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Probierhäppchenflegel

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Version vom 21:14, 13. Sep. 2014 von Sky (Diskussion | Beiträge)

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Dieser jungen Frau wird das Lächeln bald vergehen, wenn sie merkt, womit sie es zu tun hat.

Ein Probierhäppchenflegel ist ein kulinarischer Strolch, der seine ganze Ernährung auf Werbehappen in den Ablagen großer Bäckerei- und Supermarktketten ausgelegt hat. Diese Lebensweise ist besonders in großen urbanen Räumen zum Problem geworden und wird ähnlich dem Pfandflaschensammlertum, den Containerern, den Liegeradfahrern und anderem alternativen Zeug urbaner Subkulturen gehörig bekämpft. In manchen deutschen Städten steht auf Probierhäppchenflegelei ein Bußgeld in der Höhe des verspeisten Produkts oder öffentliches Beschämen. Der Probierhäppchenflegel kommt auch in Kreisen höheren Standes vor. Dort heißt er Entréeflegel oder Antipastiflegel und diniert gern ohne Einladung auf feinen Empfängen, auf denen Vorspeisenteller kreisen. Hat er sich an diesen Tellern gesättigt, taucht er dezent in der Menge unter und sucht für die Krönung seines Verdauungsvorgangs kostenfreie Raststättenbedürfnisanstalten auf.

Die Szene

Weil Probierhäppchenflegelei ein relativ neues Problem in großen Städten ist, haben sich bisher wenige Sozialarbeiter dazu bereit gefunden, solche Fälle zu betreuen. Vieles ist in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt mit dem anonymen Werk „Mal probieren, wie weit ich komme“, das ein Aussteiger aus der Flegelszene unter dem Pseudonym Daniel Lampert veröffentlicht hat. Aus Lamperts Buch ließ sich in etwa die moralische Umdeutung öffentlicher Probierteller in der Szene erahnen, die von Außenstehenden wohl als ein gehöriges Maß an Dreistigkeit aufgefasst werden könnte. Für die Probierhäppchenflegel ist sie vielmehr Ausdruck eines eigenen Lebensgefühls, das sich in unikater Ernährungsweise manifestiert und im gesellschaftlichen Subtext die Scheinmoral einer von Werbung durchdrungenen Kundenschaft anklagt, die eine Auflehnung gegen das Establishment auf Grund kommerzialer Paralyse nicht mehr wagt. Probierhäppchenflegel verstehen sich damit als die letzten Ritter der Konsumgesellschaft, die die Vorgänge von Handel und Gewerbe transparent zu machen suchen und sich nicht länger mit köstlichen Innovationen über die katastrophalen Zustände in der Lebensmittelindustrie hinwegtäuschen lassen. Manche sind auch zu faul zum Einkaufen.

Erfahrungsberichte von Streetworkern und Sozialarbeitern deuten auf bestimmte gesellschaftliche Segmente hin, in denen gehäufte Probierhäppchenflegelei nach kollektiven Verhaltensmustern anzutreffen ist.

Obdachlose

Viele Obdachlose in großen Städten haben kein Geld für Essen, vermutlich, weil sie alles für Schnaps ausgeben. Um sich also nicht demütigenderweise an die Altbananencontainer vor dem nächsten Versorgungsmittelgeschäft zu begeben oder hustend in die Apotheke zu stürmen und den Inhalt aller Bonbonschüsseln auszukratzen, mischen sie sich unter die Bedarfsmittelköstiger, warten auf herunterfallende Joghurtbecher im Supermarkt oder stehlen sich auf Hauchweite hinter wartende Kunden an Käse-, Fleisch- und Backtheken heran, um eben im Falle eines Probierangebotvorfalls dem Kunden plötzlich einen dritten Arm aus der Hüfte wachsen zu lassen, der gerne zugreift. Der vorrangige Grund für diese Beschäftigung ist nicht Hunger, sondern genau das: eben Beschäftigung. Meistens handelt es sich bei obdachenlosen Probierhäppchenflegeln um ehemalige Pfandflaschensammler, die vom Hartz-IV-Trust aus ihren Vierteln vertrieben wurden und nun als einsame Jäger durch die Prärie der Großstadt schleifen, immer auf der Suche nach Abenteuer, Nervenkitzel und neuen Herausforderungen.

Geizige Ökos

Hungriger Öko lässt sich den Weg zum nächsten Fleischer erklären.

