1 x 1 Bronzeauszeichnung von Assel

Diverses:Ein Tag im Leben eines Taxifahrers

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Wo gehts'n jetzt lang? Dieser Artikel beschreibt einen Tag im Leben eines Taxifahrers. Zu langweilig?
Zum Glück fahren wir nicht mit so einer kaputten Schrottkiste, sondern...
... mit einer stattlichen Limousine

Guten Tag, meine Damen und hören, ähh, Herren, sie herren, ähh, hören, man oh man, der Alkohol, sie wissen?, eine Reportage von meinem geschätzten Kollegen Alf Aromeo. Dieser probierte im Selbstversuch einen Beruf, den Autofahrer hassen nicht gerne mögen. Einen Tag lang begleitete er einen Taxifahrer. Seine Geschehnisse erzählt er uns jetzt.

7:00 Uhr: Ich begleite den Taxifahrer auf dem Weg zum Hauptbahnhof, unter erster Standpunkt. Schon kommt eine etwas ältere Frau zu uns, sie fragt, ob der Fahrer frei ist. Ja, aber nur auf Bewährung meint dieser. Die Frau ist offenbar beleidigt, sie geht zum nächsten Taxi.

7:12 Uhr: Ein junger Mann kommt zu uns, leicht angetrunken. Wo soll's hingehen?, fragt der Fahrer. "Fahr' mich nach Hause!", seine Antwort. Auf die Frage des Taxifahrers, wo er denn wohnt, meint der, dass er das selber wissen müsse, schließlich ist er der Taxifahrer. Er muss das doch nicht wissen. Ich mische mich nun ein. "Soll ich was aussuchen, wo wir jetzt hinfahren?", frage ich. "Nee, der da soll mich nach Hause fahren!", seine Antwort. Auf die wiederholte Frage, wo er denn wohne, ist das Fass scheinbar bei den jungen Mann beim Überlaufen. "Jetzt wird mir das aber zu blöd! Ich fahr doch nicht mit jemandem, der sich hier nicht auskennt!", sagte er noch und haut ab. Menno, immer noch keinen Kunden gehabt.

7:30 Uhr: Noch so ein Betrunkener. Zum Bahnhof will er, sagt er. "Wir sind doch am Bahnhof," entgegnet ihm der Taxifahrer erstaunt. Daraufhin gibt ihm der Mann 20 Euro und geht. Seine Schlussworte: "Bitte rasen Sie das nächste mal nicht wieder so!"

7:45 Uhr: Endlich mal ein vernünftiger Gast. Dachte ich bis eben, denn jetzt merke ich dass der Fahrgast ein Amerikaner ist. Er möchte eine Stadtrundfahrt machen. Als wir am am Fernsehturm vorbeifahren, fragt er, wie lange die Bauarbeiten gedauert haben. "Fast acht Jahre!", sage ich. Erwidert der Amerikaner: "Well, bei uns hätten sie höchstens vier Jahre gedauert." Nun ja. Die Fahrt geht weiter, und wenig später kommen wir am Museum für Angewandte Kunst vorbei.Dafür haben die Bauarbeiten gut zehn Jahre gedauert!" "Well," entgegnet der Amerikaner prompt, "Wir hätten nur fünf Jahre gebraucht!" Jetzt reicht es aber mit der Angeberei, wirklich! Nach einiger Zeit kommen wir am Kölner Dom vorbei. "Was ist denn das?", fragt der Amerikaner promt. Ich schaue zum Dom, legt meine Stirn in Falten und sage: "Das tut mir leid, aber ich hab' keine Ahnung. Gestern war das Ding noch nicht da!"

8:20 Uhr: Nachdem wir den Wahnsinnigen abgeliefert haben, sollen wir einen Kunden vom Freibad abholen. "Beeilt euch aber gefälligst!", dröhnt es aus dem Funkgerät. Wir heizen mit 95 km/h durch die Innenstadt und schon sind wir über erste rote Ampeln gefahrn, schließlich über die zweite, dann dritte. Ich bin kreidebleich im Gesicht. Die nächste Ampel, diesmal ist sie grün, was für ein Glück. Doch der Taxifahrer haut voll in die Bremsen. Mensch, was soll denn das!?", frage ich. "Ich muss doch bremsen. Jetzt kommen schließlich die Kollegen von rechts und links...", meint der. Auch wahr.

