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Spiegelwelten:Kommando RL

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Unter dem Namen Kommando RL operierte im Spätsommer und Herbst 1800 (OZR) eine Gruppe von 12 Geheimagenten, allesamt Brüder der Familie Dutzendzwölf, die schon so viel Hervorragendes für ihr Vaterland geleistet hatten, in ganz Ozeanien, vornehmlich aber in Amerikanien, um die Vorgänge über das gemeldete Attentat an John F. Kennedy und seinem Clan aufzuklären und gegebenenfalls zu sühnen. Das Geheimkommando war mit den allergrößten Vollmachten versehen, unter anderem mit der Lizenz zum Kielholen sowie der nur in äußerst seltenen Fällen erteilten Lizenz zum Hinrichten nach Schnellgerichtsverhandlung im Namen des friedliebenden Volkes von Aquanopolis.

Über die Bedeutung des Codenamens RL ist viel gerätselt und gemutmasst worden. Wer den Kleinen Führer Örg jedoch näher kannte und um seine kleine Schwäche für seinen Erzkontrahenten JFK wusste, konnte nur auf eine Bedeutung für RL tippen: Rotlocke!

Die Mitglieder des Kommandos RL (allesamt bereits kampf- und spezialkommandoerprobt) bildeten in der Summe ihrer Fähigkeiten eine Ansammlung von nie vorher dagewesener körperlicher und intellektueller Kampfkraft. Unterstützt wurde dieses Konglomerat aus Intelligenz, Heldenmut und Vaterlandstreue durch etliche, zum Teil völlig neue Waffen und taktische Geräte aus den Labors von Ingenieur Sax, ergänzt um Transport- und Kommunikationstiere aus den Züchtungen Agaton Mars sowie die allgemeinen strategischen und taktischen Operationsregeln, wie sie etwa in den Bänden 34/I und 34/II der Gesammelten Werke des Kleinen Führers auch für den militärischen Laien nachzulesen sind.

Im einzelnen waren am Kommando RL beteiligt:

  • Zobelbart Dutzendzwölf: operative Gesamtleitung
  • Grumbartsch Dutzendzwölf: Waffenmeister
  • Trunkwart Dutzendzwölf: chemische Kampfstoffe
  • Ginsbolz Dutzendzwölf: Luftaufklärung
  • Helmholdt Dutzendzwölf: Marinekampftechnik
  • Flönzbart Dutzendzwölf: militärische Sonderaufgaben
  • Frölzlieb Dutzendzwölf: militärische Sonderaufgaben
  • Schnurrhelm Dutzendzwölf: psychologische Kriegsführung und Landeskunde
  • Flundbartsch Dutzendzwölf: militärische Sonderaufgaben
  • Hangwart Dutzendzwölf: Koch
  • Windbold Dutzendzwölf: Kommunikationstechnologie
  • Absalon Dutzendzwölf: Desinformationstechnologie

Im Folgenden sind die Aufzeichnungen von Zobelbart Dutzendzwölf, dem Kommandierenden der Eliteeinheit Dutzendzwölf und auch Einsatzleiter des äußerst gefährlichen und auf Leben und Tod gehenden Kommandos RL, allen interessierten und wahrheitsliebenden Bürgern zur Kenntnisnahme wiedergegeben.

Erste Aventiure: Kriminelles in Key Largo

Da unser Geheimdienst ernstzunehmende Hinweise darauf hatte, dass angeblich die Asche des Kennedy-Clans an einen Sammler in Florida (Alte Welt, USA [Reich des Bösen]) verkauft worden war, musste und konnte nur dieser Sündenpfuhl und Hort des Lasters der Ausgangspunkt unserer gefährlichen und diffizilen Ermittlungen sein. Durch ein Portal zur Alten Welt machten wir Zwölf uns, zusammen mit einigen Kampf- und Lastenplesiosauri, auf nach Florida.

Robinson, Verkörperung des American Dream und Sammler bizarrer Preziosen, doch diesmal übers Ohr gehauen!

Dank ausgezeichneter Vorarbeiten durch die Detektei Archer&Spade aus Frisco wussten wir, dass es sich bei diesem ominösen Sammler um einen gewissen Edward G. Robinson handelte, einen ehemals Schiffbrüchigen, der sich vor vielen Jahren vor einem dieser berüchtigten Hurrikane nur mit letzter Not auf die Insel Key Largo hatte retten können, die er dann aus Dankbarkeit zu seiner Heimat machte. Später war er als Veranstalter von Abenteuerurlauben zu Vermögen gekommen und mittlerweile auch Besitzer der weltweiten Kneipenkette Pup Robinson. Diese schrille Erolgsgestalt des American Dream also hatte in einer Versteigerung die angeblichen sterblichen Überreste sämtlicher Kennedys erworben, die nun, verteilt auf etliche Silber- und Goldpokale, die Kaminsimse seiner Residenz Eddies Ranch zierten.

Die Jahreszeit war günstig. Im Schutze einer dunklen Hurrikannacht (gerade tobte sich das Sturmtief Diana mit Spitzenböen von gut und gerne 500 Meilen/Sanduhr aus) tauchten wir mit unseren Plesis kurz vor dem Strand von Eddies Ranch auf. Um die blutrünstige amerikanische Küstenwache vollends zu täuschen, hatte ich mich fürs Anlanden als Der alte Mann und das Meer getarnt und ruderte ein halbleckes Boot an Land, an dem außen, als Thunfisch getarnt, mein Bruder Grumbartsch angebunden war. Unser tollkühner Trick gelang und im Heulen des Sturmwindes brachen wir einen Holzladen auf, drückten eine Scheibe ein und drangen ins Haus.

Verfluchte Detektei Archer&Spade!! Von den drei Rottweilern, die uns direkt ansprangen, hatte nichts im Dossier gestanden. Gottlob gehört Pfefferspray zur Standardausrüstung, sodass Grumbartsch und ich jeder mit einem halben Liter Blutverlust und einem gehörigen Schrecken davonkamen. Ohne uns lange um die niesenden Hunde zu kümmern, nahmen wir aus jedem der Pokale eine kleine Aschenprobe und verschwanden auf demselben Weg, auf dem wir gekommen waren, nur mit dem Unterschied, dass ich mich nun als Thunfisch, Grumbartsch hingegen als Alter Mann und das Meer tarnte.

