Diverses:Wie beklaut man einen Dieb

Aus Stupidedia, der sinnfreien Enzyklopädie!
Wechseln zu: Navigation, Suche
Locked.svg Dieser Artikel ist in Arbeit • Letzte Bearbeitung: 04.01.2013

Hier nimmt Käptniglo Änderungen vor. Falls Du etwas dazu beitragen willst, melde Dich bitte in der Autorendiskussion oder in der Seitendiskussion.

Nimm keine eigenmächtigen Änderungen vor, bis dieser Baustein vom Autor entfernt wurde.

Tools.svg
Datei:Diebklau.png
SO beklaut man einen Langfinger!

Mein Name ist Harald More und ich bin ein Dieb. Mein Vater war ein Dieb und der Vater meines Vaters war ein Dieb. Vor noch gut 10 Wochen hätte ich stolz behauptet: Wir haben unsere Lebenszeit sinnvoll genutz. Aber heute nagt etwas in mir. Zweifel? Seit zwei Stunden bleibt mir nichts, als die Regentropfen an der Scheibe der Bar zu betrachten, die sich zu kleinen Rinnsalen vereinen. Und zu warten. Obwohl ich mir sicher bin, dass Sie nicht kommen wird.

Eine ehrbare Tradition...

Kann man es unwillkürlich nennen, denn wenn man bereits Stunden gewartet und einem alles Mögliche durch den Kopf geht und dann der Gedanke da ist? Ist das unwillkürlich? Jedenfalls lief irgendwann in meiner Erinnerung ein Film ab: Ich sah den Großvater mit einem, das mag klischeehaft klingen, Sack abends heimkehren. Ich presste mich ganz still in die kleine Nische neben meinem Fenster und atmete nicht... Aber Großvater drückte ganz langsam und sacht von Außen gegen mein angelehntes Fenster und seine ruhig und leise gesprochenen Worte habe ich noch jetzt, fast 50 Jahre später, im Ohr: "Du ahnst doch sicher, was in dem Sack ist? Warum hättest Du sonst auf mich gewartet? Komm´mit in den Schuppen; Du weißt, die Nacht hat Augen." Und so zeigte Großvater mir, woher die silbernen Bestecke, die Perlenketten und Ringe, die Brieftaschen und das Bargeld, das in unregelmäßigen Abständen in der Truhe unter den abnehmbaren Dienbrettern im Schuppenfußboden herstammten. Aus einem schwarzen Sack mit angenähten Lederschlaufen. Großvater war noch der traditionelle Dieb. Einbrüche, Taschendiebstähle. Vater hatte sich spezialisiert auf teure Büroeinrichtung, schwerer zu tragen, geringeres Riskio, wenn man dreist genug war und einen grauen Kittel mit dem Aufdruck "Bürozentrum-Instandhaltung" besaß. Und natürlich mit guten Kontakten zu Abnehmern. Während der Alte seine Beute für 10% des Wertes verschachern musste, kamen die Büromaschinen meines Vaters für fast ein Drittel ihres Wertes zu neuen Besitzern. So stand ich mit 9 Jahren das erste mal Schmiere vor einem Bürogebäude. Selbstverständlich hatte ich keine richtige Funktion. Vater bestand darauf, damit ich das Adrenalin im Körper spüren und beherrschen konnte. Mit 12 nahm mich Großvater zum ersten Male mit zum Bruch. Und mit 13 wusste ich, was meine Profession war.

... und ich war gewillt, diese fortzusetzen

Bald waren die kleinen Diebstähle keine Herausforderung mehr für mich. Ich schrieb mich ein und studierte Jura und BWL und der ein oder andere Bruch brachte mich zwar ins Krankenhaus, aber lies auch mein Bankkonto bescheiden anwachsen. Gerne suchte ich Bäder auf und versuchte den nackten Männern in die Tasche zu fassen. Es war die Anfangs-Zeit der Bankkarten und so schnell, wie ich die karte aus einer Kulturtasche gegen einen verblüffend echt aussehenden Rohling getauscht hatte, dauerte kein aufguss... aufwändiger war da schon das vorherige Auskundschaften der Geheimzahl. Aber zwei Kontenplünderungen pro Monat reichten für ein angenehmes Leben voll und ganz aus. Das Studium lief nebenbei, nur eine fesselte meine Aufmerksamkeit länger. Sie war nur ein paar Monate älter als ich und Französin. Vater hatte mich immer vor französisch gewarnt. „Als Dieb musst Du auf deine Finger und Deine Zunge achtgeben!“ sagte er immer, letzteres war wohl besonders wichtig, wenn man in fremden Büros häufig nach seinen graubekittelten Aktivitäten befragt wurde. Aber sie gefiel mir. Und ihr Schicksal als junge Witwe rührte mich irgendwie an. Obwohl sie anscheinend wenig trauerte, tröstete ich sie nach Kräften und half ihr über schwierige Lebenssituationen wie Einsamkeit in einem französichen Bett gekonnt hinweg. Ihr Name war Louise Valliere. Ihr jetziger Name ist Louise More. Und das

