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Andreas Lubitz

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++++++++ Liveticker: Andreas Lubitz trug vor seinem Tod grünes Hemd ++++++++


Die Golden Gate Bridge ohne Andreas Lubitz - ein selten gewordenes Bild.

Andreas Lubitz (auch Andreas L. oder auch DER AMOKPILOT VON GERMANWINGS) besitzt die wundersame Fähigkeit, die Relevanzkriterien im deutschen Journalismus von IS, Ukrainekrise und Flüchtlingsproblematik auf Cockpittüren und Krankschreibungen zu lenken. Des Weiteren bringt er es fertig, Millionen von Menschen andächtig zum Schweigen, andererseits eine kleine Gruppe narzisstischer Wichtigtuer, so genannte Journalisten, unablässig zum Reden zu bringen.

Zudem ist er noch vor Andreas Kümmert der bekannteste Andreas seit dem Neuen Testament und hatte im März 2015 schon den Titel des Unmenschen des Jahres sicher. Das liegt vor allem daran, dass diesen Sommer kein großes Fußballturnier stattfindet und so kein Eigentorschütze in der 90. Minute des WM-Finales ihm diesen Titel noch streitig machen könnte.

Leben

Andreas Lubitz gehört wie Victor Noir, Tugce Albayrak oder Robert Enke zu den Menschen, deren Leben erst durch einen möglichst spektakulären Tod eine in irgendeiner Form nennenswerte Relevanz erhalten hat. Jetzt, da der Mann sein Flugzeug samt kompletter Besatzung und Insassen an die Felswand gesetzt hat, werden im Minutentakt in Livetickern und Eilmeldungen über sein prämortales Leben bekannt: seine Ausbildung, seine Krankschreibung, sicherlich auch bald seine Schuhgröße und seine Rasierschaummarke.

Tod

Da ist es passiert. Ganz bestimmt 11elf!

Über den Tod von Andreas Lubitz zu berichten, hätte wenig Sinn. Jeder weiß, wie dieser Mann zu Tode gekommen ist, es sei denn, er ist gleichzeitig taub und blind, in Isolationshaft oder verbringt gerade ein Auslandssemester auf dem Mars. Aber gut, da Redundanz eh Qualitätsmerkmal pluralistischer Pressefreiheit ist, noch einmal:

Nachdem der (OH MEIN GOTT, WIE KONNTE DAS PASSIEREN?) namentlich noch nicht bekannte Pilot des Germanwings-Fluges 4U9525 aufgrund elementarer Bedürfnisse das Cockpit verlassen hatte, sperrte sich Copilot Andreas Lubitz in selbigem ein. Da er nur eine Piloten-, aber keine Schauspielausbildung genossen hatte, verzichtete er auf markige Sprüche à la „Hasta la vista, Baby“ und beeindruckte die Zuhörer der Voice-Recorder-Bänder mit 8 Minuten langem Daueratmen.

Zumindest ist das der Stand heute, spätestens übermorgen werden sicherlich deutsche Medien „unbestätigten Quellen zu Folge “ gleich mehrere Theorien zu seinen letzten Worten anstellen. Unmittelbar nach jenen letzten Worten leitete der Mann einen Sinkflug ein, den sonst nur Borussia Dortmund in der Hinrunde hingelegt hatte (OH MEIN GOTT, DER AUTOR MACHT SICH ÜBER DIE OPFER LUSTIG, TÖTET IHN UND SCHÄNDET SEINE LEICHE!).

Selbiger endete an einer Felswand und Lubitz war tot. Selbstverständlich auch die 149 anderen Insassen seiner Maschine, um einen psychisch labilen Rheinland-Pfälzer wäre es ja nicht schade. Seitdem entdecken alle fotogeilen Provinzjournalisten ihre Lust an alpinen Frühlingswanderungen.

