Die Reise zum Loch im Meer

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Kapitel 11: Ozeanienkonflikt

Hochzeit

In der großen Halle des Werkes 6 von Ben Paul Stadt fand gerade eine Hochzeit statt. Alle hohen Würdenträger, darunter auch Ben Paul, Ben Marcus und Ben Immdich waren erschienen, um dieses seltene Ereignis mit zu erleben, denn eine Hochzeit dieser Art fand nicht alle Tage statt. Als Ben Tic die letzten Verbindungen schuf, brachen die versammelten Handwerker in großes Jubeln aus. Das Werk war vollbracht.
Vor ihnen stand der erste 600 Tonnen Kran seiner Art, ein Meisterwerk scoutanischer Ingenieurskunst. Es wurde aber auch Zeit. In 2 Wochen sollte er bei der Zusammenkunft der Stämme das große Zelt aufrichten. Ben Tic hatte in den letzten Tagen noch über alle technischen Geheimnisse Ledermausfelle gezogen, so dass man nun nur eine Fahrerkabine, einen Gewichtkasten und einen Hacken in luftiger Höhe sehen konnte.
Es waren beunruhigende Zeiten, Gerüchte machten sich in der Welt auf den Weg. Die Seescoutanier hatte merkwürdige Lichter in den Fluten der Meere gesichtet. Und im Norden regte sich das Volk von Verdinga. Sie schienen eine riesige Kampfflotte zu bauen. Wollten sie wieder zu alter Größe aufsteigen?
Ben Paul machte sich sorgen. Viele Jahre hatte er sich mit der Vereinigung dieses Landes herumgeschlagen. Er hatte die Stämme geeint, zu mindestens auf eine Grundbasis sich für eine Gemeinschaft zu halten. Er hatte sich mit der Diplomatie auseinander gesetzt, hatte versucht, Kontakt zu anderen Ländern her zu stellen, wie es sein Vater, wenn er noch leben würde, auch getan hätte.
Die anderen Überlebenden der Flying Dutchman waren ihm dabei keine große Hilfe gewesen. Sicher, sie waren zusammen geblieben und hatten mit ihm diese Stadt aufgebaut. Aber als es um das Land ging hatten sie sich mehr ihren eigenen Interessen gewitmet.
Ben Immdich hatte sich den SPSG angeschlossen und hatte mit ihnen das ganze Land durchwandert. Er hatte Karten gezeichnet, die nun ganze Säle der Bibliothek füllten.
Bela hatte die Ledermauszüchtung in Gang gesetzt, obwohl sie immer noch fuchsteufelswild wurde, wenn die Zeit der Schlachtungen anstand. Sie liebte ihre Tiere.
Und Ben Tic? Ja er baute, alle möglichen Sachen, die kaum einer haben wollte. Was sollte Scoutopia zum Beispiel mit einem unsichtbaren Zeppelin anfangen oder mit den genauso unsichtbaren Kampfschiffen mit den Wasserwerfern drauf, die in … an den Kais herumdümpelten. Er hatte ein echtes Talent für die Benutzung der Ledermausfelle entwickelt. Des letzt hatte er sogar eine unsichtbare Toilette entwickelt, sehr zum Leidwesen der Benutzer, die diese jetzt nur noch durch Zufall fanden. Meisten war es da dann schon zu spät.