Kaum an Bord unseres Leitplesiosaurus, schickten wir an Jack Bauer vom CSI Miami per Satellitentomographie unsere Aschenproben. Jack, der uns aus früheren Zeiten noch einen Gefallen schuldig war, ließ das ganz ganz große Programm mit seiner Mannschaft laufen und bereits nach 23 Minuten hatten wir die knallharten Fakten auf dem Tisch: sämtliche Aschenproben waren tierischen Ursprungs und, den Beimischungen nach zu schliessen, bei irgendeinem Voodoo-Bockmist im Hinterschuppen einer Hühnerfarm im Grenzgebiet Amerikanien-Bushland irgendwann zwischen 23:50 und Mitternacht vor exakt 7 Tagen, also bereits vor dem angeblichen Tod Kennedys, entstanden. Bravo Jack, viel besser hätten wir die Analyse auch nicht durchführen können!

Nun, wir jedenfalls wussten, was wir wissen wollten und bereits vorher gewusst hatten: die ganze Johnson-Geschichte mit der Einäscherung und Versteigerung war ein großer Bockmist und Edward G. Robinson, der Trottel, war böse übers Ohr gehauen worden. Unser Auftrag war erfüllt und unter den letzten Heulern von Hurrikan Diana machten wir uns durch das Portal zurück in unsere Heimat Ozeanien.

Kleines Zwischenwagnis

Krypto-Rubbel-Geheimkarte aquanopolitanischer toter Briefkästen (vor dem Rubbeln)

Winbold und Helmholdt vollführten in der Zwischenzeit ebenfalls einen kleinen strategischen Meisterstreich. Durch eine schnelle Plesiosauruseinheit in die südliche Südsee, östlich von Lipari gelangt, landeten sie in der meisterlichen Tarnung originaler Südseefischer an den Gestaden des Liparischen Eilandes. Durch unseren Geheimdienst wussten wir nämlich, dass dort die Hauptgruppe der Vereinigten Amerikanensischen und Wanne-Eicklerischen Widerstandskämpfer ihre Flüchtlingslager strategische Kommandozentrale eingerichtet hatten. Zwar hatten weder Winbold noch Helmholdt je einen Wanne-Eickler Flüchtling gesehen, doch schlossen sie messerscharf, dass gerade der Flüchtling in der Fremde, von bitteren Heimwehgefühlen übermannt, am ehesten daran zu erkennen ist, dass er im Übermasse alten heimatlichen Traditionen nachgeht. Folgerichtig machten sich die beiden aquanopolitanischen Agenten auf die Suche nach hellhäutigen sonnenbrandgeschädigten Kurzhosenträgern, die, in jeder Hand eine Bierdose, lallend oder rülpsend durch die Gegend torkelten. Nach zwei Pleiten (ein Trupp Dunkeldeutsche im Starkbierrausch sowie eine Horde proseccobenebelter Gayländer, die offenbar nach der UM ihre Reisegruppe verloren hatten, waren irrtümlich ins Raster des Kommandos RL geraten) war der dritte Kontakt ein Treffer. Gutturales Rülpsen, durchsetzt von "Weissu noch, in die zweite Halbzeit, dat 3:1 woll ..." und ähnliche Gesprächsfetzen ließen in beiden Agenten die Gewissheit emporsteigen, am Ziel der Suche angelangt zu sein. Nach kurzer Vorstellung und Legitimation überreichten sie den Wanne-Eickler Freiheitshelden eine getarnte Krypto-Rubbel-Geheimkarte, auf der sämtliche toten Briefkästen Ozeaniens aufgezeichnet sind, die regelmäßig vom aquanopolitanischen Geheimdienst geleert werden. Einer Kontaktaufnahme unter strengster Geheimhaltung zwecks Koordinierung gemeinsamer Pläne im Kampf gegen Leberzirrhose-Norbert und Buerlecithin-Johnson steht somit nichts mehr im Wege.

Zweite Aventiure: Die Spione, die aus dem Nassen kamen

Nach den kühnen und überaus erfolgreich verlaufenen Auftaktaktionen hieß es nun, weitere handfeste Beweise für das verbrecherische Komplott um die Ermordung Kennedys zu finden. Und das bedeutete, nun würde es wirklich gefährlich werden. Aktionen hinter den feindlichen Linien haben ja stets einen ganz eigenen Reiz. Einen Auftrag fürs Vaterland im Hinterkopf, dabei die Genfer Konvention im Nacken und die feindlichen Häscher stets auf den Fersen: kein Zuckerschlecken, selbst für uns alte Haudegen nicht. Gottlob waren wir aber mit den weitreichendsten Vollmachten ausgestattet, die je ein aquanopolitanisches Kommando erhalten hatte. Und in der Tat begannen wir unsere zweite Aventiure auch genau damit, uns zunächst darüber klar zu werden, dass wir, nach dem Kleinen Führer selbstredend, wohl die derzeit mächtigsten Männer ganz Ozeaniens waren: Lizenz zum Kielholen (und bei Neptun, wir hatten nicht vor, diese Option ungenutzt verstreichen zu lassen), Lizenz zum Totmachen im Namen des friedliebenden Volkes von Aquanopolis (nun ja, dies wollten wir nur im äußersten Notfalle ausnutzen), dazu diese ganzen großartigen Neuerungen aus den Waffenschmieden von Mars und Sax. Wir alle waren freudig gespannt, als wir uns in der Nacht des dritten Einsatztages der bushländischen Küste näherten.