Alles lief gut

Mit meinem kleinen verstohlenen Startkapital beteiligte ich mich bald an anderen Investitionen und so konnte ich mir schnell einen Namen machen. Die Geschäftsideen waren so zahlreich wie die Schuppen, die auf meinem Fischmarkt in Kopenhagen oder in meiner Frieseurkette in Frankfurt anfielen. Ich stahl hier eine Geschäftsidee, dort eine Lizenz. Hier entsorgte ich 1000de von Büromaschinen gegen ein geringes Verschrottungsentgelt und wo anders erzielte ich höchste soziale Anerkennung für die kostenlose Ausstattung der Verwaltung einer Non-Profit-Organisation in einem Entwicklungsland. Und natürlich einen namhaften Betrag an Entwicklungshilfe, war ich doch selbst stiller Gesellschafter dieser Organisation. Ja, vor Madagaskar faulte nicht nur das Wasser sondern wuchsen auch meine Profite, die ich relativ problemlos nach Reunion und von dort in die Schweiz umleiten konnte.

Zweifel

Ob es die Warnung meines Vaters war oder Instinkt… ich kann es nicht sagen. Jedenfalls hielt ich Louise, die ich vor 25 Jahren heiratete, nachdem ihr Angetrauter endlich für tot erklärt wurde, aus meinen Geschäften heraus. Und sie mich aus ihren. Unsere gemeinsame Aufmerksamkeit galt dem Leben im Luxus. Seit ungefähr 5 Jahren galt Louises Aufmerksamkeit, wie ich viel zu spät feststellte, auch anderen…“Dingen“.

Ein Dieb wie ich hatte einen Ehevertrag und hat auch einen Notfallplan. Meiner war Frank Abagnale. Der grandiose Fälscher John Haberle hatte mir in den 80ern für den Wert einer kleinen Villa im Tessin eine zweite Identität beschafft. Diese Identität zahlte Steuern, Krankenversicherungsbeiträge und erzielte regelmäßig von meiner wahren Identität abgezweigte Einkünfte in einer Größenordnung von 25.000 Euro. Im Monat. Läppisch im Vergleich zum echten Harald More aber als Ruhekissen immer noch weich genug.

Irgendetwas lief falsch

Es war dann auch diese Identität, die mich misstrauisch werden ließ… Frank Abagnale sollte eine Sonderzahlung erhalten, ein Weihnachtsgeld sozusagen. Und entpuppte sich als Überraschung für mich selbst. Die Quelle der Gratifikation, ein kleine Firma in Reunion, hatte plötzlich in Liquiditätsprobleme. Unverständlich, wo doch alle Zahlungen dieser Firma ausschließlich in mein eigenes Firmengelecht flossen. Ich ging der Sache zwei Tage später auf den Grund. Mittlerweile war die Firma hoffnungslos überschuldet und die Konten waren gesperrt. Die Zahlungsflüsse waren an eine weitere meiner Beteiligungen auf den Cayman Inseln gegangen aber auf diese Firma hatte ich keinen Zugriff mehr. Alle meine Firmen besaßen keine Barvermögen mehr, die Konten waren geplündert bzw. auf die Caymans transferiert. Ich stand vor einem Rätsel. Der zweite Teil des Rätsels war Frank Abagnale. Auch auf die Konten meiner Zweitidentität hatte ich keinen Zugriff mehr. Und, was einerseits noch schlimmer aber andererseits logisch war… die Aktivitäten, die meine Firmen und Depots geplündert hatten waren von Frank Abagnale veranlasst. Jemand hatte diese Identität gekapert und mich blank gemacht.

Kann man einen Dieb mit seinen eigenen Waffen schlagen?

