Diverses:Hochzeit des Jahres in Sotschi

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Piep, piep! Satellit!
Der nachstehende Text erweitert den Zusammenhang des Hauptartikels Satirischer Jahresrückblick 2014.
Auch dieses Mal verzieht Snowden keine Miene.

Am Morgen des 4. Februar 2014 konnte noch niemand ahnen, was kurz darauf für ein Ruck durch die Welt gehen würde. Edward Snowden hatte, wie er es schon so oft getan hatte, eine neue Enthüllung angekündigt. Zur entsprechenden Pressekonferenz in Moskau war außer der Mittelbayerischen Zeitung und den Investigativ-Reportern der Brigitte (die mit dem NSU-Prozess nicht ausgelastet waren) aber niemand mehr erschienen. Keinen Leser, Zuhörer oder Zuschauer würde die fünfhundertste Meldung darüber interessieren, dass die NSA an der totalen Überwachung jedes einzelnen Menschen bastelte, die Demokratie aushöhlte und jeden Tag Souveränitäts- und Freiheitsrechte milliardenfach mit Füßen trat.

So kam es, dass Snowdens größter Coup zunächst fast kein Publikum hatte. Bis zuletzt hatte er sein heutiges Thema geheim gehalten – und das aus gutem Grund, wie sich zeigen sollte. Es ging nicht darum, dass die NSA die Penislänge eines jeden Erdenbürgers protokollierte oder ihre Mitarbeiter heimlich Viren an Leute verschickten, die Justin Bieber auf Spotify anhörten – nein, Snowden präsentierte die wohl pikanteste Information, die der amerikanische Geheimdienst jemals ermittelt hatte: Die Browserchronik von Wladimir Putin!

Die Reporter konnten kaum glauben, was sie da sahen: gaysex.ru, russianbears.com und sexyrussiansoldiers.net waren die meistbesuchten Seiten und nur einige, die über die wahren Vorlieben des russischen Präsidenten Auskunft gaben. Nach Beendigung der kurzen Pressekonferenz bat Snowden um zwanzig Minuten Zeit, um in die Sicherheit der ecuadorianischen Botschaft zu flüchten. Nach Ablauf dieser Frist gingen um 12:31 Ortszeit gleichzeitig Eilmeldungen auf mittelbayerische.de und brigitte.de online, wenig später gefolgt von ausführlicheren Analysen des Materials und einigen anatomischen Erklärungen der dort abgebildeten Vorgänge.

Die Meldung schlug ein wie eine Atombombe: Unter den Seitenaufrufen, die innerhalb kürzester Zeit in den vielfachen Millionenbereich stiegen, kam es um 13:17 zur Kernschmelze des Mittelbayerische-Servers, der etwas robustere Brigitte-Server ging um 13:28 in Flammen auf. Zu diesem Zeitpunkt war die Nachricht über Putins Outing aber schon dabei, sich bis in die hintersten Winkel des Internets zu verbreiten. Noch vor 14:00 hatten alle namhaften Fernsehsender weltweit ihr Programm für eine Sondersendung zu den aktuellen Vorgängen unterbrochen. Am Abend des Tages wussten vorsichtigen Schätzungen zufolge bereits 98% der Weltbevölkerung von der Homosexualität Wladimir Putins.

Der nächste Tag war ein Tag der gespannten Stille: rund um die Uhr berichtete und spekulierte jedes existente Medium in Dauersendungen und Sonderausgaben über die Hintergründe, Details und Konsequenzen dieser Enthüllung. Hunderte außerplanmäßige Flüge landeten auf den Moskauer Flughäfen, um das Gelände um den Kreml mit Zehntausenden von Journalisten zu fluten, die alle auf eine Reaktion des Präsidenten warteten. Putin jedoch hatte sich in dem Gebäude verschanzt und konnte noch nicht einmal in einem Fenster beobachtet werden. Der gesamte Erdball vibrierte vor atemloser Spannung.

Ein Moment für die Geschichtsbücher: Die ganze Welt schaut gebannt nach Moskau.

Am nächsten Morgen, dem 6. Februar kurz vor Sonnenaufgang, öffnete sich schließlich ohne jede Vorwarnung das Hauptportal des Kremls und Putin trat heraus. Er sprach durch ein Megafon und sagte nur einen Satz: „Am morgigen Tag, dem 7. Februar, werde ich auf der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Sotschi meinen langjährigen Geliebten Dimitri Medwedew heiraten.“ In den wenigen Sekunden, bevor sich das Kreischen der Menge in eine rasende, ohrenbetäubende Massenhysterie verwandelte, war der Präsident schon wieder im Gebäude verschwunden. Nur wenige Minuten später knüppelten Eliteeinheiten der russischen Polizei diejenigen Journalisten nieder, die das Dach des Kreml besetzt hatten – woraufhin eine versteckte Klappe geöffnet wurde und ein Hubschrauber mit Putin an Bord die Stadt verließ, hinweg über die tobende Menge, die an die Mauern des historischen Gebäudes brandete.

Die Reporter, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Moskwa ertrunken, von ihren Kollegen totgetrampelt oder an einem Herzinfarkt verendet waren, standen nun vor der schwierigen Aufgabe, gleichzeitig die Sensationsmeldung in aller Ausführlichkeit der wartenden Weltöffentlichkeit zu präsentieren und innerhalb eines Tages die mehr als 1600 Kilometer von Moskau nach Sotschi zurückzulegen. Laut Studien, die zu diesem Thema angestellt wurden, kamen im Rahmen der Berichterstattung über Putins Coming-Out und Hochzeit mehr als 8% der gesamten Weltpresse ums Leben.

Die Feier selbst, die wie geplant im Anschluss an die reguläre Eröffnungszeremonie im Olympiastadion stattfand, war ein gigantisches Spektakel. Das Brautpaar fuhr in einem T-90-Panzer vor, während 500 Flugzeuge der Russischen Luftstreitkräfte den strahlenden Himmel in den Nationalfarben weiß-blau-rot schmückten. Putin erschien mit freiem Oberkörper in Kampfstiefeln, Tarnhose und schwarzem Zylinder, während Medwedew ein weißes Brautkleid von Dior mit Reifrock und zwölf Meter langer Schleppe trug. Zur allgemeinen Überraschung wurde die Trauung durchgeführt von Pastor und Bundespräsident Joachim Gauck, der sich kurzfristig doch noch entschieden hatte, nach Sotschi zu reisen. Trauzeugen waren Putins bester Freund Silvio Berlusconi sowie Michail Chodorkowski. Die Zeremonie verlief reibungslos und sehr feierlich – was auch der musikalischen Begleitung zu verdanken ist, die von der talentierten Band Pussy Riot übernommen wurde. Der abschließende Brautkuss dauerte sage und schreibe 13 Sekunden; eine Aufnahme davon, die US-Präsident Barack Obama mit seiner Handykamera machte, wurde später zum Pressefoto des Jahres 2014 gekürt. Ihre Flitterwochen führten die Frischvermählten auf eine Rundreise durch das schöne Tschetschenien, wo die ortsansässige Bevölkerung das Ehepaar Putin regelmäßig mit Jubelstürmen begrüßte.


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