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Heinrich Heine

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Wer war Heine? Diese Frage beschäftigt seit Jahrhunderten die Literaturexperten und Feuilletonisten. Kein zweiter deutschsprachiger Dichter wird so sehr durch die Legendenbildung glorifiziert, wie der Dichter, dessen Geburtsstadt Düsseldorf gewesen sein soll. Erstmals wird in Stupidedia der Versuch einer Beweisführung unternommen, dass Heinrich Heine nie existierte und nur ein geistreich erdachtes Phantom war. Dieses Lemma stellt demnach nicht nur eine literaturgeschichtliche Sensation dar, sondern dürfte den Ritterschlag durch eine Neuschreibung der Geschichte erhalten.

Heinrich Heine, ein Wintermärchen

Wir wissen nicht, was soll es bedeuten...

In der Nachwirkung der Französischen Revolution ging so manches verloren. Der Glauben an alte Werte beispielsweise, Köpfe, die Feudalherrschaft oder die europäische Ordnung. Daneben verlor man den Überblick über kalendarische Daten. Zählte man nach vorrevolutionärem Kalender, nach dem julianischen oder hatte Robespierre auch hier eigene Vorstellungen? Niemand behielt in der aufgebrachten Stimmung den Überblick. Kein Wunder also, dass das Geburtsdatum Heinrich Heines, das in diese Zeit gelegt wird, nicht eindeutig feststeht. Er soll, so die führenden Forscher in der Zeit von 1799 bis 1801 geboren worden sein. Später dichtete man ihm an, er sei „der erste Mann des Jahrhunderts“ und legte seine Geburt auf die Sylvesternacht 1800 fest.

Doch wer war dieser Mann, der laut Geburtsurkunde Harry geheißen haben soll, sich später sowohl Hinnark als auch Henry nannte, auf dessen Grabstein aber Henri steht und der uns als Heinrich bekannt ist, wirklich? Wie kann man wissen, dass sein Geburtsname Harry war, während seine Geburtsdaten jedoch verschwunden blieben. Ein Mysterium, dass schon zu Zeiten der Geburt unglaubhaft erscheinen musste.

Wenn man sich in die Heineschen Familiengeschichte vertieft, stößt man unweigerlich auf die nächsten Widersprüche. Er soll Jude gewesen sein, beschnitten, reich. Und doch findet sich ein Eintrag, das ihn als Protestant kennzeichnet, während er selbst zum Ende seines Leben über sich selbst gesagt haben soll „babtisé, non converti“. Andererseits machte er sich über Religionen lustig, da er Glauben immer als „le crédit“ bezeichnete. Bis heute sind nicht weniger als 17 (!) letzte Worte des Unnahbaren bekannt. Er schrieb politische Parolen, was ihn nicht daran hinderte, diese wenig später zu verleugnen. Zeitgleich verfasste er Gedichte wie

Es waren zwei Königskinder,
Die hatten einander so lieb,
Sie konnten zusammen nicht kommen,
Das Wasser war viel zu tief.

die später millionenfach Briefpapier verzierten. Ein tiefer Romantiker also, der aber auch vor Spott und Satire keinen Halt machte. Erst neuzeitliche Komiker rückten durch Umschreibung der letzten Zeile in „Denn er kam immer zu früh“ die Verbindung beider Seelen zusammen. Heines bissiger Spott wird deutlich durch den Umstand, da er den Baron Rothschild beleidigte, dem er nach dessen Darstellung von der Reinheit und Unverdorbenheit des Quellwassers der stark verschmutzten Seine antwortete „Ihr Herr Vater soll auch so ein rechtschaffener Mann gewesen sein, Herr Baron!“, und das, obwohl er selbst nie unvermögend war. Er machte sich über den Adel lustig, änderte aber trotzdem den Namen seiner Mutter Betty van Geldern in das adelige „von“. Holt man jetzt noch hervor, dass er revolutionäre Schreiben verfasste, die ihn eigentlich des Landesverrats bezichtigen müssten und bemerkt, dass Heine niemals polizeiaktenkundig wurde, kann auch der heftigste Liebhaber seiner Schriften nicht mehr umhin, ihn wenigstens als schizophren zu bezeichnen.