8:35 Uhr: Wir sind angekommen. das war vielleicht eine Fahrt. Aha, ein Schotte, der da auf uns wartet. "Was kostet die Fahrt zum Hauptbahnhof?" - fragt er den Taxichauffeur. Ein Pfund, antwortet dieser. "Und das Gepäck?" "Das ist natürlich frei." Stimmt. "Okay", meint daraufhin der Schotte, "dann fahren Sie schon mal mit dem Gepäck los. Ich komme zu Fuß nach." Mensch, so läuft das jetzt aber nicht! Ich will doch endlich meinen ersten richtigen Fahrgast, also stürze ich mich auf den Mann und greife ihn an. Mein Kameramann kann mich gerade noch so zurückhalten. Besser so, schließlich bin ich noch nicht krankenversichert.

Vielleicht lockt das die ganzen Kunden an...

8:50 Uhr: Nachdem wir den freundlichen Herrn abgeliefert haben, sehen wir schon den nächsten Wartenden. Wieder ein Besoffener. Ob wir noch Platz für´n Kasten Bier und ne Currywurst haben, fragt er. Natürlich, und so bejaht mein Fahrer diese Frage. Doch nun kommt nicht der Gast ins Auto, sondern nur ein Teil von ihm. Was bleibt, sind eine Stunde Aufräumarbeit und Saubermachen.

10:10 Uhr: So, nächsten Anruf erhalten. Wir sollen jemanden von der Bushaltestelle abholen. Der Taxifahrer gibt mal wieder richtig Gas, die Tachonadel nähert sich der 130er-Marke. Boah, das geht ab! Ich habe Schweißperlen auf der Stirn, bitte den Fahrer, doch etwas langsamer zu fahren. Keine Antwort. Weiter rast der Kutscher vor sich hin, drei rote Ampeln werden überfahren. Ich fordere ihn wieder auf, nicht so schnell zu fahren. Wieder nichts. Das erste Radargerät wird außer Acht gelassen, die Tachonadel kommt der 200er-Marke gefährlich nahe. Jetzt reichts mir wirklich, gedanklich teile ich schon mal meinen Besitz auf. Meine letzte Chance. "Ich bitte sie, ich habe zu Hause vier kleine Kinder. Seien sie doch etwas vorsichtiger!" Und was entgegnet der Taxifahrer? "Soso, vier kleine Kinder! Und da sagen sie zu mir ich sollte vorsichtiger sein?" Na toll.

10:35 Uhr: Wir haben den Gast aufgenommen und ihn an seinem gewünschten Standort abgesetzt. Nur bezahlen will er nicht. Dem Fahrer reicht´s so langsam. "Wenn Sie nicht sofort den Fahrpreis bezahlen, mein Herr, muss ich leider die Polizei rufen!" "Glauben Sie denn, die bezahlt für mich?". Gut gekontert, sage ich mal.

11:00 Uhr: Wir erhalten den nächsten Anruf. Zur einfachen Verständnis habe ich den Dialog mal aufgezeichnet. Anrufer: - Du Taxi? Taxifahrer: - Ja? Anrufer: - Brauche Wagen! Taxifahrer: - Wohin? Anrufer: - Düsseldorf! Taxifahrer: - Welche Straße? Anrufer: - Weiss nix! Taxifahrer: - Das sollten wir aber wissen. Ist kein Straßenschild da? Anrufer: - Nix! Taxifahrer: - Wirklich kein Schild? Anrufer: - Doch, da ist Schild! Taxifahrer: - Aha, und was steht drauf? Anrufer: - Baustelle betreten verboten! Na super, wieder so ein Schlaumeier. Wir beschließen, noch ein paar Runden zu drehen.

11:20 Uhr: Schon erhalten wir die nächste Nachricht. Wir machen uns auf den Weg.

Ganz schön was los hier!

11:45 Uhr: Puh, das war eine Raserei. Wir nehmen die Person, diesmal ist es eine Frau, auf. Als wir auf die Straße biegen, mache ich eine erschreckende Entdeckung. STAU! Schon jetzt mault der Fahrgast: "Können Sie nicht schneller fahren?" Darauf mein Gegenüber, der Fahrer, beleidigt: "Wenn es Ihnen zu langsam geht, können Sie ja aussteigen und laufen." "Ist ja gut", versucht der Fahrgast ihn zu besänftigen, "so eilig habe ich es nun auch wieder nicht." Sie sehen, nichts geht mehr! Nur, wenn überhaupt, stockend kommen wir voran.

12:30 Uhr: Oahh, endlich da. Na ja, war ja eigentlich auch ne Erholung nach der ganzen Raserei eben. Die Frau steigt aus, und schon kommt der nächste Mann zu uns. Zu sich nach Hause, lallt er. Das hatten wir doch schon mal...

