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Kein Land für alte Männer

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Kein Land für alte Männer (englisch: No Country for Old Men) ist ein österreichischer Film mit deutscher Unterstützung aus dem Jahr 2011. Er handelt vom Hund-Katze-Maus-Spiel dreier Österreicher nach einer verpfuschten Drogenübergabe im Burgenland. Die Erstausstrahlung erfolgte im Februar 2012 im Hauptabendprogramm von ORF und 3sat. Die Quoten blieben zwar weit unter den Erwartungen, was für Unverständnis bei den Direktoren beider Sender hervorrief. Deren Meinung nach ist die Geschichte atemberaubend und voller Spannung.

Filmdaten
Deutscher Titel: Kein Land für alte Männer
Originaltitel: Kein Land für alte Männer
Genre: Heimatkrimi
Produktionsland: Österreich, Deutschland
Zielgruppe: Weinbauern, Zuseher zwischen 50-75 Jahren
Erscheinungsjahr: 2012
Länge: 90 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Stab

Regie: Uwe Boll
Drehbuch: Paulus Manker
Produktion: ORF, 3 Sat
Musik: DJ Ötzi
Besetzung

Tobias Moretti: Polizist Thomas Beller
Roland Düringer: Anton Czigur
Christoph Walz: Ludwig Möss
Christine Neubauer: Carla Möss
Ben Becker: Karl Wellser

Handlung

Das Burgenland, Mitte der 1980er Jahre, ist der Schauplatz des Geschehens. Der Teilzeit-Jäger Ludwig Möss entdeckt beim Durchqueren einiger Äcker einen Schotterplatz mit mehreren Autos. Den ausländischen Kennzeichen und dunkel gekleideten Leichen nach, handelte es sich offenbar um eine Drogenübergabe, organisiert von der ungarischen Mafia. Möss findet bei den durchschossenen Vehikeln einen Verwundeten und einen Koffer, gefüllt mit 10 Millionen Schilling. Er macht nun die uneigennützigste Tat, die man sich nur vorstellen kann: Er schnappt sich den Koffer und verschwindet. Als Ludwig nach Hause kommt, erzählt er seiner Frau Carla zur ihrer Beruhigung, dass er lediglich im Puff war. Die Sache mit dem „Geldsegen“ wird derweil verschwiegen.

Die Verwaltung der Mafia war sichtlich nervös, dass nun ein Außenstehender beim geheimen Treffpunkt war und engagiert daher den psychopathischen Auftragsmörder Anton Czigur. Bei ihm sterben seine Opfer nicht durch konventionelle Waffen wie z.B. Maschinengewehr, Bumerang oder sogar durch einen Flammenwerfer. Er benutzt für seine Morde einen druckluft-gesteuerten Schussapparat. Dass dieses Gerät ursprünglich für das Schlachten von Kühen und Pferden konzipiert war, sollte noch unbedingt erwähnt werden. Aber es gibt Hoffnung in dieser trostlosen Geschichte. Die bestens informierte Polizei hat die Fahndung nach Czigur aufgenommen und schickt Thomas Beller los, den "besten" (eigentlich ältesten) Wachmann im ganzen Burgenland. Bei der Verfolgungsjagd nahe der Staatsgrenze treffen Ludwig Möss und Anton Czigur schließlich aufeinander und es kommt zu einem Kampf mit apokalyptischen Ausmaß, bei dem beide verletzt werden. Möss humpelt nun zu einer markanten Stelle beim Grenzzaun, um den Koffer zu verstecken und danach hatscht er in das nächste Krankenhaus. Dort lässt er sich seine Wunde versorgen. Czigur sprengt zwischenzeitlich ein abgeschlossenes Auto, um an einem Erste-Hilfe-Kasten zu gelangen. Als das Auto so dahinlodert, kommt er auf die glorreiche Idee, einfach in eine Apotheke zu gehen um dort die Wundverbände zu stehlen.
Das Objekt der Begierde
Nach einer zwischenzeitlichen Bilanzprüfung bei der Mafia kam heraus, dass beim Posten „Forderungen gegenüber Dealern“ noch 10 Millionen Schilling offen sind. Deshalb wird Karl Wellser beauftragt, diese Summe wieder einzutreiben. Ohne den Einsatz des Internets und dem Wissen von Chuck Norris schafft er es dennoch, Möss im Krankenhaus zu finden. Er möchte ihm seine Hilfe anbieten, die aber dankenswerterweise abgelehnt wird. Wellser zieht sich enttäuscht ins Hotel zurück und hockt stundenlang vor dem Telefon – vielleicht wird seine Unterstützung ja doch noch benötigt. Es läutet wirklich und er ist glücklich wie ein kleines Schulmädchen, aber die Freude währt nicht lange, denn Anton Czigur taucht auf und erschießt ihn. Der Killer hebt ab - dreimal darf man raten, wer an der anderen Leitung sitzt. Natürlich Ludwig Möss, ihm wird sogleich ein zweiter Vorschlag angeboten: Entweder das Geld wechselt endlich den Besitzer oder Ludwig und seine Frau Carla werden sterben. Er lehnt ein zweites Mal ab und legt auf. Möss versucht seine Frau in Sicherheit bringen, da er sie doch irgendwie gern hat. Er teilt ihr telefonisch mit, sich mit ihm bei einem geheimen Platz zu treffen.
Die Grenze nach Ungarn