Die Familie

Geht man zurück ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts und stellt man Nachforschungen über eine Familie Heine in Düsseldorf an, so wird man fündig. Es gab eine gut betuchte, gleichnamige Sippschaft, die sich durch Handel mit Tüchern ein Vermögen verdiente. Aus ihnen ging Samson, der imaginäre Vater Heinrichs hervor. Er ehelichte ein holländische Landpomeranze, Betty, die ihm drei Kinder gebar. Deren Namen, Horst, Hiltrud und Hoppla, lassen einen engen Bezug zur jüdischen Geschichte zu. Allein hier wird deutlich, dass Harry, der ja laut Legende der Erstgeborene sein sollte, nicht in die biblische Namensreihe hineinzupassen scheint. Und doch wies man Heinrich Heine einer real existierenden Familie zu. Die Gründe hierfür sollen später noch genauer definiert werden.

Tuchhändler kennen normalerweise nur drei Arten von Büchern: das Hauptbuch, das Wareneingangsbuch und die Kundenkartei. Wie soll in einem solchen Milieu das Interesse an Büchern von literarischem Wert gefesselt werden? Selbst innerhalb der weiteren Familie gab es niemanden, der auch nur annähernd eine künstlerische Begabung aufwies. Heines späterer Ziehonkel, Salomon, war Tuchhändler, ebenso die Vorfahren der Eltern, die Geschwister und Cousins. Eine Tuchhändlerdynastie und Heinrich das schwarzes Schaf? Das immerhin liegt im Bereich des Möglichen. War nicht auch Michael Jackson der Sohn eines Afroamerikaners, der sich durch Hautabschürfungen zum Bleichgesicht und dadurch erst recht zum „schwarzen Schaf“ der Familie machte? Doch kann nichts darüber hinwegtäuschen, dass es Ungereimtheiten (wenn dieses Wort in Zusammenhang mit Heinrich Heine erlaubt ist) in dieser Familie gab.

Jugend

Harry

Harry Heine soll sich als Jugendlicher sehr an seinem Vornahmen gestört haben. „Ich lasse mich nicht vor diesen Karren spannen!“ ist als Zitat überliefert. Als Auflehnung gegen seine Eltern, als Protest über deren unglückliche Namenswahl und als klares Zeichen der Abgrenzung zu den tuchhändlerischen Vorstellungen seiner Erziehungsberechtigten, wählte er im Alter von neun Jahren den Namen Harry ab und nannte sich Hinnark. Durch diesen deutlich friesischen Bauerntölpelnamen distanzierte er sich vom Beruf seiner Familie und erwarb sich ein Stück Eigenständigkeit. Doch viel zu schnell musste er schmerzlich erkennen, dass mit dem von ihm ausgesuchten Namen kein Eindruck bei den Mädchen seiner Klasse zu schinden war. Nach ca. eineinhalb Jahren ausgestandenen Spotts wechselte er wieder seinen Prenomen in Harry zurück, mit dem er eigentlich besser fuhr.


Durch diesen Umstand wird offenbar, dass die Schaffer des Heine-Mythos sich nicht einig waren über die rechte Namenswahl. Augenscheinlich gab es bei der Gruppe H. Heine (GHH), wie man diese illustre Truppe nennen könnte, unterschiedliche Tendenzen. Durch die Namenswahl legte man, getreu dem Glaubenssatz Nomen est Omen, eine Stilrichtung und die Kunstfigur Heine in eine Kategorie festgelegter Schreibrhythmen fest. Erst nachdem die GHH sich auf den unverbindlichen Namen Heinrich einigte, war der Weg für eine literarische Karriere geebnet und konnte alle Spielarten schriftstellerischen Wirkens zulassen.