Das Schiff der Vorväter

Ben Immdich wendete sich an Ben Paul.
„Sag mal Paul, du hast uns doch nicht hier alle zusammengerufen, damit wir dieses Ding da von Ben Tic bewundern können. Immerhin ist es nicht der erste Kran, den Ben Tic baut.“
„Nein, natürlich nicht. Ich habe Nachricht aus Kinderland.“
„Wollen die uns mal wieder einen Besuch abstatten?“
„Besser.“
„Besser?“
„Wir dürfen das Schiff bergen.“
„Welches Schiff.“
Ben Paul starrte Ben Immdich an. „Da fragt er welches Schiff, die Flying Dutchman natürlich. Kennst du noch ein anderes Schiff, das vor der Küste von Kinderland auf dem Grund liegt?“
„Da wären ein paar von den Sklavenbooten, die wir damals versenkt haben, das eine oder andere Schiff, was die Verdingas vor uns versenkt haben und dann die verschiedenen Schiffe, die einfach so untergegangen sind“, begann er, aber bald konnte er ein Lachen nicht mehr unterdrücken. „Ist in Ordnung, natürlich weis ich, dass du die Bel Fly meist.“
Ben Paul schüttelte den Kopf. Ben Immdich und Ben Tic waren immer noch wie Kinder. Daran änderte sich wohl auch nichts mehr. Bei ihrem 40 Geburtstag hatten beide gemeinsam ein Kinderfest organisiert und man hatte sie nicht von den Kids unterscheiden können. Auch beim Fußball waren sie immer mit in der vordersten Reihe.
Aber was soll´s. Wenn es ernst wurde waren sie auch genauso schnell mitten bei der Sache. Ohne sie konnte man Blackcastelcity vergessen. Ihre Begeisterung für alles schweißte alle Zusammen. Er dachte wehmütig daran, was passieren könnte, wenn sie die Flying Dutchman wirklich heben konnten, sie waren bestimmt schnell Feuer und Flamme für eine Fortführung der Expedition. Er würde sie wohl nicht begleiten, für ihn war Scoutopia seine neue Heimat. Aber so weit war es ja noch nicht.
„Die Seescoutianer bereiten sich schon vor, um auszulaufen.“
„Wir fahren natürlich mit“, sagte Ben Tic. Er war gerade zu ihnen gestoßen.
„Das glaube ich weniger. Ihr werdet hier gebraucht:“
„Ach Menno, du gönnst uns auch keinen Spaß.“
„Ich glaub, ihr werdet trotzdem auf eure Kosten kommen, in Blackcastelcity.“
„Du weißt noch etwas anders“, vermutete Ben Immdich.
„Ja, ich glaube, dieses Jahr wird ein ereignisreiches Jahr.“
„Ach deshalb musste ich 2 Herden Ledermäuse opfern“, murrte Bela. „Dieses Jahr sollen nur Tarnzelte aufgebaut werden, habe ich gehört.“
„Ja die Welt bewegt sich mal wieder.“
„Ben Paul, die Welt bewegt sich immer“, sagte Ben Immdich im Oberlehrertonfall.

Hauptstadtleben

Flugblatt3.jpg

2 Monate später standen in Blackcastelcity alle Zeichen auf Krieg. Amerikanien war in Bushland einmaschiert und an den Grenzen zu Bushland waren merkwürdige Flugblätter aufgetaucht. In der Großen Halle saßen die obersten Führer Scoutopia bei einem hitzigen Gespräch, um über das für oder wider eines Eingreifens zu diskutieren.
Ben Immdich und Ben Tic saßen derweil in einem anderen Zelt und diskutierten die wirklich wichtigen Dinge mit den Kindern. Thema: was gibt’s zu Mittag.
„Wir wollen keinen Graupenauflauf. Der Schmeckt nach Regenwürmern“
„Aber Regenwürmer sind doch lecker“, Meinte Ben Immdich schmunzelnd. Die Kinder der SPSG verzogen das Gesicht. „Brennesselsalat wollen wir auch nicht.“
„Aber davon gibt es hier genug, davon könnten wir alle satt werden.“
„Das kannst du alleine essen. Dein Magen verdaut doch sowieso alles“, die Kinder sahen zu Ben Tic auf, von dem die letzte Bemerkung stammte.
„Wenn ihr schön brav seit, dann verspreche ich euch heute Abend etwas herum zu fliegen.“
„Das hast schon heute Morgen versprochen, als wir dieses komische grüne Brot essen sollten, das mit den roten Flecken drin.“
„Oh. Stimmt.“
„Was wollt ihr denn?“, fragte Ben Immdich.
„Nudeln!“, rief es einstimmig aus dem Zelt.
„Aber nicht diese schwarzen von vorgestern“, bemerkte eine Stimme aus einer Ecke.
„Was habt ihr gegen schwarze Nudeln?“
„Die sehen ekelig aus. Wir wollen normale Nudeln mit roter Soße.“
Alle Köche der Pfadfinder verzweifeln vor Kindern bei jedem Lager. Sie können sich die ausgefallensten Gerichte einfallen lassen, die jedem Gourmet das Wasser im Gaumen zusammen laufen ließe. Aber was wollte die Kinder? Nuddeln! Am besten mit viel roter Soße und das am besten jeden Tag. Das einzige, womit mal dass noch Toppen konnte, waren Würstchen mit Pommes und ganz viel roter und weißer Soße.
„Und zum Nachtisch gibt’s Überraschungspudding.“, rief Ben Tic.
Schweigen.
„Was habt ihr?“
„Machst du den?“
„Nein, Bela macht den.“
Jubel breitete sich im Zelt aus.