Einen Tag später befindet er sich am vereinbarten Treffpunkt, es ist – welch ein Wunder – ein Hotel. Doch statt seiner Frau erscheinen Leute von der Mafia, deren Methode zur Informationsbeschaffung bestens funktioniert. Die Mafiosi erschießen ihn und verschwinden. Später kommt Czigur vorbei, verwüstet mit seiner Spezial-Ausrüstung das Zimmer und geht wieder. Am Schluss trifft Carla ein. Sie lästert über die roten Flecken auf Ludwigs Kleidung, über die ganze Sauerei an diesem Ort und dass sie überhaupt mit der Gesamtsituation unzufrieden sei. Schließlich fährt sie wutentbrannt nach Hause. Wer letztendlich den Geldkoffer besitzt, wird man wohl nie erfahren.
Ein paar Tage später. Die Sonne scheint, die Vöglein zwitschern, doch Carla ist noch immer depressiv. Sie findet einfach nichts Richtiges zum Anziehen für Ludwigs Beerdigung. Dem wird nun ein Ende gesetzt. Anton Czigur war so „ganz zufällig in der Nähe“ und besucht sie. Mit der freudigen Botschaft, dass er sie nun töten wird. Carla diskutiert um ihr Leben und es wird schlussendlich eine Münze geworfen. Bei „Kopf“ bringt er sie um, bei „Zahl“ fährt sie in den Himmel. Wie das Ergebnis aussieht, bleibt unklar. Jedenfalls verlässt Czigur das Haus und versucht mit größter Mühe, das Blut von seinen Schuhsolen abzuwischen. Thomas Beller, der Polizist mit Leidenschaft für schwere Verbrechen, wird in Frühpension geschickt. Mit der Begründung, dass er sich bei diesem schwierigen Fall überarbeitet hat. Na, da gibt es hier, für zumindest eine Person, noch ein Happy-End.

Hintergrund

Durch die große ORF-Reform 2007 ist der Vorschlag entstanden, dass von erfolgreichen Blockbustern Remakes produziert werden sollten. Denn wenn in den USA bzw. bei den Filmfestspielen in Cannes spezielle Filmkonzepte beim Publikum gut ankommen, warum dann nicht auch in Österreich? Leider floppten die neuen Sendungen und alle anderen Experimentalproduktionen so dermaßen, dass man sich wieder für den „alten“ Programmablauf entschied.
Damals war der Film No Country For Old Men ein Kassenschlager und in der näheren „Re-Producing-Auswahl“. Nachdem wieder Ruhe am "Küniglberg" (der Sitz des Unternehmens im 13. Wiener Gemeindebezirk) eingekehrt war, entschied man sich im Jahr 2011, diesen Streifen neu zu interpretieren. Jedoch wollte die Geschäftsleitung des ORFs keine alleinige Verantwortung für Erfolg oder Misserfolg übernehmen und so wurde ein deutscher Sender zur Kooperation gesucht, was sich aber als Spießrutenlauf herausstellte:

  • Für ARD und ZDF war das Konzept zu außergewöhnlich
  • Für Sat 1 zu wenig „witzig“
  • Für RTL nicht quotenbringend
  • Für RTL 2 zu hochgeistig
  • Für VIVA und MTV, nicht „teenie-mäßig“ genug
  • ARTE wollte mindestens einen französischen Schauspieler dabeihaben
  • Kabel 1 sendet die ganze Zeit nur Pseudo-Dokus
  • VOX kennt kein Mensch
  • Das Vierte strahlt nicht-jugendfreie Werbung aus
  • Pro 7 wollte Stefan Raab in der Hauptrolle haben
  • und 9 live existiert sowieso nicht mehr

Einzig und allein 3 Sat nahm sich den Plan des Remakes an, denn dieser Film passte gut zum geplanten Thementag „Der böse Einfluss des Geldes“. Die einzige Bedingung war nur, dass man - mehr oder weniger bekannte - deutsche Schauspieler engagiert. Nachdem die Gehaltskosten in die Höhe schnellten, musste deswegen auch die Rundfunkgebühr dauerhaft erhöht werden, mit folgender Begründung: „Förderung der kulturellen Vielfalt im staatlichen Bildungsfernsehen“.