Harry besuchte, nachdem er in einem jüdischen Kindergarten die eingeengte, dogmatische Lehre über sich ergehen ließ, das Lyzeum, dem Düsseldorfer Gymnasium, das bis heute wohlweislich nicht seinen Namen trägt. Er war in dieser Zeit ein außergewöhnlicher Schürzenjäger, was ihn öfter den Zorn, meist in Verbindung mit Prügel, aufgebrachter Mitschüler einhandelte. Seine schulischen Leistungen gerieten gegenüber seinen damals aktuellen an Mädchen orientierten Interessen in den Hintergrund und er musste das Gymnasium ohne Abschluss vorzeitig verlassen. Das war nicht weiter tragisch, da in seiner Familie niemand Abitur hatte und seine Eltern es befürworteten, dass er jetzt eine Handelsschule besuchte. Diese brachte er ohne Brillanz erfolgreich zuende, dann begann seine Ausbildung zum Bankfachangestellten.

Henry

Er zog nach Hamburg, lernte ein paar Gebräuche des hanseatischen Bankenwesens bei seinem Onkel, dem inzwischen zum Bankbesitzer aufgestiegenen Salomon Heine, kennen. Durch Hamburgs geistige Nähe zu London gab er sich hier den anglophilen Namen Henry. Mit dem geliehenen Geld Salomons, der einen Narren an seinem Neffen gefressen haben soll, machte er sich als Tuchhändler selbständig und war nach einem Jahr bankrott. Seine Neigung zum Schreiben war stärker als das Gespür für ein gutes Geschäft. Noch während seiner Tätigkeit als Unternehmer verfasste Henry den Zweizeiler

Bevor ich weiter mit Tüchern handel’,
ich doch lieber in Büchern wandel’.

und entschied sich für ein Studium.

Erstmals wird in der Legendenbildung durch die GHH hier ein Weg aufgezeigt, wie es bei seiner Herkunft und familiären Umständen möglich sein konnte, dass er nicht den Weg eines unternehmerischen Tuns vollzog, sondern seine Liebe für Bücher und Geschriebenes entdeckt. Die GHH erlaubt sich hierbei, wie später noch öfter, eines groben Denkfehlers. Die Heines galten als sehr vermögend, gerade Onkel Salomon war mehrfacher Millionär, und Henry war der Erstgeborene und damit Stammhalter und anvisierter Erbe des Familienimperiums. Hätten Traditionsgedanke oder der Einfluss seiner Verwandtschaft den Schritt ins literarische Lotterleben nicht verhindern müssen? Waren Vater oder die tuchhandelnden Zunftbrüder nicht stark genug, Henry, den jugendlichen Aufbrauser, so zu beeinflussen, dass er den Gedanken des Schreibens normalerweise aufgegeben hätte?

Heinrich

Henry verließ Hamburg mit der Gewissheit, kein kaufmännisches Talent zu besitzen. Dank seiner sehr bescheiden ausgefallenen Zeugnisse suchte er sich eine Stadt zum Studieren aus, in der die NC-Auswahl noch nicht griff: Göttingen. Er studierte Jura, obgleich er auch hierbei kein rechtes Interesse entwickelte. Zur Legendenbildung wurde ihm ein dramatisches Duell mit einem Kommilitonen angedichtet, nach dessen harmlosen Ausgang er die Universität verlassen musste. Er studierte kurze Zeit in Berlin, wo er seine Liebe zur deutschen Sprache gefunden haben soll. Anschließend ging er nach Göttingen zurück, beendete sein Studium mit den Worten „Im allgemeinen werden die Bewohner Göttingens eingeteilt in Professoren, Studenten, Philister und Vieh.“ Anschließend promovierte er.

