Stupidedia:Stupid Poetry Contest

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Es lebte im Netz ein Literat,
dem war gewöhnliche Prosa zu fad,
darüber schrieb dieser Wicht,
ein Unsinnsgedicht
und hier veröffentlicht er es grad'.

3. Stupid Poetry Contest


Der Stupid Poetry Contest ist, ähnlich wie der Stupid Literature Contest, ein einmaliger Wettbewerb für den Namensraum Diverses, in dem ausschließlich Gedichte (das Kram mit dem Versmaß) zugelassen sind. Jeder Nutzer der Stupidedia ist zur Teilnahme berechtigt. Die drei besten Gedichte werden in einem fürstlichen Sängerwettstreit prämiert, ihren Autoren ist der Einzug in Apollons Musenhain gewiss. Möge der wahre poeta stultus aus den profanen Gefilden eines laienhaften Poetry Slams treten und am Fuße des Helikon seine Lyra mit sanften Furzgeräuschen erklingen lassen!

Warum?

In einer Zeit, in der Gedichte übers Ziegenficken satirischer als je zuvor sind, ist es unumgänglich, das volle Potential an schlechten Witzen über aktuelle Ereignisse auszunutzen. Die Lyrik ist als solches nicht nur eingängiges, sondern auch kurzweiliges Format, hilft Gedanken zu strukturieren, sich kurz zu fassen und den ein oder anderen schwerfälligen Fachbucheintrag der Stupidedia durch erquickliche Randnotizen und neue Sichtweisen zu bereichern, ohne genauso schwerfällige Dopplungen anzulegen. Ein Gedicht ist kunstvoll, ästhetisch und, wie sich allzu oft gezeigt hat, nicht strafbar. Da muss sich doch noch was machen lassen, daher lautet das Thema des 3. Stupid Poetry Contests:

Schmähgedichte und Zeitgeschichte

 
Natürlich ist das nur der Themenvorschlag, auch alle anderen Verse sind willkommen, ein kluges (!?) Schmähgedicht bringt aber Zusatzpunkte in der Wertung.

Einsendeschluss ist der


Eine fachkundige Jury wird die Gedichte aus allen Winkeln und Einstellungen ihres Bildschirms nach abgesprochenen Kriterien bewerten. Die Jury des 3. Stupid Poetry Contest besteht aus Bei Bedarf wird es einen Slammaster geben, ansonsten übernimmt die Jury

Um alle weiteren, wichtigen Fragen zu ignorieren wurde ein FAQ mit zweifelhaftem Informationsgehalt zusammengestellt.

Tabellenschlüssel:
█████ = 1. Platz
█████ = 2. Platz
█████ = 3. Platz
█████ = 0 Punkte/Disqualifiziert

Platz Autor Artikel Punkte
1 Son Reis Diverses:Rezept: Tahina Auerhahn 155
2 Timbouktu Diverses:Auf meinen Schoß, du Heulsuse! 153
3 BöhmiJr Diverses:Alles fadenscheinige Demokraten 122
4 Obsidian Diverses:Gedicht der SVP 98
4 Der Ackermann Diverses:Parteienlandschaft in Deutschland 98

Teilnehmer

01 BöhmiJr mit Diverses:Alles fadenscheinige Demokraten

Burschenmann I.
Kategorie  Punkte 
Inhalt 12
Sprache 12
Form 7
Thema 1
Zeitlosigkeit 10
Gesamt 42
ChronosXpg
Kategorie  Punkte 
Inhalt 14
Sprache 20
Form 12
Thema 9
Aufbau 25
Gesamt 80

