1 x 1 Goldauszeichnung von HarryCane

Diverses:Wort zum Sonntag/KW 30 2017

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Liebe Gemeinde,

Seit unserer Kindheit haben wir uns an viele Fakten gewöhnt: Im Winter schneit es (..schon lange nicht mehr, zumindest nicht da, wo der Autor dieser Zeilen sitzt), im Herbst fallen die Blätter und im Sommer kann man schwimmen gehen. Das war auch diese Woche der Fall. Und der Clou: Man musste dafür nichtmal ins Schwimmbad gehen – Einfach vor die Haustür treten und sich treiben lassen. Für irgendwas müssen diese Überschwemmungen in großen Teilen Mitteldeutschlands doch gut sein? Zumindest sind sie gut genug dafür, sich kollektiv zu beschweren, dass dieser Sommer wieder einmal absolut verregnet ist – und dabei geflissentlich zu vergessen, dass in den ganzen Wochen zuvor genau genommen unterdurchschnittlich viel Wasser – sogar deutlich zu wenig - vom Himmel gekommen war. Aber irgendwas ist ja immer. Was diese Woche noch war? Richtig, nach ungefähr 1400 weitestgehend ergebnisarmen Verhandlungstagen wurden diese Woche die Plädoyers im NSU-Prozess gehalten. Damit steht der Mammut-Prozess, der vor über vier Jahren (im April 2013) begann vor seinem Ende. Ohne, dass auch nur irgendwas wirklich aufgeklärt wurde.

So. Und wie bringen wir diese beiden Themen– Überschwemmungen und NSU – jetzt unter einen Hut? Richtig! Mit Nazis auf Booten!

Offene Grenzen für die Dummheit

Das Logo der Identitären Bewegung. Schalker wissen: Schwarz auf Gelb kann nie etwas gutes bedeuten.

Es gibt so Geschichten, die kannst du nicht erfinden, selbst wenn du der arschgeilste Satiriker der Welt bist und eine Fantasie von hier bis Disneyland hast. Geschichten, die so absurd sind, als wären dem komatösen Fiebertraum eines radioaktiv verstrahlten Riesenmistkäfers vom Uranus entsprungen. Geschichten, dank derer wir uns der offensichtlichen Tatsache erfreuen dürfen, dass Einstein einst recht hatte und die Grenzen der Dummheit niemals verschlossen sind. Vor allem wenn die Protagonisten Leute sind, die mit offenen Grenzen generell ihre Probleme haben. Aber der Reihe nach:

Alles begann damit, dass die Identitäre Bewegung sich einen Plan ersann, die Kultur Europas endgültig zu retten. Wer diese Identitäre Bewegung ist? Gute Frage! Die Identitäre Bewegung ist eine völkisch orientierte Gruppe, die sich der Überzeugung verschrieben hat, die ethnisch saubere Kultur Europas müsste vor dem Einfluss fremder Kulturen beschützt werden, um die Identität Europas (und vor allem natürlich die Arisch-Deutsche Kartoffelkultur) zu bewahren. Dieses Ziel hat sich die IB auf ihre Flagge geschrieben, welche übrigens passenderweise das klassisch-arische Symbol des Buchstaben Lambda ziehrt. Die Mitglieder der Gruppe geben sich dabei betont jugendlich, hip und alternativ. Um es also kurz zusammenzufassen: Bei der Identitären Bewegung handelt es sich im Wesentlichen um Nazi-Hipster.

Dieser bunt-braune Haufen hatte jetzt eine tolle Idee: „Wir retten Europa, indem wir uns ein Schiff mieten und damit diese ganzen Flüchtlinge davon abhalten, übers Mittelmeer nach Europa zu gelangen!“ Ein Plan, so doof, wie die See. Aber ein dummer Plan wäre nicht perfekt ohne eine noch dümmere Ausführung.

Um eine möglichst dumme Ausführung zu koordinieren, braucht es einen Experten. Die IB hat für solche Fälle einen Mann namens Jean-David Cattin. Der Schweizer – wegen Nazi-Gedankengut im Jahre 2012 aus der Armee geflogen und so um seinen wahrscheinlich lang gehegten Traum gebracht, die christlich-abendländische Kultur als Mitglied der Schweizer Garde im Vatikan zu verteidigen – wettert gern gegen jede Art von Migration und Emigration, lebt aber selbst seit ein paar Jahren im Ausland. Ein Mann von Lutz-Bachmännischem Format, ohne Zweifel.

