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Verlierersprache

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Verlierersprache, die: Idiom einer Sprache, welches seinen Benutzer sämtlicher Chancen des gesellschaftlichen Aufstieges dauerhaft beraubt.

Begriffliche Abgrenzung

Verlierersprache ist ein relativer Begriff und nur Verlierer empfinden dies als unfair. Vom sprachwissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet ist jede Verlierersprache nichts anderes als ein Dialekt, also eine Mundart, vulgo eine durch regionalsprachliche Elemente geprägte Form der Umgangssprache. Insofern unterscheidet sich die Verlierersprache in schlichtweg gar nichts von jedem anderen Dialekt.

Seine Bedeutung erlangt der Begriff Verlierersprache erst durch die konkreten gesellschaftlichen Machtverhältnisse. Während der eine Dialekt als folkloristisch gilt und von seinen Benutzern entweder voller Stolz oder mit augenzwinkernder Koketterie benutzt wird (Beispiel Bairisch), erntet der Benutzer einer Verlierersprache im günstigsten Falle mitleidiges Lächeln (im Kampf mit angeekeltem Mundwinkelverziehen), im Normalfalle hingegen wird dem Sprecher jedoch sofort das Wort entzogen und ein Bleiberecht allenfalls unter der Zusicherung völligen Stillschweigens befristet gewährt. Auch dies gilt nur unter Verlierern als unfair, wird hingegen vom Rest der Gesellschaft als völlig normal und kaum anders vorstellbar angesehen. In Praxi führt dies dazu, dass Verlierersprache offiziell nur streng regional begrenzt benutzt wird, da andernfalls für die Sicherheit der Sprecher keinerlei Gewähr übernommen werden kann.

Paradebeispiel Sächsisch

Das Beispiel für eine Verlierersprache ist das Sächsische. Ungeachtet des Umstandes, dass diese missglückte Form des Deutschen von Millionen Menschen gesprochen und nahezu problemlos von allen Deutschen verstanden werden könnte, besteht ein breiter gesellschaftlicher Konsens darüber, diese akustische Verhunzung deutscher Sprache ausserhalb Sachsens nicht nur keinesfalls zu dulden, sondern ihre Weiterverbreitung (insbesondere über Landesgrenzen hinaus) unter inoffizielle Strafe zu stellen.

Während also deutschlandweit beispielsweise Sendungen wie das "Komödienstadl" oder "Ohnsorg-Theater" unsynchronisiert im Fernseher empfangen werden können und sich hoher Einschaltquoten erfreuen, existieren vergleichbare Sendungen sächsischer Provenienz nicht oder aber ihre Existenz wird ausserhalb Sachsens geheimgehalten und ihre technische Weiterverbreitung unterliegt einem bundesweiten Boykott.

Der tiefsitzende Minderwertigkeitskomplex des Sachsen seiner eigenen Sprache gegenüber zeigt sich denn auch deutlich in Zeitungsannoncen sächsischer Intelligenzblätter beispielsweise des Inhaltes "Sächsisch und freie Marktwirtschaft? Undenkbar! Belegen auch Sie unsere Sprachkurse Hochdeutsch für Sachsen!".

Gesellschaftspolitische Würdigung

Nun wäre dies allenfalls ein zeitlich begrenztes (und daher marginales) Problem, würde wenigstens der Verlierersprachensprecher selber seine Sprache voller Selbstbewusstsein sprechen und sich, zumindest in der Geborgenheit einer Gruppe Gleichgesinnter, offensiv für die Verbreitung seiner Muttersprache einsetzen. Genau dies ist aber bei Verlierersprachen-Benutzern nicht der Fall. Innerlich zerrissen zwischen der geheimen Anerkenntnis der Minderwertigkeit seiner Sprache und dem Neid auf jene Glücklichen, denen Geburt und Schicksal eine weniger lächerliche Mundart in die Wiege legten, befindet sich der Verlierersprachenbenutzer auf einem immerwährenden Rückzug in die innere Emigration und wacht sogar schweissgebadet aus seinen Träumen auf, in denen er wieder einmal in seiner Mundart geträumt und gesprochen hat.

Vom Rest der Gesellschaft wird dies nicht nur gebilligt, sondern als "gerecht" und letztlich "selber Schuld" empfunden. Insbesondere jene, die bislang noch als Verlierersprachensprecher galten, durch die Gunst der Historie jedoch sich auf die Gewinnerseite schlagen konnten, mausern sich zu den schärfsten Befürwortern konsequentester gesellschaftlicher Ausgliederung der Neu-Verlierersprachler.

Galten beispielsweise bis zur Wende 89/90 das Hessische oder auch Pfälzische als gesellschaftlich völlig inakzeptabel innerhalb der bundesrepublikanischen Bevölkerung, so beförderte die Erkenntnis der frühen 90er Jahre, dass es ja "noch schlimmer geht" diese bislang Verlierer im direkten Vergleich mit dem Sachsen katapultartig in die Riege akzeptierter echter deutscher Muttersprachler. Die Umwertung ist mittlerweile soweit gediehen, dass ein phonetischer Abartler wie Kurt Beck es bis in die Spitzen deutscher Politik bringen konnte und sich anheischig macht, seine behaarte Pranke auf die Lehne des Kanzlerthrons zu legen! Vergleichbares mit einem Sachsen scheint, gottlob, auf lange Jahrzehnte hin völlig ausgeschlossen.

Zitate

  • "Domas, das heisst nicht "heest", das heest "heisst"" (Dresdner Deutschlehrer, in vorbildlicher Pflichtausübung während des Deutschunterrichtes)
  • "Niemand darf aufgrund seiner Sprache diskriminiert werden (mit gewissen Ausnahmen)" (Aus einem Begleitschreiben zur Deutschen Kultusministerkonferenz vom August 2007)

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