Halbaussteiger, die ihre Kleidung nur aus biologisch abbaubaren Nasenhaaren kolumbianischer Bergtapire stricken, sind ein allgemein vertrautes, urbanes Phänomen. Meistens wohnen sie in Stadtvierteln mit dichtem Verkehr, um sich über den dichten Verkehr in der Stadt aufregen zu können, und fahren mit ihrem gebrauchten Fahrrad täglich dreimal raus in ihr ökologisches Kulturparadies vor der Stadt, in dem sie ihre gesunden Tapiokapflanzen ziehen. Ist jedoch die Ernte schlecht und hat der letzte Rest vom Kindergeld gerade noch für einen Sack Dinkel-Hafer-Müsli im Bioladen ausgereicht, müssen auch umweltbewusste Spontis zu drastischen Maßnahmen greifen. Viele Ökos erzählen dann im nahen Bäckereigeschäft mit einem gierigen Blick auf die einladenden Gebäckwürfel auf der Theke von ihrem großen Interesse für naturbelassene Innovationen und ihrer Begeisterung für die Ermöglichung kostenloser Erfahrbarkeit frischer Produkte. So rechtfertigen sie durch ein langes Gespräch mit dem Kaufmann nicht nur, dass sie ein Häppchen nach dem anderen aufbrauchen, sondern auch, dass sie wieder hereinschauen werden, um zu erfahren, was es Neues gibt.

„Ich habe das hier nicht nötig, aber mache es trotzdem“-Typen

Vorwiegend Studenten im 15. Fachsemester, die sich noch nicht ganz klar sind, wo sie ihr Leben mal hinbringen wollen, gehören zu den Probierhäppchenflegeln. Die Gründe von Angehörigen dieses Typus sind meist individuell und recht subjektiv. Einige sind eventuell begeistert von der Energie und dem erfrischenden Lebensgefühl, den jeder neue Anschlag auf einen Probierteller ihnen bietet, weil sie dem spießbürgerlichen Dasein ihrer Beamtenfamilie entgehen wollen, andere finden die Ideologie dahinter toll und sind schon auf halbem Entwicklungsweg zum Öko, dritte wollen ihr Bafög lieber für Rauschsubstanzen aufsparen. Genauso unvermittelt, wie ihr Einstieg meist beginnt (oftmals Kurzschlussreaktionen auf eine gratis Gemüseverkostung), so unterschiedlich sind auch die Tatmotive. Häufig wird gerade von Sozialarbeitern ein wichtiger Fakt außer Acht gelassen: der schlechte Charakter. Somit kommen für viele Menschen, die sich regelmäßig an Probiertellern vergehen, auch ganz banale Gründe in Frage, in etwa dieselben wie für Menschen, die im Pelzmantel zur Tafel gehen: weil es schmeckt.

„Ich… Ich wollte das hier gerade wieder dort rein tun.“

Neben diesen auffallenden oder charakteristischen Fällen gibt es auch Gelegenheitstäter und situationsbedingte Probierhäppchenflegel. Auffällig ist dieses Verhalten, wenn unterschiedliche soziale Schichten aufeinander treffen, z.B. bei All-Inclusive-Touristen, die sich absichtlich einen viereinhalb-Sterne Urlaub in einer erwählten Touristenhochburg buchen, um sich beim Probieren der dortigen kulinarischen Palette so richtig daneben zu benehmen. Durch die demonstrative Flegelei in anderen sozialen Milieus kann damit die eigene soziale Identität gefestigt werden. Auch höhere Gewalt kann ein Grund für die Zunahme von Probierhäppchenflegelei sein. So gehörte in Zeiten der Bankenkrise das Wildern auf den Häppchentellern ebenso zum guten Ton, wie der beherzte Griff in den Klingelbeutel am Sonntagmorgen.

Vorgehen

Probierhäppchenflegel gebären sich subtil und sind von gewöhnlichen Kunden mit dem ersten Eindruck nur unvorteilhaft zu unterscheiden. Das hat damit zu tun, dass Laienflegel zunächst tatsächlich nur probieren, dann aber nach Umgehung einiger in der Nähe befindlicher Regalwände zum Ort des Geschehens zurückkehren. Grund ist eine psychische Defensivreaktion auf die reale Umgebung. Die Überwindung der natürlichen Hemmschwelle wird mit der Tarnung in der Masse begründet, Flegel beginnen dadurch tatsächlich daran zu glauben, dass sich der kaufmännische Angestellte oder der Krämer selbst nicht für fünf Minuten das gleiche Gesicht merken kann. Nach drei bis viermaligem Wiederholen des Vorgangs senkt sich die Schamgrenze. Neben dem Essen beginnt der Flegel Verkaufsraumangestellte in ein Gespräch zu verwickeln, ihre Offenheit zu loben oder eine Tupperdose herauszuholen und zu fragen, ob man ihm denn für später etwas einpacken könne.