Bushlandischer Strand bei Nacht, Infrablauaufnahme mit der Sax500 (Brennweite 280mm)

Da wir die Gewissheit hatten, seeseitig auf starke amerikanensische Abwehrsperren zu treffen, hatten wir uns entschlossen, als harmlose Kürbiserntearbeiter getarnt zu Fuß die bushländisch-amerikanensische Grenze zu passieren. In Bushland schlief alles tief und fest, als wir kurz nach Mitternacht zu Acht an Land gesetzt wurden. Kein Strandwächter weit und breit zu sehen, was uns zunächst wunderte, sich aber bald darauf aufklärte. Ginsbold war es, der auf ein großes, in den Sand des Strandes gerammtes Schild stiess, auf dem in Großbuchstaben stand: "Bushland!! Öffnungzeiten werktags 6 bis 18 Uhr, Sonntags ab 10. Ausserhalb der Öffnungszeiten Betreten allerstrengstens verboten. Der Zollminister" Nun, wir konnten auf solch völkerrechtliche Kleinigkeiten keine Rücksicht nehmen und schlichen rasch den Strand hinan. Kein leichter Weg, in völliger Dunkelheit und mit unserer schweren Ausrüstung. Nach zwei Kilometern schwenkten wir dann nach Osten Richtung bushländisch-amerikanensischer Grenze, die wir, leicht außer Atem, gegen 3 Uhr morgens erreichten, völlig plangemäss. Der Erfolg unseres Unternehmens beruhte nämlich, neben dem Zufall und dem puren Glück, vor allem auf exaktester Planung und minutiösester Ausführung. Wie nicht anders zu erwarten, war auch die Landgrenze auf bushländischer Seite völlig unbewacht, amerikanensischerseits hörten wir, in Abständen von je 200 Schritt, die amerikanensischen Wachtposten schnarchen. Raffinierterweise schlichen wir genau in der Mitte zwischen zwei solchen Posten über die Grenze ... und schwupps, standen wir auch schon in Feindesland! Die restliche Zeit der Nacht marschierten wir strammen Schrittes weiter ins Land hinein, und erreichten kurz vor Sonnenaufgang die Landstrasse nach Newburyport.

Wer steckt hinter dieser Botschaft?

Hier erwies sich wieder einmal die überlegene Brillanz der auf den Örgschen Desinformationstheoremen basierenden Kunst aquanopolitanischer Agententarnung. Inmitten der vielen anderen Landarbeiter, Erntehelfer und Kürbispflücker sowohl bushländischer als auch amerikanensischer Herkunft fielen wir 12 so wenig auf wie ein weiteres Sandkorn am Strand von Heldenbucht. Im Gegenteil, unsere ausgehöhlten Kürbisse, in denen sich unsere geheime Ausrüstung befand und die wir als Rucksack trugen oder auch einfach auf dem Kopf balancierten, machten uns dermassen unauffällig, dass sich viele andere staunend nach uns umdrehten. Scharfäugig lauerten wir auf die erste Postkutschenstation, die des Weges lag und das Glück des Tüchtigen war uns hold: der Gabilan Mountains-Express, ein Zwölfspänner, kam bereits nach einer knappen Viertelstunde Wartens. Wir zahlten mit Stockfisch und einem Krug Tüfel, einer im Grenzgebiet durchaus gängigen Währung, und machten es uns in der zweiten Klasse, sprich auf dem Dach der Kutsche bequem. Die Reise schien schier endlos, doch endlich erreichten wir das Ufer des Great Rivers. Ein wenig außerhalb des kleinen Weilers, in dem die hiesige Kutschenstation lag, fanden wir einen jener prachtvollen Bäume, für die jene Gegend berühmt ist. Eingedenk der strengen Ermahnung des Kleinen Führers, Sitten und Gebräuche der Ureinwohner zu beachten, da jene möglicherweise als Verbündete im Kampf gegen die Johnsontyrannein gewonnen werden sollten, vollzog Schnurrhelm zunächst einen Ritus zm Aus- bzw. Umzug der Baumgeister, bevor wir noch zwei Ableger nahmen und an einer geschützten Stelle einpflanzten. Erst dann fällten wir eine jener gewaltigen Sequoia sempervirens, wie sie dort wachsen, und bastelten uns ein nach Plänen von Ingenieur Sax stromschnellenoptimiertes Höchstgeschwindigkeitkanu. Und dennoch, die ganze Zeit fühlten wir uns beobachtet und richtig, während wir das Boot beluden, schwirrte ein Pfeil durch die Luft und mit lautem Plop spiesste er eine Botschaft (deren Unterschrift zweifellos echt war) an die Bordwand.

Schnell ließen wir das Kanu zu Wasser und machten uns aus dem Staub. Heissa, war das nun ein Reisen. Durch die menschenleere Mannschaft schossen wir pfeilschnell den Grand River hinunter, wählten den nördlichen Flussarm und erreichten so ungefährdet die Gegend von Old York. Dass wir auf einem dermassen raffinierten Umweg uns Newburyport nähern würden, konnten unsere amerikanensischen Gegner keinesfalls ahnen, weshalb wir uns auch völlig sicher fühlten. Nach einem anstrengenden Fußmarsch erreichten wir endlich Old York, wo wir uns sofort auf den Weg zum Flughafen machten. Von hier wollten wir nun per Luftweg nach Newburyport. Da nicht auszuschließen war, dass der amerikanensische Geheimdienst von einem achtköpfigen Kommando doch irgendwie Luft bekommen haben könnte, griffen wir wieder einmal zu einer Paradelist aus dem Arsenal der Örgschen Verwirrungs- und Veschwurbelungstaktiken: wir teilten uns in zwei Vierergruppen und während meine Gruppe im Zeppelin auf der linken Seite sass, drückten sich Helmboldt und seine Männer auf der anderen Seite in die Sitze, wo sie sofort vortäuschten, tief zu schlafen. Genial, wie sie auf original bushländisch schnarchten und ihre Tarnung perfektionierten. Gegen morgen erreichten wir endlich Newburyport.

Dritte Aventiure: Free Joe Blindworm

Als nächstes stand nun die Befreiung von Joe Blindworm auf unserem straffen Zeitplan. Blindworm, dieser arme Bursche, der, ob nun zufällig oder als geplantes Bauernopfer, ins Visier der Staatsmaschinerie geraten war und einer leichtgläubigen Welt als Kennedy-Mörder verkauft werden sollte. Die arme Sau von Blindworm saß im Zentralgefängnis von Newburyport, nicht gerade ein San Quentin State Prison, aber auch nicht so leicht zu knacken wie eine Puppenstube. Unser diesbezüglicher Plan musste daher von allerhöchster Güte sein, sekundengenau und jedweder Eventualität Rechnung tragend: ein typischer Aquanopolis-Plan also.