Unter Koordination dieser Eidgenössischen Witzfigur braucht man zum Schippern auf dem Mittelmeer jetzt nur noch ein Schiff. Also wurde ein Fischerboot gechartert – In Dschibuti.

Wer es nicht kennt, da Dschibuti – vermutlich zu Recht – auf der Liste der irrelevantesten Staaten der Erde einen prominenten Platz einimmt: Dschibuti ist ein kleines Land in Ostafrika, von der arabischen Halbinsel nur durch das schmale Rote Meer getrennt und daher zu fast 100% von Muslimen bewohnt. Was im Klartext bedeutet: Die Identitäre Bewegung leiht sich ein Boot von muslimischen Afrikanern, um muslimische Afrikaner daran zu hindern, ein Boot zu benutzen. Seems legit.

Da man jetzt als klassischer Nazi von Booten und nautischer Navigation eher wenig Ahnung besitzt - wie soll man auch ein Schiff steuern, wenn man nur die linke Hand frei hat, während die rechte einem Fahnenmast gleich zum Himmel gereckt ist? - braucht man natürlich Fachpersonal. Und oh, welch Glück, da kommen auch gleich ein paar Männer vom Volksstamm der Tamilien angelaufen und wollen diesen Job liebend gern übernehmen. Der bunte Haufen aus Sri Lanka zahlt den Identitären Schiffsratten sogar Geld, um auf dem Schiff anheuern zu können. Da sieht man mal, welch guten Ruf man hat, wenn man offensiv die Kultur des Abendlandes verteidigen will.

Gut, wir haben nun also ein Schiff aus Dschibuti mit einer zahlenden Besatzung aus Sri Lanka, um im Mittelmeer für die Reinheit Europas zu kämpfen. Was also soll schief gehen? Ab ins Mittelmeer! Doch, Oh weh, das erste Problem wartet am Suezkanal. Die Ägypter wollen die IB und ihr Schiff nicht ins Mittelmeer lassen. Was im Klartext heißt: Die Männer, die muslimische Afrikaner bei der Einreise nach Europa behindern wollen, werden von muslimischen Afrikanern bei der Einreise nach Europa behindert. Klingt komisch, ist aber so.

Aber Schwamm drüber – Das Missverständnis klärt sich irgendwie und einige Tage später läuft unser Schiff voller Helden im Hafen von Famagusta auf Zypern ein. Und nun passiert, was einfach passieren muss: Die Matrosen aus Sri Lanka, angeheuert von Asylgegnern und von ebenjenen nach Europa gebracht, gehen von Bord und beantragen sogleich Asyl auf Zypern. Dabei geben sie selbstverständlich an, mit dem Schiff der IB gekommen zu sein und denen auch Geld für die Überfahrt gegeben zu haben. Die logische Konsequenz: Die Verteidiger des Abendlandes werden wegen Schlepperei verhaftet.

Wie gesagt, so eine Story kannst du dir nicht ausdenken.

Inzwischen wurden unsere Helden aus der Haft entlassen und sind wieder unterwegs in ihrer endlosen Mission, Europa rein zu halten. Warum sie ihr Treiben fortsetzen dürfen, sollte wohl jedem klar sein: Weil diese ganze, peinliche Posse einfach zu witzig ist, um sie bereits an dieser Stelle zu beenden. Freuen wir uns also auf weitere Fettnäppchen der Identitären Verblödung.

Im Westen nichts Neues

Die neue Stimmungskanone von Washington: Hands up for Anthony Scaramucci!

Wenn wir schon bei Fettnäpfchen und unlogischen Handlungen sind, ist der Themenwechsel ins Weiße Haus nicht schwierig. Traurig, aber wahr. Diese Woche kam es zu neuerlichen Auseinandersetzungen in der Führungsebene der freien Welt, die wieder einmal zeigten, auf welchem Niveau dieser ganze Haufen inzwischen doch angekommen ist.