Kommentare

  • Hier hat sich jemand umfänglich mit der deutschen Politiklandschaft auseinandersetzen wollen, so scheint es, wenn man den Titel liest. Auch Reflexionen über die Demokratie könnten kommen, aber es kommt eher anders. Hauptsächlich dreht sich das Gedicht nämlich um die gute alte AfD und den Versuch ihrer entlarvenden Schmähung. Sagen wir so: Die Analyse ist geglückt, aber durch die geradlinige Abhandlung bekannter Allgemeinplätze wirkt das Ganze zu brav, zu rund und ist als Umgang mit dem Thema Schmähung eigentlich wirkungslos. Das liegt nicht zuletzt an einem eklektizistischen Stilmix und einigen semantisch fragwürdigen Zeilen, die ich nicht recht zuordnen kann. So fängt das Gedicht sehr wirkungsvoll mit drei Attributen an "Naiv, borniert und ahnungslos" (sehr schön hier der Jambus!) und geht dann ungefragt zu Zustandsbeschreibungen über: "nur darin seid ihr groß" Worin sind sie groß? Wer? Im naiv? Im borniert? Klingt nicht gut. Einige Zeilen sind unsinnig, ohne dass sie sich mir als ein Stilmittel erschließen: "Hirnamputierte ohne Haar" (schon mal Hirnamputierte mit Haaren gesehen?), "Allein gehört ihr zu den Stummen" (Selbstgespräche erwünscht?). Man sieht also, hier fehlt es letztendlich am Ausdruck. Was mir, losgelöst von der expressionellen Gesamtwirkung aber gefallen hat, waren die intertextuellen Bezüge (wer Erich Kästner im Deutschunterricht nicht kennt, glaubt in Geschichte, er hätte die Autobahn gebaut, sehr schön). Das baut eine gewisse Tiefe auf, die aber durch gelegentlich auftretende, relativ flache Beleidigungen ("ihr seid der größte Scheiß") leider wieder sehr ungelenk auf das Thema Schmähgedicht verweisen. Gekonnt war natürlich auch, dass die Pointe bis zum Schluss aufgehoben wurde, wo dann auch die Jamben wieder stimmen, wobei, wie ich ja ansprach, die Schmähungen mehr auf einen Strohmann gefeuert wurden.
Metrisch fällt alles von einem Versmaß ins nächste, was eher auf Gedankensprünge als auf einen Spannungsbogen hindeutet. Inhalt und Metrik gehen also nicht recht zusammen und das stört den Lesefluss. Die Zäsuren sind mehrfach ungünstig gesetzt, z.B. gleich in der zweiten Zeile der unnötige Bruch mit dem Jambus. Im zweiten Vers, dritte Zeile reißt die doppelte Verneinung die Sinneinheit auseinander (nein,| er baute nicht die Autobahn. – ein nein zu viel). Das Enjambement in Zeile 17 ist offen gesagt eine Frechheit. Auch unnötige Silben hätte man für einen besseren Klang und Eingängigkeit kürzen müssen (verhauen statt hauen, besaufen statt saufen). Was zudem auffällt, ist die Verwendung von Adverbialausdrücken mit Substantiven (ganz und gar Hirnamputierte). Das mag der Form und einigen Vorbildern geschuldet sein, es klingt aber trotzdem nicht gut. Achja,- sofern "wart" in der fünften Zeile kein Stilmittel ist (was plausibel wäre), ist es ein Grammatikfehler.
Von der Gestaltung her ein schlichtes Gedicht, zu fadenscheinig für eine bunte und ausgefallene Gestaltung wahrscheinlich, aber zu AfD hätte einem vielleicht noch ein nettes Bild einfallen können. Auch die Strophen hätten zur Hilfe des Lesers etwas deutlicher abgegrenzt werden können. Da der Text weniger stilistische und onomatopoetische Elemente aufweist, trägt er nicht so recht das Gesamtbild, man hat den Eindruck, es fehlt noch etwas. Aber die Formalia sind erfüllt, bis auf die Entwaisung. Insgesamt, hauptsächlich für Leute, die noch wenig mit der AfD zu tun hatten ein ganz rundes Schmähgedicht, dass noch einigen Schliff in Ausdruck und Semantik vertragen kann. — BurschenmannEr.png -- Was tust du? Was hast du getan? 21:52, 13. Jul. 2016 (CEST)
  • Herrlich eingehaltenes Versmaß. Zwar wackeln die Kadenzen am rauschenden Bach, doch das ist irrelevant. Es ist eins A vorzutragen & Inhaltlich top. Orthographisch nahezu fehlerfrei und Objektiv gesehen ein Musterbeispiel für ein gelungenes Gedicht. Ich bin mehr der Mensch fürs Objektive, darum werde ich auch (fast) nur das Objektive bewerten, und Subjektiv hinten anstellen. Die Wortwahl lässt hier und da zu Wünschen übrig, aber die Reime passen in einander wie Schlüssel in Schlösser. Gute Arbeit! Nur das Thema fand ich etwas verfehlt, von der Titeleahl her. Ich verstehe, dass du dich auf die AfD berufst, aber das wird nicht sonderlich klar. Außerdem ist das lyrische Ich etwas zu verallgemeinernd und tritt erst sehr spät auf. Aber sonst alles soweit super!

