Diverses:Der Hobbit - Das Schlachtfest der Fünf (und mehr) Kritiken

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Version vom 03:14, 13. Mär. 2015 von Burschenmann I. (Diskussion | Beiträge)

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Achtung Spoiler

Hier wird die Handlung des Films für einen wenig lohnenswerten Text detailliert nacherzählt. Wer sich selbst enttäuschen lassen will, sollte umgehend Peter Jackson sein Geld bringen!
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Haben Sie schon einmal von Peter Jackson gehört? Dem lebensfrohen Mùmakil des Unterhaltungsterrors aus Hell-y-wood? Der in den vergangenen 24 Monaten ein verstaubtes Kinderbuch aus dem 20. Jahrhundert zu einer Schnarch-Operette von neun Stunden aufblasen wollte? Und schließlich zum pömpösen Finale trompeten ließ und damit all das vergeigt hat, was bisher noch halbwegs Sinn und Freude machte? Story, Dialoge, abwechslungsreiche Handlung – war von all dem schon immer wenig da, so verbleibt nach diesem Drama nicht mal ein fieser Nachgeschmack.

Alle gepeinigten Geneigten, die sich womöglich von den vorangegangenen Episoden Der Hobbit 1 – Welch unerwarteter Film sowie Der Hobbit 2 – Smaug's (Film-)Einöde durchaus zu Recht beweihräuchern ließen, müssen wieder wachgerüttelt werden. Darum also ran an das Schlachtfest der Fünf (und mehr) Kritiken.

I. Vorhang auf: Ein Desaster nimmt seinen Lauf

Erster Ort der Handlung: See-Stadt oder besser, weil sie wie schon von weitem so seltsam riecht: Slum-Stadt. In der Nacht faucht die Riesenechse Smog dorthin und droht mit Zeter, Mord und Feurio! So ist es denn auch beeindruckend anzuschauen, wie ein Gossenhaus nach dem anderen in Flammen aufgeht. Die tüchtig-tumben Untertanen, die sich schon auf Kohle aus dem Zwergenland gefreut haben, mutieren zu Grillkohle der Marke Gut&Billig. Freilich sind nicht alle Feuer und Flamme dafür. Bard, der an sich selbst verzagende Fischer-Bogenschütze-Lebensretter,schafft es, durch wahnwitzige Zufälle den alten Glockenturm zu besteigen und aus einem Haufen Mist einen Zelda-Super-Bogen zu schmieden. Schmaug, der sich schon als der Größte vorgekommen war, kann dagegen natürlich nur verrecken und geht als fliegender Flammenwerfer in die Geschichte der verslumten See-Stadt ein.

Groß ist da der Jubel unter den verwesenden Versehrten, wobei ein i-Tüpfelchen noch drin gewesen wäre: Der nur mäßig talentierte Superschütze (nicht vergessen: von mehr als drei Schüssen gingen 90% ins Leere!) hätte ruhig seinen nervenden, pubertierenden Sohnemann die Löffel anlegen und ihn als Geschoss verwenden sollen: Das hätte dann nicht nur den Drachen in sieben Teile gesprengt, sondern gleich den gesamten Nordosten von Mittelerde, was die weitere Handlung eigentlich wunderbar hätte kürzen können. Soweit aber kurz und gut zu der in der Tat beachtlichen Eröffnung des dritten Hobbit-Films, der eine solch akzeptable Action so nicht mehr zeigen möchte.

