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Diverses:Wort zum Sonntag/KW 26 2017

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Was war das denn für eine Woche? Putin hätte nackt mit Assad durch Tripolis tanzen können und niemand wäre angesichts der rasanten Entwicklung von Ereignissen in dieser Woche verwundert gewesen. Es war als wolle man kurz vor der nächsten Bundestagswahl nochmal alle größeren Debatten auf ihren temporären Höhepunkt schrauben. Und während wir in Deutschland genug damit zu tun hatten, unsere eigenen Probleme zu lösen hat Trump in den USA einen Tweet losgelassen, der selbst Paul Ryan in Erklärungsnot brachte.

Ehe für Alle

Diese Politiker-Ehen werden in Zukunft endlich möglich sein.

Dies war Angela MerkelsSchabowski-Moment“, so der Abgeordnete Johannes Kahrs in der Debatte, der aber selbst Schabowski wohl peinlicher gewesen wäre als sein eigener. Er hat nicht ganz Unrecht, es gibt durchaus Parallelen, es wurden Grenzen aufgelöst die niemand mehr wollte und es kam überraschender als überproportionaler Regenfall in Berlin.

Doch wie fing das alles überhaupt an? Nun, so wie jedes geschichtsträchtige Ereignis, mit einem Interview im Rahmen einer Brigitte-Veranstaltung. Angela Merkel sprach davon, dass die „Ehe für Alle“ für sie nun eher eine „Gewissensentscheidung“ sei, anstatt eines Parteikurses. Was sagt das über eine Demokratie aus, wenn die Parteispitze erst ihr okay geben muss, damit Abgeordnete nach ihrer eigenen Meinung abstimmen dürfen? Wahrlich nichts Gutes. Auch, dass das ganze am Ende dann doch mehr nach kalkuliertem Wahlkampf, der im Fall der CDU gründlich nach hinten losgegangen ist, als nach Gewissensbissen aussah, wirft kein gutes Licht auf die politische Situation im Land.

Nun, nach diesem Interview brach jedenfalls eine Lawine los, bei der selbst einem niederländischen Prinzen die Luft weggeblieben wäre. Im Rechtsausschuss wurde das Ganze plötzlich nicht mehr blockiert und auch beim Votum zur Aufnahme in die Tagesordnung wurde die CDU überstimmt. „Blockade im Rechtsausschuss“, das sind Wortkombinationen die man so eigentlich eher aus der Türkei erwarten würde.

Egal, was man allerdings von den Wirrungen und Irrungen in dieser ganzen Prozedur hält, das Gesicht von Beatrix von Storch, die in der Zuschauertribüne saß, machte einiges wieder wett. Eine Mischung aus tiefer Enttäuschung und einer Botoxbehandlung durch einen depressiven Arzt, das drückte ihre Mimik aus.

In den sozialen Medien wird derweil der „Untergang der deutschen Kultur“ befürchtet. Falls damit eine Kultur der Ausgrenzung und Intoleranz gemeint ist, schicke ich sie mit Freude persönlich gegen den Eisberg. Toleranz ist wie die Bremse in einem Sportwagen, man kann auch ohne fahren und fühlt sich wahrscheinlich ziemlich cool, darf sich aber nicht wundern, wenn man den Karren recht schnell vor die Wand fährt. Die Kanzlerin stimmte wenig überraschend mit „Nein“, sei doch die Ehe laut Verfassung eine Sache zwischen Mann und Frau. Und auch, wenn man in Betrachtung ihrer eigenen Beziehung höhnisch anmerken könnte, dass Angela Merkel mit dem Ehebegriff in der Vergangenheit wenig Berührungspunkte hatte, muss man doch auch anmerken, dass das Grundgesetz noch mehr Passagen enthält, als die, die einem gerade passen. Fernmeldegeheimnis? Ach, da kann man ja sicher ein, oder auch zwei Augen zudrücken.

Netzwerkdurchsuchungsgesetz

Unter dem Trubel der „Ehe für Alle“ wurde in der gleichen Sitzung auch das sogenannte Netzwerkdurchsuchungsgesetz beschlossen. Betreiber von sozialen Netzwerken müssen nun „offensichtlich rechtswidrige“ Beiträge bei Beschwerde innerhalb von 24 Stunden löschen, „rechtswidrige“ Beiträge innerhalb von 7 Tagen. Dass es da bei der Fülle an Kommentaren schnell zu hohen digitalen Kollateralschäden in Form von harmlosen, eventuell aber kritischen Kommentaren kommen könnte, wird hier nicht bedacht.

