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Namedropping

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Literaturpapst Hellmuth Karasek ist ein bekennender Namedropping-Anhänger und freut sich immer, wenn er Namen wie Hemingway und Heine in den Raum werfen kann.

Unter Namedropping versteht man das Anführen einer oder mehrerer geschätzter und anerkannter Persönlichkeiten bei einem Vortrag oder im Diskurs, um den Umstand zu kaschieren, dass man sonst eigentlich nicht viel zu einem Thema zu sagen hat, aber dennoch gebildet und kompetent zu wirken. Angewandt wurde das Namedropping unter anderem von Albert Einstein, Napoleon Bonaparte, Johann Wolfgang von Goethe, Winston Churchill, Arthur Schopenhauer und Kevin Spacey.

Die Idee hinter Namedropping

Der Chemiker Robert Bruce Merrifield, der 1984 für die Entwicklung der Merrifield-Synthese mit dem Nobelpreis honoriert wurde, konnte an seinen sechs Kindern den Namedropping-Effekt sicherlich beobachten. Immer wieder gibt es Kinder, die behaupten, eine auf dem Schulhof beliebte Person des öffentlichen Lebens persönlich zu kennen, um ihren Mitschülern zu imponieren. Dahinter steckt der Gedanke, dass wenn man vorgibt, neulich in der Spielwarenabteilung im Supermarkt Justin Bieber die Hand geschüttelt zu haben, man automatisch für das zweitcoolste Kind der Welt befunden wird - Gleich nach Zwieback-Fratze Justin Bieber, versteht sich. Das ist das Prinzip hinter der Namedropping-Masche: Sieht man seine eigene Position geschwächt oder gefährdet, beruft man sich auf Autoritäten, um sich künstlich aufzubauschen. Dass dahinter dann nicht immer eine intelligente und sinnvolle Argumentation stehen muss, zeigt widerum das Schulhof-Beispiel: Sollte ein Mitschüler auf den Gedanken kommen, den Wahrheitsgehalt des Bieber-Treffens anzuzweifeln, wird sich der angegriffene und kognitiv beschränkte Bieber-Fan automatisch mit einer hastigen Reflexhandlung zur Wehr setzen und die unglaubwürdigen und argumentativ schwachen Standard-PhrasenWoooooooohl!“ und „Du bist doch nur neidisch!“ von sich geben.

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Die selbsternannten Experten von Wikipedia haben ebenfalls einen Artikel zu diesem Thema.

Sollte man sich irgendwo rechtfertigen oder den eigenen Standpunkt untermauern müssen, dient Namedropping als bewährte Methode, um sich inhaltlicher Mängel zum Trotz entsprechende Glaubwürdigkeit zu verschaffen. Hätte der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sich zu den Plagiatsvorwürfen zu seiner Doktorarbeit mit einer Aussage gerechtfertigt wie „Falsches Zitieren ist nicht verwerflich, so haben Geistesgrößen wie Shakespeare, Montesquieu und Jean-Luc Picard auch gearbeitet!“ - Irgendjemand hätte ihm das bestimmt abgenommen. Entscheidend für das Namedropping-Prinzip ist allerdings, dass die Autorität, auf die man sich beruft, von den jeweiligen Gesprächspartnern auch akzeptiert und geachtet wird; der populäre Akkordeonspieler André Verchuren, der als einer der erfolgreichsten Vertreter der französischen Musette gilt und unter anderem auch für seine Widerstandsarbeit im 2. Weltkrieg zum Offizier der Ehrenlegion ernannt worden ist, wird dem zweifellos zustimmen. Wer auf einer NPD-Tagung eine Rede hält, und diese mit Querverweisen auf Karl Marx oder Malcolm X schmückt, dem wird das Namedropping nicht helfen. Vor allem dann nicht, wenn er hinterher von Rechtsradikalen mit dem Baseballschläger ordentlich verprügelt wird. Ebenso wirkungslos ist die beliebte Schülerphrase „Das kann nicht falsch sein, steht doch so auf Wikipedia!“, die zahlreichen Lehrkräften allenfalls ein müdes Lächeln oder auch ein „EPIC FAIL!“ entlockt.

