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Lebende Statue: Unterschied zwischen den Versionen

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Bild:vpoliz.jpg|Günter Samong aus Ulm verkleidete sich als Polizist. Er brachte den Verkehr zum Erliegen und handelte sich eine Anzeige wegen Amtsanmaßung ein.
 
Bild:vpoliz.jpg|Günter Samong aus Ulm verkleidete sich als Polizist. Er brachte den Verkehr zum Erliegen und handelte sich eine Anzeige wegen Amtsanmaßung ein.
 
Bild:Yutzuke.jpg|Gelegenheitsdarsteller Yutzuke Omashi konnte der Versuchung nicht widerstehen, Passanten, die ihn beleidigten, mit seinem Schwert den Kopf abzuschlagen. Er wurde nie wieder engagiert
 
Bild:Yutzuke.jpg|Gelegenheitsdarsteller Yutzuke Omashi konnte der Versuchung nicht widerstehen, Passanten, die ihn beleidigten, mit seinem Schwert den Kopf abzuschlagen. Er wurde nie wieder engagiert
Bild:blinzler.jpg|Irina und Jürgen H. aus Berlin übten sich als mexikanische Revvolutionäre. Jürgen bekam sein linkes Auge nie unter Kontrolle und blinzelte häufig. Sie blieben mittellos.
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Bild:blinzler.jpg|Irina und Jürgen H. aus Berlin übten sich als mexikanische Revolutionäre. Jürgen bekam sein linkes Auge nie unter Kontrolle und blinzelte häufig. Sie blieben mittellos.
 
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=== Für Novizen ===
 
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[[Bild:Ranicki1.jpg|left|thumb|140 px|Dieser Mime versucht die Wortgewalt Marcel Reich-Ranckis darzustellen, indem er sich eine Fahrradklammer in den Mund steckte. Er scheiterte, weil man ihn als Abfallbehälter missbrauchte.]]
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[[Bild:Ranicki1.jpg|left|thumb|140 px|Dieser Mime versuchte mittels einer in den Mund geschobenen Fahrradklammer die Wortgewalt Reich-Ranickis darzustellen. Leider wurde er als Abfallbehälter missbraucht.]]
 
   
 
   
 
Überall dort, wo Menschen in größerer Anzahl auftauchen, sieht man sich als Neu- oder Quereinsteiger einer immensen Konkurrenz ausgesetzt. Zudem wird der Statuen-Neuling klassische Anfängerfehler machen. Dazu gehören: auf dumme Fragen antworten, alle fünf Minuten Geld nachzählen, um festzustellen, ob man schon genug gearbeitet hat, die Mimik verändern, wenn man gebissen oder angespuckt wird oder bei angeregter Darm- oder Blasentätigkeit den Standort verlassen. Um diese Schwächen auszumerzen, empfiehlt es sich für den Anfänger, zunächst einmal einen Platz zu finden, an dem man noch relativ ungestört arbeiten kann. Dies können Parkplätze in Vororten, Hinterhöfe oder Gewerbezentren am Wochenende sein. Hier findet man genügend Raum und Zeit, sich völlig frei und unbeobachtet zu entfalten. Aber Obacht! Diese Orte eignen sich wirklich nur für Anfänger. Nachdem eine Mitteilung durch die Presse ging, dass ein Profi auf einem entlegenen Hinterhof eine neue Figur ausprobieren wollte und von den zufällig dort arbeitenden Müllabholern mit den Worten: ''Komisch, was die Leute alles wegschmeißen...'' abtransportiert wurde, meiden Könner solche Gegenden. Dem Profi wurde seine absolute Starre und der damit verbundenen Berufehre zum Verhängnis.
 