Vor dem Zelt drehte sich Ben Tic zu Ben Immdich um.
„Was haben die Kinder gegen meinen Überraschungspudding.“
„Ich weiß auch nicht, vielleicht wollen sie keine Knoblauchzehen und Paprikaschoten in ihrem Wackelpudding.“ Beide lachten.
Sie gingen beide ins Küchenzelt, wo die Köche gerade den Fuß des Onkels backten, den die Kinder zum Abendessen serviert bekommen sollten. Die Bäcker hatte sich wirklich mühe gegeben. Die Kuchen sahen tatsächlich so aus, als habe man einem Mann den Fuß abgeschnitten. Oben ragte ein Marzipanknochen aus rotem Zuckerguss und unten waren Mandel als Fußnägel eingelassen. Damit war am Abend bestimmt die nächste Diskussion über das Essen vorprogrammiert.
Natürlich Diskutierten die Kinder in Black Castel auch die Weltpolitik. Besorgnisse hatte ein Flugblatt ausgelöst, das an den Grenzen zu Bushland aufgefunden wurde. Die Kinder waren deutlich für einen Krieg, natürlich auf die ihnen gewohnte Art und Weise:

  • Gefangene machen
  • Fahnen klauen
  • Und auch sonst alles mitnehmen, was nicht ausreichend genug bewacht wurde.

Erst als die älteren ihnen erklärten, was ein Krieg im großen bedeuten konnte, zum Beispiel gut bewaffnete Männer und Frauen, die lieber den Gegner sofort töteten und erst anschließend nach brauchbaren Ausschau zu halten, war die Begeisterung der Kinder nicht mehr so groß.
Aber sie wollten trotzdem helfen oder mindesten zuschauen. Wieder waren Ben Immdich und Ben Tic die Moderatoren der Diskussion. Die Kinder wählten meist die Beiden und manchmal war es auch nur Bela, die als Moderator zugelassen wurde. Die Kinder vertraten die Ansicht, dass die 3 ihre Interessen am besten verstanden und nicht in der für Erwachsene so typischen Art ungewöhnlich Argumente vom Tisch fegten. Sprüche wie:

  • das haben wir noch nie so gemacht
  • das ist von vornhinein zum Scheitern verurteilt und
  • das könnt ihr nicht verstehen, dafür seid ihr noch zu jung,

waren den Kinder total verhasst. Die 2 Ben´s und Bela hatten für alle ihre Vorschläge ein offenes Ohr und gaben trotzdem auch ihr Wissen zum Besten, ohne dabei überheblich oder alt zu klingen.
„In einem Krieg sollte man sich immer für eine Seite entscheiden“, bemerkte Ben Immdich gerade. „Die anderen Länder wollen wissen, ob man auf ihrer Seite steht, oder ob man gegen sie ist.“
„Aber wir sind doch auf einer Seite“, ließ sich ein Mosaikler vernehmen. „Auf unserer!“
„Dann wären wir neutral und dürften nicht mit machen.“
„Wir könnten doch gegen alle sein.“
„Dann würden auch alle zu uns kommen, um auch hier zu kriegen.“
„Das sollen die mal versuchen“, meldete sich nun der ganze Block der Mosaikler.
„Wir könnten natürlich auch im Geheimen an den Auseinandersetzungen teilnehmen. Wie in den Büchern über die Geheimpolizei, die in der Bibliothek liegen. Und wenn einer Informationen haben will, dann kann er sie bei uns kaufen. Zum Beispiel gegen ein paar der Skelettpferde von der Skelettküste.“, warfen ein paar vorwitzige VCPler ein.
„Warum den Ausgerechnet Skelettpferde?“
„Die sehen einfach cool aus.“
„Wir könnten neben bei auch ein paar Heiden bekehren“, kommentierten die AS. „Dann würde der Krieg wenigsten auch zu was Gutem führen. Da fällt mir gerade ein, Ben Tic, hattest du Gelegenheit, unsere neusten Wächter des Glaubens zu lesen?“
Ben Tic duckte sich und murmelte etwas von zu viel zu tun und wenn ich Zeit finde dann.
„Für Gott sollte man immer Zeit haben“, meinte der 12 jährige ASler streng.