Die Produktion gestaltete sich schwieriger als gedacht. Da Österreich zu 2/3 mit Gebirge bedeckt ist, brauchte man ein Bundesland mit einem halbwegs flachen, steppenartigen Gebiet. Und dieses sollte auch noch an einem ärmeren Staat angrenzen. Tschechien und Slowakei waren damals noch eine Republik, es könnte beim Drehen an der Grenze kurios aussehen, wenn nicht mehr bei der Grenze „Tschecho-Slowakei“ stehen würde. Italien war noch nicht arm genug. Und Slowenien liegt ziemlich gebirgig, da bleibt also nur noch Ungarn.

Kritiken

  • Die Kronen Zeitung vergab nach der Ausstrahlung „eine Krone“ (von insgesamt fünf), mit der Begründung: „Die Handlung sei irritierend und die Rollen von den falschen Schauspielern besetzt. Roland Düringer als eiskalter Killer wirke einfach nicht authentisch. Einziger Trost sind die Aufnahmen von der schönen Landschaft.“
  • Im Fernsehteil des Kuriers wurde der Film bereits am Sendetag in der Kategorie „Mist des Tages“ erwähnt, ohne weiteren Kommentar des Kolumnisten.
  • In der Halb-Gratiszeitung Österreich stand eine durchaus gute Kritik:“…die Handlung strotzt nur so vor Spannung und Thriller-Elementen…Personen nach einer Gehirnamputation werden diesen Film lieben, genauso wie sie diese Zeitung lieben…“
  • Die pseudointellektuellen Druckwerke „Presse“ und „Standard“ kritisierten vor allem „…den rechtsradikalen Unterton…man kann hier eindeutig Vorurteile und Klischees über die ungarischen Staatsbürger erkennen, dies zerstöre die Integrität des Landes für die Mitarbeit in der Europäischen Union…“

Die deutschen Medien schrieben nichts dazu, weil sowieso niemand etwas über diesen Film mitbekommen hat. Zu dieser Zeit wurden nämlich Diskussionssendungen über den ausgeschiedenen Bundespräsidenten Christian Wulff gesendet. Weiterer Punkt: auf welchem Sendekanal läuft denn überhaupt 3 Sat?

  • Nun hat auch ein deutsches Presseorgan – der Stern – den Film gesehen. In der recht negativen Kritik heißt es: „Einziger Lichtblick ist die wie immer wunderbare Christine Neubauer, der ein hoch erotischer Moment gelingt als sie in einer Gegenlichtaufnahme versucht Stützstrümpfe über ihre ausladenden Oberschenkel bis an die Mumu zu ziehen. Ein wenig unfreiwillige Komik ist auch dabei, nämlich, wenn die aus einem hohen Gummianteil bestehenden Strümpfe immer wieder zurück flitschen aber von ihren ausladenden Waden gehindert werden bis zu den Hacken zu flitschen.“

Triviales

Einige ältere Zuschauer waren vom Titel schockiert und hatten dieses Bild in ihren Vorstellungen

Nachdem der Film in Deutschland und in Österreich gesendet werden soll, brauchte man einen „sprachlichen Konsens“. Was irgendwie schiefging, die Schauspieler redeten in einem gewissen Kauderwelsch daher, eine Mischform, die den Zuseher irritierte. Auch mussten gewisse Floskeln heimatlich angepasst werden: in der Originalfassung grüßte der Auftragsmörder die Leute - durch seiner psychopatischen Art - mit „Hellooo Frendooo“, im Remake hieß es lediglich Servaaas Havara.

Die Story spielt zwar in den 80er Jahren, doch wer genau hinsieht, kann Anzeichen aus dem 3. Jahrtausend erkennen. Da wären einmal die Autos mit dem EU-Symbol auf der Kennzeichentafel, und auch einige KFZ-Modelle waren für die Handlung nicht nostalgisch genug. Wenn die Personen mal telefonieren, haben sie Handys oder moderne Telefonhörer in den Händen.

Der Soundtrack, produziert von DJ Ötzi, wurde in manchen Szenen subtil eingesetzt, z.B. beim Einschalten des Autoradio oder beim Fernsehen. Dass dieses Genre nicht gerade themenkonform war, muss nicht extra erwähnt werden.

Die Bedeutung des Titels wurde falsch übersetzt, denn statt „Kein Land für alte Männer“ müsste es „Kein Land zum Altwerden“ heißen. Aber die politisch motivierte ORF-Direktion hat eine leise Kritik an dem Pensionssystem erkannt und deswegen ersteren Titel genommen. Dass vielleicht Pensionistenverbände dagegen protestieren könnten, wurde gerne in Kauf genommen, denn Pensionisten vergessen sowieso nach ein paar Minuten wieder was sie gesehen haben.

Nachdem RTL einen ähnlichen Flop mit einem Remake produzierte, hätte man bereits an diesem Beispiel aus den Fehlern lernen können. Aber das Leben spielt nun mal nicht im Konjunktiv. Ob der ORF auch jemals die Gebühren für dieses Misslingen senken wird, ist unklar.


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