TxAcc.jpg Xpg-Sic.png 21:52, 13. Jul. 2016 (CEST)

02 Der Ackermann mit Diverses:Parteienlandschaft in Deutschland

Burschenmann I.
Kategorie  Punkte 
Inhalt 13
Sprache 8
Form 1
Thema 1
Zeitlosigkeit 1
Gesamt 24
ChronosXpg
Kategorie  Punkte 
Inhalt 18
Sprache 20
Form 11
Thema 12
Aufbau 13
Gesamt 74

Kommentare

  • Ah ja, und hier kommt dann doch der Rundumschlag zur deutschen Politiklandschaft. Natürlich muss man bei so einem Gedicht aufpassen, dass es nicht zum Zustandsbericht für die politische Lage vom Mai 2016 wird, denn das will 2018 keiner mehr lesen. Faktisch ist das aber leider so, indem die Parteien weniger ihrem Charakter oder dauerhaften Strukturproblemen nach, sondern mehr ihren aktuellen Grabenkämpfen und Wahlprognosen á la Politbarometer bewertet werden. Schön wäre da bei der relativ klaren Struktur gewesen, wenn auch der Strophenaufbau inhaltlich klar gewesen wäre. Von der einleitenden Bemerkung, zum aktuellen politischen Geschehen (Programmatik), zur Charakterisierung und dann zur Abwertung. Diese Abwertung geschieht in Form von Wahlprognosen nach dem meist gleichen Schema (die wird nicht gewählt weil..., der wird nicht gewählt weil...) Nur lässt sich eben aus den einzelnen Strophenbestandteilen nicht immer schlüssig ersehen, warum die alle unwählbar sind. So drehen sich die SPD- und CDU-Strophe ja fast ausschließlich um den Kanzlerkandidaten und das Weiterregieren. Wenn man der politischen Debatte erst so nachreden muss, na dann hallo trumpianische Zustände! Außerdem lässt sich in der Strophenanordnung gar kein Schema erkennen. Schön abgeteilt sind sie ja, aber es erschließt sich nicht die Verteilung von Vierzeilern und Sechszeilern. Hat das was mit dem Wählerspektrum zu tun und wenn ja, ist das bei Umfragewerten von 10 - 12 % etwa Wunschdenken für die AfD? Na egal, der Schmähakzent scheint ja letztlich der Rundumschlag bzw. die Abkanzelung der derzeitigen Landschaft mit der Ankündigung zur Protestwahl zu sein. Sehnlich wünscht man sich da noch eine Strophe, was Kanzler Claus alles besser gemacht hätte. Regierung mit Zuckerstange und Peitsche? Wäre die EEG-Umlage für Großbetriebe zu Gunsten von mehr Lichterketten und Leuchtnasen gestrichen, wären die Löhne angehoben und das Rentieralter abgesenkt worden, wenn wir alle schön brav gewesen wären? Förderung von Einfamilienhäusern mit Kaminen in den Vorstädten, damit der Rauch aus den Ballungszentren abzieht? Was ist mit den Lohnnebenkeksen? Da wäre noch so einiges satirisches drin gewesen. So bleibt dieser inhaltliche Schwenk über die deutschen Parteien im Mai 2016 an der Oberfläche.