Überall dort, wo Menschen in größerer Anzahl auftauchen, sieht man sich als Neu- oder Quereinsteiger einer immensen Konkurrenz ausgesetzt. Zudem wird der Statuen-Neuling klassische Anfängerfehler machen. Dazu gehören: auf dumme Fragen antworten, alle fünf Minuten Geld nachzählen, um festzustellen, ob man schon genug gearbeitet hat, die Mimik verändern, wenn man gebissen oder angespuckt wird oder bei angeregter Darm- oder Blasentätigkeit den Standort verlassen. Um diese Schwächen auszumerzen, empfiehlt es sich für den Anfänger, zunächst einmal einen Platz zu finden, an dem man noch relativ ungestört arbeiten kann. Dies können Parkplätze in Vororten, Hinterhöfe oder Gewerbezentren am Wochenende sein. Hier findet man genügend Raum und Zeit, sich völlig frei und unbeobachtet zu entfalten. Aber Obacht! Diese Orte eignen sich wirklich nur für Anfänger. Nachdem eine Mitteilung durch die Presse ging, dass ein Profi auf einem entlegenen Hinterhof eine neue Figur ausprobieren wollte und von den zufällig dort arbeitenden Müllabholern mit den Worten: ''Komisch, was die Leute alles wegschmeißen...'' abtransportiert wurde, meiden Könner solche Gegenden. Dem Profi wurde seine absolute Starre und der damit verbundenen Berufehre zum Verhängnis.
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Es muss nicht besonders darauf hin gewiesen werden, dass die Verdienstmöglichkeiten an diesen Stätten noch etwas gering sind. Gleiches gilt aber auch, wenn man an hochfrequenten Orten laienhaft daherkommt. Man fährt tatsächlich am Besten, wenn man sich die Merksätze aus Handwerk und Zirkusartistik zu Herzen nimmt: Lehrjahre sind keine Herrenjahre und Üben, üben, üben!
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=== Für Fortgeschrittene ===
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Hat man diese Durststrecke hinter sich gebracht und ist sicher im Umgang mit Stillsteherei, Augenkontrolle und der Anti-Reflex-Autodisziplin, kann man sich in belebtere Gebiete wagen: Parkplätze von Einkaufszentren, öffentliche Parkanlagen oder Fußgängerzonen. Meiden sollte man, auch wenn sie sehr oft besucht werden, Orte wie Verkehrskreuzungen. Keinem Autofahrer wird der dargebotenen Kunst ein Auge schenken und extra anhalten, um Geld ins Säckchen zu stecken.
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Die Kostümauswahl ist entscheidend für den Erfolg. Wenn es schon etwas Exotisches sein soll, dann bitte phantasievoll. Nichts wirkt trauriger, als wenn man sich im Müllsack gehüllt auf einen Eimer stellt und nun um Aufmerksamkeit hechelt. Fabelwesen eignen sich, alle Figuren aus Herr der Ringe oder Startreck, genauso wie die Protagonisten von gängigen oder klassischen Kinderbüchern. Zu vermeiden sind Objekte aus dem Horrorgenre. Auch wenn es als kreativ anzusehen ist, schrecken beispielsweise Tiergedärme, die einem aus dem Körper quellen oder offene Wunden, aus denen langbeinige Tiere entsteigen doch eher ab. Gleiches gilt für die beliebte Figur des Clowns. Jeder Passant würde erwarten, dass dieser etwas Komisches tut. Bleibt diese Erwartung unbefriedigt, bleibt auch der Geldsegen aus. Ansonsten funktioniert jede Figur, die als allgemein bekannt gilt oder auch beim Karneval funktioniert: Berufe, Klassiker, Künstler.
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Für den Anfang reicht es, sich für zwei Stunden starr hinzustellen. Dann darf man eine kleine Pause machen und sich die Gliedmaßen lockern. Auf keinen Fall Kaffee gegen die aufkommende Müdigkeit trinken, da ansonsten langfristig die Blase zur chronischen Insuffizienz neigen kann. Später steigert man die Intervalle auf drei, dann vier Stunden usw. Ist man später soweit fortgeschritten, dass man schon fast den Feierabend vergisst, kann man aufsteigen ins Lager der Profis.

Version vom 6. August 2008, 18:05 Uhr

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Sie sind aus keinem Stadtbild mehr weg zu denken: die lebenden Statuen. Mehr oder weniger kunstvoll gekleidet stehen diese Hartz IV Empfänger in den Innenstädten und belästigen die Passanten durch ihre pure Existenz. Im Vergleich zu russischen oder peruanischen Musikanten, die neben einer optischen Belästigung auch immer eine akustische sind, heben sich die auch Living Dolls genannten Stillsteher vergleichsweise angenehm ab.


