Diverses:Wort zum Sonntag/KW 10 2017

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Liebe Gemeinde,

Was war das für eine Woche? Ein durchgeknallter Kindermörder streift durch Wanne-Eickel, ein Irrer mit Axt besucht den Düsseldorfer Hauptbahnhof, Laura Dahlmeier schießt sich unaufhaltsam durch die Biathlon-Welt und gewinnt gefühlt auch dann, wenn sie ausschläft und eine Stunde später als die anderen startet, in den USA gibt Dirk Nowitzki uns allen einen weiteren Korb, der irgendeinen Rekord bedeutet und irgendwo in Barcelona platzen in letzter Minute die Pariser. Und das war noch längst nicht alles.

Entree verboden voor onbevoegden!

Findet Nazivergleiche auch doof: Norbert Hofer.

Was haben die Türkei und die USA derzeit gemeinsam? Richtig! Eine Regierung, die derartig penetranten Unfug betreibt, dass es sich quasi jede Woche lohnt, darüber zu berichten. Beide Seiten versuchen sich dabei stets gegenseitig in ihrem Bullshitfaktor zu übertreffen. Diese Woche zog die türkische Seite dann die ultimative Geheimwaffen aller schlechten Komödianten, wenn wirklich gar nichts mehr geht – Den guten alten Nazivergleich.

Zugegeben, der Nazivergleich ist so alt, der hat schon einen kleinen Schnauzbart. Trotzdem ist dieser Klassiker der geschmacklosen, faktenarmen Diskussionskultur einfach nicht wegzudenken, wenn man im Angriffsmodus bereits gefühlt die Grenze nach Polen überschreitet. Und so dachte sich Antatolien-GröFaZ Recep Erdogan, es sei wirklich an der Zeit, die offensichtliche Unbegeisterung der gastunfreundlichen Deutschen über die wiederholten Auftrittsversuche türkischer Amtsträger, die mit Begeisterung um das Ermächtigungsgesetz Erdogans werben möchten, mit einem Verweis darauf zu kommentieren, dass Deutschland Meinungsfreiheit und Demokratie nicht duldet, genau so, wie es halt bereits zu Zeiten des Dritten Reichs gewesen ist.

Gut. Soweit, so nicht neu. Nazivergleiche gegenüber Deutschland sind so häufig, sie könnten ein tausendjähriges Reich bevölkern. Nahezu täglich druckt irgendwo auf der Welt eine Zeitung ein Bild von Angela Merkel mit Bärtchen und Hitlergruß. Das Ganze ist mittlerweile so originell, dass Mario Barth ein Programm dazu machen würde. Aber aus dem Munde eines Mannes, der derzeit dabei ist, Meinungsfreiheit und Demokratie dermaßen episch mit Füßen zu treten, dass Zlatan Ibrahimović nur bewundernd mit dem Zopf wackeln kann, entbehrt es sich aber nicht eines gewissen Witzes.

Der nächste Streich dann am Wochenende. Nun sind auch die Niederländer allesamt Nazis, weil sie die türkischen Würdenträger auch nach Diskussionen nicht auftreten lassen. Anstatt sich hier, wie es die deutschen Kollegen so elegant versuchten, die Auftritte mit Verweis auf mangelnde Brandschutzmaßnahmen (schließlich wird da ziemlich gezündelt) zu vertagen, schmeißen die Niederländer die türkischen Minister einfach raus. Ohne wenn und aber. Das Ergebnis: Eskalation.

In Ankara wurden die niederländische Botschaft und das Konsulat aus „Sicherheitsgründen“ abgeriegelt und der Geschäftsträger der niederländischen Botschaft ins Außenministerium einbestellt, während Erdogan den Niederländern vorwarf, allesamt Faschisten zu sein.

Kleiner Geschichtsexkurs; Zu Zeiten, in denen der Faschismus in Europa ungestört seine Bahnen zog, konnte man in den Niederlanden anrufen, so viel, wie man wollte – War immer besetzt. Die Niederlande haben nicht die beste Erfahrung mit Faschismus gemacht. Irgendwie also kein Wunder, dass sie einen wie Recep Erdogan nicht zwingend unterstützen möchten. Zumal die Niederländer gerade ohnehin schon damit beschäftigt sind, Geert Wilders von der Macht fernzuhalten. Wenn man schon Despoten im Inland hat, muss man nicht auch noch die aus dem Ausland unterstützen.

Der größte Gag von allen aber ist übrigens die Tatsache, dass nichts geringeres als die türkische Verfassung Wahlkampfauftritte türkischer Politiker im Ausland verbietet. Die türkische Regierung ignoriert diese Verfassung aber durchaus bewusst, wie diverse Regierungsvertreter auch gern zugeben. Ohnehin sei es das langfristige Ziel der AKP unter Erdogan, die Verfassung der Türkei außer Kraft zu setzen. Das sind Methoden, die erinnern durchaus an.... ja... Sie wissen schon...