Wie wird die Abkanzelung der einzelnen Parteien aber durch das Versmaß unterstützt? Das ist eine ziemlich brisante Frage, denn offen gestanden erkenne ich kein Versmaß. Ich weiß nicht mal ob nur mit Macht angestrebt wurde, dass sich die Strophen reimen. Es klingt jedenfalls über weite Strecken wie ein Twitter-Kommentator, den unverhofft die Muse vergewaltigt hat. Bei Wörtern wie siegessicher würde vermutlich schon der erste Germanistik-Student einen Herzkasper kriegen. Metrik kann ich nicht wirklich erkennen, ich glaube, du hast das Gedicht nach dem Motto geschrieben: Die Silben feiern, wie sie fallen. Auch die Reime gehen bunt durcheinander, Kreuzreim, Paarreim, Wiederholung -( du hast nicht wirklich versucht, Griff und gewiss zu reimen? Das funktioniert doch nur mit Fraktur-Schrift!) Immerhin die Strophe mit den Grünen ist dir gut gelungen, da gibt es in der ersten Zeile sogar mal einen (fast richtigen) jambischen Blankvers. Auch das Enjambement passt da gut. Die Übertreibung zu attraktiv hätte dementsprechend aber sprachlich stärker hervorgehoben werden müssen, wenn die Zeile mit einer kurzen Silbe anfängt. Von den vielen unnötigen, kleinen Wörtern (nur, auch, ganz, damit (???)) und sinnentstellenden Kommafehlern (v.a. die zweite Zeile) ist aber wenigstens formalsprachlich kein Fehler drin, auch wenn ich mich frage, warum teilweise so herumgekünstelt werden musste (ihr herrlich Netz?). Das passt nicht so recht.
Insgesamt bleibt ein ernüchternder Eindruck. Den möchte das Gedicht aber ja vielleicht vermitteln? Das Schema der Pointe ist das Gleiche wie bei Diverses:Alles fadenscheinige Demokraten und hinterlässt nach einem stolpernden, eigentlich unlyrischen Werk doch wenigstens einen kleinen Aha-Effekt. Zusammen mit der fehlenden Zeitlosigkeit aber auch inhaltlich noch nicht wirklich die lyrische Perle der Miesmuschel. — BurschenmannEr.png -- Was tust du? Was hast du getan? 21:42, 13. Jul. 2016 (CEST)
  • Der rechte Flügel macht sich voll in Hemd. Ok. Als Österreicher hast du bei mir einen kleinen Heimvorteil. Vor allem, weil du ein Gedicht gegen die deutsche Politik geschrieben hast, was schon lange überfällig ist. Der Inhalt ist wohl durchdacht und gut zu Blatte gebracht. Du hast, wie andernorts schon erwähnt, eine gute Beobachtungsgabe und kannst dich sehe gewählt ausdrücken. Leider ist die Orthographie etwas auf der Strecke geblieben. Parreimschema ist ok soweit, auch wenn du dich mit Jamben und Trochäen abwechselst, was die Vortragbarkeit (tolles Wort) schwierig macht. Ich glaube, ich lasse meine Zahlen sprechen. — TxAcc.jpg Xpg-Sic.png 21:42, 13. Jul. 2016 (CEST)

03 Obsidian mit Diverses:Gedicht der SVP

Burschenmann I.
Kategorie  Punkte 
Inhalt 10
Sprache 10
Form 1
Thema 2
Zeitlosigkeit 5
Gesamt 28
ChronosXpg
Kategorie  Punkte 
Inhalt 18
Sprache 16
Form 8
Thema 15
Aufbau 13
Gesamt 70