Nach dem Abend droht die Morgendämmerung – und damit auch die Wahrheit: die vormaligen Bewohner von Slum-Stadt stehen vor den Trümmern ihres Lebens. Sie hätten auch nix Besseres verdient, könnte man nun juxen und tatsächlich vermag der Zuschauer nur mit sehr wenigen Charakteren fühlen. Freilich wird deren Schicksal in weniger als 3 Minuten abgehakt (und selbst das ist noch zu viel), in denen sie aus heiterem Himmel geschniegelt und gebügelt mit Sack & Pack zur Weiterfahrt bereitstehen. Dass da ein paar Zwerge in all dem Getrödel lust- und ahnungslos herumstehen, die anmutigende Tauriel (welcher ich mich nachher noch widmen möchte) vergebens ihre Aufwartung macht und ein Legolas nur zwei Sätze geradeaus frei murmeln darf – ja, Mensch, das kann doch nicht so schlimm sein, wenn doch jetzt gleich wieder was passiert. Der olle Bariton nämlich wird der neue Führer und führt – nach einer schleimigen Ansprache samt unvermeidlichem Doofen-Jubel – seine armseligen Freunde von einer Ruine in die nächste. Das alles wäre eigentlich schon Grund genug zum Jammern, aber ich halte mich da lieber noch zurück, denn es geht noch weitaus besser schlimmer.

II. Des Chaos zweiter Akt

Währenddessen, davor oder von mir aus auch danach – eine sinnvolle Reihenfolge ist in diesem Film eh nicht erforderlich – wechselt das Bühnenbild hin zu einer weiteren Ruine nebulösen Titels, wo ein gewisser grauhaariger Zausel-Zauberer bislang in seinem Kummer und Elend frönte. Allmählich, nach so langer Gefangenschaft, dräut ihm nun die letzte Stunde und womöglich hätte sich das namenlose Böse auch an ihm ergötzt, wären da aus heiterem Himmel nicht die drei Musketiere hereingeschneit: Elrond, Sauermann und Galabriele.

Deren Anreise hat man entweder ein wenig filmgerechter aufbereiten oder samt kurzer Action in irritierendem Radau erklären können. Wie sich die Produzenten entschieden haben, kann man inzwischen wohl erahnen – es geht so denn in die Vollen, will sagen: es wird gefochten und gevierteilt im Wiener-Walzer-Schritt: die drei doofen Schweinchen samt Gandalf gegen Ringgeister, Sauron-Diener oder was weiß denn Morgoth alles noch.

Dass es dann aber geschlagene zwei Minuten braucht, diese digitalen Nervensägen in den Papierkorb zu verschieben, erklärt sich einem beim besten Willen nicht. Diese Hampelmänner, die kein Wort herausbekommen und weder Grusel noch Furcht auslösen, wirken wie ins Bild kopiert und agieren wie im Dilletanten-Stadl – als hätten sie aus Kapazitätsengpässen in der Serverfarm allesamt die gleiche Datei geladen, skill_08-15.dat oder so.

Das ganze Geschehen harmoniert auch dialogisch an keiner Stelle. Während Elrond und Saruman ihre Sätze mit Frau/Herrin/Herr Galadriel“ bedeutungslos in den Wind salpetern, dreht Galadriel selber immer mehr am Rad und plustert sich am Ende auf wie eine schizophrene Leuchte. Gekrönt wird dieses Schauspiel noch von einem pixeligen Sauron im CGA-Format, der nichtssagend den Bildschirm füllt und sich ohne tiefgreifende Erklärung wieder selber wegradiert. Sagte Saruman zum Abschied nicht: „Überlasst Sauron mir!“?! Joar mei, das ist zwar gut gemeint, aber wenn er sich lieber dem Drehbuch angenommen hätte, dann wären auch wir Zuschauer höchst zufrieden und müssten uns nicht weiter ärgern über einen solch hemdsärmeligen Quark.