Natürlich ging die Diskussion noch weiter, aber sie wurde ernster. Man entschloss sich, nicht am Krieg teil zunehmen. Krieg war etwas, was man so überwunden hatte und schien in der alten Form auch keinen Spaß zu machen.
Aber ein anderer Vorschlag wurde begeistert aufgenommen, man wollte Spionieren. Als Ben Paul am Abend zur Diskussion hinzu stieß und vom Vorväterschiff erzählte, wollten alle Anwesenden sofort aufbrechen und nach dem Schiff suchen.
Das war natürlich unmöglich, aber Kinder sind für alles Neue oder in dem Falle unbekannte sofort zu haben. Gefahr ist für sie ein Fremdwort mit 6 Buchstaben.

Tage später berichteten verschieden Truppen, die sich unbemerkt in die anderen Länder geschlichen hatten, dass eine neue Macht in Ozeanien aufgetaucht war. Aquapolianier waren angeblich von kleiner Statur und ganz viele und sie schienen gut mit Tieren aus dem Meer umgehen zu können. Das waren alles Attribute, die den jungen Scoutianer sofort sympatisch waren. Ohne auch nur Zwischensprache mit dem hohen Rat zu halten, nahm die Vollversammlung der Scoutanischen Jugend sofort Diplomatische Beziehungen auf, zu mindesten erklärten sie die Absicht. Noch wusste niemand, wo genau die Aquapolianer eigentlich genau waren. Spontan warfen sie eine Flaschenpost ins Meer, die auch prompt beantwortet wurde. In Blackcastelcity traf eine Abordnung des neuen Staates ein, um sich vorzustellen.

Andern Ortes nahm die Entwicklung oder Verwicklung Scoutopias in die Wirren des Krieges andere unangenehme Züge an. Der Seescoutanische Bergungstrupp, der Das Schiff der Vorväter finden und Heben sollte, wurde direkt in eine Kriegshandlung verwickelt, den sie waren dort, wo das Schiff liegen sollte, nicht allein.
Genau über der Stelle befand sich die Flotte des Imperium-Verdinga unter ihnen auch ein eigens Bergungsschiff. Was mochten diese Bewogen haben, auch das Schiff bergen zu wollen, das dort seit 30 Jahren Quasi vor ihrer Haustüre im Meer schlummerte. Die Seescotanier waren recht froh, dass man sie in ihren Schiffen nicht sah, denn die Verdinganische Flotte hatte schon mit ihrer überlegenen Waffentechnik eine kinderländische Stadt in der Nähe dem Erdboden gleich gemacht. Aber die Verdinganer waren nicht die einzigen am Ort des Geschehens. Unterwasser tummelte sich eine Menge von Plegosauriern herum, so dass ein ins Wassergehen mit den Tauchgeräten als zu gefährlich angesehen wurde. Und die letzte große Überraschung, die noch auf sie wartete, war das Bergungsstück selber. Es war nicht mehr da. Unverrichteter Dinge kehrten die Seescoutianer nach Hause zurück.