Kommentare

  • Ein Schmähgedicht auf die SVP. Das hatten wir jetzt schon ein paar Mal hier oder? Natürlich bieten sich rechtskonservative Nationalisten auch in der Schweiz für eine Schmähung an, aber diese hier ist dafür recht kurz geraten. Das Gedicht entbehrt einer gewissen Überraschung, denn anders als bei der AfD sind die immer gleichen Parolen aus diesem dubiosen Bergland schon bald seit Jahrzehnten virulent. Blocher als Buhmann zu nehmen, ist daher schmähmäßig auch ziemlich abgedroschen. So wirkt denn das Gedicht recht lieblos abgehandelt: Kaum zwei Zeilen über Blocher, dafür aber fast sechs Zeilen auf seine Tochter. Ich kenne mich da nicht aus - ist das wirklich repräsentativ? Anstatt jedenfalls einigermaßen zeitlos zu erklären, was damit gemeint ist, werden Episoden aus politischen Ereignissen der letzten Jahre (?) zusammengestellt und das Ganze mit einem schnell kopierten Youtube-Link im Anhang zusammengepatscht; die denkbar schlechteste Lösung für die Darstellung aktueller Ereignisse. Sobald der Link mal verschwindet, weiß kein Mensch mehr, was gemeint war. Auch die Schmähung in den letzten Zeilen noch aus Sicht der SVP darzustellen wirkt nicht ausgearbeitet, denn aus dieser Perspektive ließe sich die Partei doch am besten durch den Kakao ziehen. Stattdessen werden mal kurz die Drecks-Jugos und das ganze Pack erwähnt - spricht da der Autor oder Herr Blocher? Gerade bei sowas sollte man nicht schludern oder nach dem Motto gehen: "Ihr wisst doch, was ich meine!"
Auch von Form und Versmaß her merkt man irgendwie, dass den Autor die Lust verlassen hat. Man kann nicht sagen, dass das Reimschema die inhaltliche Schmähung der SVP unterstützt. Warum kein Marschrhythmus wie einen Daktylus , der stellt doch diese Fanatiker viel besser dar, als ein (halb)jambischer Vers. Aber auch der wird nicht konsequent durchgezogen. Das ist an kleinen unnötigen Worteinschüben (und all die Menschen) überdeutlich. Teilweise sind die aber einem verständlichen Deutsch geschuldet. Da ist es natürlich ärgerlich, dass sowas: "Mit Methoden wie zu Hitlers Zeiten, will er seinen Weg beschreiten" nicht ins Versmaß passt. Andererseits gibt es auch Strophen nach dem Schema "Reim dich oder ich fress' dich", von denen ich mich frage, was sie eigentlich bedeuten sollen: "denn Englisch kann die Dame nicht, die "seven Thinking steps" sind ihre Pflicht." Macht sie die nicht anderen zur Pflicht? Sind sie nicht eher ihr Heiligtum, ihr Motto, ihr Motiv? Verstehe ich nicht. Dass sich zum Schluss fehlende Motivation bemerkbar machte ist schade und führt dann zu so etwas: "Mit der EU möchten sie nicht kooperieren, lieber wollen sie die bilateralen Verträge riskieren" Ey ey ey. In dieser Zeile stehen ja fast nochmal so viele Silben wie im ganzen Gedicht. Ich kenne zumindest kein Goethegedicht, das "Der bilaterale Vertrag" heißt. Frag dich mal, wieso. Weil der Ausdruck der letzten Zeile dann trotz einigermaßen wiederhergestellten Versmaßes ungelenk bleibt (hier war wohl "gehen nie vorbei" gemeint), denkt man, Pu und es verfliegt die Pointe im Nu'. So endet natürlich die Schmähung in einem entwaffnenden, kleinen Seufzer, der eher nochmal überarbeitet als gelesen gehört.
Insgesamt ein Thema aus dem sich vielmehr hätte machen lassen. — BurschenmannEr.png -- Was tust du? Was hast du getan? 21:42, 13. Jul. 2016 (CEST)
  • Ich nehme mal nicht an, dass du mit der Gedichtvorlage nicht umgehen kannst, und deshalb das Gedicht so deformiert wirkt. Hmm. Ich habe einiges zu kritisieren, aber auch zu loben. Zuerst mal: Beim lesen wirkte das Gedicht auf mich, als stündest du schwitzend vor einem Mikrofon und versuchest verzweifelt, einen alten Volksreim zu imitieren. Aber dennoch würde sich da eine gewisse Inbrunst heraushören lassen. Auf Metrum, Reimschema (Binnenreime) gehe ich mal nicht näher ein. Auch die Wortwahl ist manchmal etwas unglücklich gewählt. Außerdem zu viele Parataxen.
Aber dennoch hat dein Gedicht einen gewissen Charme. Es gefällt mir. Ich merke zwar: Viel Präzision haben wir wenig, aber dennoch bekommst du das, was du ausgedrückt haben willst, sehr gut hin. Und Vorträgen lässt sich das Gedicht, solange man das Tempo zwischen den Strophen etwas anpasst. Gut!