Faszination seit 6000 Jahren

Lebende Statuen gab es schon vor vielen Jahren. Hier die detailgetreue Marmorstatue eines Artisten aus dem späten 19. Jahrhundert
Da man mittlerweile von Hartz IV Dynastien spricht, erstaunt es nicht, dass ganze Familien sich für diesen Berufszweig entscheiden. Hier die Wohlfahrts aus Köln.

In allen Hochkulturen tauchten Puppen auf. Sie waren immer Abbild des Menschen, dargestellt in einer starren, meist nicht beweglichen Figur und hatten häufig einen spirituellen Hintergrund. Man kannte Puppen und Statuen bei den präkolumbianischen Kulturen, bei den Griechen, als sie noch ein geistig niveauvolles Volk waren, sowie bei Ägyptern, Asiaten, Persern und Römern.

Auch in Europa zog sich ihre Entwicklung durchs frühe Mittelalter, über Barock, Biedermeier bis in die Neuzeit. Und immer war diesen Figuren eines gemein: sie sollten Sinnbild des Menschen sein. Dabei entstanden Varianten, die sich auf bestimmte Personen, Personengruppen oder persönliche Begebenheiten bezogen. Auch heute, da die Computer die klassischen Puppen als Spielkameraden verdrängt haben, so vermuten zumindest die in den Einkaufpassagen Herumstehenden, gehe noch eine gewisse Faszination von ihnen aus.


Warum wird man Lebende Statue?

Zunächst einmal ist eine existentielle Geldnot Triebfeder für die Überlegung, sich in Menschenmassen lächerlich zu machen oder beschimpfen zu lassen. Da man keine Möglichkeit sieht, mit wenig Arbeit und entsprechender Freizeit einen gut bezahlten Job zu erhalten, gibt man die Suche nach einem adäquaten Arbeitsplatz irgendwann auf. Wenn dann das Hartz IV Paket zunehmend enger geschnürt wird und die eigenen Reserven aufgebraucht sind, besinnt man sich auf seine Fähigkeiten.

Wenn einem nicht mehr einfällt, als dumm in der Ecke zu stehen oder wenn es tatsächlich die einzige Fähigkeit ist, die man besitzt, ist der Traum vom selbstständigen Rumsteher zum Greifen nahe. Es gilt jetzt, sein Talent entsprechend umzusetzen.


Wie wird man Lebende Statue?

Ohne Equipment geht gar nichts. Als wichtigstes Accessoire neben vieler, aber entscheidender Kleinigkeiten, braucht man ein Behältnis, in dem Opferpassanten ihr Kleingeld ablegen können. Vielerorts haben sich dafür umgestülpte Hüte etabliert. Genauso wie kleinere Pappkartons. Jedoch bergen diese Geldbüchsen einen Nachteil: das eingeworfene Kleingeld kann nicht unbedingt eingesehen werden, es sei denn, man verrenkt sich. Wenn einem Anfänger so etwas passiert, kann er sicher sein, dass die um ihn herum Stehenden sich enttäuscht von ihm abwenden. Oberstes Gebot für die Living Dolls ist die absolute Starre. Selbst ein Augenblinzeln wird als dilettantisch empfunden. Für den Geldauffangbehälter ist daher bei Profis etwas Flaches zu entdecken. Dies kann ein Stück Pappe sein, ein Teller oder ein ausgelegtes Tuch. Wenn man die Augen auf Schlafstellung stellt (halbgeöffnet) kann man immer noch erkennen, welchen Betrag der Passant eingeworfen hat.

Als weitere Erstinvestition für den neuen Job benötigt man weiterhin Garderobe, Theaterschminke, eine Idee und Thrombozytenaggregationshemmer gegen Thrombosegefahr sowie Blutdrucksenker. Dann kann es eigentlich auch schon losgehen.

Anfängerfehler

Geeignete Standorte

Für Novizen

Dieser Mime versuchte mittels einer in den Mund geschobenen Fahrradklammer die Wortgewalt Reich-Ranickis darzustellen. Leider wurde er als Abfallbehälter missbraucht.

