Józef Piłsudski

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Józef Piłsudski ist das klassische Beispiel eines Mannes, dessen Berufung sich genau konträr zu seinem Beruf verhielt.

Frühe Jahre der Entbehrungen

So wuchs er in jungen Jahren in einem behüteten Elternhaus unter der großen Liebe seiner Mutter auf. Der kleine Jozef liebte die Blumen, Wälder und Seen seiner Heimat und lange Streifzüge mit seinen Eltern gerieten ihm in unvergessliche Erinnerung. Er liebte die schönen Künste, zeichnete, malte und sang bis zur Pubertät einen lupenreinen Sopran. Doch die Mutterliebe konnte auch nicht vollständig die durch die elf anderen Geschwister entstandene Enge in der elterlichen Wohnung, die erzwungene Zurückhaltung beim Mittagstisch und bei der Verwendung von Spielzeugen, wie Holzpferd oder Schaukel kompensieren, wo er als Schwächster stets das Nachsehen hatte. Diese Umstände pflanzten in ihm schon früh den unbedingten Willen nach Freiheit, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit, solange nur die Mutter in der Nähe bliebe. Seine Kreativität half ihm darüber hinweg. Sein größtes Steckenpferd wurde es, kleine Holzfiguren zu schnitzen, die er dann mit selbst geschneiderten Leibchen an- und natürlich auch wieder auszog, wenn es ihm gerade beliebte.

Endlich ein Mann werden!

Doch dieses kleine Glück wurde vom patriarchalisch-diktatorisch agierenden Familienoberhaupt überschattet, der die Mädchenhaftigkeit und Feingeistigkeit seines Jungen mit großer Sorge sah. Als Kleinadliger solle der Junge wenigstens studieren, jedenfalls eine solide „männliche“ Ausbildung erfahren, um seine wohl von der Mutter initiierten Flausen los zu werden. Nach seinen Wünschen befragt, wählte Jozef das Schneiderhandwerk, womit der Vater zwar auch nicht richtig zufrieden war, wenn er sich die vielen knapp bekleideten Holzfigürchen in Erinnerung rief, aber er willigte schließlich ein. Er solle sich einen kräftigen Bart wachsen lassen, sich aber nicht hinter ihm verstecken, Jozef verstand diese Weisung nie so ganz. Jedenfalls erfüllte er den ersten Teil.

Ausbildung und Umorientierung

Nach erfolgreicher Ausbildung zum Herrenschneider wollte er sein zukünftiges Tun ganz in den Dienst der Menschheit stellen und begann ein Medizinstudium in der russischen Stadt Charkow. Dort bekam er hautnah die Repressalien Alexanders III mit, der ihn stark an den Vater erinnerte. Mit aller Macht strebte der Herrscher die Rücksetzung des Landes in frühere Verhältnisse an, hob Zugeständnisse durch Vorgänger wieder auf und ließ kurzerhand alle Andersdenkenden beseitigen. Der Menschenfreund Jozef konnte diesen Gedanken nicht ertragen und organisierte sich in freiheitlich orientierten Organisationen, eingedenk seiner damals erzwungenen Enthaltsamkeit und dem Unrecht, was alles zu schrecklich war, als dass es je wieder erlitten werden dürfe. Sein Bruder Bronisław war jedoch schon weiter und plante gar bereits die Ermordung des unliebsamen Herrschers, was Jozef zutiefst erschreckte. Argumente wie „Du machst Dich bestimmt schmutzig und nicht nur Deine Kleidung! – Denk an Mutters viele Wäsche und Deine Seele!“, „Du verletzt Dich doch nur selbst!“ und Fragen wie „Du willst ihm doch nicht wirklich weh tun?!“ zogen nicht und ehe Jozef seinen Bruder allein nach St. Petersburg fahren ließ, fuhr er mit und versuchte durch weiche Sabotage das Schlimmste zu verhindern. Zwar reinen Herzens, aber doch innerlich zerrissen erzählte er jedem von dem Vorhaben, auch weil er wusste, dass ein Plan umso sicherer scheitert, je mehr Leute von ihm wissen. Er sollte recht behalten. Er, sein Bruder und ein weiterer Mitwisser wurden verhaftet und kamen in Festungshaft.