Letzte Woche trat der Sprecher des weißen Hauses und Erfinder der Alternativen Fakten, Sean Spicer, von seinem Job zurück, als Donald Trump bekanntgab, dass der Posten des Kommunikationschefs – bis dato ebenfalls unter Leitung von Spicer – von nun an von Anthony Scaramucci besetzt werden würde. Eine sehr interessante Wahl, denn Scaramucci hatte Trump noch vor zwei Jahren auf Fox-News einen „politischen Nichtsnutz“ genannt und eine „Anti-Amerikanische Rhetorik“ vorgeworfen, war dann aber letztes Jahr spontan ins Trump-Lager eingetreten, nachdem ihm aufgegangen war, dass er mit Jeb Bush auf das falsche Pferd gesetzt hatte. Grund genug für den Mann mit dem vielsagenden Spitznamen „The Mooch“ („Der Schnorrer“), seine Meinung um 180 Grad zu drehen und die Trumpschen Thesen und dessen Politik von nun an vehement zu verteidigen. Was man halt so macht, wenn man noch vor einem Jahr den von Trump geplanten Mauerbau an der Grenze zu Mexiko als Humbug bezeichnete, für einen freien Welthandel warb und sich gegen den Brexit aussprach. Außerdem forderte er schärfere Waffengesetze und kritisierte Klimaskeptiker. Klingt total nach Trumps Positionen, nicht wahr?

Wie auch immer, diese Woche startete Scaramucci in sein neues Amt als Kommunikationschefs seiner Trumpschen Majestät. Und er startete, wie man nur starten kann: Mit einem Schwall von Beleididungen gegen alles und jeden;

Am 27. Juli 2017 machte ein Journalist des New Yorker publik, dass Scaramucci ihn telefonisch bedrängt habe, um zu erfahren, von wem aus dem Weißen Haus er Informationen erhält. Als der Journalist diese Auskunft verweigerte, beschimpfte Scaramucci kurzerhand den Stabschef des Weißen Haus, Reince Priebus als „verdammten paranoiden Schizophrenen - und weil das noch nicht reicht, bekam auch Trumps Chefstratege Steve Bannon eine Breitseite ab. Zitat: „Ich bin nicht Steve Bannon. Ich versuche nicht meinen eigenen Schwanz zu lutschen.“. Aber Hey - Nach der Veröffentlichung der Zitate entschuldigte sich Scaramucci auf Twitter für seine „farbenfrohe Wortwahl“. Ja, vielen Dank auch.

Ja, auf diesem Niveau ist die Weltpolitik angekommen. Wir reden hier von Leuten, die angeblich die Geschicke der freien Welt leiten. Eine Welt, deren Freiheit sich mittlerweile wohl auf die Freiheit von jeder Kinderstube beziehen lässt. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich immer mehr Staatsvertreter auf das rhetorische Niveau einer Kreuzberger Hauptschule (Okay... Entschuldigung an alle Kreuzberger Hauptschulen.) begeben.

Donald Trump reagierte übrigens auf seine Weise. Er feuerte im Zuge der Beleidigungtirade kurzerhand das Opfer, den „verdammten paranoiden Schizophrenen“ Reince Priebus. Kann man ja mal so machen. Steve Bannon ist aber noch im Amt. Vermutlich, weil auch Donald Trump wirklich gern wissen würde, wie man seinen eigenen Schwanz lutscht.

Viel Rauch um... Hmm... Viel Rauch halt.

Jaja, mittlerweile ein ziemliches altes Thema...

Die Deutschen Autobauer stehen in Punkto Vertrauenwürdigkeit Donald Trump und der Identitären Bewegungen auch in Nichts mehr nach. Schon lange nicht mehr. In diesen Tagen kam ans Licht, dass Daimler, BMW, Audi, Porsche und der restliche VW-Konzern bereits seit Jahren Preise und Abgaswerte miteinander absprachen und so bewusst technische Entwicklungen und den allgemeinen Wettbwerb auf ein Minimum reduzierten. Als VW und Daimler sich nun selbst anzeigten, fühlte BMW sich gewaltig auf den Schlips getreten und fühlte sich „um die Durchführung des Gemeinsamen Projektes betrogen und hintergangen“ Die Armen. Wie soll sich denn Opel fühlen? Die durften ja nichtmal bei den Absprachen mitmachen. Die Loser.