Dümmer, als die Polizei erlaubt

Saß wieder in irgendeiner Talkshow: Rainer Wendt

Mir müssen aber nicht nach Ankara schauen, um Moralapostel erster Güte dabei zuzuschauen, wie sie sich selber in die Pfanne hauen. Dafür gibt es in Deutschland zur Zeit Rainer Wendt.

Wer Rainer Wendt nicht kennt: Rainer Wendt ist kein Außenverteidiger von Borussia Mönchengladbach (Das ist Oskar Wendt), sondern Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft. Ein lustiger Mann im Anzug mit wenig Haaren, aber ganz viel Meinung zu eigentlich allem.

In den letzten Jahren tingelte der 60-jährige Duisburger durch die deutsche Medienlandschaft, um dort hauptsächlich seinen Finger in Wunden zu legen, die vorher gar nicht da waren und kluge, politisch neutrale Sätze zu sagen wie: „Es gibt überhaupt keine Veranlassung, alle Polizistinnen und Polizisten unter Generalverdacht zu stellen, sie könnten Straftäter sein, die man identifizieren muss. Es ist schon grotesk: Während vermummte Gestalten durch die Hauptstadt laufen, Autos und Wohnhäuser anzünden und Polizisten attackieren, müssen die Polizisten ihre Identität jedem Chaoten preisgeben. Das ist pure linke Klientelpolitik, sonst nichts.“ oder Leute wie Wolfgang Thierse gern mal als „Schande für das deutsche Parlament.“ zu bezeichnen. Aussagen, für die Wendt aus AfD-Kreisen übrigens sehr gelobt wird.

Wendts Lieblingsthema in den letzten Jahren war übrigens die Gleichsetzung von Fußballfans mit kriminellen Gewalttätern. Zitat: „Die Stehplätze gehören abgeschafft, die Zäune erhöht, und bei jeder Ausschreitung sollten für den Verein 100 000 Euro fällig werden. Wem zudem strenge Leibesvisitationen nicht passen, der soll vor dem Stadion bleiben müssen“ - Mit letzterem meint Wendt Nacktzelte, in denen sich Fußballfans komplett entkleiden sollen, um Einlass ins Stadion zu erlangen. Aus seiner Sicht „Absolut notwendig und vernünftig.“ Legendär dann auch seine Aussagen zum Europapokalspiel zwischen Schalke und Aris Saloniki, in dessen Verlauf die Polizei den Schalker Block stürmte und mit Tränengas beschoss, weil dort eine mazedonische Fahne geschwenkt wurde: "Das war verhältnismäßig und rechtmäßig. Wenn es jetzt zu Strafanzeigen gegen Beamte kommen sollte, wird die Justiz sicher zu dem gleichen Ergebnis kommen. Der Einsatz von Pfefferspray und Schlagstock war richtig und notwendig, um das Einschreiten der Polizei durchzusetzen. Hier gab es Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Man kann solch eine Fahne nicht aus dem Stadion beten. Wer sich gegen polizeiliche Maßnahmen zur Wehr setzt, musst damit rechnen, dass die Beamten ihre Zwangsmittel einsetzen. Ich kann nicht erkennen, dass dies unverhältnismäßig geschehen ist. Die Kritik des Vereins Schalke 04 muss man zurückweisen. Zum Glück werden Rechtmäßigkeit und Verhältnismäßigkeit von Polizeieinsätzen nicht von Fußballfunktionären beurteilt. Wir sind nicht auf dem Kinderspielplatz, sondern im Fußballstadion. Wenn Herr Heldt und Herr Peters (Damalige Verantwortliche des FC Schalke 04) behaupten, der Pfefferspray- und Schlagstock-Einsatz seien unverhältnismäßig gewesen, muss ich sagen: Sie haben gar keine Ahnung und sollten öffentlich erst mal den Mund halten. Wir sind weit davon entfernt, eine Stimmung erzeugen zu wollen, die dazu führt, dass Familien nicht mehr ins Stadion gehen. In der derzeitigen Situation müssen wir aber leider jedem Fußball-Fan sagen: Wer ins Stadion geht, begibt sich in Lebensgefahr.“

Ein wirklich geiler Typ. So sympathisch. So klug...

Immerhin konnte man sich in den letzten Jahren darüber freuen, dass Gewerkschaftslautsprecher Wendt zu sehr damit beschäftigt war, in Talkshows über das deutsche Rechtssystem herzuziehen, um selber noch ein Teil dieses Systems zu sein. Auch seine Bezüge erhielt der Hauptkommissar, der seit Jahren seine Tätigkeit nicht mehr ausübt, von der Gewerkschaft. So jedenfalls behauptete Wendt es noch vor kurzem in einem Interview mit dem „Report München“

Zitat:

Reporter: „Sie bekommen aber kein Gehalt, oder?“

Wendt: „Nein, ich bekomme mein Gehalt hier von der Gewerkschaft.“

Reporter: „Sie bekommen dort, von Ihrer Dienststelle, bei der Sie teilzeitbeschäftigt sind, kein Geld?“

Wendt: „Nein.“

Reporter: „Sicher nicht?"