Besonders dreiste Fälle gehen einfach in ein Geschäft ihrer Wahl, suchen zielstrebig die Probierteller und kosten vor den wutgeweiteten Augen des entsetzten Kaufmanns den gesamten Inhalt leer. Wenn Zeit besteht, lecken sie auch die Teller und Platten ab, um keine Krümel oder Produktreste zurückzulassen. Der Speiseplan kann bei diesem rabiaten Vorgehen durchaus flexibel gehalten werden. Vom verköstigten Brothappen in der Bäckerei geht es ins Fisch- oder Fleischgeschäft, wahlweise an die Tafel. Dort können mitgeführte Stücken belegt und der Rest für den Heimbedarf gehamstert werden.


Pathologie einer Hemmschwelle
Bäckerei, Wochentag 08:00 Uhr, Hier hat sich einer Mühe gegeben und sich für weitere Besuche gut getarnt.
Bäckerei, Wochentag 10:00 Uhr, Weniger auffällig, dafür eine komplette Typveränderung.
Bäckerei, Wochentag 12:00 Uhr, Schon zweimal geklappt und die Perücke tut ihr übriges!
Bäckerei, Wochentag 14:00 Uhr, Schichtwechsel. Jetzt tut es auch die Scherzbrille.
Bäckerei, Wochentag 15:00 Uhr, Pfff...
Bäckerei, Wochentag 17:00 Uhr, „Ach machen Sie sich nichts vor, Sie wussten eh, dass ich wiederkomme...“


Profis unter den Probierhäppchenflegeln warten mit einem geschickten Equipment zur Probierhäppchenjagd auf. Merkwürdige Tarnungen sind keine Seltenheit, um am Tag 10 - 12 mal im gleichen Geschäft vorbeizuschauen. Besonders geschickte Rhetoriker verwickeln den Kaufmann auch in interessierte Gespräche und lassen sich die Stelle in der Filiale zeigen, an der die Probierhäppchen zubereitet werden. Eine kleine Rundführung gibt ihnen Gelegenheit, diverse Würste oder sonstige Produkte plus die Brotzeiten der Angestellten unauffällig in geräumigen Taschen verschwinden zu lassen. Auch Schilder wie „Bitte nur ein Stück nehmen“ prüft der Profiflegel auf logische Fehler. So darf er im hiesigen Beispiel gleich mehrfach zulangen, weil hier nicht definiert wurde, wie oft man nur ein Stück nehmen darf. Je nach Organisationsgrad lässt sich mit solchen Methoden eine Ausbeute von mehreren Kilo Lebensmitteln am Tag erzielen. Der Unterschied zu einem herkömmlichen Diebstahl ist hier aber, dass sich der Kunde voll in seinem Recht als (absoluter) König sieht.

Das dicke Ende

Soll es so enden?

Ärzte warnen schon seit Jahren davor, dass Probierhäppchenflegelei zu schweren Stoffwechselstörungen, Vitaminmangel und Unbeliebtheit führen kann. Durch die stressreiche und unregelmäßige Ernährung bliebe keine Zeit mehr, die Nahrung angemessen zu zerkleinern, die Folge wäre eine Unterversorgung mit Kohlenhydraten und ein Reizdarm. Psychologen warnen auch vor den psychosomatischen Schäden, etwa, dass die Scham (mittig links und rechts der Leiste) irreparablen Schaden nehmen könnte. Manche Flegel kommen durch ihre ausgedehnten Jagden mit ihrer inneren Uhr in Konflikt und ticken völlig aus.

Worauf steuert unsere Gesellschaft nur zu?

Die ständige unbewusste Ernährung in Kombination mit dem liederlichen Lebenswandel kann fatale Folgen haben. Im Jahr 2007 starb ein langjähriger Probierhäppchenflegel nach dem Überfall auf eine Legebatterie an einem Herzinfarkt, weil sich sein Cholesterinspiegel hundertfach erhöht hatte. Wie dabei deutlich wurde, beschränkt sich das Sammeln von innovativen Probierhäppchen nicht mehr nur länger auf Lebensmittel. Auch erhöhte Bereitschaft zur Teilnahme an Medikamentenstudien und gefährliches Interesse für weitere Gratis-Angebote kann hinzukommen.

Aber auch Gewerbe und Industrie beklagen eine andauernde Gefahr durch Probierhäppchenattentate. Dutzende Bäcker mussten wegen des schleichenden Verlustgeschäfts der Kundenwerbung schließen, das sie eigentlich benötigten, um ihren durch Probierhäppchenflegelei geschädigten Kontor am Leben zu erhalten. Ein Teufelskreis. Einige Probierhäppchenflegel hatten sich auf Großmärkte geschlichen und dort unter dem Vorwand, neue trendige Produkte zu kosten, hunderten Standbetreibern die Existenzgrundlage gekostet. Experten sehen in dieser Entwicklung die schlimmste Katastrophe seit dem stressbedingten Tod des in Isernhagen aus einem Gullydeckel befreiten Eichhörnchens Erwin.

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Probierhäppchenflegel

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