Interahamwe und Impuzamugambi

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Piep, piep! Satellit!
Der nachstehende Text erweitert den Zusammenhang des Hauptartikels Völkermord in Ruanda.
Juvénal Habyarimana, der Mann mit dem sympathischen Lächeln, Begründer der Interahamwe.

Impuzamugabi und Interahamwe sind zwei lustige Wörter. Vorrausgesetzt man weiß nicht, was sie bedeuten.

Diese beiden Kinyarwanda-Wörter, die klingen wie am Glücksrad zusammengewürfelt, sind so etwas wie die Jugendorganisationen zweier ehemaliger Parteien in Ruanda. Oder anders formuliert, sie sind lustige kleine Massenmördermilizen, die sich im Großen und Ganzen nur dadurch unterscheiden, welcher Partei sie unterstanden. Nur dass die beiden Parteien sich am Ende nur noch dadurch unterschieden, dass die eine alle Tutsi und die andere die Tutsi komplett vernichten wollte.

Interahamwe

Die Interahamwe war so etwas wie die Jugendorganisation der Partei des Familienclans des ehemaligen ruandischen Präsidenten Juvénal Habyaminana. Sie war mit das erste, was dieser nach seiner unblutigen, aber nicht ganz demokratischen Machtergreifung entwickeln ließ – seine Partei trägt ihren Namen, nationale revolutionäre Bewegung für Entwicklung (Mouvement Révolutionaire National pour le Développement) schließlich nicht zu Unrecht. Ihr Hauptziel war es, die jungen Leute in Ruanda zu überwachen, damit Habyarimana sie besser unterdrücken konnte.

Diesen Job erfüllte die Interahamwe auch ganz gut, bis Habyarimana 1992 (zwei Jahre, nachdem die Tutsi angefangen hatten, sein Land immer mal wieder anzugreifen) auf die lustige Idee kam, dass er eine Miliz gebrauchen könnte. Gleichzeitig kam ihm die genauso lustige Idee, dass alle Tutsi abgeschlachtet gehören. Zugegeben, zwei Ideen, die sich gut verbinden ließen.

Impuzamugambi

In Ruanda herrscht, wie im Hauptartikel bereits erwähnt, Konsensdemokratie. Da sind zwei Parteien eine Koalitionsregierung, die sich zwar offiziell spinnefeind sind, aber eigentlich das gleiche Ziel verfolgen – die Vernichtung der Tutsi. Mit dem kleinen Unterschied, dass die MRND noch die Bereicherung des Präsidentenclans als Ziel hat. Achja, und zumindest theoretisch bereit ist, mit den Tutsi zu verhandeln. Praktisch geht das aber leider nicht, weil ja die andere Partei mit an der Macht ist, und die will keine Verhandlung, sondern lieber gleich losmorden.

Diese Partei heißt, Koalition für die Verteidigung der Republik (Coalition pour la défense de la Republique), und verteidigt selbige aber eigentlich nur gegen Tutsi. Und Tutsi kann man am besten abschlachten, wenn man eine Miliz aufmacht. Und das ist die Impuzamugambi.

Interahamwe und Impuzamugambi

Also formte der Onkel Habyarimana 1992 seine Jugendorganisation in eine Miliz um, 1992 gründete auch die CDR ihre eigene Miliz. Die Kämpfer beider Milizen wurden zusammmen ausgebildet und trugen auch mit gleichem Fleiß zum Völkermord bei. Da ist es geradezu passend, dass das Kinyarwanda-Wort Impuzamugabi übersetzt die, die das selbe Ziel haben heißt.

Der Völkermord

Interahamwe und Impuzamugambi nach einem gelungenen Arbeitstag.