III. Eine Story braut sich da zusammen ...

Von all dem unwichtigen Geschehen bekommen die neuen Könige unter dem Erebor natürlich gar nix mit. Während Bilbo sich zu Recht fehl am Platze fühlen darf, wird Thorin aus unerklärlichen, weil kaum vermittelnden Gründen wahnsinnig und frönt sich seiner neuen Rolle als (Zwergen-)König Midas. Seine nur in groben Zügen denkenden Gefährten, diese Garnitur aus Zwerg-Pygmäen bei denen sich ein Wald- und Wiesentrottel dem anderen ohne Unterschiede ähnlich sieht, können dagegen leider nicht zu Hilfe eilen. Denn wie sollen sie das auch, wenn sie zumeist im Berge lümmeln oder vom Balkon aus in die Ahnungslosigkeit hinüber sehen. Womöglich würden sie ja doch ganz gerne etwas sagen, dürfen sich aber nicht erheben, denn das verdirbt ja die Spannung an einer Stelle, wo es keine gibt.

Gegenüber dem Wolken-Kuckucksheim der Zwerge, in der Ruinenstadt von Thal, ist inzwischen mächtig was am los sein. Gefühlte 5 Minuten nach Abreise aus Slum-Stadt haben sich die gebeutelten Menschen schon in ihrer neuen Bude eingerichtet. Von einer Sekunde auf die andere ist alles wieder im Echo-Lot und es gibt keine Verletzten, alles glänzt im rosa Sonnenschein. Von daher stören die Elben um Thranduil eigentlich nur, die eine Türe weiter auf einmal in den Gassen stehen und eigentlich aus keinem guten Grund gekommen sind. Der Konflikt zwischen Elben und Zwergen um Gelände, Macht oder wegen guten Tischmanieren ist jahrhundertealt und geht eigentlich nur diese beiden etwas an. Warum sich als Mensch also hineinziehen lassen? Warum sich da einmischen und das Leben der wenigen Bewaffneten riskieren, die ja zum Schutze der neuen Heimat nötig wären? Warum den arg Gebeutelten einen weiteren Konflikt anhängen – könnte ja sein, das die Zwerge in Ameisen-Höhe anrücken und nach den Spitzohren den Menschen den Marsch blasen wollen? Tja, unsereins hätte da vielleicht noch was drehen können und eine gütliche Einigung auf später angeregt (sobald die Zwerge mausetot sind, beispielsweise). Der neu gewählte Präsident, auch bekannt als der „Bürgermeister von Kabul“, hat es mit dem Denken jedoch manchmal schwer. So lässt er ohne weitere Erklärung Mann und Mäuschen mit allem Geschirr bewaffnen, um tags darauf eine dritte Halbzeit anzuzetteln. Was dann losbricht, soll sogleich seziert werden; zuvor wollen wir aber noch mal nach Freibad, ähm, nach Gundabad und Umgebung schauen und den amtierenden Bösewichten mal ein wenig auf die Karies fühlen.

Wenn – aber nur wirklich wenn – es etwas am Hobbit zu kritisieren gäbe, dann würde es mit Fugen und Rechten die bösen Charaktere betreffen. Hatten Peter der Große und sein Produzententeam zumindest beim HdR das Kunststück vollbracht, die Orks dank ausgefeilter Maskerade schaurig, hässlich und auch Stück weit „realistisch“ aussehen zu lassen, so verzichten sie bei der Hobbit-Reihe gänzlich auf bleibende Eindrücke. Stattdessen bekommen wir es überwiegend mit Schießbuden-Figuren aus den 90er Jahren zu tun. Ein Ork schielt so öde wie der Rest der Truppe und bringt nicht mal den Basis-Schauspielsatz zustande. Das gilt für Schütze Arsch im letzten Glied genau so wie für die beiden Eierköppe an der Spitze. Natürlich sind Bolg und Azog in erster Linie Krieger und müssen als solche nicht die Hochschulreife abgeschlossen haben. Ein bisschen Charakter aber hätte den beiden Bleichgesichtern wahrlich gut getan, so aber geben sie ein wahres Duo infernale ab: einer grunzt dümmer als der andere, sodass die Redewendung „Wie der Vater, so der Sohn!“ nun endlich auch in Mittelerde massentauglich wird. Fassen wir darum die fiesen Szenen kurz zusammen: Dumm & Dümmer organisieren ein Riesenheer an Fledermäusen, Söldnern, Riesenwürmen und weiterem Geviech und schicken es in Richtung Erntebrot zur Verhandlung über die kommende Müllabfuhr (oder so).