Diese kurze Stunde zwischen Morgengrauen und wirklichem Tagesbeginn, in der der Mensch, zwar wachen Auges und rührigen Armes, jedoch mit trägem Geist noch halb im Traumreich haftend sich in einem luziden Zustand beobachtender Halblähmung befindet, genau diese Stunde wollten wir nutzen für unseren Schlag gegen das amerikanensische Gefängniswesen. Helmboldt, Schnurrhelm, Absalon und ich, verkleidet als Angestellte des altehrwürdigen Newburyporter Bestattungsunternehmens Peace&Evergreen Broth. (Funerals since 1745), klopften gegen 6 Uhr 12, kurz nach Schichtwechsel, an der großen eisenbeschlagenen Pforte des Gefängnisses. Zu je zweit trugen wir einen großen Sarg zwischen uns. Der Torposten, ein typisch amerikanensischer pfiffiger Bursche, frug alsgleich nach unserem Begehr und zeigte sich ob der perfekt gefälschten Vollmacht mit Johnsons Präsidentensiegel und Analphabeten-Krakelunterschrift, die wir ihm unter die Nase hielten, sehr beeindruckt. "Probeliegen!!" sagte ich ihm.

"Ja wie gezz, Probeliegen?" "Na, Probeliegen halt!! Der Killer, dieses Blindwormschwein, diese Sau. In seiner übergroßen Gnade und auf Bitten von Blindworms Mutter hat unser ehrwürdiger Mr. President gestattet, dass Blindworm vor seiner Hinrichtung Probeliegen darf. So eine Ewigkeit unter der Erde kann ganz schön lange dauern und da will man es ja schließlich etwas komfortabel haben." Diese aufklärenden Worte Absalons überzeugten den Wachtposten offenbar völlig und bereits wenige Minuten später befanden wir uns vor Blindworms Zelle. Ein Blick durch die Guckluke bestätigte mir meinen schon lange gehegten Verdacht. Blindworm schlief und lutschte am Daumen ... an seinem linken Daumen!! Das war der Beweis! Joe Blindworm war Linkshänder! Aus Pietätgründen (wer liegt schon gerne Probe in seinem Sarg, wenn die halbe Welt zuschaut) verblieben die uns begleitenden Wachleute auf dem Zellengang, während wir uns der Pritsche Blindworms näherten. Ich hielt ihm schnell ein mit Atemfrisch getränktes Tuch vor die Nase und nach drei Atemzügen war Blindworm ohnmächtig (ein perfekter Kampfstoff, den Agaton Mars da aus dem Trikot von Ben Schweißi extrahiert hat, welches wir nach dem UM-Spiel gegen Scoutopia im Trikottausch erbeutet und alsogleich an unsere Geheimlabors weitergeleitet hatten). Wir verstauten das Leichtgewicht Blindworm in einem der beiden Särge, aus dem wir eine Menschenattrappe statt seiner malerisch unter den Decken auf seiner kargen Bettstatt drapierten.

Mit tiefernsten Gesichtern, den uns nunmehr verbliebenen einen Sarg zu Viert davon tragend, verliessen wir die Zelle. "Der Delinquent möchte die letzte Nacht in seinem neuen Möbel schlafen" erklärte ich den Wachtposten, die verständnisvoll nickten. Und als ich an alle Wachsoldaten noch Geschenkgutscheine von Peace&Evergreen verteilte, hatten wir vollends das Vertrauen dieser guten Seelen errungen. Ungefährdet verliessen wir mit unserer wertvollen Fracht das Gefängnis, luden den Sarg auf den schwarzen, dezent mit Tannengrün geschmückten Räderkarren, den wir, nach sanfter Überredung, von einem tatsächlichen Leichenverscharrer geliehen hatten, und zogen, vergnügt ein Lied unser Lieblingsgruppe, der Superbande KraftZwerg pfeifend, in unseren Schlupfwinkel, der Kapelle des Armenfriedhofes von Newburyport, wo wir in aller Ruhe die Ankunft unserer zweiten Einheit abwartetet, die mit einem nicht minder wichtigen Auftrag ebenfalls in Newburyport unterwegs war.

Neuerliches Zwischenwagnis

So ist die Kugel geflogen. Und deshalb ist Blindworm unschuldig!

Unterdessen waren meine Brüder mit der Beschaffung des Beweismaterials der sogenannten Warren-Kommission beschäftigt. Wie es sich für dermassen wichtige Beweißtücke gehört, lagen sie allesamt im Spind eines gewissen John Turtletaub, Sergeantenanwärter im Einsatzstab von Earl Warren, neben einer Tüte Grillanzünder, schmutzigen Unterhemden und einer Fankutte der Angry Elks. Zutritt zu den Umkleideräumen hatten sich die Teufelskerle durch einen Trick verschafft, der einfach immer klappt: nur kurz mit ihren Leserausweisen der Bürgerbibliothek AquaPolis wedelnd, waren sie am Revierwachhabenden Theodor Kojak vorbei durch die Schranke marschiert, leise aber mit dramatischer Betonung murmelnd "Innenrevision!! Spindkontrolle aller Sergeantenanwärter!", woraufhin Kojak nur noch erleichtert salutierte, heilfroh, dass nicht die Spinde der höheren Ränge und somit auch seiner zur Kontrolle anstanden (nicht nur, dass ihm die vielen Pin ups ein wenig peinlich hätten werden können, die innen an seiner Spindtüre pappten, nein, viel mehr Kopfschmerzen hätten ihm die drei Kisten mit MP3-Playern und Navi-Systemen bereitet, die, entgegen Technologieverbotes, nur darauf warteten, gegen entsprechendes Entgelt unter die Leute gebracht zu werden). So schnell, wie sie das Revier betreten hatten, waren meine Brüder auch wieder draußen, einen Wäschesack mit den wichtigen Materialien mit sich führend. Und während Sergeant Erster Klasser Th. Kojak noch stramm stand, holten meine Brüder bereits das Letzte aus ihren Kutschpferden heraus, sodass sie nur kurz nach uns in der Kapelle eintrafen.