In einer Zelle voller Ratten

Beo Login saß in ihrer Zelle in der Festung Navarone. Heute war wieder einer der Tage, an denen sie besonders Trübselig war, wusste sie doch, dass Bartalomäus ihr wieder einen Besuch abstatten würde. Einmal im Monat kam er und machte sich über sie lustig. Und da stand er auch schon:
„Hallo Tierbändigerin, was machen die Ratten und Schlangen?“
„Was interessiert dich das?“
„Ist wohl ein Kindersatz!“
„Und wenn es so wäre, so wäre es mein Problem, Ex-Priester.“
„Hast du dich eigentlich nie gefragt, was aus deinem Sohn geworden ist?“
Seine Miene verriet höllisches. Natürlich hatte sie sich das Gefragt, an jedem Tag in dieser fast leeren Zelle auf dieser Gottlosen Insel. In Zwischen war sie fast schon der Überzeugung nahe, das ihr Kind tot sei. Getötet oder verschleppt von Bartalomäus. Anfangs hatte sie noch geglaubt, dass der Tod ihres Kindes es ihr leichter machen würde, was hatte sie sich doch getäuscht. Von den anderen der Crow, zu denen sie offiziell natürlich seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte, hatte sie von Schicksal der anderen Kinder erfahren. Sie waren verkauft worden und waren nun Sklaven der Verdingas. Und Bartalomäus? Er hatte sich zu deren Imperator hochgearbeitet. Wie sie den Mann nur hasste.
„Nein“, sagte sie ihm.
„Dein Sohn, meine liebe Beo, ist seit Jahren mein Sohn und nennt mich Vater.“
Beo hörte die Worte ungläubig.
„Mein Sohn … ?“
„Ja, dein Sohn. Aber bald wird auch er nicht mehr auf dieser Welt sein. Der Generalstab hat ihn zu einem Kapitän gemacht und nun fährt er auf unserem schlechtesten Schiff in den Krieg gegen das Kennedyreich. Das wird schon sehr bald sein Ende sein. So mit wäre auch der letzte Nachwuchs eurer Brut für immer vernichtet.“
„Der letzte … ?“
„Ach stimmt, das habe ich ja nie erzählt. Die Kinder von Bew Undert sind in den Minen von Verdinga gestorben. Auch dieser lästerhafte Ben Tic.“
Zu mindest das war eine Lüge, das wusste Beo Login. Bew Undert hatte ihr geschrieben, dass das Festland von Verdinga, wo es die meisten Minen gab, von den Kinder befreit worden war und das die Ben´s höchstwahrscheinlich die ganze Sache angezettelt hatten. Sollte er auch bei ihrem Sohn gelogen haben?
„Da kann ich ja nur hoffen, dass er nach seinem Vater schlägt, der wird dir die Freude nicht machen.“
„Ach du glaubst, dass dein Mann noch lebt?“
„Frauen wissen so was“, stellte sie lappidar fest.
„Tatsächlich, dann glaube ich ja fast, das du keine bist. Dein mann ist doch auch schon seit Jahren tot.“ Die nächste Lüge, dachte Beo. Sie wusste ganz genau, wo ihr Mann war, seine Zelle war genau 2 Stockwerke unter ihrer und im Gegensatz zu ihr ließ man ihn in dem Glauben seine Frau sei noch am Leben, aber nur so lange, wie er schön artig alle Befehle folgte. Das durfte sie diesem Mann jedoch niemals sagen.
„Bin ich denn die einzige der Flying Dutchman, die noch lebt?“, sie versuchte verzweifelt zu klingen, was ihr scheinbar auch gelang.
„Ja, meine Liebe, alle außer mir sind Tod. Und ich werde nach dir auch der letzte sein. Bald werden meine Leute mit der Flying Dutchman hierher kommen, ja du hast richtig gehört, die Flying Dutchman. Ich lasse das Schiff bergen. Wenn ich es wieder habe, werde ich zum Königreich des Lichtes zurückkehren und dann werde ich der größte Herrscher aller Zeiten sein.“
„Und wie soll ich das verstehen?“
„Aber natürlich kannst du das nicht verstehen, meine Liebe, schließlich bist du nur eine Frau. Wenn wir die Flying Dutchman hier in den Docks haben, werde als erstes die Überreste dieses Dinges aus ihr herausgeschnitten, dieser Tochter von Bew Undert. Diese Missgeburt der Schöpfung. Es wird mir ein vergnügen sein, diese stinkenden Überreste eigenhändig zu entsorgen. Dann werde ich mit dem Schiff ins Königreich zurückkehren und eine rührseelige Geschichte erzählen, wie ihr alle auf Grund der wahren Beschaffenheit der Welt den Verstand verloren habt und euch eigenständig umgebracht habt. Das wird zu einem Aufruhr führen, der die Königin hinweg fegen wird. Und ich werde ihre Stelle einnehmen und herrschen.“
„Wenn hast du denn hier hinweggefegt, das sie dich hier schon für deinen Herrscher halten? Außerdem hat dein Plan ja noch einen Haken, ich habe mich nicht umgebracht.“
„Was nicht ist, kann ja noch werden. Ich habe der Flotte einen Aufklärer hinterhergeschickt. Sie haben nur die Aufgabe, die Leiche meines Sohnes zu bergen. Sein Anblick wird schon das erwünschte Ergebnis liefern.“
Beo konnte es nicht fassen. Bartalomäus musste verrückt sein. Er verriet ihr im Vorfeld, wie er sie dazu bringen wollte, sich um zu bringen. Jetzt wäre sicher Jammern sinnvoll.
„Bitte, Bartalomäus, ich bitte bei allem, was mir heilig ist, verschone meinen Sohn.“
Doch Bartalomäus lacht nur und verließ die Zelle wieder.
Beo Login dachte nach. Sie wusste, dass alle Erwachsenen Mitglieder der Crow mit ihr in dieser Festung inhaftiert waren, natürlich auch Bew Undert und ihr Mann. Sie wusste auch, dass alle Kinder, soweit man in Erfahrung bringen konnte, wohl auf waren, alle, bis auf ihren Sohn. Dessen Spuren hatte sich seit dem Überfall vor 30 Jahren verwischt. Bisher hatte sie gedacht, dass er bei den Kindern von Bew Undert sei, die zwar alle samt recht merkwürdig waren, aber immerhin eine bessere Gesellschaft boten als Bartalomäus.
Sollte er wirklich der Sohn des Imperators geworden sein, war er nun 30 und an Bord des Schiffes sein eigener Herr. Und das ihn Bartalomäus nicht mit Liebe großgezogen hatte, musste er auch in den Jahren bemerkt haben. Als Biologin vertraute sie ganz auf die Vererbungslehre.