Kurz nach der Berliner Episode griff die GHH erstmals praktisch ins Geschehen ein. Heine soll hier als Debüt mehrere Schriften verfasst und veröffentlicht haben. Allein die Tatsache, dass er innerhalb kurzer Zeit (ein Semester) und neben dem Studium, einen vollständigen Gedichtsband und zwei Tragödien, von denen eine sogar im Erscheinungsjahr zur Uraufführung kam, bearbeitet haben soll, lässt Zweifel aufkommen. Dies konnte unmöglich die Tat eines einzelnen gewesen sein. Die Gedichte bewiesen Stärke, waren jedoch kein Verkaufsschlager während die aufgeführte Tragödie Almansor floppte und heftigster Publikumsbeschimpfung ausgesetzt war. Das zweite Stück kam gar nicht erst zur Aufführung. Die GHH nutze hierbei das Pseudonym Heine, um gewagte Stücke oder neue Stilmittel auszuprobieren, die keinesfalls unter den realen Namen veröffentlicht werden durften. Heine wurde als Labor der schreibenden Zunft missbraucht.

Um den Namen griffiger zu machen und um keinen Zusammenhang mit den entgleisten Erstveröffentlichungen herstellen zu können, überlegte die GHH, den Namen Heines erneut zu ändern und ihm eine andere Legende zu geben. Sie ließen ihn zum Christentum konvertieren (1825) und legten für ihn den Namen Heinrich fest. Aus Sicherheitsgründen beließen sie seinen Glauben außerdem beim Judentum, man wusste ja nie, welche Zielgruppe man später anpeilte. So wohnten „zwei Seelen, ach, in seiner Brust“, was die Kunstfigur Heine später in sehr vertrackte Situationen bringen wird.

Die von Platen-Kontroverse

Karl August Georg Maximilian Graf von Platen-Hallermünde, bekennender homosexueller Literat, war einer der ersten, der der GHH eindeutig zugeordnet werden konnte. Er bemühte sich, Heine als ebenbürtig darzustellen, als Seelenverwandter, als fiktiver Geliebter. Von Platens 1828 entstandenes Theaterstück Der romantische Ödipus bedient sich der Zeile

Mein Heine! Sind wir beide nicht ein Paar Genies?
Wer wagt zu stören, Süßer, uns den süßen Traum?

und beschwert sich im gleichen Akt über eine Eigenart Heines, die auf dessen jüdischer Religionshörigkeit fußte:

Sein Freund, ich bin's; doch möcht' ich nicht sein Liebchen sein;
Denn seine Küsse sondern ab Knoblauchsgeruch.

Die GHH war empört. Heine homosexuell? Das passte nicht in ihr Konzept. Viel zu sehr waren sie bemüht, ihm die Legende des Frauenheldes anzuheften, als dass sie durch von Platens sexueller Phantasie zerstört werden dürfte. Sie schlossen den Grafen aus ihrer Gruppe aus und sorgten dafür, dass er in Deutschland keine Anstellung mehr findet. Auch wenn die anderen konspirativen Mitglieder der GHH noch unbekannt sind, so wird durch dieses Beispiel deutlich: sie hatten Macht und Einfluss. Graf von Platen exilierte nach Italien, wo er in den Bädern von Lucca genügend Lustknaben fand, die ihm sein Exil versüßten. Die GHH sandte ihm über Heine noch spöttisch

Mein Geist, bewegt von innerlichem Streite,
Empfand so sehr in diesem kurzen Leben,
Wie leicht es ist, die Heimat aufzugeben,
Allein wie schwer, zu finden eine zweite.

hinterher und machten ihn durch Erpressung mundtot. Sie kannten zu viele seiner intimen Geheimnisse.

