahre später wiedergegründet und konnte regionale Erfolge verbuchen. Das Programm und die Organisationsstruktur dieser Partei hatte sich bis heute wenig verändert. Allerdigs besteht der Vorstand nicht mehr aus alten jammernden Säcken, sondern aus jungen charismatischen Machos und der Mafia nahestehenden Gangstern.
  • Die konservative Partei: In den ersten beiden Jahrzehnten regierte diese mit absoluter Mehrheit. Nach der Abschaffung des Wahlzenus mussten sie mit den Liberalen eine Koalition schließen, in welcher sie immer mehr an Einfluss zugunsten Liberaler verloren. Die Einführung des Frauenwahlrechts 1950 versetzte den Konservativen einen weiteren schweren Schlag und machte sie entgültig zu reinen Statisten im liberal-bürgerlichen Regierungsbündniss.
  • Die Bürgerliche Partei: Sie ist eine Kompromisspartei zwischen den Konservativen und Liberalen, die jedoch im Laufe der Zeit sich immer liberaler wandelte.
  • Die Liberale Partei: Anfangs noch ständig in Opposition, sicherte sie sich auf Kosten der konservativen Partei seit 1950 die dominante Position in der Regierung. Die Liberalen waren die treibende Kraft für die Reformen des Wahlrechts, mit welchen sie allerdings am Ende sich selbst überholten und so indirekt der populistischen Partei den Weg zur Regierung ebneten.
  • Die Populisten: Die populistische Partei Westlands (PPW) ist politisch nicht leicht zu klassifizieren. Sie vereint eine seltsame Mischung aus sozialdemokratischen, kapitalistischen und nationalistischen politischen Strömungen. Sie setzt sich für eine effiziente Polizei und eine straff organisierte Verwaltung ein, ist allerdings gesellschaftspolitisch sehr liberal. Sie gilt in den meisten politischen Fragen als sehr progressiv und setzt sich für Reformen des Regierungssystems und des Wahlrechtes ein. Seit 1980 bekam diese Partei mehr als 40% der Stimmen und die Liberalen, Bürgerlichen und Konservativen unternahmen alles, um die Populisten von der Regierungsbeteiligung fern zu halten. Die Wahl von 1997 kam einer Revolution gleich, als die Populisten mit über 55% aller Stimmen eine Alleinregierung bildeten. Der bürgerliche Präsident versuchte anfangs noch, diese Regierung zu verhindern, doch aus Angst vor Unruhen und Protesten gab er schließlich nach, allerdings nur unter der Bedingung, dass die Populisten das Steuersystem und die Eigentumsgesetze nicht ändern würden wurde ein schriftlicher Regierungsvertrag von beiden Seiten unterzeichnet.
  • Die Sozialisten: Sie bildeten lange Zeit den linken Flügel der Populisten, doch 1998 kam es zum Bruch. Die Sozialisten sind eine eher heterogene Gemeinschaft, die sich aus klassischen Sozialdemokraten, Sozialreformern, Linksliberalen, Kommunisten, Anarchisten und freiwirtschaftlich Orientierten zusammensetzen. Sie fordern grundlegende Steuer- und Sozialreformen. Durch eine massive Förderung des Bausektors wollen sie die Mietpreise auf marktgerechtem Wege in die Tiefe treiben und so den ärmeren Menschen gegen die Obdachlosigkeit schützen. Sie fordern ausserdem eine Bodenreform, in dessen Rahmen sie ungenutztes Land der Großgrundbesitzer in Gemeineigentum übertragen wollen. Eine weitere Forderung ist die Übernahme einiger Großunternehmen durch Arbeiter- und Soldatenräte sowie die Verstaatlichung der Großbanken.
  • Die Kommunisten: Diese gehörten der dritten Internationale an und waren eine Zeit lang sogar stalinistisch orientiert. Heute befindet sich die Partei in einem internen Streit zwischen Leninisten und demokratischen Kommunisten. Stimmenmässig ist diese Partei allerdings unbedeutend.

Sozialpolitik

Trotz geringer Steuersätze erwirtschaftet der Staat aufgrund des wirtschaftlichen Booms jährlich ein nettes Sümmchen welches jedoch für eine soziale Sicherung nach europäischem Muster nicht annähernd ausreichen würde und selbst die progressivsten Politiker der liberalen Partei denken gar nicht daran, ein öffentliches soziales Netz zu errichten. Auch in die medizinische Versorgung fließt keine einzige Münze aus staatlichen Mitteln. Wer nicht das Geld für eine Herzoperation hat, ist auf die Almosen der Reichen oder auf seine eigene Familie angewiesen. Das Gleiche gilt für die Pension und Rente, die ausschließlich privat finanziert werden muss. Es gibt keinen staatlich geförderten Wohnbau und die Wohnanlagen sind entweder unverhältnissmässig teuer oder in einem sehr schlechten Zustand.

Die wenigen staatlichen Amtsgebäude sind optisch betrachtet nicht mehr als graue Barraken und die wenigen unterbezahlten Staatsangestellten erfüllen ihre Aufgabe mehr schlecht als recht und bessern sich ihr biederes Leben durch Korruption auf. Auch die Polizei ist dem explosivem Wachstum der Städte nicht gewachsen.