Die Tutsi nahmen immer mehr Gebiete und zwangen dadurch Hutu zur Flucht, da auch die RPF niht zimperlich im Abmurksen von Gegnern war. Das zeigte sich im Nachbarstaat Burundi, wo die ansässige Tutsiregierung immerwieder Hutu nach Ruanda trieb. Kurzum, es gab verdammt viel junge Leute, die für Nahrung, Kumpels und eine Aufgabe sogar schlimmere Dinge tun würden als nur Tutsis abzumetzeln. Die Milizen wuchsen also schnell.

Und sie hatten ja auch eine Aufgabe, für die man viele Leute braucht, es lebten ja schließlich über eine Million Tutsi im Land (Betonung auf lebten). Die konnte man dann doch nicht mit einer Fußballmannschaft abschlachten, da brauchte es schon mehr. Und die Milizen schritten 1994 sofort ans Werk. Zuerst errichteten sie Straßensperren und durchsuchten Häuser, um in den Ausweispapieren zu gucken, wer Tutsi ist und wer nicht. Dass die Ethnie in den Papieren stand, das hatte Ruanda noch den Belgiern zu verdanken. Lustigerweise damals für die Tutsi, um die Hutu zu unterdrücken.

Nachdem man die Tutsis also gefunden hatte, ging das Gemetzel los. Weil es aber langweilig war, die Leute gleich zu töten, verstümmelte man sie vorher oder vergewaltigte sie (wenn weiblich, versteht sich!). Irgendwann musste man dann seltener Häuser durchkämmen oder Ausweise kontrollieren, denn da erkannte man die Tutsi daran, dass sie sich verteidigungsbereit in Schulen, Hotels oder Kirchen verschanzt hatten. Half ihnen aber nichts. Man warf einfach mit Granaten, Speren und was man sonst so fand und erschlug die Fliehenden (vgl das Massaker in der École Technique Officielle). Zwar gaben sich die Hutu gerne katholisch, was aber kein Grund für sie war, Kirche und deren Insassen zu verschonen.

Eine weiteres Ziel der beiden Milizen war es, nicht nur selbst zu töten, sondern doch bitte auch die durch die Propaganda eh schon aufgehetzte Zivilbevölkerung dazu zu motivieren, gefälligst mitzumorden. Es sollte ja nicht das Zerrbild entstehen, man müsse Milizmitglied sein, um am Abenteuer Massenmassaker teilhaben zu dürfen.

Aber dennoch war es leicht, Mitglied zu werden, da die ruandische Armee und die Milizen eigentlich jeden nahmen, Hauptsache blutrünstig und Hutu. Auch Kinder. Viele Kinder hatten durch den Krieg ihre Eltern verloren, und weil sie sonst nicht hätten überleben können, unterstützen sie den Krieg durch ihren Einsatz als Kindersoldat. Wunderbar.

Unterschiede

Wirklich auseinanderhalten konnte man die beiden kaum noch, gut, die Interhamwe war etwas größer und etwas besser organisiert. Und beide trugen leicht unterschiedliche Kleidung, aber keine Uniformen, sodass man in Nachhinein kaum noch Milizmitglieder fand, um sie zu vor Gericht zu stellen und ihrer gerechten Strafe auszusetzen.

Ein letzter Unterschied waren die Führer. Robert Kajuga, der Leiter der Interahamwe hatte – man glaubt es kaum – einen Tutsi als Vater. Der hatte aber seinen Tutsi-Ausweis gegen Hutupapiere tauschen lassen, und damit das auch hinterher ja keiner merkt, hätte er gerne einfach alle Tutsis ausgerottet. Der Impuzamugambi-Chef Hassan Ngeze hatte dagegen einen konformeren Lebenslauf. Er war Journalist und hatte das Hutu-Hetzblatt Kangura gegründet und bei dem Radiosender Radio-Télévision des Mille Collines mitgearbeitet, der massiv für genozidäre Übergriffe auf Tutsi plädierte. Es bleibt dem geneigten Leser selbst überlassen zu entscheiden, welcher der beiden besser für den Job geeignet ist.


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