IV. Die Schlacht der CPU's

Mit Beginn des großen Tages hat sich beim Erebor inzwischen einiges getan. Nach einem vergeblichen, übrigens saublöd umgesetzten diplomatischen Geplänkel zwischen Bard und Thorin (wieso quäken die durch ein Abflussrohr, anstatt sich feldherrenmäßig bei einer Runde Schach zu treffen?), ist nun endlich Schicht im Schacht. Elb' und Mensch stellen eine Wehrmacht auf und marschieren im Stechschritt bis an das Tor des Goldspeichers heran, um dort ultimativ „meeein Schaaatz!“ zu fordern. Freilich interessiert das den Zwergen-Gespann erst mal wenig, so dass sie den Draußenstehenden den langen Finger zeigen, indem sie weiter provozierend in die Ferne schauen.

Das grämt natürlich Thranduil, den Pferdeflüsterer und bestimmt hätte der angefangen gleich genauso fies zu gucken, wenn da nicht, in diesem Moment, die Orks ... na, halt, noch nicht ... ein Zwergenabteil unter dem Kommando von Käpt’n Pain die rechte Flanke heruntergekrochen käme. Die ollen Zwerge aus ganz Mittelerde lechzen also auf das Schlaraffenland aus Gold und Silber. Zuvor aber müssen sie wohl die vielen überflüssigen Gutmenschen überreden, einfach wieder abzuhauen (und ein anderes Mal wiederzukommen). Irgendwie verständlich, dass die arroganten Waldbewohner sich von kleinwüchsigen Proletariern nicht einen Piepton sagen lassen. Also fühlen sich beide Seiten konsequenterweise im Recht und würden nun am liebsten das Faustballett eröffnen. Tja – und daraus wurde leider nix, denn JETZT reißt sich die Erde auf und aus dem feucht-warmen Inneren ergießt sich das böse Heer der Orks und bietet allen Anwesenden freie Dresche an. Damit ist’s mit Frieden frieden und es beginnt die berüchtigte Schlacht der Fünf Heere, obschon ich eigentlich nur Vier gezählt hab'.

Schon klar, das Fantasy-Blockbuster ohne digitalen Zauber kaum so eposante Massenszenen zeigen könnten, wie sie in den letzten 10 Jahren in verschiedensten Filmen zu bewundern waren. Allerdings – es günge denn auch anders: Braveheart, Der Erste Ritter, Königreich der Himmel ... sie alle zeichnen sich durch reale, wandlungsreiche Schaukämpfe aus und bieten so ein nachvollziehbares Geschehen. Schmerz, Trauer, Wut und Leidenschaft – all diese Facetten verkommen jedoch in Jackson’s CGI-Gewitter und in einer substanzlosen Prügel-Masse ohne Schauwert.

Da klopft ein Zwerg gestandene Krieger mit nem Head-Butt um; da rennen Ziegen, Elche und Bären fröhlich durchs Gemüse wie an einem Junggesellenabend. Alles Helden, aber ja und sie fallen wie die Fliegen, nur dass sie das nicht die Bohne weiter juckt. Von all dem überladenen, strapaziösen Battle passiert in einer Stunde derart viel, das man sich schon nach 5 Minuten an kaum etwas erinnert. Darum wollen wir einmal das Schlachtfeld wechseln und zu den Menschen nach Thal hinüberblicken.