Der Innenminister erklärte schon 1990, dass die öffentlichen Sicherheitskräfte nur noch oberflächlich für Ordnung sorgen könnten und immer mehr Aufgaben an die privaten Sicherheitsdienste übertragen werden müssten. In den Folgejahren wurde das Hausrecht der Besitzer und Geschäftsbetreiber erweitert und das ohnehin schon sehr beschränkte Streikrecht der Arbeitenden vollständig abgeschafft, was an deutschen Verhältnissen gemessen einen sozialen Rückschritt auf das Preußen des Jahres 1866 bedeutet. Ab 1995 wurde das Hausrecht durch die Befugniss ergänzt, unerwünschte Personen, die sich in einer Bar, Disco, Fabrik, Büro, einer fremden Wohnung usw. aufhalten ohne Angabe eines Grundes verhaften und bis zu 48 Stunden lang festhalten zu dürfen.

Dieses "Privileg" wird nicht nur von Discoinhabern zur Abschreckung gegen unerwünschte Gäste, sondern bald sogar von Unternehmern gegen unbequeme Mitarbeiter angewendet und ist bei der Mafia ebenfalls sehr beliebt.

So greifen vor allem in der Mitte der Neunziger-Jahre immer mehr Geschäftsinhaber und ihre Sicherheitsleute zur Selbstjustiz, jedoch ohne jede polizeiliche Ausbildung. Medien berichten inzwischen, dass die Inhaber des Hausrechtes, ermutigt durch die zunehmende staatliche Nichteinmischung, ihrem Wachpersonal während der Durchführung ihrer Aufgaben bei der Wahl ihrer Mittel kaum noch Grenzen setzen und auch amnesty international schlägt Alarm.

Zudem wird vor der schon immer schwerwiegenden, nun aber eine ganz neue Dimension erreichenden sozialen Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft Westlands gewahrnt.

Ohnehin haben nur Kinder reicher Familien eine realistische Chance, es zu etwas im Leben zu bringen. Sie werden an Eliteschulen und später in die besten Universitäten Westlands geschickt, die sich durchaus mit der berühmten US-Uni Havward messen können, falls sie diese nicht sogar überbieten. Kinder reicher Eltern kommen zumeist in den Genuss einer sehr modernen und intensiven Klassenbetreuung mit flexiblen Lernprogrammen und nach neuesten pädagogischen Erkenntnissen erarbeiteten Lernmethoden. Auch alternative, antiautoritäre, praxisnahe Schulen haben Hochkonjunktur.

Kinder ärmerer Eltern dagegen landen auf einer der vielen staatlichen Schulen. Der Schulbesuch dieser Einrichtungen kostet die Eltern zwar nichts, lässt aber an Qualität viel zu wünschen übrig. Hier sitzen 30 und mehr Schüler in einer Klasse mit einer einzigen Lehrkraft. Der Unterrichtsstoff wird hier weitgehend diktiert und die Hausaufgaben bestehen fast immer aus geistestötenden Abschreibarbeiten und dem Auswendiglernen trockener Daten.

Die Lehrkräfte sind, wie alle Angestellten des Staates nur sehr schlecht bezahlt und es gibt keine staatlich finanzierten, oder auch nur teilunterstützten Seminare oder Supervisionen. Lehrer, die sich privat nicht weiterbilden, können auch den Schülern nicht viel beibringen.

Auffallend ist auch das nachlässigende Engament vieler Lehrer in Westland. Bei einem Hungerlohn eine dauerschreiende Klasse ständig zu unterrichten und die Arbeiten der vielen Schüler stundenlang zu korrigieren, resigniert selbst der hartgesottenste Idealist. Viele Schüler haben nur dann eine Chance, mehr zu lernen, wenn sie Nachhilfeunterricht in Anspruch nehmen, welcher jedoch widerum teuer ist.

Am katastrophalsten ergeht es jedoch den Vollzugshäftlingen. Die Haftanstallten sind vollkommen privatisiert und haben sogar das Recht, die Häftlinge als Zwangsarbeiter auszubeuten und dürfen ein Versorgungsmonopol gegenüber diesen beanspruchen. Die paar Münzen, für welche die Häftlinge in glühender Sonne Schwerstarbeit verrichten müssen, werden meist schnell wieder durch überteuerte Waren aufgebraucht, die den Häftlingen angeboten werden. Dabei sind die Häftlinge in Westland meistens nur sogenannte Strohmänner der organisierten Kriminalität oder nur Klein- und Gelegenheitskriminelle, während die wirklich gefährlichen Verbrecher sich oftmals wieder freikaufen können oder erst gar nicht erwischt werden.

Die PPW-Ära

Im Herbst 1997 wurde zum ersten Mal die populistische Partei Westlands (PPW) mit absoluter Mehrheit gewählt und löste das bisherige liberalkonservative Regierungsbündniss ab. Gewaltige Enttäuschung machte sich jedoch in der Unterschicht breit, als die PPW gleich nach der Wahl öffentlich erklärte, dass sie die Steuern unter keinen Umständen erhöhen und auch sonst die Eigentumsrechte der Reichen auf keinen Fall anrühren werde. Dennoch brach diese Partei ein ganz anderes Tabu, indem sie ein Budget mit einem gewaltigen Defizit in der Höhe von jährlich 50 Milliarden Dollar festlegte und das nationale Vermögen auszugeben plante.