Das weitere Vorgehen war klar. Durch ein semipermeables Faxportal sandten wir sämtliches Beweismaterial, vor allem die Flugskizze der Todeskugel, an Jack Bauer in Miami, der uns aus früheren Zeiten noch einen Gefallen schuldig war. Jack ließ sein Team wieder das ganz ganz ganz große Programm fahren und bereits nach 23 Minuten hatten wir die erwartete Antwort: ein solcher Kugelweg wie von der Warren-Kommission ermittelt, konnte nur von einem 1.78 Meter großen Rechtshänder verursacht worden sein, und dies auch nur bei erreichter Volljährigkeit und ausreichendem Schiesstraining. Das war der Beweis!! Joe Blindworm war erst 17, und er war Linkshänder und, was das Wichtigste war, er war nur 1.76 Meter groß!! Die Warren-Kommission hatte also gelogen! Doch warum? Und wer steckte hinter diesen Machenschaften?

Vierte Aventiure: Hooolt Kiiieeel die Sau

Das kleine Besteck für Befragungen auf See: der Querkielholer.

Eine intensive Befragung von Joe Blindworm brachte uns folgende zusätzliche Erkenntnisse. Erstens: Joe Blindworm war strunzdumm, ein Ausbund an nervtötender Dämlichkeit, aber in tiefster Seele ein herzensguter Junge. Zweitens: Joe Blindworm hatte in jener Nacht etwas gesehen. Mit seinem funkelnagelneuen Luftgewehr im Arm hatte Joe sich nämlich zum Zeitpunkt des Attentates im Hof der Spinnerei herumgetrieben, um Nachtigallen zu schiessen (irgend jemand hatte diesem Tölpel offenbar eingeredet, wenn man sich beim Singen eine Nachtigallenzunge unter die eigene legt, so würde jedes Liebeslied an die Angebetete mit dermassen unwiderstehlicher Macht zu Herzen dringen, dass man alsbald am Ziel seiner Wünsche sei) und hierbei war er beinahe einem vierköpfigen Trupp äußerst grobschlächtiger Uniformierter in die Arme gelaufen, die, mit noch rauchenden Flinten in den Fäusten, in großer Eile über die Elmo Street rannten, vorbei an der Kutsche mit dem Kennedysiegel. Blindworm, von hinter einem Stoffballen, konnte einige Gesprächsfetzen auffangen, so z.B. "Du Orchid, lass uns den Karren holen, damit wir die Leichen fortbringen können". Kurz nachdem die unheimlichen Gestalten im Dunkel verschwunden waren, tauchte ein weiterer Unbekannter auf, diesmal ein einzelner, von Blindworm als "groß wie ein Bär und mit einem Bauch wie ein Fass" beschriebener vierschrötiger Geselle, der einige scheinbar leblose Gestalten von der Fahrbahn zerrte und zunächst hinter einigen Bretterstapeln verbarg. Kurz darauf erschienen wieder jene vier amerikanensischen Soldaten und rannten laut gestikulierend durcheinander, als sie die vermeintlichen Leichen nicht mehr vorfanden. "Orchid, hier herüber, sie müssen hier im Hof sein" hörte Blindworm noch, bevor er, um seine eigene Haut zu retten, den Rückzug nach Hause antrat, wo er nur wenige Stunden später verhaftet wurde.

Nun, das klang alles mehr als interessant. Orchid hieß also einer der Attentäter. Orchid, vermutlich selbst in diesem Land der Absonderheiten kein allzu häufiger Name. Und in der Tat, noch in derselben Nacht brachen Trunkwart und Flundbartsch in das Rathaus von Newburyport ein, wo sie tatsächlich ein Namensregister aller Einwohner der Stadt fanden. Ha!! Da prangte der Name des Gesuchten, in all seiner tintenschwarzen Unschuld: Orchid Isnogood Ravenhurst, wohnhaft Hangmans Lane 31, Newburyport. Eigenständig, wie von Mitgliedern der Familie Dutzendzwölf nicht anders zu erwarten, erstatteten Flundbartsch und Trunkwart gar nicht erst Bericht, sondern suchten sofort die Hangmans Lane auf, eine heruntergekommene Gasse in einem der weniger vornehmen Teile Newburyports. Hausnummer 31 gehörte zu einem windschiefen einstöckigen Holzhaus, aus dessen offenem Laden im ersten Stock das sägende Schnarchgeräusch eines seinen Vollrausch ausschlafenden Trunkenbolds drang. Im Nu waren meine beiden Brüder ins Haus eingedrungen. Einen nützlichen Sack fanden sie in der Küche und Helter die Skelter war Orchid, denn er genau war jener schnarchende Trunkenbold, zu einem hübschen Paket verschnürt, welche die beiden Pfiffikusse nun schulterten und blitzgeschwind in unser Hauptquartier brachten. Für die folgende Befragung mussten wir mit gewisser Geräuschkulisse rechnen, sodass wir beschlossen, sie zu Wasser durchzuführen. Alle acht, mitsamt Orchid und unserer Ausrüstung im Gepäck schlichen wir durch die nachtdunklen Straßen Newburyports hinunter zum Hafen, wo ich kurz meine Unterwasserpfeife ins Meer tauchte und das Signal blies (übrigens ein hübsches kleines Rondo von W.A. Mozart, wie überhaupt alle unseren akustischen Signale auch höheren ästhetischen Ansprüchen genügen). Schon hörten wir die Plesis heranrauschen, die uns mitsamt unserer wertvollen Geisel rasch bis außerhalb der 5-Meilen-Zone brachten.

Es ist immer wieder faszinierend, wie so ein bisschen Kielholen die Beredsamkeit fördern kann und längst vergessen Geglaubtes auch dem Verstocktesten in alter Frische, als wäre es erst gestern gewesen, wieder zu Bewusstsein bringt. So auch bei Orchid. Zunächst markierte er den Harten, den Amerikanensier, doch als wir ihm die Instrumente zum Querkielholen zeigten, wurde er sichtlich eine Spur blasser. Und beim Anblick des großen 4-Sitz-Längskielholers brach ihm original amerikanensischer Wachgardistenschweiß aus. Um auch nicht den geringsten Zweifel an unserer Entschlossenheit aufkommen zu lassen, schnallten wir ihn auf den Kielholer, und zu dem von uns 12-stimmig intonierten Shanty "Hooolt Kiiieeel die Sau" ließen wir Orchid einmal längs unseres größten Kampfplesis die Schönheiten der Unterwasserwelt genießen und, nach einem kurzen Luftjapser, das Ganze gleich noch einmal!

