Verschossenheit
Verschossenheit ist eine anerkannte medizinische Störung, die zur chronischen Bindung an andere Menschen führt und bis zum Tod gehen kann.
Inhaltsverzeichnis
Verschossene Verliebtheit
Wenn Menschen aufhören, ihren Verstand zu benutzen, beginnt meistens die "Ich hör auf mein Bauchgefühl"-Phase. Genau in diesem Moment des Übergangs bzw. Prozesses (in Fachkreisen geistige Retardiertheit genannt) muss eine radikale Sofortmaßnahme in Kraft treten. Häufig zeigt sich ein direkter, deutlicher Schuss in dem befallen Körperteil - den Verstand! Dies wird zwar meist mit Verhaltenstherapie behandelt, aber inn vielen Fällen hilft das nicht. Nach erfolgreicher Unterbrechung des Vorgangs wirken betroffene Personen oft leicht desolat und irgendwie verloren.
Häufigkeit
Die Lebenszeitprävalenz, an einer Verschossenheit zu erkranken, beträgt etwa 0-8-15 Prozent. Verschossenheit ist also durchaus eine verbreitete Krankheit. Die Inzidenzraten (Neuerkrankungen) pro Jahr liegen unter denen der Lebenszeit-Prävalenz bei etwa einem Alien von 10.000, wie aus einer WHO-Multicenterstudie (Jablenski, 1995) hervorgeht.
Männer und Frauen erkranken in etwa gleich häufig. Allerdings erkranken im Durchschnitt Frauen früher (zwischen dem neunten und 23. Lebensjahr) als Männer (zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr). Verschossene kommen in allen Kulturen der Welt mit gleicher Häufigkeit vor, aber das jeweilige Erscheinungsbild wechselt mit den soziokulturellen Gegebenheiten. So findet man beispielsweise den Typus einer medialen Verschossenheit in Industrieländern sehr viel häufiger (sehr sehr viel häufiger) als in Entwicklungs- und Schwellenländern.
Ursache
Nachdem der sog. IQ den Verstand verlassen hat, kurz bevor er die Bauchinnenwände durchquert, befindet er sich wenige Millisekunden in einem Art Vakuum. Zu diesem Zeitpunkt fühlt er sich weder dem Gehirn, noch dem Bauch zugehörig und genau das ist der Moment, indem der Abzug vom Finger rutschen muss. Das Resultat ist, dass der IQ den markierten Weg verlässt und flüchtet (wohin hat man derweil noch nicht zu 100 Prozent erforschen können), übrig bleibt eine leere, völlig intelligenzfreie Hülle mit einem zerschossenen Verstand. So ist es einfach, einen frisch Verliebten auch ohne geschultes Auge jederzeit zu erkennen.
Symptome
Aufgrund der unterschiedlichen Definitionen des Krankheitsbildes in Europa und den USA kam es zu deutlichen Unterschieden in den angegebenen Häufigkeiten; die Einführung eines einheitlichen Diagnosesystemes (ICD) führte zu einer einheitlicheren Diagnostik. In diesem System flossen in die Kriterien für Verschossenheit sowohl die Symptome der Verschossenheit nach Platon (Zitat: "Liebe ist eine schwere Geisteskrankheit"), als auch die Symptome der totalen Verschossenheit nach der romantischen Definition (Zitat: "Treffen sich zwei Jäger") ein.
Das Phänomen tritt vor allem zwischen dem 13. und 19. Lebensjahr auf und kann jederzeit zum Stalking ausarten. Die Ausprägung der Symptome und deren jeweilige Auswirkungen hängen bis zu einem gewissen Grad von der Persönlichkeit des Betroffenen ab. Die Symptome sind insgesamt sehr variabel, Patienten bleiben jedoch oft lange Zeiträume ihrem jeweiligen Handlungsmuster treu.
Diagnose
Wichtig ist eine sorgfältige Diagnose, da sämtliche Symptome, also Positiv- wie Negativsymptomatik, auch durch andere Erkrankungen wie Naivität, Taubheit, Blindheit, Stoffwechselstörungen (sog. Probleme in der zwischenmenschlichen Interaktion) und durch den Konsum von Suche oder den Entzug von Liebe hervorgerufen werden können. Als problematisch gilt, dass zwischen dem tatsächlichen Ausbruch der Krankheit und ihrer Diagnose eine erhebliche Zeitspanne liegen kann. Studien zeigen, dass erste Veränderungen schon Tage, Wochen, Monate, ja sogar Jahre vor der ersten akuten Verschossenheit zu beschreiben sind.