TxAcc.jpg Xpg-Sic.png 21:42, 13. Jul. 2016 (CEST)

04 Son Reis mit Diverses:Rezept: Tahina Auerhahn

Burschenmann I.
Kategorie  Punkte 
Inhalt 19
Sprache 17
Form 8
Thema 16
Zeitlosigkeit 15
Gesamt 75
ChronosXpg
Kategorie  Punkte 
Inhalt 14
Sprache 18
Form 14
Thema 11
Aufbau 23
Gesamt 80

Kommentare

  • Mmmmm, ein Erdohähnchen oder wie der Ossi sagt: ein Broildürüm. Die vielschichtigen Wortspiele und Sprachebenen machen dieses Rezept natürlich zu einem ganz besonderen Happen. Auf die Assoziation von Gockel als eitler Wichtigtuer mit dem Element einer Schusswaffe muss man erst mal kommen, ohne aus der Form eines Rezepts zu fallen (Kolben, Korn mit Öl). Unterschwellig wird auf diese Art jeder Charakterzug dieser Erdohahnfigur karkickerikiert: seine undemokratischen Einzelgängeraktionen in Religion- und Flüchtlingsfragen, seine altherrliche Herrschsucht und sein damit einhergehender inhuman scheinender Charakter. Sprachlich wird hier eine regelrechte Dynamik vorm Leser aufgebaut. Erdogan, der eitle Pfau, sitzt im verschlossenen Haus, während das Weltgeschehen an ihm und seinen Problemen vorüberzieht. Das ist besonders da deutlich, wo es um die Aufnahme von Flüchtlingen geht (3. Strophe "Fremde kommen, Fremde geh'n, doch keiner bleibt zum Essen." und drittletzte Strophe "Mit vollem Bauch nun sitzt er dort,..."). Dabei wird der große Terrroristenbekämpfer, Reformer und politisch omnipräsente Supermann plötzlich zum dummfeisten Biedermann erklärt, der im Grunde die Außenpolitik nur für sein eigenes Wohl ausschlachtet. Allegorien runden diesen Eindruck ab, wie "hält den Schwanz schon in der Hand oder "Dazu Orangen und Oliven" für sein Pascha- und Machogehabe. Die Böhmermann-Sache schwingt natürlich auch ständig mit, indem eben Erdogan oft selbst der Gegrillte und der Grillende ist, der nochmal ordentlich Fett auf seine halbgare Schmähung reibt. So ambivalent kann dann auch ein dickes Fell gesehen werden. Anspielungen in diesem Gedicht sind so zahlreich, dass ich mir bei manchen nicht mal sicher war, ob ich sie wirklich durschauen konnte (ist mit Billal der getötete IS-Aktivist aus Hamburg gemeint?). Man kann den Text immer wieder lesen und findet ständig irgendwas Neues. Jedenfalls wird hier der Wahnsinn der türkischen Außenpolitik anspielungsreich und äußerst feinsinnig in einem surrealen Szenario geschmäht.