Phantombild des Stiefels des Auftraggebers des Attentates.

Der Rest der Befragung erwies sich daraufhin als ein wahres Kinderspiel und wurde nur durch die Geschwindigkeit begrenzt, in der wir mitstenographieren konnten. Orchid jedenfalls sang schöner und schneller als jede amerikanensische Nachtigall. In der Tat war er mit vier Kumpanen in höherem Auftrag Ausführender des Attentates auf die Kennedy-Kutsche gewesen. Als sie jedoch später die Leichen zum Abtransport nicht mehr vorfanden, vertuschten sie aus Angst vor ihrem Auftraggeber, einem "hohen Tier", diesen Verlust. Stattdessen schlachteten sie ein paar umherstreunende Hunde und sonstiges Gekräuch, zündeten ein Feuer an und berichteten später, sie hätten die Leichen allesamt verbrannt. Auf die Frage, wer das "hohe Tier" denn sei, stammelte Orchid immer wieder "Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht" und auch repetitives Kielholen brachte diesem Lied keine neue Strophe, sodass wir ihm schließlich glaubten. Immerhin hatten wir aus ihm herausbekommen, dass der große Unbekannte einen Cowboyhut trug, den er tief in die Stirn gezogen hatte, als er den Auftrag zum Kennedymord erteilte und dass er "so seltsame Cowboystiefel getragen habe, mit so einem seltsamen eingebrannten Muster". Nach Orchids Angaben fertigte Hangwart, der nicht nur ein hervorragender Koch, sondern auch ein begabter Zeichner ist, ein Phantombild der Stiefel. Und in der Tat, das sollte mit allen Seeteufeln zugehen, wenn wir den Träger dieser auffälligen Stiefel nicht irgendwie würden ausfindig machen können.

Per Botendelphin schicken wir eine Kopie an unsere Schiffsverbände, die irgendwo auf See, inmitten der Nebelbänke des heimatlichen Ozeaniens seit Tagen auf Vergeltung lauern für den Angriff auf unsere Heimat, für die Zerstörung Bella Vistas. Vermutlich wird eine Flugblattaktion in Amerikanien gestartet werden, um weiteren Aufschluss über diese ominösen Cowboystiefel zu erhalten.

Fünfte Aventiure: Dies also ist des Teufels Fuß

Gegen Mittag des Folgetages, wir waren mittlerweile zu Zwölft an Land gegangen (Orchid hatten wir als Schwerverbrecher zur weiteren Aburteilung als Galionsfigur an einen der Plesis gebunden), diesmal in der Tarnung nordhebridischer Seeleute, hatten wir alle unsere neuen Posten bezogen. Vor jedem der 12 Newburyporter Schusterläden hatten wir je einen von uns postiert, lässig an eine gegenüberliegende Hauswand gelehnt, den Südwester tief in die Stirn gezogen und von Zeit zu Zeit einen dicken Strahl pechschwarzer Kautabakspucke aufs Straßenpflaster speiend, kurz gesagt, wir waren waren wieder einmal ein Ausbund an perfekter Tarnung im Feindesland.

Schnurrhelm war es, dem das Glück des Tüchtigen diesmal hold war. Wie er uns später berichtete, lief auf einmal mit lautem Rufen und eines der mittlerweile zu Tausenden abgeworfenen Flugblätter in der Hand schwenkend, ein dickbezopftes Schulmädel aus der Gasse in die Schusterwerkstatt, und durch das halboffene Fenster bis auf seine gegenüberliegende Gassenseite konnte Schnurrhelm die Worte hören: "Vater, Vater, du wirst berühmt!! Hier, das auf dem Bild sind doch die Stiefel, die du für den alten Herrn Johnson, der letzte Woche seinen Hundersten gefeiert hat, angefertigt hast!"

Mehr musste ein geschulter Agent wie Schnurrhelm gar nicht hören. Im Eiltempo klapperte er unser aller Standorte ab und bereits wenige Minuten später waren wir wieder am Hafen, wo wir uns, ohne auf die großen Augen der Umstehenden zu achten, sofort vom Kai ins Hafenbecken stürzten. Mit wenigen hundert Tauchzügen waren wir vor der Hafenmole, wo unsere Plesis uns erwarteten. Diese Nachricht würde einschlagen wie eine Bombe im Hauptquartier. Nicht nur, dass wir durch List und Tücke dem aquanopolitanischen Staat die ausgelobte Riesenbelohnung erspart hatten, nein, dass Johnson selber nun bewiesenermassen der Drahtzieher des misslungenen Attentates war, das würde unsere Armeeleitung sicher brennend interessieren. Unser schnellster Postdelphin, mit einer Zusatzportion Haifischleber doppelt willig gemacht, durchpflügte im Eiltempo das Meer. Nach Lipari sandten wir eine Singheuschrecke, denn auch die dortigen Freiheitskämpfer sollten alsbald die frohe Kunde vernehmen!

Unsere Mission im Feindesland war beendet. Unsere eigentliche Mission. Doch war es für uns selbstverständlich, sofort zu unserer Einheit, der Elitetruppe Dutzendzwölf, zurückzukehren, um an den weiteren Entwicklungen Teil zu haben. Hier jedoch ereilte uns, schneller als von uns allen erwartet, bereits nach allzukurzen Tagen der Ruhe, neuerlich der Ruf des Vaterlandes, eine Anschlussmission, diesmal im Vereinigten Königreich Wanne-Eickel durchzuführen.