Wie viel werden eigentlich die neuen Stellen den Steuerzahler so pro Jahr kosten, die das ganze verwalten werden? Ach, lächerliche 4 Millionen Euro. Dann bin ich ja beruhigt. Es ist schön zu wissen, dass ab jetzt für ein paar Millionen Steuergelder ein Mitarbeiter bei Twitter in erster Instanz entscheidet ob mein Tweet rechtswidrig ist oder nicht. In der Vergangenheit hat es sich gezeigt, dass es immer eine ganz tolle Idee ist, wenn der Staat Kompetenzen an private Unternehmen abgibt. Wobei, von Kompetenz kann man da in vielen Fällen eigentlich gar nicht mehr reden.

Zweiter Cyberangriff

Noch ein Todesstern? Habt ihr nichts gelernt? Ach, ne, das war was Anderes. Wer hätte damit rechnen können, dass nach dem Erfolg des ersten Angriffes weitere Menschen auf die Idee kommen könnten, völlig veraltete Infrastruktur anzugreifen? Man fragt sich, ob erst ein Atomkraftwerk in die Luft fliegen muss, damit die Menschen eine Bedrohung, die sie nicht konkret in ihrem Alltag spüren, ernst nehmen. Tote in einem Krankenhaus, Wahlmanipulation in der Bundestagswahl. Alles denkbar, so richtig wahrhaben will es niemand. Lieber freuen wir uns auf unser erstes selbstfahrendes Auto, ohne uns darüber im Klaren zu sein, was dieses Hacken für Möglichkeiten bietet.

Ich bin nicht gegen technologischen Fortschritt, im Gegenteil, aber das „Learning-by-doing“-Konzept der Technologiekonzerne ist zweifelhaft. Erst wenn etwas fundamental schief läuft und eventuell Menschenleben verloren gehen, findet ein Einlenken statt, und man gibt zu, dass man Problem XY vielleicht eher hätte beheben sollen. Hätte man. Ja. Einsicht ist besser als Nachsicht, sagt man so schön, aber hier wird eher der Hund in der Pfanne verrückt. Und da Günther und Giesela in Schleswig-Holstein bisher nicht einmal das erste Servicepack von Windows XP installiert haben und mit dem Internet Explorer durch das Datenmeer dümpeln wird sich das in Zukunft wohl auch mittelfristig nicht ändern.

der Amtierende Bürgermeister

Der Duden. Mal wieder um Tage veraltet. Andererseits stimmt die Aussage auch.

Hola, da stimmt aber was mit der Groß- und Kleinschreibung nicht. Wenn der Rechtschreibrat seinen Bericht veröffentlicht, weiß man schon, dass man sich auf Veränderungen in der deutschen Sprache einstellen muss, die nicht immer sinnvoll erscheinen. Ich würde da noch einen Schritt weitergehen: WAS FÜR EINE SCHEIẞE!

Moment mal? Was ist das denn? Ein Ausrutscher in der Unicode-Tabelle? Nein, das ist das neue große scharfe S. Und damit meine ich nicht einen sexuell anreizenden geschwungenen Buchstaben mit ausgeprägten Kurven, nein das scharfe S ist eher der Bierbauch unter den Buchstaben. Der einzige Buchstabe, der auf der Tastatur meistens mit den Zahlen und dem Fragezeichen abhängen muss und in hitzigen Internetdebatten meistens als erstes unter die Räder gerät. Ich meine schaut euch diesen Buchstaben doch nur einmal an, eine Mischung aus unvollendetem B und Schwangerschaft, eine visuelle Beleidigung für jeden Kalligraphen. Und ja, mein liebes ß, du bist ersetzbar. Eine dumme Aktion, und schon werden zwei s deine Arbeit übernehmen. Dann wird dir dein großer Bruder auch nicht mehr viel nützen, der vom s ist nämlich wesentlich älter. Und wer weiß, vielleicht kannst du dich in der Gutenberg-Hölle dann irgendwann mit Ü,Ä,Ö und dem Y treffen.