V. Praktikanten beim Militäreinsatz

Dort gerät der Kampf denn schon ein wenig interessanter. Die Orkus nämlich – wie können sie nur! – haben einen, für ihre Verhältnisse erstaunlich ausgefeilten Kriegsplan aufgestellt und setzen diesen auf Zeichen wehender Gardinen in die Tat um: der Sturm auf die Ruine Thal ist das Ziel. Schon nach kurzer Zeit sind die ersten Statisten überwunden, die hierfür ganz super mitgespielt haben! Die Orks erkennen dies auch grunzend an und meucheln sich problem- und vor allem toll ereignislos, weiter bis ins Zentrum vor.

Inzwischen sollten die Menschen mitbekommen haben, das ihnen bald ein Vollbad im eigenen Blut bevorsteht, so dass man doch schnellstmöglich einen Strategen bräuchte, der die dämlich agierenden Rekruten zu erfolgreichen, Mc Kinsey-Stammeskriegern umschult. Einen solchen Napoleon mochte wohl Bort, der Drachentöter, ganz gerne geben, doch leider ist der Möchtegern-Waldläufer eine Fehlbesetzung erster Sahne, wie man an mehreren Szenen bewiesen bekommt: Die Sicherheit seiner Familie, diplomatische Angelegenheiten und sonstige wichtige Entscheidungen einem windigen Bürokraten-Wurm anzuvertrauen, ist weder gutgemeinte Absicht noch ein peinliches Versehen, sondern ausschließlich Hochverrat an einer guten Story.

Und nicht nur, dass Bartholomeus als Ernährer und Beschützer total versagt – er ist so denn auch militärisch gesehen voll vom Mond: Da schickt er die Frauen und Mädels erst runter in den Keller, wo sie sich hungernd und frierend ein wenig geistig zerstreuen dürfen; und als es nicht mehr genug mittelalterliches Kanonenfutter gibt, dürfen sie selbstlos ihren Mann einstehen! „Da werden Weiber zu Hyänen!“, hat der olle Goethe schon geahnt. Wollen die etwa den totalen Krieg? Die totale Mobilmachung kommt jedenfalls sofort in Gang und ich bin gespannt, ob der Director’s Cut dann die Manns-Weiber aus Thal-Stadt zeigt, wie sie die Bösen mit dem (Schnee-)Besen verdreschen oder schlicht und einfach zu Tode meckern.

VI. Tauriel's Tragödie

Tauriel – oh, welch Herrlichkeit, die da über Mittelerde strahlt! Ein Genuss, sie zu bewundern und an ihrer Seite mitzufiebern, wenn sie das Chaos lichtet und mal für entspannte Ruhe sorgt, zwischen all den Behämmerten zu Felde!

Eines gleich vorweg: es hätte mehr von ihr zu sehen sein sollen. Sie bzw. ihre Darstellerin, Nicole Evangeline Lilly (Männers, ihr braucht nicht erst zu googeln: [www.evangeline-lilly.net]), erheitert über ganze Passagen und lässt Vernunft und Logik walten. Aber warum hat sie den armen Kili nicht retten können (und am besten auch den ganzen Film)? Kämpferisch, elegant und einfühlsam; das ist sie doch! So schöne Attribute, mal ganz beiläufig erwähnt, sollte übrigens jede Frau zu Eigen haben, wenn sie im Tolkienschen, nicht ganz kitsch- und rassismusfreien Männerzirkus, ein würdevolles Statement setzen will. Dass sie in den anderen Fassungen des Hobbits aber mit noch mehr Auftritten bedacht sein könnte, wird wohl als „Frommer Wunsch“ ins Archiv geheftet. Nun, Big Peter tat zunächst sehr wohl daran, ihr eine filmübergreifende Rolle einzuräumen. Nur wie springt er dann weiter mit ihr um? So viele Gelegenheiten, es anders, besser, herzlicher zu setzen – und dann grassiert der Mainstream durch das Zelluloid!

Mal abgesehen von erhabenen, moralisch vorbildlichen und storymäßig eindrucksvollen Szenen, war ich vor allem an einem interessiert: dass ein kleiner Kerl seine großen Liebe haben darf. Tauriel hat dies sicher ebenso gesehen, nur warum ist sie dann so schüchtern??