In Haft

Obwohl er die Beamten unfreiwillig mit seiner unbedarften Art von seiner Unschuld überzeugte und auf freien Fuß gesetzt werden sollte, gab sich sein Vater nicht damit zufrieden: „Mitgegangen ist mitgefangen“ sollen seine Worte gewesen sein und wies den bereits von der Heimkehr träumenden Sohn ab. Dabei verzweifelte er derart über die sich wieder zeigende und schon beseitigt geglaubte Weinerlichkeit und melancholische Verstelltheit seines Problemsohns, dass er mit Falschaussagen dafür sorgte, dass sein Sohn in Haft blieb, damit dort endlich endlich ein Mann aus ihm werde. "Jozef hat das alles geplant - er ist ein Psychopath!!". Er brauchte lange, die Beamten zu überzeugen. Scheußliche und herzzerreißende Szenen spielten sich schließlich im Gefängnisgemäuer ab, aber der Vater setzte sich ab. Zwei Tage später vergab ihm sein Sohn in einem romantisch-verklärten Brief, indem er davon sprach, seinen Bruder vor den Zugriffen der Zellennachbarn schützen zu müssen. Stark werde er sein.

Im Krieg

Nach der Haft und einigen Rundreisen, auf denen er für seine mittlerweile geformte Idee „Reformen für alle, aber Schluss mit der Reformkost“ um Anhänger für ein auch wirtschaftlich unabhängiges Polen warb, trat er seinen Wehrdienst an, obgleich er in Gedanken an das vertane Medizinstudium lieber Zivildienstleistender geworden wäre.

Jozef litt aber zusehends unter den harten Einschnitten während des fortschreitenden Krieges. Er hatte viele Bücher über vergangene Kriege gelesen und dabei erfahren, dass frühere Schlachtfelder durch bunte, liebevoll von Hand geschneiderte Soldatenuniformen Laufstegen gleichkamen. So blitzten und strahlten prunkvolle Waffen und schicke Uniformknöpfe im Sonnenlicht mit den Soldaten um die Wette. Was mag es doch für ein edles Ringen um Aufmerksamkeit und ein Kokettieren um das letzte Quentchen Sexappeal in der Gunst des nicht nur konfliktbeladenen, sondern ja auch modebewussten Volkes gewesen sein: Bei französischen Soldaten endlich mal die leuchtend roten Röcke oder das Preußischblau der deutschen Gegner live zu bewundern, noch unterstützt durch Marschieren in Reih und Glied, davon träumte er. Er hatte Zeichnungen darüber angefertigt, wie man die Optik der an sich schon schnieken deutschen Pickelhaube durch einen gewagten Sitz, vielleicht leicht schräg oder etwas nach hinten versetzt – optimieren konnte.

Am besten kommen Uniformen in Formation nämlich zur Geltung, doch die Gegner marschierten nicht, sondern lagen meist in Schützengräben herum und wurden bei ihrem ständigen Bemühen um Tarnung durch neue, aber langweilige feldgraue Uniformen unterstützt. Und die Abschaffung der deutschen Pickelhaube 1916 tat ihr übriges. Er erschrak kopfschüttelnd über diesen Affront. An sich hatte er schon das Khaki der aus dem Burenkrieg heimkehrenden Engländer unmöglich gefunden, aber dies war nun völlig inakzeptabel. Jozef schwor fassungslos, aber auch halb zornig über so viel importierten Ausverkauf-Look auf seine stets mitgeführte Fahne, dass ihm ein Stahlhelm sowieso niemals auf seinen Kopf kommen würde. Er tröstete sich mit der polnische Tradition, stolz mit wehenden Fahnen mit Lanzen ausgestattet, die Konföderatka (Bundesmützte) schräg in die Stirn gezogen, zu Pferde gegen Panzer und schwere Artillerie zu ziehen. Militärischer Erfolg sei vor allem der Sieg des guten Geschmacks.

Er schaffte es immer wieder, oft unter großen Mühen und trotz Materialknappheit, zerrissene und manchmal auch durchlöcherte Uniformen so zu reparieren, dass der Schaden nicht mehr ins Auge sprang. Er sorgte dafür, dass die Armee sprichwörtlich gut aussah. Allmählich diente er sich mit seinem hehren Anliegen hoch, wobei ihm ein Militärgerichtsverfahren erspart blieb, da er zwar vor einem Angriff alle scharfe Munition gegen Platzpatronen ausgetauscht hatte, aber die Gegner mit Angehörigen der eigenen Armee verwechselt worden waren. Dies hatte den Grund darin, dass Jozef sich beim Flicken von Uniformen unbedarft auch gern gegnerischer Stoffe bediente. Letzteres hatte er allerdings erst in seinen posthum veröffentlichten Memoiren zugegeben.

Er zeigte mit seiner Priorisierung auf korrektes und adrettes Aussehen, dass Leistungen auf dem Schlachtfeld dem nicht nachstehen müssen, wenn man beides - wenn auch unabsichtlich - miteinander verbindet.


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