Diverses:Ein Tag im Mainzer Stellwerk

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Es ist das Heiligtum einer ganzen Generation, konzentrierte Männlichkeit und der Arbeitsplatz von über sechs Männern in ganz Deutschland, die jeden Tag ihr Leben aufs Spiel setzen, damit Ihr Zug rechtzeitig ankommt. Bleiben Sie bei uns und seien Sie einen Tag hautnah dabei im Mainzer Stellwerk!

2.30 Uhr. Während ganz Deutschland noch schläft, begibt sich Dieter zur Arbeit. „Joa, das iss scho en anstrengender Job un so“, sagt er. „Aber es iss auszuhal'n.“ Nach 20 Minuten Autofahrt auf Kosten der Mainzer Verkehrsbetriebe kommen wir endlich an. Das komplette Team ist erschöpft. „Des iss des Meenzer Stellwerk. Hier steuern ma die ganzen Züge, die hier so langfahr'n. Des hier iss mei Schaltpult, da kann ich die Waischen stelle. Des iss ein TräinMaster fünfdausend, des iss weltweit im Einsatz.

Als Profi hat man alles im Blick!

Der erste Zug des Tages läuft in den Mainzer Hauptbahnhof ein. Kompetent geht Dieter seiner Pflicht nach und drückt gezielt die Knöpfe auf seinem hochkomplexen Schaltpult. Die Spannung ist schier unerträglich. Dann der Moment der Erleichterung: Der Zug ist sicher in den Bahnhof eingelaufen. Dieser Vorgang wird sich im Laufe von Dieters Schicht noch mindestens fünf Mal wiederholen. Trotz dieser enormen Belastung mag Dieter seinen Job. „Es kann scho ma haarig wer'n, wenn zwo Züge auf einmal ankomme, zum Beispiel. Aber isch mag das Gefühl, einer von dene wenige zu sein, die das mache könne.“ Dieter hat eine eineinhalbmonatige Ausbildung hinter sich, in der ihm intensiv beigebracht wurde, wie der Job auszuführen ist und wie man sich im Notfall verhält. Die Aufnahmekriterien sind immens. So werden ein einwandfreies Führungszeugnis, saubere Unterhosen und eine hohe Auffassungsgabe vorausgesetzt. Dieter hat all diese Strapazen auf sich genommen, um seinen Traumjob zu bekommen. „Des war schon eine schwierische Prüfung, aber ich war der einzige Bewerber, also hatten sie k...

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Wir befinden uns im Deutschen Institut für Bahnangestelltenausbildung (DIBA) in Braunschweig. Hier wird jeder Mitarbeiter der Deutschen Bahn ausgebildet, ob Zugtechniker oder Fahrkartenkontrolleur. Wir treffen Susanne Ramsauer, die Leiterin des Betriebs, und wollen wissen, wie die Ausbildung zur Stellwerksfachkraft mit Spezialisierung auf Mainzer Bahnhöfe im Detail aussieht. „Nach der Auswahl wird für jeden unserer Auszubildenden ein auf seinen Charakter und Erfahrungsstand ausgerichtetes Ausbildungsprogramm entwickelt. Dazu kommen eine prophylaktische psychologische Betreuung und diverse Trainingsstunden unter realistischen Arbeitsbedingungen in Simulatoren. Zum Schluss folgt eine Abschlussprüfung im Hauptbahnhof Mainz.“ Nach eigenen Angaben kostet diese Ausbildung den Steuerzahler nur 2,3 Milliarden Euro im Jahr, das ist noch nicht einmal das Jahreseinkommen von 80.000 Arbeitskräften im deutschen Mittelstand.

Zurück in Mainz — Dieter ist immer noch hochkonzentriert, denn jeden Moment wird die Railway One, der Privatzug des amerikanischen Präsidenten, eintreffen. Die Spannung ist schier unerträglich. Dieter muss auf die Toilette. Er drückt gekonnt einen Knopf, auf dem Automatische Zuweisung steht. Der Zug ist nur noch 50 Meter entfernt; gleich wird sich zeigen, ob das hochriskante Vorhaben seinen Einsatz wert war. Der Zug fährt sicher in den Bahnhof ein; alle sind erleichtert. „Des sind halt die Momente, wo's eng wird un so. Aber ich hatte alles im Griff.

5.000 Tonnen Stahl, das ist so viel wie 4.000 Kleinwagen, wiegt der Zug, der gerade noch über die Schienen von Mainz rollte. Um diesen extremen Belastungen standhalten zu können, müssen die Gleise regelmäßig gewartet werden — der Job von der Stahlbaufachangestellten Gerda. Bis zu 100 Meter der massiven Stahlschienen kontrolliert und repariert sie jeden Tag. Nach eigenen Angaben sind Stahlbaufachangestellte ständig durch Terrorismus bedroht. Daher möchte Gerda nicht erkannt werden. Leider ist uns das Budget gekürzt worden. Stellen Sie sich deshalb bitte jetzt einen schwarzen Balken über dem Gesicht einer blauäugigen, rothaarigen Frau mittleren Alters und korpulenter Statur vor. Sie ist 1,68 Meter groß, hat eine Brandnarbe über der rechten Augenbraue und wohnt auf einem Aussiedlerhof vor Mannheim.

Alles frei! Na ja, fast...

Mit ihrem Funkgerät bittet die 45-jährige Dieter darum, das Gleis zu sperren, damit sie nicht damit rechnen muss, ihr Amt als Vorsitzende der Mannheimer Hühnerseelsorge unter einem Zug zu verlieren. Dann beginnt sie mit ihrer Arbeit; mit einem mobilen Ultraschallmessgerät prüft sie die Gleise auf Risse und weicht trotz ihrer Hüft-OP vor einem Jahr gleichzeitig noch Zügen aus, die Dieter versehentlich nicht umgeleitet hat. Auf dem Behindertenparkplatz vor dem Eiscafé gegenüber steht sie trotzdem täglich von 5.00 bis 14.00 Uhr. Heute ist noch mal alles gut gegangen, doch gleich am nächsten Tag wird sie wieder ihrer Tätigkeit nachgehen.

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2030 werden bis zu 20 Züge mehr auf Mainz' Gleisen unterwegs sein als heutzutage. Um dieses enorme Aufkommen abfertigen zu können, ist modernste Technik gefragt. Auf einer geheimen Teststrecke 50 Meter neben den aktiven Gleisen haben wir exklusive Einblicke erhalten. Günther Roth, Forschungsleiter der Technischen Universität Darmstadt, erklärt uns das Prinzip: „Dieses revolutionäre System, TrainCrusher genannt, macht jedes Personal überflüssig. Es ist in der Lage, die Züge vollautomatisch und nahezu kollisionsfrei an ihr Ziel zu bringen. In nicht mal mehr fünf Jahren wird es erstmals zum Einsatz kommen.“ Auf unsere Frage, was dann mit den Angestellten geschehe, wurden wir freundlich des Grundstücks verwiesen.

In den letzten 45 Minuten haben wir Ihnen gezeigt, wie vielfältig die Arbeit im Mainzer Stellwerk ist und wie viel Mühe diese Menschen für unsere Sicherheit investieren. Wir zeigen Ihnen jetzt noch ein paar Bilder von schönen Fleckchen auf dieser Welt, während wir schlechte Musik von unbekannten Interpreten spielen. Anschließend folgt unsere stündliche und immer gleiche Nachrichtensendung, die Aktualität suggerieren soll. Auf Wiedersehen!


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Snocker15 •
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