Nein, ganz so ist es natürlich nicht, viele Menschen (überwiegend Deutsche) mögen die deutsche Sprache gerade wegen ihrer Besonderheiten. Und dem ß einen großen Bruder zu geben war sicherlich lange überfällig, wurde er doch sowieso schon eingesetzt. Mit dem Amtierenden Bürgermeister sollte man jedoch vielleicht mal vor den Amtierenden Ratsvorsitzenden treten und ihn fragen, was er sich dabei gedacht hat. Wenn überhaupt, denn wer das Sprechen bevorzugt, verlernt das Denken schnell.

Erdogähn

Hier sieht er sich am liebsten, vor einem umstrittenen, viel zu teurem, strahlendem Bauwerk.

Wer immer noch glaubt, dass Erdogan seinem Land einen Gefallen tut, glaubt auch, dass Hitler die Autobahnen geplant hat. Aber irgendwann werden selbst wild um sich schlagende Despoten ermüdend, jede weitere Eskalationsstufe in globalen Konflikten führt dann nur zu noch mehr trauriger Gleichgültigkeit. Jetzt hat Präsident Erdogan also offiziell einen Antrag gestellt, um am Rande des G20-Gipfels zu seiner Fanbase zu sprechen. Es grenzt an ein Wunder, dass er noch keinen eigenen Duschschaum herausgebracht hat. Der Antrag wurde abgelehnt, zu Recht. Immerhin steht den Hamburgern dank G20 das Wasser jetzt schon höher, als bei der Sturmflut 1962. Einen Erdogan’schen Deichbruch kann da keiner gebrauchen.

Ein friedliches Ablaufen dieses Gipfels ohne Ausschreitungen ist ohnehin nicht denkbar ob der aufgeheizten Gemüter. Der Gipfel steht unter keinem guten Stern, man fragt sich gar nicht ob es einen Eklat geben wird sondern nur noch von wem er ausgehen wird. Ich persönlich rechne Donald Trump da sehr hohe Chancen an, er ist im wahrste Sinne des Wortes ein Gipfelstürmer.

Marine Le Pen

Gegen die Front-National-Chefin Marine Le Pen läuft nun ein Ermittlungsverfahren. Bereits Anfang März wurde ihr Immunität aufgehoben, weil sie Gewaltbilder auf Twitter teilte. Dabei wissen Kinder in Frankreich längst: Wenn sie Gewalt wollen müssen sie im Regal einfach nur zum Produkt mit der weißen 18 und dem roten Hintergrund greifen. Erst nach dem Twitter-Profil einer rechtspopulistischen Politikerin zu suchen ist da viel zu aufwändig.

Im Verfahren geht es aber um etwas ganz Anderes, nämlich um Scheinbeschäftigung. Und nein, Scheinbeschäftigung ist nicht etwa das Hobby von Donald Trump und Dagobert Duck, sondern der Einsatz von mit EU-Mitteln bezahlten Assistenten von EU-Abgeordneten in der französischen Partei. Der Schaden beträgt umgerechnet 5 Millionen Euro, damit könnte man das neue Netzwerkdurchsuchungsgesetz mehr als ein Jahr stemmen. Großartig.

War noch was?

  • Ranghoher Kardinal legt wegen Kindesmissbrauchsvorwürfen in seiner Heimat sein Amt nieder.
  • Harry Potter wird 20, damit ist der Junge mit dem Zauberstab für Kirchenmitglieder uninteressant.
  • Hai bei Mallorca gesichtet, die Liedzeile „Scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr“ war nie aktueller.
  • Armin Laschet nun offiziell zum Ministerpräsidenten von NRW gewählt. Ein Politiker der so tolerant und weltoffen wie sein Bundesl…Er hat sich vehement gegen die Ehe für Alle ausgesprochen? Oh.
  • Bodycams bei der Deutschen Bahn, Mitarbeiter werden nun auf 450-Euro-Basis als laufende Überwachungskameras eingesetzt.
  • Bestimmt irgendwas mit Fußball, aber da habe ich weniger mit zu tun als die AfD mit Empathie.

Fazit

Das Fazit dieser Woche: Ein Durchbruch, ein Regeneinbruch, ein Umbruch, ein Gesetzesbruch, ein Einspruch und ein digitaler Einbruch. Der Newsticker tickte wie ein schweizer Uhrwerk und Ausgangslagen änderten sich dramatisch. Diese Woche hat Geschichte geschrieben, mit etwas Glück oder Unglück werden die Nächsten es auch tun. Genießen sie jetzt erst einmal den aus meinem Fenster gerade wenig ersichtlichen, aber offenbar wieder aufkeimenden, Sommer.


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