Sechste Aventiure: Im Reich des Bösen

Es ist immer wieder ein herrliches Gefühl, durch eines der vielen Portale Ozeanien zu verlassen oder zu betreten. Bei mir beispielsweise entsteht dann jeweils so ein elektrisches, von der Nase durch die Stirn bis unter die Schädeldecke sich spiralisierendes Kribbeln, wie wenn man eine zu große Portion scharfen Meerrettich auf der Zunge hat. Ziel Wanne-Eickel hieß es diesmal also. Aufgrund der Machtverhältnisse bedurften wir da keiner sonderlichen Tarnung, so dass es mehr unsere Freude am Kostümieren war denn agentische Notwendigkeit, dass wir, mit Aktentaschen unter dem Arm, in feine Zweireiher gewandet und mit frisch geputzten Oxfords an den Füssen, morgens um 10 am Schlagbaum Charlie standen und den Boden des VKWE betraten. Unsere Feuer-Brigade in Old York hatte gute Arbeit geleistet und den korrupten Bankern noch einen gut Teil wichtiger Papiere entreissen können, bevor sie ein Opfer der Flammen hatten werden können. Nicht zu glauben, wieviel Grund und Boden des VKWE sich bereits in den gierigen Klauen von Rocka Fella befunden hatte. Wir jedenfalls hatten so einige Papiere in unseren Taschen, die nun uns als die rechtmässigen Eigentümer etlicher Häuser, Kioske, Kneipen und Dixieklos des VKWE auswiesen.

Wir begannen unsere Arbeit am Emscher Kirchweg 9, einer einstöckigen Bruchbude, vormals im Besitz eines gewissen Horst Schimanski. Ruckzuck trieben wir eine Handvoll Leute aus dem Haus, Schimanskis Mutter, Frau und Kinder offenbar, und drückten ihnen ein paar Gutscheine für das Wanner Bahnhofshotel in die Hand. Ein kurzer Blick auf die statische Grundstruktur des Hauses, ein kleiner Sprengsatz hier, eine hübsche Granate dort und, nach einem fidelen Stoß in Windbolds Signalhorn, sprengten wir diesen ästhetischen Schandfleck kurzerhand in Grund und Boden. In den noch rauchenden Trümerhaufen rammten wir eine Holztafel, auf die ich mit großen Buchstaben schrieb: "Hier wohnte der Ankerhagen-Klon und Schwerstverbrecher H. Schimanski!"

Weiter ging es. Als nächstes suchten wir "Werners Schnitzelpalast" auf, der laut Unterlagen ebenfalls uns gehörte. Der Schnitzelpalast erwies sich als ein ausgebauter Wohnwagen auf einem Parkplatz an der Emscher, vor dem ein paar runde Stehtische unter verblichenen Sonnenschirmen standen. Nach unseren Informationen sollte hier des Öfteren Ruplack zusammen mit Ankerhagen ein zweites Frühstück, sprich vier Flachmänner, vier Pilskes und einmal Pommes-Schranke, zu sich genommen haben. Werner erwies sich zunächst als typisch mundfauler Ruhrpöttler und murmelte auf unsere höflichen Nachfragen nach dem Aufenthaltsort von Ruplack und Ankerhagen nur etwas in seinen Bart. Unser Koch Hangwart machte sich alsgleich nützlich, sprühte die Sonnenschirme ein wenig mit Grillanzünder an und versuchte, auf diese Weise ein wenig mehr Licht in die Sache zu bringen. Im lodernden Schein seiner Schirme sahen wir deutlich die Blässe in Werners Gesicht steigen, hörten aber noch immer kein verständliches Wort hinter seinem Bart hervorquellen. Zu fünft zogen wir Werner daraufhin aus seinem Schnitzelpalast, Hangwart deponierte eine hochprozentige Rumtorte in der Mikrowelle des Imbisses und stellte die Zeituhr auf 20 Sekunden. Ob nun Werner nicht bis 20 zählen konnte oder die Sache bis dahin für eine Aktion der versteckten Kamera gehalten hatte, ich weiß es bis heute nicht. Tatsäche ist jedoch, dass ihm nach exakt 23 Sekunden die Tränen in Strömen über das Gesicht liefen, als er seinen Schnitzelpalast wie ein Osterfeuer prasseln sah. Aus dieser Heulsuse war nun nichts mehr herauszubekommen. Wir ließen ihm 100000 Dollar aus dem RFFC da und machten erst mal eine kleine Mittagspause.

Es gibt doch nichts schöneres, als an einem lauen Spätsommertag, einen Grashalm zwischen den Lippen und auf dem Rücken liegend, inmitten friedlicher Schrebergärtchen ein kleines wohlverdientes Nickerchen zu machen. Als ich mich das zweite Mal von links nach rechts drehen wollte, fiel mein Blick auf etwas, was mich sofort elektrisierte! Auf dem Rasen des Schrebergärtchens stand ein Glas, halbvoll mit Bier, und an seinem Rand empor reckten sich ein halbes Dutzend Schnecken. Nahezu im Eiltempo kletterten sie das Glas hinauf um alsdann auf der anderen Seite ein jähes Opfer ihrer Biergier zu werden: abgestürzt und elend ertrunken in einer immer schaumiger werdenden Ekelbrühe. Hmmm ... mein Konstrukteursgehirn fing sofort an zu arbeiten. Parbleu, das müsste gehen!! Auf genau diese Weise müsste sich eine Wanne-Eickler-Falle bauen lassen!! Direkt nach dem Mittagsschläfchen kauften wir in einem Baumarkt eine Hüpfburg, die wir zunächst aufpumpten und alsdann konstruktiv ein wenig optimierten. In die Mitte stellten wir ein leeres, ca. 4 Meter hohes Fass, außen herum an den Rand der Hüpffläche postierten wir mehrere Trampolins, sodass, mit ein wenig Geschick und dem genügend Durst im Rachen, ein Minimum an Koordinations- und Zielfähigkeit vorausgesetzt, jeder Wanne-Eickler durch einen kühnen Sprung vom Trampolin ins Fass hinein, von dort jedoch niemals mehr hinaus gelangen konnte. Als Geruchsfalle setzten wir die Whiskysorte ein, mit der bereits Buerlecithin Johnson Ruplack an die Grenze gelockt hatte. Mit vier bunten Lichtergirlanden hübschten wir die ganze Konstruktion noch ein wenig auf, und eingedenk des alten Spruches "wat nix kost, is auch nix", hingen wir noch ein Schild an den Eingang: "Zielspringen, nur für echte Kerle. Erster Preis: Schnipopi mit Wodka-Limo. Drei Sprünge nur ein Euro!" Danach legten wir uns erst mal wieder hin und warteten den milden Sommerabend ab.