Allein 1998 sollten zusätzliche Gelder mit einem Gegenwert von 20 Milliarden Dollar in die Sicherheit fließen. Die Bildungsausgaben seien um weitere 20 Milliarden Dollar zu eröhen und in die Infrastruktur wurden weitere Gelder von etwa 10 Millionen Dollar investiert. Zugleich wurde das Militär nun völlig abgeschafft, um weitere Gelder für eine bessere Polizei ausgeben zu können. Ab Jahresanfang 1998 traten internationale Abkommen in Kraft, welche zudem eine verstärkte Kooperation im Kampf gegen die organisierte Kriminalität bestimmten. Eine Polizeireform zentralisierte und koordinierte die Fahndungsarbeit in ganz Westland. Die Ausbildung und Ausstattung mit technischen Hilfsmitteln wurde stark verbessert.

Sicherheitspolitik

Die neu gestärkte Ordnungsorganisation ging Ende 1998 in die Offensive. Es gelang zahlreiche Mafiabosse festzunehmen, die bisher als völlig anonym und unangreifbar galten. In weiteren Verhaftungswellen wurden 4000 Personen aus der Mafia verhaftet und bis zum Jahr 2000 über 600 verurteilt, darunter führende Schutzgelderpresserbanden. Das neue Sicherheitssystem bewährte sich. Es sah ein intensives Zeugenschutzprogramm und radikale Aufklärungsarbeiten vor. Und immer mehr Leute trauten sich, Anzeigen zu erstatten. Die Ermittlungen gegen "unorganisierte" Kriminelle machten sogar noch größere Fortschritte und liesen die Sicherheit im Alltag der Bürger auf ein bemerkenswertes Niveau ansteigen. Gleichzeitig merkte die Regierung, dass die erhöhte Sicherheit mehr (und vor allem seriösere) ausländische Investoren anzog und der Wirtschaft neue Impulse gab.

Am 9. November 2000 folgte die bis dahin größte polizeiliche Operation mit dem Ziel, die Hauptquartiere der sizilianischen Mafia zu zerschlagen. Der erste Teil der Operation am frühen Morgen verlief ganz nach Plan und führte zu hunderten Verhaftungen. Am Nachmittag wurde ein großes Fabrikgebäude von der Polizei erstürmt, wo sie allerdings nur zwei Personen vorfand, als die Falle schließlich zuschnappte und das gesamte Komplex in die Luft flog. Mindestens 30 Polizisten starben und es gab noch bei weitem mehr Verletzte. Die Fahndungseinheiten mussten die bittere Erfahrung machen, dass die kriminellen Banden nichts von ihrer Gefährlichkeit verloren hatten.

Nach diesem Fiasko reagierte die Regierung noch radikaler und erteilte der Polizei eine Reihe von zusätzlichen Befugnissen. Schon im Dezember 2000 durfte die Polizei auch ohne Gerichtsbeschluss Haar- und Speichelproben sowie Fingerabdrücke für eine Untersuchung auch gegen den Willen der Betroffenen aufnehmen. Ab Anfang 2001 wurde es der Polizei gestattet unbeschränkt Telefongespräche abzuhören und Lauschgeräte zu installieren sowie überall Spitzel einzuschleußen.

Die Arbeit der verdeckten Ermittler, die bis dahin noch stark gesetzlichen Schranken unterworfen war, erfuhr somit eine neue Dimension, zumal es ihnen auch erlaubt wurde, gemeinsam mit den kriminellen Banden Verbrechen zu begehen, um sich noch tiefer in die Organisation zu begeben. Alleine um die Überwachungstechnik kaufen zu können, erhöhte die PPW die Staatsausgaben um weitere fünf Milliarden Dollar und zahlreiche öffentliche Plätze werden nun zumindest mit Kameras überwacht.

Obwohl die Kämpfe weiterhin mit welchselndem Erfolg geführt wurden, gilt für die Mafia dennoch die Tatsache, dass die Zeit vorbei ist, als Westland für diese noch als relativ sicheres Land galt.

Ostroja - der kommunistische Teil

Frühzeit

Obwohl nur eine Minderheit der Bevölkerung kommunistisch gesinnt war und eine noch kleinere Minderheit die spätere Staatspartei KPO (Kommunistische Partei Ostrojas) unterstützte, setzte sich diese Partei aufgrund ihrer organisatorischen Überlegenheit gegen die Stämme und Clans durch und putschte sich an die Macht. Das einfache Volk hatte ausserdem die Nase voll von den ausbeuterischen und kriegerischen Clanführern und manche sahen sogar in der kommunistischen Partei nun das kleinere Übel, als den unheilvollen Bürgerkrieg, welchen die Clans unablässig führten und ganze Landstriche entvölkerten.

Die Partei organisierte die erste Polizei des Landes und das erste Justizsystem. Ausserdem wurden auch moderne Institutionen nach "westlichen" Vorbildern eingeführt und eine straffe Bürokratie samt Geheimdienst sicherten der Partei die Herrschaft, die damals noch von gemässigten Politikern, wie dem anarcho-kommunisten Ninel und dem linksliberalen Lamarie dominiert wurde.

Dennoch zerschlug die Regierung kompromisslos das Clanwesen, vertrieb die bisdahin mächtigen Grundbesitzer und zerschlug tief verwurtzelte Traditionen.