12:32 Uhr: Bitte, das muss aufhören! Das Auto wurde schon wieder vollgeko beschmutzt, und der Mann redet andauernd nur von einer hübschen Frau, während er mich immer anschaut.

12:50 Uhr: Man oh man, endlich ist die irre Fahrt vorbei. Der Mann guckt auf den Fahrpreisanzeiger im Handschuhfach vor dem Beifahrersitz. 15,70 muss er bezahlen. Er reicht dem Taxifahrer einen 20€-Schein. "Stimmt so!", meint er. Längere Zeit passiert gar nichts, er bleibt immer noch im Auto. "Möchten Sie nicht aussteigen, wir müssen weiterfahren", sage ich. "Da sind noch 15,70€ in dem Automat, und die verspiel ich jetzt auch noch!" Aha, ein Taxi ist Casino. Mal ganz was neues.

13:20 Uhr: Nachdem wir den Besoffenen doch noch raus bekommen haben, müssen wir wieder zum Hauptbahnhof fahren. Nächster Einsatz. Eine junge Frau mit einem kleinen Baby steigt ein. Falls ihr jetzt denkt, dass der Tag jetzt erst so richtig beginnen würde, irrt ihr euch. Die ist fast so, sagen wir mal unhübsch, wie ihr kleines Kind. Das findet auch mein Fahrer. "Mensch sie haben aber ein hässliches Kind!", sagt er. Der hat gesessen! Die Frau ist ganz schockiert und verärgert. Wütend setzt sie sich zu mir. Bei der erlaube ich mir jetzt einen kleinen Scherz, denke ich. "Das geht aber gar nicht, was der Fahrer eben gesagt hat. Ich finde, sie sollten sich bei ihm beschweren. Keine Sorge, ich halte so lange ihren Affen!" Der hat gesessen! RUMMS! Da habe ich ihre Handtasche in meinem Gesicht gespürt.

13:55 Uhr: So, die haben wir jetzt auch abgeliefert.

14:07 Uhr: Wir erhalten den nächsten Anruf. Zum Erdbeerweg sollen wir fahren, dort wartet schon jemand ungeduldig. Moment mal, ungeduldig? Nein, ne, das wird bestimmt wieder ne heftige Raserei. Und kaum gesagt, passiert es schon: Unfall! Nachdem wir mit 130km/h einen Baum touchiert haben, können wir gerade noch einen parkendes Auto ausweichen, landen dann aber im Graben. Ergebnis: Das Auto steht auf dem Dach!

14:15 Uhr: Nach dem ersten Schreck informiert der Fahrer seinen Vorgesetzten. "Chef, das Taxi-Schild an meinem Auto ist kaputt!", sagt er am Handy. Er will es ihm wohl mildernd beibringen. "Na dann kommen Sie her, dann reparieren wir es. Was ist denn daran genau kaputt?", fragt der Chef. Nun schnappe ich ihm das Handy weg und melde mich zu Wort. "Das weiß ich noch nicht, das Auto liegt noch drauf!"

14:30 Uhr: Wir beschließen, ein Ersatzwagen zu fordern. Dies tut mein Fahrer nun.

14:50 Uhr: Man oh man, noch immer ist keiner da.

15:10 Uhr: Wir warten noch immer. Fünf Minuten noch, dann gehen wir, sage ich.

15:15 Uhr: So, jetzt reicht es endgültig. Nur, wer geht und holt Hilfe? Weit ist es ja nicht, die Werkstatt ist keine 80m entfernt. Ich hab´s! Wir werfen einfach eine Münze. "Haben Sie eine?", frage ich meinem Gegenüber. "Ja, natürlich", sagt er und schaut in seinem Portemonnaie nach. Er holt eine 1€-Münze raus. Ich will werfen, beschließe ich. So: Ein paar Meter zurückgehen, weit Anlauf holen, den Arm nach oben strecken und weg damit! Dank meiner langjährigen Erfahrung im Weitwurf, ich war in meiner Jugend bester von zweien bei der Disziplin in der Grundschule und habe die Bronze-Medaille im Kürbisweitwurf, den gibt´s übrigens wirklich, errungen, schleudere ich die Münze vor der Einfahrt der Werkstatt. "Tja, jetzt müssen Sie gehen, schließlich ist das ihr Geld", meine ich. Und tatsächlich, er macht sich auf den Weg.