"Gezz jehts los ... gezz jehts los ...", bei dem Lärm konnte nun wirklich niemand länger schlafen. Es war aber auch ein wirklich prächtiger Anblick, diese blinkenden Lichter, eine Mischung zwischen Weihnachtsmarkt und Großalarm in einem Kernkraftwerk. Und wer da so lauthals gröhlte und seinen Euro ein ums andere Mal ungeduldig in die Luft warf, war, ich traute meinen Augen kaum, tatsächlich Ruplack!! Oder einer seiner Doppelheinis, von denen ja angeblich in diesem verflixten Land jeder Königspalästler derer gleich mehrere besitzen sollte. Das konnte uns aber wurscht sein, da wir ohnehin die ganze Bagage einzusammeln gedachten. Ich kassierte den Euro, gab der verdächtigen Gestalt noch einen Eintrittsstempel auf den Handrücken, und Flönzbart mimte den Hilfesbereiten, indem er dieser ruplackähnlichen Kreatur beim Besteigen eines der Trampoline behilflich war. Erstaunlich, was Whiskydurst in manchen Menschen(?) für Kräfte freisetzen kann. Dieses Jammerwesen, dem man optisch kaum zugetraut hätte, ein halbvolles Glas Wasser drei Meter weit zu balancieren, ohne den gesamten Inhalt zu verwackeln, entwickelte auf dem Trampolin ein wirklich erstaunliches Maß an Geschmeidigkeit. Eins ... zwei ... und drei ... und schon war dieser Springinsfeld auf mindestens 5 Metern Höhe, und zack ... mit seinem vierten Sprung segelte er tatsächlich ins Fass hinein. Wir hörten noch einen dumpfen Aufprall, dann ein glückseliges Kichern und das satte Ploppen, welches immer dann entsteht, wenn ein Korken aus einer Flasche besonders edlen Inhaltes gezogen wird.

Tja, dumm gelaufen, wie man in der dortigen Gegend gerne sagt. Das besonders Edle am Flascheninhalt war eine kleine Dosis Tetrapentamonohexadianyl, ein schnell wirkendes Betäubungsmittel aus den Labors von Agaton Mars. Wir machten das Fass erst mal zu, piekten mit einer Gartenharke ein Loch in die eine Seite der Hüpfburg, sodass das Fass sich, exakt wie berechnet, leise zur Seite neigte und von uns bequem zur nächsten Grenzstation gerollt werden konnte. Wir mögen wohl einen etwas seltsamen Eindruck hinterlassen haben, 12 elegant gekleidete Businessmen, denen die Weltläufigkeit und internationale Noblesse ins Gesicht geschrieben stand, die ein großes Fass vor sich herrollten. Wir ließen uns jedoch nichts anmerken und noch vor Mitternacht hatten wir das VKWE wieder verlassen und wurden von einem der aquanopolitanischen Zeppeline aufgenommen.

Siebente und letzte Aventiure: Psychoterror

Verfluchte Genfer Konvention, verdammte Bürohengste! Kaum gefangen mussten wir Ruplack auch schon wieder einem internationalen Komitee übergeben. Und mehr noch, wir bekamen offiziell die Order, unsere Suche nach Ankerhagen und seinen Clonen einzustellen. Offiziell wohlbemerkt. Was soviel hieß wie, inoffiziell lief die Suche natürlich weiter. Nur konnten wir leider nicht jeden gefundenen Clon an Ort und Stelle seiner gerechten Strafe zuführen, indem wir ihn beispielsweise mit Plastiksprengstoff abfüllten und sprengten, oder auch einfach in 12 Stücke rissen, kopfüber in die Erde rammten oder sonstwie den Bösewichtern der Welt zur Abschreckung auf möglichst plakative Weise vom Hies- ins Jenseits beförderten. Stattdessen mussten wir uns mit vergleichsweise harmlosem Psychoterror begnügen. So begleiteten wir beispielsweise einen Ankerhagenclon zwei Wochen lang auf sämtlichen öffentlichen Wegen, indem wir große Schilder schwenkten auf denen Sprüche standen wie "Führer befiehl, wir folgen". Zum Ende der ersten Woche verlor der Bursche seine Arbeit, am Ende der zweiten Woche sprang er entnervt mit einem Kasten Bier um den Hals gebunden von einer Brücke in die Emscher! Zur Feier machten wir an diesem Abend ebenfalls ein Fass auf.

Einen anderen dieser widerlichen Unholde trieben wir in den Wahnsinn, indem wir, wie im Märchen vom Hasen und dem Igel, jeweils immer einen von uns ihn entgegen kommen liessen, egal wann und wo auch immer er ging. Und als er eines Morgens in den Badezimmerspiegel schaute, natürlich ohne zu bemerken, dass wir in der Nacht die Wand aufgestemmt hatten und ich ihm statt seines Spiegelbildes schläfrig durch ein Loch in der Wand aus der Nachbarwohnung entgegenblinzelte, nahm der arme Teufel sein Rasiermesser und entleibte sich stante pede vermöge einer gekonnten Kehlenschlitzung. Auf diese Art hätten wir am Ende sicherlich alle dieser Kanaillen bekommen, wenn, ja wenn nicht der Kleine Führer in einem Anfall seiner für uns Laien so unverständlichen politischen Geniestreiche uns die Order zur Rückkehr nach Aquanopolis erteilt hätte.

Aber der Kleine Führer wäre nicht der Staatsmann und Weltenlenker, der er ist, wenn er nicht auch hierin seine langfristigen Pläne konsequent verfolgen würde. Denn die Worte, die er mir zuflüsterte, als er mir, stellvertretend für unser Kommando, einen Geheimorden an die Brust heftete, lauteten: "Die Welt vergisst, Gott verzeiht, aber beides niemals Aquanopolis!!"

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Sommer des Schreckens

Staatsstreiche, Wahlmanipulation & Militärschläge: Chaos in den Spiegelwelten!
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