So wurde das Land unter den Bauern gleich aufgeteilt, die Weide, die Gewässer und die Wälder wurden zu Gemeineigentum erklärt und von lokalen Räten basisdemokratisch verwaltet. Zu dieser Zeit durften Bauern und private Händler ihre Produkte zu freien Preisen verkaufen. Es war legal, Lohnarbeiter zu beschäftigen und sogar das eigene Geld gegen Zinsen zu verleihen.

Das wichtigste Anliegen der Regierung war zunächst keine allgemeine Vergesellschaftlichung der Wirtschaft, sondern vielmehr der Ausbau der Infrastruktur, sowie die Vorantreibung der Bildung.

Allerdings meldete der Geheimdienst schon 1902 die alarmierende Nachricht, dass sich in den USA inzwischen eine starke Lobby von reaktionär gesinnten Emigranten und Clanführern aus Ostroja gebildet hatte und sich für eine Invasion zum Sturz der Kommunisten rüste, so dass die KPO ihre Anstrengungen auf den Aufbau ihrer Armee konzentrieren musste. Strategisch wichtige Orte wurden sofort zu Stellungen ausgebaut und ein Verteidigungsnetzwerk in gebirgigen Orten errichtet.

Der zweite Bürgerkrieg

Im Sommer 1903 griff eine aus ostrojanischen Emigranten, Söldnern und US-Hilfstruppen bestehende Einheit Ostroja an, während die US-Flotte die gesamte Küste des Landes abriegelte und die Häfen beschoss. Gleichzeitig brachen in Ostroja selbst Aufstände gegen die kommunistische Partei aus, die zuvor ihre Ausrüstung aus dem Westen erhalten hatten. Die "Weißen", wie die Gegenrevolutionäre genannt wurden brachen relativ schnell zu den Invasionseinheiten durch und belagerten die Hauptstadt, die durch erbitterte Straßenkämpfe bald gänzlich in Flammen aufging, bevor sie eingenommen werden konnte.

Die Invasoren führten einen systematischen Vernichtungskrieg, brannten Äcker nieder und plünderten das Land restlos aus, wobei es zu Massackern ("weißer Terror") kam. Die kommunistischen Verteidiger waren mit Sicherheit keine größeren Menschenfreunde, nahmen jedoch Abstand von so offenen Terrormaßnahmen, welche innerhalb der Bevölkerung verständlicher Weise alles andere, als willkommen waren und versuchten sich statt dessen mit raffinierteren Methoden an der Macht zu halten, indem sie ihren ausgezeichneten Geheimdienst einsetzten und sogar hochrangige "Weiße" als Geiseln nehmen konnten. Mit einem Netzwerk von Spitzeln gelang es der KPO sogar in den von den Weißen scheinbar kontrollierten Gebieten, amtliche Schlüsselpositionen mit Kommunisten zu besetzen und den Nachschub der Angreifer erheblich zu behindern. Ergänzt wurde das noch mit einer geschickten Anwendung der Guerilla-Taktik mit Anschlägen und Sabotagen hinter feindlichen Linien, in einem Ausmaß, wie es diese früher nie gegeben hatte.

Die stark befestigten Forts der Kommunisten in den Bergen konnten die Weißen gewöhnlich nicht einnehmen und die weiten Wälder und Sümpfe waren für versteckte kommunistische Nester wie geschaffen.

Die Konterrevolutionäre, die glaubten mithilde der amerikanischen Waffenlieferungen über eine absolute materielle Überlegenheit zu verfügen, plünderten die Bevölkerung sowohl bei ihren Eroberungen, als auch in ihren bereits besetzten Gebieten laufend aus und zerstörten Werkstätte und sonstige Produktionsanlagen, ohne jedoch selber irgendetwas zu unternehmen, um die Wirtschaft aufzubauen, das notleidende Volk zu versorgen oder eine Infrastruktur zu errichten, so dass sie sich bei der Zivilbevölkerung immer unbeliebter machten.

Im Winter gingen die Kommunisten zur Gegenoffensive, wo sie mithilfe von Schneetarnanzügen die oft auffällig uniformierten amerikanischen Hilfstruppen einkreisen und gezielt erschießen konnten. Die Weißen legten riesige Waldbrände an, um die Kommunisten "auszuräuchern" und führten die Taktik der verbrannten Erde mit äussersten Konsequenz durch. Sie führten in ihren besetzten Gebieten eine streng klerikale Herrschaft ein und jeder, der die Kirche nicht täglich besuchte wurde als Kommunist verdächtigt und hingerichtet, so dass die Zahl der Tötungen alleine in der zerstörten Hauptstadt in die Hunderttausende ging. Die Kommunisten widerum reagierten mit einem radikalen Antiklerikalismus und brannten Kirchen und Klöster nieder.

Die Entscheidung in diesem Krieg brachte die Tatsache, dass die von der Unfähigkeit ihrer Verbündeten enttäuschten und über ihre eigenen Verluste verbitterten Amerikaner es schließlich ablehnten, die "weißen Ostrojaner" zu unterstützen und ihre Hiklfslieferungen abzogen, so dass die Kommunisten das ganze Land spätestens im Spätsommer 1904 wieder zurückeroberten.

Gegen die "Weißen" und ihre Kollaborateure begann daraufhin eine unerbittliche Verfolgungsjagd und zu massenhaften Deportationen. Um die letzten Überbleibsel der Stammesstrukturen zu vernichten, wurden große Bevölkerungsteile zur Umsiedlung gezwungen. Ausserdem setzte eine radikale Entwaffnung ein und jeder private Waffenbesitz wurde strengstens verboten.