Die Vererbungslehre besagt, dass Kinder werden wie ihre Eltern, besser eine Mischung aus beiden. Sie waren eigentlich nicht in der Lage, sich anderes zu benehmen, ihre Gene würden sie bei Abweichungen, gewollt oder ungewollt immer wieder in vertraute Bahnen zurückschubsen. Eines der Besten Beispiele der Vererbungslehre sind die Verhaltensmuster Deutscher Fußballfans. Der Deutsche an sich ist in erster Linie ein im Anzug steckender Barbar, der sich mit einer Keule um das Brot mit seinem nächsten schlägt. Danach ist er Kölner, Bonner oder Deutzer und schlägt sich mit den Leuten aus der Nachbarstadt wegen Bäumen mit vielen Eiern dran, die am 1. Mai auf Plätzen herumstehen. Danach ist er Rheinländer, Bayer oder Preusse, mit denen er sowieso schon seit Jahrtausenden immer im Krieg lag, weil damals ein Bayer sich von einem Rheinländer den Rasenmäher ausgeliehen hatte und ihn dann nicht zurückbrachte. Nun herrschte eigentlich schon seit 70 Jahren Frieden in Deutschland, aber jedes noch so unwichtige Fußballspiel verwandelte sie wieder in die Barbaren zurück, die sie eigentlich waren.

Krieg, Schlachten und Gemetzel

Langsam dürften sie sich als Leser dieses Kapitels fragen, warum der Autor es den Namen einer kriegerischen Handlung aus Ozeanien geben hat, wo doch bisher der Krieg nur eine Nebenrolle spielte, wenn überhaupt. Sie erwarten Blutvergießen, Gemetzel und Tote? Waffenklimpern und Bombenkrater? Das hier sollen auch Kinder lesen dürfen, haben sie da mal dran gedacht? Die suchen auch das Blut? Oh, wenn den unbedingt sein muss, dann wenden wir uns nun den Ereignissen der Großen Schlachten am Rand des Weltgeschehens zu. Wie, was, Enttäuschung? Ja glaubt ihr, dass dort nicht auch Blut vergossen wurde? Ihr werdet es sehen, lest ruhig weiter.

