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Wo ist der Bus?

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Wir alle suchen doch nach etwas.

Wo ist der Bus? ist eine rhetorische Finte mit einer omnivalenten Logik in einer argumentativen Sackgasse. Sie kam hauptsächlich in den 2000er Jahren zum Einsatz, als die Leute noch Bus fuhren und Metaphern verwendeten. Im Gegensatz zu großen philosophischen Fragen der Gegenwart wie Wo ist Thomas? und Wo ist der Deinhard? gibt es auf „Wo ist der Bus?“ keine verbindliche Antwort, weil man während der Fahrt nicht mit dem Fahrer reden darf, der leider der einzige ist, der weiß, wo der Bus ist, wenn er nicht da ist. Sonst könnte eigentlich nur noch Wayne Auskunft geben, der oft und viel Bus fährt, aber Wayne juckts.

Bei der Bahn und im öffentlichen Nahverkehr signalisiert „Wo ist der Bus?“ den Wunsch, den unroutinierte Pendler nach einer Fahrplanauskunft hegen und ist, überhört durch geschultes Verkehrsbetriebspersonal, hauptsächlich zur Anzeige des nahen Fahrgastverlusts herabgesunken, zumal man sich auch bei der Bahn und den Verkehrsbetrieben oft genug fragt: "Wo ist der Bus?"

Was ist der Bus?

Das prozessuale Desiderat „Bus“ ist mit heuristischen Methoden nicht zu erreichen und beruht auf einer Verbindung von Glaube an Verlässlichkeit und platonischer Idee eines Näherungswertes an die Wahrheit der Erkenntnis. Der Bus wird zum Undenkbaren transzendiert, das vermeintlich losgelöst von allen Dingen die Geschicke des personellen Nahverkehrs lenkt. Umso kurioser ist, dass dieser von allem losgelöste Bus ein Bus für alle ist, ein Omnibus. Immer wieder weisen Kritiker mit dieser Symbolik auf die Diskrepanz zwischen einem allgemeinen Ding, dem Ding an sich und seinem Nutzen für die Allgemeinheit hin. Natürlich gibt der öffentliche Nahverkehr Zeugnis gegen eine derart vernünftige Argumentation ab, z.B. kann die Bahn ICEs an sich bestellen ohne sie auch nur einmal in Betrieb zu nehmen. Dass sich dann aber wieder die Frage nach dem allgemeinen Nutzen stellt ist Teil der inhärenten Logik der Frage Wo ist der Bus?.

Die Frage „Wo ist der Bus?“ ist, so simpel sie erscheint, doch nicht wörtlich, nicht eindimensional. Ja, viele Fragende interessiert gar nicht, wo der Bus eigentlich ist. Letzendlich ist der Bus ein Manifest der Ratlosigkeit für all diejenigen, die der Klärung einer dringenden Frage gebührende Zeit einräumen müssen. Enttarnt im sokratischen Sinne erscheint die Wendung dabei synonymisch mit "Diese Frage stellen wir zurück", "Das ist ja interessant" und "Dafür werden wir heute wohl keine abschließende Lösung finden". Der Gefragte wäre in der Bringschuld, beweisen zu müssen, dass der Bus überhaupt ist, anstatt dem Automtismus der Erkenntnis freie Bahn zu lassen. Denn die wohlaufgehobene Zeit sieht der Fragende in Ansehung begrenzter Lebensjahre als philosophischen Selbstzweck an und wendet sich früher oder später vom Gegenstand ab. Pseudoreligiösität und Verzweiflung treibt immer mehr Verkehrverbände dazu, Tempel des öffentlichen Nahverkehrs, die Bushaltestellen, zu errichten, in denen sie Texte ihres Dogmas, die Busfahrpläne, verbreiten. Ob damit ein Glaubenscredo an die Allumfassenheit des Busverkehrs geweckt wird, ist umstritten. Und wo ist denn jetzt der Bus?

Wo ist der Bus?