Ob du dir metrisch dabei genauso sicher warst wie im semantischen Bereich? Einiges kommt mir dann doch spanisch vor, z.B. Zeile 12/3 "Hier ist doch grad der Ofen an - hmm, das hat er wohl vergessen." abgesehen vom überflüssigen hmm frage ich mich, warum ausgerechnet Erdogan den Ofen vergessen haben soll? Man weiß, was du meinst, aber es kommt nicht gut rüber. Bei der Metrik sieht man dann doch zu klar die Schwächen. Es wäre wirklich keine schwere Kost gewesen, die Silben auf das Schmährezept abzustimmen und etwas mit dem Jambus herumzuspielen bzw. auf die Kadenzen zu Gunsten der Silbenlänge zu verzichten (du wechselst ja auch mal das Versmaß auf Trochäus, warum also keinen Daktylus). Bei "gleich geht's nun endlich los" kommt ja der hinausschiebende Aspekt allein sprachlich durch die ganzen kurzen Wiederholungen und Redundanzen zu Stande, aber eine bessere Wirkung gäben hier lange Silben, die das Zögern auch lyrisch deutlich machen. So wie es da steht, irritiert das Staccato des Versmaßes eher an dieser Stelle. Dass du die Metrik vernachlässigt hast, zeigt sich auch in etlichen Strophen, in denen du entweder grundlos vom Kreuzreim-Schema abweichst oder den Wechsel von Drei- und Vierhebern nicht durchhälst. ("Denn wenn's nicht schmeckt, verteilt er Prügel, nagelt Frau und Hahn gleich an die Wand".) Solche poetischen Schnitzer setzen natürlich die Rezitationsfähigkeit herab und machen das ganze weniger locker. Hier besteht noch Verbesserungsbedarf in einer ansonsten sehr scharfzüngigen, politischen Hausmannskost, die auf elegante und doch recht feurige Art mit Erdogans Politik ein Hühnchen rupft. — BurschenmannEr.png -- Was tust du? Was hast du getan? 22:18, 13. Jul. 2016 (CEST)
  • Ahh, wunderbar. In meinen Augen eines der kreativsten Werke heute. Es stellt sich zwar die Frage, warum der Auerhahn gekocht wird, doch das kann man auch als Metapher sehen. Also, mal sehen... Metrum... Deutlicher Kreuzreim, abab-Schema wird durchgezogen. Super! Humor... Auch vorhanden, wenn auch etwas verstreut. Banaler Humor? Check! Inhaltlich, Thema passend? Jawoll!
Ich habe wirklich kaum etwas zu kritisieren. Strophe 4 et 5 klingen holprig, besonders die fünfte ist nicht gut vorzutragen. Wahre Wunder wirken winzige Wörter wie: "wohl", "als", "echt", "stark"; aber das passt schon! Guten Appetit mit dem Tahina Auerhahn, obgleich es ein paar Punkte Abzug gibt, da es kein wirkliches Rezept ist. Schade. — TxAcc.jpg Xpg-Sic.png 22:18, 13. Jul. 2016 (CEST)

