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König Midas

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König Midas ist ein ziemlich abgefahrener König aus alten griechischen Erzählungen, von dem heutige Generationen nur noch wissen, dass er ein ziemlich abgefahrener König aus alten griechischen Erzählungen ist... achja, und da war was mit dem Gold oder so! Aber unterm Strich weiß man darüber hinaus heutzutage nur noch sehr wenig über König Midas.

Midas Kindheit

Wie so viele andere Könige, fing auch Midas klein an und kam nicht als König auf die Welt. Er begann, wie es viele Könige tun, seine berufliche Laufbahn im Alter von Null Jahren als Prinz und sah anderen nichtprinzlichen Kindern sehr ähnlich. Statt leinenen Windeln musste er Windeln aus Seide tragen, statt eines babysicheren Auslaufschutzes aus Vollgummi hatte er zehn Zofen, die ihm alle Auslaufprodukte direkt entsorgten und statt eines eleganten Häubchens, wie es damals gerade bei griechischen Otto-Normalo-Babys üblich war, musste er kleine Krönchen tragen.
Und das schlimmste von allem: sein Kinderwagen war nicht aus alten Tempelsteinen gehauen, wie der anderer Hellenenkinder - nein, sein Kinderwagen war aus purem Gold! Sein erster Kontakt mit dem faszinierenden Element. Als er im Alter von sechs Jahren in die Athener Grundschule für Kinder von Göttern, Halbgöttern und anderen Sagengestalten eingeschult wurde, verbarg er seinen goldenen Kinderwagen stets vor seinen Mitschülern, um nicht als vollkommener Vollhorst der klassischen Sagenlandschaft in die Geschichtsbücher einzugehen.
So kämpfte Klein-Midas seinen Don Quixotte Kampf gegen die Tücken des Prinzenalltags und er stellte schon bald fest, dass er vom Pech verfolgt wurde. Zuerst wollten ihm im Alter von zehn Jahren bei den Bundesjugendspielen, die damals noch Reichsjugendspiele hießen - man war ja im alten Griechenland keine alberne Bundesrepublik sondern ein prächtiges Reich, die Purzelbäume nicht so recht gelingen (daher stammt übrigens der Ausdruck Prinzenrolle), dann ging ihm seine erste Freundin, eine 13jährige Prinzessin aus Sparta, mit dem dortigen Tankerkönig fremd, woraufhin er beschloss nie wieder eine Prinzessin zu begehren und dann heiratete er eine Bürgerliche, die Tochter eines Athener Gyrosbudenbesitzers - die sich wiederum nach der Heirat ebenfalls zur Prinzessin mauserte und er somit auch an seiner liebsten Ehefrau sofort wieder die Lust verlor. Nein, vom Glück verfolgt war Jungmidas wahrlich nicht.

Karrieresprung

Als Midas das Leben als Prinz langweilig wurde, ermordete er seinen Vater. Es war ein sonniger Septembermorgen und kurz nach dem Frühstück im Palast verhalf einem jungen karrierebewussten Prinz ein Dolch zu einem mächtigen Sprung auf der Karriereleiter des royalen Lebenslaufs. Als Lohn für seine Tat wurde Midas noch bevor er sich als Prinz arbeitslos melden konnte, augenblicklich zum König befördert und hielt Einzug in den Thronsaal und die Geschichtsbücher der mittelniedergriechischen Historie. Midas wechselte den Job und regierte reichlich. Da Griechenland damals aus hunderten kleiner Königreiche bestand, beschloss er das Land zu vereinen - und wie Könige das nun mal so machen, begann er nacheinander gegen alle anderen Königreiche Krieg zu führen. Da Midas, wie eingangs schon erwähnt, Pech am Stecken hatte, verlor er jedoch einen Krieg nacheinander.