Wendt: „Nein.“

Äh... Doch. Diese Woche kam nämlich heraus, dass Wendt sich seine Bezüge als Hauptkommissar ebenfalls auszahlen ließ. Und zwar zusätzlich zu seinen Bezügen, die er von der Gewerkschaft erhielt. Außerdem kam noch heraus, dass Wendt außerdem noch Mitglied diverser Aufsichtsräte ist, sich diese Tätigkeit jedoch nicht von seinem Arbeitgeber, dem Land NRW, hat absegnen lassen, obwohl er als Beamter dazu verpflichtet ist. Das macht dann noch einmal ungefähr 78.000 Euro an ungenehmigten Nebenverdiensten. Ganz dumm gelaufen. Wer in einer Penetranz auf die heldenhafte Verteidigung von Recht und Ordnung pocht und sich so oft in einen Kriminalisierungsrausch redet wie Wendt es tut, sollte sich selbst auch penibel an das Gesetz halten. Oder etwa nicht?

Herr Wendt, das gibt dann wohl Stadionverbot.

Der Omnibusmann

Ernst Elitz: Der neutralste Beobachter seit Norbert Dickel im BVB-Onlineradio

Geben wir es zu – wir lieben die BILD-Zeitung. Nicht, weil wir sie lesen würden, sondern weil man daraus so wunderbar funktionelle Papierboote bauen kann, da selbst Wasser von der BILD angewidert ist. Aber wir freuen uns trotzdem, wenn die BILD auch inhaltlich wieder echte Glanzlichter setzt.

Seit diesem Monat hat sich Deutschlands liebster Fischeinwickler wieder etwas neues ausgedacht: Den Omnibusmann! Oder Ombudsmann. Oder so ähnlich. Jedenfalls einen alten Mann, der vertrauenswürdige Anlaufstelle für zweifelnde Leser sein und die Arbeit der Redaktion kritisch hinterfragen soll. Der Beschreibung nach ein Job mit Burn-Out-Garantie.

Diesen Job übernimmt Ernst Elitz, ein 75-jähriger Journalist und früherer Intendant des Deutschlandradios, der passenderweise eh bereits seit Jahren als regelmäßiger Kommentarschreiber auf der Gehaltsliste der BILD steht. Was für ein Glück! Dann kann er gleichzeitig ja die Arbeit seines eigenen Brötchengebers hinterfragen.

Und das tut Elitz dann auch. In großen Lettern druckte die BILD nun die erste Kolumne ihres neuen, unabhängigen Supervisors, dessen erstes Thema dann war: „BILD-Leser Dietrich Eberle wirft uns nach Trumps Schweden-Rede „unterlassene Berichterstattung“ vor.“.

Ja. „UNS“. Sehr unabhängig, oder?

Das Ergebnis des Omnibusmann in diesem, wie auch in allen anderen Kritikpunkten: „Die Berichterstattung war vielfältig und nicht zu beanstanden. BILD berichtet hervorragend über die Probleme der Bürger!“ Superklasse, toll, toll, toll. Immerhin im Fazit verkniff Eiltz sich das eigentlich obligatorische „Wir“, was eigentlich schon schade war.

Im Ernst jetzt – Soll das ein Scherz sein? Natürlich war niemals zu erwarten, dass die BILD-Zeitung ernsthaft daran interessiert ist, Kritik an sich selbst zuzulassen. Das würde komplett gegen die Natur eines Blattes gehen, dessen Hauptaufgabe es ist, als vermeindlich einzige moralische Instanz überhaupt (neben Rainer Wendt, siehe oben) über das Meinungs- und Ethikbild der Bevölkerung zu bestimmen. Von daher war es von vornherein klar, dass die Installation eines Ombudsmannes nichts weiter als ein Versuch ist, den Schein von zugelassener Kritik oder etwas ähnlichem wie Selbstrefelexion zu wahren - Ohnehin lächerlich in einer Zeit, in der Selbstreflexion zu einem bemitleidenswerten Relikt aus einer vergangenen Ära verkommen ist. Einer Zeit, in der die Kelly Family relevant war. Einer Zeit, die nie wieder kommen wird. Wozu Selbstreflexion, wenn selbst Präsidenten, Minister, Gewerkschaftler, Sportstars und vermutlich nicht einmal Steppenantilopen sie nicht mehr benötigen? Warum also sollte es ausgerechnet die BILD plötzlich tun? Eine gute Frage.

Von daher: Es wäre weniger lächerlich gewesen, einfach auf den Schein der Selbstkritik zu verzichten, als einen Omnibusmann zu verpflichten, der nicht einmal so tut, als würde er wissen, was genau seine Aufgabe eigentlich ist.

Andererseits – Von seinem Beruf zwingend eine Ahnung haben muss man heutzutage auch nicht mehr. Immerhin trainiert Tayfun Korkut seit dieser Woche auch wieder einen Erstligisten.

Seufz.

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