Der Bus ist nicht da. Zumindest noch nicht. Schließliche Erklärungsansätze, welcher fachlichen Natur sie auch sein mögen, laufen immer wieder fehl.
Wo ist der Bus?
Nach der Heisenbergschen Unschärferelation z.B. kann der Bus ein Objekt im dreimensionalen Raum sein, von dem man entweder weiß, wie schnell es sich bewegt oder wo es ist, aber nicht beides gleichzeitig. Auf die Natur der Frage zurückgehend wäre also nach Heisenberg der absolute Standpunkt des Busses der Bus an sich. Aber war das wirklich die Frage? Die Frage nach dem Bus ist geklärt, aber nicht das Wissen darum. Ausgehend vom relativistischen Subjektivismus hypokritischer Agnostiker schließt Heisenbergs Ansatz nämlich aus, dass es möglich ist, weder zu wissen, ob es einen Bus gibt, noch wie schnell er ist.

Was also ist wirklich die Frage? Dazu müssen wir uns fragen: Was ist wirklich? Der Bus als Sinnbild für teilnehmende Erkenntnis ist überhaupt nur deswegen aus der Welt des Personennahverkehrs übertragbar, weil er für den innersten Willenszustand vielleicht sogar einen unterbewussten Drang des Fragenden steht. Er möchte sich in einer verfahrenen Konversation abgeholt fühlen. Die Frage nach dem Bus als Metapher eines tieferen Gesprächssinns wird damit sekundär und rückt hinter den inneren Wunsch eines gesellschaftlichen Nutzens, eines sozialen Transzendenzwerts zurück. Der Fragende möchte also wissen, welche bedeutsamen Dinge, die nach soziokultureller Deutungshoheit als groß, mächtig und erhaben gelten, den Wert seiner Frage ausmachen und ob ihm das Gespräch wirklich bringt, was die Frage erhoffen lässt: den Bus. Die Frage wird damit zur Richtungs- und nicht zur Standortfrage, der Weg wird zum Ziel. Die Richtungsfrage, d.h. der erfragte Zeitraum des Busses, der vom Stellen der Frage bis zu den Aufrufen „Taxi!“ oder „Vogel!“ reicht, ist ultimativ. Seine Länge bemisst sich an der Größe und Bedeutung des Busses und die Frage, die jetzt „wann ist der Bus da?“ lauten müsste wird damit zum Gradmesser für den individuellen Wert des Lebens und zwar Leben, von denen einige in einer pluralistischen Gesellschaft so wertvoll sind wie ein kleines Kalbsfilet.

Was soll das?

Sicherlich ist „Wo ist der Bus?“ mit der hohen ideellen Bedeutung für die inviduelle Lebenswirklichkeit jedes einzelnen auch an individuelle Deutungsmuster gebunden. Das wird niemand bestreiten, der einen dementen Busfahrer kennt. So steht denn ein Klärungsversuch, so umfassend er auch ausgelegt sein möchte, immer wieder am Anfang seiner Erkenntnis.
Was?
Die eigentliche Frage, um sich dem Bus zu nähern wäre also Brauchen wir den Bus überhaupt noch in der heutigen Zeit? Linear wäre diese Frage schnell beantwortet. Viele Leute möchten den Bus nicht mehr erfahren sondern verknüpfen mit ihm unangenehme, in den zwischenmenschlichen Bereich ragende Erfahrungen. Im öffentlichen Nahverkehr dient der Bus hauptsächlich noch 17jährigen Halbstarken zur Vorführung ihrer größten HipHop-Hitparade, die sie den 68jährigen Rentnern, die mit LIDL-Tüte auf dem Schoß apathisch aus dem Fenster starren mit ihren neuen Kaufland-Kopfhörern cool und rebellisch reindrücken müssen. Was aber ist mit dem inneren Bus?