Überall dort, wo Menschen in größerer Anzahl auftauchen, sieht man sich als Neu- oder Quereinsteiger einer immensen Konkurrenz ausgesetzt. Zudem wird der Statuen-Neuling klassische Anfängerfehler machen. Dazu gehören: auf dumme Fragen antworten, alle fünf Minuten Geld nachzählen, um festzustellen, ob man schon genug gearbeitet hat, die Mimik verändern, wenn man gebissen oder angespuckt wird oder bei angeregter Darm- oder Blasentätigkeit den Standort verlassen. Um diese Schwächen auszumerzen, empfiehlt es sich für den Anfänger, zunächst einmal einen Platz zu finden, an dem man noch relativ ungestört arbeiten kann. Dies können Parkplätze in Vororten, Hinterhöfe oder Gewerbezentren am Wochenende sein. Hier findet man genügend Raum und Zeit, sich völlig frei und unbeobachtet zu entfalten. Aber Obacht! Diese Orte eignen sich wirklich nur für Anfänger. Nachdem eine Mitteilung durch die Presse ging, dass ein Profi auf einem entlegenen Hinterhof eine neue Figur ausprobieren wollte und von den zufällig dort arbeitenden Müllabholern mit den Worten: Komisch, was die Leute alles wegschmeißen... abtransportiert wurde, meiden Könner solche Gegenden. Dem Profi wurde seine absolute Starre und der damit verbundenen Berufehre zum Verhängnis.

Es muss nicht besonders darauf hin gewiesen werden, dass die Verdienstmöglichkeiten an diesen Stätten noch etwas gering sind. Gleiches gilt aber auch, wenn man an hochfrequenten Orten laienhaft daherkommt. Man fährt tatsächlich am Besten, wenn man sich die Merksätze aus Handwerk und Zirkusartistik zu Herzen nimmt: Lehrjahre sind keine Herrenjahre und Üben, üben, üben!


Für Fortgeschrittene

Hat man diese Durststrecke hinter sich gebracht und ist sicher im Umgang mit Stillsteherei, Augenkontrolle und der Anti-Reflex-Autodisziplin, kann man sich in belebtere Gebiete wagen: Parkplätze von Einkaufszentren, öffentliche Parkanlagen oder Fußgängerzonen. Meiden sollte man, auch wenn sie sehr oft besucht werden, Orte wie Verkehrskreuzungen. Keinem Autofahrer wird der dargebotenen Kunst ein Auge schenken und extra anhalten, um Geld ins Säckchen zu stecken.

Die Kostümauswahl ist entscheidend für den Erfolg. Wenn es schon etwas Exotisches sein soll, dann bitte phantasievoll. Nichts wirkt trauriger, als wenn man sich im Müllsack gehüllt auf einen Eimer stellt und nun um Aufmerksamkeit hechelt. Fabelwesen eignen sich, alle Figuren aus Herr der Ringe oder Startreck, genauso wie die Protagonisten von gängigen oder klassischen Kinderbüchern. Zu vermeiden sind Objekte aus dem Horrorgenre. Auch wenn es als kreativ anzusehen ist, schrecken beispielsweise Tiergedärme, die einem aus dem Körper quellen oder offene Wunden, aus denen langbeinige Tiere entsteigen doch eher ab. Gleiches gilt für die beliebte Figur des Clowns. Jeder Passant würde erwarten, dass dieser etwas Komisches tut. Bleibt diese Erwartung unbefriedigt, bleibt auch der Geldsegen aus. Ansonsten funktioniert jede Figur, die als allgemein bekannt gilt oder auch beim Karneval funktioniert: Berufe, Klassiker, Künstler.

Für den Anfang reicht es, sich für zwei Stunden starr hinzustellen. Dann darf man eine kleine Pause machen und sich die Gliedmaßen lockern. Auf keinen Fall Kaffee gegen die aufkommende Müdigkeit trinken, da ansonsten langfristig die Blase zur chronischen Insuffizienz neigen kann. Später steigert man die Intervalle auf drei, dann vier Stunden usw. Ist man später soweit fortgeschritten, dass man schon fast den Feierabend vergisst, kann man aufsteigen ins Lager der Profis.


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