05 Timbouktu mit Diverses:Auf meinen Schoß, du Heulsuse!

Burschenmann I.
Kategorie  Punkte 
Inhalt 15
Sprache 15
Form 18
Thema 10
Zeitlosigkeit 17
Gesamt 75
ChronosXpg
Kategorie  Punkte 
Inhalt 16
Sprache 20
Form 10
Thema 13
Aufbau 18
Gesamt 78

Kommentare

  • Eine direkte Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Anlass dieses Contests aus der Perspektive des lachenden Dritten. Handwerklich ist das, mit einigen Abstrichen, gut gemacht, inhaltlich bin ich da eher geteilter Ansicht. Der Mittelteil mit Böhmermann allein genommen mit der letzten Strophe wäre goldverdächtig. Mit einer geradezu naiven Ansicht, als hätte es den ganzen medialen Zirkus nicht gegeben, kommt jemand daher und meint zu Böhmermann "also echt, was schreibst du denn da für Texte?" Noch besser wäre es gewesen, wenn hier eine Gedichtanalyse im Gedicht gefolgt wäre, um zu zeigen, wie unsinnig das alles ist, was der Böhmermann da gemacht hat, am besten noch mit der Behauptung, dass man Erdogans Position voll und ganz verstehen kann. Hätte, wäre, wenn - denn leider besteht der andere Teil des Gedichts, wie ja auch der Titel verrät, aus einer quasi moralischen Verständigungspredigt, das auf ein patriarchalisches "Vertragt euch, wir alle machen Fehler!" hinausläuft. Das wirkt irgendwo gefährlich verharmlosend, relativierend und so gar nicht satirisch. Vielleicht soll in der Verharmlosung gerade der bizarre Aspekt liegen, ist aber nicht so toll, gerade weil mit dem Abschwenken vom quasi apologisierten Erdogan in den letzten drei Strophen (das doppelte fast) wieder so eine versteckte Böhmermann-Glorifizierung einsetzt, wie in jedem Regionalblatt dieser Tage.
Handwerklich ist das Gedicht unfraglich gut. Vom Versmaß her geht mir zwischen überwiegend verwendeten Jambus und Trochäus zu viel durcheinander, zumal ständig überzählige bzw. zu lange Silben an den Strophen hängen, um sie in den Reim zu pressen: "Er wirft ihm vor, er ficke Ziegen" - der lange Plural als Spondeus am Ende sorgt dafür, dass die Ziegen den leichten Lesefluss kaputtmachen. Allerdings ist es auch schwierig, mit Ersatz zu arbeiten, weil durch den Konjunktiv ungenaue Substantivierungen und Silbenmonster vermieden werden (nennt ihn einen Ziegenficker o.ä.) Es ist also Meckern auf hohem Niveau, aber zuweilen doch ganz schön vertrackt. Am besten ist hier der Böhmermannteil, der geniale Jambische Vierheber in Reinform bietet. Bestes Beispiel: "Und damit zu Jan Böhmermann: Schaust du dir deine Texte an?" Das hätte Wilhelm Busch Theodor Storm nicht besser fragen können. Auch die Stilmittel passen hier zueinander. Diese ständigen rhetorischen, parataktisch gereihten Fragen bzw. die fortwährende Wiederholung des "unds" liest sich wie ein einziger nörgelnder Schwall aus Vorwürfen, der durch die Enjambements (Z.B. T 2, Str. 3, Zeile 1) auch sehr gut miteinander zusammenhängt.
Poltern tut es beim Versmaß v.a. im ersten Teil, wo teilweise semantisch ganz schöner Blödsinn steht, um dem Reim gerecht zu werden ("So komm nur her, mein Präsident, Tayyip Erdoğan, der zu mir rennt" - warum muss der hier rennen?). Allerdings wird man dabei auch entschädigt mit Versen von lustvollen Ziegen und "sogenanntem" Menschenrecht. Der dritte Teil ist schon deswegen nicht so gut wie der zweite, weil es hier plötzlich von Paarreim auf Kreuzreim geht, was Inkongruenzen im Lesefluss verursacht. Aber auch hier entschädigt letztlich eine geniale letzte Strophe.
Insgesamt eine zeitlose Schmähschmähung, die lyrisch noch einigen Schliff braucht und mir zu patriarchalisch daherkommt, zumal dadurch die darin enthaltene Satire verwässert wird. — BurschenmannEr.png -- Was tust du? Was hast du getan? 22:18, 13. Jul. 2016 (CEST)
  • Gesundheit! Dieses Werk hat es in sich. Kreative Gesamtkonzeption und innovative, aktuelle Wortanwendungen. Gefällt mir! Ich habe das Gefühl, dass du zwischendurch etwas vom Thema abgewichen bist, aber das macht nichts. Das Ende war überraschend, kurz und prägnant. Ebenfalls ein Plus gibt es für das durchgezogene Linkformat, à la erste Zeile. Doch kommen wir zum Versmaß. Die erste Strophe klang schon etwas holprig. Der Text ist im aabb-Paarreimschema verfasst, allerdings brichst du in der letzten Strophe des zweiten Vers damit und machst ein aaaa - Gedudel. Im großen und ganzen sind die Reime solide gewählt, doch bei männlichen/weiblichen Kadenzen kannst du dich nicht entscheiden.
(Einsilbig: Hut-Wut = männl. Zweisilbig: Wilder-Bilder = weibl.).
Des Reimes Willen verzichtest du nicht einmal auf eine Wortwirderholung, was mich an einen Binnenreim denken ließ. Du bleibst nicht durchgängig bei bei der Verslänge, sondern variierst. Vers 1 hat 7 Strophen, 2 hat 4 & 3 hat 5? Das ist ungewohnt.
Inhaltlich top, humorvoll auch sehr gut. Lediglich an an deiner Lyrik kann man etwas aussetzen, doch insgesamt ein außerordentlich gutes Werk. — TxAcc.jpg Xpg-Sic.png 22:18, 13. Jul. 2016 (CEST)

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