Paris

Das Exil des homophilen Schöngeistes von Platen sah die GHH als Damoklesschwert über sich hängend an. Nur kleinste Indiskretionen hätten genügt, um die Gruppe auffliegen und Heine enttarnen zu lassen. Um vor Nachforschungen sicher zu sein und ihn einer Überprüfung zu entziehen, verlegten sie seinen neuen Wohnort nach Paris, wo er als Journalist, Korrespondent und Klatschtante wirken sollte. Auftraggeber bei dieser Aktion: Johann Friedrich von Cotta. Ausgerechnet von Cotta? Die Verlegerlegende? Die GHH erlaubt sich durch diese Personalbesetzung ihren nächsten Schnitzer, die schließlich zur Aufklärung und Decodierung dieser illustren Gruppe führen sollte.

In Paris angekommen, umgibt Heine der Mythos des Don Juans. Er wird wie eine Götzenfigur in den hauptsächlich von Damen frequentierten Pariser Salons und Literaturzirkeln herumgereicht und die Frauenwelt soll ihm zu Füßen gelegen haben. Es ist der Antipode zur von Platenschen Unterstellung, die die GHH jetzt sehr kräftig und durch viele Anekdoten überwürzte.

Heine litt an ungewöhnlich starkem Heimweh, das ihn veranlasste, die berühmt gewordenen Zeilen

Denk’ ich an Grünkohl in der Nacht,
Bin ich um meinen Schlaf gebracht!

zu verfassen. Doch es gab keine Chance, dem Ausland zu entgehen. Erst wenn der Streit mit von Platen beendet oder dieser Tod sei, durfte er wieder in seine Heimat zurückkommen. Entsprechend richtete er sich in seinem Exil ein. Er erhielt einen gefälschten französischen Pass, musste Begeisterung für Napoleon Bonaparte vorweisen und die Annektierung seiner Heimatstadt Düsseldorf durch den Kleinwüchsigen begrüßen. Schließlich brachte dieser die Wiedereinführung des Code noir, und damit die Auflebung des Sklavenhandels, der infolge der Französischen Revolution in den Hintergrund geraten war, mit sich und der den Antisemitismus, der in diesen wirren Tagen die Sklaverei ersetzte, ablöste. Das sollte Heine dem Feldherrn nie vergessen und in einer ewigen Treue und unreflektierten Dankbarkeit ausarten.


Die Börne-Kontroverse

Erneut zielt ein Streit auf einen Schriftsteller der GHH. Diesmal trifft es Ludwig Börne, der radikal politische Anforderungen an sein eigenes Werk stellte und dies auch von anderen Schriftstellern verlangt. Seine Forderung, parteipolitisch Stellung zu beziehen, war der Gruppe H. Heine jedoch zuwider und sie ließen Börne durch Heine, ähnlich wie im Fall von Platens, bloßstellen. Hintergrund hierbei ist die Kenntnis von einer pikanten Affäre Börnes mit einer liierten Lebedame. Sie sandten Heine als dritten Liebhaber ins Feld, dem die Dame vertraute und ihm von ihrem Verhältnis zwischen ihrem Ehemann und Ludwig Börne beichtete. Dies wurde, als der ebenfalls in Paris lebende Schriftakrobat seine Postulate an Heine dramatisierte, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, was Börne zum Schweigen brachte.

Heine verfasste das kompromittierende Gedicht

Das war mein Liebchen wunnesam,
Ein fremder Mann war Bräutigam;
Dicht hinter dem Ehrenstuhl der Braut,
Stand Börne, der sich die Nägel kaut.

das die Braut und alle Beteiligten in eine peinliche Situation brachte.

Der Ehemann, ein reicher Kaufmann, fühlte sich durch Heines Indiskretion gedemütigt und verlangte Genugtuung bei einem fröhlichen Duell. Heine soll getroffen worden sein, vermutlich als Einleitung seines Rückzuges als Schürzenjäger, und der Kaufmann ging unverletzt, da Heines Waffe immer noch der Stift und nicht die Pistole war, aus dem Zweikampf hervor.

