Udo Jürgens

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Eigentlich Jürgen Udo Bockelmann, (* 30. September 1934 in Klagenfurt, † 21. Dezember 2014 in Münsterlingen) war ein Komponist und Sänger aus Österreich mit österreichischer, Schweizer und deutscher Staatsangehörigkeit. Er war einer der bedeutendsten Unterhaltungsmusiker des deutschen Sprachraums und stilmäßig zwischen dadaistischem Schlager und revolutionärem Chanson einzuordnen.

Familie

Udo war das Kind von Heinhart und Marlene Jürgens. Heinhart Jürgens (1889-1942) entstammte einer alt-hessischen Militärlinie welcher er bis zu seinem Tod 1942 treu folgte. Mutter Marlen (1896-1966) entstammte dem preußischen Landadel dessen Linie sie allerdings aufgrund der starken Verarmung im Alter von 22 Jahren verließ.

Eltern 1931

Jürgens wuchs im elterlichen Schloss Ottmanach auf dem Magdalensberg (Kärnten) zusammen mit seinen beiden Brüdern John (1931-2006) und Manfred Bockelmann (*1943) auf. Das Klavierspielen brachte er sich selbst bei und erhielt erst später systematischen Unterricht. Bei der Hitlerjugend erhielt er wegen seiner schwachen körperlichen Leistungen einmal eine brutale Ohrfeige, die ihm eine stark erhöhte Hörfähigkeit auf einem Ohr eintrug. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er Politische Wissenschaften und Philosophie an der FU Berlin.

Jürgens führte unzählige Beziehungen zu etlichen Frauen. Heiratetet 1961 das erste Mal die Gewichtheberin Uschi Bergmann und ließ sich 2003 das sechste Mal scheiden von der 35 Jahre jüngeren Mbonie Agláise.

Udo Jürgens war Vater von 24 Kindern von insgesamt 13 Frauen.

Karrierebeginn

Nachdem Jürgens erfolgreich sein Studium abschloss verdiente er sein Geld als Straßenmusikant und Interpret von Kinderliedern. Sein Wirkungsort blieb Berlin. Trotz anfänglicher Startschwierigkeiten gelang es Jürgens sich existenziell über Wasser zu halten. Während dieser Zeit verstärkten sich auch die Kontakte zu ehemaligen Studentenfreunden die damals schon der linken Szene zugerechnet werden konnten. Trotz seiner Auftritte und der damit verbundenen öffentlichen Wirkung blieb Jürgens bis zum Jahr 1965 relativ unpolitisch in seinen Texten.

Einen Wendepunkt in seinem Leben sollte die Begegnung mit Andreas Baader (späterere RAF-Gründer) darstellen. Baader drängte den zögernden Jürgens dazu seine Musik zunehmend zu politisieren. Erste aktionäre Töne finden sich Ende 1965 in Jürgens "Siebzehn Jahr, blondes Haar" wieder. Jürgens apelliert an die Jugendbewegung sich von der Autorität der Erwachsenengesellschaft zu lösen. Von nun an änderte sich Jürgens musikalische Ausrichtung grundlegend. Nicht zuletzt durch den ungeahnten Erfolg seiner ersten Single. Jürgens erkannte sehr früh welche Wirkung seine Musik auf die Menschen hatte. Von nun an setzte er alles daran durch seine Lieder die "soziale Bewegung" zu begleiten.

Zunehmende Politisierung der Jürgenschen Texte

Ab dem Jahr 1966 war Jürgens fester Bestandteil der sich entwickelnden Studentenbewegung. Lieder wie "Merci Chérie" und "Es ist noch nicht zu spät" wurden zu ständigen Begleitern der sich selbst aufputschenden Bewegung, die es zunehmend verstand, die Massen mit sich zu reißen.

Udo Jürgens und Fritz Teufel

Als er im März 1968 das Lied "Cotton Field" entgegen aller Kritik von Seiten des Berliner Kultursenats veröffentlichte kam Jürgens erstmals in Konflikt mit der deutschen Justiz. Er selbst verstand es als vorgetragenen Prostest gegen die, in seinen Augen, anglo-amerikanische Sklavenhaltergesellschaft. Seine Tonträger wurden daraufhin öffentlich auf dem Berliner Alexanderplatz verbrannt.