Streit der Parteiflügel

Der Krieg hinterlies widerum ein zerstörtes und ausgebranntes Land. Der Wiederaufbau kam nur langsam voran, so dass der gemässigte Flügel unter Ninel den Kleinbürgern Zugständnisse machte und ihnen das Gemeindeland bis zu einem gewissen Maß zum Kauf anbot. Diese Politik widersprach den Prinzipien der Partei und es bildete sich ein radikaler Flügel unter Iktrotz, der eine zeitlich festgesetzte Frist für die Kollektivierung oder Verstaatlichung der gesamten Wirtschaft lautstark forderte und ausserdem die Überzeugungsarbeit der Partei für diese Sache in Form der Propaganda für nicht ausreichend hielt. Ninel hatte genügend Anhänger, um Iktrotz in Schranken zu weisen. So einigte man sich darauf, den Kompromisskandidaten Potatin 1906 einzusetzen.

Dieser kaufte das Land von erfolglosen Kleinbauern zu freien Preisen auf und lies es zu Genossenschaften zusammenlegen, wo die Bauern, die ihr Land verkauften, gleichzeitig auch eine neue Arbeit finden konnten.

Potatin ging aber gleichzeitig gegen alle vor, die seiner Ansicht nach zu reich waren und lies per Gesetz das Privatvermögen begrenzen und setzte den Bestrebungen der Kleinbürger zum wirtschaftlichen Aufstieg einen Riegel direkt vor die Nase, was zu Protesten führte.

Dadurch fühlten sich die gemässigtesten Parteimitglieder unter Lamarie, die den Bürgern mehr Möglichkeiten zugestehen wollten, in ihren Prinzipien verraten und traten aus der Partei 1907 aus, wodurch Ninel in Bedrängniss geriet und der radikale Iktrotz immer aktiver in die Politik mitmischte, indem er das vorhin privatisierte Gemeindeland entschädigungslos verstaatlichen lies. Iktrotz hatte nicht genug Macht, um seine Politik voll durchzusetzen, aber sein Einfluss reichte immerhin aus, um Potatin zu einer drastischen Steuererhöhung zu veranlassen, auch wenn sie die Existenz vieler Privatbetriebe ruinierte und der Wirtschaft schadete. Immerhin konnte der Staat aus den Mehreinnahmen mehr Betriebe für sich aufkaufen. Doch Iktrotz war nicht zufrieden.

1910 klagte er lautstark, dass sich immer noch 20% des Landes in Privatbsitz befand und dass die Zahl der Kulaken und damit die soziale Ungleichheit ebenfalls zugenommen hätte. Ninel klagte dagegen, dass die staatlichen Maßnahmen zur Vergesellschaftlichung sich zu sehr gegen die Kleinbauern richteten und forderte zumindest für diese eine Senkung der Steuern.

Da jedoch keiner der beiden die Mehrheit hinter sich hatte, wurde Potatins Politik noch als Zwischenlösung akzeptiert, so dass die Zeit zwischen 1910 und 1920 als die Zeit der relativen Einverständniss bezeichnet wurde. Im Laufe dieser Zeit entstanden immer mehr staatliche Fabriken und Bergwerke, die als Kombinate mit Eisenbahnen verbunden wurden. Es wurden drei Kohlenkraftwerke zur Elektrifizierung der Städte errichtet. Auch die Bildung der Bevölkerung verbesserte sich Jahr für Jahr, doch das isolierte Ostroja konnte nur sehr schwer Fachkräfte aus dem Ausland erwerben, was die Entwicklung des Landes schwerwiegend hemmte.

1919 versuchte jedoch Lamarie sein Comeback, indem er sich für eine politische Annäherung an den Westen aussprach, selbst, wenn dies unter teilweiser Aufgabe kommunistischer Prinzipien geschehen solle. Sogar Ninel lehnte diesen Vorschlag jedoch ab und Lamarie neigte immer stärker zu spontanen Aktionen im Alleingang und schwächte so den gemässigten Flügel der KPO.

Später organisierte er einen Streik in einem staatlichen Betrieb. Als er verhaftet und deportiert wurde, kam es entgültig zum Bruch zwischen Ninel und Iktrotz, die nun gegenseitig versuchten, die Anhänger des Gegners aus Ämtern zu entfernen und den eigenen Einfluss auszubauen.

Iktrotz versuchte ausserdem Ninels Position weiter dadurch zu schwächen, indem er sogar noch radikalere Politiker, als sich selbst tatkräftig unterstützte. Der radikalste von ihnen, Oran, hatte bereits längere Zeit vorher den Vorsitz im Sicherheits- und Polizeiapparat, welchen er mit seinen Anhängern besetzen lies. Diese gefährliche Machtkonzentration wurde zwar durchaus von den anderen bemerkt, doch alle in diesem Zusammenhang stehenden Debatten gingen im Streit zwischen Ninel und Iktrotz unter und Letzterer glaubte, Oran völlig unter Kontrolle zu haben.

Der Oran-Putsch

1920 schlug Oran schließlich los. Er besetzte alle Schlüsselstellen, darunter den staatlichen Rundfunk und lies alle wichtigeren Kader, die nicht zu seiner unmittelbaren, loyalsten Garde gehörten, in Gulags verschleppen.