Ja, die Autobranche – Früher mal das Lieblingskind der Deutschen und ihrer Politik verkommt mehr und mehr zum peinlichen Prügelknaben. Wobei die Politik selbst natürlich ihr dazu Bestes beiträgt. Das Thema „Dieselfahrzeuge“ wird dieser Tage aufgebauscht, als wäre jedes einzelne Fahrzeug mit Dieselmotor von einem Tag auf den anderen die grausame Nemesis aller Probleme unserer armen, geklagten Welt. Was bedeutet, dass es Zeit ist, in sinnlosen Aktionismus zu verfallen: Dieselverbot in Stuttgart und am besten bald auf der ganzen Welt. Benzinerverbot bis spätestens (hier variable Jahreszahl eintragen) und und und und und.

Klar! Machen wir doch jetzt Fässer auf, die nichtmal voll sind. Es ist immerhin Wahljahr und damit Zeit, Dinge zu fordern, die man durch das eigene Handeln um Jahrzehnte verschoben hat.

Wie sieht es denn aus auf dem Elektroauto-Sektor aus? Wäre die aktuelle Generation der Elektroautos denn in der Lage, ein sofortiges oder baldiges Verbot der Ölgetriebenen Brüderfahrzeuge zu kompensieren? Nein. Wie auch, wenn die ganze Sparte über Jahrzehnte ein von Unternehmen und ihren Förderern aus Politik und Lobby ignoriertes Stiefkind war, um das sich keiner kümmerte, das aber jetzt plötzlich als Retter der Zivilisation einspringen soll? Und zwar besser gestern als morgen? Wie soll das gehen? Es ist lächerlich. Es ist eine Blase, die über Jahrzehnte wuchs und nun platzt. Und jeder ist auf der Suche nach der Sau, die man dafür durchs Dorf treiben kann, um die eigenen Schäfchen ins Trockene bringen zu können.

Ein Beispiel gefällig? Gern! Verkehrsminister Dobrindt zeigte erst heute morgen mit dem Finger auf die Autobauer und erinnerte die Automobilindustrie medienwirksam an „ihre verdammte Verantwortung!“ - Nachdem er die ganzen Skandale der letzten Jahre nahezu völlig teilnahmslos hatte geschehen lassen. Was für einen Politiker einer Partei, deren Nähe zur Automobilindustrie eigentlich nie ein Geheimnis war, auch keine große Überraschung ist. Aber überhaupt ist es ein ziemlicher Witz, wenn ausgerechnet ein Alexander Dobrindt von Verantwortung spricht... Aber Politik und Selbstreflexion sind mittlerweile ja auch ein ziemliches Unding geworden.

Ein Abschied zum Schluss

Zum Schluss verabschieden wir uns von einer Institution. Einer Legende. Einem Wegbegleiter, ohne den unsere Welt nie die heutige geworden wäre. Wir verabschieden uns von Microsoft Paint. Nach 32 Jahren stellt der Konzern die Weiterentwicklung (Ja, angeblich soll es sie gegeben haben!) ihres Premiumprogramms.

Das ist ein Schock. Haben wir alle die Bedeutung von Pixeldreck nicht erst durch Paint erlernt? Haben wir nicht hier erst erfahren, dass sich Ungenauigkeiten in jeder Lebenslagen besser darstellen lassen, wenn man einfach einen Farbeimer ausschüttet? Und haben wir nicht Paint die Erkenntnis zu verdanken, dass nichts so kompliziert ist, wie eine gerade Linie manuell mit einer Maus zu ziehen?

Gedenken wir einen Moment. All der Stunden, die wir uns abgerackert haben, ein paar Linien mit Farbe zu füllen, ohne die Übergänge zu verschlampen. All der Stunden, die wir versuchten, Buchstabenfelder einzufügen, ohne dass der ganze Hintergrund verschwimmt. Der Jahre unseres Lebens, die wir uns an Zeichnungen versuchten, für die wir auf Papier 10 Minuten gebraucht hätten.

Das alles soll nun vorbei sein? Das darf nicht sein. Paint darf nicht sterben. Wir ziehen uns jetzt etwas Schwarzes an, gehen ein wenig im Regen spazieren und setzen dann eine Petition auf, die den Tod von Microsoft verhindert. Die Microsoft endlich an seine verdammte Verantwortung erinnert. Und dann chartern wir ein Boot in Dschibuti und kreuzen damit vor dem Silicon Valley. Aber das sehen wir dann nächste Woche! Bis dann! Wir verabschieden uns natürlich mit einem echten Paint-Meisterwerk:

Wir haben wodka.JPG

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...also schießen wir!

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