Nachwirkung

Man vermutet, die ersten Spekulationen über die Unfallursache wurden schon angestellt, bevor das Flugzeug überhaupt gestartet war. Oder zumindest die ersten Bekundungen, sich nicht an den Spekulationen zu den Ursachen beteiligen zu wollen. Nachdem man das ganze Land erstmal überstürzt in eine Absturzbestürzung gestürzt hatte, gab man sich Spekulationen über den Flugschreiber hin.[1] Blöd nur, dass der relativ schnell auftauchte, also musste man wieder evidenzbasiert berichten. Die Katastrophe nahte: Den deutschen Medien drohte der Stoff auszugehen.

Wie praktisch, dass immer mehr Infos zu den Opfern durchdrangen. Es waren Deutsche! Keine Chinesen, Holländer, kein polnischer Präsident – nein Deutsche! Eine Schulklasse auf dem Rückweg vom Schüleraustausch: Besser hätte man es nicht scripten können! Als man diese Misangelia weiter verbreitet hatte als die Flugteile einer German-Wings-Maschine (oh nein, schon wieder!), entdeckten überall Reporter die Vorteile einer kameragestützen Gesprächstherapie für traumatisierte Angehörige.

Auf Bild.de gepostetes Foto der Unglücksmaschine - bis klar wurde, dass es
a) eine Zeichnung ist und
b) einer ganz anderen Airline gehört.

Diese hatte zwar gerade ihre nähesten Angehörigen verloren und sicher Bock auf alles außer aufdringliche Journalisten, bzw. ihr Konterfei in der Tagesschau zu sehen, aber wen interessiert das schon: Schließlich hatte man schon seit 10 Minuten nichts mehr auf dem eigenen Twitteraccount gepostet. Das Veröffentlichen von weinenden Angehörigenpics, das geht ja gar nicht! Und schon hatte die Etwas-mehr-Qualitäts-Presse etwas zu berichten, da sie sich aufgrund ihres Qualitätsanspruchs ja von Spekulationen über die Sockenfarbe des verstorbenen Opernsängers fernhalten musste.

Während das eine Medium etwas komplett irrelevantes herausposaunte, konnte sich ein anderes über genau diese Irrelevanz aufregen, ein anderes dann wiederum über die Pietätlosigkeit. Eine Hand wäscht die andere, Schlagzeile generierte Schlagzeile. Generationen von Physikern war es nicht gelungen, aber jetzt war es geschafft: Das multimediale Perpetuum Mobile war geschaffen.

Und tatsächlich, es funktionierte: Als endlich der Schuldige gefunden war, nämlich – genau – Andreas Lubitz, da ging es weiter. Zunächst machte man auf Harry Potter und verweigerte sich, den Namen des Piloten zu nennen – als ob es Dem-Der-Nicht-Genannt-Werden-Darf etwas ausmachen würde, er war ja schon tot. [2]

Als dann aber die New York Times und Le Monde schon die ersten Kurzbiographien herausbrachten, konnte man auch mit gutem Gewissen den Namen schreiben. Da das Eis erstmal gebrochen war, konnte man auch die ersten Fotos vom Piloten posten. Vollkommen unabhängig, aus welchem Rattenloch man diese geholt hatte, man hatte sein Motiv gefunden: Ein milchgesichtiger Endzwanziger vor der Golden Gate Bridge; was ein Foto: Selbstmörderpilot vor Selbstmörderbrücke, man kann es gar nicht besser scripten!

Die nächste Phase brach an: der Sängerkrieg um den krassesten Titel. Wie kann man den Mann am besten niedermachen, oder auch: Wie viele Bindestriche kann man dem Leser noch zumuten: Todes-Pilot, Amok-Mörder-Pilot, Amok-Mörder-Germanwings-Killer? Den Vogel hat dann aber doch die Bild abgeschossen: Der Amokpilot von Germanwings. Es stellt sich nur die Frage, wann die Bild für eine gute Quote die Todesstrafe für Andreas Lubitz fordert.

Fußnoten

  1. Quelle
  2. Nur so nebenbei: Voldemort ist übrigens Französisch und heißt „Todesflug“.

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Gelungen

Der Artikel Andreas Lubitz ist nach einer erfolgreichen Abstimmung mit dem Prädikat Gelungen ausgezeichnet worden und wird zusammen mit anderen gelungenen Artikeln in unserer Hall of Fame geehrt.

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