Warum sich nicht den Kleinen krallen? Ihn einfach an den Busen heften? Und dann mit ganzer Liebe drücken? Tot geknutscht zu werden, das ist es doch, wofür sich Sterben lohnt! Und Kili, Mensch! Du hattest doch mehr als eine Chance. Hättest dich mal auf deine Zehnspitzen gestellt: die Lippen wässern, Augen zu und durch! Und wenn das nicht hätte sollen sein? Na, selbst die Ohrschalle, die dann folgen würde sowie der Schwitzkasten danach wären die Herz-Attacke wert gewesen.

So aber ergießt sich bitteren Endes ein Klischee, das einem die Maultaschen zergehen. Toll gemacht, Herr Regisseur! Lässt den Kill-i dümmlich pfählen und Tauriel zusammenbrechen, mit bühnenreifer Konsequenz. Ist ja schön, dass sie ihn noch mal knutscht! Nur stimmt das Timing nicht mehr ganz: nach der Henkersmahlzeit schmeckt’s ein bisschen fade. Und bitte wie? Was sagte Miss Elbine noch unter Tränen? Auf die Liebe verzichten, möchte sie? Das glaub’ ich aber gern – bei 500 Jahre Leben und der Aussicht auf Unsterblichkeit, hm?!

Naja, man mag’s an dieser Stelle gut sein lassen: Die maue Romanze, die der Drehbuch-Schreiber auf dem Schmierblatt umrissen haben muss, ist und bleibt ein Murks an Emotionen. Und dennoch muss ich eingestehen, das mich das Wenige an Gefühlen irgendwie berührt. Ob es da kleine wie große Parallelen zu meinem frohen Dasein gibt? Nun, darüber lässt sich nicht mehr grübeln, denn mit der Liebe ist auf einmal wieder Schluss: am Horizont kündigt sich noch mal eine Bomben-Schlacht an und das ist die letzte in dieser griechischen Tragödie.

VII. Und noch einmal in die Vollen!

Kurz vor dem endgültigen Versiegen von Logik und sinnvollem Geschehen schien es, als würde doch noch was passieren: das zweite Ork-Heer aus Gundabad kommt fröhlich über die Alpen marschiert. Dass es etwa 60 Film-Minuten Verspätung hat, kann ihm keiner übel nehmen, denn es gab nix zu verpassen und für rechtzeitiges Erscheinen keinen festen Grund! Immerhin, dass zweite Heer ist ausgeruht, gegenüber allen Weichlingen in der Überzahl und ferner äußerst MOTIVIERT (glauben Sie mir: im finsteren Erebor schlummern etwa 78.000.000.000.000.000.000.000 $, das IST motivierend)! Also reibt sich der innere Schweinehund schon mal die Hände und begrüßt das kommende Gekloppe in der freudigen Erwartung, dass die wichtigsten Charaktere endlich eins auf den Pickel krieg’n.

ABER dann? Was ist denn das?! Da schwirrt ein Rudel Vogelvieh heran und spielt sich auf wie die Posaunen von Jericho. Da möchte man den Fiesen raten: Wollt ihr euch denn nicht mal wehren?!Mit einem Vogelkäfig? Nem Schießgewehr? Oder sonst irgendwas zum Ballern? Runter mit dem Vogelvieh und druff uff alles, was da kreucht und fleucht! Kann doch nicht so schwer sein, doch das geschieht stattdessen: die Reihen werden ohne Widerstand gelichtet von einem Schwarm debiler Krähen, die der Herr der Ringe mal eben ausgeliehen hat!

Dass die Orkse auf so eine Verlade dann keinen Bock mehr haben und sich zum Feierabend wieder in die Sandlöcher flüchten, kann man denen nicht verdenken. Zurück bleibt ein Meer an toter Heiterkeit sowie ein Zuschauer, die sich einen Augenblick lang fragt, wofür er gleich noch mal den Eintritt zahlte. Na schön, Thorin stirbt zum großen Finale und das in einem Augenblick, der – als einer von sehr wenigen in diesem Film – tatsächlich berührt.