Vor 2 Monaten eröffnete mir Louise, dass sie die Scheidung wolle. Alles sei vorbereitet, wir hätten uns auseinandergelebt. Verblüffend, dass Sie das erst kurz nach meinem finanziellen Ruin festgestellt hatte. Es war mir nicht gelungen, die Transaktionen rückgängig zu machen, alles war formell in Ordnung und gegen meine eigene Scheinidentität konnte ich ja schlecht rechtliche Schritte einleiten. Verblieben war mir lediglich eine kleine Eigentumswohnung in Hamburg, mein alter, selbst restaurierte Mercedes Benz 300 SL 1957 und eine Immobilienvermittlung auf Mallorca. Ich suchte Trost bei Johnny Walker und ließ die Dinge auf mich zukommen.

„Harald, nimm es nicht so schwer, eine Scheidung ist kein Beinbruch, wir können doch Freunde bleiben,“ säuselte Sie mir gestern nach der Gerichtsverhandlung zu. Sie wusste, dass ich sie umgebracht hätte, wäre ihr neuer, 1,90 großer und 30 Jahre jüngerer Leibwächter nicht an ihrer Seite gewesen. „Vielleicht laden wir Dich zu unserer Hochzeit ein, nicht wahr, Sergej?“ säuselte Sie mit einem verführerischen Augenaufschlag dem Hünen zu, „wir schicken Dir jedenfalls eine Karte aus Las Vegas…“ und dann rauschten sie ab. „Beim Einstieg in das Taxi rief sie mir noch zu: „Die Hälfte von 12 Millionen ist auch nicht wenig….“ „Stimmt. Aber alles von 12 Millionen ist mehr,“ dachte ich. 12 Millionen Euro, die von einem gewissen Frank Abagnale auf die H.M.-Immobilienvermittlungs-gmbH auf Mallorca transferiert worden war. Auf eine winzig kleine Firma, die vor 25 Jahren vom Notar übersehen und so versehentlich in der Gütergemeinschaft mit Louise verblieben war und somit zur Hälfte Louise gehörten…Das Miststück hatte vor, mich um 6 Millionen zu erleichtern!“

Phoenix leuchtet auch im Regen

Wie man´s nimmt!

Immer noch regnet es an die Scheiben der Bar. Aber dennoch war es, als ginge die Sonne auf… Sie war doch gekommen… „Herr More,“ setzte Sie an… „Nennen Sie mich Harry,“ fiel ich ihr ins Wort „ich freue mich, dass Sie gekommen sind, Isabel.“ „Hier sind die Papiere, mit einem schönen Gruß von Herrn Haberle….Francoise Vallerie ist am 17.08.2001 in einer Trinkerheilanstalt in Madagaskar gestorben. Er hatte bereits 1979 die Madegassische Staatsangehörigkeit angenommen.“ „Dann war meine Ehe mit Louise ungültig…“ „Ja, zum Zeitpunkt der Eheschließung war Sie noch mit Francoise verheiratet, und eine Todeserklärung des französischen Staates für einen Madegassen ist sowieso unwirksam.“ „Und der Nachlass von Francoise…?“ „Wie sie gewünscht hatten…hier, zwei Briefe von Louise, datiert aus den Jahren 1991 und 1994…“ „Und sie sind sicher, dass damit bewiesen werden kann, dass sie nicht nur der Bigamie sondern auch des Heiratsschwindels schuldig gemacht hat?“ „Eindeutig, Herr More. Hier ist die Aufstellung der Geschenke, die Sie Louise über die Jahre gemacht haben: Der Wert liegt bei 2 Millionen Euro und hier ist für Sie eine Durchschrift des Schreibens unserer Kanzlei, mit der wir diese Geschenke oder den Gegenwert zurückverlangen…“ „Zwei Millionen, ist das nicht etwas wenig? Nach meinen letzten Informationen beläuft sich das Privatvermögen meiner äh… Ex… auf gut 2,5 Millionen Euro… Haben Sie denn auch den originalrestaurierten Mercedes Benz 300 SL in Ihrer Aufstellung, den ich ihr zum 50sten Geburtstag geschenkt hatte? Zufällig habe ich grad die Rechnung über 420.000 Euro gefunden… Jammerschade, dass sie dieses Kleinod nur 2 Monate später zu Schrott gefahren hat, wie aus dem angehefteten Polizeibericht und der Abmeldebestätigung eindeutig hervorgeht…“ „Nein, Harry, das muss mir wohl entgangen sein, säuselte Isabel…“ „Wie kann man so ein Fahrzeug vergessen, Isabel? Das ist fast unentschuldbar, diese alten Schätze haben noch eine Seele…Ich würde Sie gern auf eine Spritztour einladen…“ „Gerne, Harry,“ antwortete Isabel und ich bin mir sicher, dass sie keine französin ist.


Linktipps: Faditiva und 3DPresso