Eine der ersten Amtshandlungen Orans war eine große Verwaltungsreform. Er schaffte die traditionellen Gliederungen und Bezirke ab und ersetzte es durch ein direktes Zwei-Ebenen-System, wo es nur noch die Gemeinden gab, die dem Zentralstaat strikt unterstellt wurden.

Oran war, im Gegensatz zu den anderen Parteimitgliedern, weder willens, den Bauern das Land abzukaufen oder sie auch nur zu entschädigen noch wollte er ihnen auch nur einen einzigen Hektar Land als Privateigentum übrig lassen. Da zu diesem Zeitpunkt der größte Teil des Landes vergesellschaftlicht war, konnte Oran gegen die verbliebenen Bauern besonders brutal vorgehen. Auch die verbliebenen Handwerker und privaten Händler verloren jeden Besitz an Produktionsmitteln.


Allgemeine Entwicklung

Ostroja hatte seine gesamte Zeit lang mit den gleichen Problemen zu kämpfen, wie so ziemlich jeder andere Staat, welcher sich kommunistisch oder sozialistisch nennt.

Dennoch gab es hier auch gravierende Unterschiede in der Politik und Entwicklung. Zum Beispiel wurde im Gegensatz zur Sowjetunion in Ostroja der Konsum von Genussmitteln, wie Kaffee, Tee, Zigaretten, Alkohol und Drogen sehr radikal bekämpft. Mit prompten Hausdurchsuchungen und einem System von Geheimdiensten mit Abhörgeräten und später Kameras wurde auch der Schwarzmarkt in seine Schranken gewiesen.

Kinder von Süchtigen wurden in Heime gesteckt, die aufgrund der dortigen Bedingungen im Volksmund als "Kinder-KZs" bezeichnet wurden. Andere, die mehr Glück hatten, wurden "nur" gezwungen, ihre Eltern wegen kleinerer Delikte zu denuzieren, wobei es in der extremsten Phase des Regimes unter Oran schon relativ egal war, denn die Gulags hatten eine Einlieferungsquote, die jedes Jahr erreicht werden musste, egal ob mit Schuldigen, weniger Schuldigen oder Unschuldigen und jeder musste sich permanent vor einer plötzlichen Verhaftung fürchten.

Darüber hinaus hat es hier niemals eine Zwangskollektivierung gegeben, zumindest keine Offizielle. In Wirklichkeit wurde den privaten Bauernhöfen der frührevolutionären Zeit eine hohe Steuer abgepresst, mit dessem Erlös dann den zugrundegerichteten Bauern das Land abgekauft und zu riesigen Genossenschaften und manchmal auch Staatsbetrieben zusammengelegt wurde.

So hoffte die Regierung, dass die Bauern in dieser Situation motivierter sein würden, als in jener Lage, wenn man ihnen das Land unmittelbar geraubt hätte. Doch darin sollte sie sich gründlich weitgehend täuschen.

Bis 1910 war diese "indirekte" Vergesellschaftlichung der Landwirtschaft im Großen und Ganzen abgeschlossen und dennoch gab es hartnäckige, wirtschaftlich offensichtlich besonders erfolgreiche und selbstbewusste Bauern, die sich trotz horrender Abgaben an den Staat noch bis 1920 halten konnten. Dannach wurden sie unter dem neuen, radikalen Führer Oran aber kurzum zu "Kulaken" abgestemmpelt und in Gulags deportiert.

Natürlich führten all diese Ereignisse zu einer Hungersnot. Teilweise deshalb, weil viele Bauern entweder umgebracht und noch mehr in die Städte flohen und dadurch nicht wenige landwirtschaftliche Arbeitskräfte verloren gingen, teilweise, weil es an Traktoren und sonstigen Maschinen extrem mangelte und auf den flächenmässig überdimensionierten Kolchosen viel Chaos herrschte, vor allem aber, weil die bis dahin privat wirtschaftenden Bauern wenig Lust hatten, als Lohnarbeiter des Staates für einen Hungerlohn zu ackern. Die Landwirtschaftliche Produktion sank daher auf die Hälfte, was Oran nicht davon abhielt noch zusätzlich einen beträchtlichen Teil davon zu exportieren, um sich Panzer, Fließbänder oder Experten aus dem "Westen" für seine Industrialisierung kaufen zu können.

Oran hatte übrigens seine ganz eigenen Methoden, um die Bauern und Arbeiter zu "motivieren". Er lies sich jedes Jahr die unproduktivsten Arbeitsgemeinschaften ermitteln, auf die dann der Gulag oder gar die sofortige öffentliche Hinrichtung wartete. Eine weitere Neuigkeit war das 20-Minuten-Gesetz. Wer auch nur ein einziges Mal unentschuldigt mehr als 20 Minuten zu spät kam, wurde ebenfalls wegen Sabotage der Wirtschaft hart bestraft.

Wenn sich in einem Betrieb die Verstösse gegen dieses Gesetz häuften, dann wurde das gesamte Betriebspersonal deportiert. Aus Angst vor Repressalien fälschten viele lokale Behörden die Statistiken und schickten zusätzlich auf dem Schwarzmarkt gekaufte Güter zu den zentralen Stellen, um die falschen Zahlen zu unterfüttern. Als diese Praktiken jedoch aufflogen, war eine gewaltige Säuberungswelle unter Betriebsdirektoren die Folge.