Emonidas

Nach den vielen vielen verlorenen Kriegen der ersten Jahre seiner Regentschaft realisierte König Midas, dass er als König in Griechenland ähnlich erfolgreich war, wie der 1. FC Köln in der Fußballbundesliga. Nämlich gar nicht. Warum Midas dann nicht mehr König war, ist nicht genau überliefert, aber analog zu den Trainern des 1.FC Köln trat er entweder zurück oder wurde entlassen. Sicher ist jedoch, er lebte fortan unter dem Künstlernamen Emonidas als freischaffender Gelegenheitsphilosoph in einer Regentonne unweit der Thermopylen. Künstlernamen sind eine schöne Erfindung für a) Leute mit albernen Namen, b) Leute mit durchschnittlichen Namen und c) gescheiterte Künstler, Sportler und Regenten, um erfolgreich von ihrem Scheitern abzulenken.
Mi... Emonidas wurde nachdenklich und nachdenklicher und er wurde trauriger und trauriger. Hartnäckige Gerüchte besagen übrigens, dass sich von seinem Namen auch das Wort "emokratisch" ableitet. Sein Tagesablauf als Philosoph war auch nicht besser als als König: morgens begann er den Tag mit einer Runde querfeldeinphilosophieren, nach dem Frühstück traf er sich mit einigen ehemaligen Untertanen zum Kartenspielen und nachmittags betete er eine Runde zu Zeus und den anderen interessanten Insassen des Olymps. Abends ritzte er sich gerne die Arme blutig, trank noch einen Multivitaminsaft und ging dann früh ins Bett.
Eines lieben Nachmittags im Juni, Emonidas hatte beim Kartenspielen wieder einmal eine Amphore Metaxa alleine geleert, saß der teilzeitphilosophierende Exmonarch mal wieder in der Tonne und betete zu Bacchus, der damals noch Dionysos hieß. "Dionysos, so süß und fein, sieben Fässer Wein können uns nicht gefährlich sein..." usw. usw. usw. Ein Standardgebet der damaligen Zeit, jahrtausende später von Roland Kaiser vertont... ...und SCHWUPP! stand der Gott des Weines und der Fruchtbarkeit direkt vor ihm. "Hey Midas, altes Schrappnell, alles fit im Schritt? Wie geht es Dir, Deiner Karriere und Deinem Promillewert?" fragte die göttliche Erscheinung. "Och solálá, leichtes Sodbrennen und pleite bin ich auch mal wieder. Sonst ganz gut, danke der Nachfrage." Er erzählte seiner Lieblingsgottheit von seinen Problemen und seiner tiefen Traurigkeit und zeigte ihm seine aus Langeweile aufgeritzten Arme. "Ach Midas, ach Midas, Du bist eine Schande für alle Alkoholiker. Ich glaub, Dir muss ich mal unter die Arme greifen: Du hast einen Wunsch frei." antwortete der Olympionike. "Ich möchte, dass ich endlich Glück habe und alles, was ich berühre zu Gold wird!" entgegnete der tieftraurige Philosoph. "Wenn es mehr nicht ist, um Dich glücklich zu machen, das kannste haben!"

Das goldene Zeitalter

So kam es, dass von nun an alles, was Midas mit seinen Händen berührte, sich zu Gold verwandelte. Am Anfang machte es sehr viel Spaß, das erste, was sich in Gold verwandelte, war die Regentonne. "Oh, eine goldene Regentonne. Das ist bestimmt die erste goldene Regentonne der Weltgeschichte!" Als nächtes verwandelte er sein gesamtes Hab und Gut. Sogar ein goldener Regenschirm und ein goldener Stabmixer kamen dabei heraus.
Die Nachteile seiner neuen Fähigkeit wurden dem unfähigen Ex-König allerdings schon bald darauf klar, denn als er denselben Abend mit seiner hübschen Nachbarin pimpern wollte, verwandelte sich nicht nur das Kondom in Gold (und ließ sich nicht mehr ordnungsgemäß abrollen), nein, gleich die ganze Nachbarin verwandelte sich ebenfalls in glänzendes kühles Edelmetall. Unpimperbar. Mist!
Schlimmer noch, als er den Sonntag darauf ins Athener Amphitheater gehen wollte - denn mit seinem neuen Reichtum konnte er sich den Eintritt endlich wieder leisten - vergoldete er nacheinander das Kassenhäuschen und die dunkelblonde Kassiererin Tseresias Tsatsikis, zwei andere Besucher und den schwarzhaarigen Eintrittskartenkontrolleur Konstantinos Reissbilletos, seinen Sitzplatz und den rothaarigen Gyrosverkäufer Herminos Hotdoggis und letztenendes sogar sieben Schauspieler und den stadtbekannten, brünetten Dramaturg Antigonos Athentheatros.
Jeden Tag vergoldete Emonidas ganze Straßenzüge. Überall, wo der Vergolder erschien, klappten die Bürger ihre gleichnamigen Steige hoch und schlossen die Fensterläden. Allerdings entpuppte die Vergolderei sich wenig später als kollosal kontraproduktiv: Immer mehr Athener besaßen Gegenstände und Personen, die Emonidas zu Gold verwandelt hatte. Viele schmolzen ihre berührten Schinken und ihre berührten Schwiegermütter zu kleinen Barren oder Goldmünzen - und Gold wurde in Athen als Zahlungsmittel weniger und weniger wert. Kostete vor Emonidas Treffen mit Dionysos eine Portion Gyros in einer Hafenkneipe von Piräus noch eine kleine Goldmünze, musste man nur elf Tage später schon zwei Schwiegermütter zum Erwerb der griechischen Nationalspeise einschmelzen.
Dazu der Hunger. Emonidas selber konnte nichts mehr essen, denn Gold steht zwar in der Gunst der Verkäufer recht weit oben - aber in der Nährwerttabelle steht Gold gemeinsam mit Blei, Eisen und Red Bull ganz unten. Und egal, was er auch versuchte zu essen: es wurde zu Gold. Auch Emonidas Versuch sich von einer Hure in Piräus füttern zu lassen, scheiterte als er völlig zufällig und unabsichtlich ihr Brüste berührte. So konnte es nicht weiter gehen - eine andere Lösung musste her!

Das Ende des goldenen Zeitalters

So begab sich Emonidas zur Buße für seine Goldgeilheit in den goldenen Tempel des Dionysos, setzte sich auf eine goldene Kirchenbank, sang aus einem goldenen Gesangbuch immer wieder dieselben zwei Lieder (umblättern ging nicht mehr, das Blattgold war noch nicht erfunden) und betete es einem goldenen Gebetbuch immer wieder dasselbe frömmelnde Gebet, bis an sein Lebensende.


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