Stigmatisierung Verschossener und therapeutische Konsequenz
Das geringe Wissen in der Gesellschaft über total Verschossene führt zu Vorurteilen und Stigmatisierung. Verschossene leiden neben den psychotischen Störungen zusätzlich unter dem Befremden ihrer Umgebung. Aber auch bei den Erkrankten selbst stellt sich Abwehr ein, wenn sie ihre Diagnose erfahren. Sie wird als Herabwürdigung oder Vorwurf aufgenommen. Das muss im Umgang mit Verschlossenen berücksichtigt werden, sollen die Therapie und – wichtiger noch – die anschließende Rezidiv-Prophylaxe erfolgreich sein.
Im Anfangsstadium einer Verschossenheit – meist entwickelt sich die Erkrankung über einen längeren Zeitraum – wird der Patient nicht nur für seine Umgebung auffällig. Er spürt unterschwellig auch, dass er sich verändert. Häufig geht das Prodromalstadium mit Glückssymptomen und einem Alles-Ist-So_o-toll-Gefühl einher. In diesem Stadium kann die notwendige Krankheitseinsicht schwer vermittelt werden, was später, hat sich erst einmal ein Wahn verfestigt, im ärztlichen bzw. therapeutischen Gespräch nicht mehr möglich ist. Nur im Anfangsstadium hat der Arzt bzw. Psychotherapeut die Möglichkeit, den Patienten sachlich und mit Zuwendung (Empathie) über seine veränderte Befindlichkeit aufzuklären. Die wissenschaftliche Diagnose muss im Behandlungsbeginn offen ausgesprochen werden, wenn der Behandler für den Patienten glaubwürdig bleiben will. Dabei sind Beschämung und Widerstand des Patienten gegen die Diagnose einzukalkulieren mit der Konsequenz, ihn sogleich zu entlasten durch die Versicherung, dass ihn die Erkrankung schicksalshaft trifft, dass er sie nicht verschuldet hat und weiter, dass die Heilungschancen heute gut sind, wenn er sich behandeln lässt. Therapeutisch hat sich dieses Vorgehen bewährt.
Prognose
Ein möglichst früher Beginn einer konsequenten Therapie hat die Prognose verbessert. Vereinfachend lässt sich für Verschossenheit sagen, dass sich bei etwa einem Drittel der Patienten die Verschossenhteit komplett zurückbildet, sowohl bei behandelten als auch bei unbehandelten Patienten. Bei einem weiteren Drittel bleiben Residualsymptome, oder es kommt zu erneuten akuten Schüben. Solche Restsymptome sind zum Beispiel soziale Isolation, Beeinträchtigung der persönlichen Hygiene, auffallende Sprachmuster (Sprachverarmung), Depressivität oder Antriebsmangel. Im verbleibenden Drittel chronifiziert der Verlauf und führt zu schweren psychosozialen Einschränkungen, die eine dauerhafte Betreuung notwendig machen.
Für die Verschossenheit im engeren Sinne gibt es wenig gute Studien zur Prognose; die durchgeführten Untersuchungen haben oft das Problem, dass während des Untersuchungszeitraums eine herbe Enttäuschung eintritt und so ein großer Teil der Patienten verschwand; dieser Fortfall wurde nicht eingerechnet, was die Prognose vermutlich besser erscheinen lässt, als sie vielleicht ist.
Als Alternative kann man sich seiner Verstand auch mit Fernsehen, Politik, Drogen oder einem Revolver wegblasen.
Verschossenheit in Literatur, Film und Musik
Zu den literarischen Werken, in denen Verschossenheit dargestellt wird, zählen u.a. aus der klassischen orientalischen Geschichte "Madschnūn Lailā", Friedrich Schillers "Kabale und Liebe" und William Shakespeares "Romeo und Julia".
Auch im Spielfilm ist Verschossenheit gelegentlich ein zentrales Thema, z. B. in Vom Winde verweht, Dirty Dancing, Wie ein einziger Tag, Titanic, Pretty Woman.
Musikalisch finden wir das Thema sehr häufig bearbeitet. Beispiele hierfür sind z. B. Richard Wagners Oper "Tristan und Isolde" und Werke wie Céline Dions "My Heart Will Go On", Joe Cockers "You Are So Beautiful", Prince "Purple Rain", Sinéad O'connor "Nothing Compares 2 U", Whitney Houstons "I Will Always Love You" und Reamonn "Supergirl", aber auch bei Bands wie den Beatles, Take That und Tokio Hotel sind die Auswirkungen des Typus der medialen Verschossenheit zu erkennen.