Produktionsstatistiken durften seit 1925 nur noch von einem unabhängigen Komitee erhoben werden. Die Korruption wurde mithilfe von drakonischen Strafen und verdeckt ermittelnden Spitzeln bekämpft, die als Korrumpierer oder Schwarzmarkthändler auftraten und alle Teilnehmer notierten. Die am häufigsten Notierten wurden ebenfalls von überraschenden Säuberungswellen verhaftet und zur Abschreckung öffentlich hingerichtet.

Bis 1920 war bereits 1% der Gesamtbevölkerung als regulärer Mitarbeiter im Geheimdienst tätig. Diese Zahl stieg zehn Jahre später auf 3%. Die Zahl der nicht offiziellen und nicht regulären Mitarbeiter war mindestens doppelt so hoch.

Besonders kontrolliert wurden die Spitzel selbst, so dass sie nicht einmal auf die Idee kommen durften, etwas gegen die Regierung zu unternehmen. Dieses System der gegenseitigen Kontrolle verbrauchte aber viel Personal, bildete aber eine Basis für ein beispielloses Maß an Kontrolle der gesamten Bevölkerung.

Bis 1930 etablierte sich ein einzigartiger Totalitarismus. Früher mussten sich alle höheren Parteikader tätowiesen lassen. Nun aber wurde die gesamte Bevölkerung ab einem Alter von 4 Jahren dazu verpflichtet.

Das Tatu war eine einfache Code, der auf dem linken Unterarm sichtbar getragen werden musste. Die Code verriet den Wohnort, den Arbeitsplatz und das Verhältniss zum Regime. Leute, die ihre Arbeit oder ihren Wohnort wechselten, mussten sich direkt unter der alten Code einen neuen machen lassen. So konnte man überprüfen, wieoft und wohin er wechselte.

Da die Tatus meist mit nicht sterillen Nadeln durchgeführt wurden, breiteten sich zahlreiche Krankheiten von Hepatitis bis Syphilis wie Seuchen und Epidemien aus. Oran kümmerte das überhaupt nicht und eine medizinische Versorgung fehlte ebenfalls.

Oran lies im ganzen Land interne Kontrollzonen errichten, wo man bei jeder Passage genau verhört und überprüft wurde, was manchmal Stunden dauern konnte und trotzdem rühmte sich das Regime der Bevölkerung das Recht auf freie Wohnorts- und Arbeitswahl uneingeschränkt garantierte. Ausgenommen davon waren natürlich Häftlinge, die meistens in Steinbrüchen schuffteten und Ziegel klopften.

Industrialisierung

Orans Ziel war es, fast die gesamte Wirtschaftskraft des Landes für den Ausbau einer Investitionsgüterindustrie zwecks Produktion von Investitionsgütern zur Herstellung von Investitionsgütern usw. zu konzentrieren. Alle anderen Sektoren sollten reduziert oder völlig abgeschafft werden.

Weiter unten in der Prioritätsliste stand die Rüstung. Ganz unten stand das Wohl der Bevölkerung. Als Oran mit seiner Agrarpolitik eine Massenflucht in die Städte auslöste, tat er rein gar nichts, um die ohnehin schon überfüllten Wohnungen durch den Bau neuer Häuser zu entlasten. Im Gegenteil. Sogar die Instandhaltung der bestehenden Bauten wurde dermaßen vernachlässigt, dass die Zahl der bewohnbaren Wohnungen sich rapide reduzierte, während der Zuzug in die Städte immer weiter zunahm. Ein US-Amerikanischer Techniker bezeichnete die Städte schlicht und einfach als "Megaslums" und stellte fest, dass alleine der Aufbau der Metallindustrie mehr Einwohnern Ostrojas das Leben kostete, als der US-amerikanische Bürgerkrieg, der blutigste Krieg der US-amerikanischen Geschichte.

Vor allem fehlte es in Ostroya an qualifizierten Fachkräften. Daher wurde die Bildung enorm vorangetrieben. Schon Kinder ab 4 Jahren mussten die Schule täglich besuchen. Die Schulpflicht dauerte insgesamt 11 Jahre, also über den vollendeten 15 Lebensjahr hinaus. Unbegabte Schüler wurden mit Orans bewährter Gulag-Methode behandelt. Lehrer, die mit schlechten Schülern Mitleid hatten, traf ein ähnliches Schicksal. Sogar für Erwachsene, ja selbst für Greise gab es eine Alphabetisierungspflicht. Ab 1940 wurden alle verbliebenen Analphabeten in Gulags gesteckt und dort fast rund um die Uhr ausgebildet. Darüber hinaus lies der Staat selbst in einigen ländlichen Gegenden große Bibliotheken und höhere Fachschulen, sowie Universitäten und Akademien errichten. Lehrer und Ausbilder wurden, solange sie mangelhaft vorhanden waren, vom Oran-Regime eher gut behandelt und bekamen eine Lebensmittelration erster Kategorie, unterstanden jedoch strikter politischer Kontrolle und einem immensen Leistungsdruck.