Ein Bus ist auch ein Ort der Begegnung, ein Ort, der Menschen das Gefühl gibt, sie könnten etwas bewegen, vielleicht sogar eine Lebenshilfe, um mit anderen Menschen schneller an sein Ziel zu kommen. „Wo ist der Bus?“ ist damit manchmal auch ein Hilferuf aus der Dunkelheit des persönlichen Irrwegs, eine keineswegs pejorative Sehnsucht von Menschen, die einfach nicht mehr alleine weiterkommen, vielleicht sogar die letzte Möglichkeit, ohne Führerschein ein Zeranfeld bei Roller zu kaufen. In einer schnellebigen Zeit, in der die gelehrte Welt unter dem Wertverlust von Informationen durch Wikipedia leidet ist „Wo ist der Bus?“ eine der letzten philosophischen Bastionen, in der Unwissenheit, Neugier und Hoffnung so eng beieinanderliegen wie in keinem Wörterbuch. Wichtige Harald Leschs dieser Gesellschaft wissen um die Brisanz der Frage und versuchen als Hüter der Erinnerung mit mahnenden Worten wie „Bleiben Sie neugierig!“ und „Das Leben ist eine Schule“, die Sensibilisierung für den Bus wachzuhalten und damit die Spanne des persönlichen Erkennens zu erweitern. Nicht nur Leute, die angekommen sind steigen darauf ein.

Was das ganze mit Informatikern zu tun hat

Der Weg ist steil und beschwerlich, aber wir schaffen es!

Auch Informatiker suchen den Bus, besonders wenn im dichten Datenverkehr alle Plätze belegt sind. Manche von ihnen fühlen sich so in die Enge gedrängt, dass sie zu einem Messer greifen und dem Rechner Schnittstellen zufügen, um sich dort einzuklinken. Vom verletzten Rechner ausgegebene Fehlermeldungen wie „Aua“ bestätigen sie unbarmherzig mit OK und wenn man ganz still ist, kann man sogar das Wimmern der Lüftung hören. Dass das keine Lösung sein kann, sehen viele Informatiker selbst ein und immer wieder hört der Chef auf die Frage, warum sie nur rumstehen und Kaffee trinken, von seinen IT-Experten gereizt „Wo ist der Bus?“

Ein ähnliches Problembewusstsein haben blinde Informatiker, die stundenlang unter dem Schreibtisch herumtasten und damit zwar zur Belustigung ihrer Kollegen beitragen, aber im Erkenntnisprozess des Bussuchens mental und auch physisch reifen. Dass diese Suche letztlich auch soziale Gefüge durch rituelle Beisammenkunft stärken kann, zeigt sich im geläufigen Brauch, Informatikern, die durch Wissen oder Suchen letztlich zum Bus gekommen sind eine Festplatte und einen RAM-Joghurt zu spendieren.

Wie man zum Bus kommt

Tja...

Ein uraltes Sprichwort sagt, wenn der Prophet keinen Bus fahren kann, muss das Taxi zum Propheten kommen. Weil Propheten aber oft selbst das Taxi fahren oder schlimmer noch kein Geld für ein Taxi haben, muss der Prophet eben zum Bus gehen, wenn der Bus nicht zu ihm kommt. Dazu stehen ihm zahlreiche institutionelle Möglichkeiten offen, die eine Ännäherung an die Frage „Wo ist der Bus?“ mittlerweile erleichtern. Im katholischen Raum könnten Frühaufsteher von der Verkehrsdichte am Bus- und Betttag profitieren, Naturvölker folgen lieber dem Bussard auf der Vogelschau im Heidepark. Natürlich kann man auch Jochen Busse fragen, ob er einen zum Bus fährt, der Mann ist alt, der freut sich, wenn es was zu tun gibt. Onlineportale helfen heute jedem, den richtigen Bus zu finden und zur Not findet man immer Leute, die eine Fahrgemeinschaft zum nächsten Bus bilden wollen.

Die Frage nach dem Bus verbindet, längst hat sie ihre rhetorischen Stigmata verloren. Ganz anders als die Frage „Wo ist der Busen?“ , die gefoppte Freier, blinde Osteekapitäne oder Angelina Jolie-Fans nur allzu oft stellen, kennt „Wo ist der Bus?“ keine Beschränkung, keine Moral und vor allem keine Zeit. Wo ist der Bus ist eine sich fortwährend selbst produzierende Frage, ohne Antwort, ohne Vernunft ohne Interesse. Mit „Wo ist der Bus?“ könnte man noch zehn weitere Abschnitte füllen und man würde nicht zu einem halbwegs befriedigenden Ziel gelangen, aber mal ehrlich: Wo ist der Bus?

Siehe auch


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