Die weitere Geschichte spielt in einer dunklen Bucht an der Küste von Verdinga statt, im Hintergrund ragt die Festung von Navarone dunkel in den Himmel auf. Leser, die jetzt mal kurz dem Link gefolgt sind, wissen, dass Scoutanische Spione das Geheimnis der Festung schon längst geknackt haben. Alles nur Attrappe nix dahinter, was aussieht, als wäre es Fester Fels ist nur Plaste. Ein Streichholz und Die Festung von Navarone wäre nur noch ein Gerippe. Das hätte auch schon bestimmt einer gemacht, wenn nicht auch herausgekommen wäre, dass sich in der Festung ein Gefangenenlager der besonderen Art befand.
Verdinga nannte sie lapidar politische Gefangene. Aber das waren sie nicht, viele Offiziere der eigenen Armee wussten nichts von ihnen. An Bord eines getarnten Schiffes standen Ben Immdich und Ben Tic vor dem Sohn von Bartalomäus. Man sollte eher sagen, dem angeblichen Sohn.
Er war heimlich mit seinem Schiff ins Reich zurück gekehrt, um einen Aufstand der Stände zu unterstützen. Warum er das tat? Er hatte herausgefunden, wer seine wahren Eltern waren, er war der Sohn von Beo Login und ihrem Mann, das Kind, was Ben Immdich auf dem Markt in den armen von Bartalomäus gesehen hatte.
Bartalomäus hatte sich so sicher gefühlt, sein Sohn hatte vollen Zugang zur Festung Navarone besessen und dort war er dem eigenen Vater über den Weg gelaufen. Wie es immer mit Zufall so kommt, wenn es passiert wissen immer alle sofort bescheid und klären einander bereitwillig auf (okay in der Realität läuft man ohne was zu merken an einander vorbei, aber das ist eine Geschichte, hier kommt immer was kommen muss).
Jedenfalls wusste Max bescheid und das ist die Hauptsache und er brachte Ben Immdich eine Botschaft, die ihn mit großer Freude erfüllte. Der Vater, von dem 30 Jahre geglaubt hatte, er sei Tod, wurde in der Festung Navarone gefangen gehalten. Nun würde er, Ben Immdich ihn befreien. Und mit ihm alle übrigen Mitglieder der Crow der Flying Dutchman. Das einzige Hindernis lag immer noch in der Form der La Amistad 2 vor ihnen. Sie blockierte die ganze Bucht, sie musste weg.
„Ich habe noch Haftminen an Bord“, meinte Max. „Mit Wasserbomben zur Plegosaurierabwehr kommen wir hier nicht wirklich weit.“
„Unsere Bewaffnung ist auch nicht ohne“, meinte Ben Tic aus den Tiefen des Schiffes.
„Wasserwerfer? Was wollt ihr mit denen gegen einen solchen Koloss schon ausrichten?“
„Wer sagt dir eigentlich, dass wir damit nur Wasser verschießen?“
„Was den sonst.“
„Schonmal was von Feuerqualleextrakt gehört?“
„Das benutzen doch die Zwerge.“
„Was glaubst du, wo wir das Zeug her haben“, meinte Ben Tic, als er mit einem Schutzanzug aus der Bilg auftauchte.
„Ihr macht Geschäfte mit den Aquapolianern?“
„Sagen wir mal so, wir tauschen Gefälligkeiten und Informationen aus, natürlich rein Inoffiziell.“
„Aber ich dachte, Scoutopia ist neutral?“
„Sind wir auch, wir liefern Informationen an alle, damit hat keiner einen Unfairen Vorteil.“
„Aber nicht dem Imperium.“
„Das kann man so auch nicht sagen. Morgan Freeman war ganz aufgeschlossen, als wir ihm erzählt haben, was mit Newbury Port passiert ist, nach dem die Flotte die Stadt „befreit“ hatte. Er war nicht gerade begeistert.“
„Okay. Ihr habt also Feuerquallenextrakt und das Kampfschiff besteht aus ein bisschen Holz und ganz viel Metall.“
„Und ganz viel Pulver.“
„Aber ob das reicht?“
„Und wir haben die hier“, er zeigte ihm kleine pelzige Wesen.