Da die Nahrung unter Oran in Ostroja sehr knapp war, wurde sie bereits sehr früh rationiert. Dabei gab es drei Kategorien für Erwachsene. Für höhere Funktionäre und Schwerst- sowie Schwerarbeiter, für die Bildung und Industrialisierung wichtige Arbeitskräfte sowie politisch als zuverlässig eingestufte Bürger (alles in allem etwa 10% der erwachsenen Bevölkerung) fiel die erste Kategorie zu, die 2000 Kilokalorien an Nährwert pro Tag verschrieb und somit wenigstens theoretisch die Grundbedürfnisse sicherte (wenn man sich vor der Arbeit erfolgreich drückte und seine Kraft an allen Ecken sparte).

Die zweite Kategorie betraf die Masse der Bevölkerung und betrug sehr magere 1200 Kilokalorien, was bereits weit unter dem Tagesbedarf eines durchschnittlichen arbeitendem Menschen lag.

Arbeitslose, Behinderte und von dem Regime sonst irgendwie als unproduktiv eingestufte Menschen und nicht zuletzt Gulag- und Gefängnisshäftlinge (alles in allem bis zu 25% der erwachsenen Bevölkerung) erhielten einen Bezugsschein, der ihnen nur 750 Kilokalorien zuteilte, eine Menge, mit welcher auf Dauer kein Mensch überleben kann.

Wer seinen Bezugsschein verlor, der bekam gar nichts. Dazu kommt noch, dass die auf den Scheinen angegebene Nahrungsmenge selbst für jene, die einen Schein vorweisen konnten, in der Regel nicht einmal in voller Höhe ausgegeben wurde und in manchen Fällen auch gar nicht. Es wurden Termine für Nahrungsvergabe veröffentlicht und wer zu spät kam, musste am Ende der Warteschlange stehen und ging oft völlig leer aus.

Und obwohl die Menschen sehr ärmlich lebten, war Oran immer noch der Meinung, dass es ihnen zu gut gehe und schaffte das Geld auch gänzlich ab. Für alles gab es nur noch Rationen.

Beschleunigung der Industrialisierung

Zugunsten der Industrie wurde Metall aus Zäunen, Türschnallen, Geschirr, Kirchenglocken und Kleidungsstücken beschlagnahmt. Kulturgüter lies man verfallen, wenn sie nicht ins Ausland verkauft werden konnten. Sogar Metallzähne wurden Menschen ausgeschlagen, um sie für industrielle Zwecke einschmeltzen zu können. Haare wurden im ganzen Land gesammelt und zu einer einzigen riesigen Fabrik gekarrt, wo daraus Kleidung genäht wurde.

Da Oran von Anfang an bestrebt war, alle Vorteile der Massenproduktion voll auszunutzen, wurde der Konsum der Bevölkerung nicht nur mangelhaft, sondern auch noch extrem monoton. Es wurde im ganzen Land nur eine einzige Bortart hergestellt und die Menschen mussten zu jeder Tages- und Jahreszeit eine graue Einheitskleidung tragen, von welcher es nur vier verschiedene Größen (Kindergrößen inklusive!) gab.

Es wurde eine allgemeine Beschäftigungspflicht eingeführt. Dh. wer nicht mehr der Schulpflicht unterlag und sich nicht mehr weiterbildete, der musste arbeiten gehen und wenn er eine bestimmte Zeit lang nicht arbeiten ging, dann gab es für ihn im Gulag jede Menge zu tun. Auch amsonsten fehlte es auch nicht an Arbeit. In den meisten Sektoren beschwerte man sich eher über einen Mangel an Arbeitern.

Gearbeitet wurde jeden Tag, auch am Sonntag. Die Arbeitszeiten betrugen täglich 14 Stunden. In Gulags sogar noch weit länger. Erwachsene, die keinen Grundschulabschluss hatten, wurden noch zusätzlich zur normalen Arbeitszeit zu Kursen verpflichtet, die sie mit Abschlussprüfungen absolvieren mussten und bis dahin konnten Jahre vergehen.

Einige Menschen schaufelten vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang für den Straßen- und Schienenbau. Andere mussten zwischen Maschienen eingequetscht ohne Pause in unbequemster Haltung geistestötdende Routineeingriffe in einer Fabrikshalle verrichten. In unterentwickelten Regionen war die Arbeit noch kräftezerrender und man musste Sandsäcke und Wassereimer oder Steine Kilometer weit schleppen.

Diese Maßnahmen zeigten jedoch bald ihre Wirkung. Der Ausstoss der Schwerindustrie stieg jährlich um 20% bis 50% an. Selbst die vernachlässigte Leichtindustrie profitierte vom Ausbau der Infrastruktur, was die Erschließung von Rohstoffquellen selbst in der tiefsten Peripherie Ostrojas ermöglichte. Trotz radikaler Modernisierungsbemühungen und einer gewaltigen Zusammenfassung der Wirtschaft in immer wenigere und größere Betriebe, blieb die Handarbeit dennoch in vielen Bereichen weiterhin prägend. 1940 gab es immer noch in den meisten landwirtschaftlichen Betrieben nicht einen einzigen Traktor, obwohl in diesem Sektor immer noch mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen arbeitete.

Entoranisierung

Nach Orans Tod 1953 wurde ein neuer Ministerrat gewählt, der sich aus reformorientierten Politikern zusammensetzte. Diese waren zwar keineswegs bereit, die Repressalien des Regimes zu lockern, doch wurde immerhin festgestellt, dass man niemanden mehr ohne Grund deportieren sollte.


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