Anwendung

Lotto King Karl, Hamburger Ikone, der letzte Lude und Stadionsprecher beim HSV. Wird aber aus unerfindlichen Gründen relativ selten genamedropped.

Auch der Baseballspieler Hank Aaron, der mit den Milwaukee Braves 1957 die World Series gewann und es in seiner 22-jährigen Karriere zu 755 Homeruns und einem bis dato ungeschlagenen RBI-Rekordwert von 2.297 brachte, wird feststellen können, dass die Wirkung von Namedropping durch gewisse Kunstgriffe sogar noch optimiert werden kann. Das geschieht am einfachsten und effizientesten, wenn man das Namedropping nicht bei der reinen Aufzählung von Namen belässt, sondern auch noch deren jeweilige Reputation mit anführt. Die bloße Nennung von Namen großer Dichter und Denker wie Schiller, Sartre und Beckenbauer lassen einen Diskurspartner oft schon in Ehrfurcht erstarren (Wer würde dem Kaiser auch schon widersprechen?), aber bei William Faulkner beispielsweise sieht das schon anders aus. Der gewiefte Namedropper hängt also noch alles mögliche an, was die Autorität der Persönlichkeit, auf die man Bezug nimmt, verstärken könnte: Zitiert wird dann nicht bloß William Faulkner, nein, zitiert wird William Faulkner, Literaturnobelpreisträger und zweimaliger Empfänger des Pulitzer-Preises, der Heinrich Böll in seinem Schaffen maßgeblich beeinflusst hat. Fakt ist: Nur die Wenigsten widersprechen einem Streber, der zweimal den Pulitzer-Preis gewonnen hat.

Namedropping ist kein Phänomen, das sich ausschließlich auf politische oder wissenschaftliche Diskurse bezieht. Es wird überall dort angewendet, wo es darum geht, andere Leute von etwas zu überzeugen, allen voran in der Werbung. Werbemacher denken sich dabei: Wenn wir einen beliebten Promi engagieren, der für unser Produkt wirbt, glauben ihm viele Leute das vielleicht und kaufen es dann. Und darum kann man in nahezu jedem Werbeblock sehen, wie die Jungs von der National-Elf eifrig Nutella in sich reinschaufeln. In der Werbung geht die Namedropping-Rechnung jedoch nicht immer auf: Die Annahme etwa, dass Menschen sich verstärkt die BILD-Zeitung ins Haus holen, weil Atze Schröder und Johannes B. Kerner sie grinsend in die Werbekamera hochhalten, darf man getrost als Trugschluss ansehen. Mäßigen Erfolg beschert das Namedropping auch beim allabendlichen Flirt: Anmachsprüche wie „Ich würde gerne mit dir schlafen, Nietzsche hätte es bestimmt auch gern getan!“ werden in aller Regel erfolglos sein.

Gut eignet sich Namedropping jedoch für den bei Schülern und Studenten beliebten umgekehrten Guttenberg: Anstatt bei einer Arbeit ein paar Quellen unerwähnt zu lassen, fügt man einfach welche hinzu, obwohl man sie gar nicht durchgelesen hat. Das erweckt den Eindruck, man habe sich wirklich mit der Materie mühevoll auseinandergesetzt; nichts versetzt einen Professor so sehr in Erstaunen wie die Annahme, jemand würde sich tatsächlich freiwillig durch Texte von Johann Gottfried Herder quälen. Die Angabe falscher Quellen gilt aber als unmoralisch und zeugt von schlechtem Stil und mangelnder Fachkompetenz - Das findet auch der Franzose Joseph Pujol, der Anfang des 20. Jahrhunderts als größter Kunstfurzer der Welt galt und es mit seiner Flatulenz sogar bis an den dänischen Königshof geschafft hat. Da ist was faul im Staate Dänemark.

Quellen


Linktipps: Faditiva und 3DPresso