Spiegelwelten:Klage des toten Präsidenten: Unterschied zwischen den Versionen

Version vom 4. Februar 2007, 23:40 Uhr

Meine Überreste liegen in Washington,
auf dem Heldenfriedhof "Arlington".
Mein Schädel, zerschossen und gebrochen,
entblutet der Leib, zerhackt die Knochen.

Beerdigt mit viel Pomp, Klang und Gloria,
Tränen, Fahnen, Gesang und Trallala,
alle fanden's schön, fanden's würdevoll,
doch mein Geist kotzt sich die Hucke voll.

Was wohl MEIN Wunsch wär gewesen?
Sicher nicht, in Arlington zu verwesen!

Im Sande der Lagune meiner Kinderzeit,
die durch mein erstes Lebenslicht geweiht,
den Scheiterhaufen baut im Morgengraun'
Im Zwielicht von Tagesflut und Nachtentraum.

Statt Blasmusik-Getöse, der Amsel einsam’ Lied,
und es rauscht grüssend mir das wilde Meer,
sanfter Wind streicht durch ein wogend' Ried,
goldene Blätter wirbeln vor ihm her..

Auf, dann! den Scheiterhaufen lodernd entfacht,
das Feuer wallet hoch mit urwilder Macht,
Die Funken wirbeln in die Himmelweiten,
Wo Geister auf Wolkenpferden reiten.

Und zieht dann kühl die blaue Nacht heran,
verglühen im Sand noch meine Reste dann,
schüret und zerstosset sie mit dem Feuereisen,
Lasset die Funken wirbelnd in die Lüfte kreisen.

Dann traget meine warme Asche an das Meer,
den tosenden Wellen sollt ihr sie übergeben.
Und hört meinen freien Ruf von ferne her,
Ich lebe, so sehet her, ich bin am Leben!