Diverses:Tagebuch eines Bundesheerrekruten

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Version vom 11:46, 18. Feb. 2017 von HarryCane (Diskussion | Beiträge)

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Wir schreiben das Jahr 1978.

Ich bin 18, ich bin cool, ich bin lässig, ich bin hart, ich bin brutal, ich bin ein richtiger Mann. Ich bekomm meinen Einberufungsbefehl zum Österreichischen Bundesheer. Ich glaub ich scheiß mir ins Hoserl.

Ich frag die Mama, ob man da nicht irgendetwas dagegen machen kann. Wir müssen beide weinen und ich muss wohl oder übel meine Pflicht gegenüber meinem Vaterland erfüllen. Patriotismus keimt in den nächsten Tagen in mir auf. Ich fühle mich stolz, ich fühle mich verpflichtet, bis zu dem Tag der Einberufung, da krieg ich Durchfall.

*

Es ist soweit, 10.01.1979, 06.00 Uhr, Pionierbataillon Melk. Ich fahr mit der Mama mit dem Zug nach Melk und sie trägt mir meine 7 Koffer und mein Bettzeug bis zur Kaserne. Sie darf leider nicht mit hinein und ich muss meine Koffer alleine schleppen. Mein rotes Rambo-Stirnband, mein Muscle-Shirt und meine grüne Tarnhose machen offensichtlich Eindruck auf den wachhabenden Offizier, der hält mich bestimmt jetzt für eine absolut coole Sau.

Ich bin voll nervös und tausende Gedanken jagen mir durch den Kopf. Wie wird mein Zimmer aussehen? Wer macht mein Bett? Gibt`s ein ordentliches Zimmermädchen? Und, wann bekomm ich endlich eine Waffe? Am Appellplatz warten bereits mehrere andere Rekruten. Ein Offizier kommt und fängt gleich an zu schreien und zu toben. In einer Reihe aufstellen, der Größe nach... Aber Hallo, geht`s ein bissal freundlicher?

So, da steh ich nun, inmitten 50 anderer und weiß nicht wie mir geschieht. Der Offizier reißt mir mein Stirnband vom Kopf, ich töte ihn gedanklich mit meinem Jagdmesser, und ich muss weinen. Ein Oberwachtmeister führt die Stubeneinteilung durch, ich ersuche um ein Einzelzimmer mit Bad und Fernseher und hab schon wieder den Arsch offen. Darf jetzt mit 2 Koffern 6x um den Kasernenhof laufen. Bin jetzt fix und fertig und meine Tarnfarbe rinnt mir übers ganze Gesicht. Na, wenn das so weiter geht...

Wir werden auf unsere Stube geführt. 30 Betten zur Auswahl, ich mach auf total cool und nehm das Bett das überbleibt. Ein kleiner Spind für 7 Koffer? Wie soll denn das bitte sehr gehen? Ich beschwere mich gleich mal ordentlich bei dem Offizier und hab schon wieder mit 30 Liegestütz den Arsch offen. Er erklärt uns den Tagesablauf und den Bettenbau. Wie denn? Was denn? Ich hab mein ganzes Leben noch kein Bett gemacht und soll jetzt hier damit anfangen? Sicher nicht. Nachdem mir der Offizier lautstark erklärt hat, warum und wieso, mach ich`s nach den 40 Kniebeugen dann doch. Unter den Kameraden gelte ich jetzt als cooler Hund und werde zum Stubenältersten ernannt. Na, geht doch...

**

Mittlerweile habe ich bereits 8 Tage „abgedient“. Neue Lage: 262 Tage.

Ich bin ja jetzt zum Stubenältersten ernannt worden und nehme meine Aufgaben ziemlich genau, also fast ziemlich genau. Bin jetzt bei 4.550 Liegestütz und 3.120 Kniebeugen. Eins muss man schon sagen, die sind hier weit strenger als die Mama und ich darf auch nicht so oft raus wie die andern. Aber ich zieh das cool durch.

Offensichtlich, weil mich alle als total cool sehen, durfte ich auch gleich das erste Wochenende auf die Kaserne aufpassen. War eigentlich ganz nett, hab ca 20 Stunden geschlafen. Der Ausbilder, der mich dabei erwischte, meinte, ich dürfe dafür nach dem Abrüsten 20 Stunden länger bleiben.

Morgen ist ein Spaziergang geplant, nennt sich 25 km Marsch. Freu mich schon, teile dem Ausbilder jedoch mit, dass ich bei Schlechtwetter in der Kaserne bleibe. Der Wachtmeister mit dem hochroten Kopf ist mit meinem Vorschlag jedoch nicht ganz einverstanden und ich gehe nach Absolvierung von 30 Liegestütz jetzt auch bei Regen mit. Der Klügere gibt eben nach.

***

Heute bekommen wir unser Schießgewehr, eine STGBW 77 oder so ähnlich. Der Ausbilder erklärt mir, dass dies nun meine neue Freundin sei und ich ihr einen Namen geben solle. Mein Gewehr heißt jetzt Dornröschen, weil ich das Märchen so gern mag. Ich pflege und putze Dornröschen jeden Tag und mir fehlen mittlerweile schon 3 Schrauben, der Abzug und das Zielfernrohr. Aber das ist halb so schlimm, weil ich mich beim Schießen sowieso immer krank melde, da ich auf Lärm allergisch reagiere.

Der Tag des Spazierganges: Wir werden um 06Hundert geweckt. Toller Ausdruck dieses 06Hundert, aber wir Soldaten sprechen eben so. Jedenfalls habe ich mir bereits am Vortag meine Sachen hergerichtet. Karierte Shorts, Sandalen und eine leichte hellblaue Weste, weil man im Radio Schönwetter vorhersagte. Der Ausbilder erklärt in weiterer Folge den Marschbefehl und die Adjustierung. Leichte Uniform und 20 kg Marschgepäck. Na sicher, du Depp.

Ich lass mir wie üblich nix einreden und trete mit Shorts, Sandalen und meinem Adidas-Bag am Appellplatz an. Man kann es kaum glauben, aber ich war wieder der einzige, der nicht grün angezogen war. Und wer macht jetzt wieder 40 Liegestütz, 30 Kniebeugen, rennt mit einem Adidas-Bag 6 Runden um den Kasernenhof, muss sich umziehen und darf auch das nächste Wochenende wieder auf die Kaserne aufpassen?????

Wenn das so weitergeht komm ich ja nie wieder nach Hause...

To be continued...

Finger weg, geheim!

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