„Was ist das schon wieder?“
„Das Quarzies, sie fressen Eisen. Niedlich nicht.“
„Sie fressen Eisen?“
„Und sie mögen kein Salzwasser, darin gehen sie ein, eine perfekte Waffe gegen Schiffe. Normalerweise leben sie bei uns in einem Berg in Fernsüd, früher muss der Berg mal ein massiver Eisenblock gewesen sein, davon ist aber nicht mehr viel übrig. Sie sind mittlerweile sehr selten.“
„Ach deshalb benutzt man in Scoutopia hochwertige Metalle für alle technischen Einrichtungen. Ihr habt einfach mehr davon als von dem Eisen.“
„Ja, fein erkannt“, sagte Ben Tic.
„Und wann soll die Party steigen?“, fragte Ben Immdich.
„Wir warten nur noch auf das Signal der Revolutionäre von der Festung.“, sagte Max. „Wenn sie unsere Eltern aus der Gefahrenzone gebracht haben, schlagen wir los, dann hat der Imperator sein wichtigstes Schutzschild verloren.“
Die 3 Männer beobachteten aufmerksam das Dunkel der Festung. Nicht lange nach Mitternacht erschien eine einsame Laterne auf dem Gipfel wechselte dreimal die Farbe und verschwand dann wieder.
„Das war das Signal, auf in die Schlacht.“
Plötzlich befand sich die La Amistad 2 in der Mitte eines Hexenkessels. Von allen Seiten prasselten brennende Flüssigkeiten und pelzige Tierchen auf die Decks, die sich fast sofort Bahnen und Löcher durch die Panzerungen fraßen. Männer schrien, manch einer, der glaubte, er könne durch eine Luke vor dem Feuer fliehen, musste feststellen, dass es Hinter der Luke keinen Fußboden mehr gab. Schon explodierte einer der vorderen Kanonentürme. Eine Feuerwalze fraß sich durch das Schiff überall roch es nach verbrannter Haut und man hörte Schreiende, die sich in Mannschaftskabinen zusammendrängten. Eine Explosion erschütterte das Schiff, als eine Haftmine ein großes Loch Mittschiffs in den Rumpf riss. Das Schiff begann zu kranken, noch bevor man in der Lage zu einer geordneten Gegenwehr war und selbst dann, auf was hätte man schießen sollen? Da draußen war nichts. Der Angriff schien direkt aus dem Wasser zu kommen. 1 Stunde später erinnerte nur noch ein Ölfleck in der Bucht an die Stolze La Amistad 2.
„Was für ein Massaker“, die Männer auf den Schiffen waren erschüttert, als sie gesehen hatten, was ihre Waffen für Gewalten entfesselten.
„Wir müssen den Opfern helfen“, sagte Ben Immdich.
„Aber sie sind doch eure Feinde“, sagte Max erstaunt.
„Diese Männer sind jetzt nur noch Opfer, genauso wie unsere Eltern. Wenn wir sie nicht retten, sind wir keinen deut besser als Bartalomäus.“
Sie halfen den Opfern an Bord und brachten sie zur Festung. Sie war vollkommen in der Hand der Rebellen. Im großen Dock lag die halb gesunkene Vasa nach ihrem unglücklichen Stapellauf. Und auf den Kaimauern sahen sie zum ersten mal ihre Eltern wieder. Die Freude war auf beiden Seiten groß.

Inhaltsangabe
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Kapitelauswahl
Prolog; Kapitel 1: Königreich des Lichts
Kapitel 2: Technocratia
Kapitel 3: Necronomica
Kapitel 4: Elver
Kapitel 5: Das Loch im Meer
Kapitel 6: Master of Clouds
Kapitel 7: Das Ende des Wolke 7 Reiches
Kapitel 8: Das Verdinga-Imperium oder Der Verrat
Kapitel 9: Kinderland
Kapitel 10: Scoutopia
Kapitel 11: Ozeanienkonflikt
Kapitel 12: Die Reise zum Fluss ohne Wiederkehr
Kapitel 13: Pfad der Toten
Kapitel 14: Reich der Riesen
Kapitel 15: Glückliche Heimkunft; Epilog


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