Jürgens selber schloss sich der Berliner Kommune 1 an, verließ sie allerdings nach 2 Stunden wieder da sie in seinen Augen das reaktionäre Bürgertum verkörpere. Jürgens selber bezeichnete sich damals als "Feind des Kapitalismus" und als "Albptraum des Imperialismus" welcher in seinen Augen durch die USA verkörpert wurden. Von nun an entschied sich der Interpret endgültig für eine politisch-motivierte Karriere. Eine Entscheidung mit Folgen, wie sich später zeigen sollte.

Leben in der revolutionären Zelle

Die Arroganz des deutschen Kleinbürgertums und die Ablehnung der aus der Vorkriegszeit stammenden Eliten, brachten Jürgens nach eigenen Angaben dazu sich dem revolutionären Kampf anzuschließen, wenn auch anfangs gewaltlos. Der Sänger veröffentlichte eine Single nach der anderen. 1969 widmete er dem bolivianischen Diktator Bouavisto das Lied "Es wird Nacht Señorita". Seine sozialkritischen Hymnen "Anuschka" und "Babuschkin" folgten noch im selben Jahr und erfreuten sich vor allem in der Sowjetunion großer Beliebtheit. Während dieser Zeit entfernte sich der Sänger zunehmned vom gesellschaftlichen Konsens der BRD. Seine Texte radikalisierten sich zunehmend und trafen somit den Zeitgeist der revolutionierenden Jugend.

Schleyer "Mit 66 Jahren"

Nachdem Jürgens 1971 das Lied "Lieb Vaterland" veröffentlichte sprang ihm die Empörung der bürgerlichen Gesellschaft entgegen. Die Springerpresse attakierte den Sänger aufgrund seiner provokanten Äußerungen auf schärfste und betitelte ihn als "Vaterlandsverräter". Jürgens ging daraufhin in den Untergrund. Zusammen mit Andreas Baader, Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin bezog er mehrere Wohnungen in Berlin-Neuköln und Hamburg-Harburg.

Nach der Festnahme der sogenannten "Ersten RAF-Generation" 1972 blieb Jürges versteckt. Er begleitete allerdings den bewaffneten Kampf der weiteren Terroristen mit propagandistischen Kampfliedern wie "Der Teufel hat den Schnaps gemacht" und "Ich bin wieder da". Den Höhepunkt seiner politisch-motivierten Karriere erreichte der Sänger in den Jahren '74/'75. Das Lied "Griechischer Wein" welches als krasse Anklage gegen die konservativ-orthodoxe Gesellschaftsform des Landes Griechenland verstanden werden muss, ist sogar noch heute, wenn auch in etwas abgeänderter Textform, in den Radiostationen der BRD zu hören.

Kurz nachdem Jürgens im Zusammenhang mit der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hans-Martin Schleyer das Lied "Mit 66 Jahren" veröffentlicht hat, bricht er in einer Wohnung in Berlin-Kreuzberg aufgrund einer Überdosis Schlaftabletten zusammen und überlebt nur knapp.

Das Leben nach der politischen Phase

Udo Jürgens zog einen Schlussstrich. Er entfloh 1976 nach Indien wo er sich einer spirituellen Gruppe anschloss. In den 3 Jahren die Jürgens dort verbrachte löste er sich endgültig von der politischen Bahn und schwor dem bewaffneten Kampf ein für alle mal ab. Während zu Beginn der 80'er Jahre eine Reihe von Terroristenprozessen die Medien beschäftigten, kehrte der geläuterte Sänger in seine Heimat zurück. Da die Justiz ihm keine direkte Beteiligung an gewalttätigen Aktionen nachweisen konnte blieb er, für viel Bürger bis heute unverständlich, auf freiem Fuß. Jürgens bekam allenfalls die Auflage sein Liedgut so unpolitisch und sinnentleert wie nur möglich zu gestalten. Eine Auflage die der Sänger bis heute verfolgt. Mit riesigem Erfolg.

Nach eigenen Angaben war Udo "Noch niemals in New York" und möchte gerne einmal nach "Paris, einfach so nur zum Spaß". Am 02. Dezember 2007 konnte Jürgens sich erneut freuen, sein Musical wurde uraufgeführt. Als nächstes wollte Jürgens sich wieder der Politik widmen und erster österreichischer Präsident der USA werden. Daraus wurde aber nichts. Im Dezember 2014 fiel er auf unter dem Einfluss von Griechischem Wein beim Spazierengehen einfach um und starb. Ja, er starb.

Auszeichnungen


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