VIII. Das Grauen ist (noch nicht) vorbei

Tja – und dann ist das Wesentliche eigentlich geschehen. Die Elben sind am tot sein und selber schuld. Stuntman Legolas sucht seinen Kumpel, genannt der Stricher. Gandalf weiß auch nichts weiter mit sich anzufangen und Tauriel ... ach, sie lässt einen einfach nicht in Ruhe.

Gilbo, der als Titelträger, Chefcharakter oder Weltenretter herhalten sollte, scheint alles richtig gemacht und sich vorbildlich aus der Geschichte herausgehalten zu haben. Oder kann mir jetzt irgendjemand eine Szene benennen, bei der unser sogenannter Meisterdieb, wohl eher ein verschnörkelter Laden-Lump, etwas WICHTIGES verbrochen hat (das Auffinden eines schnöden Ringes ist keine große Leistung, wenn man ihn einem entlaufenen Irren mopsen kann)?! Barbesucher Bard und seine Sippschaft kochen ihre eigene Suppe weiter und was die Zwerge mit ihrem neuen Königreich nun anzufangen gedenken, dies wird uns dreist verheimlicht. Sonst noch was? Ist da weiter wirklich nix? Der insgesamt heillose Zusammenschnitt der Szenen und das abrupte Ende des Spektakels wirft mehr Fragen auf, als Wikipedia resp. Stupidedia darauf eingehen kann.

Also geht es einfach so nach Hause, in Rekordzeit von einem Cut zum Anderen und Bilbo und Gandalf tun dann so, als gäbe es nix weiter zu bereden. Ist ja nicht so, dass da drüben in der Zone, was gewesen wäre: 10 Millionen Tote, eine abgefackelte Slum-Stadt, ein zähneknirschendes Bündnis zwischen Feinden alter Zeit, Mumps & Mus und eine ganze Wagenladung dummer Dialoge. Und was vollbringen Dildo Deutling und sein Opa?! Stehen wie die Zinnsoldaten vor dem Bluescreen-Wald und blubbern Phrasen aus dem Duden von 1429. Cineasten, Kino-Gänger und Freunde guter Filme – wollt ihr etwa mehr???

Um mit der Verfilmung endlich abzuschließen, noch die letzten Sätze zum einfallslosen Ende: hanebüchen und ohne Aha!-Effekt trollt sie der gebeutelte Bilbo, nach kurzen Monologen mit der buckligen Nachbarschaft, in seine Grotte. Dort legt er den Ring beiseite, blinzelt kurz und ist auf einmal 100 Jahre älter! Ja, da schau aber her: das Leben geht weiter, „The Show must go on“ und wenn er noch immer nicht gestorben ist, der Zuschauer jedenfalls hat vor dieser Folter längst schon alles hingeschmissen.

Lieber Michael Jackson: bleib doch einfach bei denen Leisten. Und verwende 250.000.000 $ Filmvermögen einfach wieder sinnvoll: für ein Braindead 2.0, Another Bad Taste oder eine Neu-Aufführung der lieben Feebels.

Der Hobbit 3, da gibt es nix zu rütteln, eignet sich dank simpler Action und reichlich Mumpitz für unkritische, schnell zu begeisternde Erwachsene.

Kindern hingegen ist der Film ein Stück zu doof.

-- ENDE --

Mittelerde wird von vielerlei bezaubernden und zuweilen verstörenden Gestalten bevölkert. Übertroffen wird dieser malerische Landstrich allerhöchstens noch von der Stupidedia!
Falls du dort noch nicht genug verzaubert oder verstört worden bist, kannst du es ja mal mit diesen Wesen versuchen.

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