Dieser Börne war nicht nur ein Querulant, mit seinem rudolfscharpingeskem Gezeter von einzuhaltener Parteilinie, seinem unablässigem Republikaner-Gesülze und seiner Forderung, die GHH müsse politisch Farbe bekennen und sich in den Dienst der guten Sache stellen, ging er allen auf die Nerven. Schon seit langem überlegte man, wie man diesen „börnierten Lasallen-Knecht“ (Heine) absägen und aus der Gruppe ausschließen könne. Da kam ihnen seine Affäre gerade Recht! Doch allein diese Ménage a quatre, die ja literaturhistorisch keine Sensation darstellte, reichte kaum, ihn, wie im Falle von Platens, ihn aufgrund des öffentlichen Drucks schmachvoll und mit eingezogenem Kopf ins Ausland oder in einen See gehen zu lassen.

Es muss innerhalb der GHH zu Spannungen gekommen sein, denn eilig hatte man es nicht, mit diesem Börne. Einerseits war er brillanter Schreiber und konnte Heine sehr pointiert und scharf mit Worten aufs Papier dichten, ferner hatte er Befürworter innerhalb der Gruppe, andererseits aber blieb, dass er ein blasierter Korinthenkacker war, der der GHH seinen Willen aufdrücken wollte. Niemand muss müssen schallte es ihm entgegen und man baute darauf, dass er sensibel genug war, diese Affäre nicht zu überleben. Zwei Jahre nach der Veröffentlichung hielt Börne die Ausgeschlossenheit aus der Gruppe nicht mehr aus und schied unfreiwillig aus dem Leben. Er hat mit seinem Disput einen der bekanntesten Literaturkriege angezettelt und sich dadurch unsterblich gemacht.

Mathilde

Es war der Gruppe um Heine klar, dass dank Heines libidogesteuerte Aura auch sein Ruf litt. Durch Börnes Affront wendete sich das Blatt vom charmanten Draufgänger zum notorischen Rockzipfelhänger. Um Abhilfe zu schaffen, wurde Heine verheiratet. Er ehelichte eine Unbekannte, die als Schuhverkäuferin ihr Geld verdiente und ihm mitnichten intellektuell Paroli bieten konnte. Die Identität dieser Frau, deren wahrer Name sich in den Heinrich Heineschen Stammbüchern befand, die zufällig verschwunden sind, konnte nie geklärt werden. Überliefert ist nur, durch Augenzeugen und Briefe, dass Heine sie Mathilde nannte und, dass das nicht ihr richtiger Name war. Sie soll von einem wohlfeinen Antlitz und vollendeter Figur geprägt gewesen sein und darüber hinaus Fähigkeiten besessen haben, über die sich die Literatur einfühlsam ausschweigt. Trotzdem blieb diese Ehe kinderlos.

Mathildes Beziehung zu Hein ist zwiespältig zu sehen. Einerseits erfreute es die zum Zeitpunkt der Heirat noch 18jährigen, die weder Schreiben noch Lesen konnte, einen älteren Mann zu ehelichen, der augenscheinlich Geld besaß, andererseits begriff sie überhaupt nicht, womit ihr Gatte sein Geld verdient. „Den ganzen Tag hängt der zu Hause rum, schreibt irgendwelches Zeug und labert wirres Zeug. Wann arbeitet der eigentlich?“ Diese Indifferenz an Heines Arbeit stimmte ihn mal heiter, mal wütend. Dann gab es schon mal Schläge oder beißenden Spott. Mathilde ertrug dies alles, einerseits weil sie es aus dem Elternhaus nicht anders kannte, andererseits, weil sie nach jedem Streit ihre Fähigkeiten demonstrieren durfte. Das gab ihr – neben dem Geld Heines – konjugale Befriedigung. Mathilde sollte bis zum Tode Heines an seiner Seite bleiben und danach in seine geschäftlichen Fußstapfen treten.