15:40 Uhr: Holla, das ging aber schnell. Da ist er schon wieder, mit einem Mechaniker. Wir richten das Auto auf die richtige Seite, und der Mechaniker fängt an, zu arbeiten.

16:25 Uhr: Er scheint fertig zu sein. Ich habe noch immer das Portemonnaie von meinem Fahrer in der Hand und überreiche dem Arbeiter ein ordentliches Trinkgeld. Das hat er sich redlich verdient. Wie großzügig ich bin, nicht wahr?

16:30 Uhr: Wir nehmen die Fahrt wieder auf. Die Strecke zum Erdbeerweg hat jemand anderes übernommen, hören wir aus dem Funkgerät. Uns erwartet jemand am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Ach du meine Güte, das wird aber ein weiter Weg.

17:50 Uhr: Endlich sind wir da. Die Fahrt war eigentlich recht angenehm, dank dem Feierabendverkehr geht es nur stockend voran. Wir biegen gerade in die finale Straße ein, doch da ist niemand. Wie stellen uns erstmal neben den Kollegen an die Straße, ganz hinten. Mein Fahrer verschwindet plötzlich ganz schnell, er sagt mir, er müsse mal für kleine Rennfahrer. Da sehe ich auf einmal einen auffällig gekleideten Mann, er stellt sich ans erste Taxi in der Reihe und redet mit dem Fahrer. Vor lauter Neugier schleiche ich aus dem Auto und renne schnell zum Mann. Ich verstecke mich hinter einem Busch und lausche, was der Mann redet. "Wie teuer ist die Fahrt nach Duisburg?", fragt er den Fahrer. "70 Euro", antwortet dieser ihm. "Okay, hier hast Du 140 Euro. 70 Euro, wenn Du mich nach Duisburg fährst und nochmal 70, wenn Du mir einen bläst." Der Taxifahrer wird rot und brüllt "Mach bloß, dass du davonkommst, du Schwein." Ich beobachte, wie er zum zweiten Auto geht und das selbe wie vorhin fragt. Der Taxifahrer reagiert genau wie der erste. Erstaunt gehe ich schnell zu unserem Fahrzeug zurück und kann erkennnen, wie sich der Mann nach vorne arbeitet. Als er zu unserem kommt, huscht gerade noch rechtzeitig mein Fahrer auf den Fahrersitz. Doch beim Anblick der Person wird meinem Vordermann ganz blass. "Oh nein, nicht der schon wieder", sagt er leise. Er erzählt mir schnell, dass er letze Woche schon mal genau an der selben Stelle den Mann getroffen habe. Er wollte nach Duisburg, hatte aber nur 60€ dabei. "Ich bot ihm an, ihn so weit zu fahren, wie sein Geld reicht. Als das Geld dann kurz vor Duisburg alle war, wollte er, da es regnete, dass ich ihn trotzdem bis nach Duisburg fahren solle. Ich schmiss ihn jedoch raus.", erzählt er mir. Plötzlich klopft es an der Autoscheibe. Er ist es. "Was kostet die Fahrt nach Duisburg?", fragt er. "70€, weißt Du doch noch von letzter Woche", sagt sein Gegenüber. "Gut", sagt der Mann, "hier hast Du 140 Euro. 70 Euro, wenn Du mich nach Duisburg fährst, und nochmal 70 Euro, wenn Du jetzt im Vorbeifahren allen Kollegen zuwinkst..."

17:55 Uhr:

Der Fahrer stimmt zu. Ich bin lieber still, halte mich am besten ganz da raus. Beim Vorbeifahren winkt, wie beschlossen, mein Fahrer allen Kollegen. Na, das wird morgen bestimmt noch für ordentlich Gesprächsbedarf sorgen. Ich lehne mich zurück, will die Fahrt genießen.

18:20 Uhr: Ich bin eingeschlafen.

18:35 Uhr: ZzZzZzZzZzZzZ...

19:10 Uhr: Nanu, was ist denn jetzt los? Wir drehen uns auf einmal wie im Karussell, um anschließend schräg liegend auf einem LKW zu landen. Die Straße ist voller Öl und Benzin. Auch sind überall Blechteile verteilt, wohl von den zig anderen Autos, die hier kaputt herumliegen. Ich will den Taxifahrer gerade fragen, was passiert ist, doch der wird gerade mit dem mysteriösen Mann in einen Krankenwagen geschoben. Die Wahrheit des Geschehnisses muss ich wohl aus dem Fernsehen erfahren.

Am nächsten Tag um kurz nach Mitternacht

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