Bei der Trauung Heines waren keine Zeugen zugegen. Die GHH achtete penibel darauf, dass das Phantom Heine durch diesen Schritt nicht verraten wurde. Die Hochzeit erachteten sie wegen der jüngsten Vorfälle als notwendig, denn eine Fortführung des Lotterlebens hätte Heines Ruf geschadet. Fraglich nur, warum die GHH nicht eine fiktive Frau erwählten? Mit Mathilde, deren richtiger Name Augustine Crescence Mirat war, meinten sie, die richtige Wahl getroffen zu haben. Dumm, attraktiv und ohne kulturbeflissene Affektivität schien sie der Gruppe die Geeignete zu sein. Sie wurde fürstlich entlohnt und nur über die nötigsten Fakten informiert. Praktisch brauchte sie nur Ausreden parat haben, warum ihr Gatte augenblicklich unabkömmlich oder außerhäuslich sein. Diese Aufgabe sollte das „Bauernmädel“ (GHH Interna) wohl erledigen können.

Leider machte die Gruppe H. Heine eine bittere Erfahrung. Mathilde, wie sie auch von der Gruppe bezeichnet wurde, war schlauer, bauernschlauer, als es sich ihre Geldgeber vorgestellt hatten. Geldgierig erahnte sie, dass sie Geheimnisträgerin geworden war, deren Auflösung um jeden Preis verhindert werden musste. Dies nutzte sie taktisch klug gegen die Gruppe aus und ließ sich diese Apanagen für ihr Schweigen in bar auszahlen. Die GHH war erpressbar geworden. Sie bereuten die Anstellung dieser realen und widerborstigen, halsstarrigen Frau, doch für eine Umkehr war es zu spät. Sie mussten den Spuk beenden.

Heines Ende

Es blieb der GHH nichts weiter übrig, um sich der Erpressung Mathildes zu entziehen, als entweder Heine oder Mathilde sterben zu lassen. Gut, bei Frau Heine wäre ein Tod heikel, zumal sie drohte, dass, wenn ihr etwas passieren würde, sie aufklärende Unterlagen an einem sicheren Ort verwahren und es kein Zögern geben würde, diese zu veröffentlichen. Also beschloss die GHH, Heine langsam darauf vorzubereiten, dass ihm wohl bald das Ende naht.

Zunächst fiel ihnen wegen seines vorehelichen Lebensstils Syphilis als adäquate Todesart ein. Dies würde seinem Ruf gerecht werden und es wäre ein männliches Ende. Doch sie hatten nicht mit der Widerstandskraft Mathildes gerechnet. Sie sah ihre Felle davon schwimmen und kämpfte wie eine Löwin, um den Tod Heines hinauszuzögern. So zog sich das Sterben des großen Literaten über acht lange Jahre hin. Alle Mitglieder der Gruppe verfassten ein Schlusswort, eine letzte Phrase, ein letztes Gedicht. Dann war es endlich soweit. Am 17. Februar 1856 einigten sich die GHH und Mathilde auf Heines Tod und der große Schriftsteller war von seinem Leiden erlöst.

Das galt aber nicht für die GHH, die Mathilde und deren Familienangehörigen für weitere 100 Jahre die Jahressonderzuwendungen zukommen lassen musste. Frau Heine hat hier sehr scharf gepokert und hatte durch ihre Kenntnisse eindeutig die besseren Karten.

Die Gruppe H. Heine (GHH)

Personelle Besetzung

  • Johann Fiedrich von Cotta - Präsident, Gründer
  • George Gordon Byron – Lord
  • Henri de Saint-Simon – Vordenker
  • Friedrich Hegel
  • Karl August Georg Maximilian von Platen – Graf, Schwuchtel
  • August Wilhelm Schlegel – Übersetzer
  • Johann Wolfgang von Goethe – Geheimrat
  • Friedrich Schiller – Aufrührer
  • Ludwig Börne – Sprachrohr
  • Karl Marx – Philosoph
  • Walter Benjamin
  • Kurt Tucholsky - Letzter

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